Titel: | Neuerungen im Telegraphen- und Fernsprechwesen. |
Autor: | Otto Arendt |
Fundstelle: | Band 324, Jahrgang 1909, S. 712 |
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Neuerungen im Telegraphen- und
Fernsprechwesen.
Von Otto Arendt, Kaiserl.
Telegrapheningenieur.
(Fortsetzung von S. 695 d. Bd.)
Neuerungen im Telegraphen- und Fernsprechwesen.
Sehr gute Erfolge sind mit der Einschließung der Kabel in Kondensatoren nach
Fig. 44 oder 45
(für lange Unterseekabel) erzielt worden. Durch Druck auf die Taste T1 (Fig. 45) wird die Belegung 1 des Kondensators
C1 mit dem
positiven Batteriepol verbunden. Der Kondensator C1 lädt sich, indem er negative Elektrizität auf der
Belegung 2 ansammelt. Die frei gewordene positive Elektrizität verursacht die Ladung
des Kondensators
C2 am anderen
Kabelende, indem sich auf dessen Belegung I positive,
auf der Belegung II negative Elektrizität ansammelt,
während die positive über den Empfangsapparat des fernen Amtes zur Erde fließt. Der
Apparat A erhält also einen kurzen positiven Stromstoß,
den z.B. der Siphonrekorder als einen nach links gerichteten Ausschlag des
Schreibhebers auf dem Papierstreifen aufzeichnet. Der Schreibheber geht alsdann in
die Ruhelage zurück. Nach dem Loslassen der Taste T1 entladen sich die Kondensatoren wieder und da die
auf ihren Belegungen angesammelten Elektrizitätsmengen nach beiden Seiten abfließen,
geht durch den fernen Empfänger jetzt ein negativer Stromstoß, der wiederum eine
vorübergehende Ablenkung des Schreibhebers, jetzt nach rechts, bewirkt. Wird hierauf
die Taste T2 gedrückt,
so erhält die Belegung i des Kondensators C1 Verbindung mit dem negativen Batteriepol; die
Kondensatoren laden sich in entgegengesetztem Sinne wie beim Druck der Taste T1 (eingeklammerte
Vorzeichen in Fig. 45), so daß ein negativer
Stromstoß durch den fernen Empfänger A geht und dieser
wiederum einen Ausschlag nach rechts aufzeichnet. Durch die Zurückführung der Taste
T2 in die Ruhelage
werden die Kondensatoren wieder entladen; am fernen Ende fließt positive
Elektrizität durch A zur Erde und veranlaßt einen
Ausschlag nach links. In Fig. 46 sind die so
erzeugten Ausschläge des Heberschreibers der Reihe nach aufgezeichnet. Je schneller
die beiden Tasten nacheinander bewegt werden, um so näher rücken die in Fig. 46 gezeichneten Stromzeichen aneinander, bis
sich schließlich die aufeinander folgenden Ausschläge derart vereinigen daß das in
Fig. 47 dargestellte Zeichen in A erscheint. Wird der positive Ausschlag als Punkt, der
negative als Strich des Morsealphabets gedeutet, so ist das Zeichen in Fig. 47 dasjenige des Buchstaben a ().
Textabbildung Bd. 324, S. 713
Fig. 44.
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Fig. 45.
Die vorbeschriebene Betriebsweise hat den Vorteil, daß selbstätig nach jedem
Tastendruck ein Gegenstrom fließt, in Gestalt des beim Loslassen der Taste
entstehenden Entladungsstromes, wodurch das Kabel sofort wieder in neutralen Zustand
versetzt und die Stromkurve wie bei der Entsendung eines besonderen Curbstromes
steiler geformt wird. Hierzu kommt, daß die Kondensatoren C1 und C2 (Fig. 45) sich
erheblich schneller laden als das Kabel. Ihre Kapazität soll zur Begünstigung einer
schnellen Ladung und Entladung nur klein gewählt werden.
