Titel: | Polytechnische Rundschau. |
Fundstelle: | Band 324, Jahrgang 1909, S. 206 |
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Polytechnische Rundschau.
Polytechnische Rundschau.
Elektrischer Schrägaufzug.
Auf der Haldenanlage der Oesterreichischen
Alpinen-Montangesellschaft in Donawitz ist zum Transport von
Abfallmaterialien, wie Schlacken, Sand und Aushubmaterial, ein elektrischer
Schrägaufzug von 344 m Länge, 22° Steigung gegen die Horizontale und etwa 130 m
Hubhöhe erbaut worden. Die Förderung erfolgt mittels je eines auf- und
abwärtsgehenden Aufzugsplateauwagens mit je einem Transportwagen, der durch eine von
einem 12 PS, 220 Volt-Gleichstrommotor angetriebenen Winde bewegt wird. Die Bahn des
Aufzuges ist zweigleisig mit ineinandergreifenden Gleisen von 1300 mm Spurweite und
900 mm Gleisemittelentfernung ausgeführt. In ihrer Mitte befindet sich eine
Ausweiche von 120 m Länge und 5550 mm größter Gleisemittelentfernung. Die
Förderseile sind zwischen den Querschwellen in Abständen von etwa 15 m durch
Tragrollen gestützt, die mit Metallbüchsen auf festen Achsen laufen. An der
Aufgabestation liegen die Schienen des Aufzugsplateauwagens mit den Schienen des
Zufuhrgeleises in einer Ebene. Der mechanische Teil der Fördermaschine besteht aus
einem Förderhaspel mit zwei Seiltrommeln von 3 m und 1,27 m Breite, von
denen die eine auf der Welle verstellbar, die andere fest ist. Die lose Trommel
besitzt eine Bandbremse, die mittels Fußtrittes, Schrauben spindel und Handrades vom
Führerstand aus betätigt werden kann. Ihr Antrieb erfolgt durch den Motor über ein
doppeltes Vorgelege, auf deren Welle eine zweite, durch einen Elektromagneten
betätigte Bandbremse sitzt. Die Förderlast beträgt 18 t, die Fördergeschwindigkeit
1,55 m, letztere kann jedoch durch Erhöhung der Tourenzahl des Motors bis zu 2,25 m
i.d. Sekunde gesteigert werden. Der Motor, durch eine elastische Kupplung mit der
Antriebswelle gekuppelt, ist ein sechspoliger Gleichstrommotor mit
Nebenschlußerregung für eine Leistung von 150 PS bei 220 V und 480 Umdrehungen in
der Minute. Er läuft auch bei 700 Umdrehungen in der Minute und bei Stromstärken bis
zu 800 A funkenfrei. Die Widerstandsschaltung wird in einem Kontroller vorgenommen,
dessen Steuerung von dem im Stockwerk über dem Maschinenraum angeordneten
Führerstand mittels Gestänge und Zahnradübersetzung erfolgt. Hier befindet sich auch
der zur Regulierung der Tourenzahl des Motors vorgesehene Feldwiderstand. Die zur
Betätigung der auf der Vorgelegewelle angebrachten Bandbremse dienende
elektromagnetische Bremse ist als Topfmagnet ausgebildet. Zur Vermeidung von Stößen
ist eine nach beiden Richtungen wirkende Luftdämpfung vorhanden. Die Dauer einer
Fahrt beträgt im Mittel drei Minuten, wovon 20 Sekunden auf das Anfahren mit
Ankerwiderstand, 20 Sekunden auf die Geschwindigkeitssteigerung, 2 Minuten auf die
Fahrt mit voller Geschwindigkeit und 20 Sekunden auf das Abstellen entfallen. Die
Pausen zwischen zwei Fahrten sinken bei vollem Betriebe auf 1 Minute. Die mittlere
Klemmspannung des Motors beträgt 210 V. Beim Anfahren und Beschleunigen betragen die
Stromstöße zirka 650 bis 800 A (Oesterreichische Zeitschrift für Berg- und
Hüttenwesen, 1908, S. 621.)
J.
Mallet-Lokomotiven.
