Titel: | Die Spiralseile. |
Autor: | P. Stephan |
Fundstelle: | Band 324, Jahrgang 1909, S. 753 |
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Die Spiralseile.
Von P. Stephan,
Dortmund.
Die Spiralseile.
Als Spiralseile bezeichnet man gemäß dem Sprachgebrauch des gewöhnlichen Lebens
die Drahtseile, die aus einer Anzahl von Drähten bestehen, deren jeder eine einfache
Schraubenlinie bildet. Nur der innerste Draht ist gerade, darüber legen sich fast
durchweg sechs Drähte nebeneinander, hierüber kommt eine zweite Lage von gewöhnlich
12 Drähten, deren Drall jedoch entgegengesetzt zu dem der ersten verläuft, und so je
nach der Art des Seiles weiter mit nach außen steigender Drahtzahl.
Das Verhalten des Spiralseiles unter einer in seiner Achse wirkenden Last ist nun ein
recht verwickeltes und bei stärkeren Seilen vorläufig wenigstens, aus unten
erörterten Gründen nicht mehr mit voller Sicherheit zu verfolgen. Aus dem Grunde hat
man z.B. bei dem Bau der ersten New Yorker Hängebrücke über den East-River die
Tragseile ohne jede Verseilung aus lauter parallel liegenden Drähten
zusammengesetzt, die durch schellenartige Bänder zusammengehalten werden.
In auseinandergezogenem Zustande könnte man das Seil schematisch etwa durch die Fig. 1 darstellen.
Es bezeichnet im folgenden
Q die Gesamtlast in kg,
P=\frac{Q}{m} den Anteil derselben, der auf
einen bestimmten
Draht entfällt, in kg,
l die Länge des Seilstückes in
cm;
r den mittleren Halbmesser der
Schraubenlinie in cm,
h ihre Ganghöhe in cm,
ϕ den fortschreitenden Winkel, der für die volle Steigung h den Wert 2π hat und für die ganze Länge l den Betrag i . 2π
erreicht, worin i ein unechter Bruch ist,
α den Steigungswinkel, der sich berechnet aus
\mbox{tg}\,\alpha=\frac{h}{2\,\pi\,r}
ds=\frac{r}{cos\,\alpha}\,d\,\varphi ein
Kurvenelement der Schraubenlinie von der senkrecht zur Achse verlaufenden
Hauptkrümmung \frac{1}{\rho}=\frac{\mbox{cos}^2\,\alpha}{r},
F den Querschnitt des Drahtes in
qcm,
Ra
die auf die Außenseite des Drahtes von der darüberliegenden Lage ausgeübte
Druckkraft in kg/cm,
Ri
die auf die Innenseite des Drahtes von der darunterliegenden Lage ausgeübte
Druckkraft in kg/cm,
(Für zwei benachbarte Drahtlagen 1 u. 2 gilt also Ra1
= Ri2.)
E = 2150000 kg/qcm die
Elastizitätsziffer des Drahtmaterials,
G = 0,385 E kg/qcm den Gleitmodul des Drahtmaterials.
e den Abstand des Schwerpunktes
von F von der äußersten Faser des Querschnittes, in
cm.
Jx
das Trägheitsmoment von F in bezug auf die zu r senkrecht stehende Schwerachse in cm4,
Jy
das Trägheitsmoment von F in bezug auf die zur x-Achse senkrechte Schwerachse, in cm4.
