Titel: | Der Reguliervorgang beim direkt gesteuerten hydrostatischen Turbinenregulator unter Berücksichtigung der Wirkung der Anschläge am Steuerventil. |
Autor: | Hans Hiemenz |
Fundstelle: | Band 324, Jahrgang 1909, S. 258 |
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Der Reguliervorgang beim direkt gesteuerten
hydrostatischen Turbinenregulator unter Berücksichtigung der Wirkung der Anschläge am
Steuerventil.
Von Dipl.-Ing. Hans Hiemenz, Assistent an
der Großh. Techn. Hochschule zu
Darmstadt.
Der Reguliervorgang beim direkt gesteuerten hydrostatischen
Turbinenregulator usw.
Einleitung.
Die vorliegende Arbeit ist angeregt durch die Lektüre des Pfarrschen Werkes: „Die Turbinen für Wasserkraftbetrieb,“ und zwar
besonders durch die dort der Entwicklung des Reguliervorgangs und der Berechnung der
hydraulischen Regulatoren gewidmeten Abschnitte. Es wird dort bei Besprechung des
ideellen Vorgangs gezeigt, daß es auch sehr wohl vorkommen kann, daß der
Reguliervorgang nicht „glatt“ ausgeht, d.h. daß die angestrebte
Umdrehungszahl des neuen Beharrungszustandes niemals erreicht werden könnte (s. S.
731, Ausführungen zu Fig. 465). Das am Ende des vorletzten Regulierabschnitts noch
vorhandene überschüssige Drehmoment reicht in einem solchen Falle nicht aus, um das
letzte Stück des Uebergangs der Umdrehungszahl in gewünschter Weise zu vollziehen.
Weil aber überhaupt noch ein beschleunigender Momentüberschuß in dem betrachteten
Augenblick vorhanden ist, so muß trotzdem ein Uebergang zur Umdrehungszahl des neuen
Beharrungszustandes erzielt werden, freilich unter anderen Bedingungen, als sie
ursprünglich angenommen waren. Die sich ergebenden Schwierigkeiten kommen am letzten
Ende nur da her, daß der Einfluß der allmählichen Eröffnung und des allmählichen
Abschlusses des Steuerquerschnitts voraussetzungsgemäß außer acht gelassen werden,
und es wird sich zeigen, daß die Schwierigkeit verschwindet, sowie man auf die
erwähnten Punkte strenger eingeht.
Der Einfluß der Steuerbewegung in Abhängigkeit von der Zeit ist schon früher
untersucht worden; (s. bes. Bauersfeld:
„Die automatische Regulierung der Turbinen“). Gleichwohl ist diese
Untersuchung hier ebenfalls durchgeführt worden, einmal deshalb, weil der Weg zur
Gewinnung der nötigen Formeln ein anderer ist als bei dem genannten Verfasser, und
weil er sich enger an das wirkliche Bild des Vorgangs im Reguliergetriebe
anschließt. Auch ist B. auf die Wirkung des
Ventilanschlags nicht näher eingegangen. Zweitens aber soll in der vorliegenden
Arbeit nicht nur das Endergebnis des ganzen Vorgangs, nämlich das Gesetz der
Aenderung der Umdrehungszahl in Abhängigkeit von der Zeit, aufgestellt werden,
sondern es soll auch aut die Bewegung der einzelnen wichtigen Teile des Getriebes
näher eingegangen werden, so auf die Bewegung des Servomotorkolbens, der Muffe des
Tachometers und die des Steuerventils. Hierdurch wollen wir versuchen, ein möglichst
klares Bild über das wirkliche Arbeiten eines ganzen solchen immerhin nicht
ganz einfachen Regulatorgetriebes zu gewinnen.
Der Schluß der Arbeit soll einen kurzen Vergleich der Ergebnisse mit denjenigen
bringen, die man erhält, wenn man die von Pfarr
angegebenen Beziehungen zur Untersuchung des Vorgangs verwendet. Dabei wird sich
dann auch näher zeigen, durch welche Gründe im einzelnen die eingangs erwähnten
Schwierigkeiten verschwinden.
