Titel: | Neuerungen im Telegraphen- und Fernsprechwesen. |
Autor: | Otto Arendt |
Fundstelle: | Band 324, Jahrgang 1909, S. 643 |
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Neuerungen im Telegraphen- und
Fernsprechwesen.
Von Otto Arendt, Kaiserl.
Telegrapheningenieur.
(Fortsetzung von S. 634 d. Bd.)
Neuerungen im Telegraphen- und Fernsprechwesen.
An dieser Stelle mögen noch die „Systemkabel“ erwähnt werden, die nicht
zur unterirdischen Verlegung bestimmt sind, sondern die innerhalb der
Umschaltesysteme für Fernsprechämter zur Verbindung der Klinken untereinander und
mit den Außenleitungen dienen und – mit Bleimantel geschützt – auch zum Abschluß der
Papierkabel benutzt werden. Zur Isolation ist Gummi am besten geeignet, aber wegen
der hohen Ladungskapazität wieder weniger zu empfehlen. Man verwendet doppelte
Umspinnung mit reiner Seide, und darüber zur Auffüllung und Verminderung der
Kapazität Baumwolle. Zum Schutz gegen Feuchtigkeit, den vor allem die sehr
hygroskopische Baumwolle verlangt, werden die Adern mit etwa 0,15 mm starkem
Bleiband umwickelt. Darüber folgt Manilapapier und eine doppelte
Baumwollumklöpplung, sowie die Tränkung mit feuersicherer Farbe. Um innerhalb der
Aemter bei der Führung dieser Kabel den Raum möglichst auszunutzen, werden sie
häufig mit ovalem Querschnitt hergestellt, indem – bei den kleineren Typen –
ursprünglich runde Kabel flach gepreßt werden oder indem mehrere runde Stränge
nebeneinander gelegt und gemeinschaftlich zu einer fast rechteckigen Form durch eine
Umklöpplung vereinigt werden.
Die Telegraphenkabel werden meist unmittelbar in die Erde gelegt, 1 m tief und mit
Ziegelsteinen oder Formstücken abgedeckt, oder sie werden zu mehreren
gemeinschaftlich (auch einzeln) in gußeiserne Röhren eingezogen. Flußkabel erhalten
je nach der Beschaffenheit des Flußbettes oder der Strömung stärkere Bewehrung oder
sie werden auf ihrer ganzen Länge mit eisernen Muffen umkleidet, die durch
Kugelgelenke miteinander verbunden sind. Fernsprechkabel für Teilnehmerleitungen
werden nur da in die Erde gelegt, wo eine Vermehrung auf absehbare Zeit nicht zu
erwarten ist; sonst sind allgemein Zementkanäle mit mehreren Oeffnungen für je ein
Kabel im Gebrauch. In Schweden werden nach dem Hultmannschen System Formstücke mit hufeisenförmigem Querschnitt und sieben
Oeffnungen, in Deutschland rechteckige Zementblöcke mit zwei, drei oder vier
Oeffnungen aneinandergereiht, im Bedarfsfalle mehrere solcher Formstücke
übereinander, von denen das oberste eine gewölbte Decke hat, die für einen Raddruck
von 4000 kg berechnet ist bei einer Bodenüberfüllung von etwa 32 cm. Die Kabel
werden meist ohne Bewehrung eingezogen. Um das Einziehen, Spleißen, Untersuchen usw.
zu erleichtern und Winkelpunkte zu nehmen, werden in längeren Abständen Brunnen in
die Zementkanäle eingebaut. In Amerika werden die Fernsprechkabel neuerdings in
Fiberröhren verlegt, wie solche schon seit 14 Jahren als Wasserröhren benutzt
werden. In Längen von 1,5 bis 2 m und bis zu 25 cm weit werden sie mit 10 mm starker
Wandung aus mehreren Lagen einer mit Bitumenmischung getränkten Fiber hergestellt
und an den Stößen mit Nut und Falz verbunden und mit Bitumen gegen Wasser und Gas
abgedichtet. Die Röhren dienen zur Aufnahme je eines Kabels; sie werden zu mehreren
in einer Lage nebeneinander und zu mehreren Lagen, durch Betonschichten getrennt,
übereinander verlegt.
