Titel: | Polytechnische Rundschau. |
Fundstelle: | Band 324, Jahrgang 1909, S. 476 |
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Polytechnische Rundschau.
Polytechnische Rundschau.
Gleisverlegung bei Straßenbahnen.
Entgegen der für Asphalt- und Holzpflaster üblichen Teilung der Betonunterlage, bei
der eine Lage Beton bis etwa zur Unterkante der Fahrschiene reicht und die zweite
Lage sich alsdann bis zur Unterkante der Pflasterdecke erstreckt, ist beim Bau der
städtischen Straßenbahnen in Berlin eine ungeteilte Betonunterlage angewendet
worden. Zu ihrer Herstellung wurde die Straße unter dem doppelgleisigen Bahnkörper
400 mm tief ausgeschachtet und in Abständen von etwa 4 m (an den Stößen 2 m)
Querschwellen aus Doppel-T-Eisen von 150 mm Höhe und darüber mit dem Kopf in Höhe
der Straßenoberkante die 15 m langen und 180 mm hohen Schienen gelegt. Die
Verbindung zwischen Schienen und Schwellen erfolgte durch geschlitzte, den oberen
Steg der Doppel-T-Eisenumfassende Ankerbügel und zwischen Schienenfuß und
Querschwelle eingetriebene Keilpaare. Die richtige Höhenlage der Querschwelle war
durch Unterstopfen mit Beton vorher annähernd erzielt worden. Das Profil der
Schienen war von der Gutenhoffnungshütte mit einer
Fußbreite von 150 mm besonders gewalzt; das laufende Meter Schiene wiegt nahezu 44
kg. Die Stoßverbindung ist nach dem System Melaun mit
1000 mm langen Laschen hergestellt, die eine Kopflänge von 500 mm besitzen und mit 8
Bolzen befestigt sind. Nach Verlegung des Gleises wurde ein im Verhältnis von 2 t
Zement auf 1 cbm Kies gemischter Beton in 350 mm starker Schicht sorgfältig
eingestampft und besonders acht darauf gegeben, daß an den Schienen keinerlei
Hohlräume verblieben. Der Stampfasphalt wurde schließlich in bekannter Weise unter
Einfügung von Gußasphaltstreifen neben den Schienenköpfen hergestellt. Zu
Holzpflasterung wurden Tallow-Wood Stöckels. D.
P. J. 1907 Bd. 322, S. 193. von 100 mm Höhe verwendet und die
Betonschicht 50 mm dünner ausgeführt.
Die Herstellungskosten erforderten für das laufende Meter Gleis M. 89.– Der
Verfasser nimmt jedoch an, daß diese verhältnismäßig hohen Kosten durch Verringerung
der Unterhaltungskosten wettgemacht werden. Ein Urteil über die Verlegungsart kann
noch nicht gefällt werden, da die Gleise erst seit dem 1. Juli 1908 benutzt werden.
(Dietrich) (Deutsche Straßen- und Kleinbahnzeitung
1909 S. 383–384.)
Pr.
SchneepflügeD. P. J.
1908. Bd. 323, S. 41. für Straßenbahnen.
Die Twin City Rapid Transit Company im Staate Minnesota verwendet zur Beseitigung des Schnees ein
29,5 t schweren und 13,25 m langen Pflug, der auf zwei zweiachsigen Baldwin-Drehgestellen ruht und durch vier 75 PS Motoren
angetrieben wird. An einem Ende besitzt dieses Fahrzeug eine schräg zur Fahrrichtung
angebrachte Pflugschaar bekannter Bauart und am anderen Ende eine gleichfalls schräg
zur Fahrrichtung gelagerte Stahlbürste von 1,3 m . Zum Bremsen, zum
Einstellen der Höhenlage der Bürste, der Pflugschar sowie der Schwingleisten, die
drehbar am Fahrzeug gelagert sind und die Straße neben dem Gleise reinigen, dient
Preßluft. Die zu ihrer Erzeugung vorhandene Luftpumpe wird gemeinsam mit der Bürste
durch einen 40 PS Motor angetrieben. Zur Entfernung einer stärkeren Schneeschicht
wird der Pflug mit der Schar nach vorwärts betrieben, wobei mit Hilfe der
Schwingleiste die Straße bis auf 4,2 m Entfernung von der Gleismitte gereinigt wird.
Die am Pflugende sitzende Bürste vervollständigt dann die Reinigung der Gleise.
