Titel: | Polytechnische Rundschau. |
Fundstelle: | Band 324, Jahrgang 1909, S. 717 |
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Polytechnische Rundschau.
Polytechnische Rundschau.
Unterhaltungskosten und Lebensdauer der
Lokomotive.
England besaß im Jahre 1906 bei 38800 Betriebskilometer 22118 Lokomotiven, somit
entfällt auf etwa 1,6 km Schienenlänge eine Lokomotive. Genauere Werte sind für
England und Wales für 1 km 0,69, für Schottland 0,4 und für Irland 0,16 Lokomotiven.
Die von einer Lokomotive jährlich zurückgelegte Kilometerzahl ist bei 15 größeren
Eisenbahngesellschaften Großbritaniens sehr verschieden. Im Jahre 1906 waren es bei
der London and South Western 42000 km, bei der Lancashire and Yorkshire aber nur
21500 km. Damit dürften wohl die Angaben, daß italienische Lokomotiven 65000 km bei
300 t Zuggewicht jährlich zurückgelegt haben als übertrieben gelten, denn das
englische Lokomotivmaterial steht ebenso auf der Höhe der Zeit, wie dies anderer
Länder, während wohl wenige Länder so gut unterhaltene Schienenwege besitzen als
England. Die größte von einer Lokomotive jährlich zurückgelegte Kilometerzahl darf
wohl mit 44000 angenommen werden.
In Nordamerika werden gewöhnlich die Lokomotiven nach 10 Jahren außer Betrieb
gestellt, in England ist dies gewöhnlich erst nach 30 Jahren der Fall. Während
dieser Zeit hat eine solche Lokomotive etwa 865000 km zurückgelegt. Im
Durchschnitt erreichen nach 10,29 Jahren die Kosten für Ausbesserungen einer
englischen Lokomotive den Anschaffungspreis und diese Zeit soll als eigentliche
Lebensdauer einer Lokomotive angesehen werden. Der Anschaffungspreis für eine
Lokomotive ist aber sehr verschieden. Für eine Lokomotive mit Tender kann 50000 M.
angenommen werden, die neuen 3/5 gekuppelten Schnellzugslokomotiven dürfen aber wohl
das Doppelte kosten. Die jährlichen Ausgaben für Ausbesserungen belaufen sich für
eine Lokomotive der Great Central Railway auf 6000 M. im Durchschnitt, damit
bestimmt sich die Lebensdauer auf 8,36 Jahre, für die Caledonian Railway sind diese
Zahlen 3350 M. und 14,41 Jahre, für die Great Western Railway sind dies 6450 M. und
7,75 Jahre. Der ganze Lokomotivbestand dieser Eisenbahngesellschaft könnte somit
nach 7,75 Jahren erneuert werden, wenn die Ausgaben für Ausbesserungen zu
Neuanschaffungen verwendet werden.
Die größten Ausgaben entstehen für die Ausbesserungen des Kessels, der Feuerbüchse
und der Rauchrohren. Die Kosten dieser Ausbesserungen steigern sich mit der 3.
Potenz des Kesseldruckes, deshalb soll dieser bei Lokomotiven 12 Atm. nicht überschreiten, bei unreinem
Speisewasser sind 11 Atm., bei reinem 15 Atm. noch zulässig. Mit den zunehmenden
Fahrgeschwindigkeiten steigern sich auch die Kosten für die Ausbesserungen. Im Jahre
1897 betrugen diese 4000 M. im Durchschnitt, im Jahre 1906 etwa 5000 M. für eine
Lokomotive. (The Engineer 1909. S. 635–636.)
W.
Vorrichtung zum selbsttätigen Beschicken von
Gasgeneratoren.