Des besseren Verständnisses wegen soll den allgemeinen Untersuchungen stets ein
eingeschobenes Zahlenbeispiel schrittweise folgen.
Die Voraussetzungen für die
Untersuchung.
Zunächst mögen nun die für die folgende Behandlung des Falles gemachten
Voraussetzungen festgelegt werden:
1. Innerhalb der für die regulierte Turbine festgelegten engen Grenzen der
Geschwindigkeitsschwankung sei das von der Turbine abgegebene Drehmoment unabhängig
von der jeweiligen Umdrehungszahl der Turbinenwelle.
2. Das der Turbine von Seiten der angetriebenen Arbeitsmaschine widerstehende
Drehmoment sei ebenfalls unabhängig von der Umdrehungszahl.
3. Das verwendete Tachometer sei durchaus empfindlich.
4. Gleichen Aenderungen der Umdrehungszahl sollen gleiche Wege der Tachometermuffe
entsprechen.
5. Das von der Turbine abgegebene Drehmoment sei direkt proportional mit der gerade
eingestellten Leitapparateröffnung bezw. mit der sog. Füllung der Turbine.
6. Der Regulator sei mit einer Rückführung versehen derart, daß jeder Stellung der
Tachometermuffe im Beharrungszustande eine ganz bestimmte Füllung und damit auch
Leistung der Turbine entspricht, wie im folgenden noch näher ausgeführt werden
soll.
7. Die Umdrehungszahl von Turbine und Tachometer werde als gleich groß
angenommen.
8. Der vom Reguliergetriebe in seiner Größe beeinflußte Steuerquerschnitt sei die
engste Stelle, die die arbeitende Druckflüssigkeit auf dem Weg vom Steuergehäuse bis
zum Arbeitszylinder hin zu durchströmen hat. Etwa am Steuerkolben vorhandene
Anschläge, welche
die Größe seiner Ausweichung aus der Mittellage begrenzen, seien so angebracht, daß
durch sie der Eröffnungsquerschnitt unter allen Umständen kleiner gehalten wird als
der Betrag des Ringflächenquerschnittes um den Steuerkolben herum.
Den Voraussetzungen entsprechend wird es sich im folgenden nur um den sogenannten
ideellen Reguliervorgang handeln. Es wird also der Einfluß der Massen der Reibungen
und Spielräume im Reguliergetriebe sowie auch die Wirkung der Unempfindlichkeit des
Tachometers ausser Acht gelassen werden.
Schema und Arbeitsweise des
hydrostatischen Regulators.
Das Schema des zu untersuchenden hydrostatischen Regulators ist durch Fig. 1Die in den
Figuren eingeschriebenen Zahlenwerte bezieben sich auf das
Rechnungsbeispiel. gegeben. In den kommenden Ableitungen sind die
verwendeten Bezeichnungen meist entsprechend denen des Pfarrschen Buches gewählt. Wie die Figur zeigt, handelt es sich um einen
einfach wirkenden Regulator mit direkter Steuerung, und wir wollen nun zunächst
seine Arbeitsweise an Hand des Schemas verfolgen.
Textabbildung Bd. 324, S. 258
Fig. 1.
Tritt beispielsweise eine plötzliche Entlastung- ein, nachdem die Turbine vorher eine
Zeitlang im Beharrungszustande sich befand, so wird die Tachometermuffe hoch gehen,
während der Kolben des Servomotors im ersten Augenblick noch in Ruhe bleibt. Sie
hebt dabei mittels des Hebels H das Steuerventil V an, und da wir annehmen wollen, daß keine
Ueberdeckung vorhanden sei, so wird damit zugleich auch der Steuerquerschnitt f, ein wenig geöffnet werden. Dadurch wird die
Druckflüssigkeit (es sei der Einfachheit halber angenommen, daß wir als solche
Preßwasser verwenden) unter dem äußeren Ueberdruck h1 unter die untere Seite des Servomotorkolbens
treten können. Dabei entwickelt sich im Steuerquerschnitt eine konstante
Geschwindigkeit w1, wie
dies bei Pfarr S. 767 ff. näher ausgeführt ist. Der
Arbeitskolben selbst bewegt sich während dieser Zeit aus seiner Ruhelage heraus, d.
h, beginnend mit einer Geschwindigkeit v = 0.
