Titel: | Motorlastzüge und Lastenförderung mit Motorfahrzeugen. |
Fundstelle: | Band 324, Jahrgang 1909, S. 682 |
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Motorlastzüge und Lastenförderung mit
Motorfahrzeugen.
(Fortsetzung von S. 662 d. Bd.)
Motorlastzüge und Lastenförderung mit Motorfahrzeugen.
In technischer Beziehung werden folgende Anforderungen an Motorlastwagen
gestellt, welche die obigen Vergünstigungen erhalten können: Ein leichter
Motorlastzug, bestehend aus einem Motorlastwagen und einem Anhänger soll täglich
mindestens 6000 kg auf fester Strecke befördern können. Das betriebsfertige Gewicht
soll bei dem Motorlastwagen 7500 kg möglichst nicht überschreiten. Die
Höchstgeschwindigkeit soll in der Ebene bei Eisenbereifung tunlichst nicht mehr als
12 km, bei Gummibereifung nicht mehr als 16 km i.d. Stunde, im Durchschnitt bei
Eisenbereifung 9 km i.d. Stunde und Tagesleistung etwa 90 km, bei Gummibereifung 12
km i.d. Stunde und Tagesleistung etwa 120 km. Der Lastzug muß auf festen Straßen
alle vorkommenden Steigungen bis 1 : 8 mit voller Last und beladenem Anhänger
befahren können. Der Vorrat an Betriebsstoff muß für 250 km ausreichen. Spurweite
bis 1,7 m. Tiefste Stelle zwischen den Rädern bei voller Belastung nicht weniger als
28 cm über der Standfläche.
Der wirtschaftliche Erfolg dieser Maßnahme war, daß auf Grund der vorstehenden
Bestimmungen im Jahre 1908 nicht weniger als 158 Motorlastwagen, und zwar meist mit
einem Anhänger von Privaten oder Gesellschaften für feste Rechnung in Auftrag
gegeben worden sind. Von diesen haben zu bauen:
Die Daimler-Motoren-Gesellschaft, Marienfelde bei Berlin
59
Die Automobilfabrik von H.
Büssing in Braunschweig
44
Die Neue Automobil-Gesellschaft,
Berlin
25
Die Süddeutsche Automobilfabrik
Gaggenau
20
Scheibler in Aachen
6
Stoewer in Stettin
4
––––
158
Der Rest der im Jahre 1908 für diesen Zweck bereitgestellten Summe von 800000 M. ist
von der Heeresverwaltung zum Ankauf von 8 weiteren, ebensolchen Motorlastzügen
verwendet worden. Diese sollen dazu dienen, solchen Betrieben, welche die
Anschaffung von Motorlastwagen beabsichtigen, Gelegenheit zu praktischen Versuchen
in ihrem eigenen Kreise zu geben. Größeren Vereinen, Gemeinden usw. wird hierdurch
ein Mittel an die Hand gegeben, sich über die voraussichtlichen Kosten und die
wirtschaftlichen und sonstigen Vorteile des Motorlastwagenbetriebes ein annähernd
klares Bild zu verschaffen, bevor sie an die immerhin beträchtliche Ausgabe, welche
der Kauf eines solchen Motorlastzuges bedeutet, herantreten. Die Bedingungen, unter
denen die Heeresverwaltung ihre Fahrzeuge verleiht, sind sehr günstig. Sie
fordert nur den Ersatz ihrer Barauslagen, die ihr dadurch erwachsen, daß die
Fahrzeuge und ihre militärischen Bedienungsmannschaft, welche dabei bleiben muß, an
Ort und Stelle geschafft und dort verpflegt werden. Auch sind die laufenden
Betriebskosten und etwaige Reparaturen vom Unternehmer zu tragen. Für die Abnutzung
ist dagegen nichts zu bezahlen.
Mit solchen Maßnahmen hat sich die Heeresverwaltung gewissermaßen zur Vorkämpferin
unserer Motorlastwagen-Industrie gemacht. Sie hat unseren Motorfahrzeugfabriken im
Jahre 1908, dem so schrecklichen Krisenjahre, Aufträge auf 158 + 8 = 166
Motorlastwagen im Preise von je etwa 18000 M. zugeführt, eine Tat, durch die sie
sich die Dankbarkeit der beteiligten Kreise gesichert hat. Aber auch die
Heeresverwaltung ist dabei nicht zu kurz gekommen. Sie hat sich mit einem Aufwand
von wenigen Hunderttausenden eine Reihe von Motorlastfahrzeugen gesichert, auf
welche sie im Falle eines Krieges sofort Beschlag legen kann, die ihr außerdem
alljährlich zur Vornahme der Prüfungen über die Brauchbarkeit, gegebenenfalls auch
bei den Manövern zur Verfügung stehen, ohne daß das Anlagekapital verzinst zu werden
brauchte. Auf diese Weise hat die Heeresverwaltung mit verhältnismäßig geringen
Mitteln den Grund zu einem Motorlastwagenpark gelegt, welcher sich im Laufe weniger
Jahre ganz ansehnlich gestalten dürfte und damit die oben angeführte Möglichkeit der
Verwendung solcher Fahrzeuge im Etappendienst ihrer Verwirklichung bedeutend näher
gebracht.
