Titel: | Bemerkenswerte technische Neuerungen auf dem Gebiete der Zuckerindustrie im 2. Halbjahr 1908. |
Autor: | A. Stift |
Fundstelle: | Band 324, Jahrgang 1909, S. 425 |
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Bemerkenswerte technische Neuerungen auf dem
Gebiete der Zuckerindustrie im 2. Halbjahr 1908.
Von k.k. landw. techn. Konsulent A.
Stift (Wien).
(Schluß von S. 414 d. Bd.)
Bemerkenswerte technische Neuerungen auf dem Gebiete der
Zuckerindustrie im 2. Halbjahr 1908.
A. JaroschOesterreich-Ungarische Zeitschrift für Zuckerindustrie und
Landwirtschaft 1908. 37. Jahrg. S. 385. berichtet über eine Verbesserung der Zentrifugen mit unterer Entleerung. Bei
Schleudervorrichtungen nämlich, die nach unten entleertwerden besteht der große
Uebelstand, daß von denselben und von der Arbeitstribüne, auf welcher die
Zentrifugen stehen, Oel, Sirup, Füllmasseteile, Wasser und dergleichen
in die unterhalb der Zentrifuge befindliche Fördervorrichtung tropfen, wodurch
die in letztere entleerte Ware (Konsumzucker, Sandzucker, Würfelmehl etc.)
verunreinigt, und ihr Verkaufswert erheblich verringert wird. Diese Nachteile werden
durch eine verstellbare Tropftasse nach Hübsch, sowie
durch Einbau von Schutzblechen zwischen je zwei Zentrifugen oberhalb der
Fördervorrichtung vollkommen beseitigt, was insbesondere für die Erzeugung von
Sandzucker und Granulated von Wesenheit ist.
Textabbildung Bd. 324, S. 426
Die Einrichtung besteht aus einer zwischen dem Auslauf der
Schleuder- und der Fördervorrichtung angeordneten, verstellbaren Tropftasse, welche während der
Schleuderarbeit das verschwitzte Oel, das durch Ausdämpfen der Zentrifuge
entstehende Kondenswasser, sowie die beim Füllen verspritzte Füllmasse und
Sirupteile auffängt, sodann bei der Entleerung der Zentrifuge zur Seite bewegt wird,
so daß die Ablaßvorrichtung für den Zucker frei wird und dieser in die
Fördervorichtung fällt. Die Fig. 23, 24 und 25
stellen eine derartige Einrichtung in Verbindung mit einer nach unten entleerenden
Schleuder dar. Fig.
23 und 24
sind zwei zu einander rechtwinkelig stehende Seitenansichten der gesamten Anordnung
und Fig. 25 ist eine
Daraufsicht auf die Tropftasse. Unterhalb der mit den Ablaß Öffnungen b versehenen Zentrifuge a
ist die verschiebbare Tropftasse c angeordnet, die vom
Bedienungstande aus mittels des Hebelwerkes d, f, in
entsprechenden Führungen verstellt werden kann. Bei der in der Zeichnung
dargestellten Lage der Tropftasse liegt dieselbe zwischen den Ablaßöffnungen b und der Füllvorrichtung g, welch letzere eine Schüttelrinne, eine Schnecke, ein Wagen oder
dergleichen sein kann. In dieser Stellung werden die abtropfenden Unreinigkeiten von
der Tasse aufgefangen, so daß die aus den anderen Schleudern stammende Ware, die
sich in der Fördervorrichtung bewegt, vor Verunreinigungen geschützt bleibt. Wird
die Tasse mittels des Hebelwerkes in der Pfeilrichtung (Fig. 25) verschoben,
so ist die Fördervorrichtung freigelegt und bei der nun erfolgenden Entleerung
gelangt der Zucker aus den Ablaßöffnungen b in die
Fördervorrichtung. Vor der neuerlichen Füllung der Schleuder wird die Tasse wieder
zurückgestellt.
Das Sirup-, Trenn- und Meßgefäß
„Auto“ der Maschinen-Aktiengesellschaft vormals
Breitfeld, Daněk & Co.Zeitschrift
für Zuckerindustrie in Böhmen 1908. 33. Jahrg. S. 114.