Textabbildung Bd. 324, S. 644
Fig. 17. Hauptverteiler zur Aufstellung auf Straßen für 224–300-paarige
Fernsprechkabel der Allgemeinen Elektrizitäts-Gesellschaft.
Kabelkanäle sind von Zeit zu Zeit durch Abheben der Brunnendeckel oder durch
Auspumpen zu lüften, um die Ansammlung gesundheitschädlicher oder brennbarer Gase zu
verhüten. Es sind schon mehrere Gasexplosionen in Kabelkanälen zu verzeichnen.
Nach dem im Reichspostgebiet üblichen System der unterirdischen Verteilung der
Anschlußleitungen wird jeder Häuserblock mit einem oder mehreren Kabeln an das
Vermittlungsamt angeschlossen. Die Kabel (Hauptkabel) endigen an einem
Hauptverteiler, dessen wesentlicher Bestandteil die in Fig. 17 senkrecht zur Zeichenebene stehend abgebildete Schaltplatte aus
Ebonit ist, in der 2 × 150 von beiden Seiten erreichbare Messingklemmen stecken.
Zwei weitere Tafeln mit je 2 × 50 Klemmen können nach Bedarf angesetzt werden. Die
Papierkabel treten von unten in den wettergeschützten Hohlraum ein, werden mit
Gummiabschlußkabeln verbunden, deren Bleimantel an der Spleißstelle mit der
bleiernen Muffe verlötet wird. Die Gummiadern werden von hinten durch die Locher des
an der Rückwand sichtbaren Führungsbrettes gezogen und dann von rechts zu den
Klemmen des Schaltbrettes geführt. Von der linken Seite dieser Klemmen führen die
ebenfalls mit Gummikabeln abgeschlossenen „Verteilungskabel,“ meist
50-paarig, zu den Sprechstellen.
Textabbildung Bd. 324, S. 644
Fig. 18. Einzelverteiler für 12–14-, 5–7-paarige Fernsprechkabel der
Allgemeinen Elektrizitäts-Gesellschaft.
In den Verteilungs-Zementkanal (mit ein oder zwei
Oeffnungen) sind nach Bedarf Abzweigkästen eingebaut, in weichen von den 50-paarigen
Kabeln mit Hilfe der in Fig. 16 (S. 633)
dargestellten Muffe dünnere Kabel mit 5, 10, 20 Aderpaaren nach den einzelnen
Grundstücken abgezweigt werden, wo sie in Höfen, im Treppenhaus oder dergl. an den
mittels Konsolen an der Wand befestigten Einzelverteilern endigen. Fig. 18 zeigt diesen in drei Teile zerlegt, am
untersten Teil das Klemmbrett, darüber zwei Schutzkappen. Zu jedem Grundstück wird
ein so großer Vorrat an Leitungen geführt, daß er auf absehbare Zeit für allein dem
Grundstück zu erwartenden Haupt- und Nebenanschlüsse ausreicht. Das vom
Hauptverteiler kommende Verteilungskabel, das sich durch die Abzweigungen nach den
einzelnen Grundstücken allmählich auflöst, bleibt daher unverändert liegen. Seine
Adern liegen an der linken Seite des Schaltbrettes im Hauptverteiler dauernd
wohlgeordnet fest Um einen Fernsprechanschluß herzustellen, wird die Sprechstelle
durch isolierte Drähte (auf Porzellanrollen) an ein freies Adernpaar des zum
Grundstück gehörigen Einzelverteilers angeschlossen und erhält dann Verbindung mit
dem Vermittlungsamt dadurch, daß im Hauptverteiler an die entsprechenden Klemmen des
Verteilungskabels ein freies Adernpaar des Hauptkabels angeschlossen wird – eine
sichere und schnell auszuführende Schaltweise. Während die Verteilungskabel für
viele Jahre Vorratsadern erhalten, werden die Hauptkabel nicht wesentlich stärker
gewählt, als es der derzeitige Bedarf an Anschlüssen erfordert. Vom Vermittlungsamt
gehen die Hauptkabel allerdings immer mit möglichst hoher Adernzahl aus (bis zu 2 ×
500); sie verzweigen sich jedoch unterwegs nach verschiedenen Hauptverteilern, indem
sie in geeigneten Kabelbrunnen mit Hilfe von Verteilungsmuffen (Fig. 16) in mehrere dünnere Kabel aufgelöst werden, benachbarte
Hauptverteiler werden unter sich durch 20-paarige Kabel verbunden, um Reserve an
Hauptadern von anderen Hauptverteilern herüberholen und um Nebenanschlüsse ohne die
Inanspruchnahme von Hauptkabeln anschließen zu können. (Näheres E.T.Z. 1902, Heft
15).