Textabbildung Bd. 324, S. 717
Die moderne Entwicklung der Gasgeneratoren und die umfangreiche Anwendung, welche sie
bei der Erzeugung von Kraft- und Heizgasen gefunden haben, hat der Aufgabe der
Zuführung des zu vergasenden Brennstoffes erst die weittragende Bedeutung verliehen,
welche sie heute besitzt. Fast alle älteren Generatoren kennzeichnen sich durch den
bekannten Fülltrichter, aus welchem der Brennstoff in gewissen Zeitabständen in den
Vergasungsraum abgelassen wird, sei es durch Umlegen einer mit einem Gewichtshebel
verbundenen Pfanne oder durch Oeffnen und Schließen eines Schiebers usw. Hierbei hat
man beobachtet, daß der in den Generator herabfallende Brennstoff sehr viel Staub
erzeugt, wodurch die Reinigung des Gases erschwert wird, und daß ferner jedesmal
beim Beschicken des Generators mit einer größeren Brennstoffmenge der vordem
gleichmäßige Gang der Gaserzeugung gestört wird, insofern als der Gehalt des Gases
an Kohlenoxyd um 3 bis 4 v.H. vermindert, also dementsprechend geringerer Heizwert
des Gases erzielt wird. Dazu kommt, daß auch der Gehalt des Gases an Wasserdampf
wegen der augenblicklich verdampfenden Feuchtigkeit des Brennstoffes den Heizwert
des Gases unmittelbar nach dem Beschicken beeinträchtigt. Es erscheint demnach
naheliegend, die Menge des auf einmal in den Generator geförderten Brennstoffes zu
vermindern, was man entweder durch Verkleinerung der Fülltrichter oder durch
selbsttätige Vorrichtungen bewirken kann. Im ersten Falle ergibt sich die
Notwendigkeit sehr häufiger Nachspeisungen, also eine starke Beanspruchung der
Bedienungsmannschaft. Von den selbsttätigen Beschickvorrichtungen, welche schon
zahlreich vorgeschlagen worden sind, werden diejenigen zu bevorzugen sein, welche
den einfachsten und daher im Betriebe zuverlässigsten Mechanismus aufweisen und
außerdem im stande sind, den Brennstoff auch über den ganzen Querschnitt des
Generators gleichmäßig zu verteilen, damit die Gleichmäßigkeit der Gaserzeugung
durch stellenweise angesammelten Brennstoff nicht gestört wird.
Die in dem Vorstehenden gekennzeichneten Anforderungen scheint eine von Quoilin erfundene, durch das Hüttentechnische Bureau
Josef Maly G.m.b.H. in Dresden-A. angekündigte
selbsttätige Beschickvorrichtung zu besitzen. Die Vorrichtung Fig. 1 u. 2 besteht aus dem
schmiedeisernen, feststehenden Behälter A, der bei der
üblichen Ausführung 800 bis 1000 kg Kohle faßt und oben in der bei Gasgeneratoren
gebräuchlichen Weise durch den Deckel B gasdicht
verschlossen ist. Am Boden des Behälters A ist das
zweiflüglige, schneckenartige Rührwerk C gelagert,
welches sich in den Brennstoffvorrat hineinwühlt und aus dessen seitlichen Kammern
a, s. Fig. 2, der Brennstoff
nach der Mitte in den senkrechten Stutzen b
vorgeschoben wird. Hier fällt er in das unten angesetzte Krümmerrohr c, welches ebenfalls umläuft, und dessen
Geschwindigkeit so geregelt werden kann, daß der Brennstoff über den ganzen
Querschnitt des Gasgenerators gleichförmig verteilt wird. Der ganze umlaufende Teil
der Beschickvorrichtung ist auf Rollen gelagert und bedarf daher zu seinem Antrieb
einen nur unwesentlichen Teil der erzeugten Kraft. Beim Erneuern des
Brennstoffvorrates werden Gasverluste, welche bei dem großen Inhalt des
Fülltrichters ziemlich beträchtlich werden könnten, dadurch vermieden, daß man
vorher durch die Düse d Dampf einströmen läßt, der alle
Gase aus dem Fülltrichter verdrängt, bevor ergeöffnet wird.
H.
Personenzuglokomotive.
