Titel: | Das Schweißen von Grobblechen. |
Fundstelle: | Band 324, Jahrgang 1909, S. 583 |
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Das Schweißen von GrobblechenNach Teknisk Tidskrift von Ingenieur E. Prytz..
Aus einem Artikel der Teknisk Tidkrift von Ingenieur
Per
Boethius.
Das Schweißen von Grobblechen.
Das Herstellen von Blecharbeiten durch Schweissung statt durch Nietung oder
Falzen hat sich in den letzten 20 Jahren zu einer außerordentlich umfangreichen,
ganz selbständigen Industrie entwickelt.
Man kann sagen, daß diese Entwickelung zum großen Teile von der Geschicklichkeit der
Arbeiter abhängig gewesen ist. Eine beträchtliche Anzahl der Arbeitsverfahren,
welche nach und nach in der Praxis entstanden sind, ist Werkstättengeheimnis
geblieben – mögen die Arbeitsverfahren nun selbst mehr oder weniger vollkommen
ausgebildet sein. Auf diese Geheimverfahren ist vielleicht der Umstand
zurückzuführen, daß das Blechschweißen sowohl in Vorträgen als in der technischen
Literatur verhältnismäßig wenig behandelt worden ist. Dies steht im vollkommenen
Gegensatz zu der Bedeutung dieser Industrie in der Jetztzeit, wenn man die Zahl der
Fabriken und Werke in Betracht zieht, welche außerordentlich kostspielige Anlagen
ausschließlich für Schweißzwecke erbaut haben. Die deutschen Werke scheinen hier,
wie in vielen anderen Fällen, die Vorläufer gewesen zu sein.
Als bekannt darf vorausgesetzt werden, daß eine große Anzahl ganz und gar
geschweißter Stücke, wie Flammrohre, Feuerkammern, Dampfdome für Kessel, alle
möglichen Arten Kocher und Kessel, Behälter, Rezipienten für Gase im Handel
sind. All diese Stücke werden jetzt anstelle der früher genieteten geschweißt
geliefert. Einen ganz besonderen Umfang hat die Erzeugung schmiedeeisener Rohre in
allen Abmessungen angenommen, sodaß die genieteten Rohre sowie auch die Gußrohre
durch geschweißte Rohre zum großen Teil verdrängt sind. Es ist ja auch natürlich,
daß ein Fabrikat, bei dem die Bleche zu einem einheitlichen Ganzen
zusammengeschweißt sind, große Vorteile haben muß vor den schon theoretisch
unvollkomneren Erzeugnissen, bei denen die Bleche durchbohrt, mit Nieten
zusammengehalten und dann künstlich gedichtet sind.
Obgleich viele einschlägige Fragen den Fachleuten bekannt sind, dürfte doch noch
immer ein allgemeines Interesse für eine eingehende Behandlung des Gegenstandes
vorliegen. Ganz besonders dürften Beispiele aus der Praxis den
Dampfkessel-Ingenieuren und den Ingenieuren angrenzender Fabrikationen wertvolle
Aufschlüsse geben, wenn sie in die Lage kommen, wählen zu müssen zwischen
genietetem, gegossenem oder geschweißtem Material. Vorausgeschickt sei noch, daß in
diesem Aufsatze ausschließlich die Bearbeitung von Grob-Blechen behandelt werden
soll und zwar zur
Fabrikation von Gegenständen, für die die Qualitätsansprüche ein Schmieden
unbedingt notwendig machen. Infolgedessen werden verschiedene neue Schweißverfahren
– so wertvoll sie auch sein mögen – hier ausgeschlossen, so auch die autogene
Schweißung mit Wasserstoff und Sauerstoff oder mit Acetylen und Sauerstoff, und
ferner die elektrische Schweißung.
Textabbildung Bd. 324, S. 584
Fig. 1a.
Textabbildung Bd. 324, S. 584
Fig. 1b.
Textabbildung Bd. 324, S. 584
Fig. 1c.
Textabbildung Bd. 324, S. 584
Fig. 1d.
Das Material, welches sich am besten für Schweißarbeiten eignet, ist basisches
S.-M.-Eisen. Es ist dem früher fast ausschließlich verwendeten Schweißeisen bei
geeigneter Zusammensetzung in der Schweißbarkeit ebenbürtig. Im allgemeinen wird
hierzu verlangt, daß es weich ist und sein Kohlenstoffgehalt 0,10 bis 0,15% nicht
übersteigt.
