Titel: | Fortschritte und Neuerungen im Kran- und Windenbau. |
Autor: | K. Drews |
Fundstelle: | Band 324, Jahrgang 1909, S. 705 |
Download: | XML |
Fortschritte und Neuerungen im Kran- und
Windenbau.
Von K. Drews, Oberlehrer an der Kgl.
höheren Maschinenbauschule in Posen.
(Fortsetzung von S. 692 d. Bd.)
Fortschritte und Neuerungen im Kran- und Windenbau.
Hebe- und Transportvorrichtungen
für Schiffswerften.
Einen Ueberblick über die verschiedenen Systeme neuzeitlicher Hellinganlagen habe ich
schon im vorjährigen Bande dieser Zeitschrift S. 83 u.f. und S. 545 u.f. gegeben.
Dort habe ich auch die Vor- und Nachteile der verschiedenen Bauarten gegeneinander
abgewogen. In jenen Artikeln waren in der Hauptsache deutsche und englische
Hellinganlagen besprochen worden, amerikanische nur in einem Falle.
Eine vollständige Zusammenstellung von Hellinganlagen sämtlicher Schiffswerften
Nordamerikas, Großbritanniens und Deutschlands, also ziemlich der ganzen Welt,
bringt ein Artikel „Hellingkrananlagen“ von Prof. W.
Laas in der Z.d.V.d.I. 1908, S. 1622 u.f.
Von allen neueren Hellinganlagen können wohl die eisernen Hellinge auf der Hamburger
Werft des Stettiner Vulkans (D. P. J. 1908, S. 547)
sowie die ihnen gleichen bei Blohm & Voß in Hamburg
mit weitgehender Unterteilung der Hellingbreite durch Kranbahnen als das
Vollkommenste auf diesem Gebiete bezeichnet werden.
Eine Hellinganlage mit Laufkranen, bei der die Unterteilung noch nicht so weit wie
bei den eben genannten getrieben ist, die aber schon erhebliche Fortschritte
gegenüber der älteren Anlage auf dem Stettiner Vulkan
(D. P. J. 1908, S. 84 und 85) aufweist, zeigen die Fig.
13 u. 14. Diese Anlage ist im Jahre 1905
von der Benrather Maschinenfabrik nach Japan geliefert
worden. Die Helling wird durch elektrische Laufkrane bedient, deren Fahrbahnen teils
über-, teils nebeneinander liegen. Die ganze Breite der Helling überspannt ein
Laufkran von 30 t Tragkraft mit einem Hilfshaken für 5 t; seine Spannweite beträgt
34 m, die Hubhöhe 30 m. Die Hubgeschwindigkeit des vollbelasteten großen Hakens
beträgt 5 m i.d. Min., die des kleinen 14 m. Durch einen Längsträger, der die
Kranfahrschienen der oberen Laufkrane aufnimmt, ist die Helling ihrer Länge nach in
zwei Arbeitsfelder für die Kranhaken geteilt. Auf jeder der oberen Kranbahnen laufen
drei Laufkrane von 5 t Tragkraft und 16,61 m Spannweite; ihre Hubgeschwindigkeit
beträgt 24 m i.d. Min. Damit auch der Streifen unter dem mittleren Längsträger für
einige der Kranhaken erreichbar ist, sind nach Fig.
13 die Krane auf der linken oberen Fahrbahn mit einem Ausleger versehen,
der unter der Fahrbahn weg in das Arbeitsfeld der rechtseitigen Krane reicht. Für
den Kiel des Schiffes stehen also außer dem Haken des großen Kranes drei der
kleineren Krane zur Verfügung. Die Zufuhr und Aufnahme des Materials geschieht an
den Längsseiten des Schiffes innerhalb der Hellingstützen.
Eine sehr weitgehende Unterteilung der Hellinge in schmale Längsstreifen zeigt die
Anlage auf der Werft von William Doxford & Sons in
Sunderland (Großbritannien), Fig. 15. Jede der drei
Hellinge trägt, an den Bindern hängend, neun Fahrbahnen für ebensoviel einschienige
elektrische Laufkatzen mit Führerstand. Fig. 16
zeigt eine der Laufkatzen, die von der Benrather
Maschinenfabrik geliefert worden sind.
Textabbildung Bd. 324, S. 705
Fig. 13. Eiserne Helling der Benrather Maschinenfabrik.
Eine Anlage, die bezüglich der Anzahl und Größe der Krane noch die oben genannten
Hamburger Anlagen von Blohm & Voß und des Stettiner Vulkans übertrifft, ist die neue
Hellinganlage auf der Werft von Harland & Wolff in
Belfast. Fig. 17 zeigt den Querschnitt der
Doppelhelling, deren Länge 325 m beträgt. In jeder Helling laufen dicht unter den
Bindern drei Laufkrane mit je zwei Laufkatzen von 10 t Tragkraft. Zum Einbauen
besonders schwerer Stücke bis 40 t Gewicht können die vier Laufkatzen der dem Wasser
zunächst liegenden Krane zusammen arbeiten, indem ihre Haken an einer gemeinsamen
Traverse angreifen. Für gewöhnlich dienen indes diese Laufkrane zum Tragen der
hydraulischen Nietmaschinen. Den Transport des Baumaterials besorgen die unter den
Laufkranen befindlichen fahrbaren Wanddrehkrane von 5 t Tragkraft und 16,1 m
Ausladung; in jeder Helling sind davon fünf vorhanden, drei an den Außen- und zwei an
den Innenstützen.