Die hohe Stufe der Vollkommenheit, welche diese Art von Motorlastwagen tatsächlich
schon heute erreicht hat, wird wohl durch nichts so treffend dargetan, wie durch die
Ergebnisse der diesjährigen militärischen Prüfungsfahrt für
Lastkraftwagen, welche in den Tagen vom 26. April bis zum 21. Mai 1909 von
der Versuchsabteilung der Verkehrstruppen veranstaltet worden ist. Diese zum Zwecke
der weiteren Einbürgerung solcher Motorfahrzeuge unternommene Fahrt, die mit dem vom
Kaiserlichen Automobilklub in Gemeinschaft mit dem Verein deutscher
Motorfahrzeug-Industrieller veranstalteten Internationalen Lastwagen-Wettbewerb
zusammengelegt worden war, hatte nebenbei auch den Zweck, einigen neueren Fabriken
Gelegenheit zu geben, die Kriegsbrauchbarkeit ihrer Erzeugnisse zu beweisen und den
Anspruch auf die erwähnten staatlichen Beihilfen zu erlangen.
An dieser Prüflings fahrt, bei welcher an 20 Fahrtagen die Strecke von Berlin
bis Stuttgart und zurück zurückgelegt wurde, haben insgesamt 17 leichte
Motorlastzüge teilgenommen, worüber Einzelheiten in der nachstehenden
ZahlentafelKölnische Zeitung
1909 No. 890. enthalten sind.
Textabbildung Bd. 324, S. 683
Fig. 2. Aelteres Lastwagen-Untergestell der
Daimler-Motorengesellschaft.
Firma
Nor-maleUmlauf-zahl
desMotorsi.d. Min.
Nenn-leistunginPS
Eigen-gewichtinkg
Spur-weiteinmm
Brennstoff
Brenn-stoffVerbr.auf
derganzenStreckei. Litern
Argus
800
30
4076
1700
Leichtbenzin
1381
Büssing
850
38
4235
1690
Benzol
?
Daimler I
800
35
4050
1700
„
1259
Daimler II
800
35
4050
1700
„
1355
Dürkopp(Kettenantrieb)
800
38
4303
1770
„
1469
Dürkopp(Kardanantrieb)
800
38
4480
1770
„
1414
Ehrhardt I
850
36
4100
1550
„
1667
Ehrhardt II
850
36
4100
1550
„
1398
Eisenach
800
35
4250
1740
1442
Mulay I
750
35
3980
1700
Schwerbenzin
1546
Mulay II
750
35
3980
1700
„
1622
Nacka
850
37
4346
1700
Benzol
1398
N.A.G. I
850
40
4200
1700
„
1398
N.A.G. II
850
40
4200
1700
„
1294
Lloyd
800
35
4443
1790
Leichtbenzin
1716
Soest
800
30
?
1700
?
?
Gaggenau
850
35
4314
1800
Schwerbenzin
1134
Von den vorstehend genannten Fabriken beabsichtigten Argus,
Ehrhardt und Soest (Düsseldorf) den Anspruch
auf die staatliche Beihilfe erst durch diese Fahrt zu erwerben, die übrigen ließen
ihre Wagen mitlaufen, um kleinere Verbesserungen auf ihre Zweckmäßigkeit zu prüfen
und weitere Erfahrungen während einer so langen, anstrengenden Fahrt zu sammeln.
