Titel: | Neuerungen in der Erzeugung der verschiedenen Papiersorten. |
Autor: | Alfred Haußner |
Fundstelle: | Band 324, Jahrgang 1909, S. 118 |
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Neuerungen in der Erzeugung der verschiedenen
Papiersorten.
Von Professor Alfred Haußner,
Brünn.
Neuerungen in der Erzeugung der verschiedenen
Papiersorten.
Gefärbte Papiere.
Schon im Holländer kann für die Farbe des werdenden Papieres vorgesorgt werden: im Stoff gefärbte Papiere. Der Farbstoff ist, meist
unter Zuhilfenahme von „Beiden“ an die Einzelfasern zu heften. Die
bezüglichen Methoden, insbesonders die Benutzung- der modernen Teerfarbstoffe in
ungeheurer Mannigfaltigkeit, sind wohl insgesamt dem Kapitel „Färberei“
zuzuweisen. Ganz interessant ist ein aufgetauchter Vorschlag, farbige,
beziehungsweise gefärbte Füllstoffe im Holländer zu gebrauchen. F. Haenle (D.R.P. 127972) setzt dem Stoff im Holländer
oder in der Bütte trocken oder mit Bindemitteln metallische Niederschläge zu, 11 m
Bronzepapiere zu erzeugen.
Textabbildung Bd. 324, S. 118
Fig. 1.
Textabbildung Bd. 324, S. 118
Fig. 2.
Im Stoff gefärbte Papiere erhält man auch auf Mehrsiebmaschinen, wenn in die
bezüglichen Tröge oder Bütten die gefärbten Fasern eingetragen und zu Papier in
bekannter Weise geformt werden, wobei gleich oder verschieden gefärbte Bahnen
vereinigt werden können. Aber auch folgendes ist möglich. Man erzeugt auf einem
Zylinder eine volle Bahn, auf einem anderen Zylinder nur Bahnstreifen, falls es
gewünscht wird, auch verschieden begrenzte Figuren dadurch, daß durch entsprechendes
Verdecken von Siebteilen nicht das ganze Rundsieb wirksam wird. Dieso entstehenden
Streifen o. dgl. (D.R.P. 126701) gautscht C. Blunk auf
die volle Bahn und erhält dadurch gemusterte farbige Papiere. Die Rheinische Akt.-Ges. für Papierfabrikation arbeitet
gemäß DRP. 137540 so, daß verschiedene Bahnen zusammengeklebt und mit einer
ungleichstarken dünnen Deckschichte überklebt werden. Die Farben der ersterwähnten
Bahnen scheinen dann verschiedenartig durch und rufen ein besonderes Aussehen
hervor.
Die Farbwerke vorm. Meister Lucius & Brüning in
Höchst arbeiten nach D.R.P. 157361 derart, daß auf das in Bildung begriffene Papier
(auf der Papiermaschine) andersfarbiges, fertiges Papier in kleinen Teilen von
beliebiger Form aufgebracht wird. Dabei darf die feuchte, weiche Papiermasse nicht
mehr so viel Wasser enthalten, daß die aufgebrachten Teilchen versinken, diese
sollen nur im weiteren Laufe der Bahn innig eingebettet werden.
Nach D.R.P. 165989 arbeiten die genannten Werke so, daß aus einem Stoffauflaufkasten,
oberhalb des sonst gewöhnlich angeordneten Langsiebes auf die Bahn, welche auf jenem
entsteht, nicht genügend aufgeschlossener gefärbter, oder ungefärbter Papierstoff in
stark verdünntem Zustande geleitet und vereint mit der nach gewöhnlichem Verfahren
erzeugten Bahn weiter verarbeitet wird.
Kuno Franz färbt, beziehungsweise marmoriert auf der
Papiermaschine in der Weise (D.R.P. 162166), daß er rösche Zellstoffe zu einer
Papierbahn gestaltet, Solche Stoffe sind in der Naßpartie oberflächlich nicht glatt,
sondern mit Erhöhungen und Vertiefungen versehen. Läßt man nun knapp oberhalb ein
mit Farbe getränktes Tuch an der Papierbahn so schleifen, daß nur die erwähnten
Erhöhungen gestreift werden, so nehmen diese Farbe auf, welche wegen des noch
bedeutenden Wassergehaltes im Papiere verläuft, Flecken auf farbigem, oder weißem
Grunde, eine Art Marmorierung erzeugt, welche durch die nachfolgende Wirkung der
Saugkästen und der Vordruckwalze fixiert wird. Ph.