Die bayrische Telegraphenverwaltung benutzt ein anderes System der unterirdischen
Verteilung, indem sie an einer mit Fernsprechanschlüssen zu versorgenden Häuserreihe
ein 21-paariges sog. Zwischenkabel vorbeiführt, das an beiden Enden in einem
Kabelverteiler an den Klemmen einer Schaltplatte aus Hartgummi endigt. Eine zweite
Schaltplatte nimmt das vom Amt kommende Hauptkabel auf. In das Zwischenkabel sind
zur Abzweigung der Anschlüsse in kurzen Entfernungen (für je 2 bis 3 Grundstücke)
Anschlußkästen eingeschaltet. Das Zwischenkabel ist im Anschlußkasten geschnitten;
beide Enden sind an Lötstifte geführt, die für gewöhnlich durch kurze Schaltdrähte
verbunden sind. Ferner mündet im Anschlußkasten das von den Grundstücken kommende
Anschlußkabel, dessen Adern ebenfalls an Lötstiften befestigt sind. In den
Kabelverteilern sind die Zwischenkabel alle aneinander angeschlossen. Ist ein
Anschluß herzustellen, so wird ein Adernpaar des Zwischenkabels in dem
Anschlußkasten vor dem betr. Grundstück und in dem zunächst gelegenen Kabelverteiler
getrennt und erhält hier Verbindung mit einem freien Adernpaar des Hauptkabels nach
dem Amt hin und dort mit einem freien Adernpaar des nach dem Grundstück führenden
Anschlußkabels. Da so ein Stück aus dem Adernpaar des Zwischenkabels ganz
herausgetrennt wird, kann dasselbe Paar auf anderen Strecken von anderen
Kabelverteilern aus zum Anschluß weiterer Sprechstellen benutzt werden. (Vgl. E.T.Z.
1906, Heft 50 u. 515 Blätter f. Post u. Telegr. 1907, Heft 14 u. 15.)
Beim Vermittlungsamt endigen die Kabel an Endverschlüssen, die weiter unten
beschrieben werden sollen.
Unterseekabel sind seit 1850 im Betriebe. Die erste
dauernde Kabelverbindung zwischen Europa und Amerika besteht seit 1866. Sie war der
Erfolg eines unermüdlichen, jahrelangen Strebens unerschrockener Männer, welche die
Ausdauer auch angesichts niederschmetternder Mißerfolge nicht verloren. – Zur
Isolation der Seekabel dient allgemein Guttapercha. Auf kürzere Strecken werden die
Kabel mehradrig hergestellt (zwischen Deutschland und England liegen z.B. mehrere
vieradrige Kabel), die großen transatlantischen Kabel sind alle einadrig, weil die
gegenseitige Induktion das gleichzeitige Arbeiten in mehreren Adern stören würde.
Die Bewehrung richtet sich nach der Beschaffenheit des Meeresbodens. Für
Tiefsenkkabel ist sie ganz leicht, für felsigen Untergrund, für Küstenkabel und
seichte, durch Schiffsanker gefährdete Stellen ist sie schwerer.
