Titel: | Polytechnische Rundschau. |
Fundstelle: | Band 324, Jahrgang 1909, S. 636 |
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Polytechnische Rundschau.
Polytechnische Rundschau.
Versuche an einem 2500 K.V.A. Curtis-Turbo-Alternator.
Eine von der Britisch Thomson-Houston Company, Limited,
Rugby, gebaute Curtis-Dampfturbine von 2500
K.V.A. Leistung wurde kürzlich unter verschiedenen Betriebsverhältnissen untersucht
und dabei das Verhalten bei voller und halber Last, unter verschiedenen
Dampfverhältnissen und bei plötzlichen Belastungsänderungen festgestellt. Die
Maschine ist stehend angeordnet, über der Turbine die elektrische Maschine. Sie lief
ohne jede Erschütterungen. Bei plötzlicher Entlastung stieg die Geschwindigkeit von
1470 auf 1545 Touren, um sofort in den neuen Beharrungszustand mit 1505 Touren
überzugehen. Nachstehende Tabelle gibt die Versuchsresultate wieder, welche bei
halber und voller Last unter den Dampfverhältnissen des Betriebes erhalten wurden;
die dritte Kolonne enthält die umgerechneten Werte entsprechend den
Dampfverhältnissen, für welche die Maschine gebaut ist.
Der mittlere Raddurchmesser der Turbine beträgt 2000 mm, die ganze Höhe der Maschine
über Flur 5½ m. Turbine und Generator wiegen zusammen 54 t, der Kondensator 34 t und
die Luftpumpen 6½ t. Die stehende Welle der Turbine läuft in einem Spurlager
gewöhnlicher Konstruktion und ist mit der Generatorwelle durch eine elastische
Kupplung verbunden.
HalbeBelastung
VolleBelastung
VolleBelastung.
Um-gerechneteWerte.
Dauer des Versuchs Min.
68
90
–
Mittlere Belastung KW
1266
2497
2500
Dampfdruck kg/qcm
9,5
9,0
12,3
Ueberhitzung „
20
20
90
Vakuum mm Hg
705
710
712
Erzeugte Kilowattstunden
1434
3746
–
Für die Erregung Kilo- wattstunden
14
28
–
Abgegebene Kilowatt- stunden
1420
3718
–
Gesamter Speisewasser- verbrauch
12,013
27,500
–
Speisewasserverbrauch für 1 KW/St, einschl.
Er- regung
8,46
7,28
6,0
Eine weitere Maschine von ähnlicher Größe und Bauart wurde mit gleich günstigem
Resultat kürzlich untersucht. Die Thomson-Houston
Company hat ferner zwei Maschinen von je 3000 KW, drei Maschinen von 2000
KW und eine Turbine von 1500 KW in Ausführung. In einzelnen Fällen hat die
Gesellschaft auf Wunsch der Abnehmer auch liegende Maschinen ausgeführt.
(Engineering, 23. Juli 1909, S. 127).
M.
Zähler für Verbrennungsmaschinen.
