Titel: | Polytechnische Rundschau. |
Fundstelle: | Band 324, Jahrgang 1909, S. 317 |
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Polytechnische Rundschau.
Polytechnische Rundschau.
Elektromagnetische Schienenbremse.
Bei den Schienenbremsen der Elekrischen Schnellbremsen-Fabrik
in Friedenau sind nur je zwei Pole vorhanden, die in Form von parallelen
Flacheisen in Richtung der Schienen in einem Abstand von etwa 1/5 der Breite des
Schienenkopfes liegen. Mit einer Induktion von 17500 wird bei dieser Anordnung- ein
Bremsdruck von 50 kg für 1 cm Schienenlänge erzielt. Um die paarweise verwendeten
Bremsen im Abstände der Schienenköpfe zu halten, sind sie durch kräftige Stahlrohre
verbunden, die gleichzeitig als Schutz für die Zuleitungskabel dienen. Letztere
führen zu einer Hauptstrom-, Nebenschluß- oder auch einer gemischten Wicklung, die
wasserdicht eingekapselt und durch eine Glocke aus Magnetstahl gegen mechanische
Beschädigungen geschützt ist. Zur Verwendung in Drehgestellen werden
Schienenmagneten mit Spulenpaaren verwendet und letztere so geschaltet, daß bei
Beschädigung eines Stromkreises je eine Spule eines Magneten stromlos wird, um eine
Entgleisungsgefahr zu vermeiden. Für Wechselstrombahnen wird der Schienenmagnet
ebenso wie die auswechselbaren Bremsschuhe aus Eisenblechen zusammengesetzt.
Falls zur Radbremsung keine hinreichende Kraftbremse vorhanden ist, können an den
Schienenmagneten zu den Bremsklötzen führende Zugstangen unter Zwischenschaltung
geeigneter Hebel angebracht werden. Hierdurch gelangt an den Rädern eine zu der
Reibungskraft der Schienenmagnete im festen Verhältnis stehende Bremskraft zur
Wirkung, so daß ein Festbremsen der Räder erschwert ist. Schließlich kann die
Schienenbremse so angeordnet werden, daß die magnetische Zugkraft zwischen den
Bremsschuhen und der Schiene nur 2 v.H. der Anziehungskraft bei Auflage der
Bremsschuhe wird, und daß die übrigen 98 v.H. zum Anpressen der Räder an die
Schienen benutzt werden. Hierdurch wird eine Erhöhung des Adhäsionsgewichtes
erzielt, vermöge der die Anzugskraft eines Motorwagens beispielsweise zum Schleppen
von Anhängern über Steigungen ohne Vergrößerung des Motorwagengewichtes erhöht
werden kann. (Zeitschrift des Vereins deutscher Ingenieure, 1909 S. 76–77.)
Pr.
Aufzeichnendes Vakuummeter.
Da es besonders bei Dampfturbinenanlagen für den Dampfverbrauch von großer
Wichtigkeit ist, daß die für die Kondensation ermittelte günstigste Luftleere
dauernd innegehalten wird, liegt ein Bedürfnis für ein geeignetes Meßinstrument vor,
welches vorteilhaft zwecks laufender Ueberwachung seine Angaben aufschreibt.
Federvakuummeter, die man zu diesem Zweck bisher verwendet hat, werden durch den
jeweiligen Barometerstand beeinflußt; ferner liegt die Gefahr vor, daß durch
Nachlassen der Federkraft unrichtige Angaben bewirkt werden. Letztere sind bei dem
neuen von der Firma F. Fuess in Steglitz bei Berlin
gebauten Instrument ausgeschlossen, da bei demselben das Prinzip des Heberbarometers
in der Weise verwendet ist, daß von einem U-förmigen mit Quecksilber gefüllten
Barometerrohr, dessen einer Schenkel oben geschlossen ist, der freie Schenkel mit
dem Kondensator in Verbindung steht. Der Höhenunterschied der beiden
Quecksilbersäulen und damit auch die Höhe des Quecksilberspiegels in einem der Rohre
ist dann ein Maß für das Vakuum.