Entsprechend der höher und höher anwachsenden Umdrehungszahl wird die
Tachometermuffe immer weiter ansteigen und dabei zunächst auch noch den Querschnitt
f1 mehr und mehr
eröffnen. Infolgedessen wird auch der Arbeitskolben eine immer größere
Geschwindigkeit annehmen müssen. Er verschiebt sich dabei in Richtung des mit
„Zu“ bezeichneten Pfeils. Hierdurch versucht er, mittels des
Tachometerhebels H, das Steuerventil V nach unten, d.h. nach seiner Anfangsstellung hin zu
verschieben. Solange nun die von der Tachometermuffe eingeleitete Steuerbewegung
gegenüber dieser letzten Rückführungsbewegung überwiegt, wird die Eröffnung am
Steuerventil und damit auch die Geschwindigkeit des Arbeitskolbens noch zunehmen.
Von einem gewissen Punkt hingegen wird die Bewegung, die vom Arbeitskolben her das
Steuerventil wieder in Schlußstellung zu bringen versucht, die Oberhand gewinnen,
und es wird deshalb schließlich das Steuerventil wieder in seine Anfangslage
zurückgedrängt werden. Ist dann zugleich auch gerade die erwünschte Umdrehungszahl
des neuen Beharrungszustands erreicht, so bleibt das Getriebe in Ruhe. Im andern
Falle sinkt die Muffe nach unten hin weiter und das Spiel beginnt nur mit
entgegengesetzter Richtung für die Ventil- und Kolbenbewegung von neuem, wobei dann
an Stelle der äußeren arbeitenden Druckhöhe h1 diesmal die Gegendruckhöhe h2 in Betracht kommt. Außerdem wird jetzt
der Steuerquerschnitt f2 von der Druckflüssigkeit mit der Geschwindigkeit w2 durchflössen.
So liegt die Sache, wenn sich das Steuerventil sowohl wie auch die Tachometermuffe
ganz ungehindert bewegen können. Das wird aber nun fast niemals der Fall sein.
Sowohl das Ventil wie die Muffe werden Anschläge haben, die ihrer weiteren Bewegung
ein Ende setzen. Unter Berücksichtigung dieses Umstandes wird sich dann der Vorgang
etwas anders entwickeln.
Zunächst geht alles genau so wie eben gezeigt. Dann aber stoße zuerst einmal das
Steuerventil an seinen Anschlag an. Solange jetzt die Bewegung der Muffe gegenüber
der des Kolbens überwiegt in ihrem Einfluß auf das Steuerventil, wird dieses an
seinem Anschlag anliegen, d.h. die Eröffnung dort wird ihre Größe unverändert
beibehalten, und so lange wird sich auch der Servomotorkolben mit konstanter
Geschwindigkeit bewegen. Mit dem Augenblick, wo dann dieser mehr Einfluß auf die
Steuerbewegung erlangt als das Tachometer, wird sich das Ventil von seinem Anschlag
loslösen und wir haben für die Folge wieder genau die gleiche Steuerbewegung wie die
zuerst geschilderte, nur wird sich der ganze Vorgang von anderen Anfangsbedingungen
aus entwickeln müssen.
Es kann aber noch ein dritter Fall eintreten. Nehmen wir an, das Steuerventil sei an
seinem Anschlag angelangt und die Muffe sei noch in starker Aufwärtsbewegung
begriffen. Nun ist aber auch dem Muffenweg, wie Fig.