Bei der Unsersuchung für Verbrennungsmaschinen, insbesondere von solchen kleineren
Maschinen, welche nur mit Aussetzungsregulierung arbeiten, ist es oft erwünscht,
neben der in einer bestimmten Zeit erreichten Anzahl von Umdrehungen auch die Zahl
der Explosionen zu kennen, welche in der gleichen Zeit stattgefunden haben. Man
könnte diese so bestimmen, daß man ein gewöhnliches Zählwerk von demjenigen Teil der
Steuerung antreibt, welcher nur bei dem Arbeitshub des Kolbens in Tätigkeit tritt,
z.B. der Ventilstange des Einlaßventiles, würde aber dann unter Umständen die
gegebenenfalls vorgekommenen Fehlzündungen nicht berücksichtigen können. Vermieden
wird dieser Fehler durch einen von J. Graham
entworfenen Zähler, welcher von Schäffer und Budenberg in Manchester hergestellt wird, und dessen
Antrieb durch die Drücke im Inneren des Zylinders bewirkt wirdEngineering.. Das in Fig. 1 dargestellte Gerät wird auf den Indikatorhahn
der Gasmaschine aufgeschraubt. Sein Gehäuse F weist
eine von oben nach unten durchgehende Bohrung L auf,
welche oben noch das Einschrauben eines gewöhnlichen Indikators gestattet. Von L gehen zwei kleinere Kanäle seitlich ab, deren Weite
durch kleine Drosselhähne reguliert werden kann, und gegen deren äußere Mündungen
sich die Ventilbolzen H, die in eingeschraubten Muffen
K geführt sind, anlegen. Auf diese Bolzen wird der
Druck der in den Büchsen Q eingeschlossenen Federn mit
Hilfe der Stangen T und der Winkelhebel M übertragen. Die Federn werden nun entsprechend ihrem
Zweck eingestellt und durch die Gegenmuttern R
gesichert. Die Feder zum Zählen der Explosionen erhält durch Niederschrauben der
Hülse Q eine so hohe Spannung, daß das Ventil H dieser Seite nur durch den hohen bei einer Explosion
auftretenden
Druck abgehoben werden kann, die zum Zählen der Kompressionen eine entsprechend
geringere Spannung. Das dieser Seite entsprechende Ventil wird daher schon während
des Kompressionshubes nach außen getrieben, betätigt sein Zählwerk, kann aber nicht
gleich auf seinen Sitz zurückkehren, weil gleich darauf die Explosion stattfindet.
Diese hat demnach auf sein Zählwerk keinen Einfluß mehr, wohl aber auf das Zählwerk
der anderen Seite, deren Ventil vorher noch nicht abgehoben worden war. Nach
Beendigung des Versuches gibt die Zahl der Kompressionen die halbe Zahl der
ausgeführten Umdrehungen der Maschine, die Zahl der Explosionen ein Mittel zur
Beurteilung des Verbrauches der Maschine an Betriebsstoffen. U und V sind Stahlschrauben mit deren Hilfe
etwa mit der Zeit auftretende Abnutzung beseitigt werden kann.
Textabbildung Bd. 324, S. 637
Fig. 1.
H.
Elektrische Lokomotive.
Auch die amerikanischen Konstrukteure sind neuerdings zu der Erkenntnis gekommen, daß
es zweckmäßig ist, bei elektrischen Lokomotiven den Schwerpunkt nicht zu tief zu
legen. Die New York Central Lokomotiven für 2200 PS
Leistung und 86 km stündlicher Höchstgeschwindigkeit haben bei einem
Treibraddurchmesser von 1118 mm eine Schwerpunktshöhe von gleichfalls etwa 1118 mm.
Die 1000 PS New York New Haven Lokomotiven für 115
km/St. Höchstgeschwindigkeit laufen auf 1575 mm hohen Treibrädern und haben infolge
der höheren Anordnung der Motoren, sowie besonders wegen der im Lokomotivkasten
untergebrachten Transformatoren eine Schwerpunktshöhe von 1397 mm. Demgegenüber
besitzen die auf der New York Central verwendeten
Dampflokomotiven Schwerpunktshöhen von 1830 mm und mehr.
Eine wesentlich höhere Schwerpunktslage für elektrische Lokomotiven hat die General Electric Company bei einer Probelokomotive
erzielt, die sie in Verbindung mit den American Lokomotive
Works ausführte, indem sie die Motoren auf den Rahmen lagert und mittels
Schubstangen, Blindachsen und Kuppelstangen die Laufräder antreibt. Das Fahrzeug
soll mit zwei 800 PS Einphasen-15-Perioden-Motoren ausgerüstet werden und bei einer
Geschwindigkeit von 30 km/St, etwa 13600 kg Zugkraft leisten. Als höchste
Geschwindigkeit ist etwa 80 km/St, in Aussicht genommen.