Die Erfolge, die die Mallet-Verbundmaschine in Europa
bei der Beförderung schwerer Güterzüge auf großen und langen Steigungen mit
Krümmungen erlangt hatte, hat viele amerikanische Eisenbahnverwaltungen gleichfalls
zu dem Bau dieser Lokomotiv-Gattung angeregt. Die Erfahrungen, die man seit 1905 mit
etwa 100 solchen Lokomotiven gemacht hat, lauten durchweg günstig. Es sind bis jetzt
2 × 3/3, 2 × ¾ und
2 × 4/4 gekuppelte
Maschinen gebaut worden. Besonderer Wert wurde bei diesen Lokomotiven auf die Kessel
Vergrößerung gelegt, und es wurden Heizflächen bis zu 521 qm erhalten. Mit der Länge
der Siederohre von 57 mm Außendurchmesser ist man bis zur äußersten Grenze von 6,4 m
gegangen. Der Raddruck ist bis zu 11,5 t gestiegen. Bei diesen Lokomotiven hat man
den Einbau von Ueberhitzer und Dampftrockner für den Aufnehmer vorbereitet, um die
Lokomotiven noch leistungsfähiger zu gestalten. Im folgenden seien einige Hauptmaße
solcher Maschinen gegeben:
2 × ¾ Mallet-Lokomotive.Baldwin
Loc.Works
2 × 4/4 Mallet-Lokomotive.American
Loc.Comp.
Größte Zugkraft bei Verbundwirkung kg
29655
41510
„ „ „ Zwillings
„
41130
56430
Gewicht der Lokomotive „
159750
184500
Hochdruckzylinder-Durchmesser mm
546
635
Niederdruck „ „
„
838
991
Hub „
813
711
Steuerung
Heusinger
Walschaert
Kesselbauart
Belpair
Wagentop Type
Kesseldruck Atm.
14
15
Zahl der Siederohre
437
404
Rostfläche
qm
7,25
9,28
Tenderfassungs-Vermögen
Kohle
tWasser cbm
6 30
7,2 28
(Glasers Annalen f. Gewerben.
Bauwesen 1909 S. 28–29.)
W.
Druckluft-Lokomotivförderung unter Tage.
Der Druckluft-Lokomotivbetrieb hat sich im amerikanischen Bergbau unter Tage mit
bestem Erfolge eingebürgert und sich trotz der Fortschritte und Verbesserungen, die
der elektrische Lokomotivbetrieb in den letzten Jahren erfahren hat, neben diesem
behauptet. In den Vereinigten Staaten von Nordamerika findet man unter Tage
Druckluftlokomotiven, die Züge von 20 beladenen Kohlenwagen mit einem Bruttogewicht
von 4,4 t zu ziehen vermögen, und deren Leistungen bis zu 1352 tkm im Tage betragen.
Während 1895 nur 6 bis 7 derartige Lokomotiven vorhanden waren, betrug ihre Zahl im
Jahr 1903 bereits 150.
Diese günstigen Erfahrungen in Amerika mit dem Druckluft-Lokomotivbetrieb gaben dem
Kölner Bergwerksverein Veranlassung, auf den Emscherschächten bei Altenessen eine
Druckluftversuchsanlage zu errichten. Die Primärstation wurde für die größte zu
erwartende Förderleistung von etwa 400 tkm in der Schicht bemessen. Der über Tage
aufgestellte Kompressor komprimiert in 2 Stufen bei einer Umlaufzahl von 200 in
einer Minute 4,5 cbm angesaugte Luft auf 100 Atm. Der Antrieb erfolgt mittels
Riemenübersetzung durch einen Gleichstrommotor von 85 PS.
Nachdem die erzeugte Preßluft zunächst zur Abscheidung mitgerissener Schmiermittel
durch ein Standrohr gegangen ist, wird sie einem schmiedeeisernen, geschweißten
Behälter von 1 cbm Inhalt zugeführt, an dem die in die Grube führende
Druckluftleitung aus schmiedeeisernen Rohren von 5/4'' 1. D. angeschlossen ist. Ihre
Rohrflanschen sind durch Gummikordelringe abgedichtet. Zur Neufüllung der Lokomotive
sind unter Tage noch drei weitere Luftbehälter von je 1 cbm Inhalt eingeschaltet, an
die die Lokomotiven mittels Hochdruckschlauch (Panzerschlauch) angeschlossen
werden.
