Titel: | Polytechnische Rundschau. |
Fundstelle: | Band 324, Jahrgang 1909, S. 285 |
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Polytechnische Rundschau.
Polytechnische Rundschau.
Die Dampfturbine in Betrieben mit gemischtem
Energiebedarf.
Nur wenn es sich um reine mechanische oder elektrische Energieerzeugung durch eine
Dampfmaschine handelt, ist diejenige Maschine am vorteilhaftesten, welche den
geringsten Dampfverbrauch aufweist. Wo aber Dampf noch zum Kochen, Heizen und
Trocknen verwendet wird wie in Brikett-, Zucker-, Papierfabriken, Brauereien,
chemischen Fabriken, Schlacht- und Krankenhäusern, Waschanstalten und Warenhäusern,
dann wird in der Regel nicht die Maschine mit geringstem Dampfverbrauch den Vorzug
verdienen. Bei solchen Betrieben mit gemischtem Energiebedarf wird die Dampfmaschine
mit Auspuff oder Gegendruck infolge der Verwendung des Abdampfes der besten
Kondensationsmaschine, ja auch den sehr ökonomisch arbeitenden Gas- und Oelmaschinen
in der Gesamtwirtschaftlichkeit in der Regel überlegen sein. In einem Falle hat sich
auch die Verbindung eines Betriebes mit Dampfmaschine und Sauggasanlage als sehr
vorteilhaft gezeigt. Der Abdampf der Dampfmaschinen dient im Winter zur Heizung;
wenn nicht geheizt zu werden braucht, werden die Sauggasmaschinen in Betrieb
genommen.
Wenn die nötige Abdampfmenge größer ist als die Maschine für ihre Leistung braucht,
so wird der Rest durch Frischdampf gedeckt. Liefert aber die Maschine mehr Abdampf
als zur Heizung gebraucht wird, so muß der Ueberschuß durch Kondensation ausgenutzt
werden. Die Verwirklichung dieses Gedankens führt zu einer Art Verbundmaschine, aus
deren Zwischenkammer der Heißdampf entnommen wird. Eine selbsttätige Regulierung der
Niederdruckfüllung hält bei Belastungsschwankungen die Temperatur des abgezapften
Dampfes konstant; dasselbe geschieht bei wechselndem Wärmebedarf für Heizung
usw.
Die Dampfturbine scheint sich für den gemischten Betrieb mit Gegendruck besonders zu
eignen, trotzdem die Vorteile geringen Gegendruckes bei ihr viel größer sind als bei
der Kolbendampfmaschine. Denn wie bekannt kann die Turbine das höchste erreichbare
Vakuum sehr gut ausnutzen. Im allgemeinen ist die Ausnutzung bei zwei Turbinen mit
hohem und niedrigem Gegendruck annähernd gleich. Zu den Vorteilen der Turbine in
ihrem Aufbau und Betrieb kommt noch die höhere Temperatur, der höhere Wärmegehalt
des Abdampfes infolge der Rad- und Schaufelreibung und der dadurch bewirkte
geringere Niederschlag in der Abdampfleitung.
Die Allgemeine Elektrizitätsgesellschaft hat schon seit
einiger Zeit den Bau von Gegendruck- und Anzapfturbinen aufgenommen; erstere besitzt
eine letztere zwei Druckstufen, wobei der Heizdampf der ersten Stufe entnommen
und sein Druck durch ein Ueberströmventil geregelt wird, das sich unter dem Einfluß
eben dieses Druckes selbsttätig verstellt. Wenn der spätere Bedarf an Abdampf nicht
ganz sicher ist, hat man durch die Anwendung einer Anzapfturbine die Möglichkeit,
den Betrieb in jedem Stadium wirtschaftlich zu gestalten. (A. Dahme.) Zeitschrift für das gesamte Turbinenwesen 1909, S. 49.
M.
Eisenbetonwasserbehälter.