Rahmen und Laufradanordnung sind ähnlich wie bei Dampflokomotiven. In der Mitte
befinden sich drei gekuppelte Radsätze mit Triebrädern von 1245 mm Durchmesser; an
einem Ende ist ein einachsiges und am anderen ein zweiachsiges Lenkgestell mit 915er
Laufrädern angeordnet. Der Gesamtradstand beträgt rund 11 m, der feste Radstand
dagegen nur etwa 3 m. Die Federung der Achsen ist sowohl auf denselben Seiten,
als auch gegeneinander ausgeglichen. Das Gesamtgewicht der Lokomotive beträgt 114 t;
hiervon entfallen auf die Treibräder rund 74 t. Die großen Gewichte des
Transformators, sowie der Schützen sind über dem zweiachsigen Drehgestell
angeordnet. Durch die Zwischenschaltung der Blindachsen zwischen die Motoren und die
Laufachsen ist die Einfügung wagerecht liegender Kuppelglieder und hiermit das
Federspiel zwischen dem auf dem Rahmen gelagerten Motor und den ungefederten
Triebachsen ermöglicht. Die Motorkurbel ist mit dem Anker nicht unmittelbar, sondern
unter Zwischenschaltung einer elastischen Kupplung verbunden, die aus einer am Anker
befestigten Scheibe mit seitlich vorspringenden Zähnen und einer an der Kurbel
sitzenden Scheibe mit radikal darin befestigten Blattfederbündeln besteht, wobei die
letzteren in den Lücken der an der anderen Scheibe sitzenden Zähne liegen. Diese
Federn sind so bemessen, daß sie die von den Pulsationen des Wechselstromes
herrührenden Schwankungen des Drehmomentes aufnehmen.
Die Motoren besitzen Serien-Repulsionsbauart und laufen als Repulsionsmotoren an.
Durch die Lagerung der Motoren auf dem Rahmen können die Ankerlager äußerst
reichlich bemessen und der Luftraum kann infolgedessen klein gewählt werden, ohne
daß ein Schleifen des Ankerumfanges an den Statorblechen zu befürchten ist. Die
staubfreie Lagerung in dem Lokomotivkasten, sowie die leichte Zugänglichkeit und die
Möglichkeit dauernder Ueberwachung lassen überdies eine wesentliche Verringerung der
Unterhaltungskosten der Motoren erwarten. Ferner ist das gesamte Motorgewicht
abgefedert, und schließlich sind die Hauptgewichte in der Mitte des Fahrzeuges
vereinigt, wodurch die auf die Laufachsen kommenden Seitendrucke und die hiermit in
Zusammenhang stehende Abnutzung der Spurkränze und der Schienenköpfe vermindert
wird.
Für Versuchszwecke ist die Maschine vorläufig mit zwei 400 PS Motoren ausgerüstet und
hat sowohl elektrisch, als auch mechanisch äußerst befriedigende Ergebnisse erzielt.
Selbstverständlich können anstelle von Wechselstrom-, auch Gleichstrom- oder
Drehstrommotoren in die Lokomotive eingebaut werden. (Electric Railway Journal 1909,
Bd. I, S. 874 bis 876 und Elektrische Kraftbetriebe und Bahnen 1909, S.
314–316).
Pr.
Gabriel Voisin über seine
Fliegmaschinen und Erfahrungen.
Die Bauart der Voisin-Gleitfliegmaschinen ist entstanden
aus der Zellengleitfliegvorrichtung O. Chanutes, die in
den Jahren 1898–1900 in Amerika eingehend untersucht wurde; die Einzelheiten und
Abmessungen sind natürlich noch bei den für Farman,
Delagrange, Zipfel, Fournier und andere gebauten Voisin-Fliegmaschinen verschieden. Im allgemeinen aber ist vorhanden: Ein
Haupttragkörper, bestehend aus zwei Tragflächen von 10 m Spannweite und 2 m Länge,
die durch Stützstäbe und Spanndrähte übereinander gehalten werden, mit 1,5 m
Zwischenraum; die Mitte der unteren Fläche trägt den Motor mit der Treibschraube und
den Führer, und darunter das Anlauf- und Landungsgestell mit zwei Rädern. Mit diesem