Stark backender gefrorener Schnee geringer Höhe wird, wie sich herausgestellt hat,
zweckmäßiger mit der Bürste beseitigt und hierzu der Pflug mit dem Bürstenende nach
vorn benutzt.
Da die geneigt zur Fahrrichtung angeordnete Pflugschar bei der Entfernung von Schnee
auf das Fahrzeug einen seitlichen Druck ausübt, so kann letzteres leicht entgleisen.
Außerdem lassen die Pflugschare bei der üblichen Anordnung an der Innenseite von
Kurven Schnee stehen, der von Hand entfernt werden muß. Mittels des neuen Wilderschen Schneepfluges wird dies dadurch vermieden,
daß die Pflugscharen an den äußeren Enden der Drehgestelle befestigt sind und je
eine senkrecht zur Fahrrichtung verlaufende wagerechte Schneide besitzen. Auf den
Mitten dieser Drehgestelle ist der Wagenkasten etwa mit seinen Enden gelagert. Die
Pflugschare sind derart ausgebildet, daß der durch die Schneide aufgehobene Schnee
anfangs eine unter einem Winkel von etwa 30 Grad geneigte Ebene hinaufgleitet, dann
durch eine senkrecht stehende scharfe Schneide geteilt und mittels zur Fahrrichtung
geneigter zylindrischer Flächen zur Seite befördert wird. Mit vier 40 PS-Motoren
erlangt der Schneepflug bei Schneehöhen zwischen 30 und 90 cm eine Geschwindigkeit
von etwa 13 km/Std. Ein mit vier 50 PS-Motoren ausgerüsteter Schneepflug gestattete
Fahrgeschwindigkeiten von 24 bis 32 km/St, und schleuderte bei diesen
Geschwindigkeiten den Schnee 6 bis 9 m seitlich vom Fahrzeug. (Elektrische
Kraftbetriebe und Bahnen 1909 S. 133–135.)
Pr.
Die Berechnung des umschnürten Betons.
Die Verminderung der Querdehnung des gedrückten Betons durch besondere Eiseneinlagen
erhöht seine Bruchfestigkeit. Diese Eiseneinlagen bestehen entweder aus wagerechten
einzelnen Bügeln oder aus fortlaufenden spiralartigen Umschnürungen nach der
Bauweise Considères. (béton fretté).
Durch derartige Umschnürungen ist es gelungen, die Zusammendrückung des Betons von
0,1–0,15 v.H. auf 1,7–4,2 v.H.d.h. um das 10 bis mehr als 20fache zu steigern, ohne
seinen Zusammenhang zu stören. Die Bruchlast erhöht sich hierbei von 150 bis 200
kg/qcm des nicht bewehrten Betons bis auf 600 kg/qcm und mehr. Die größte bisher
beobachtete Druckfestigkeit betrug 1803 kg/qcm, bezogen auf die Fläche des von der
Spiralarmierung eingeschlossenen Betonkernes. Nach Talbot ist der Wert der Umschnürung das 2 bis 4fache, nach Considère das 2 bis 3-fache, also im Mittel das
2,4-fache der Längsbewehrung. Die Spiralen fangen erst dann an, voll zu wirken, wenn
die Belastung soweit gestiegen ist, daß die Eigenfestigkeit des Betons überschritten
wird.
Die bis jetzt vorgeschlagenen, bezw. vorgeschriebenen Berechnungsweisen des
umschnürten Betons sind folgende:
1. nach
Considère. Ist K die
Eigenfestigkeit des Betons mit dem Kernquerschnitt Fk, fe der Querschnitt der Längsbewehrung und fe' derjenige gedachter Längsstangen, deren Gewicht auf
die Längeneinheit des Prismas gleich dem Gewicht der Spiralen auf die gleiche Länge
ist, so ist die Bruchlast:
B ≧ 1,5K .
Fk + 2400(fe + 2,4fe').
Angenähert ist f_e'=400\,D_1 \cdot
\frac{g}{s}; hierbei ist D1 der mittlere Wickeldurchmesser in m, g das Gewicht der Spirale für 1 m Länge in kg und s ihre Ganghöhe in cm.
Mit P=\frac{B}{5},\ f_e-F_k \cdot \frac{a}{100} und
f_e'=F_k \cdot \frac{b}{100} ist der erforderliche
Kernquerschnitt:
F_k=\frac{P}{0,3\,K+4,8\,a+11,5\,b.}
Mit den Durchschnittswerten K = 180 kg/qcm, a = 1 v.H., b = 2 v.H.,
erhält man:
und
Fk = 12,2PD1 = 4√P
(P in Tonnen
einzusetzen).