Die Lokomotiven gleichen in ihrem Aeußern den bekannten Dampffaßlokomotiven. Sie
bestehen aus dem Hauptluftbehälter von 850 mm 1. D. und 3150 mm Länge, sowie aus dem
Hilfsluftbehälter, die beide auf einem zur Erreichung des Dienstgewichtes (5600 kg)
besonders schwer ausgeführten gußeisernen Rahmen montiert sind. Der Führersitz und
die Arbeitszylinder befinden sich auf seinem vorderen Teil. Der Hauptluftbehälter
kann Luft von 50 Atm. Ueberdruck aufnehmen. Ein Reduzierventil vermittelt die
Verbindung mit dem Hilfsluftbehälter und hält die Druckluft innerhalb dieses
Behälters auf 10 Atm. Von diesem Hilfsluftbehälter werden die Arbeitszylinder
gespeist.
Der Radstand ist so gewählt, daß Kurven von 10 m Radius anstandslos durchfahren
werden können.
Die Länge der Lokomotiven beträgt 4000 mm, die Höhe, über Schienenoberkante gemessen,
1520 mm. Der Druckluftbehälter kann bei einem Inhalte von 1,65 cbm bei einem
Ueberdruck von 50 Atm. etwa 82,5 cbm komprimierter Luft mit sich führen. Die Füllung
des Lokomotivbehälters dauert etwa 1,5 bis höchstens 2 Minuten. Die Lokomotive kann
normal 8 bis 12, maximal etwa 24 PS leisten. Sie ist imstande 40 bis 50 beladene
Förderwagen von je 565 kg Nettoinhalt und 810 kg Bruttogewicht bei einem Gefälle von
1 : 300 m mit einer Geschwindigkeit von etwa 2,5 m/Sek., entsprechend 9 km St., zu
ziehen.
Die Gesamtkosten für 1 Nutzt-tkm beliefen sich bei der Versuchsanlage auf 8,59 Pf.,
doch ist hierbei zu berücksichtigen, daß die Lokomotiven bei weitem nicht volltändig
ausgenutzt wurden.
Die Gesamtergebnisse der Druckluft-Lokomotivförderung werden als durchaus günstige
bezeichnet. Wenn auch der Wirkungsgrad des maschinellen Teiles wie bei allen
Druckluftanlagen verhältnismäßig niedrig ist, so stehen dem gegenüber die Vorteile
geringer Unterhaltungs- und Abnutzungskosten. (Glückauf 1908, S. 1685.)
J.
Schutzvorrichtung für Straßenbahnen.
Bei dem Preisauschreiben des Rates der Stadt Dresden, betreffend Schutzvorrichtungen
an Straßenbahnwagen, waren aus dem Probebetriebe drei Vorrichtungen erfolgreich
hervorgegangen:
1. eine durch ein Tastgitter ausgelöste Umschaltung der
Wagenmotoren von Fahrt auf Bremse;
2. ein in gleicher Weise ausgelöstes Fangnetz mit
Kettenabschluß und
3. eine durch Bremsstrom ausgelöste
Sandstreuvorrichtung.
Um eine größtmögliche Sicherheit zu erhalten, sind die drei Vorrichtungen vereinigt
und an 20 Wagten angebracht worden. Die Umschaltung von Fahrt auf Bremsen wird
dadurch bewirkt, daß eine Druckfeder mittels eines Stahlbandes, welches um eine auf
der Fahrwalzenachse sitzende Scheibe aufgewickelt ist, die Fahrwalze aus jeder
beliebigen Fahrstellung in die letzte! Bremsstellung dreht. Ein Luftpuffer dämpft
hierbei zum Schluß die Bewegung. Das Fangnetz wurde bereits früher beschrieben.S.D.p. J 1907, S. 783. Zum
Sandstreuen sind an jedem Fahrzeugende unter den Sitzbänken zwei Sandbehälter
angeordnet, deren Schiebeverschlüsse mittels einer senkrecht zur Fahrzeugachse
gelagerten drehbaren Schiene gesteuert werden. Letztere wird durch einen vom
Bremsstrom durchflossenen Elektromagneten um die volle Schlitzbreite bewegt;
außerdem kann durch ein Gestänge mit Fußbetrieb die halbe Ausnußöffnung freigegeben
werden. Das Zurückstellen des Fahrschalters sowie das Niederlegen des Fangnetzes
kann auch seitens des Führers mittels eines für gewöhnlich plombierten Hebels
erfolgen.