Doppeldeck ist eine um etwa 3–4 m licht dahinter liegende Schweifzelle verbunden
durch zwei Fachwerkträger aus Stäben und Drähten. Sie wird gebildet durch zwei
Tragflächen von 2,5 m Spannweite und 2 m Länge, ebenfalls mit 1,5 m Zwischenraum
übereinander, und durch zwei seitliche, straff gespannte Stoffwände, die lotrecht
sind und parallel zum Schraubenschub; dazwischen sind lotrechte, drehbare Flächen von insgesamt i
qm Inhalt, zum Seitlichsteuern. Unter der Zelle sind zwei kleine Räder zum Stützen
beim Anlaufen und Landen. Vor dem Haupttragkörper ist auf einem Fachwerkträger eine
Fläche von 5 m Spannweite und 1 m Länge horizontal, drehbar gelagert, zum
Höhensteuern. Die Tragflächen sind sämtlich gewölbt mit 1/15 ihrer Länge als Pfeilhöhe, vorn in ⅓
ihrer Länge mit dem Pfeil nach oben. Gesamtlänge der Fliegmaschine ist rd. 11,5 m;
Gesamtgewicht mit Führer 540–570 kg. Die vier Laufräder können sich mit ihren
horizontalen Achsen zusammen noch um lotrechte Zapfen drehen. Die Fliegmaschine läßt
sich daher auf dem Erdboden nach jeder beliebigen Richtung leicht verschieben. Sie
gibt darum auch beim Anlaufen und Landen dem Seitenwinde in ganz gleicher Weise nach
wie beim Fliegen selbst. Um harte Stöße beim Landen zu vermeiden, sind an den
lasttragenden Rädern, den vorderen also, Federn in das Gestell eingeschaltet, die um
0,6 m nachgeben können. Beim Anlaufen ist der Winkel zwischen der
Tragflächen-Wölbungssehne und der Horizontalen 8°. Bei einer Fahrgeschwindigkeit, in
der Richtung der Tragflächenlänge, von 13,5 bis 14 m/Sek. steigt die Maschine in die
Höhe. Der Energieverbrauch ist dabei 23–25 PS, der Gesamtwiderstand oder
Schraubenschub 130–135 kg, und das Verhältnis von Schub zu Hebekraft ungefähr 1 :
4.
Die Treibschraube wird auf Grund der Versuchsergebnisse Renards gebaut. Nabe und Arme sind aus Stahl; die beiden Flügel aus
Aluminiumblech sind mit Kupfernieten befestigt. Die Flügel sind so gewölbt, daß die
Luft möglichst ohne Stoß, tangential, eintritt. Bei 2,3 m äußerem Durchmesser, einer
Flügellänge von 0,8 m und einer mittleren Flügelbreite von 0,2 m wiegt sie insgesamt
14 kg. Mit 1,5 m Ganghöhe liefert sie ortsfest bei 1080 bis 1160 Umdrehungen in der
Minute eine Schubkraft von 150 bis 170 kg. Bei 140 m/Sek. Umfangsgeschwindigkeit ist
die Zentrifugalkraft eines Flügels 4000 kg.
Im vollen Flug wird eine Geschwindigkeit von 16, 17 und sogar 18 m/Sek. erreicht.
Dann ist der Einfallswinkel der Luft, der beim Anlaufen und Auffliegen 8° war, so
klein, daß er sich nicht genau messen läßt. Aus kinematographischen Aufnahmen ergibt
sich hierfür 1° bis höchstens 2°. Es liegen aber auch Hunderte von Beobachtungen
vor, wo der Einfallswinkel 0° ist, und sogar negativ. Es sieht dann aus, wie wenn
der Vorderteil der Tragflächen die Stromlinien der Luft mit der konvexen Oberseite
ablenkte. Vielleicht war in diesen Fällen eine stark aufsteigende Windströmung
vorhanden.
Das Höhensteuer wird durch Drehung auf seiner Achse eingestellt mittels
Schubkurbelmechanismus, indem der Führer die in einer achsialen Führung gelagerte
Treibstange von Hand um eine passende Strecke hin- oder herbewegt. Außerdem ist
diese Treibstange mit einem Handrad leicht um ihre Achse zu drehen, und mit ihr eine
feste Trommel, auf der sich bei der Drehung eine Schnur auf- und eine andere
abrollt; diese Schnüre betätigten das Seitensteuer. Vom Steuerhandrad aus kann
überdies noch nach Bedarf die Geschwindigkeit des Motors verändert, oder auch seine
Zündung abgestellt werden.