Für den neuen Wasserbehälter der Stadt Osnabrück auf dem Schölerberge mußte möglichst
wenig Beton verwendet werden, da die Kosten für den Kies frei Baustelle 15 Mk. für
den cbm betrugen. Daher wurde als Form ein kugelkalottenartiges Gewölbe, als
Baustoff Eisenbeton gewählt. Es sind zwei Behälter von je 1600 cbm Inhalt
hergestellt, die durch die Maschinenkammer miteinander verbunden sind. Die 28 cm
starke Behältersohle ist tellerförmig mit einer Verstärkung des oberen Randes
hergestellt. Dieser Rand bildet das Widerlager eines runden, i.M. 20 cm starken, bis
4,50 m über Fundamentsohle steigenden Gewölbes, dessen zweites Widerlager ein
kreisrunder auf 8 Eisenbetonsäulen ruhender Eisenbetonunterzug ist. Der von diesem
Unterzug eingeschlossene Raum wird durch eine 22 cm starke Kugelkalotte überdeckt.
Der größte lichte Durchmesser des Behälters ist 23,2 m, der mittlere Durchmesser des
runden Unterzuges ist 10,0 m. Der höchste Wasserstand im Behälter ist + 4,50 m über
der Sohle.
Der Zwickel zwischen den beiden Gewölben über dem Unterzug ist mit Sparbeton 1 : 15
ausgefüllt. Die Erdauffüllung ist mindestens 1 m hoch. Die Betonmischungen sind: in
der Sohle 1 t Zement, 4 t scharfer Sand, 1 t Weserkies, 5 t Kalksteinschotter bis 50
mm Korngröße, im Gewölbe 1 t Zement, 3½ t Sand, 2 t Kies, 1½ t Schotter bis 30 mm
Korngröße. Zu dem vom Wasser bespülten Beton wurde zur Erzielung größerer
Dichtigkeit 20 v.H. des Zementes an Traß zugesetzt. Sämtliche Innenflächen bis 20 cm
über dem höchsten Wasserstand erhielten einen 3 cm starken Zementmörtelputz,
sämtliche Außenflächen einen Zementrapputz und zweimaligen Anstrich mit heißem
Teergoudron.
Die ringförmigen Unterzüge haben als Einlage 7 Rundeisen von 30 mm Durchmesser, die
55 cm starken quadratischen Säulen 4 Rundeisen von 20 mm Durchmesser mit
Rundeisenbügeln und die Gewölbe auf der Außen- und Innenseite Ring- und
Meridianstäbe erhalten. An den Kreuzungsstellen sind sämtliche Eisen durch
Bindedraht verbunden.
Das Ende des Zuflußrohres ist längs der Behälterwand umgebogen. Das Abflußrohr
ist in der Mitte unter der Behältersohle einbetoniert. Hierdurch ist die Bewegung
des Wassers eine ständige und spiralförmige. (Graff)
(Zement und Beton, 1908 S. 771–773.)
Dr. Ing. Weiske.
Wasserdichte Kanäle aus Zement-Kalk Beton.
Für das Kraftwerk Herdecke-Buhr ist ein wasserdichter Kanal für die Leitung der
Turbinenkühlungswässer aus Zementkalkbeton ohne wasserdichten Zementverputz
hergestellt worden. Auf den Putz wurde wegen seiner Gefährdung durch mechanische
Angriffe der Grundgeschiebe, wegen der zu befürchtenden Oberflächenrisse infolge von
Längsspannungen und wegen seiner Gefährdung bei der Ausführung unter Wasserandrang
verzichtet. Als dichtende Zuschläge zum Zementbeton kommen in Frage Fettkalk,
Traßfettkalk, hydraulischer Stückkalk und hydraulischer gemahlener Kalk. Der letzte
Zuschlagsstoff zeigte sich als der beste. Er läßt sich wie der Zement bequem
verarbeiten, hat auch im frischen Mörtel genügenden Widerstand gegen Wasser, ist
ziemlich unempfindlich gegen Störungen beim Abbinden und verhältnismäßig billig.
Der verwendete Meteorkalk extra hat mit drei Teilen Normalsand Druckfestigkeiten von
100, 181 und 261 kg/qcm und Zugfestigkeiten von 15,2, 30,0 und 38,6 kg/qcm nach 7,28
bzw. 90 Tagen. Auf dem 900-Maschensieb war der Rückstand nur 1 v.H. Die
Raumbeständigkeit war einwandfrei.