Die durch Aenderungen des Vakuums erzeugten Schwankungen eines Quecksilberspiegels
werden auf einen mittels Schneiden und Pfannen gelagerten Wagebalken
übertragen, indem an einem Anne desselben ein Hufeisen-Dauermagnet befestigt und auf
dem Quecksilber ein Eisenschwimmer angebracht ist. Der Hufeisenmagnet umfaßt das
Barometerrohr und folgt den Bewegungen des Schwimmers. Hierzu ist der Wagebalken
mittels eines verschiebbaren Gewichtes genau ausbalanziert. Ferner kann mittels
eines über den Schneiden sitzenden, in senkrechter Richtung verstellbaren Gewichtes
das labile Gleichgewicht des Balkens geregelt und damit die Empfindlichkeit des
Instrumentes eingestellt werden. An Stelle der Zunge ist an dem Wagebalken ein
Schreibhebel angebracht, der über einem durch ein Uhrwerk bewegten und mit einer
Teilung versehenen Papierstreifen spielt.
Ein beigefügtes Diagramm, welches an dem gemeinsamen Kondensator einer 800 KW
Dampfturbine und einer Koepe-Fördermaschine aufgenommen wurde, gibt über das
zuverlässige Arbeiten des Instrumentes in anschaulicher Weise Aufschluß, da es
beispielsweise jeden Förderzug erkennen läßt. (Glückauf, 1909 S. 197–198).
Pr.
Schieberverschluß für Dampffässer.
Der Verschluß bei Dampffässern, die in Textilbetrieben (Bleichereien, Färbereien
u.a.) häufig in Anwendung sind, wird zumeist durch Verschrauben des Deckels mittelst
Gelenkschrauben bewirkt. Da hierbei eine verhältnismäßig große Anzahl von Schrauben
erforderlich ist, so ist es klar, daß deren Lösen, bzw. Festschrauben beim Oeffnen,
bzw. Schließen des Fasses als lästige und zeitraubende Arbeit empfunden wird.
Mitunter müssen der guten Abdichtung wegen die Schrauben in so engen Zwischenräumen
angeordnet werden, daß das Anziehen der Schraubenköpfe nur mittelst Stechschlüssels
möglich ist.
Eine neue Verschlußkonstruktion soll diesem Uebelstande abhelfen. Kesselmantel und
-Deckel erhalten Stahlgußkränze aufgenietet, die klauenartig in und übereinander
fassen, derart, daß die eine Hälfte des am Kessel angebrachten Kranzes die
entsprechende Hälfte des Deckelkranzes umfaßt, und umgekehrt. Dadurch ist es
möglich, den Deckel einfach nach der Seite zu herauszuschieben, wogegen derselbe
gegen Abheben in der Achse des Fasses durch die klauenartigen Vorsprünge
festgehalten ist. Die Abdichtung wird durch ein in sich geschlossenes Bleirohr
gebildet, das in einer Nut des Kranzes liegt und durch eine Oeffnung mittelst einer
Handpumpe mit Oel gefüllt werden kann.
Zwecks Lösen des Deckels ist es nur nötig, das Oel aus dem Bleirohr abzulassen,
worauf der Deckel zur Seite abgeschoben werden kann.
Die Einrichtung ist von der Aufsichtsbehörde als zulässig erachtet worden und hat
sich in der Praxis gut bewährt. (Oesterr. Wollen- und Leinen-Industrie 1909 No.
2.)
Hg.
Gewinnung von Reinwasser aus Flußwasser.
Eine Anlage zur Beschaffung von stündlich 1000 cbm vorzüglich klaren Wassers aus
Flußwasser ist am Niederrheinletzthin für die Zellstoff-Fabrik in Walsum der Aktiengesellschaft für Maschinenpapierfabrikation,
Aschaffenburg, erbaut worden. Auf dem rechten Ufer folgen stromabwärts
nacheinander die Klärbassins mit 67 × 28 qm Grundfläche, das Pumpenhaus zum Heben
des Flußwassers auf die Klärbassins mit 21 × 13 qm; weiter das Filtergebäude mit 32 × 12
qm und daran anschließend ein Raum mit zwei Zentrifugalpumpen zur Förderung des
Reinwassers in den Hochbehälter.