Durch geeignete Verteilung des Tragflächenareals können Gleitfliegvorrichtungen
erhalten werden, bei denen das Gleichgewicht aller beim Fliegen wirksamen Kräfte,
ohne einen Ausgleichshilfsapparat, schon an und für sich stabil ist. So ist die
Bauart der Voisin-Fliegmaschinen mit Schweifzelle von
selbst stabil. Mit Modellen, die der großen Fliegmaschine vollständig ähnlich
waren, sind unzählige Versuche gemacht worden: In beliebiger Lage
abgeschleudert, nahmen sie stets wieder von selbst die für das Gleitfliegen
zweckmäßige und notwendige Lage gegen den auftreffenden Luftstrom an.
Fünf Jahre lang wiederholte Versuche führten zu folgender Erkenntnis:
1. Je größer die Spannweite einer Tragfläche im Verhältnis zu
ihrer Länge, um so größer ist die Tragkraft der Flächeneinheit. Dasselbe gilt
auch für Schraubenflügel. Ueber das Verhältnis hierfür von 6: 1 hinaus, wird
jedoch die Zunahme an Tragkraft ziemlich gering.
2. Gewölbte Tragflächen mit tangentialem, also stoßfreiem
Lufteintritt haben größere Tragkraft als gleichgroße ebene, selbst bei sehr
kleinen Einfallswinkeln der Luft.
3. Man darf bei Gleitfliegmaschinen die Tragflächen
übereinander anordnen, wenn man einen genügenden Zwischenraum läßt. Der
erforderliche Abstand hängt ab von den Abmessungen der Tragflächen und der Größe
der Flieggeschwindigkeit.
4. Bei Tragflächen von 5 bis 10 m Spannweite und 1 bis 2 m
Länge, die mit 1/15 ihrer Länge als Pfeilhöhe, vorn in ⅓ der Länge, gewölbt sind, liegt
der Druckmittelpunkt, bei Einfallswinkeln von 2° bis 8° und Geschwindigkeiten
von 13 bis 19 m/Sek., um ⅕ bis ¼ der Länge von der Vorderkante entfernt.
5. Der Druckmittelpunkt rückt nach der Vorderkante hin, in dem
Maße, wie die Geschwindigkeit zunimmt und der Einfallswinkel abnimmt.
6. Man kann durch zweckmäßige Verteilung der Tragflächen
Gleitfliegmaschinen bauen, die von selbst stabil sind, ohne eine
Ausgleichvorrichtung.
7. Sorgfältig entworfene und hergestellte Luftschrauben können
Wirkungsgrade bis zu 80 v.H. ergeben.
8. Eine Gleitfliegmaschine der Voisin-Bauart mit Schweifzelle, deren Tragflächen insgesamt 50 qm
Ausmaß haben, erfordert bei einer Geschwindigkeit von 65 km i.d. Stunde den
Energiebetrag von 1 PSe für 12,5–13 kg
Gesamtlast.
Erich Schneckenberg.
Ein neues Ventil für schnellgehende Pumpen.
Textabbildung Bd. 324, S. 638
Ein Ventil, welches bei außerordentlich geringer Masse der Ventilkörper große
Querschnitte bei geringem Hub liefert, ist in Fig. 1 dargestellt. Das
in den Ventilkorb B eingeführte Wasser gelangt in die
Kanäle C, welche von kegeligen Ringen D aus Bronzeblech
abgedeckt werden. Die aneinander stoßenden Flanschen dieser Ringe stellen Lippen
dar, welche durch den Wasserdruck geöffnet und selbsttätig wieder geschlossen
werden. Zu diesem Zweck werden die Ringe durch Gummiringe E schwach gegeneinander gedrückt, welche in Nuten des Ventilkorbes
eingelegt sind, und sich gegen die äußeren Kanten der Ventilringe D stützen. Der Grundgedanke, auf welchem diese
Konstruktion beruht, kann naturgemäß nach Bedarf verschieden ausgeführt werden. So
zeigt Fig. 2
eine Ausbildung,
bei welcher die Ventilkörper aus Leder bestellen, mit Bronzestreifen versteift sind
und als Belastung- leichte Schraubenfedern aufweisen. Auch die Zahl der Ringe kann
mit Leichtigkeit den Bedürfnissen angepaßt werden. Mit diesen Ventilen sollen bei
einer Pumpe im Maschinenlaboratorium der Technischen Hochschule Darmstadt, deren
Geschwindigkeit von 40 auf 100 Umdrehungen in der Minute gesteigert werden konnte,
und welche Wasser von 65° C fördert, günstige
Erfahrungen gemacht worden sein. (Engineering 1909 I S. 662.)