Als Betonmischungen wurden verwendet:
1. für gewöhnlichen Beton: 1 t Portlandzement, 1 t
Sackkalk, 4 t grobkörnigen Rheinsand, 6 t Herdecker Sandsteinkleinschlag und und 6 t
Kies.
2. für Vorsatzbeton: 2 t Portlandzement, 1 t Sackkalk, 3 t
gemischt-körnigen Rheinsand und 3 t feiner Kies.
3. für den Mauermörtel: 2 t Portlandzement, 1 t Sackkalk
und 2 t gemischt-körnigen Rheinsand.
Zur Erzielung einer dichteren Oberfläche erhielten die inneren Flächen des Kanales
den Vorsatzbeton. Die Außenflächen erhielten einen Zementkalkputz. Gegen schädliche
Einflüsse der Kohlensäure des reinen strömenden Wassers erhielten die Betonflächen
einen Anstrich mit Siderosthen-Lubrose. Besonders gefährdete Stellen wurden durch
Flacheiseneinlagen geschützt.
Nach Fertigstellung zeigte sich im allgemeinen Wasserdichtigkeit, jedoch waren an den
Anschlußstellen, sowie dort, wo Eisenteile in den Beton einbinden, zahlreiche
Undichtigkeiten vorhanden. Mit zunehmendem Alter verstopfen sich diese Löcher von
selbst durch Auslaugung von Kalk bei gleichzeitiger Bildung einer Schutzschicht aus
Kieselsäure, Tonerde und Eisenoxyd vor den Löchern. Der größte äußere Wasserdruck
auf die Bausohle beträgt 3000–3500 kg/qm.
Auch bei den Fundamenten und Umfassungswänden des Kraftwerkes wurde Zement-Kalk-Beton
in einer Mischung 1 t Portlandzement, 1 t Sackkalk, 10 t Kleinschlag, 10 t Kies
verwendet, der sich durch große Festigkeit, Dichtigkeit, Glätte und dichte
Außenflächen und 25 v.H. Ersparnis an Bindemittelkosten bei Verwendung nur reinen
Portlandzements auszeichnete. (Zantopf.) (Zement und
Beton 1908 Lt. 786–789.)
Dr.-Ing. Weiske.
Löschbrücke in Eisenbeton.
Am Hohentorhafen in Bremen sind zwei 7 m breite und 40,6 bzw. 72,6 m lange
Löschbrücken in Eisenbeton hergestellt worden. Die Tragkonstruktion der
Fahrbahn besteht aus kräftigen Eisenbetonrahmen, die in Abständen von 3,6 m bzw.
3,36 m senkrecht zur Längsrichtung angeordnet sind. Die Stützen dieser Rahmen sind
auf der Wasserseite auf der vorhandenen eisernen Spundwand, auf der Landseite auf
Betonbrunnen gegründet. Auf die eiserne Spundwand (System Larßen) wurden zwei durchlaufende Winkeleisen 60 . 60 . 8 als Randwinkel
genietet. Ihr Zwischenraum wurde durch einen 30 cm breiten und 15 cm hohen
Eisenbetonbalken ausgefüllt, der die Belastung der Rahmenstützen gleichmäßig auf die
Spundwand überträgt. Die quadratischen Brunnen auf der Landseite sind 128 cm breit
und 160 cm hoch; sie sind mit Beton ausgefüllt und durch eine Eisenbetonplatte
abgedeckt, in die die Eiseneinlagen der Rahmenstütze eingreifen. Die Spundwand und
die Brunnen sind durch ein Zugband miteinander verankert. Die Rahmenstützen haben
rechteckigen Querschnitt 40/30 und sind durch zehn Rundeisen von 21 mm
bewehrt. Der wagerechte Rahmenbalken, der die Köpfe der Rahmenstützen verbindet, ist
30 cm breit und 75 cm hoch. Seine Bewehrung besteht aus acht Rundeisen von 21 mm
. Die Stützen und der Balken sind durch von kräftige Konsole verbunden, in
die die Eiseneinlagen beider Glieder hineingebogen sind. Außerdem sichern zahlreiche
Bügel von 7 mm die Verbundwirkung. Die einzelnen Rahmen sind zwischen den
Stützen durch zwei 30 cm breite und 100 cm hohe, mit acht Rundeisen von 14 mm
bewehrte Betonbalken verbunden. Der Balken auf der Landseite ist außerdem
noch nach unten verlängert, um als Stützwand gegen den Schub des abgestützten
Erdbodens zu dienen. Zwischen diesen beiden Verbindungsbalken ist noch parallel zu
den Rahmenbalken ein Querbalken gleicher Abmessung eingezogen, um die Spannweite der
Fahrbahnplatte auf die Hälfte der Rahmenentfernung zu verringern. Die Fahrbahnplatte
ist in den Endfeldern 15 cm, in den Mittelfeldern 12 cm stark, dort mit 15
Rundeisen, hier mit 10½ Rundeisen von 8 mm für im Breite bewehrt.