Textabbildung Bd. 324, S. 706
Fig. 14. Eiserne Helling der Benrather Maschinenfabrik.
Als Zubringerkran dient ein fahrbarer Auslegerdrehkran mit Laufkatze, dessen Fahrbahn
von den mittleren Stützen getragen wird. Der Haken kann bei 41 m Ausladung mit 3 t,
bei 20 m mit 5 t belastet werden. Er beherrscht ein Arbeitsfeld von 315 m Länge und
82 m Breite. Die Arbeitsgeschwindigkeiten dieses Kranes sind:
Heben
76 m
in
der
Min.
Drehen
122 m
„
„
„
am Kranschnabel.
Katzefahren
46 m
„
„
„
Kranfahren
61 m
„
„
„
Im ganzen sind bei dieser Hellinganlage 76 Kranmotoren mit einer Gesamtleistung von
1600 PS vorhanden.
Textabbildung Bd. 324, S. 706
Fig. 15. Eiserne Helling bei William Doxford & Sons in Sunderland.
Eiserne Hellinge findet man ferner in Großbritannien bei William Breadmore, Dalmuir und bei Swan, Hunter
& Wigham Richardson, Wallsend on Tyne.
Textabbildung Bd. 324, S. 706
Fig. 16. Hellinglaufkatze der Benrather Maschinenfabrik.
Das System der Turmdrehkrane zur Bedienung der Hellinge (D. P. J. 1908, S. 99) hat in
der neuen Hellinganlage der A.-G. Weser in Bremen einen
sehr beachtenswerten Zuwachs erhalten. Anstatt der sonst üblichen fahrbaren
Turmdrehkrane sind hier sechs feste gewählt worden. An den Säulen dieser Krane ist
an jeder Seite des Schiffes eine in sich geschlossene Hängebahn mit Motorlaufkatzen
befestigt; letztere führen den Kranen das Material zu. Fig. 18 zeigt links die neue Helling, rechts die älteren Hellinge mit
fahrbaren Turmdrehkranen, (D. P. J. 1908, S. 99, Fig. 24). Eine ausführliche
Beschreibung dieser Anlage soll einem späteren Berichte vorbehalten werden.
Auch das System der Hellingkabelbahnen (D. P. J. 1908, S. 100) hat in Deutschland
Eingang gefunden. Seit dem vergangenen Jahr ist eine solche Kabelbahn nach den Entwürfen und
Patenten von A. Böttcher auf der Reiherstiegwerft in Hamburg- in Betrieb. Diese
interessante Erstausführung wird in einem besonderen Artikel besprochen werden.
Hebezeuge und Transportvorrichtungen für
den Hafenbetrieb und an Bord von SchiffenD. P. J. 1908, S. 133 und S.
582..
Für den Umschlag von Stückgütern jeder Art kommt in der Hauptsache der elektrisch
betriebene Portaldrehkran in Betracht, dessen Entwicklung vorläufig als
abgeschlossen zu betrachten ist. Neuerungen dürften hier vornehmlich an den
Greiforganen zu erwarten sein, wenn es sich um Güter bestimmter Art und Größe
handelt, ohne daß diese gerade zu den Massengütern im eigentlichen Sinne zu rechnen
sind.
Für manche Hafenzwecke dürften auch die fahrbaren Spills der Felten & Guilleaume-Lahmeyerwerke recht gute Dienste leisten, (Fig. 19 und 20). Das ganze
Triebwerk wird nach Fig.
19 mit einem Schutzkasten umschlossen, aus dem nur der Spillkopf
herausragt. Die links an der Stirnwand sichtbare Trommel dient zum Aufwickeln
des Stromzuleitungskabels. Nach Fig. 20 treibt der
Elektromotor mittels eines Schneckengetriebes die Spilltrommel an. Das dargestellte
fahrbare Spill besitzt einen Elektromotor von 3 PS bei 1450 minutlichen Umdrehungen.
Während des Betriebes kann der Wagen durch die in den Abbildungen sichtbare
Vorrichtung festgestellt werden.
Textabbildung Bd. 324, S. 707
Fig. 17. Eiserne Helling auf der Werft von Harland & Wolff in
Belfast.
Textabbildung Bd. 324, S. 707
Fig. 18. Neue Hellinganlage der Bremer A.-G. Weser in Bremen, geliefert von
der Benrather Maschinenfabrik.
Textabbildung Bd. 324, S. 707
Fig. 19 u. 20: Fahrbares elektrisches Spill der Feiten &
Guilleaume-Lahmeyerwerke.
(Fortsetzung folgt.)