Titel: | Der gegenwärtige Stand des Fördermaschinenbaus mit besonderer Berücksichtigung des elektrischen Antriebes. |
Autor: | K. Drews |
Fundstelle: | Band 324, Jahrgang 1909, S. 177 |
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Der gegenwärtige Stand des Fördermaschinenbaus
mit besonderer Berücksichtigung des elektrischen Antriebes.
Von Ingenieur K. Drews.
(Fortsetzung von S. 164 d. Bd.)
Der gegenwärtige Stand des Fördermaschinenbaus mit besonderer
Berücksichtigung des elektrischen Antriebes.
Ehe wir nun zur Besprechung einer ausgeführten Anlage schreiten, wollen wir uns
einige dem. Bergmann geläufigen technischen Ausdrücke in Erinnerung rufen.
Textabbildung Bd. 324, S. 177
Fig. 4. Schema einer Schachtförderung mit Koepe-Scheibe; Anmerkung: Die
Förderkörbe mit den Hunden sowie der Füllort sind um 90° gedreht, senkrecht zur
Zeichenebene zu denken.
Fig. 4 zeigt das schematische Bild eines
Förderschachtes mit doppeltrümmiger Förderung. Die obere Haltestelle des
Förderkorbes heißt Hängebank, die untere Füllort. Unter dem Füllort befindet sich
der Schachtsumpf.
Gewöhnlich geht der Förderkorb mit den gefüllten Hunden nach oben, mit den leeren
nach unten. Der umgekehrte Fall tritt ein bei dem sogenannten Einhängen von
Lasten, d.h. wenn Holz oder andere Materialien zum Ausbau der Stollen nach unten
geschafft werden. Werden Personen nach oben oder nach unten befördert, so nennt man
dies Seilfahrt.
Da die Förderkörbe bis zu 4 Etagen haben, so müssen sie an der Hängebank und am
Füllort mehrmals von der Fördermaschine kurz angehoben werden, damit die Hunde ab-
und angeschlagen werden können. Man nennt diese kurzen Manöver das Umsetzen der Körbe. Bei größeren Teufen spielt das
Seilgewicht eine große Rolle. Gegen die Endlagen hin kann das Gewicht des Seiles mit
leerem Förderkorb größer werden als das des gefüllten Korbes, so daß die Maschine
nicht treiben sondern bremsen muß. Das Seilgewicht wird daher meist ausgeglichen, um
an der Maschinenwelle ein konstantes Lastmoment zu erhalten. Dieser Seilausgleich
steht in Beziehung zu dem Organ, das das Seil aufnimmt. Man unterscheidet nun
Fördermaschinen mit zylindrischen, mit konischen oder spiraligen Trommeln, mit
Koepescheibe und mit Bobinen.
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Fig. 5. Förderung mit Bobinen.
Da bei zylindrischen Trommeln der Hebelarm des Seilzuges stets derselbe ist, so
ändert sich das Drehmoment je nach der Stellung der Korbe im Schacht. Der
Seilausgleich wird hier meist wie in Fig. 4 durch
ein Unterseil bewirkt. Die zylindrischen Trommeln haben den Vorteil, daß man aus
verschiedenen Sohlen fördern kann. Zu diesem Zweck ist nur die eine Trommel mit der Welle verkeilt,
während die andere lose auf ihr läuft; mit der ersten Trommel ist sie mittels Bolzen
verbunden. Soll aus einer anderen Sohle gefördert werden, so werden die Bolzen
gelöst und die lose Trommel wird um den Unterschied der in Betracht kommenden Teufen
gegen die feste verdreht; Umstecken der Körbe.
Bei den konischen Trommeln, die selten Verwendung finden, wird der Seilausgleich
durch die Aenderung des Wicklungsdurchmessers bewirkt. Der Hebelarm des Seilzuges
wird um so kleiner, je mehr Seil abgewickelt wird, so daß das Drehmoment an der
Welle angenähert gleichbleibt. Das Umstecken der Körbe geschieht hier in derselben
Weise wie bei den zylindrischen Trommeln.
Bei der Koepe-Scheibe ist nur i Seil vorhanden, das den
größeren Teil der Treibscheibe umschlingt und an dessen beiden Enden die Förderkörbe
hängen, Fig. 4. Die beiden Seiltrümme liegen mit der
Mittelebene der Treibscheibe in einer senkrechten Ebene. Die Kraftübertragung von
der Welle auf das Seil geschieht durch Reibung nach den bekannten Gesetzen der
Mechanik. Der Seilausgleich wird durch Unterseil bewirkt; dieser ist hier besonders
wichtig, weil sonst die Gefahr des Seilgleitens vorliegen würde. Mittels der Koepe-Scheibe kann man nur aus einer bestimmten Teufe
fördern; für eine andere Teufe müßte ein anderes Seil aufgelegt werden. Die Koepe-Scheibe gestattet wegen ihrer verhältnismäßig
geringen Masse schnelleres Anfahren und Anhalten.