Das Bauwerk ist für 2000 kg/qm Nutzlast berechnet und in einer Betonmischung 1 : 4
hergestellt.
Durch 4 cm breite Dehnungsfugen sind die beiden Brücken in zwei bzw. drei Abschnitte
zerlegt. Diese Fugen sind durch sich um 10 cm übergreifende Zinkblechstreifen
überdeckt. Die Fahrbahn ist mit einem 2 cm starken Gußasphaltanstrich überdeckt und
hat nach der Wasserseite ein Gefälle von 3 v.H. Ihre Bordkante an der Wasserseite
ist durch Randsteine aus Granit geschützt. An der Außenseite der Brücke befinden
sich eiserne Prellblöcke zur Aufnahme der Stöße und Reibungen der Schiffe.
Die Oberkante des Bauwerkes liegt 3,15 m über der bis zur niedrigsten Wasserhöhe
reichenden eisernen Spundwand. (Gaugusch.) [Beton u.
Eisen, 1908. Lt. 259.]
Dr.-Ing. P. Weiske.
Theodolit mit Mikroskopablesung.
Der zu trigonometrischen Längenbestimmungen geodätischer Grundlinien bestimmte
Theodolit hat mit Rücksicht auf die Standfestigkeit und die Genauigkeit seiner
Angaben eine verhältnismäßig lange senkrechte Stahlachse, die in einer gleichfalls
aus Stahl hergestellten Buchse drehbar gelagert ist. Zum Schütze gegen Unbilden der
Witterung ist der mit Rücksicht auf den Verwendungszweck des Instrumentes allein
vorhandene Horizontalkreis nicht mit der üblichen Kappe abgedeckt, sondern
vollkommen staub- und wasserdicht eingekapselt. Die äußere Grundrißform der hierzu
verwendeten Magnaliumkappe ist ein regelmäßiges Zehneck, in dessen Ecken die
Befestigungsschrauben sitzen. Auch die mit Achat gefütterten Ypsilonlager der
Kippachse des Fernrohres sind samt der letzteren staub- und wasserdicht
eingeschlossen. Der Horizontalkreis besitzt zwei Teilungen: auf dem zylindrischen
Umfang, dessen Durchmesser 189 mm beträgt, eine von 10 zu 10 Grad bezifferte, mit
freiem Auge ablesbare Teilung in ganze Grade und auf seiner oberen ebenen Fläche
eine nicht bezifferte, mikroskopisch feine Gradteilung von 180 mm
Teilimgsdurchmesser. Die erstere Teilung wird durch eine Oeffnung in der Kappe
abgelesen, welche durch ein Glasplättchen von 3 mm Dicke geschlossen ist. Dieses
Plättchen trägt auf beiden Seiten je einen geätzten und geschwärzten feinen Strich,
die sich beide bei richtiger Stellung des ablesenden Auges decken. Die
Ablesungsmikroskope der zweiten Teilung sind senkrecht angeordnet. Zur Beleuchtung
der Teilung dient eine Sammellinse von 20 mm Oeffnung, die in eine unter spitzem
Winkel an das Mikroskoprohr angesetzten Ausstülpung gelagert ist. Die mikroskopische
Kreisteilung besteht nur aus 360 Gradstrichen, da nur eine derartige Teilung mit
Sicherheit möglichst fehlerfrei herstellbar ist. Von den feineren Unterteilungen in
Sechstel- oder Zehntelgrade behauptet der Verfasser, daß mit Rücksicht auf die große
Strichzahl (2160 und 3600) auch bei vorzüglichen Teilmaschinen Ungenauigkeiten