in Prag dient zur genauen, selbsttätigen Trennung der
Ablaufsirupe bei vollkommenster Unabhängigkeit vom Arbeiter, so daß nur
gleichwertige Abläufe erzielt werden. Bei der Erzeugung von hochpolarisierenden
Zuckersorten durch Ausschleudern von Zuckerfüllmassen in Zentrifugen, fließt zu
Anfang der Arbeit aus der Zentrifuge ein zuckerarmer Ablauf (Grünsirup) und dann ein
zuckerreicher Ablauf (Decksirup) ab. Für die weitere Verarbeitung der Abläufe ist es
nötig, dieselben zu trennen; dabei ist die Erkenntnis des Momentes, in dem der
bessere Ablauf zu fließen beginnt, von großer Wichtigkeit. Diese Trennung wird durch
den Apparat automatisch in exakter Weise besorgt. Der Apparat (Fig. 26a u. b)
besteht aus einem oben geschlossenen Behälter A, in
welchen durch das Rohr C der Grünsirup aus dem Stutzen
B der Zentrifuge einfließt. Dabei entweicht die
Luft aus dem Behälter durch das offene ein- und ausziehbare Rohr D. Steigt nun das Niveau des Grünsirups in dem Behälter
so hoch, daß das untere Ende d des Rohres D unter die Sirupoberfläche kommt, so kann keine Luft
aus dem Behälter entweichen und daher auch kein weiterer Sirup in das Gefäß
nachfließen. Der Grünsirup füllt dann das Rohr C bis
oben an, und der weiter nachfließende Sirup fließt hierauf über das gefüllte Rohr
C durch das Rohr E in
die Siruprinne F ab. Durch beliebiges Einstellen des
mit einer Literteilung versehenen Rohres D kann
die Menge des den Behälter A und das Rohr C ausfüllenden Grünsirups beliebig geändert werden.
Sobald die Zentrifuge zum Stillstand gebracht ist, wird das Ablaßventil G des Behälters mittels Hebelmechanismus durch den
Arbeiter von der Bedienungsseite aus geöffnet und die hier enthaltene Flüssigkeit in
die Grünsiruprinne H entleert.
Textabbildung Bd. 324, S. 427
Fig. 26a.
Textabbildung Bd. 324, S. 427
Fig. 26b.
Der Hebelmechanismus ist mit einer Sicherung versehen, der
zufolge das Ventil G nicht geöffnet werden kann, bevor
die Zentrifuge still steht, und die Zentrifuge nicht früher in Gang gesetzt werden
kann, bevor das Ventil G geschlossen worden ist. Die
Grünsirupmenge, welche der Apparat jeweilig zu fassen hat, ist von der Güte der zum
Ausschleudern kommenden Füllmasse und von der Trommelfüllung abhängig, wird von dem
Betriebsbeamten vorher berechnet und darnach das Rohr. D, welches mit einer genauen Litereinstellung versehen ist, eingestellt.
Der Arbeiter besorgt dann bloß das mechanische Oeffnen und Schließen des Ventiles
G, wozu er durch die bereits erwähnte Einrichtung
vor dem Einstellen und Inbetriebsetzung der Zentrifuge gezwungen ist. Für den Fall,
daß bei der Deckarbeit der Ablauf in drei verschiedene Sirupe zu trennen ist, wie
das bei der Brotzentrifugenarbeit üblich erscheint, werden zwei Trenn- und Meßgefäße
aufgestellt. Im
ersten Meßgefäß sammelt sich der Vorlauf, im zweiten Gefäß der Decksirup, und der
Deckliterablauf fließt weiter ab. Auf diese Weise können solche Meßgefäße für
mehrere Abläufe Verwendung finden. Schließlich sei noch bemerkt, daß für die
Ausdämpfung des Apparates auch ein Stutzen an dem Behälter vorgesehen ist.
Textabbildung Bd. 324, S. 428
Fig. 27.
Textabbildung Bd. 324, S. 428
Fig. 28.
OwsianikowDie
Deutsche Zuckerindustrie 1908. 33. Jahrg. S. 851. hat in der
russischen Zuckerfabrik Mironowka eine ununterbrochene
Kristallisation von Produkten der Rübenzuckerfabrikation eingeführt, welche
50 Tage in Tätigkeit gewesen ist und anstandslos gearbeitet hat. Zu diesem Zwecke
wurden die vorhandenen acht Kristallisatoren (Fig.
27) untereinander durch Uebergangsstutzen verbunden. Zur richtigen
Verdrängung der Füllmasse aus einem Kristallisator in den anderen muß die reifste
Füllmasse in den letzten Kristallisator, aus dem die Füllmasse zur Verarbeitung
gelangt, eintreten. Es verbinden daher diese Uebergangsstutzen den unteren Teil des
ersten Kristallisators mit dem unteren Teil des zweiten Kristallisators, den oberen
Teil des zweiten mit dem oberen Teil des dritten, den unteren Teil des dritten mit
dem unteren Teil des vierten Kristallisators usw., wobei alle unteren Stutzen im
vorderen und alle oberen im hinteren Teil der Kristallisatoren angebracht sind.