Da in der ersten Zeit des Betriebes dieser 20 Wagen die Vorrichtungen bisweilen ohne
erkennbare Veranlassung auslösten und durch die starke Bremsung Personen gefährdet
wurden, ist bei weiteren 30 Wagen die Umschaltung von Fahrt auf Bremsen vorläufig
fortgelassen. Sämtliche Wagen haben sich nach nunmehr einjährigem Betriebe bewährt;
doch hat die erforderliche gute Wartung eine nicht unwesentliche Erhöhung der
Betriebskosten im Gefolge gehabt. Vor Ausrüstung weiterer Wagen der städtischen
Straßenbahn mit der neuen Einrichtungsoll nunmehr eine längere Versuchszeit
abgewartet werden. Inzwischen wird bei den übrigen Wagen zur Verhütung von Unfällen
vorerst deren Bremswirkung durch Einbau der angegebenen Sandstreuer erhöht.
(Elektrische Kraftbetriebe und Bahnen 1908, S. 667 bis 669).
Pr.
Strom- und Spannungsmesser.
Bei den neuen Wechselstrommeßinstrumenten der General
Electric Company besteht das bewegliche System aus einer Aluminiumscheibe
mit spiralförmiger Begrenzung, die zwischen den Polen eines lamellierten
Eisenkernes, sowie eines permanenten Magneten liegt und gemeinsam mit dem Zeiger auf
einer in Edelsteinlagern ruhenden Stahlachse sitzt. Der Meßstrom durchfließt; zwei
auf dem Einsenkern sitzende Spulen und erzeugt ein Drehmoment dadurch, daß er einen
phasenverschobenen Strom in einer Kurzschlußwicklung induziert,
die um den halben Querschnitt jedes Poles gelegt ist und somit das halbe Feld
beeinflußt. Dem Drehmoment des Systems hält die Wirkung einer Phosphorbronzefeder
das Gleichgewicht. Der permanente Magnet erzeugt bei der Bewegung des Systems in der
Aluminiumscheibe Wirbelströme, infolge deren die Ausschläge völlig aperiodisch sind.
Zur Verhinderung des Einflusses von Streufeldern ist das bewegliche System in einem
Gußeisengehäuse untergebracht.
Um bei Amperemetern fehlerhafte Angaben zu vermeiden, ist den Stromspulen eine
Nebenschlußspule parallel geschaltet. Diese Vereinigung einer praktisch
induktionsfreien Spule mit einer Spule mit hoher Selbstinduktion ergibt für gleiche
Ströme verschiedener Frequenz gleiche Ausschläge. Durch entsprechende Wahl des
Temperatur-Koeffizienten der Nebenschlußspule können überdies die Angaben des
Instrumentes von Temperaturschwankungen unabhängig- gemacht werden. (Burleigh.) [General Electric Review 1908, S. 282 bis
283.]
Pr.
Verstärkung von Rohrmasten.
Rohrmasten, die sowohl an ihrem unteren im Erdboden selbst, als auch unmittelbar
darüber befindlichen Teil durch Rost stark angegriffen waren, sind in Amerika auf
folgende einfache Weise verstärkt worden. Nach Abnehmen der Mastkappe wurde bei etwa
1 m tief eingesetzten Masten ein 2 m langes Bündel Drähte, welche unten durch einen
kleinen Betonkopf vereinigt waren und deren obere freie Enden zeitweilig durch einen
Bund zusammengehalten wurden, von oben in den Mast hineingesteckt. Der Bund wurde
hierbei gelöst, so daß nach dem Herabfallen die Drahtenden sich an die Mastwand
anlegten. Hierauf wurde von einem Wagen, der mit einer Betonmischmaschine und einer
Druckluftanlage ausgerüstet war, durch ein biegsames Metallrohr Beton von oben in
den Mast hineingeblasen, bis er etwa 2 m hoch gefüllt war. Das untere Mastende ist
infolgedessen im Erdboden sowie bis zu etwa 1 m Höhe mit einem armierten Betonkörper
gefüllt, der auch bei völligem Durchrosten der Außenhaut völlige Standfestigkeit des
Mastes sichert. Ein großer Vorzug des Verfahrens besteht übrigens darin, daß für die
Arbeiten an einem Mast nur wenige Minuten Zeit gebraucht werden und daher Störungen
des Verkehrs vermieden werden. (Electric Railway Journal 1908, Bd. II, S. 929.)