unvermeidlich sind und daher in solchen Fällen eine äußerst feine mikroskopische
Ablesung nur eine eingebildete Genauigkeit besitzt. Zur Ablesung der Bruchteile
eines Grades, dessen Bildgröße 2,5 mm beträgt, dient eine Mikrometerschraube von 0,5
mm Ganghöhe mit einer 100teiligen Trommel. Ein Teilstrich der letzteren ergibt somit
einen Winkelwert von 0,002 Grad, die Ablesung beider, einander gegenüberliegender
Mikroskope demnach 0,001 Grad gleich 3,6'' und somit bei Zehntelschätzung sogar
0,36''. Ueber der Bildebene ist, um die senkrechte Achse drehbar, ein 60 Grad-Prisma
und darüber um den entsprechenden Winkel geneigt ein Steinheilsches Okkular von 15 mm Brennweite gelagert. Infolgedessen kann
der Beobachter leicht in beiden Lagen des Fernrohres die Mikroskope ablesen, ohne
seinen Platz zu verändern.
Das Fernrohr ergibt mit einem Steinheilschen dreifachen
Objektiv ohne Sekundärspektrum von 41 mm freier Oeffnung und 243 mm Brennweite,
sowie einem monozentrischen Steinheilschen Okkular von
7 mm Brennweite etwa 35 fache Vergrößerung.
Der Fernrohrauszug beträgt 34 mm und gestattet bis auf 2 m an das Etalon
heranzugehen.
Das aus Spinnfäden hergestellte Fadenkreuz ist einfach und zur Justizierung um einen
geringen Betrag um die Fernrohrachse drehbar. Die seitliche Korrektion der optischen
Achse des Fernrohres ermöglicht eine Vorrichtung am Objektivkopf. Um das Auffinden
der Objekte bei dem kleinen Gesichtsfelde des Okkulars zu erleichtern, sitzt auf dem
Fernrohr eine einfache Visiervorrichtung. Zur genauen wagerechten Einstellung des
Instrumentes ist an dem Fernrohr eine Doppellibelle von 10 Sekunden Empfindlichkeit
f.d. Teilstrich parallel zur Drehachse derart angebracht, daß, je nachdem sich das
Fernrohr in seiner ersten Lage oder nach dem Durchschlagen in der zweiten Lage
befindet, die Doppellibelle unterhalb oder oberhalb der Kippachse liegt. Das Gewicht
des Fernrohres und der mit ihm zusammenhängenden Teile wird durch Federn so weit
aufgenommen, daß auf die Lager nur ein Druck von 200 g kommt; anderseits ist die
Reibung durch besondere Mittel erhöht, damit trotz der mit Absicht fortgelassenen
Einstell- und Klemmvorrichtungen leicht eine freihändige Richtung nach dem Objekt
möglich ist. Um die Fernrohrlagerung zu schonen, kann die Kippachse mittels
Exzenter aus ihren Lagern etwa 1,5 mm emporgehoben werden. Solange sich das Fernrohr
in dieser Lage befindet, ragen die Exzenterkurbeln in den Weg des Fernrohres, so daß
es nicht durchgeschlagen werden kann. Durch dieses einfache Mittel ist ein Arbeiten
mit angehobener Fernrohrachse ausgeschlossen. (Tichy.)
[Zeitschrift des österreichischen Ingenieur- und Architektenvereins 1909 S.
41–43.]
Pr.
Traßbeton und Traßmörtel.