Eine besonders starke 4/6-2 Verbundlokomotive wurde bei Beyer,
Peacock, Manchester, für die argentinische Zentralbahn gebaut. Die
Lokomotive ist mit einer Verbundanordnung, System Worsdell –
von Borries ausgerüstet. Wenn die Steuerung, Bauart Stephenson, voll ausliegt, tritt durch ein Dampfreduzierventil auch
Frischdampf in den Niederdruckzylinder ein. Der Dampfkessel, Bauart Belpair, ist für 14 Atm. Betriebsdruck gebaut. Die
Stehbolzen der kupfernen Feuerbüchse sind aus Stone-Bronze. Der Kessel enthält 257 bronzene Rauchröhren von 4¾'' . In
der Rauchkammer ist ein Stonescher Funkenfänger
eingebaut. Der Kessel besitzt 4 Sicherheitsventile, System Ramsbottom von 3½'' . Der Tender ruht auf zwei Drehgestellen. Die
Dampfzylinder (380 und 700 × 660) sind außerhalb des Rahmens mit einer Neigung gegen
die Horizontale angeordnet. Die Gesamtheizfläche ist 196 qm, die Rostfläche 2,33 qm.
Das Lokomotivgewicht beträgt 78 t, das Tendergewicht 51,5 t. (The Engineer. 1909. S.
601.)
W.
Elektromagnete für Laboratoriumszwecke.
Wenngleich Stephan mit äußerster Genauigkeit die
günstigste Form der Polschuhe für Elektromagnete größerer Leistung bestimmt hat, so
ist es doch bei den meisten heute gebräuchlichen Elektromagneten nicht möglich, zur
Erzeugung einer äußerst großen Feldintensität den Magnetisierungszustand der
Polschuhe möglichst nahe an den Sättigungsgrad zu bringen. Zum Beweise hierzu wird
auf den durch einen Spalt unterbrochenen Kreisring von konstantem Querschnitt
hingewiesen, der mittels einer gleichmäßig über ihn verteilten Wicklung magnetisiert
wird. Bei diesen Magneten ist ohne weiteres zu erkennen, daß in der Mitte der Spule,
also an der dem Luftspalt gegenüberliegenden Stelle des Ringes die größte Sättigung
herrschen wird, und daß nach den Polen hin, entsprechend der Zunahme der Streuung,
auch die Sättigung abnehmen wird. Falls bei einem solchen Ringelektromagneten die
Magnetisierung sehr weit getrieben wird, so wird an der dem Luftspalt
gegenüberliegenden Stelle die Sättigung bald so groß werden, daß hierdurch eine
Drosselung des Kraftfeldes eintritt, die wie ein zweiter Luftspalt wirkt.
Auf diesen Uebelstand hat Weiß zuerst hingewiesen und
bei seinen Elektromagneten den magnetischen Kreis durch Bemessung der verschiedenen
Querschnitte so ausgebildet, daß die Sättigung überall gleichzeitig eintritt, oder
daß sogar in den vom Luftspalt entfernteren Teilen des Ringes infolge Vergrößerung
des Querschnittes diese Sättigung überhaupt nicht erreicht wird. Diese Vergrößerung
hat noch den sehr erheblichen Vorteil, daß dasselbe Kraftfeld mit einer geringeren
Amperewindungszahl erhalten wird. Weiß verwendet für
den elektrischen Kreis seiner Elektromagnete besonders weichen Stahlguß und zwar
lagert er in einem starken U-förmigen Gestell, welches ohne die geringste
Formänderung eine zwischen den Polen herrschende Anziehungskraft von 2000 kg
aushalten kann, zwei zylindrische Kerne von 150 mm . Diese Kerne können
mittels Schraubenmuttern, die als Handrädchen ausgebildet sind, zwecks
mikrometrischer Regelung des Luftspaltes in den Achsrichtungen verschoben werden.
Ferner ist der ganze Apparat auf einer Vertikalachse drehbar gelagert, so daß er
mittels Schnecke und Schneckenrad in jedes Azimut eingestellt werden kann. Die
Magnetisierungsspulen sitzen zur Vermeidung der Streuung auf den zylindrischen
Kernen nahe den Polschuhen. Um mit dem Elektromagneten magnetooptische Versuche
anstellen zu können, sind die zylindrischen Kerne in ihrer ganzen Länge achsial
durchbohrt. In diese Bohrungen können genau eingepaßte Zylinder aus weichem Eisen
eingeschoben werden, um für andere Versuche den vollen Querschnitt zur Verfügung zu
haben.