Die zur Richtung von ds parallele Seitenkraft P sin α bewirkt nun eine Verlängerung des Elementes um
den Betrag
\delta\,d\,s=\frac{P\,\mbox{sin}\,\alpha}{E\,F}\,d\,s
und liefert ein Biegungsmoment
Mb= P sin α . r,
das das Element ds streckt, so
daß seine Krümmung übergeht in
\frac{1}{\rho_1}=\frac{1}{\rho}-\frac{P\,r\,\mbox{sin}\,\alpha}{E\,F\,\kappa\,\rho^2}
Da ρ im Verhältnis zur Drahtstärke immer ziemlich groß ist, so
läßt sich setzen
\kappa\,\rho^2\,\sim\,i^2=\frac{e^2}{\zeta_1},
Textabbildung Bd. 324, S. 753
Fig. 1.
worin i der Trägheitsradius des
Querschnittes in bezug auf die x-Achse ist und ζ1 ein Zahlenwert, der beträgt
für
den
○
Querschnitt
ζ1 = 4,
„
„
untersuchten
„
ζ1 = 2,55,
„
„
„
„
ζ1 ∾ 2,2,
„
„
„
„
ζ1 ∾ 1,7.
Infolge der Verlängerung des Elementes tritt eine Senkung in Richtung von P ein um den Betrag
d\,\lambda_1=\delta\,d\,s \cdot
\mbox{sin}\,\alpha=\frac{P\,\mbox{sin}^2\,\alpha}{E\,F}\,d\,s.
Die Schiefstellung des Endquerschnittes von ds um den
Betrag dψ – dψ1, der durch den Zusammenhang
ds = ρdψ
= ρ1dψ1
übergeht in
d\,s\,\left(\frac{1}{\rho}-\frac{1}{\rho_1}\right), bewirkt,
daß sich ein auf der Seilachse befindlicher, damit fest verbundener Punkt senkt
um
d\,\lambda_2=r\,d\,s\,\left(\frac{1}{\rho}-\frac{1}{\rho_1}\right)\,\mbox{sin}\,\alpha=\frac{P\,r^2\,\mbox{sin}^2\,\alpha\,\zeta_1}{E\,F\,e^2}\,d\,s
Die andere Seitenkraft P cos α, die in den Querschnitt
F fällt, ruft die Senkung hervor
d\,\lambda_3=\frac{P\,\mbox{cos}^2\,\alpha}{G\,F}\,d\,s;
und das Moment P cos α . r bewirkt eine Verdrehung der beiden Endquerschnitte
von ds um den Betrag
d\,\vartheta=\frac{P\,r\,\mbox{cos}\,\alpha}{G} \cdot
\frac{\zeta_2}{4}\,\frac{J_p}{J_x \cdot J_y}\,ds,
worin nach den Bachschen
Versuchen zu setzen ist
beim Kreisquerschnitt ζ1 =
1,
beim Rechteck und rechteckähnlichen Querschnitten ζ2 ∾ 1,2;
für den Z-Querschnitt wird
schätzungsweise ζ2 ∾ 1,5 angenommen.
Ein mit dem Endquerschnitt fest verbundener Punkt der Seilachse senkt sich demnach
um
d\,\lambda_4=r\,d\,\vartheta \cdot
\mbox{cos}\,\alpha=\frac{P\,r^2\,\mbox{cos}^2\,\alpha}{G\,J_x} \cdot
\frac{\zeta_2}{4}\,\left(1+\frac{J_x}{J_y}\right)\,ds.