Die Länge der auf dieser Fahrt zurückgelegten Strecke beträgt 2352,2 km. Die Strecke
zeichnet sich durch Mannigfaltigkeit der Steigungsverhältnisse aus und weist
mitunter Steigungen bis zu 13 v.H. auf. Dazu kommt, daß die Straßen sehr verschieden
instand gehalten, teilweise wirklich schlecht waren, so daß an das Material der
Fahrzeuge und an die Führer große Anforderungen gestellt wurden. Die ganze Strecke
wurde einschließlich der Pausen in 218 Fahrstunden zurückgelegt, also mit einer
mittleren Geschwindigkeit von 10,8 km in der Stunde, an den einzelnen Fahrtagen, wo
Leistungen bis zu 140,5 km erzielt werden mußten, schwankten sie zwischen 8,5 und
12,8 km in der Stunde. Rechnet man hierzu, daß die Züge in zwei Kolonnen fahren
mußten, die sich in etwa 1000 m folgten, während zwischen den einzelnen Zügen nur 10
bis 20 m Abstand eingehalten werden sollte, so kann man die Tatsache, daß alle Züge
bis auf einen bereits am zweiten Tage ausgeschiedenen pünktlich am Ziele
eingetroffen sind, als ein bemerkenswertes Ergebnis bezeichnen. Die
Kriegsbrauchbarkeit der Armeelastzüge unter allen Verhältnissen läßt sich danach
nicht mehr bezweifeln und im Nachschubwesen unserer Heere darf man daher im
Friedens- und im Ernstfalle große Fortschritte erwarten.
Die von der Heeresverwaltung aufgestellten Bestimmungen über die konstruktiven
Einzelheiten solcher Motorfahrzeuge, welche als kriegsbrauchbar angesehen werden
können, haben, wie schon oben angedeutet, die meisten Fabriken zu Neukonstruktionen
veranlaßt, die in ihrer Gesamtheit die wahren Fortschritte auf diesem Zweige des
Motorfahrzeugbaues darstellen und daher hier eingehend besprochen werden mögen.
Textabbildung Bd. 324, S. 683
Fig. 3. Neueres Lastwagen-Untergestell der Daimler-Motorengesellschaft.
Unter den deutschen Motorfahrzeugfabriken – und nur die Erzeugnisse dieser kommen
nach den Bestimmungen der Heeresverwaltungen für die staatliche Unterstützung mit
Geldmitteln in Betracht – kommt auf dem Gebiete des Motorlastwagenbaues die Daimler-Motorengesellschaft, Zweigniederlassung Marienfelde
bei Berlin, mit ihren langjährigen Erfahrungen und ihrer umfangreichen
Erzeugung von Motoromnibussen an erster Stelle in Betracht. Die Motorlastwagen
dieser Fabrik haben, allerdings schon etwas früher, als die Heeresverwaltung mit
ihren Bestimmungen auftrat, gegenüber den ursprünglichen Konstruktionen eine
wichtige Verbesserung dadurch erfahren, daß an Stelle der ⊏-Träger gepreßte
Blechträger für die Untergestelle verwendet werden, eine Bauart, die außerordentlich
kostspielige Gesenke erfordert und die sich tatsächlich nur eine solche Fabrik
gestatten kann, welche über eine genügend große Produktion verfügt.
Textabbildung Bd. 324, S. 684
Fig. 4 u. 5: Daimler-Untergestell mit Dreipunktaufhängung und gepreßten
Rahmen.
Welchen Fortschritt die Einführung- der aus Blech gepreßten Rahmen auch für
Motorlastwagen darstellt, kann man aus einem Vergleich der Fig. 2 und 3
erkennen, welche 3 t-Lastwagen älterer und neuerer Bauart wiedergeben. Abgesehen
davon, daß die aus Blech gepreßten Rahmen leichter sind als die anderen, ein Grund,
der hauptsächlich ihre Verbreitung bei Personen-Motorfahrzeugen veranlaßt hat, für
Lastwagen aber vielleicht etwas weniger schwer ins Gewicht fällt, ist aus einem
Vergleich der Fig. 2 und 3 sofort zu ersehen, daß die Anwendung der elegant geschweiften gepreßten
Längsträger dem Untergestell viel von seiner früheren Klobigkeit genommen hat, ohne
daß deshalb seine Festigkeit vermindert worden wäre. Zur Verbesserung der äußeren
Erscheinung hat ferner beigetragen, daß die früher aus Holz hergestellten, wuchtigen
Schubbalken, welche die Hinterachse in der Längsrichtung des Wagens gegen den Rahmen
abstützen, ebenfalls aus Blech gepreßt und nach innen zusammengerückt worden sind,
wodurch nebenbei auch die zu den Hinterradbremsen führenden Stangen besser
zugänglich werden.
Textabbildung Bd. 324, S. 685
Fig. 6. Aufhängung des Ausgleich-Getriebes.
An Einzelheiten der Konstruktion des Untergestelles der neueren Daimler-Motorlastwagen seien hervorgehoben die
Uebertragung des Antriebes von dem in der üblichen Weise vorne aufgestellten
Vierzylindermotor auf die Kegelkupplung und das vierstufige Wechselgetriebe mit
Rücklauf. Die aus dem Wechselgetriebe nach hinten in der Längsachse des Wagens
austretende Kardan-Gelenkwelle treibt vermöge eines
Kegelräder-Ausgleichgetriebes zwei kurze Querwellen an, an deren Enden kleine
Zahnräder den Antrieb auf die in den Hinterrädern angeordneten Innenzahnkränze
übertragen.