Bei dem seitens der Maschinenfabrik Oerlikon für das
Laboratorium des eidgenössischen physikalischen
Institutes in Zürich hergestellten Elektromagneten bestehen die Spulen aus
flachgewickeltem Kupferband von 1 mm Dicke und 15 mm Breite, das unter Zwischenlegen
eines 0,2 mm dicken Isolierbandes zu einer Scheibe aufgewickelt ist, die durch
Baumwollband zusammengehalten wird. Jede Spule besteht aus zehn solcher Scheiben,
die in einem mit Paraffinöl gefüllten Gehäuse aus Eisenblech mit 3,5 mm Abstand
voneinander angeordnet sind. Da das Kupferband der Spulen mit 60 Amp. belastet
werden kann, und jede Spule 1600 Windungen enthält, so können bis zu 200000
Amp.-Windungen zur Magnetisierung verwendet werden. Bei einem Gesamtwiderstand der
Spulen von 4,9 Ohm und einem Erregerstroms von 60 Amp. beträgt alsdann die in Wärme
umgesetzte Leistung 18 KW, so daß eine künstliche Kühlung der Spulen
erforderlich wird. Hierzu ist in jedem Gehäuse eine die Spulen umschließende
Rohrschlange angebracht, durch die Kühlwasser hindurchgeleitet wird. Selbst bei
längerem Gebrauch des Apparates erhöht sich die Temperatur des Kühlwassers um
höchstens 20°, während die Polschuhe vollkommen kalt bleiben. Die Kühlung ermöglicht
somit nicht nur eine große Energieaufnahme der Spulen, sondern hält auch die
Temperatur des vom magnetischen Felde bestrichenen Raumes konstant, wodurch
gegenüber den Elektromagneten älterer Bauart ein sehr wertvoller Vorteil erzielt
ist.
Mit diesem Elektromagneten konnte zwischen zwei Polschuhen, die die Form von
Kegelstumpfen mit einer kleinen Basis von 3 mm besaßen, bei einem Abstand
von 2 mm ein Feld von 46000 Gauß erzielt werden. Dieses Feld übersteigt um etwa 8000
Gauß das stärkste bisher in gleichen Luftspalten erzeugte.
Ein kleines Instrument gleicher Bauart ist von der Société
Genevoise de Construction d'Instruments de Physique et de Mécanique in Genf
gebaut worden, bei dem der Durchmesser der zylindrischen Kerne nur 92 mm beträgt.
Die zugehörigen Erregerspulen enthalten 1500 Windungen von 2,5 mm isoliertem
Kupferdraht und besitzen einen Gesamtwiderstand von 4 Ohm. Zwecks künstlicher
Abkühlung sind sie auf doppelwandige Büchsen aus Messing aufgewickelt, durch die
Kühlwasser hindurchgeleitet wird.
Zur Messung der mit solchen Instrumenten erzielbaren großen Feldintensitäten bedient
man sich zweckmäßig der absoluten elektromagnetischen Wage von Cotton. Allerdings muß hierbei die Bedingung erfüllt
sein, daß sämtliche Kraftlinien des zu untersuchenden Feldes eine möglichst
horizontale Richtung haben; eine Bedingung, die von nahezu sämtlichen
Laboratoriumsapparaten erfüllt wird. Diese Wage unterscheidet sich von der
gewöhnlichen Präzisionswage nur dadurch, daß die eine Schale durch einen
vierseitigen länglichen Rahmen ersetzt ist, von dem die beiden großen Seiten
Kreisbogen sind, deren gemeinschaftlicher Mittelpunkt mit dem Drehpunkte des
Wagebalkens zusammenfällt. Diese beiden Seiten werden durch radial angeordnete kurze
Seiten an ihren Enden miteinander verbunden- Die Messung findet dann in der Weise
statt, daß der Rahmen mit einer radialen Seite zwischen die mindestens 2 cm
voneinander abstehenden Polschuhe des Elekromagneten gebracht und ein elektrischer
Strom durch ihn hindurchgeleitet wird. Es entsteht alsdann ein Drehmoment nur mit
Hilfe des Stromes in der einen radialen Seite des Rahmens, da die auf die Bogen
wirkenden Kräfte durch den Drehpunkt des Wagebalkens gehen und deren Hebelarm
infolgedessen Null ist. Voraussetzung ist allerdings, daß der Rahmen so groß ist,
daß das zweite radiale Stück nicht mehr von dem Felde beeinflußt wird. Die
Feldstärke ergibt sich dann aus der Formel:
H=\frac{10\,g}{s} \cdot \frac{G}{i}
in der H die Feldstärke, s die Länge des radialen Rahmenstückes, i die Stromstärke des ihn durchfließenden Stromes, g die Erdbeschleunigung am Versuchsorte und G die Gewichtsbelastung am anderen Ende des Wagebalkens
ist, die dem erzeugten Drehmomente das Gleichgewicht hält.