Bei den Bobinen Fig. 5 wickelt sich ein Flachseil auf
eine schmale Trommel mit hohen Rändern in über einanderliegenden Lagen aufD. P. J. 1905, S. 625 u. 802.. Wirft
die Bobine Seil ab, so wird der Wicklungshalbmesser, d.h. der Hebelarm des Seilzuges
kleiner; der Seilausgleich wird also auch hier durch Aenderung des wirksamen
Hebelarms bewirkt. Die beiden Förderseile liegen mit ihren Bobinen nebeneinander;
diese können ebenfalls, wenn aus verschiedenen Sohlen gefördert werden soll,
gegeneinander verstellt werden.
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Elektrische Hauptschachtfördermaschine der A.E.G. für die Gewerkschaft
Winterhall in Heringen a.d. Werra.
Als Beispiel einer Hauptschachtfördermaschine mit Ilgner-Umformer möge hier die von der A.E.G.
in Berlin für die Gewerkschaft Wintershall in Heringen
a.d. Werra gelieferte beschrieben werden.
Die Hauptdaten der Anlage sind folgende:
Teufe: 340 m;
Nutzlast: 1800 kg in 2 Wagen; wenn auf der abwärtsgehenden Schale
keine leeren Wagen stehen, 2550 kg.
Jede der beiden einetagigen Förderschalen wiegt 2250 kg; jeder Wagen 375 kg.
Höchste Fahrgeschwindigkeiten:
8 m/Sek. Lastfahrt
5 m/Sek. Seilfahrt.
Stündliche Fördermenge: 56,25 bis 73,8 t.
System: Koepe-Scheibe 4,2 m
Durchmesser mit Unterseil zum Seilausgleich.
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Fig. 10. Fördermaschine.
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Fig. 11. Schwungrad-Umformer.
Oberseil: Rundseil 33 mm aus Stahldraht; 6 Litzen mit
12 inneren Drähten von 1,5 mm und 12 äußeren mit 2,2 mm ; Bruchlast
65000 kg; Bruchfestigkeit 16000 kg/qcm; 1 m Seil wiegt 4,2 kg.
Unterseil: Stahldraht-Flachseil bestehend aus 4 Seilen zu
je 4 Litzen zu je 7 Drähten von 2 mm ; Breite 85 mm, Dicke 22 mm; Bruchlast
70000 kg; Bruchfestigkeit 16000 kg/qcm; 1 m Seil wiegt 4,25 kg.
Das Kraftwerk liefert Drehstrom von 500 Volt Spannung und 50 Perioden.
Der Fördermotor ist ein direkt gekuppelter Gleichstrom-Nebenschlußmotor für 220 Volt;
er macht 36,5
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Fig. 12. Führerstand.
Umdrehungen in der Minute; seine Normalleistung beträgt
245, seine Anfahrleistung 375 PS.
Schwungrad-Umformer.
Antriebsmotor: Drehstrommotor 500 Volt, 50 Perioden; 16 Pole;
Leistung 250 PS.
Anlaßdynamo: Gleichstrom-Nebenschlußmaschine mit
Kompensationswicklung für 220-0-220 Volt; 205 KW.
Erregermaschine: Gleichstrom-Compounddynamo für 150 Volt bei 10 KW;
mit Umformer direkt gekuppelt.
Schwungrad: Gewicht 16 t; äußerer Durchmesser 4,2 m; größte
Umfangsgeschwindigkeit 82,8 m/Sek.; GD2 ungefähr 156000 kgm2; Stahlguß.
Umlaufzahl der Umformerwelle 354 bis 318 i.d. Minute.
Fig. 6–9 zeigen die
Disposition des Maschinenhauses; davon zeigt Fig. 7 einen
Querschnitt durch den Raum, in dem sich die Fördermaschine nebst Führerstand, Fig. 9 einen
Querschnitt durch den Raum, in dem sich, der Umformer befindet. Beide Räume sind,
wie Fig. 6 u. 8 zeigen, durch eine
Wand getrennt, die oben jedoch den Durchgang für einen Laufkran freiläßt.
Ferner zeigt Fig. 10 die Fördermaschine und Fig. 11 den Schwungrad-Umformer. In Fig. 12 ist der Führerstand noch besonders
dargestellt. Die Koepe-Scheibe ist an ihren Rändern als
Bremsscheibe ausgebildet, gegen die sich 4 Bremsbacken legen, Fig. 6 u. 10. Als Manövrierbremse, d.h. im ordnungsmäßigen
Betriebe wird sie durch einen wagerechten Druckluftzylinder (s. Fig. 6 u. 8) betätigt, der vom
Führer durch einen Hebel (in Fig. 12 der mittlere)
gesteuert wird.
(Fortsetzung folgt.)