Der ganze Betonquerschnitt ist dann
Fb =
1,3 ∾ 1,5 . Fk.
Die Hamburger Behörde läßt diese Berechnung nach Considère zu.
2. In Oesterreich. Der rechnungsmäßige
Eisenbetonquerschnitt ist:
Fi = Fb + 15Fe + 30Fk.
Fe und Fs
haben dieselbe Bedeutung, wie oben fe und fe'. Der Querschnitt Fi darf mit nicht mehr
als 1,4 (Fb + 15Fe) oder 1,9Fb angesetzt werden.
Die zulässige Belastung ist P = σb . Fi mit dem Höchstwerte σb = 28 kg/qcm (Betondruckspannung).
3. In der Schweiz.
Fi = Fb + 10Fe + 24Fs.
Hierbei ist Fi höchstens mit 2Fb anzusetzen. Die zulässige Belastung ist P = σb . F1 mit dem Höchstwert
σb = 40 kg/qcm.
4. In Frankreich. Die zulässige Belastung N ist:
N=50\,\left(1+m'\,\frac{V'}{V}\right)\,(F_b+n \cdot F_e).
Hierbei ist Fb
+ n . Fe der
rechnungsmäßige Eisenbetonquerschnitt mit Längsarmierung ohne Querarmierung, V das Volumen des Betons und V' dasjenige der Querarmierung für die gleiche Höhe, m'
= 8 – 15 bei Bügelanordnung, m' = 15 – 32 bei
Spiralanordnung. (Die kleineren Werte von m' gelten für
größere Entfernung der Bügel und größere Ganghöhen). Mit dieser Formel lassen sich
schlanke Säulen mit einer Druckbeanspruchung bis 107 kg/qcm auf den reinen
Betonquerschnitt bezogen bauen.
5. In Württemberg. Die zulässige Belastung ist.
P = 1,2σb . Fb + σe(fe + 2,4fe').
Aus den bis jetzt angestellten Versuchen lassen sich folgende Grundsätze
ableiten:
1. Die gesamte Bewehrung aus Längs- und Quereisen soll größer
als 1,5 und kleiner als 8 v.H. des Kernquerschnittes sein. Hierbei soll das
Verhältnis der Längs- zur Querbewehrung 1 : 2 bis 1 : 3 betragen. –
2. Das Verhältnis der Ganghöhe zum mittleren Durchmesser der
Wickelung \frac{s}{D_1} soll bei einer Spiralbewahrung bis zu
2 v.H. \frac{1}{7} bis \frac{1}{8},
darüber \frac{1}{8} bis \frac{1}{10}
betragen.
3. Dünne und enge Wickelungen sind bei gleichem Materialaufwand
besser als dicke und weite Wickelungen. (Kleinlogel).
(Deutsche Bauzeitung, Zementbeilage 1909. S. 47 u. 48).
Dr.-Ing. P. Weiske.
Knickfestigkeit von Eisenröhren mit Betonfüllung.
Der von den Wandungen einer eisernen Hohlsäule eingeschlossene Betonkörper hat wegen
der Verhinderung der Querdehnungen eine größere Druckfestigkeit als im freien
Zustande. Infolge des Anhaftens des Betons am Eisen teilen sich beide Stoffe in der
Aufnahme der Belastung. Allerdings entstehen im Eisen Querzugspannungen, die wieder
zusätzliche achsiale Druckspannungen erzeugen, so daß die reine Druckfestigkeit des
Eisens nicht voll ausgenutzt werden darf.
Brik untersucht die Knickfestigkeit derartiger Säulen
auf Grund der Versuche von Geßner, der 36
Mannesmanrnohre von 10 bis 19,3 cm innerem und 0,4 bis 0,5 cm Wandstärke und
2 bis 6,0 m Länge mit und ohne Betonfüllung bis zum Bruch auf Knicken geprüft
hatsiehe Beton und
Eisen 1908, Heft IV. S. 333 ff..
Geßner stellte eine durchschnittliche Steigerung der
Knicklast von rd. 33 v.H. durch die Betonfüllung fest. Am günstigsten verhielten
sich die Säulen mit dem größten Durchmesser, die 40 bis 60 v.H. Steigerung der
Bruchlast ergaben.