Vernachlässigt wird der Einfluß der sicher nicht großen Kraft (Ra
– Ri) ds, die auf eine Aenderung von ρ hinwirkt. Dagegen darf
die Reibung μ (Ra
+ Ri) ds, die der Verschiebung des Drahtes entgegenwirkt,
nicht außer acht gelassen werden. Wird sie berücksichtigt, so folgt die
Gesamtverlängerung der freien Schraubenlinie mit
ds=\frac{r}{\mbox{cos}\,\alpha}\,d\,\varphi zu
d\,\lambda=\frac{P\,r\,d\,\varphi}{E\,F\,\mbox{cos}\,\alpha} \cdot
\left\{\mbox{sin}^2\,\alpha-\mbox{sin}\,\alpha \cdot
\mu\,\frac{R_a+R_i}{P}\right
+\,2,6\,\mbox{cos}^2\,\alpha-\mbox{cos}\,\alpha
\cdot \mu\,\frac{R_a+R_i}{P}
+\,\mbox{sin}^2\,\alpha\,\zeta_1\,\frac{r^2}{e^2}+\mbox{cos}^2\,\alpha\,\frac{\zeta1\,\zeta_2}{4}\,\left(1+\frac{J_x}{J_y}\right)
\cdot 2,6\,\frac{r^2}{e^2}
\left\mbox{sin}\,\alpha\,\zeta_1\,\frac{r^2}{e^2}\,\mu\,\left(\frac{R_a+R_i}{P}-\mbox{cos}\,\alpha\,\frac{\zeta_1\,\zeta_2}{4}\,\left(1+\frac{J_x}{J_y}\right)\right\,2,6\,\frac{r}{e}\,\mu
\cdot \frac{R_a+R_1}{P}\right\}
Die Integration über die ganze Länge l = ih liefert dann
\lambda=\frac{Pl}{E\,F}\,\left\{\underset{1\ \ \ \ \ \ \ \ \ \ \ \ \ \ \
3}{\mbox{sin}\,\alpha+2,6\,\frac{\mbox{cos}\,\alpha}{\mbox{tg}\,\alpha}}+{\zeta_1\,\frac{r^2}{e^2}\,\left[\underset{2}{\mbox{sin}}\,\alpha\right\right
\left+\,2,6\,\frac{\mbox{cos}\,\alpha}{\mbox{tg}\,\alpha}\,\underset{4}{\frac{\zeta_2}{4}}\,\left(1+\frac{J_x}{J_y}\right)\right]-\mu\,\frac{R_a+R_i}{P}\,\left[\underset{1}{1}\right
\left\left+\,\underset{3}{\frac{2,6}{\mbox{tg}\,\alpha}}+\zeta_1\,\frac{r}{e}\,\left(\underset{2}{1}+\frac{2,6}{\mbox{tg}\,\alpha}
\cdot
\underset{4}{\frac{\zeta_2}{4}}\,\left(1+\frac{J_x}{J_y}\right)\right)\right]\right\}.
Die beigesetzten Zahlen deuten die Herkunft der einzelnen Glieder an:
1
durch
die
Zugbeanspruchung,
2
„
„
Biegungsbeanspruchung,
3
„
„
Schubbeanspruchung,
4
„
„
Verdrehungsbeanspruchung.
Die vorstehende Formel gilt für einen einzelnen Draht. Im Seil liegt jedoch eine
ganze Anzahl von Drähten dicht nebeneinander, und ferner sind mehrere Lagen
übereinander angeordnet. Am nächsten kommt den in der Rechnung vorausgesetzten
Verhältnissen noch das Simplexseil nach Fig. 2, das
früher mehrfach verwendet wurde. Dabei fallen die Kräfte Ra fort, nicht aber auch die Ri, die vielmehr durch
den keilartigen Seitendruck, den die Drähte aufeinander ausüben, ersetzt werden.
Denn gleichzeitig mit der Verlängerung der Schraubenlinie in Richtung ihrer Achse
tritt noch eine recht bedeutende Zusammenziehung in Richtung des Durchmessers ein,
die von der durch die beiden Momente 2 und 4 bewirkten Verlängerung der
Schraubenlinie bei gleich bleibender Drahtlänge herrührt, so daß die Drähte sich
fest ineinander drücken. Obwohl nun die Zusammenziehung des Seils bald durch den
gegenseitigen Widerstand der Drähte aufhört, ist sie entschieden viel größer als bei
den Seilen mit vollem Kern, und die entstehende Biegungsspannung wird jedenfalls
eine sehr bedeutende, der die an der höchstbeanspruchten Innenseite nur
messerrückenstarken Drähte von nur 2,4–2,6 mm Breite nicht mehr standhalten können,
sobald noch weitere, durch Querkräfte – auf dem Seil verkehrende Lasten – erzeugte
Biegungsspannungen und zwar, wie sich weiter unten zeigen wird, recht erhebliche,
dazu kommen. Die Seile wurden so häufig von innen heraus durch Einreißen der
schmalen Rücken zerstört und werden deshalb jetzt nicht mehr verwendet, weswegen
auch hier von einer eingehenden Untersuchung abgesehen wurde.