Zwischen Pumpenhaus und Fluß ist ein offener Senkbrunnen niedergebracht, als Sandfang
für die Pumpensaugleitung. Er hat unten 3,6 m Innendurchmesser und ist mit dem Fluß
in Verbindung durch eine 0,7 m lichte gußeiserne Rohrleitung mit beweglichen
Kugelmuffen. Sie ist 0,75 m unter dem niedrigsten Fluß Wasserspiegel parallel zu
einer Buhne von zwei schwimmenden Prähmen aus in einer Baggerrinne verlegt. Die
Verbindung des Rohres mit dem Brunnen geschah durch einen Taucher, und zwar wurde
ein Buchenholzring an der Außenseite mit einem andern an der Innenseite der
Brunnenwand fest verschraubt und das dazwischengelegte Werg kräftig eingepreßt. Die
im Brunnen sich niedersetzenden Sinkstoffe werden in gewissen Zeitabständen
entfernt. Die 50 m lange Saugleitung zwischen Brunnen und Pumpenhaus wurde aus
vorhandenen 0,5 m lichten gußeisernen Muffenrohren hergestellt; sie mündet in einen
für die Pumpen gemeinsamen Windkessel von 1 m und 3,5 m Höhe. Mit Rücksicht
auf den niedrigsten jemals beobachteten Fluß Wasserspiegel sind die Pumpen 7 m unter
Geländehöhe aufgestellt. In solchem Falle wird dann die geodätische Saughöhe, bis zu
den Pumpendruckventilen gerechnet, 6,5 m sein. Um bei Hochwasser dem Auftrieb
widerstehen zu können, ist die Bodendecke des im übrigen in Beton ausgeführten
Pumpenhauses als umgekehrtes eisenarmiertes Betontonnengewolbe hergestellt, dessen
Widerlager die starken Umfassungsmauern sind.
Im Pumpenhause sind, weil die elektrische Anlage der Fabrik schon voll ausgenutzt
war, Dampfpumpen aufgestellt, und zwar, um die Grundfläche des Pumpenhauses
möglichst klein zu halten, schwungradlose Duplexpumpen mit je einem Hoch- und
Niederdruckzylinder auf jeder Seite. Bei 37 Doppelhüben fördert jede Pumpe 6
cbm/Min. Die Saug- und Druckventile (je 36) sind federbelastete Bronzeventile mit
Fernis-Lederringdichtung, weil das Wasser unrein ist. Vom 100 m entfernten
Kesselhaus wird durch eine 130 mm lichte Rohrleitung Dampf von 12 kg/qcm Ueberdruck
zugeführt. Der Abdampf soll zum Vorwärmen des Kesselspeisewassers benutzt werden.
Jede Pumpe kann durch einen Absperrschieber von der gemeinsamen Saugleitung
abgeschlossen werden; ebenso von der gemeinsamen 0,45 m lichten Druckleitung. Jede
Pumpe hat ihren eigenen Druckwindkessel. Drei solcher Pumpen heben das Wasserauf die
offene Vorkläranlage.
Diese von insgesamt 4620 cbm Fassungsvermögen ist hergestellt aus Stampfbeton und
eingeteilt in sechs einzelne Becken, von denen je 2 in ihrer Längsrichtung
hintereinander vom Wasser mit außerordentlich kleiner Geschwindigkeit durchflössen
werden. Sie sind darum etwa 3 m tief. Das von den Pumpen gelieferte Wasser ergießt
sich zunächst in einen schmalen Kanal, wo es eine Reihe von Richtungsänderungen
erfährt, damit sich schwerere Verunreinigungen ausscheiden. Außerdem wird hier dem
Rohwasser, weil es tonige Bestandteile in allerfeinstem Zustande gelöst enthält,
schwefelsaure Tonerde zugesetzt; je nach Beschaffenheit 40 bis 100 gr auf 1 cbm
Wasser. Es bildet sich dann Tonerdehydrat als feinflockiger Niederschlag, und dieser
hat die Eigenschaft, die feinen Verunreinigungen des Wassers an sich zu ziehen, und
er setzt sich dann ab in den Klärbassins und auf den Filterschichten. Am Ende dieses
Kanals fließt das Wasser über ein breites Ueberfallwehr in einen Verteilbehälter,
der die gleiche Höhenlage und Tiefe hat wie die Klärbecken. Durch Oeffnungen dicht
an seinem Boden steht er mit letzteren in Verbindung, und bei ganz geringer
Ueberdruckhöhe tritt hier hindurch das Wasser wirbelfrei und gleichmäßig über die
ganze Breite jedes Klärbeckens in dieses hinüber. Zwischen zwei hintereinander vom
Wasser zu durchfließende Klärbecken ist nochmals ein gleiches Ueberlaufwehr mit
anschließendem Verteilbehälter eingebaut. Der Boden der Klärbecken ist geneigt und
an der tiefsten Stelle sind 500 mm weite Rohrleitungen mit Absperrschiebern
angeschlossen, durch die der zum Boden gesunkene Schlamm von Zeit zu Zeit, unter
Benutzung des natürlichen Gefälles zum Fluß hin, abgespült wird. Dabei wird der
Zufluß zu der zu reinigenden Kammer abgesperrt durch Einsetzen von Brettern in das
Ueberlaufwehr.