Durch eine derartige Anordnung der Stutzen wird ein beständiger Umlauf der Füllmasse
durch die Stutzen und die Kristallisatoren erreicht. Der erste Kristallisator wurde
75 cm höher gestellt, um beim Ablassen aus dem Apparat die ganze Füllmasse
aufzunehmen und sie dann mittels des am ersten Stutzen angebrachten Schiebers
langsam in den zweiten Kristallisator überzuführen. Durch diese Anordnung ergab
sich, daß die Füllmasse beim Ablassen eine entsprechende Menge Füllmasse aus dem
ersten Kristallisator in den zweiten drängt, wodurch eine ebensolche Menge
Füllmasse aus dem zweiten Kristallisator in den dritten übergeht und sich das Spiel
so oft wiederholt, bis der ganze Apparat abgelassen und der achte Kristallisator aus
dem siebenten gefüllt wird. Diese Bewegung der Füllmasse aus einem Kristallisator in
den anderen geschieht langsam und dauert auch nach dem Ablassen des ganzen Sudes,
ohne daß dadurch eine Unbequemlichkeit entsteht. Nach der geschilderten Arbeitsweise
wird bei dem einmal eingestellten Gange die Füllmasse stets in den ersten
Kristallisator gefüllt und aus dem achten Kristallisator weiter verarbeitet. Die
Arbeitsweise dieses Apparates, speziell mit Füllmasse zweiter Kristallisation, hat,
wie die durchgeführten Analysen gezeigt haben, ein vollständig befriedigendes
Resultat ergeben, und zwar dahingehend, als sich gezeigt hat, daß zur vollständigen
Erschöpfung des Zwischenkristallsirups große Nachprodukten-Vakuumapparate nicht
erforderlich sind. Die Vorteile dieser Arbeitsweise sind gegenüber derjenigen der
gewöhnlichen Kristallisation die folgenden: 1. Alle Kristallisatoren sind stets mit
Füllmasse gefüllt, mit Ausnahme eines Teiles des letzten Kristallisators. 2. Der
ganze Inhalt der Kristallisatoren ist in Tätigkeit, wodurch das Produkt längere Zeit
dem Kristallisieren überlassen werden kann, und weniger gelungene Sude Zeit und
Möglichkeit zur Verbesserung finden. 3. Die Füllmasse hat daher während der ganzen
Arbeitszeit eine fast gleichartige Zusammensetzung und läßt sich gleichmäßig
verarbeiten. 4. Da die Kristallisatoren stets gefüllt sind, so werden die
Zuckerkristalle nicht zerrieben und die Temperatur sinkt nicht wie bei der Arbeit
mit einzelnen Kristallisatoren. 5. Das Verkochen kann auch in kleinen
Vakuumapparaten vorgenommen werden und bietet alle Vorteile der schnellen
Verkochung. 6. Arbeit und Aufsicht sind sehr einfach, und die vorhandenen
Kristallisatoren können leicht und billig zur ununterbrochenen Kristallisation
umgeändert werden.
Der Abfallwasserreiniger, SeparatorRienschZeitschrift
für Zuckerindustrie in Böhmen 1908. 33. Jahrg. S. 52., eignet
sich hauptsächlich für Zuckerfabriken zur mechanischen Reinigung der Abfallwässer.
Der Apparat (Fig. 28) besteht aus einer
schiefgestellten, aus schlitzenförmig gelochtem Sieb hergestellten Rotationsscheibe,
die gegen die Wasserebene derartig geneigt ist, daß sie nur bis zur Hälfte in das
Wasser gesenkt wird. Das Abfallwasser wird über die perforierte Scheibe zugeführt,
filtriert durch dieselbe und gelangt dann frei von den groben Rückständen unter der
Scheibe in den Abführungskanal und von da in die Absatzgruben, wo nur Sand und Erde
abzusetzen sind. Die Reinigung der Rotationsscheibe wird durch eine Rotationsbürsten
– Garnitur ununterbrochen bewirkt. Der Apparat wird, wie aus der Abbildung zu
ersehen ist, direkt in den Schmutzwasserkanal eingebaut. Der Antrieb sowohl der
rotierenden Scheibe als auch der Putzvorrichtung geschieht durch ein aus konischen
Zahnrädern und Stirnrädern bestehendes Vorgelege, und die Abfuhr der aufgefangenen
Gegenstände erfolgt automatisch. Der
Reiniger kann für jede beliebige Rübenverarbeitung aufgestellt werden,
verhindert das Verstopfen der Kanäle und vermindert die Fläche der Absatzgruben bis
um 75 v.H. In einer Fabrik von 3000–4000 m/Zentner Rübenverarbeitung in 24 Stunden
werden durch diese Vorrichtung innerhalb derselben Zeit ungefähr 80 m/Zentner
Unreinlichkeiten (Sand und Schlamm nicht einbegriffen) aufgefangen. Die Ausführung
dieses Abfallwasserreinigers geschieht durch die Maschinenbau-Aktiengesellschaft vorm. Breitfeld, Daněk & Comp. in
Prag.