Pr.
Wasserkraft-Elektrizitätswerk bei Gordola (Schweiz).
Für die Versorgung der Stadt Lugano sowie des benachbarten oberitalienischen Gebietes
mit elektrischem Strom für Licht- und Kraftzwecke ist bei Gordola ein
Wasserkraftwerk ausgeführt worden, welches im endgültigen Ausbau eine Gesamtleistung
von 6250 PS erhalten soll. Zur Ausnutzung gelangt die Wasserkraft des
Verzascaflusses, dessen Wasser bei Vorogno mit Hilfe eines Wehres aus Bruchsteinen
mit Hauptschleuße, Kiesfall und Leerlaufschleuße aufgestaut und durch einen kurzen
Kanal sowie einen 7500 m langen aus dem Felsen ausgesprengten, an einzelnen Stellen
ausbetonierten und über Einschnitte in der Form eines Betonkanales hinweggeführten
Stollen zum Wasserschloß geleitet wird, von dem vorläufig eine 800 mm weite, 669 m
lange Druckleitung von 270 m Gesamtgefälle abgeht. Das Wasserschloß, das mit dem
üblichen Ueberfallwehr und mit selbsttätigen Rohrabschlußschützen ausgerüstet ist,
ist für zwei Druckleitungen eingerichtet. Die Rohrleitung besteht aus genieteten
Blechrohren von 5 bis 18 mm Wandstärke und 8,2 m Baulänge und hat bei einer
Wassergeschwindigkeit von 2,2 m i.d. Sekunde einen Gesamt-Druckröhrenverlust von um
oder 4,1 v.H. ergeben. Die Maschinenanlage umfaßt vorläufig zwei Maschinengruppen
von je 1000 PS Leistung für Stromerzeugungs- und zwei von je 125 PS Leistung für
Erregerzwecke. Die großen Turbinen sind für 260 m Nutzgefälle und 500 Umdrehungen
i.d. Minute berechnet und haben Löffelräder von 1400 mm Durchmesser, welche der
Einfachheit halber fliegend auf der Welle des Stromerzeugers angeordnet sind, und
werden von einem Servomotor mit gesteuertem Vorventil geregelt. Die außerordentlich
günstigen Ergebnisse der Abnahmeversuche zeigt die nachstehende Zahlentafel:
Nutzleistung in PS
250
500
750
1000
Wassermenge in Liter i.d. Sekunde
100
200
290
390
Nutz-Gefälle in m
270
260
255
250
Garantierte Wirkungsgrade in v.H.
66
75
78
78
Erreichte Wirkungsgrade in v.H.
71
78
80
79
Garantierte Zunahme der Geschwindigkeit bei völliger
Entlastung v.H.
2,4
4
6,5
9,4
Wirkliche Zunahme der Geschwindigkeit bei völliger
Entlastung v.H.
1,2
2,6
3,5
4,4
Garantierte Drucksteigerung bei völliger Entlastung
v.H.
2,1
3,4
4,7
6,0
Wirkliche Drucksteigerung bei völliger Entlastung
v.H.
1,7
2,3
3,1
4,0
Zu bemerken ist zu den Ergebnissen der vorstehenden Regulierversuche besonders, daß
dabei die Schlußzeit des Servomotors nur 0,8 Sekunden betragen hat und daß die
Turbine nach 9 Sekunden bereits wieder ihren Beharrungszustanderlangthatte. (Herzog.) [Zeitschr. f.d. gesamte Turbinenwesen 1908, S.
501 bis 505.]
H.
Wasserkraft-Elektrizitätswerk am Pianbaha-River in
Brasilien.