Nach Durchfließen von je 2 der Klärbecken gelangt das Wasser über einen Ueberlauf in
eine Sammelrinne und von hier mit natürlichem Gefälle durch eine Rohrleitung in das
Filterhaus. Die Filteranlage besteht aus zwei parallelen Reihen von je acht
Filterkammern mit je 8 qm Filterfläche. Ihre Filterschicht ist eine 0,5 m hohe Lage
Perlkies, meist aus Flußkies von 1½ bis 2 mm Korngröße. Ueber dieser steht das
Wasser noch 1 m hoch. Ein Ueberlauf läßt den Wasserstand nicht höher steigen. Der
Kies ruht auf einem feinmaschigen Bronzedrahtgewebe, das von gelochtem Bronzeblech
und verzinkten ⊤-Trägern unterstüzt wird. Das zu filternde Wasser wird von oben her
zugeführt. Bei der dortigen Wasserbeschaffenheit werden durchschnittlich 7,5 cbm
Wasser in der Stunde auf 1 qm Filterschicht gereinigt. Sie sind also sehr
leistungsfähig. Dafür müssen sie täglich einmal ausgewaschen werden, wozu aber nur
wenige Minuten für jede Filterkammer erforderlich sind: Wasserzu- und -abfluß einer
Kammer wird abgestellt. Dicht unter dem Drahtgewebe des Filterbodens liegt ein
Rohrsystem mit vielen kleinen Oeffnungen. Hier hindurch läßt man Preßluft austreten.
Diese steigt ganz fein verteilt durch das Wasser und die Kiesschicht nach oben,
reißt die am Kies abgelagerten Schlammteilchen los, und mit dem nun gleichzeitig von
unten her zugeführten Waschwasser werden diese zur Oberseite der Filterschicht hin
fortgeführt und weiter durch eine Rohrleitung aus der Filterkammer heraus ins Freie.
Ein kleinerer Schlammabfluß ist außerdem am Boden der Kammer geöffnet. Nach wenigen
Minuten stellt man die Druckluft ab und läßt das Wasser allein noch 2 bis 3 Minuten
zurückströmen. Dann ist die Filterschicht gründlich gereinigt. Die Benutzung der
Druckluft zum Loswirbeln der Schlammteilchen ist wesentliche Bedingung für den
Erfolg. Die einfache Wasserrückströmung wäre wenig geeignet zum Auswaschen; das
Wasser wühlt sich dann nämlich einfach an der schwächsten Stelle der Filterschicht
einen Kanal und läßt alle übrigen Teile verschlammt.
Von der Sammelleitung der Filterabflüsse heben zwei mit Gleichstrommotoren elastisch
gekuppelte Zentrifugalpumpen das Wasser in den Hochbehälter der Fabrik. Als
Reservepumpen sowohl für die Förderung des Wassers auf die Vorkläranlage als auch
für diejenige in den Hochbehälter dienen, mittelst eines Umleitungsrohrsystems, zwei
Duplexpumpen gleicher Leistung und in demselben Raume mit den drei schon oben
beschriebenen Duplexpumpen.
Die Gesamtkosten der Anlage betrugen 230000 M. Davon entfielen auf Bau-, Beton- und
Baggerarbeiten 135, auf die Pumpen 53, auf die Filterapparate 25 und auf die
Rohrleitungsanlagen 17 Tausend M. (Berkenkamp)
Zeitschrift d.V.d. Ing. 1908 S. 1320–26.
Schn.
Die Niederdruckwasserkraftanlage bei Berrien Springs,
Michigan.