Die Benutzung der öffentlichen Wege zur Errichtung ober-
oder unterirdischer Telegraphenanlagen durch die Reichs-Telegraphenverwaltung ist
durch das Telegraphen-Wegegesetz vom 18. Dezember 1899 geregelt. Der
Telegraphenverwaltung wird das Vorrecht zur Benutzung der Verkehrswege zugesprochen,
sofern deren Gemeingebrauch nicht dauernd beschränkt oder gegen den vorher
ausgelegten Plan berechtigter Einspruch erhoben wird, der sich aus den im folgenden
skizzierten weiteren Bestimmungen des Gesetzes begründet. Die Telegraphenverwaltung
darf die Ausästung von Baumpflanzungen verlangen oder selbst ausführen, muß aber die
Kosten tragen und etwa entstehenden Schaden ersetzen. Auf ihr Verlangen sind
besondere Anlagen (Gas-, Wasser-, Starkstromanlagen und dergl.) zu entfernen
oder abzuändern, wenn sonst die Errichtung der Telegraphenanlage überhaupt
unterbleiben müßte und wenn ferner die Verlegung der besonderen Anlage ohne
verhältnismäßigen Schaden für sie möglich ist. Wird aber vom
Wegeunterhaltungspflichtigen eine besondere Anlage aus Gründen des öffentlichen
Interesses angelegt, so hat die Telegraphenverwaltung ein Vorrecht nur dann, wenn
ihre Anlagen dem Fernverkehr dienen und nicht ohne verhältnismäßig hohe Kosten
anderweit untergebracht werden können. Den Luftraum über Privatgrundstücken darf die
Telegraphenverwaltung benutzen, wenn dadurch die Benutzung des Grundstückes nicht
dauernd wesentlich beeinträchtigt wird. Die Aufstellung ihrer Gestänge auf dem
Gelände der Eisenbahn ist der Telegraphenverwaltung schon nach dem
Bundesratsbeschluß vom 21. Dezember 1868 gestattet, gegen die Uebernahme gewisser
Verpflichtung der Eisenbahnverwaltung gegenüber.
Apparate und Schaltungen für
Telegraphenleitungen.
Textabbildung Bd. 324, S. 645
Fig. 19a.
Im Rahmen dieses Aufsatzes eine umfassende Darstellung der im Telegraphen- und
Fernsprechbetriebe benutzten Apparate und Schaltungen zu geben, ist nicht möglich
und nicht beabsichtigt. Es sei auf das kürzlich erschienene Werk „Geschichte der
Telegraphie von Th. Karraß“Geschichte der Telegraphie von Th. Karraß, Geh. Postrat,
Ober-Telegrapheningenieur im Reichs-Postamt; Bd. IV. des von demselben
herausgegebenen Sammelwerkes: Telegraphen- und Fernsprechtechnik in
Einzeldarstellungen. Verlag von Vieweg &
Sohn, Braunschweig. verwiesen, welches alle technischen
Betriebseinrichtungen eingehend behandelt, dabei in vortrefflicher Weise ihre
geschichtliche Entwicklung begründet und einen reichen Schatz von Literaturhinweisen
birgt. Hier soll nur ganz kurz die Einrichtung eines mittleren und eines größeren
Telegraphen- und Fernsprechamtes skizziert werden, um einen Ueberblick zu geben und
Anknüpfungspunkte zu haben, wenn die spätere Besprechung von Neuerungen auf dem
einen oder dem anderen Gebiet Gelegenheit zu eingehenderer Behandlung bieten
wird.
Unmittelbar hinter der Einführung in die Betriebsräume sind Blitzableiter zum
Schütze gegen atmosphärische Entladungen und Sicherungen zum Schütze gegen
übertretende starke Ströme in die Leitungen eingeschaltet. Der Konstruktion der
Blitzableiter, auf dem Prinzip der Spitzenwirkung beruhend, ist die
Gegenüberstellung scharfer Spitzen oder Kanten gemeinsam, von denen die einen mit
der Leitung, die andern mit der Erde in Verbindung stehen. Fig. 19a zeigt den in Deutschland gebräuchlichsten Plattenblitzableiter.
Zwei mit scharfkantigen Querriefelungen versehene Messingplatten p1 und p2 ruhen – isoliert
gegeneinander und gegen ihre Unterlage – in einem mit der Erde verbundenen
Messingrahmen R. Die ankommende Telegraphenleitung ist
oben mit der linken Platte, der abgehende Leitungszweig oben mit der rechten Platte
verbunden. Zwischen den unteren Klemmschrauben beider Platten liegen die
Telegraphenapparate der Stationseinrichtung. Ueber beide Platten wird ein auf den
unteren Rahmen passender Deckel d aus Messing gestülpt
(Fig. 19b), der im Innern ebenfalls
scharfkantige Reifelungen, jedoch rechtwinklig zu denjenigen der Platten verlaufend,
besitzt. Die Reifelungen der Leitungsplatten und des durch sein Unterlager mit Erde
verbundenen Deckels lassen nur einen ganz geringen Raum zwischen sich frei, welchen
die atmosphärische Elektrizität, die etwa durch einen Blitzschlag in die Leitung
gelangt ist, überspringt, um zur Erde abzufließen.