Als erstes von einer Reihe großer Wasserkraftwerke, welche Rio de Janiero und andere
Städte von Brasilien mit elektrischem Strom versorgen werden, ist das für 50000 PS
Höchstleistung bemessene Werk am Pianbaha-Fluß zu Anfang Oktober 1908 in Betrieb
genommen worden. In den genannten Fluß, dessen Wassermenge zwischen 20 und 700 cbm
i.d. Sekunde schwankt, ist ein 110 m langer und 4 m hoher Damm schräg hineingebaut
worden, welcher ⅛ der Flußbreite freiläßt und welcher sich am Ufer an ein
Einlaufbecken von 15 m Breite, 25 m Länge und 9 m Tiefe anschließt. Der Boden dieses
Beckens fällt gegen den Auslauf zur Oberwasserleitung um 1 m ab, wodurch eine Art
Sandfang geschaffen wird. An dieses Becken schließen sich zwei, päter vier 2200 m
lange Leitungen von 1800 mm Durchmesser an, welche in offenen Gräben dem Gelände
folgen und in das aus Eisenbeton erbaute 50 m lange, 7 m breite und 5 m hohe
Wasserschloß münden. Von hier gehen vier 105 m lange Druckrohre zum Kraftwerk ab,
drei davon haben 2800 und eines 700 mm inneren Durchmesser. Das Maschinenhaus ist
mit drei großen Maschineneinheiten und zwei 130 pferdigen Erregereinheiten ausgerüstet. Die
großen Maschineneinheiten bestehen aus liegenden Francis-Turbinen von je 5 t 50 PS Leistung, die von J.M. Voith in Heidenheim gebaut sind, sowie 3000 KW =
2300 Volt = Drehstromerzeugern der General Electric
Company. Der erzeugte Strom wird mit Hilfe von öl- und wassergekühlten
Transformatoren auf 40000 Volt Spannung gebracht und auf kupfernen Freileitungen 80
km weit längs der Bucht von Rio de Janeiro nach der gleichnamigen Stadt sowie nach
Nictheroy und Petropolis übertragen. Umformerwerke in diesen Städten besorgen die
weitere Verteilung des Stromes mit einer niedrigeren Verbrauchsspannung. (Electrical
World 1908, II. S. 1061 bis 1063.)
H.
Das Wasserkraft-Elektrizitätswerk Pontebrolla.
Für den Betrieb der Einphasenbahn von Locarno nach Bignasco, die bei 27,33 km
Betriebslänge Steigungen bis zu 33 v.H. zu überwinden hat, ist das ursprünglich zur
Stromlieferung für die Stadt Locarno errichtete Kraftwerk Pontebrolla herangezogen und ausgebaut worden. Das Kraftwerk wird aus der
Maggia durch einen für 7 cbm sekundliche Wassermenge bemessenen Oberwasserkanal, ein
für zwei Rohranschlüsse eingerichtetes Wasserschloß und zwei 1500 mm weite
Druckrohrleitungen gespeist und enthielt im ersten Ausbau zwei 600pferdige Turbinen
zur Lieferung von Drehstrom sowie eine Maschinengruppe für Erregerzwecke. Für
die Stromlieferung an die elektrische Bahn sind nun zwei weitere 600-pferdige
Maschinengruppen aufgestellt worden, deren Turbinen, wie die älteren als einfache
Schraubenturbinen von 800 mm Raddurchmesser mit einseitigen Saugkümmern,
Leitradregulierung und selbsttätigen Druckölregulatoren ausgeführt sind. Sie machen
500 Umdrehungen i.d. Minute und sind mit Rücksicht auf daß zwischen 34,8 und 37,3 m
schwankende Nutzgefälle und die durch die Verhältnisse gebotene ziemlich große
Schlußzeit der Regulatoren von 4 Sekunden mit Schwungrädern von je 1100 kg Gewicht
ausgerüstet. Die Druckölregulatoren bestehen im wesentlichen aus je zwei
Kapselrädergetrieben, welche Oel nach dem Regulierventil fördern, und von denen je
nach der Stellung des Regulators das eine oder das andere gehemmt und dadurch das
zweite um so schneller angetrieben wird. Dadurch wird eine Drehung der Regulierwelle
eingeleitet. Die mit den Turbinen gekuppelten Stromerzeuger von 380 KVA mittlerer
und 450 KVA zweistündiger Höchstleistung liefern einphasigen Wechselstrom von 5000
Volt Spannung und 20 Perioden i.d. Sekunde, welcher der Fahrdrahtleitung der Bahn
ohne Umformung zugeführt wird. Mit den Stromerzeugern sind die Erregermaschinen
unmittelbar zusammengebaut. Eine besondere weitere Maschinengruppe für Erregerzwecke
soll später aufgestellt werden. (Zeitschr. f.d. gesamte Turbinenwesen 1908, S.
520–524.)
H.