Die Messung läßt sich am schnellsten ausführen, wenn die Schale mit einem angenähert
richtigen Gewicht belastet und das Gleichgewicht durch Regelung des Stromes mittels
eines Widerstandes hergestellt wird.
Felder großer Intensität, die zwischen nur wenige Millimeter voneinander entfernten
Polschuhen vorhanden sind, werden zweckmäßig unter Verwendung einer Induktionsspule von 2–3 mm
mittels eines ballistischen Galvanometers gemessen, indem man sie mit einem
Hilfsfelde von 10–20000 Gauß vergleicht, dessen Stärke mittels der
elektromagnetischen Wage von Cotton bestimmt wurde.
Bei derartigen Messungen von Feldintensitäten in der angegebenen Weise kann eine
Genauigkeit von 0,5 v.H. erreicht werden, während die häufig- verwendete
Wismuth-Spirale wegen ihres hohen Temperaturkoeffizienten leicht zu erheblichen
Fehlern Anlaß gibt. (Zindel) (Schweizerische Bauzeitung
1909. S. 240–244.)
Pr.
Fluatieren des Betons.
Das Fluatieren der weichen Gesteine, wie Kalk- und Sandsteine, bezweckt ihren Schutz
gegen die Frostwirkung und den schädlichen Einfluß der Atmosphärilien auf ihre
Lebensdauer. Hierbei werden die Steine mit kieselfluorwasserstoffsauren Salzen
getränkt. Als brauchbar haben sich die Keßlerschen
Fluate (kieselwasserstoffsaure Salze der Magnesia, der Tonerde, des Zinkes und
dergl.) erwiesen.
Man kann die Bildung unlöslicher Verbindungen bei dem Fluatieren erkennen, wenn man
die Fluatlösung durch poröse Kalkplatten filtriert. Hierbei geht nur Wasser
hindurch, während sich die Fluoride mit dem Kalk verbinden. Die vorher durchlässigen
Gesteinsporen füllen sich also mit einer steinharten Masse, so daß die weichen
Gesteine die Eigenschaften der harten Steine annehmen. Aehnliches Verhalten zeigen
die fluatierten Zementbetonsteine.
Versuche von Merkulow in Kiew zeigen die Erhöhung der
Widerstandsfähigkeit gegen Frost durch Fluatieren der Zementbetonsteine. Die
Betonwürfel mit 7 cm Kantenlänge wurden nicht wie Kalksteine mit dem Pinsel
bestrichen, sondern nach 2 bis 3tägiger Erhärtung mehrere Male 2–5 Stunden lang in
ein Bad aus verdünnter Fluatlösung gestellt und dann 24 Stunden lang getrocknet.
Nach 23maligem Gefrierenlassen mit einem Temperaturunterschied von – 15 bis + 25° C
wurden die folgenden Druckfestigkeiten fluatierter und nicht fluatierter Probewürfel
erzielt.
Mischungs-verhältnis
Druckfestigkeit der
Steigerung derDruckfestigkeit
durchFluatieren um
fluatierten
nichtfluatierten
Würfel kg/qcm
1 : 1
204
136
50 v.H.
1 : 2
166
121
37 v.H.
1 : 3
94
67
40 v.H.