Vom städtischen Tiefbauamt in Köln angestellte Druckversuche mit Probewürfeln von 30
cm Kantenlänge lieferten folgende Ergebnisse:
Alter
Druckfestigkeit in kg/qcm bei folgenden
Mischungen
1 Zement0,75 Traß5 Sand
1 Zement0,75 Traß3,5 Sand5 Kies
1 Zement0,75 Traß5 Sand5 Kies
1 Zement0,5 Traß3,5 Sand5 Kies
1 Zement1,5 Traß1 Kalk11 Sand
1 Zement1,5 Traß1 Kalk11 Sand
7 Tage
49
92
61
93
58
78
14 Tage
86
102
102
120
71
94
28 Tage
150
148
148
136
107
120
90 Tage
192
–
–
–
–
–
(Tonindustriezeitung 1908, No. 132, Lt. 1967)
Dr.-Ing. Weiske.
Benutzung von Kupferniederschlägen in der
Metallographie.
Die bekannte Tatsache, daß beim Eintauchen in Kupfervitriollösung Eisen und andere
unedle Metalle mit einer Kupferhaut sich überziehen, wurde von F. Giolitti benutzt, um Gefügebestandteile auf
Schliffen, z.B. von Bronzen kenntlich zu machen.
Taucht man eine Legierung von Kupfer und Zinn in wäßrige Kupfersulfatlösung (10%), so
scheidet sich Kupfer vorzugsweise auf den zinnreicheren (unedleren)
Gefügebestandteilen ab. Bei einer Bronze mit 35,7% Zinn werden auf dem poliertem
Schliff einige Sekunden nach dem Eintauchen die Kristalle der Verbindung Cu4Sn gleichmäßig mit einem rostfarbenen
Kupferschleier überzogen, während die Kristalle der Verbindung Cu3Sn freibleiben. Wenn man länger eintaucht, so wird
die Kupferhaut immer dicker, aber die Begrenzungen der Cu4Sn-Kristalle bleiben dauernd scharf.
Ganz anders verhält sich z.B. eine Bronze mit 16,2% Sn (in zwei Stunden von 1000° auf
500° abgekühlt). Hier haben wir es, wie man aus der Erstarrungskurve erkannt hat,
mit einer festen Lösung von Cu4Sn in Cu zu tun.
Tauchen wir den polierten Schliff (der gleichförmig goldgelb erscheint) 12–15
Sekunden in die Kupfersulfatlösung, waschen mit Wasser und trocknen im Luftstrom, so
zeigen sich in der Mitte jedes „Fetzens“ (lobo), als welche die
Mischkristalle im Schnitt erscheinen, rote Flecken, deren Intensität (entsprechend
der Dicke der Kupferschicht) von der Mitte nach dem Umfang zu stetig abnimmt, aber
in diesem besonderen Falle die Begrenzung des Fetzens nicht erreicht. Bei weiterem
Eintauchen dehnen sich die roten Flecken immer mehr aus, bis sie schließlich die
gelben Fetzen ganz bedecken.
Der Grund dieses auffallenden Verhaltens liegt darin, daß die Mischkristalle, die
eigentlich beim Erstarren der Legierung ihre Zusammensetzung stetig im Gleichgewicht
mit dem noch flüssigen Anteil ändern sollten, auch bei langsamer Abkühlung nicht
rasch genüge sich umwandeln; weil die Diffusion in festen Lösungen nur sehr langsam verläuft,
bleibt der Kern der Mischkristalle zinnreicher und ihr Kupfergehalt ist nach dem
Rande hin stetig größer. Diese stetige Aenderung im Gehalt prägt sich beim
Eintauchen in der allmählichen Dickenänderung der abgelagerten Kupferschicht
aus.
Das Gefüge der Legierung mit 78% Sn besteht aus großen violetten Kristallen mit
weißem Saum, die in das Eutektikum Cu-CuSn eingebettet sind. Nachdem man drei
Sekunden lang in die Kupfersulfatlösung eingetaucht hat, zeigt sich der violette
Kern vollständig mit Kupfer bedeckt, während der weiße Saum freigeblieben ist; die
Grenze zwischen Kern und Saum ist scharf ausgeprägt. Also bestehen Saum und Kern aus
zwei verschiedenen Verbindungen von festen Zusammensetzungen und der violette Kern
ist unedler (elektro-negativer). Aus dem vollständigen Studium des Systems
Kupfer-Zinn ist bekannt, daß die in jener Bronze enthaltenen Kristalle aus der
violetten Verbindung Cu3Sn bestehen, die sich an
ihrem Umfange in die weiße Verbindung CuSn umgewandelt hat (indem sie gegen 400° mit
der zinnreichen Schmelze reagierte).