Der Schub an der Hinterachse, welcher sowohl beim Einschalten der Kupplungen als auch
durch das Bremsen verursacht wird, wird nun durch die beiden schildartig
verbreiteten Schubbalken auf eine etwa in der Mitte des Untergestelles befindliche
Querstütze übertragen. Die Schubbalken sind an der Hinterachse des Fahrzeuges
befestigt und an ihren vorderen Enden um wagerechte Zapfen drehbar, so daß sie den
mit den Unebenheiten des Weges außerordentlich wechselnden Durchbiegungen der
Hinterfedern getrennt voneinander folgen können. Eine Beschränkung erleidet
allerdings diese Beweglichkeit dadurch, daß das Gehäuse des Ausgleichgetriebes mit.
den Schubbalken starr verbunden werden muß, damit ein von den Veränderungen des
Rahmens während der Fahrt möglichst unabhängiger Eingriff der Zahntriebe in den
Hinterrädern gesichert wird. Die Folge hiervon ist eine gewisse Unvollkommenheit
des Antriebes, die namentlich dort, wo stark unebenes Pflaster befahren werden
muß, in einem lebhaften Geräusch der Zahntriebe in den Hinterrädern, sowie in einer
verhältnismäßig starken Abnutzung dieser Zahnräder ihren Ausdruck findet.
Es ist vielleicht ferner zweckmäßig, zu untersuchen, wie sich dieser Antrieb verhält,
wenn die Federn der Hinterachse verschieden stark durchgebogen werden, z.B. beim
Fahren auf seitlich geneigten Flächen. Der Drehung um die Längsachse des Wagens,
welche die Hinterachse hierbei ausführt, müssen die beiden Schubbalken folgen,
können dies aber, da sie an wagerechten Zapfen sitzen, nur so, daß sie in ihrer
Längsrichtung verdreht werden. Das hätte, weil die Schubbalken aus dünnem, sehr
elastischem Nickelstahlblech bestehen, an und für sich wohl kaum irgendwelche
Bedenken, wenn die Schubbalken nicht zwischen sich das starre Gehäuse des
Ausgleichgetriebes tragen müßten. Auf dieses werden daher bei einer solchen
Verdrehung der Hinterachse große Biegungsbeanspruchungen übertragen.
Das erklärt, warum mehrfache Versuche, dieses Gehäuse aus Aluminiumguß herzustellen,
um das Gewicht des Untergestells und die Beanspruchung der Gummireifen der
Hinterräder zu vermindern, keinen Erfolg haben konnten und warum dafür immer noch
Stahlguß verwendet werden muß.
Das oben angegebene Verhalten des Daimlerschen
Hinterachsantriebes ist wahrscheinlich mitbestimmend dafür gewesen, warum die
neueste Konstruktion der Motorlastwagen dieser Fabrik wesentlich abgeändert worden
ist. Da man sich außerdem vergegenwärtigte, daß es unmöglich ist, einen aus so
dünnem, biegsamen Blech bestehende Rahmen, wie ihn die neueren Untergestelle
aufweisen, vor Formänderungen während der Fahrt zu schützen, d.h. zu verhindern, daß
sich die Längsträger beim Fahren über unebenes Pflaster unter der Wirkung des
Wagengewichtes vorübergehend durchbiegen und die ganzen Verbände des Rahmens durch
Verzerrungen infolge des Schiefstellens der Achsen beansprucht und gelockert werden,
so war man darauf bedacht, alle wichtigen Teile des Wagenantriebes in dem Rahmen so
anzuordnen, daß diese Formänderungen auf die Kraftübertragung keinen Einfluß ausüben
können. Nur dadurch ist bei den großen Abmessungen, die hier vorkommmen, zu
vermeiden, daß die wenig widerstandsfähigen Gehäuse des Motors und der Getriebe
gelegentlich bei einem heftigen Stoß Brüche erleiden, daß sich die Lager der Wellen
zu schnell auslaufen und daß die Zahnräder mitunter zu schnell abgenutzt werden.
Textabbildung Bd. 324, S. 685
Fig. 7. Aufhängung des Kühlers.