Die Einschließung des Kabels zwischen zwei Kondensatoren erhöht die
Telegraphiergeschwindigkeit um mehr als 30 v.H. Sie verbessert den Kabelbetrieb
zugleich dadurch, daß sie den Ausgleich der Erdspannungen zwischen der Erde am
sendenden und der Erde am empfangenden Ende durch das Kabel hindurch verhindert. Die
auf Verschiedenheiten in der Stärke des Erdpotentials zurückzuführenden Erdströme
treten, nach den z. Zt. geltenden Annahmen als Folgeerscheinung gewisser
Veränderungen auf der Sonne, zuweilen mit solcher Heftigkeit auf, daß sie das
Telegraphieren in Einzelleitungen unter Benutzung der Erde als Rückeitung unmöglich
machen. Wo mehrere Leitungen zwischen zwei Orten zur Verfügung stehen, hilft man
sich, indem man zwei Leitungen zu einer Doppelleitung (mit metallischer Rückleitung)
vereinigt und den Telegraphierstromkreis ganz von der Erde trennt. Derartige
sogenannte Erdstromschaltungen haben zuletzt am 25. September dieses Jahres sehr
gute Dienste geleistet, wo in ganz Europa und weit darüber hinaus Erdströme in allen
Telegraphenleitungen, besonders in den nordsüdlich verlaufenden, mit solcher
Heftigkeit auftraten, daß jeglicher Telegrammverkehr unterbunden war. Durch die
Zusammenschaltung von je zwei Leitungen zu einer von der Erde getrennten Schleife
gelang es bald, wenigstens mit den größeren Orten den Verkehr wieder
aufzunehmen.
Textabbildung Bd. 324, S. 713
Fig. 46.
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Fig. 47.
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Fig. 48.
Nicht zuletzt hängt die Telegraphiergeschwindigkeit im Kabel von der Geschicklichkeit
des aufnehmenden Beamten am empfangenden Ende ab. Da, wie bemerkt, der Undulator und
der Heberschreiber nicht erst auf eine Mindeststromstärke ansprechen, da vielmehr
ihr dauernd auf dem abrollenden Papierstreifen schleifendes Schreibröhrchen jede
Aenderung in der Stärke des ankommenden Stromes aufzeichnet, stellen sich die
Zeichen auf dem Empfangsstreifen als Wellenlinien dar, wie z.B. in Fig. 48. Ein Morseapparat würde z.B. die Wörter
„viel hoeher“ mit Punkten und Strichen aufzeichnen, wie unter a. Die im
Kabelempfänger aufgenommene Schrift zeigt das Bild d,
wo die Punkte und Striche durch Ausbiegungen bestimmter Richtung unterschieden
werden. Die Uebersetzung in Morsezeichen ist nochmal unter c gegeben, jedoch sind, um mit dem Raum auszukommen, die Morsestriche
senkrecht gezeichnet. Wird die Telegraphiergeschwindigkeit erhöht, so werden die
ankommenden Zeichen immer flacher, bis schließlich, wie die Abbildung- eines Stückes aus dem
Streifen eines atlantischen Kabels, e, zeigt, die auch die Wörter „viel
hoeher“ darstellt, die Striche untereinander und die Punkte untereinander zu
einer Linie zusammenfließen und ihre Anzahl nur durch die Länge dieser Linien
beurteilt werden kann. Wenn diese Zeichen jedoch mit einem automatischen Sender und
stets mit derselben Geschwindigkeit gegeben werden, so daß die beim Handbetrieb mit
der Doppeltaste unvermeidlichen kleinen Unregelmäßigkeiten in der Länge und den
Zwischenräumen der Zeichen ausgeschlossen sind und die Zeichen daher immer in
derselben Form wiederkehren, so lernen die Kabelbeamten auch diese Schrift gut
lesen. Auf den großen atlantischen Kabeln wird mit solcher Schrift eine
Geschwindigkeit bis zu 50 Wörtern (Code-Wörter zu 5 Zeichen) in der Minute erzielt.