Die Indiana and Michigan Electric Company in South Bend, Indiana, deren ausgedehntes
Stromnetz von zwei Dampfkraft- und vier Wasserkraftelektrizitätswerken mit etwa
25000 PS Gesamtleistung gespeist wird, hat ihren bereits vorhandenen
Wasserkraftwerken am St. Joseph River vor kurzem ein weiteres beigefügt, welches 8
km unterhalb des untersten Werkes bei Buchanan liegt und ein Gefälle von etwa 6,3 m
Flöhe ausnutzt. Dieses Gefalle wird durch einen 535 m langen Staudamm geschaffen,
der einen bis zu dem weiter oben gelegenen Kraftwerk reichenden See von 730 ha
Fläche erzeugt. Der mittlere, einen Ueberfall von 45 m Länge enthaltende Teil des
Dammes ist aus Beton erbaut. Hieran schließen sich auf der einen Seite ein 168 m
langer Erdwall, auf der anderen Seite das mit Einlaufkanälen insgesamt 80 m lange
Kraftwerk, welches nach dem Ufer hin in einen kurzen Erdwall fortgesetzt ist. Im
mittleren Teil des Staudammes sind neben dem erwähnten Ueberfall 6 Tainter-Rollschützen von je 6 m Breite vorhanden, die
zum Regulieren des Wasserablaufes dienen. Die Gründung des ganzen Stauwerkes ist
insofern bemerkenswert, als man durch Anlage von zwei quer über das Flußbett
reichenden eisernen Spundwänden oberhalb und unterhalb des Dammes versucht hat, das
Durchsickern von Wasser in dem stellenweise bis zu 12 m tiefen Untergrund aus
Gerölle zu verhindern, sowie auf der unteren Dammseite Unterspülungen zu vermeiden.
Bei den Erdwällen sind die Betonkernmauern unmittelbar auf diese Spundwände
aufgesetzt, um einen dichten Abschluß zu erzielen. Der Boden unterhalb des
Ueberfallwehres ist durch Betonverkleidung, die auf kräftigen Betonbalken ruht,
gegen Auswaschen durch das herabstürzende Wasser gesichert. Das Maschinenhaus ist 34
m lang in der Flußrichtung und 19,5 m breit in der Richtung des Dammes. Sein aus
Beton erbautes Fundament hängt an beiden Seiten mit den Turbinenkammern zusammen,
welche so angeordnet sind, daß je zwei Einlaufkanäle zu zwei auf die gleiche Welle
arbeitenden Turbinengruppen gehören. Auf diese Weise bietet das Kraftwerk Raum für
vier Stromerzeuger von je 1800 KW Leistung, deren wagerechte Wellen von je vier Leffel-Doppelturbinen von 1143 mm mit 150
Umdrehungen in der Minute angetrieben werden. Je zwei der Doppelturbinen, die von
Lombard-Regulatoren gesteuert werden, haben einen
gemeinsamen Ablaufkanal, der von den übrigen getrennt ist, um eine ungehinderte
Wasserbewegung zu sichern. Die wagerechten Hauptwellen sind durch die Seitenwände
des Maschinenhauses hindurch geführt und dort mit den Stromerzeugern gekuppelt. Der
mit 2300 Volt und 60 Perioden erzeugte Drehstrom wird zum Teil in Transformatoren
auf 25000 Volt Hochspannung für die Fernleitung gebracht und zum Teil in zwei 300
KW-Umformern in Gleichstrom umgewandelt und der benachbarten Strecke der Southern
Michigan Railway zugeführt. (Electrical World 1908, II. S. 1389 bis 1391 und The
Engineering Record 1908, II. S. 728 bis 731.)
H.
Neue schwedische Wasserkraftanlagen.