Das Mittel, welches hierbei angewendet werden muß, ist die auch bei
Personenfahrzeugen schon öfter benutzte, sogenannte Dreipunktlagerung. Wie das Wort besagt, muß jeder der in sich abgeschlossenen
Teile des Wagenantriebes, also Motor, Wechselgetriebe und Ausgleichgetriebe, im
Rahmen um drei Punkte beweglich angeordnet werden, derart, daß jeder dieser
Stützpunkte unter dem Einfluß der erwähnten Formänderungen des Rahmens innerhalb
gewisser, allerdings geringer Grenzen Verschiebungen erfahren kann, ohne daß
Beanspruchungen in diesen Teil hineingetragen werden. Die Verbindungen zwischen
diesen Teilen müssen naturgemäß ebenfalls gelenkig ausgebildet werden. Dieses
Verfahren ist bei dem neuesten Motorlastwagen der Daimler-Motoren-Gesellschaft, der vor etwa einem Jahr zum ersten Mal
öffentlich vorgeführt wurde in äußerst folgerichtiger Weise zur Anwendung gelangt
und wird bei allen Fahrzeugen befolgt, welche auf Grund der Bestimmungen der
Heeresverwaltung bei dieser Fabrik bestellt worden sind.
Textabbildung Bd. 324, S. 686
Fig. 8. Aufhängung des Kühlets.
Das Aeußere der gepreßten Längsträger dieses für 5000 kg Nutzlast bestimmten
Motorlastwagens, hat durch die deutlich erkennbare Prägung noch insofern eine
Verbesserung erfahren, als dadurch der Eindruck des Leichten, Eleganten verstärkt
wird, der sich auch sonst in den Linien kundgibt. Die eigenartige Lagerung der Teile
des Antriebes ist aus den Konstruktionszeichnungen dieses Untergestelles, Fig. 4 und 5 leicht zu ersehen.
Der wie üblich vorn angeordnete Vierzylindermotor ist an seinem vorderen Ende in
einem großflächigen Lager mit Kugelbewegung gelagert, welches auf der vorderen
Querstütze des Wagenrahmens sitzt und welches das nach vorn aus dem Motorgehäuse
ausgebaute Lager der verlängerten Kurbelwelle umfaßt. An seinem hinteren Ende
ist das ganze Motorgehäuse mit Hilfe von zwei Kreuzgelenkzapfen unter den
Längsträgern des Wagenrahmens aufgehängt. Eine ähnliche Lagerung nur in umgekehrter
Anordnung kann auch an dem Getriebekasten festgestellt werden. Abgesehen von den
besprochenen Vorteilen bietet diese Dreipunktlagerung auch noch den, daß die Lager
verhältnismäßig schnell geöffnet und jeder Teil bei Bedarf bequem ausgebaut werden
kann, eine Eigenschaft, die bei Dauerbetrieben, z.B. bei großstädtischen
Motoromnibusunternehmungen nicht unterschätzt werden darf. Wie tatsächlich jeder der
Lagerpunkte gewisse kleine Verschiebungen erfahren kann, ohne das betreffende
Gehäuse zu belasten, lehrt ein Blick auf die Zeichnung. Schließlich sei noch
bemerkt, daß auch der Einbau der Teile, nachdem sie für sich vorher geprüft worden
sind, sehr einfach ist, weil sie nicht peinlich genau angeordnet zu werden brauchen.
Besonders interessant ist die Aufhängung des Ausgleichgetriebes: Die beiden
bekannten Schubbalken aus gepreßtem Blech, die auch hier vorhanden sind, bilden
zusammen mit der Hinterachse einen Rahmen, dessen vordere Spitze, wie aus Fig. 6 ersichtlich ist, sich an der Querstütze in der
Mitte des Wagenrahmens in einem Kreuzgelenk bewegen kann, derart, daß dieser Rahmen
unabhängig von dem übrigen Untergestell allen von der Hinterachse ausgeführten
Bewegungen folgen kann. Das in diesem Rahmen gelagerte Ausgleichgetriebe erfährt
daher, was immer für Bewegungen der Hinterachse auftreten, keine Beanspruchungen
mehr, es kann also auch aus leichterer Legierung gegossen werden. Ebenso wird der
Eingriff der Zahntriebe an den Enden der Ausgleichwellen durch solche Bewegungen in
keiner Weise gestört.
Wie folgerichtig die Daimler-Motoren-Gesellschaft in der
Anwendung dieses Verfahrens vorgegangen ist, beweist übrigens auch die Anordnung des
Kühlers, siehe Fig. 7 und 8, der an den Seiten auf Kreuzgelenkzapfen sitzt, und daher bei
Verschiebungen eines Längsträgers gegen den anderen nicht mehr in Mitleidenshhaft
gezogen wird, wie früher.
(Fortsetzung folgt.)