Nebrich (D.R.P. 162928) marmoriert so, daß von unten, durch die Maschen des
Langsiebes hindurch mit Spritzvorrichtungen Farbe angeschleudert wird, welche auf
der Bahn Flecke mit verschwommenen Rändern hervorruft.
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Fig. 3.
Gegenüber dem altbekannten gewöhnlichen Verfahren für marmorierte Papiere nehmen G. Monsch und H.
Kückenhöner den Farbeteppich von der Oberfläche der tragenden
Grundflüssigkeit (D.R.P. 143348) durch eine Rolle ab. Hierfür ist die
Grundflüssigkeit mit dem Farbeteppich in einem Troge a,
Fig. 1 u. 2, so hoch
eingefüllt, daß die seitlichen Absätze b gerade
erreicht werden. Auf diesen kann die Walze d mit einem
bei f aufgeklemmten Papierüberzug e rollen. Hierbei wird der Farbeteppich weitaus
sicherer abgenommen, als dies mit dem Auflegen eines Papierblattes nur von Hand
möglich ist. Nach D.R.P. 145613 erzeugen die genannten Erfinder den Farbeteppich
dadurch, daß die Marmorierschicht durch Aufspritzen einer mit Dammarfirnis
angerührten Oelfarbe hervorgerufen wird.
Textabbildung Bd. 324, S. 119
Fig. 4.
Wiede's Papierfabrik färbt (D.R.P. 126700) beiderseits
die fertige Bahn in folgender, prinzipiell einfachen Art. Fig. 3. Die Bahn p gelangt über die
Leitwalze l zwischen die beiden Farbwalzen o und u. Dadurch daß l höher liegt als die Berührungsstelle der Farbwalzen,
bildet sich vor o ein Zwickel, in welchem sich etwas
Farbe aus dem Zufluß z sammelt, während der Ueberschuß
seitlich ab und in den Trog f fließt. Aus diesem
entnimmt u bei der Drehung Farbe und gibt sie an die
Unterseite der Bahn ab, während oben durch den erwähnten und in der Figur
ersichtlichen Farbezwickel gefärbt wird. Die Bahn p
zieht dann, beiderseits gefärbt, weiter, kann allenfalls bei b gestrichen und dann später getrocknet werden. Wird die Arbeit
unterbrochen, so senkt man f mit der Leitwalze l, nachdem auch der Farbzufluß abgesperrt wurde.
Dadurch ist es möglich, bei Unterbrechungen die Papierbahn trocken in Schwebe zu
halten.
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Fig. 5.
Auch in der Papierfärbung wird das Verfahren durch Zerstäuben der Farbe, etwa mit
Preßluft, wofür z.B. Ingenieur A. Serenyi in Berlin
handliche Apparate liefert, benutzt. M. Krause leitet
z.B. einen Farbestrahl (D.R.P. 130603) gegen einen Prellkörper und abprallend von
diesem, gründlich zerstäubt, auf die unterhalb befindliche Papierfläche. Um die
Farbe rasch zu fixieren, werden leicht verdunstende Lösungsmittel für dieselbe
genommen.
L. Zeyen arbeitet vollständig trocken. D.R.P. 162432.
Fig. 4. Die Papierbahn e gelangt zwischen den Transportwalzen d über
allenfalls durch Rohranschlüsse c mit
Heizdampfgespeiste hohle Tische b. Aus Trichtern f fällt auf die Bahn Farbstoff, welcher durch die
Reibungswalzen g in das Papier gerieben wird. Die
Reibungswalzen g werden nämlich von einer Zentralwalze
h aus mit so bedeutender Geschwindigkeit gedreht,
daß ihre Umflächen der Papierbahn stark voreilen, also tatsächlich die Oberfläche
derselben kräftig reiben und daher um so sicherer Farbe oberflächlich auftragen
werden, als dieselbe Arbeit sich beliebig oft über diesen Tischen b in Fig. 4 viermal,
wiederholen kann.
C. Kohlbach bronziert Papier nach den D.R.P. 141629,
150437 und 156200 in eigentümlicherweise. Er streut Bronzepulver aus einem
zylindrischen mit Streulöchern versehenen Behälter, in welchem auch das Pulver durch
mit Schrauben betriebenen Vorrichtungen verteilt wird, auf das Papier. Dabei kann
man Hülsen über den Behälter schieben, um nach Wunsch die Vorrichtung auf bestimmte
Längen öffnen oder schließen, die Streubahn nach der Bogenbreite einstellen zu
können. Uebrigens gibt es auch gewisse basische Farbstoffe (Teerfarbstoffe) und
sulfonierte Farbstoffe, durch deren Auftragen metallischer Bronzeglanz erzielbar
ist. D.R.P. 162649 von L. Casella.