Von besonderer Bedeutung ist, daß das Material keine Verunreinigungen enthält, die
den Schmelzpunkt herunterdrücken, und daß es nicht rotbrüchig ist. Die gefährlichste
Verunreinigung für Schweißarbeiten ist Schwefel.
Soll ein gerolltes Blech zu einem Rohre verschweißt werden, so bereitet man das Stück
im allgemeinen so vor, daß die beiden Kanten etwas übereinander liegen und erhält so
die sog. Lappenschweißung (Fig. 1a).
Sind die Bleche stark, so müssen die Kanten durch Hobeln etwas abgeschrägt werden.
Für sehr starke Bleche hat es sich am wirtschaftlichsten gezeigt, mit Keilen zu
schweißen (Fig. 1b). Die zusammenstoßenden Kanten
und der lose eingelegte Keil oder Streifen werden zu gleicher Zeit erhitzt, worauf
der Keil zwischen den Blechkanten derartig ausgeschmiedet wird, daß eine ebene
Oberfläche und gleichmäßig dickes Material erhalten wird.
Textabbildung Bd. 324, S. 584
Fig. 2.
„Stumpfe“ Schweißung wird da angewendet, wo es sich z.B. um das Aufschweißen
eines Flansches (Fig. 1c) oder Einschweißen des
Bodens (Fig. 1d) handelt.
Um beim Erhitzen des zu schweißenden Stückes der Oxydation der Oberfläche und der
Bildung von Hammerschlag entgegen zu wirken, wird oft ein Schweißpulver
benutzt. Dieses bildet alsdann mit dem Hammerschlag eine leicht flüssige Schlacke,
die beim Ausschmieden ausgetrieben wird und bewirkt, daß die Berührungsflächen rein
bleiben. Wird, wie später noch erwähnt werden wird, in reduzierender Flamme erhitzt,
so ist die Oxydbildung vermieden und damit auch das Schweißpulver unnötig. Die
vielfach angebotenen Schweißpulver von geheimgehaltener Zusammensetzung sind im
allgemeinen ziemlich wertlos und erfüllen selten ihren Zweck besser, als ganz
gewöhnlicher QuarzsandDa Quarzsand schwer
schmelzbar ist, soll sich gewöhnlicher, etwas lehmiger Sand besser
eignen., der in einigen Fällen vorteilhaft mit Borax gemengt,
verwendet wird.
Das älteste und einfachste Verfahren, das Material auf die Schweißhitze zu erwärmen,
war immer das Koksfeuer. An den Koks ist die Anforderung zu stellen, daß er rein und
ganz besonders frei von Schwefel ist, weil dieser leicht das Eisen verdirbt; ferner
muß er nach Möglichkeit trocken und aschefrei sein. Vor der Verwendung ist der Koks
in passende Stücke zu zerschlagen.
Bei schwereren Arbeitsstücken muß man häufig verwickelte Anordnungen treffen, um die
Stücke für das Schmieden drehen und in die richtige Lage bringen zu können. Diese
Hilfskonstruktion in Verbindung mit einem geeigneten Koksfeuer bietet oft bedeutende
Schwierigkeiten dar. Bei großen und komplizierten Schweißarbeiten betragen die
Kosten hierfür häufig ein vielfaches gegenüber den Kosten für die Ausführung der
eigentlichen Arbeit. Verhältnismäßig einfach stellt sich nach dieser Richtung die
Fabrikation von Zylindern und Rohren Fig. 2. Das
Koksfeuer k ist im Rohr r,
welches festliegt, verschiebbar. Die Luft wird dem Koksfeuer durch einen biegsamen
Schlauch s aus der Gebläseleitung zugeführt. Auch der
Ambos m ist auf einem Wagen verschiebbar montiert, der
auf einem Gleise läuft. Häufig arbeitet man auch derart, daß das Rohr fest auf einem
Wagen liegt; in diesem Falle ist der Ambos ebenfalls ortsfest. Das Zusammenschweißen
der Kanten zu einer vollkommen ebenen Oberfläche und zu einer ganz gleichmäßigen
Blechstärke erfordert natürlich eine große Geschicklichkeit. Das Verhämmern
geschieht mit der Hand mittels des Schmiedehammers. Nachher wird die Oberfläche noch
einmal erwärmt und alsdann mit dem Flachhammer ausgeglichen. Je nach Art und Stärke
der Arbeit sind hierfür 2 bis 3 Mann notwendig, bei größeren Stücken außerdem noch
ein Handlanger zum Bewegen des Arbeitsstückes und des Ambosses.