Die hierzu erforderlichen automatischen Sendeeinrichtungen sollen weiter unten
erwähnt werden.
Textabbildung Bd. 324, S. 714
Fig. 49.
Einen Fortschritt für den Betrieb der langen Seekabel bedeutet die Verwendung des von
S.G. Brown angegebenen Trommelrelais für hohe
Geschwindigkeiten, das kürzlich einige Verbesserungen erfahren hat. Die elektrische
Empfangsanordnung ist derjenigen des Siphon Rekorders sehr ähnlich. Zwischen den
Polen N und S des
Stahlmagneten M (Fig.
49) schwingt die Spule a, welche den
ankommenden Strom empfängt und mit Hilfe sehr dünner Fäden den isolierten Hebel f bewegt, an welchem die metallische Zunge p befestigt ist. Das Ende der Zunge p schleift auf der Trommel D, die aus den beiden, durch eine isolierende Schicht getrennten
Metallteilen d' und d''
besteht. d' steht über eine Schleiffeder mit dem Relais
R' und der Batterie b,
d'' mit R'' und derselben Batterie b in Verbindung, deren anderer Pol an p angeschlossen ist. Durch die Ablenkungen der Zunge
p aus der Mittellage erhält über d' das Relais R', über d'' das Relais R'' Strom
aus der Batterie b und legt seinen Anker um. Die
dauernde Umdrehung der Trommel D vermindert die Reibung
mit der Zunge p derart, daß die Zunge den in a einlangenden Stromänderungen ebenso willig folgt, wie
das Heberröhrchen des Siphon Rekorders. Die Kondensatoren S' und S'' sichern dabei den Ortsrelais eine
ausreichende Stromzufuhr. Um mit Hilfe dieser Relais die von der Spule a empfangenen Ströme sicher auf einen Ortsstromkreis
oder in ein zweites Seekabel übertragen zu können, muß die Zunge p nach jedem Stromempfang in die neutrale Mittellage
zurückkehren, um die Ortsrelais stromlos zu machen. Der Heber des Siphon Rekorders
tut dies, wie oben erläutert und wie z.B. Fig. 48 e
zeigt, nicht. Brown hat seine Anordnung deshalb so
getroffen, daß jedesmal, wenn der Ortskreis für eines der Relais R' oder R'' geschlossen
wird, diesem Stromkreis ein Zweigstrom entnommen und über einen aus Rheostaten und
Selbstinduktionsspulen gebildeten Verzögerungswiderstand in eine derart um a gelegte Hilfskorrektionsspule geschickt wird, daß er
dem Telegraphierstrom entgegenwirkt. Die Selbstinduktion in dem
Verzögerungswiderstand wird dabei derart abgeglichen, daß der Korrektionsstrom erst
in dem Augenblick seinen stationären Wert erreicht, in welchem der die Spule a durchfließende Telegraphierstrom seinen Zweck erfüllt
hat und abzufallen beginnt. Da das Trommelrelais mit magnetischem Nebenschluß L versehen und über den Kondensator K an die Leitung angeschlossen ist, sind die Werte von
K und L für die
Abgleichung des Verzögerungswiderstandes mit maßgebend. Ferner ist eine Vorkehrung
getroffen, aus den Ortsstromkreisen der Relais R' und
R'' mittels Kondensatoren kurze Stromstöße
abzuzweigen, welche der Hauptwicklung der Spule a
zugeführt werden. Hierdurch wird es möglich, den Kondensator K recht klein zu machen, was nach Seite 713, einer Erhöhung der
Telegraphiergeschwindigkeit günstig ist. Während der Verkleinerung des Wertes von
K z.B. beim Empfang mit dem Siphon Rekorder dadurch
ein Ziel gesetzt ist, daß schließlich die durch K
hindurchtretenden Ströme zu schwach werden', um den Empfänger noch zu betätigen,
kann beim Empfang mit dem Trommelrelais diese Grenze weit überschritten und daher
die Telegraphiergeschwindigkeit noch gesteigert werden, wenn in der angedeuteten
Weise die Zweigströme aus dem Ortsstromkreise zur Verstärkung der ablenkenden
Wirkung des Telegraphierstromes durch die Spule a
geführt werden.