Textabbildung Bd. 324, S. 646
Fig. 19b.
Vier Löcher im Deckel, denen die Ausschnitte 1, 2, 3 u. 4 (Fig. 19a) in den Leitungsplatten entsprechen, gestatten mit Hilfe eines
Stöpsels S (Fig. 19b)
die Leitungsplatten und die mit ihnen verbundenen Leitungszweige einzeln oder
gemeinsam mit Erde zu verbinden oder unter Kurzschließung der Stationseinrichtung
untereinander zu verbinden. Das für diesen Zweck bestimmte Loch 3 des Deckels ist
mit Hartgummi gefüttert, um eine Erdverbindung zu verhindern.
Textabbildung Bd. 324, S. 646
Fig. 20.
Wo eine größere Anzahl von Leitungen zu schützen ist, sind die Siemensschen Luftleerblitzableiter (Fig. 20) am Platze. Durch Auspumpen der Luft aus dem
Glasrohr g und möglichste Verminderung des Abstandes
der in dem Glasrohr sichtbaren mit spitzen Reifelungen versehenen, mit den
messingenen Verschlußkappen m verbundenen,
gegeneinander aber isolierten Kohlenelektroden k ist
die Empfindlichkeit dieser Blitzableiter gesteigert worden, daß Spannungen von etwa
100 V den Raum zwischen der Leitungs- und der Erdelektrode zu überspringen vermögen.
Die Blitzableiter werden einzeln oder in größerer Anzahl auf Porzellansockel
montiert, indem die an den Enden des Glasrohres sichtbaren, mit den Elektroden
verbundenen Messingkappen min Messingfedern eingeklemmt werden, an welche die
Verbindungsdrähte zur Erde und zur Leitung angeschlossen werden.
Fernsprechleitungen erhalten vorwiegend Kohlenblitzableiter, die ebenfalls sehr
empfindlich sind und nur geringen Raum beanspruchen. Sie bestehen aus zwei kleinen
Kohleklötzchen, die durch einen Papierstreifen getrennt, einander gegenübergestellt
sind und von denen die eine mit der Leitung, die andere mit der Erde verbunden
ist.
Textabbildung Bd. 324, S. 646
Fig. 21.
Als Sicherungen zum Schutz gegen den Eintritt starker Ströme in die Leitungen und
Apparate (etwa aus benachbarten Starkstromanlagen) werden sog. Grob- und
Feinsicherungen verwendet. Die GrobsicherungVergl. Strecker, Mitteilungen aus d.
Telegr. Versuchsamt des Reichs-Postamt II und III. (Fig. 21) dient zur sofortigen Unterbrechung der
Leitung bei plötzlich auftretenden Strömen. Das Glasrohr G, das zwischen die auf dem Porzellansockel S
befestigten Doppelfedern f1 und f2
eingeklemmt (also auswechselbar) ist, enthält einen mit den metallenen
Verschlußkappen verlöteten 0,3 mm starken, 50 mm langen Rheotandraht R. Zwei Asbestplättchen a
schließen das 5 mm lange, mit einem ganz engen besonderen Glasröhrchen g umgebene mittlere Stück des Schmelzdrahtes gegen die
mit Schmirgel gefüllten seitlichen Kammern ab. Um die Leitung nach dem
Durchschmelzen der Sicherung, die unmittelbar hinter der Einführung in das
Betriebsgebäude vor dem Blitzableiter eingeschaltet ist, nicht ohne Blitzschutz zu
lassen, ist ein Spitzenblitzableiter Sp mit einer Empfindlichkeit von etwa 600 V mit der
Sicherung vereinigt, indem an die zur Aufnahme der Außenleitung bestimmte
Klemmschraube ein in eine Spitze auslaufender Winkel angeschlossen ist, welcher die
zur Erde abgeleitete Zinkplatte Z gegenübersteht. Die
Schmelzstromstärke beträgt für momentane Belastung 6 Amp., bei Dauerbelastung hält
die Sicherung bis zu 3 Amp. aus. Da empfindlichere Sicherungen auf atmosphärische
Entladungen ansprechen, die ohne Schaden für die Apparate und ohne Unterbrechung der
Leitung auch durch die Blitzableiter abgeleitet werden, ist die Verminderung der
Schmelstromstärke nicht ratsam. Anderseits erfordern die für eine Höchstbelastung
mit 0,1 bis 0,3 Amp. gebauten Fernsprech- und Telegraphenapparate einen weiteren
Schutz, der ihnen durch die Feinsicherungen gegeben wird, deren Prinzip Fig. 22 erläutert. Eine Metallhülse h, in die mit Woodschem
Metall w ein Metallstift mit breitem Kopf S eingelötet ist, wird durch die Hartgummizwischenlagen
i isoliert, in dem Verschlußkopf V mittels der Kapsel k
festgehalten. Um die Hülse h ist eine Spule s aus isoliertem Nickelindraht gelegt, deren Enden mit
h bzw. V verbunden
sind. Diese Sicherung wird zwischen zwei entsprechend ausgegeschlitzten Federn
eingesetzt, wie z.B. in Fig. 23 zwischen die Federn
f1 und f2, wodurch ein
Stromweg vom ankommenden Leitungszweig über die eine Feder, die Sicherung und die
andere Feder zum abgehenden Leitungszweige geschlossen wird. Die Federn f1 und f2 denen nach
außen.