A. Koebig verwendet (D.P.R. 134211) zum Auftragen von
Farbe eine ähnliche Walzenfärbe Vorrichtung, wie sie in Fig. 3 skizziert worden ist. Dabei kann auch vor dem eigentlichen
Farbeauftrag vorher mit Leimlösung getränkt werden, um den Farbeaufstrich besser
haften zu lassen.
W. Scriba druckt und prägt eine Papierbahn (D.R.P.
130747) folgendermaßen (Fig. 5). Die Bahn gelangt
von der Rolle a um die harte Prägewalze b an die Umfläche der Gegenwalze c aus einem solchen Stoff, daß sich das Muster von b in die Oberfläche von c
dauernd einläuft. Deshalb wird die Papierbahn zwischen c und b geprägt, wandert dann weiter und
gelangt zwischen c und Walze d hindurch um c und die Leitwalze e bei f zum Abzug. Die
Walze d ist auf einem Grundkörper g mit einem elastischen Ueberzug versehen, welcher
unmittelbar bei der Berührung mit c Eindrücke annimmt,
diese aber nach Aufhören des Druckes wieder rasch zurückgehen läßt, also wird d am größten Teil seiner Umfläche glatt sein. An der
Umfläche von d sind so viele Farbwerke h angebracht, als verschiedene Farben aufgetragen
werden sollen. Die Druckwalzen h haben genau denselben
Umfang, wie die Prägewalze b, sind hart, besitzen aber
nur jenen Musterteil graviert, welcher gerade durch sie gefärbt werden soll. So
druckt jede Walze h ihren Musteranteil auf die
elastische Walze d, welche die Farbe an die Papierbahn
bringt und sie dort, nach richtiger Einstellung, an die richtigen Prägestellen
abgibt. Der gravierte Zylinder b erhält somit niemals
Farbe. Dieser heikle Teil braucht also auch keine fortwährende Reinigung.
Textabbildung Bd. 324, S. 119
Fig. 6.
J. Brammertz druckt und prägt (D.P.R. 148406) Tapeten
nach folgendem Prinzip. Fig. 6. Die Bahn a kommt um die Leitwalze b
an den großen Zylinder c. Sie empfängt Farbe durch die
Druckwalzen d in Färbevorrichtungen d, e, f. Hierauf gelangt das Papier um die Walze g an die Umfläche von h
und wird zwischen den Walzen g und h geprägt, worauf die Bahn neuerlich an den großen
Zylinder c kommt und durch weitere Druckwalzen d mit Farbe versehen werden kann, um dann die Maschine
in der Nähe des Einlaufes zu verlassen.
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Fig. 7.
Wieder in anderer Weise arbeitet C. Schoening nach den
D.R.P. 148531–148533 und 151186. Fig. 7. Die
Papierbahn e läuft um die große Trommel d und wird durch Reibung mitgenommen. Gefärbt wird
durch die Walze c, welche aus einem Farbtroge durch die
Walzen a, b Farbe zugeführt erhält. Die Walze c kann nun von einer gemusterten Walze f berührt werden, welche entsprechend dem Muster Farbe
von c abnimmt, so daß c
auf das Papier e mit stärker und schwächer eingefärbtem
Umfange drückt und daher auf e eine Farbenmusterung
erzeugt. Man kann nun an f einen Zylinder, analog d, legen und zwischen diesem und f eine zweite Bahn durchführen, welche auch mit
Mustern bedruckt wird. Sonst müßte wohl für entsprechende Reinigung von f vorgesorgt werden. Die Druckwalze c kann nach den Erprobungen sowohl mit elastischem
Ueberzug, wie auch mit starrer Oberfläche ausgeführt werdenDie Münchner Tapetenfabrik F. Fischer druckt Tapeten mit gedrehten
Steinwalzen.. Die nach diesem Verfahren mit wenig Farbe
versehenen Papierstellen trocknen so rasch, daß man ganz wohl in demselben
Arbeitsgange an jene Stellen andere Farben aufdrucken kann.
Im D.R.P. 157125 sorgt Schoening dafür, daß bei
Drucktrommeln, welche mit leichtflüssiger Farbe arbeiten, Abtropfen insbesonders
nach dem Stillsetzen nicht zu fürchten ist. Die Druck walzen arbeiten mit
Gegendruckwalzen zusammen, welche nach Aufhören der Arbeit soweit abgeschwungen
werden, daß unter erstere Schutzbecken eingeschoben werden können.
(Fortsetzung folgt.)