Textabbildung Bd. 324, S. 714
Fig. 50.
Auf Landlinien und in kurzen Kabeln werden mit Hilfe der Morsetaste und des
Morseempfängers durchschnittlich 400 Wörter in der Stunde übermittelt; der Klopfer
ermöglicht eine Leistung von 600–700 Wörtern in der Stunde. Für höhere Leistungen
kommen Typendrucker, Mehrfach- und Maschinentelegraphen, sowie Schaltungen zur
gleichzeitigen Uebermittlung mehrerer Telegramme auf einer Leitung in Frage, von
denen einige erwähnt werden sollen.
Der Typendrucker von Hughes (Fig. 50 u. 51) beruht auf folgendem Grundgedanken: Auf beiden
Stationen werden zwei gleichartige, auf der Peripherie abwechselnd mit den Typen von
Buchstaben oder von Zahlen und Satzzeichen besetzte Räder durch Gewichtsantrieb oder
mittels Elektromotoren mit gleicher Geschwindigkeit um eine horizontale Achse
gedreht. Das elektromagnetische Empfangssystem besteht aus einem Magneten, welcher
einen Anker dauernd festhält. Abreißfedern sind so reguliert, daß sie nur geringer
Unterstützung bedürfen, um den Anker mit plötzlichem Ruck abzuwerfen. Diese
Unterstützung erhalten sie durch den ankommenden Strom, der in vielen Umwindungen
die Polschuhe des Magneten (aus Weicheisen) in solcher Richtung umkreist, daß die
Anziehungskraft so weit nachläßt, bis die Abreißfedern in Wirksamkeit treten können.
Eine mechanische Vorrichtung führt den Anker in seine Ruhelage zurück. Jedesmal beim
Abschnellen des Ankers wird die sog. Druckachse mit dem Räderwerk gekuppelt, einmal
herumgedreht und wieder entkuppelt. Während ihrer Umdrehung schleudert die
Druckachse mit Hilfe eines Exzenters die Druckwalze mit einem darüber gespannten
Papierstreifen gegen diejenige Type, welche sich gerade an der tiefsten Stelle des
Typenrades befindet und bewegt den Streifen dann um eine Typenbreite weiter. Der
Sender besitzt 28 Tasten, durch deren Niederdrücken eins von 28 im Kreise
angeordneten, mit der Batterie verbundenen Kontaktstücken so weit gehoben wird, daß
es mit einem dauernd kreisförmig darüber hinstreichenden an die Leitung
angeschlossenen Metallschlitten auf einen Augenblick in Berührung kommt, und die
Absendung eines kurzen Stromstoßes in die Leitung bewirkt.
Textabbildung Bd. 324, S. 715
Fig. 51. Bremse.