H.
Peltonrad mit hydraulischem Regulator.
Textabbildung Bd. 324, S. 639
Fig. 1.
Textabbildung Bd. 324, S. 639
Fig. 2.
Eine einfache Peltonradanlage mit hydraulischem Regulator, welche von Percy Pitman in London gebaut ist und mit 36,58 m
Gefälle etwa 80 PS Höchstleistung liefert, ist in Fig.
1 dargestellt. Der Anlage wird das Kraftwasser durch eine 550 mm weite
Druckleitung mit 0,914 m Geschwindigkeit in der Sekunde zugeführt; dieses tritt
durch zwei Düsen gegen die Schaufeln des Peltonrades. Zur Regelung der Leistung wird
ein Teil jedes Strahles durch Abweisstücke unmittelbar in den Unterwassergraben
abgelenkt. Diese sind, wie ersichtlich, gemeinsam mit dem Kreuzkopf eines
Servomotors gekuppelt und können mit Hilfe eines in die Verbindungsstange
eingeschalteten Schlosses mit Rechts- und Linksgewinde genau eingestellt werden, so
daß sie gleiche Strahlablenkungen ergeben. Der Regulator mit Servomotor ist in Fig. 2 dargestellt. Das Wasser zum
Betriebe des Servomotors wird der Druckleitung unter Vermittlung eines
Schiebergehäuses F entnommen, dessen Einlaßöffnung sich
bei A befindet. Bei seinem Eintritt durchdringt das
Wasser einen Drosselhahn, sowie eine Düse, welche zum Ausschalten von
Druckschwankungen bestimmt sind, und tritt dann, gesteuert durch den Kolbenschieber
E aus Bronze, entweder durch die bei G oder die bei D
angeschlossene Leitung in den Zylinder des Servomotors. Der Ablauf des ungenützten
Wassers befindet sich bei B. Durch Verändern der Länge
der Stange H mit Hilfe der Handschraube J kann man die Stellung des Steuerschiebers gegenüber
dem Regulator, oder die mittlere Umdrehungzahl der Turbine innerhalb weiter Grenzen
verändern. (Engineering 1909 I S. 675.)
H.
Das Elektrizitätswerk Burglauenen (Schweiz).
Zur Unterstützung des Elektrizitätswerkes Lauterbrunnen, das im Jahre 1895 zur
Versorgung der Jungfraubahn erbaut und durch den Ausbau im Jahre 1898 auf seine
volle Leistung von 2600 PS gebracht worden war, hat die
Jungfraubahn-Gesellschaft eine schon früher erworbene Konzession zur Errichtung
eines Wasserkraftwerkes an der schwarzen Lütschine zwischen Burglauenen und
Lütschenthal ausgenutzt, welcher bei einem Bruttogefälle von 166 m eine mittlere
Wassermenge von 7 cbm i.d. Sekunde zu Grunde liegt. Im Winter sinkt allerdings die
Wassermenge ausnahmsweise auch bis auf 0,80 cbm i.d. Sekunde. Da aber im Winter der
Kraftbedarf nicht hoch ist, so genügt es, wenn da eine Gesamtleistung- von 1200 bis
1500 PS zur Verfügung steht, welche zusammen mit der ebenfalls bis auf 300 PS
heruntergehenden Leistung der Anlage in Lauterbrunnen ausreicht, um den Bedarf zu
decken. Im Sommer aber benötigt die Jungfraubahn allein, insbesondere wenn der
Weiterbau zum Jungfraujoch verwirklicht sein wird, etwa 2000 PS, die Wengeralpbahn,
auf welcher neuerdings elektrischer Betrieb eingeführt wird, 1000 PS. Die Anlage ist
daher vorläufig zur Hälfte ihrer möglichen Volleistung, auf 5000 PS, ausgebaut
worden.