Nach dem Vorgange Tetmajers ermittelt Brik die Knickspannung βk nach der Formel:
\beta_k=A+B\,\left(\frac{l}{i}\right),
Hierbei sind l die Knicklänge, i der Trägheitsradius und A und B aus dem Gessnerschen
Versuchen mit Hilfe der Methode der kleinsten Quadrate ermittelte Konstanten.
Für die Knicklänge wird ¾ der ganzen Länge eingeführt, da die Enden nicht gelenkig,
sondern stumpf gelagert sind. Der Trägheitsradius ist:
a) für leere Säulen mit Hohlkreisquerschnitt mit den
Halbmessern R und r:
i_e=\frac{1}{2}\,\sqrt{R^2+r^2}
b) für gefüllte Säulen mit
n=\frac{E_a}{E_b}=15:
i_i=\frac{r}{2}\,\sqrt{\frac{15\,\left(\frac{R}{r}\right)^4-14}{15\,\left(\frac{R}{r}\right)^2-14}}
Ist ferner u=\frac{P_k}{P_e} für leere
Säulen,
bezw. u=\frac{P_k}{F_h+15\,F_a} für
gefüllte Säulen,
die aus den Versuchen ermittelte Knickspannung, so ist:
A=\frac{\Sigma u \cdot
\Sigma\,\left(\frac{l}{i}\right)^2-\Sigma\,\left(\frac{l}{i}\right) \cdot \Sigma
u \cdot
\left(\frac{l}{i}\right)}{n\Sigma\,\left(\frac{l}{i}\right)^2-\left[\Sigma\,\left(\frac{l}{i}\right)\right]^2}
und
B=\frac{n \cdot \Sigma u \cdot
\left(\frac{l}{i}\right)-\Sigma(u)\,\left(\frac{l}{i}\right)}{n\Sigma\,\left(\frac{l}{i}\right)^2-\left[\Sigma\,\left(\frac{l}{i}\right)\right]^2}
Hierbei sind i und u entsprechend einzusetzen, je nachdem es sich um eine
leere oder gefüllte Säule handelt. n ist die Anzahl der
Messungen.
Für die leeren Säulen erhält man als Knickspannung des Eisens:
\beta_{ek}^{t/qcm}=3,58-0,00758\,\left(\frac{l}{i_e}\right)
Für die gefüllten Säulen erhält man als Knickspannung des
Betons:
\beta_{ek}^{t/qcm}=228-0,815\,\left(\frac{l}{i_i}\right)
Infolge des Zusammenwirkens des Betons würde die Knickspannung
des Eisens sich hieraus ergeben zu:
\beta_{ek}^{t/qcm}=15\,(228-0,815\,\left(\frac{l}{i}\right)
oder
\beta_{ek}^{t/qcm}=3,42-0,0122\,\left(\frac{l}{i_i}\right)
Tetmajer hat für stahlartiges
Flußeisen ermittelt:
\beta_{ek}^{t/qcm}=3,21-0,00116\,\left(\frac{l}{i}\right)
Die beiden letzten Gleichungen zeigen befriedigende
Uebereinstimmung. Man kann daher den für \beta_{ek}^{t/qcm}
ermittelten Wert von 228-0,815\,\left(\frac{l}{i_i}\right) als
einen richtigen Ausdruck für die Knickspannung des Betonkernes ansehen.
Die Knicklast einer gefüllten Säule ist daher
Pk = βbk(Fb + 15Fe)
oder allgemein:
P_k=\frac{\beta_{ek}}{\mu}\,(F_b+\mu\,F_e), wobei man von der
Knickspannung der. leeren Säule ausgeht und für μ den dem gewählten Beton
entsprechenden Verhältniswert des Elastizitätsmaßes von Eisen und Beton
einsetzt.
Die aus den Versuchen ermittelten Knickspannungen u der
gefüllten Säulen unterschieden sich von den berechneten Werten βbk nur um höchstens 6 v.H., so daß die ermittelte
Beziehung
\beta_{ek}^{t/qcm}=228-0,815\,\left(\frac{l}{i_i}\right)
das Gesetz der Abnahme der Knickspannungen mit
\left(\frac{l}{i}\right) befriedigend zum Ausdruck bringt,
soweit es durch die
angestellten Versuche gedeckt ist. (Brik).
[Oesterreichische Wochenschrift für den Oeffentlichen Baudienst 1909 Heft 14 S.
203–207].
Wasserkraft-Elektrizitätswerke in Norwegen. (s. S.