Nicht immer läßt sich die Handarbeit durch maschinelle Vorrichtungen ersetzen, zumal
wenn das Arbeitsstück eine komplizierte Form besitzt oder eine besondere Aufstellung
erfordert. Handelt es sich dagegen um Zylinderschweißung, so liegt es nahe, für das
Zusammenschweißen der Bleche mechanische Anordnungen auszuführen, und hierfür sind
verschiedene Systeme in Vorschlag gebracht. Teilweise werden ortsfeste
Hammerwerke,
wie Dampfhammer oder Transmissionshammer verwendet, wobei das Rohr auf einem
Wagen verschoben wird; es kann auch wagerecht aufgehängt und mit einem Gegengewicht
auf einer Stange balanziert werden. Der Ambos ist dann im allgemeinen ortsfest in
der Form eines gut verankerten vorspringenden Balkens konstruiert. Das Feuer wird
unter das Rohr möglichst nahe dem Hammer gestellt, und zwar so, daß das Rohr nach
der Erwärmung eine halbe Umdrehung machen kann, damit die Schweißstelle nach oben
kommt.
Die Dampfhämmer müssen selbstverständlich ortsfest sein, einen transportablen Hammer
für Riemenantrieb zeigt ein Schema in Fig. 3. Das
Rohr r wird nach der Erwärmung auf dem Koksfeuer k um 180° gedreht, bis sich die Schweißstelle über dem
Ambos m befindet.
Textabbildung Bd. 324, S. 585
Fig. 3.
Textabbildung Bd. 324, S. 585
Fig. 4.
Eine Maschine zum Schweißen von kurzen Flammrohren und ähnlichen Gegenständen zeigt
Fig. 4. Der Hammer und der Ambos sind auf ein
und demselben Gußstück montiert. Die Konstruktion stammt aus England und scheint
zweckmäßig zu sein, obwohl ihr Anwendungsgebiet ziemlich begrenzt ist, da den
horizontalen Vorsprüngen der Grundplatte keine besonderen Längen gegeben werden
können. Aehnliche Anordnungen findet man des öfteren in Dampfkesselschmieden, welche
nur eine beschränkte Anzahl von Flammrohren zu schweißen haben. Zurzeit aber wird
man derartige Einrichtungen im Vergleich zu den modernen Einrichtungen großer
Walzwerke als ziemlich primitiv ansehen müssen, und sie werden kaum mehr in solchen
Betrieben Verwendung finden können, in denen es darauf ankommt, in rationeller und
lohnender Weise Schweißarbeiten als Spezialität herzustellen. Das sind
Folgeerscheinungen der Nachteile der Koksschweißung, die sich besonders bei
dicken Blechen mehr und mehr geltend gemacht haben und darin bestehen, daß die
Erwärmung zu langsam vor sich geht, und daß man sehr schwer auf einmal größere
Längen als 10–12 cm schweißen kann. Die Koksschweißung wird hierdurch
verhältnismäßig unökonomisch, zeitraubend und teuer.
Textabbildung Bd. 324, S. 585
Fig. 5.
Die Gasschweißung hat eine Umwälzung in der Schweißtechnik hervorgerufen. Die billige
Darstellung und die bequeme Verwendung des Wassergases haben den Anstoß zu neuen und
verbesserten Schweißverfahren gegeben, und mit der Einführung der
Wassergasschweißung ist die Schweißtechnik eine vollkommene geworden. Gleichzeitig
hat sich die Maschinenarbeit entwickelt und die Handarbeit mehr und mehr verdrängt.
Jetzt ist die Technik so weit, daß im größten Maßstabe und zu außerordentlich
vorteilhaften Preisen eine große Anzahl Apparate geschweißt werden, die man sich
früher nur genietet oder gegossen denken konnte. Hierdurch sind verschiedenen
Industriezweigen außerordentliche Vorteile erwachsen, und man verwendet jetzt mit
Vorliebe ganz geschweißte Apparate, welche sich durch größere Dauerhaftigkeit und
Zuverlässigkeit allen früheren Fabrikaten gegenüber auszeichnen.