Der Schlitten dreht sich ebenso schnell wie das Typenrad. Durch den Druck auf eine
Sperrtaste wird das mit seiner Achse nur durch Reibung gekuppelte Typenrad derart
festgehalten, daß ein bestimmtes Zeichen (Buchstabenblank, d.i. ein blanker
Zwischenraum zwischen zwei Typen), sich an der tiefsten Stelle seines Umfanges
befindet. Beim Beginn der Zeichenübermittlung wird stets als erste Taste diejenige
für Buchstabenblank gedrückt. Der hierdurch entsandte Strom löst die Sperrtaste des
Empfängers aus, so daß von diesem Augenblick an das Typenrad des Empfängers synchron
mit dem Schlitten des Senders läuft, derart, daß sich am Typenrad immer diejenige
Type an der tiefsten Stelle – also druckbereit – befindet, über deren Taste der
Schlitten des Senders gerade hinwegstreicht. Wird eine dieser Tasten
niedergedrückt, so sendet sie, sobald der Schlitten sie erreicht, einen Stromstoß in
die Leitung, und in denselben Augenblick wird die Druckwalze des Empfängers gegen
das Typenrad geschleudert und der zugehörige Buchstabe auf das Papier gedruckt. Um
die zwischen je zwei Buchstaben angeordneten Ziffern und Satzzeichen zu drucken,
wird das Typenrad auf elektrischem Wege (durch das Niederdrücken einer besonderen,
mit Zahlenblank bezeichneten Taste) um eine Typenbreite gegen seine Achse verschoben
(Figurenwechsel). Die mechanischen Reguliervorrichtungen (Zentrifugal-Pendelbremsen
mit veränderlichen Pendellängen) zur Aufrechterhaltung des Gleichlaufs zwischen
Sende- und Empfangsapparat werden durch eine elektrisch wirkende Einrichtung
unterstützt. Ein an der Druckwalze sitzender Daumen, der Korrektionsdaumen, greift
bei jeder Umdrehung der Achse in die Zähne eines mit dem Typenrad fest verbundenen
Zahnrades und hält das etwa voreilende Typenrad so weit zurück oder schiebt das
nachbleibende so weit vor, bis es die richtige Lage zur Druckwalze hat, um den
klaren Abdruck des Zeichens sicherzustellen.
Textabbildung Bd. 324, S. 715
Fig. 52.
Der Hughesapparat befördert 1200 bis 1500 Wörter in der
Stunde. Die Abbildungen zeigen einen Hughesapparat aus
der Fabrik der Deutschen Telephonwerke in Berlin.
Der Baudot-Apparat erlaubt die gleichzeitige Beförderung
mehrerer Telegramme auf derselben Leitung. Die Zeichnung in Fig. 52 erläutert rein schematisch das Zusammenwirken
der Apparate. Ueber zwei gleichartig gebaute, in mehrere, z.B. vier voneinander
isolierte Sektoren geteilte Metallscheiben I und II (Fig. 52) schleifen
zwei durch die Fernleitung miteinander verbundene Kontakthebel h1 und h2, die sich gleich
schnell drehen und immer gleichzeitig dieselben Sektoren bestreichen. Die schwarz
gezeichneten Stellen bedeuten Kupferbürsten, welche die von ihnen berührten
Kontaktringe untereinander verbinden. Auf jeder Seite ist an zwei Sektoren je ein
Sende-, an die beiden anderen je ein Empfangsapparat angeschlossen. Jedem
Apparatsystem steht die Leitung für ein Viertel jeder Umdrehung der Kontakthebel zur
Verfügung.
Die Uebermittlung eines Baudot-Zeichens erfordert fünf
aufeinanderfolgende Stromsendungen gleicher oder verschiedener Richtung. Der Sender
besteht deshalb aus fünf Tasten T1 bis T5, die in der Ruhelage aus der Batterie p Trennstrom, niedergedrückt aus der Batterie n Zeichenstrom entsenden (Doppeltasten). Um sie der
Reihe nach durch die rotierende Bürste mit der Leitung zu verbinden, enthält der
ihnen zugewiesene Sektor fünf isolierte Kontaktstücke 1 bis 5, an deren jedes eine
Taste angeschlossen ist.
Textabbildung Bd. 324, S. 716
Fig. 53.