461.)
a. Das gewaltige Vamafoswerk (Fig. 1) gehört der
Gesellschaft, welche sich mit der praktischen Ausnutzung der Stickstoffverfahren von
Birkeland und Eydes. D. P. J. 1905,
Bd. 320, S. 189. befaßt. Es liegt am Glommen, dem größten Fluß
Norwegens, etwa 32 km weit von der Küste und von der Stadt Sarpsborg entfernt, und
ist dazu bestimmt, ein auf einer Strecke von 5,6 km verfügbares Gefälle von 27,43 m
Höhe nutzbar zu machen. Wegen der großen Anzahl von Flößen, welche den Glommen
herabschwimmen, mußte am rechten Ufer des Flußes ein breiter Durchlaß frei bleiben,
der zugleich als Hochwasserauslaß verwendet wird. Der übrige Teil des Flußbettes
wird durch einen dreieckigen Staudamm aus Stampfbeton abgeschlossen, in welchem die
Einlaufrohre mit den Schützen gelagert sind und unterhalb dessen sich das Kraftwerk
befindet.
Die Mindestwassermenge des Glommens bei Vamafos beträgt 79,28 cbm in der Sekunde, die
bei Hochwasser auf 3540 cbm in der Sekunde steigt. Nach erfolgter Regulierung des
Mjösen-Sees, die bereits genehmigt ist, wird es möglich sein, den Abfluß so zu
regeln, daß dem Kraftwerk ständig eine Wassermenge von 280,32 cbm in der Sekunde zur
Verfügung gestellt werden kann. Durch den Staudamm wird der Wasserspiegel des
Glommens bis zu dem, oberhalb der Vama-Fälle herrschenden angestaut, wodurch ein dem
Abfluß von etwa 283 cbm in der Sekunde entsprechendes Rohgefälle von 26,21 m
verfügbar wird. Bei Flochwasser vermindert sich dieses Gefälle aber auf 22,86 m. Das
Maschinenhaus ist für 10 Maschineneinheiten bemessen, welche bei der angegebenen
mittleren Wassermenge von etwa 280 cbm in der Sekunde und 25,75 m Gefälle insgesamt
75000 PS Leistung liefern sollen. Während bei gewöhnlichen Gefälleverhältnissen drei
Maschinengruppen genügen, um die Leistung zu erzeugen, müssen bei Hochwasser alle 10
Gruppen in Betrieb gesetzt werden, wobei sich die verbrauchte Wassermenge auf 346,4
cbm in der Sekunde erhöht. Von den 12 Einlaufkammern des Staudammes wird das
Kraftwasser durch doppelt gekrümmte Einlaufrohre von 4,27 m lichter Weite, die aus 8
bis 11 mm dickem Blech genietet sind, jeder Maschinengruppe zugeführt. Wegen der
außerordentlich schwankenden Wasserstandverhältnisse sind die Turbinen an
senkrechten Wellen verhältnismäßig tief unter der Sohle des Maschinenhauses
angeordnet, so daß das Maschinenhaus mit Sicherheit aus dem Bereich des Hochwassers
gerückt ist. Die Doppelturbinen sind für 250 Umdrehungen in der Minute berechnet und
mit den Stromerzeugern unmittelbar gekuppelt. Die Gesamtkosten des Kraftwerkes sind
auf 8 Millionen M. veranschlagt.
b. Das Werk am Tya-Fluß nutzt die Wasserkraft des 1075 m hoch über dem Meere
gelegenen Tyin-Sees von etwa 33,2 qkm Wasseroberfläche aus, dessen Abfluß, der
Tya-Fluß bei dem Orte Vee in den von dem Sognfjord an der Westküste von
Norwegen mit Hilfe kleiner Schiffe erreichbaren See Aardalsvand einmündet. Die
Einlaufstelle des annähernd 12 km langen Oberwassertunnels befindet sich einige
Kilometer unterhalb der Abflußstelle des Tyin-Sees, am Auslauf des wesentlich
kleineren Torolmensees, dessen Wasserspiegel durch Zuführung der Abflüsse anderer
kleinerer Seen, so des Mansbergvand und des Biskopsvand, erhöht wird, derart, daß
das Niederschlagsgebiet, welches ausgenutzt werden kann, von 182 auf 200 qkm
gesteigert wird. Wegen der Schwierigkeiten der Witterungsverhältnisse werden jedoch
diese zusätzlichen Wassermengen nur zur Zeit der Schneeschmelze, also im
wesentlichen während der Sommermonate ausgenutzt, wo zuzeiten die Abflüsse so
steigen, daß von einer Entnahme von Wasser aus dem Hauptsammelbehälter, dem
Tyin-See, ganz abgesehen werden kann.
