Titel: | Neuere Einzylinder-Stufenkompressoren. |
Autor: | Fr. Freytag |
Fundstelle: | Band 324, Jahrgang 1909, S. 212 |
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Neuere
Einzylinder-Stufenkompressoren.
Von Fr. Freytag,
Chemnitz.
(Fortsetzung statt Schluß von S. 169 d.
Bd.)
Neuere Einzylinder-Stufenkompressoren.
Eine bemerkenswerte Kompressortype der A.-G. für
Maschinen- und Bergbau, Rud. Meyer in Mühlheim a.d. Ruhr ist in Fig. 16 u. 17 dargestellt.
Textabbildung Bd. 324, S. 212
Kompressor der A.-G. für Maschinen- und Bergbau, Rud. Meyer.
Der für Zeche „Zollern II“ der Gelsenkirchener Bergwerks-A.-G. gebaute, aus zwei
Einzylinder-Stufenkompressoren mit Differentialkolben von je 760 bzw. 585 mm
Durchmesser; und 600 mm Hub zusammengesetzte Zwillingskompressor ist mit einem
Elektromotor, dessen Rotor auf seiner Kurbelwelle sitzt, unmittelbar gekuppelt. Bei
der normalen Umlaufzahl von 130 i.d. Minute saugt der Kompressor 4000 cbm/Std.
an und braucht bei der Verdichtung auf 6 Atm. Ueberdruck 410–415 Pferdestärken. Der
von den Siemens-Schuckertwerken gelieferte
Antriebsmotor für 500 Volt Gleichstrom läßt eine Tourenregulierung zwischen 130
(normal) und 100 i.d. Minute zu. Der Kompressor besitzt Mantelkühlung,
Röhrenzwischenkühlung, sowie Luftkühlung durch den nach vorn offenen
Differentialkolben. Die Steuerung der Luftzylinder besteht aus
Plattenventilen, System W. Remy (D.R.P. No.
146272).
Bei den bisher bekannten Plattenventilen bewirkte man die Führung- der Platte während
ihres Hubes durch einen zentralen Bolzen oder man versah dieselben zwecks genauerer
Führung noch mit einer Führungsbüchse, welche den zylindrischen Bolzen schließend
umgab oder dergleichen.
Derartige Führungen haben aber den Nachteil, daß ein Ecken und Klemmen der Führung
eintritt, sobald der Luftdruck die Platte nicht überall gleichmäßig hebt, oder eine
Hängenbleiben derselben stattfindet, sobald in die Führung Schmutz usw. gerät, und
zwar ist dieser Nachteil um so fühlbarer, je größer die minutliche Umlaufzahl des
Kompressors ist.
Um diesen Nachteil zu beseitigen, hat man dem Bolzen in der Platte Spiel gegeben, ihn
auch wohl konisch gemacht, damit die Platte, wenn sie von ihrem Sitz gehoben ist,
also während des Hubes, sich frei bewegen und sich schief stellen kann, falls etwa
irgend ein Hindernis zwischen Platte und Sitz gekommen sein sollte.
Man hatte auch versucht, durch besonders geformte Blattfedern (Spiralfedern oder auch
nur glatte oder gekröpfte Blattfedern) die Führung der Platte zu bewirken oder hat
schließlich die Platte mit wulstartigen Vorsprüngen versehen, die sich in
entsprechende Vertiefungen der eigentlichen zylinderischen Führung hineinlegen (s.
z.B.D.R.P. No. 132753).
Diese Bauarten haben aber den Nachteil, daß sie nur für Ventile kleineren
Durchmessers zu verwenden, über einen gewissen Durchmesser hinaus dagegen
vollständig unbrauchbar sind. Um nun Reibungslosigkeit der Führung, Vermeidung
jeglicher Klemmwirkungen und unbegrenzte Baugröße gegenüber den bisherigen
zylindrisch ausgeführten Ventilplatten einerseits und Einfachheit und
Betriebssicherheit gegenüber Lenkerventilen jeglicher Art andererseits zu erzielen,
verwendet die A.-G. Rud. Meyer nach dem vorgenannten
Remyschen Patent eine Anzahl von Stiften, die durch
in der Ventilplatte befindliche Löcher hindurchtreten und entweder in dem Ventilsitz
oder in dem Plattenfänger befestigt sind; dieselben füllen jedoch die Löcher in der
Platte nicht aus, sondern sind mit Spiel eingesetzt. Die Größe dieses Zwischenraumes
richtet sich nach der Hubhöhe der Platte derart, daß dieselbe sich einseitig bis zur
Hubgrenze erheben kann, während die entgegengesetzte Seite der Platte noch auf dem
Sitz aufliegt, ohne daß ein Festklemmen an den Stiften eintritt.
Die Erhebung der Platte kann infolge des genannten Spielraums ohne praktisch
bemerkbare Reibung stattfinden. Die Sitzflächen sind natürlich so breit zu halten,
daß die Platte immer noch mit genügender Dichtung auf dem Sitze aufliegt, auch wenn
sie sich durch seitliche Kraftwirkungen um den ganzen Betrag des genannten
Spielraumes nach irgendeiner Seite hin verschieben sollte.
Durch die Anordnung der Stifte wird ferner erreicht, daß die Platte sich nicht drehen
kann, und daher während des Betriebes immer dieselben Flächen der Platte und des
Ventilsitzes zusammentreffen, wodurch sich ein weit besseres Dichthalten der Ventile
ergibt, als wenn immer andere Flächen derselben miteinander in Berührung kommen.
Textabbildung Bd. 324, S. 213
Fig. 18. Ventile zu Fig. 16–17.
Die vorstehende Fig. 18 zeigt die Bauart dieser
Ventile, nur sind hier an Stelle der ringförmigen Platten aus rechteckigen Streifen bestehende Platten verwendet. Die übrigen
Konstruktionseinzelheiten des aus Fig. 16 und 17 ersichtlichen
Kompressors gehen aus den Abbildungen genügend hervor.
Die guten Erfahrungen, die die Gelsenkirchener
Bergwerks-A.-G. mit der Kompressoranlage auf Zollern II gemacht hat – es
wurde die besprochene Kompressortype je einmal in den Jahren 1903 und 1904 geliefert
– bestimmte sie, der A.-G. Rud. Meyer einen weiteren
direkt elektrisch angetriebenen Kompressor für eine Leistung von 10000 cbm/St, der
der größte derartige Kompressor der Welt sein dürfte, in Auftrag zu geben.
(Fortsetzung folgt.)