1 zeigt, durch einen Anschlag ein Ende gesetzt. Sowie dieser erreicht
wird, drückt der Arbeitskolben mit Hilfe des Hebels H
unter allen Umständen das Ventil von seinem Anschlag los nach unten, wenn dabei die
Muffe auch noch so sehr das Bestreben hat, nach oben hin weiterzugehen. Jetzt ist
für die Aenderung des Steuerquerschnitts allein die Kolbenbewegung maßgebend, und
wir werden infolgedessen auch einen ganz anderen Verlauf des Reguliervorgangs
erhalten, als es die beiden bislang betrachteten waren. In entsprechender Weise
entwickeln sich die Verhältnisse für eine Bewegung des Kolbens im Sinne des Pfeils
„Auf.“ Wie sich die einzelnen Teile des Reguliervorgangs
aneinanderreihen, wodurch ihr Anfang und ihr Ende bedingt ist usw., das wollen wir
später an Hand des Beispiels genau betrachten.
Des Umfangs der Arbeit wegen kann hier nicht auf die Einwirkung des Muffenanschlags
eingegangen werden. Näheres hierüber findet sich in der bereits erwähnten Abhandlung
von Bauersfeld.
Die Einstellung des Getriebes im
Beharrungszustand.
Jetzt soll zunächst untersucht werden, ob und wie die Bedingung 6) von Seite 257
erfüllt ist, wonach jeder Stellung der Tachometermuffe eine bestimmte Stellung des
Leitapparates der Turbine entsprechen soll.
Das ganze Reguliergetriebe kann nur in Ruhe sein, also ein Beharrungszustand des
ganzen Systems ist nur dann möglich, wenn das Steuerventil sich in Schlußstellung
befindet, so daß der Servomotorkolben keinerlei Grund zur Verstellung des
Leitapparates hat. Nun sollen nach Voraussetzung 4) gleichen Aenderungen der
Umdrehungszahl auch gleiche Muffenwege entsprechen, d.h. der Zusammenhang zwischen
den Muffenwegen und der Umdrehungszahl des Tachometers und damit auch der Turbine
soll durch eine Gerade gegeben sein. Dabei mögen die Muffenwege von der
höchstmöglichen Stellung aus nach unten positiv gezählt werden.
Textabbildung Bd. 324, S. 259
Fig. 2.
Wir bezeichnen nach Pfarr mit:
n0
diejenige Umdrehungszahl, die der höchst möglichen Muffenlage entspricht. (Oberer
Anschlag der Muffe, von der Turbine abgegebenes Drehmoment = 0);
n1
diejenige Umdrehungszahl, die der tiefsten Muffenstellung entspricht. (Unterer
Anschlag der Muffe, maximal geleistes Drehmoment M1 der Turbine);
m1 den
gesamten Muffenhub;
m = m1
tritt demnach ein für den Fall der Vollbelastung bei n =
n1.
Führen wir weiter die sogenannte „Beweglichkeit“ des
Tachometers ein als:
\beta=\frac{n_0-n_1}{n_1},
so erhalten wir die Verhältnisse der Fig.
2. Hieraus folgt:
\frac{m}{m_1}=\frac{n_0-n}{n_0-n_1}
und:
m=\frac{m_1}{n_0-n_1}\cdot(n_0-n)=\frac{m_1}{\beta\cdot
n_2}\cdot(n_0-n) (1)
Nun hat, wie bekannt, die Rückführung den Zweck, das Steuerventil wieder in seine
Schlußstellung zurückzubringen. Das gleiche Ergebnis können wir uns erreicht denken,
wenn wir annehmen, daß zunächst beispielsweise das Tachometer von m = 0 anfangend allein arbeitet, während der
Servomotorkolben festgehalten wird. Dann wird das Steuerventil um ein ganz
bestimmtes Stück l1 aus
seiner Ruhelage nach unten abgelenkt werden. In zweiter Linie denken wir uns danach
die Tachometermuffe in der erreichten Stellung m = m
festgehalten und lassen nun das verschobene Ventil durch den Kolben allein in seine
Anfangsstellung zurückschieben, wodurch wieder Abschluß erreicht wird.
Bei stillstehendem Servomotorkolben erhalten wir zunächst mit (s. Fig. 1):
l_1=\frac{a_1+a_2}{a_2}\cdot m (2)
die Eröffnung des Steuerventils, wie sie eingeleitet wird,
wenn sich die Tachometermuffe allein aus ihrer in Fig.
2 angenommenen Nullstellung um m verschoben
hat.
Textabbildung Bd. 324, S. 259
Fig. 3.