Die ankommenden Ströme werden über den Kontaktring b1 (der Scheibe II) und die Kontakte 1 bis 5 des
Ringes a1 dem
polarisierten Linienrelais L zugeführt. Dies wiederholt
der größeren Zuverlässigkeit wegen die empfangenen Stromstöße aus den Ortsbatterien
o,p und o,n über die Kontaktstücke des Ringes e1 und den Ring d1 nach dem polarisierten Ortsrelais O. Dieses endlich wird über den Ring f1 und die
Kontaktstücke des Ringes e1 der Reihe nach mit den Elektromagneten E1, E2 usw. bis E5 verbunden, welche ansprechen, wenn das
polarisierte Empfangsrelais Zeichenstrom erhalten hat, aber in der Ruhelage
verharren, wenn das polarisierte Empfangsrelais Trennstrom erhalten hat. Waren also
am Sender die Tasten 1, 3 und 5 niedergedrückt, so sprechen der Reihe nach die
neutralen Elektromagneten 1, 3 und 5 des Empfängers an, während 2 und 4 in Ruhe
bleiben. Die Uebersetzung dieser Relaisbewegungen in Buchstaben geschieht im
wesentlichen folgendermaßen: Die mit den Rillen g1 und g2 versehene Walze Wrotiert in der Pfeilrichtung. Auf ihr schleifen 5 „Sucher“
S in der Rille g1, von denen einer gezeichnet ist. Empfängt einer
der 5 Elektromagnete E, von denen E1 ausführlicher
gezeichnet ist, Strom, so drückt sein Anker den unteren Schenkel des Winkelhebels
h3 so weit nach
hinten, daß das daumenartige Stück D ihn erfaßt und
längs der punktierten Linie nach rechts und wieder zurück in die Ruhestellung führt.
Da diese Bewegung gerade in dem Augenblick erfolgt, wo der Fuß des Suchers S vor der Lücke in der Scheidewand zwischen den Rillen
g1 und g2 steht, so wird der
Sucher mit Hilfe der in der Längsrichtung verschiebbaren Achse f nach rechts in die Rille g2 geschoben, in welcher er
verbleibt, bis ihn nach einer Umdrehung der Walze W der Daumen i wieder nach g1 zurückschiebt. Die
fünf Sucherköpfe unterliegen dauernd einem Druck gegen die Walze; sie lageren jedoch
so dicht nebeneinander, (Fig. 53), daß sie diesem
Druck nicht folgen können, solange auch nur ein Sucher daran gehindert ist.
Vertiefungen in den Rillen g1 und g2
sollen die Sucherfüße aufnehmen; sie sind jedoch so verteilt, daß immer einer oder
mehrere der Sucher in die Rille g2 hinübergeschoben sein müssen, wenn sich eine
Stelle finden soll, an der jeder Sucher eine Vertiefung unter sich vorfindet, so daß
sie alle fünf zugleich plötzlich in die Vertiefungen hineinfallen können, um gleich
darauf wieder hinausgeschleudert zu werden. Diese Bewegung wird auf eine
Druckvorrichtung übertragen, die einen Papierstreifen gegen ein mit der Walze W gleichmäßig rotierendes Typenrad – ähnlich dem
Typenrad des Hughesapparates – drückt. Die Verteilung
der Sucher auf die beiden Rillen g1 und g2 ist in 31 verschiedenen Kombinationen möglich. Für
jede dieser Kombinationen erfolgt das Niederdrücken sämtlicher Sucher an einer
anderen Stelle des Walzenumfanges, daher auch das Aufdrücken des Papierstreifens an
einer anderen Stelle des Typenrades. Durch verschiedenartige Gruppierung der
niedergedrückten und der in der Ruhelage sich befindenden Tasten des Senders ist
daher der Abdruck jedes gewünschten Buchstabens zu erreichen.
Ein Figurenwechsel – ähnlich wie ihn der Hughesapparat
besitzt – ermöglicht statt der Buchstaben Zahlen und Satzzeichen zu drucken. Es sind
noch Vorkehrungen getroffen, um den Gleichlauf der Verteilerbürsten zu sichern und
die Fehler durch Stromverzögerung auszumerzen. Ein Taktschläger T zeigt dem gebenden Beamten an, wann sein Sender mit
der Leitung verbunden wird. Der Baudot-Apparat leistet
bei vier Sektoren und 180 Umdrehungen der Verteilerbürste in einer Minute etwa 1800
Wörter in der Stunde auf jedem Sektor. (Vgl. auch E.T.Z. 1901, Heft 13).
(Fortsetzung folgt.)