1 : 4
43
22
95 v.H.
(Zement und Beton 1909. S. 585–586.)
Dr.-Ing. Weiske.
Bekleidung von Glasgefäßen mit Zelluloid
Um Akkumulatorengläser und dergl. davor zu schützen, daß die Flüssigkeit ausläuft,
wenn das Glas einen Sprung bekommt, taucht man das Gefäß in eine Lösung von
Zelluloid in Aceton, nimmt heraus und trocknet. Durch wiederholtes Eintauchen
verstärkt man den Ueberzug. Risse in der Zelluloidhaut kann man durch Bestreichen
mit Zelluloidlösung oder durch Bestreichen mit einem 100° C warmen Eisen schließen.
(Elektrochemische Zeitschrift 1909. S. 75.)
A.
Galvanographik.
Vor 40 Jahren war ein heut vergessenes Verfahren im Gebrauch, um von getuschten
Bildern Kupferdruckplatten galvanoplastisch zu gewinnen. Als Unterlage dient eine
fein polierte und dick versilberte Kupferplatte. Als Tuschfarbe verwendet man
Eisenoxyd, Ocker und dergl., welche mit einer Lösung von Wachs in Terpentin
abgerieben und mit so viel Dammarfirnis versetzt werden, daß die Farbe auf Glas matt
auftrocknet. Nimmt man zuviel Dammarfirnis, so wird die Farbe durch Wasser
angegriffen. Das Bild wird in Tuschmanier so gemalt, daß die Farbe um so dicker
aufgetragen wird, je tiefer die Schatten sind. Sobald das Bild trocken ist, streut
man sehr fein gepulverten Graphit darauf, verteilt ihn mit einem langhaarigen, sehr
weichen Pinsel und fegt den Ueberschuß an Graphit sorgfältig ab. Auf dieser so
vorbereiteten Platte schlägt man in üblicher Weise eine Kupferschicht nieder, welche
dann als Klischee benutzt werden kann. (Elektrochemische Zeitschrift 1909. S.
60.)
A.
Resinit.
Resinit wird hergestellt durch Vereinigung. von Phenol (Karbolsäure) und Formaldehyd
mit Hilfe von Salzen. Man hat hierbei die Möglichkeit, die Reaktion an jedem
beliebigen Punkte zu unterbrechen, um dann das erhaltene Zwischenprodukt im
geeigneten Augenblick, auch an einer anderen Stelle, weiterzuverarbeiten. So eignet
sich beispielsweise die erste Zwischenstufe, Resinitmasse A, zum Härten und
Wasserfestmachen von Holz, Pappe und anderen porösen Stoffen. Tannenholz mit dieser
Masse imprägniert, wird so hart und fest, daß der Hobel daran stumpf wird. Eine
weitere Zwischenstufe, als Resinitmasse B bezeichnet, gibt, in Formen gegossen und
auf etwa 80 Gr. Celsius erhitzt, ein wundervoll rubin- oder purpurrot
durchsichtiges, vollständig unschmelzbares und chemisch unangreifbares Produkt, das
eigentliche reine Resinit, das sich besonders für Schmuckgegenstände, wie
Llutnadelknöpfe, Gemmen und dergleichen eignet. Auch als Ersatz für Email und
Emaillack bei Schildern hat Resinit große Vorzüge, da es, wie erwähnt, im erhärteten
Zustande vollständig unveränderlich und unangreifbar ist.
Eine andere Zwischenstufe, Resinitmasse C, zeichnet sich dadurch aus, daß sie durch
Zusatz von Säure schon in zehn Minuten vollständig erstarrt und dann ein homogenes,
elastisches, leicht zu bearbeitendes Produkt bildet. Es dient in dieser Form als
Ersatz für Steinnuß, Hörn, Zelluloid usw., und hat besonders vor letzterem den
großen Vorteil, daß es absolut nicht feuergefährlich ist. Aus Resinitmasse C können
daher Knöpfe, Griffe, Schilder, Intarsien und viele andere Gegenstände hergestellt
werden. (Zeitschrift f. angewandte Chemie 1909. S. 1598.)
Kugellager in Werkzeugmaschinen.