Im Süden von Schweden sind zwei größere Wasserkraftelektrizitätswerke im Entstehen
begriffen. Das eine, der Sydsvenska Kraftaktiebolaget
gehörige, soll insbesondere die südwestlichen Städte Malmö und Helsingborg,
versorgen und gegen Ende 1909 in Betrieb kommen, das andere, welches der Hemsjö
Kraftaktiebolag gehört, verteilt seinen Strom vornehmlich nach den südöstlichen
Städten Kristianstad, Sölvesborg, Karlshamn und Karlskrona. Dieses Kraftwerk
ist seit Anfang 1908 im Betrieb; es bezieht seine Wasserkraft aus drei Flüssen, dem
Helge, dem Mörrum und dem Ronneby. Alle diese Flüsse weisen eine große Anzahl von
Wasserfällen auf, deren Leistungsfähigkeit zwischen 3000 und 500 PS liegt. Von ihnen
sind aber vorläufig nur derjenige bei Oefre Hemsjö (Ober-Hemsjö) wirklich
ausgenutzt. Die hier verfügbare Wassermenge des Mörrumflusses sinkt während vier
Monaten des Jahres bis auf 10 cbm/Sek., während im übrigen Teil des Jahres 20
cbm/Sek. verfügbar sind. Nach erfolgter Regulierung des Asnensees dürfte auf eine
unveränderliche Wassermenge von 20 cbm/Sek. gerechnet werden können. Durch Bau eines
Staudammes wird ein Gefälle von 14,5 m nutzbar gemacht. Das Wasser fließt durch
einen langen Triebwerksgraben und 2,3 m weite Einlaufrohre drei Doppelturbinen zu,
welche bei 300 Umdrehungen in der Minute je 1000 PS leisten und deren wagerechte
Wellen mit Schwungrädern versehen, sowie unmittelbar an die Wellen der Stromerzeuger
angeschlossen sind. Für Erregerzwecke sind außerdem zwei 80pferdige Turbinen
vorhanden. Die großen Drehstromerzeuger von je 900 KVA liefern 3800 Volt bei 50
Perioden in der Sek. Ihr Strom wird in Oeltransformatoren auf 40000 Volt
Hochspannung gebracht. Das Kraftwerk arbeitet parallel mit einem etwa 8 km nördlich
davon an dem gleichen Fluß gelegenen Wasserkraftwerk bei Fridafors, von welchem es
im Falle von Wassermangel aushilfsweise etwa 400 PS beziehen kann.
Am Ronnebyfluß ist die Errichtung von drei Wasserkraftwerken für je 3500 PS Leistung
in Aussicht genommen, nach dem sich die schwedische Regierung mit der Regulierung
des Rottnensees einverstanden erklärt hat. Das Werk Hemsjö ist mit dem Werk
Fridafors durch eine Fernleitung aus drei Drähten von je 16 qmm Querschnitt, mit dem
Umformerwerk Kristianstad durch drei Leitungen von je 25 qmm Querschnitt verbunden,
während die Fernleitungen Kristianstad-Maltesholm und Ifö-Sölvesborg je drei
Kupferleitungen von 16 qmm enthalten. Die Gesamtlänge der Fernleitungen die
einigemal Eisenbahnen überschreiten und auf hölzernen Masten verspannt sind, beträgt
95,6 Km. Dis bisherigen Gesamtkosten der Anlagen verteilen sich folgendermaßen:
Hydromechanische Ausrüstung, einschließlich
Einlaufrohre, Turbinen und Regulatoren des Oefre-Hemsjö
Kraftwerkes
73000
M.
Elektrische Ausrüstung des Oefre-Hemsjö-Kraftwerkes
151000
„
Baulichkeiten des Oefre-Hemsjö-Kraftwerkes
96500
„
Fernleitungen
36700
„
Telephonlinien
21000
„
Primär- und Sekundär-Umformersteilen, Kabelleitungen
und Stromverteilanlage
30400
„
Baulichkeiten der Umformerwerke
78500
„
–––––––––––
1091000
M.
(Frenell.) (Electrical World 1909, I, S. 101–106.)
H.
Die Wasserkräfte in unseren Kolonien.
Nach dem geotektonischen Aufbau des afrikanischen Festlandes ist zu vermuten, daß
ebenso wie am Zambesi, wo eine große Gesellschaft die Ausnutzung der Fälle für die
Kraftversorgung von Transvaal, in die Hand genommen hat, auch an den anderen
Wasserläufen Stromschnellen und Wasserfälle vorkommen müssen, welche der Ausnutzung
würdig wären. Die Meinung von der großen Trockenheit im afrikanischen Lande ist
natürlich irrig, wir finden daher auch in unseren Kolonien, in Kamerun und
Ostafrika, gewaltige, das ganze Jahr hindurch wasserreiche Ströme, die auf ihrem
Wege zahlreiche Wasserfälle bilden, und wenn auch nicht für die Flußschiffahrt so doch
wenigstens für die Krafterzeugung im großen Maßstabe geeignet sind. Hierzu kommen
noch eine Menge von kleinen Flußläufen, die ebenso reich an Fällen sind. Im
Usambaragebiet, wo z.B. in den Höhen des Uhehehochlandes Fälle von mehreren 100
m vorkommen, sowie am Panganifluß, dessen Wasserkraft auf 150000 bis 300000 PS
berechnet worden ist, dürfte sich die Ausnutzung zunächst am günstigsten stellen.
(Technik und Wirtschaft 1909 S. 86 bis 87.)
H.