Das Wasser der Lütschine wird bei der Station Burglauenen der Berner Oberlandbahn
durch ein quer über den Fluß gestelltes Fallenwehr mit zwei Oeffnungen von je 6 m
und einer Grundabflußschleuse von 3 m gefaßt, von welchem durch Anlage von
seitlichen Ufermauern ein Staubecken von 2500 cbm Inhalt zum Ausgleich der täglichen
Schwankungen im Kraftbedarf gebildet worden ist. Das Wehr ist auf Pfählen gegründet
und hat einen festen Betonkörper mit darauf verankertem Bretterbelag. Das angestaute
Wasser wird durch zwei Einlaufschleusen, vor denen Grobrechen aus Winkeleisen
liegen, entweder in ein 1200 cbm fassendes Klärbecken geleitet, welches auch als
Staubecken dienen kann, oder es gelangt durch einen Umgehungskanal unmittelbar zu
dem mit 2,5 v.H. Gefälle angelegten, für eine Wasserführung von 7 cbm i.d. Sekunde
bei einer Wassergeschwindigkeit von 2,15 m i.d. Sekunde berechneten
Oberwasserstollen, welcher in dem losen Gestein voll ausgemauert und durch seitliche
Ablaufstollen in Strecken von 70, 285, 295, 295 und 263 m Länge geteilt ist. Auf
diese Weise wird das Auftreten von Drücken im Stollen vermieden. An den Stollen
schließt sich das Wasserschloß, in dessen 12,7 m lange, 4,7 m breite und 5,5 m tiefe
zur Ablagerung von Sand und Schlamm dienende Vorkammer der Stollen einmündet. Das
Wasserschloß selbst hat entsprechend dem in Aussicht genommenen Ausbau des Werkes
mit einer zweiten Druckrohrleitung zwei getrennte Wasserkammern. Die Duckleitung hat
eine lichte Weite von 1400 mm und eine Gesamtlänge von 440 m. Auf eine Länge von
183,3 m ist sie aus genieteten, im übrigen aus geschweißten Rohren hergestellt und
am Wasserschloß mit einem bei Rohrbruch in Tätigkeit tretenden Selbstschlußventil
versehen. Von dieser Leitung sind im Maschinenhaus Stutzen von 600 mm Weite für die
großen Turbinen und ein Stutzen von 300 mm Weite für die Erregerturbinen
abgezweigt.
Das SS m lange und 15 m breite Maschinenhaus bietet in der Maschinenhalle Raum für
vier Gruppen von je 1250 PS, zwei Gruppen von je 2500 PS und zwei Erregergruppen.
Unter den Turbinen verläuft über die ganze Länge des Maschinenhauses der 4 m breite und 3,25 m
breite Unterwasserkanal. Von den Turbinen sind zunächst nur die vier von je 1250 PS
und die zwei Erregerturbinen aufgestellt. Die großen Turbinen sind Peltonturbinen mit Doppeleinlauf für ein Gefälle von
152 m und 400 Umdrehungen i.d. Minute. Ihre Laufräder haben 1200 mm Durchmesser und
bestehen aus zwei Nabenscheiben mit dazwischen eingeschobenem Schaufelkranz. Die
Regulierung erfolgt durch die Bronzezungen der beiden über einanderliegenden
Einlaufdüsen. Die mit Drucköl-Servomotoren arbeitenden Regulatoren haben sowohl
Hand- als auch selbsttätige Einstellung. Zur Unterstützung der Gleichförmigkeit
des Ganges sind die Turbinen auch mit 6000 kg schweren Schwungrädern
ausgerüstet. Die Erregerturbinen haben je 120 PS bei 600 Umdrehungen i.d. Minute.
Die Stromerzeuger von je 1000 KW, welche durch elastische Kupplungen von den
wagerechten Wellen der Turbinen angetrieben werden, liefern Drehstrom von 7500 V,
wie er zum Betrieb der Jungfraubahn verwendet wird. Für den Betrieb der
Wengernalpbahn wird der Strom in Gleichstrom von 2000 V umgeformt. Froté (Schweizerische Bauzeitung 1909, S. 253–259 und
263–268.)
H.