Die fast allgemeine Verwendung von Kugellagern Im Automobilbau führt den Konstrukteur
zu der Ueberlegung, ob sie nicht auch bei Werkzeugmaschinen mit Erfolg angewandt
werden können.
Besonders geeignet scheinen Kugellager zu sein, um den Achsialdruck einer Dreh- oder
Bohrspindel aufzunehmen und sparen dann beträchtliche Kosten und Reparaturen. Z.B.
wurden in einer großen amerikanischen Fabrik die Stahl- und Phosphorbronzedrucklager
von schweren Bohrmaschinen durch Kugellager ersetzt. Versuche über die erforderliche
Antriebskraft, bei einer Tourenzahl, wobei die Lager sich nicht erhitzten, ergaben
einen Kraftverbrauch von 4,6 PS bei Kugellagern, gegen 6 PS bei den
gewöhnlichen Lagern. Das ist eine tatsächliche Ersparnis von 1,4 PS oder 23 v.H.;
hierzu kommt noch Zeitersparnis, weil man nicht sooft ölen und nachziehen muß, und
die Abnutzung ganz minimal ist. Die Maschinen können hierbei viel besser ausgenutzt
werden, da ihre Tourenzahl dann so gesteigert werden kann, wie es die modernen
Schnellbohr- oder Drehstähle verlangen. Auch als Ersatz für Traglager werden
Kugellager vorteilhaft angewandt, wenn auch in beschränktem Maße. Besonders die
Halslager der Spindel bei Bohrmaschinen können mit Erfolg durch Kugellager ersetzt
werden, da sie nur der ständigen Beanspruchung durch Riemenzug ausgesetzt sind.
Bei Drehbänken und ähnlichen Maschinen sind Kugellager als Traglager nicht ohne
weiteres nützlich, da hierbei ein sehr starker und veränderlicher Lagerdruck
herrscht. Trotzdem sind Fälle bekannt, wo sie mit Erfolg arbeiten. Sehr oft ist der
Grund eines Mißerfolges darin zu suchen, daß die Lager im Gehäuse nicht genau
achsial stehen, worauf bei Bearbeitung und Montage zu achten ist. (American
Machinist 1909. S. 342/43.)
Renold.
Berichtigung.
In meinem Aufsatz „Rangiereinrichtungen in industriellen Betrieben“ hatte ich
auf S. 611 ds. Js. gesagt, daß die Ausbildung der Rangieranlagen mit endlosem
Seil das Verdienst von Adolf Bleichert & Co.,
Leipzig-Gohlis, sei. Diese Angabe muß eine Berichtigung erfahren, denn es ist mir
erst jetzt durch freundliche Uebermittlung entsprechenden Materiales bekannt
geworden, daß die Gesellschaft für Förderanlagen Ernst
Heckel m.b.H., Saarbrücken-St. Johann, bereits im Jahre 1900 eine erste
Seilrangieranlage ganz gleichen Systemes aufgestellt hat und im Jahre 1901 ein
Gebrauchsmuster „Rangierseilbahn mit selbsttätig mitnehmender Seilklemme,“ im
Jahre 1902 ein Gebrauchsmuster „Schiebebühne mit Seilantrieb“ erteilt
erhielt. Auch war mir nicht bekannt, daß die Beschreibung derartiger Heckelscher Anlagen bereits 1904 in No. 32 der
Zeitschrift „Glückauf“ unter dem Titel „Die Bewegung von Eisenbahnwagen
und Schiebebühnen mittels stetig umlaufenden, endlosen Seils“ von
Bergassessor Glinz, Saarbrücken, erfolgt war. Da die
erste Seilrangieranlage von Adolf Bleichert & Co.
im April 1906 in Betrieb gesetzt wurde und die erste Patentanmeldung auf die
zugehörige Seilklemme von dieser Firma im Oktober 1905 erfolgte, muß festgestellt
werden, daß die Priorität in der Anwendung des endlosen, stetig umlaufenden
Zugseiles für Rangierzwecke der Gesellschaft für
Förderanlagen Ernst Hechel zuzusprechen ist.
Hans Wettich.