Das reine Wassergas wird bekanntlich durch die Zersetzung- von Wasserdampf
mittels glühender Kohle hergestellt, wodurch Kohlenoxyd und Wasserstoff nach der
Formel C + H2O = CO + H2 gebildet
werden. Diese Mischung von Kohlenoxyd und Wasserstoff hat. den Namen Wassergas
erhalten. Die Zusammensetzung des Wassergases ist ungefähr folgende:
CO . . . 40%; H . . . 50%.
Die restlichen 10% sind Kohlensäure, Stickstoff und Sauerstoff.
Das Gas ist also fast vollkommen brennbar. Der Heizwert beträgt etwa 2600 W.E. für
das cbm.
Die Eigenschaften, welche dieses Gas für Schweißzwecke besonders geeignet machen,
sind neben anderen eine hohe Verbrennungstemperatur von etwa 2000°, wodurch eine
sehr schnelle Erwärmung im Vergleich zu dem Koksfeuer gewährleistet ist; seine
Reinheit, relative Billigkeit und die Möglichkeit, das Wassergas, soweit man will,
durch Rohrleitungen an die verschiedenen Verbrauchsstellen zu führen; infolge der
Abwesenheit von Destillationsprodukten entfällt auch jede Abscheidung in den
Rohrleitungen mit den hieraus sich ergebenden Schwierigkeiten.
Ein ganz besonderer Vorteil für die Verwendung dieses Gases – und das ist nicht der
geringste – liegt darin, daß man die Luftzuführung genau regulieren und hierdurch
nicht nur den höchsten Grad einer ökonomischen Verbrennung erzielen, sondern mit
Sicherheit auch eine reduzierende Flamme erhalten kann, durch welchen Umstand
während der Erwärmung des Eisens jede Oxydation vermieden wird.
Fig. 5 zeigt eine Wassergasanlage nach Dellwik. Die Apparate bestehen aus dem Generator a, in welchem das Gas erzeugt wird, indem Wasserdampf
über Koks eintritt, der durch Einblasen von Luft mittels der Gebläsemaschine b ins Glühen gebracht ist. Der Skrubber c ist ein mit Koks gefüllter Blechturm, über welchem
Wasser eingespritzt wird. Hier wird das Gas durch das Wasser abgekühlt und von Staub
befreit. Zu der Anlage gehört weiter ein kleiner Dampfkessel d. Aus dem Skrubber gelangt das Gas zu einem
gewöhnlichen Gasometer in gebrauchsfertigem Zustande. Von dem Gasometer gehen die
Leitungen zu den Verbrauchsstellen.
Wir dürfen die Fabrikation und die Theorie des Wassergases als bekannt voraussetzen.
Infolgedessen sei nur daran erinnert, daß der Betrieb eines solchen Gaswerkes
intermittierend ist und daß Perioden von 1–2 Minuten zum Einblasen von Luft mit der
Gaserzeugungsperiode von 8–12 Minuten wechseln. Innerhalb dieser Zeit wird der Dampf
in den Generator eingelassen und zerlegt. Die Wartung des Generators ist sehr
einfach. Alle Ventile werden durch eine besondere Anordnung schnell und bequem
umgestellt; jede Gefahr in bezug auf Explosion durch fehlerhaftes Manövrieren mit
den Ventilen ist völlig ausgeschlossen. Ein Mann kann zwei Generatoren mit den
zugehörigen Dampfkesseln bedienen.
Die Wassergasdarstellung gestattet ihrer ganzen Art nach nicht die Verwendung von
bituminösen Kohlen, sondern man benutzt für die Gaserzeugung ausschließlich Koks.
Die größte Ausbeute erhält man mit erstklassigem Koks; je reiner das Brennmaterial
ist, um so besser wird das Gas sein.
Von der Gasbehälterglocke aus wird das Wassergas durch Rohrleitungen in die
Werkstätte zu den dort befindlichen Schweißbrennern geleitet und verbrennt in diesen
mit Luft gemischt. Zur Erzielung guter Ergebnisse sind Spezialkonstruktionen dieser
Brenner ausgeführt worden, denn es kommt auf eine möglichst innige Mischung der Luft
mit dem Gase an. Das Gas und die Luft werden den Brennern zum größten Teil in
getrennten Leitungen zugeführt. In die Leitungen sind Reguliervorrichtungen und
Absperrhähne eingebaut. Die Brenner selbst sind mit feuerfesten Steinen ausgebaut
und haben einen länglichen Schlitz, aus welchem die Flamme austritt. Möglichenfalls
verwendet man zwei Brenner und zwar auf jeder Seite des Bleches einen.
(Schluß folgt.)