Ist die Richtung „Zu“ wie in Fig. 1 gegeben,
so werden wir, um für wachsende Kolbenwege k auch
wachsende Leitapparateröffnungen a(0) zu bekommen,
die Kolbenwege von oben aus nach unten wachsend zählen müssen. Hat sich nun, wie
eben angenommen, die Tachometermuffe um m aus ihrer
Nullage nach unten verschoben, so muß sich auch der Kolben, den wir uns jetzt
alleinwirkend denken, nach unten verschieben. Dem Wert m = 0 entspricht jetzt die Kolbenstellung k =
k0, deren Bedeutung aus Fig. 3 hervorgeht. Diese Figur zeigt in der schwach
ausgezogenen Kurve den Zusammenhang zwischen den Leitapparateröffnungen a(0) und den
zugehörigen Kolbenstellungen k, wie er uns
beispielsweise durch direkte Aufnahme an der zu untersuchenden Turbine gegeben sein
kann. In unserem Fall mag die Kurve der Einfachheit halber durch die stark
ausgezogene Gerade ersetzt werden. Dieser Ersatz ist ohne großen Fehler zulässig,
solange wir unsere Betrachtungen nicht auf das Gebiet der kleineren a(0) – Werte
erstrecken. Wir haben demnach die in Betracht kommenden Kolbenverschiebungen von k0 aus zu zählen.
Verschiebt sich der Kolben also bis in eine Stellung k,
so ist die Größe der Verschiebung gleich k – k0. Die hierdurch bewirkte Rückdrängung des Ventils
wird demzufolge:
l_2=\frac{a_1}{a_2}\cdot(k-k_0) (3)
Diese beiden Verschiebungen müssen, wie eben ausgeführt, einander gleich sein, um
wieder Abschluß zu erhalten, und es folgt:
l_1=\frac{a_1+a_2}{a_2}\cdotm=\frac{a_1}{a_2}\,(k-k_0)=l_2
oder auch:
m=\frac{a_1}{a_1+a_2}\cdot(k-k_0)
und unter Beachtung- von Gl. 1:
\frac{m_1}{\beta\cdot
n_1}\cdot(n_0-n)=\frac{a_1}{a_1+a_2}\cdot(k-k_0)
oder schließlich:
n=n_0-\left(\frac{\beta\cdot
n_1}{m_1}\cdot\frac{a_1}{a_1+a_2}\right)\cdot(k-k_0),
oder wenn wir die fest gegebenen Größen in eine Konstante
zusammenziehen:
n = n0 – C1 . (k – k0), (4)
wobei dann:
C_1=\frac{\beta\cdot
n_1}{m_1}\cdot\frac{a_1}{a_1+a_2} (5)
Demnach entspricht jeder Umdrehungszahl für den Fall des Beharrungszustandes eine
ganz bestimmte Stellung des Servomotorkolbens und damit auch, weil zwangläufig mit
ihm verbunden, des ganzen Reguliergetriebes und des Leitapparates. Da nun nach
Annahme (4) und nach Fig. 2 auch die
Umdrehungszahlen und die Tachometermuffenstellungen in fester Beziehung stehen, so
entspricht auch jeder Muffenstellung eine ganz bestimmte Füllung, wie verlangt.