Textabbildung Bd. 324, S. 479
Fig. 1.
Im Winter dagegen sind die Abflüsse der kleinen Seen vereist,
so daß der gesamte Wasserbedarf dem Tyin-See entnommen werden muß. Der Abfluß dieses
Sees, ebenso wie derjenige aus den genannten kleineren Seen wird durch Schützenwehre
einfachster Bauart geregelt, deren Anlage mit Ausnahme der Transportschwierigkeiten
keine Mühe und Kosten verursachte, da die Täler hier allgemein schmal und tief
eingeschnitten sind, also große Dammlängen nicht in Frage kommen. Bei dem
Regulierwehr des Torolmensees, das zugleich Einlaufwehr des Oberwassertunnels ist,
mußte besondere Sorgfalt darauf verwendet werden, die Anlagen gegen Einfrieren zu
sichern. Der Tunneleinlauf ist außerdem in der üblichen Weise durch Schützen
vollständig absperrbar, durch Rechen und schwimmende Balken gegen Eisschollen und
Schwimmkörper gesichert, sowie mit einem Lufteinlaß versehen, durch welchen das
Auftreten eines Unterdruckes im Tunnel bei Absperrung der Wasserzufuhr verhindert
wird. Der Tunnel selbst ist auf dem größten Teil seiner Länge in gewachsenem Fels
gebohrt, an den Stellen, wo Abdichtung erforderlich ist, mit Zement verputzt und in
seiner Linienführung so gehalten, daß durch Gefälle und Reibung nicht mehr als etwa
22,5 m von dem verfügbaren Gefälle verloren gehen. An seinem unteren Ende mündet der
Tunnel in ein eigenartiges Wasserschloß. Dieses ist fast vollständig unterirdisch
angelegt und besteht aus drei durch Tunnel und Schleusen miteinander verbundenen
zylindrischen Brunnen, welche in den Felsen gesprengt sind, und deren obere
Mündungen durch ein niedriges Dach so überbaut sind, daß, gegebenenfalls mit Hilfe
einer Heizanlage, das Einfrieren des Wassers in den Behältern verhindert wird. Der
Inhalt dieses Wasserschlosses ist so groß bemessen, daß damit eine Veränderung der
Maschinenleistung des Kraftwerkes um 10 v.H. ausgeglichen werden kann, ohne daß
Kraftwasser durch den Ueberlauf verloren zu gehen braucht. Von dem Wasserschloß
gehen mit einem nutzbaren Gesamtgefälle von etwa 1000 m, zunächst zwei Druckrohre
von je 1400 mm innerem Durchmesser ab, die aus geschweißten und genieteten
Rohrstücken bestehen und offen auf dem Abhang verlegt sind. Diese beiden
Druckleitungen verteilen sich bald weiter unten in drei Leitungen von je 800 mm
Weite, welche ausschließlich aus nahtlos gewalzten Rohren bestehen. Die gesamte
Druckleitungsanlage ist 1800 m lang. Unmittelbar vor dem Kraftwerk sind die Rohre
durch Absperrschieber an ein Verbindungsstück angeschlossen, welches gestattet, die
verfügbare Wassermenge nach Belieben auf die Maschinen des Kraftwerkes zu verteilen.
Das Maschinenhaus ist unmittelbar am Aardalsvand errichtet. Seine 85 m lange,
13 m breite und 12,9 m hohe Haupthalle erhält im Ganzen sechs Maschineneinheiten,
bestehend aus je zwei Peltonturbinen und einer zwischen diesen gelagerten
Dynamomaschine, welche bei 935 m Nutzgefälle und 375 Umdrehungen, in der Minute
normal je 12170 PS, im Höchstfalle aber bis zu 17600 PS zu leisten imstande sind. Da
die gesamte verfügbare Leistung der, Wasserkraft etwa 70000 PS beträgt, so brauchen
normal nur fünf Maschineneinheiten im Betriebe zu sein, die sechste dient als
Reserve. 1 Die Anlage wird von der Badischen Anilin- und
Sodafabrik in Ludwigshafen für die Herstellung von Stickstoffverbindungen
auf elektrischem Wege errichtet. Ihre gesamten Baukosten belaufen sich auf etwa 10,5
Millionen Mark. [Engineering 1909 I, S. 345–346 u. 372–376].
H.