Die beschriebene Methode läßt sich auf viele andere Legierungen anwenden; man kann
auch das niederzuschlagende Metall durch einen elektrischen Strom von passender
Spannung ausfällen und so die Gefügebestandteile mit verschiedenem Potential
unterscheiden. (Gazzetta chimica itialiana 1908, Bd. 28 (2.), S. 352–357.)
A.
Staatliche Ueberwachung der Wasserkräfte in der
Schweiz.
Die Auffassung des Eigentumsrechtes des Staates an den innerhalb seiner Grenzen
gelegenen Wasserkräften, dahingehend, daß nur der Staat berechtigt sein soll, die
Erlaubnis zur Ausnutzung der Wasserkräfte zu erteilen, soweit sie nicht durch
vererbte ältere Rechte anderweitig vergeben ist, hat sich in den meisten Kantonen
der Schweiz bereits Geltung verschafft. Nach der letzten, allerdings schon im Jahre
1901 angestellten amtlichen Zählung wurden in diesem Jahre 2058 Fabrikbetriebe mit
185486 PS durch Wasserkraftanlagen versorgt, gegenüber 1471 Betrieben mit 84030
PS, die mit Dampfanlagen ausgerüstet waren, und 1213 Betrieben mit 37413 PS, die mit
elektrischem Strom aus einem fremden Netz gespeist wurden. Aus diesen Zahlen kann
man die wirtschaftliche Bedeutung der Wasserkräfte in der Schweiz ersehen. Bei den
mit Wasserkraft arbeitenden Fabriken wurden 35979 PS an solche der Textilindustrie
(27782 PS hiervon an die Baumwollindustrie, der Rest an Spitzenfabriken,
Seidenspinnereien, Seidenwebereien usw.), 101243 PS an Fabriken der chemischen
Industrie, 14876 PS an Fabriken der Nahrungsmittelindustrie und 8320 PS an
Papierfabriken und Druckereien geliefert. Der Rest entfällt auf die immerhin
bedeutenden Fabriken für Feinmechanik, Uhren, Bijouterien sowie auf
Maschinenfabriken.
Für den Vorgang bei der Erteilung von Konzessionen zur Verwertung von Wasserkräften
ist das kürzlich vom Kanton Bern erlassene einschlägige Gesetz bezeichnend. Der
Kanton behält sich danach ausschließlich vor, Rechte zur Ausnutzung von
Wasserkräften zu verleihen, sowie diese Rechte selbst auszuüben, falls ein
öffentliches Bedürfnis vorliegt. Durch die Ausübung solcher Rechte dürfen aber weder
öffentliche Interessen geschädigt, noch vorhandene Naturschönheiten beeinträchtigt
werden. Unter mehreren Bewerbern um eine und dieselbe Konzession soll derjenige den
Vorzug erhalten, dessen Pläne für die Allgemeinheit am günstigsten sind. Gemeinden
sollen aber gegenüber anderen Bewerbern den Vorzug genießen, insbesondere auch
darin, daß ihnen Wasserrechte auf unbeschränkte Zeit, Privaten hingegen nur auf
höchstens 50 Jahre erteilt werden können. Die Kosten der Konzession werden nach
einem für die Pferdekraft festgestellten Betrag ermittelt, welcher je nach der Größe
und Lage des Werkes sowie je nach den Bauschwierigkeiten zwischen 2.52 und 6.70 Mk.
in drei Klassen wechselt. Außerdem wird von allen Kraftwerken, die mehr als 10 PS
erzeugen, eine jährliche Pferdekraftsteuer erhoben, welche mit der Größe der Anlage
zunimmt, aufweiche aber mit Rücksicht auf ungünstige Betriebsverhältnisse, z.B.
Wassermangel, Hochwasser usw., Nachlässe gewährt werden können. (The Engineering
Record, 1908, II, S. 620.)
H.