Weiterhin besagt die Voraussetzung (5), daß die von der Turbine abgegebenen
Drehmomente den jeweiligen Füllungen direkt proportional sein sollen. Gl. 4 gibt uns
nun die in jedem Beharrungszustand möglichen Umdrehungszahlen an; wir müssen aber
für unsere Untersuchungen auch die zugehörigen von der Turbine ausgeübten Momente
wissen. Diese finden wir an Hand der durch Bremsergebnisse festgelelegten Tatsache,
daß man die Füllung ϕ als Verhältnis der
Leitapparateröffnung (bei Leitkanälen mit rechteckigem Querschnitt) bei
Teilbeaufschlagung a(0)
zu der maximalen Leitapparateröffnung a0 angeben kann. D.h. wir haben annähernd:
\varphi=\frac{a_{(0)}}{a_0} (6)
Bezeichnen wir das bei der Eröffnung a0 abgegebene maximale Drehmoment mit M1, so haben wir bei
einer beliebig eingestellten Eröffnung a(0) demnach noch das arbeitende Moment der Turbine
mit:
M=\varphi\cdot M_1=\frac{a_{(0)}}{a_0}\cdot M_1
(7)
Mit den in Fig. 3 eingeführten Bezeichnungen ergibt
sich jetzt schließlich der Zusammenhang zwischen den Leitapparateröffnungen a(0) und den
zugehörigen Kolbenstellungen k als:
\frac{a_{(0)}}{a_0}=\frac{k-k_0}{k_1-k_0}=\varphi
(6a)
oder
a_{(0)}=\frac{a_0}{k_1-k_0}\cdot(k-k_0)
(8)
Mit der ersten dieser beiden Gleichungen (6a) erhalten wir aus
Gl. 7:
M=\frac{k-k_0}{k_1-k_0}\cdotM_1
(7a)
Mit dieser Beziehung können wir uns aus den Kolbenstellungen die dem jeweiligen
Beharrungszustande entsprechenden Drehmomente berechnen oder auch umgekehrt für
gegebenes M die zugehörigen Stellungen des
Reguliergetriebes finden mit:
k=k_0+(k_1-k_0)\cdot\frac{M}{M_1}
(7b)
Diese Gleichung läßt sich unter Beachtung von Gl. 7 auch noch
in der Form anschreiben:
k = k0 + ϕ . (k1 – k0), (7c)
und hieraus können wir bei gegebener Füllung ϕ die dabei im
Beharrungszustande vorhandenen Kolbenstellungen finden.
Bevor wir nun in der Entwicklung der nötigen Gleichungen und namentlich der
Bewegungsgleichungen des Regulators fortfahren, wollen wir zunächst mit Hilfe der
abgeleiteten Formeln uns für das zu behandelnde Zahlenbeispiel die nötigen Werte des
anfänglichen Beharrungszustandes berechnen:
Gegeben sei:
das maximale Drehmoment mit: M1 = 49 mkg;
die Normaltourenzahl: n1 = 194,5 Umdr./Min.;
die Beweglichkeit: β = 0,06;
der Muffenhub: m1 = 50 mm = 0,05 m;
die Hebelarme des Tachometerhebels:
a1 =
0,2 m; a2 = 0,4 m;
die Kolbenwege: k0 = 60 mm = 0,06 m; Fig. 3
k1 =
210 mm = 0,21 m;
Nehmen wir an, die Turbine laufe gerade nicht mit voller
Belastung, sondern nur mit MA = 46 mkg. Die Anfangsfüllung ϕ =
a wäre dann nach Gl. 7:
a=\frac{46}{49}=0,94,
und hiermit kommt weiter nach Gl. 7c:
kA =
0,06 + 0,94 . (0,21 – 0,06)
kA = ∾
0,201 m.
Die bei diesem Beharrungszustand vorhandene Umdrehungszahl rechnet sich nach Gl. 4,
wozu wir aber erst noch C1 bestimmen müssen (Gl. 5):
C_1=\frac{0,06\cdot 194,5}{0,05}\cdot\frac{0,2}{0,2+0,4}=77,8.
Weiter ist:
n0 =
206,2,
und so folgt (Gl. 4):
nA =
206,2 – 77,8 (0,201 – 0,06)
nA =
195,2 Umdr./Min.
Schließlich findet sich noch mit Gl. 1 die Muffenstellung:
m_A=\frac{0,05}{0,06\cdot194,5}\cdot(206,5-195,2)
mA =
0,047 m = 47 mm
Für das Zahlenbeispiel mag angenommen werden, daß von MA = a . M1 = 46 mkg plötzlich
entlastet werde auf MB
= b . M1 = 36 mkg. Die zu diesem neuen Beharrungszustand
zugehörigen Werte berechnen sich dann zu:
b=\frac{36}{49}=0,735
kB =
0,17 m
mB =
197,62 Umdr./Min.
mB= 0,0367 m.
(Fortsetzung folgt.)