Textabbildung Bd. 324, S. 647
Fig. 22.
Textabbildung Bd. 324, S. 647
Fig. 23.
Textabbildung Bd. 324, S. 647
Fig. 24.
Textabbildung Bd. 324, S. 647
Fig. 25.
Textabbildung Bd. 324, S. 647
Fig. 26.
Uebersteigt der Strom in der Hitzspule eine bestimmte Stärke,
so weicht die erzeugte Stromwärme das Woodsche Lot so
weit, daß die Federn den in Fig. 22 und 23 gezeichneten Stift S
aus der Hülse h (Fig.
22) ziehen und den Stromweg unterbrechen. Fig.
24 läßt erkennen, wie die Federn f1 und f2 aus Neusilberblech gestanzt und gebogen
werden.
Die Feinsicherung wirkt nur auf langsam anschwellende Ströme. Ein plötzlich
hindurchfließender starker Strom würde die Hitzspule s
(Fig. 22) zerstören und mit der Hülse h zusammenschmelzen, bevor das Woodsche Lot ausreichend erweicht ist, so daß eine Trennung der Leitung
nicht erfolgt. Grob- und Feinsicherungen ergänzen sich daher sehr vorteilhaft.
Bei einer neueren Form von Feinsicherung ist der Kopf des Stiftes 8 aus Fig. 22 zu einem
Sternrade ausgebildet, an dem die Feder f zieht, wie es
Fig. 25 zeigt. Wird das Lot erweicht, so dreht
sich das Sternrad, dem Zuge der Feder f folgend und
gibt diese frei. Hierdurch wird die Leitung unterbrochen und gleichzeitig der
Alarmkontakt h geschlossen. Nach dem Erkalten der
Lötmasse sitzt das Sternrad wieder fest und man hat nur die Feder f wieder herunter zu drücken und in das Sternrad
einzuhaken, um die Leitung wieder betriebsfähig zu machen.
Textabbildung Bd. 324, S. 647
Fig. 27.
Bei kleineren Aemtern führen die Leitungen vom Blitzableiter unmittelbar zum
Apparatsystem, bei größeren Zentralen zunächst an Umschalter, welche die
Vertauschung der mit den Leitungen zu verbindenden Apparate und der
Betriebsbatterien gestatten. Im Gebrauch sind für diesen Zweck Linienumschalter nach
Fig. 26, deren Längs- und Querschienen nach Wahl
durch Stöpsel miteinander verbunden werden können. Größere Aemter erhalten
Klinkenumschalter, deren Prinzip Fig. 27
erläutert.
f1 ruht federnd auf dem
Unterlager u1, wird
aber, wenn der Stöpsel Si in die Klinke K1 eingesetzt wird, durch dessen metallische Spitze abgehoben, so daß Ltg.
1 über den Stöpsel S1
mit der Leitungsschnur und dem Stöpsel S2 Verbindung erhält, während die Verbindung mit dem
Auflager u1 und dem
über die Klinke K2
angeschlossenen Apparat aufgehoben wird. Mit Hilfe von S2 und einer der anderen Klinken kann nun
Leitung 1 mit Leitung 2 oder mit dem Apparat 2 verbunden werden. In ähnlicher Weise
werden auch die Batterien umgeschaltet.
(Fortsetzung folgt.)