Textabbildung Bd. 324, S. 754
Fig. 2.
Bei einem vollen Seil der üblichen Ausführung ist die Durchmesserverringerung der
„Spiralen“ jedenfalls eine sehr geringe. Denn da die Drähte von
vornherein mit einem gewissen Druck aufeinander gewickelt werden, so können ihre
Windungen sich unter einer achsialen Belastung des Seiles nur um so viel
zusammenziehen, wie ihr Durchmesser 2e und der der darunterliegenden Drähte infolge
der gleichzeitig mit der Normalbeanspruchung auftretenden Querkontraktion des
Drahtes kleiner wird. Wenn diese kleine Zusammenziehung beendet ist, kann keine
weitere Verlängerung des Seiles durch die unter 2 und 4 genannten Momente
stattfinden, deren Wirkung vielmehr durch die von den inneren Lagen herrührenden
Gegenkräfte aufgehoben wird. Es kommt also nur ein kleiner Bruchteil
\frac{1}{n}, der in der obigen Grundgleichung als Folge von 2
und 4 niedergeschriebenen Verlängerung zur Ausbildung. Da nun die
Querzusammenziehung der „Spirale“ um so größer ist, je mehr Drähte auf ihrem
Durchmesser nebeneinander liegen, so ist die Zahl n'
abhängig von dem Verhältnis \frac{r}{e}\,:\,n'=n\,\frac{r}{e}.
Die so verbesserte Gleichung für λ lautet also, wenn noch
P=\frac{Q}{m} eingesetzt wird:
\frac{\lambda}{l}=\frac{Q}{m\,E\,F}\,\left\{\mbox{sin}\,\alpha+2,6\,\frac{\mbox{cos}\,\alpha}{\mbox{tg}\,\alpha}+\frac{\zeta_1}{n}\,\frac{r}{e}\,\left[\mbox{sin}\,\alpha\right\right\}
\left+\,2,6\,\frac{\mbox{cos}\,\alpha}{\mbox{tg}\,\alpha}\,\frac{\zeta_2}{4}\,\left(1+\frac{J_x}{J_y}\right)\right]-\mu\,m\,\frac{R_a+R_i}{Q}\,\left[1\right
\left\left+\,2,6\,\frac{1}{\mbox{tg}\,\alpha}+\frac{\zeta_1}{n}\,\left(1+2,6\,\frac{1}{\mbox{tg}\,\alpha}\,\frac{\zeta_2}{4}\,\left(1+\frac{J_x}{J_y}\right)\right)\right]\right\}.
Die Größe von n könnte ja aus dem Verhältnis der
bekannten Querzusammenziehung einer freien Schraubenlinie zu der durch die
Querkontraktion der Drähte gestatteten rechnerisch ermittelt werden. Da diese
Rechnung eine recht umständliche ist und zur Beglaubigung durch Versuche nachgeprüft
werden müßte, so schien es einfacher, gleich von vornherein von Versuchsergebnissen
an geeigneten Seilstücken auszugehen.
Die Messungen wurden angestellt an einem halbverschlossenem Seil nach Fig. 3 von 35 mm , dessen Runddrähte ∾ 5,0 mm
, also 0,1964 qcm Querschnitt haben, während der Querschnitt eines
Formdrahtes ∾ 0,200 qcm beträgtDas Seil
wurde von Felten & Guilleaume, Carlswerk in
Mülheim-Rhein zur Verfügung gestellt, die Befestigungsmuffen usw. von J. Pohlig A-G. in Köln-Zollstock. Die Versuche
werden auf der Kettenprüfmaschine der Dortmunder
Kettenfabrik F. C Hage ... ann ausgeführt.. Das Seil
wurde in den Muffen in bekannter Weise durch Auflösen der Enden und Vergießen mit
einer harten Weißmetallegierung befestigt. Am vorderen, dem Seil zugekehrten Ende
der einen Einspannungsmuffe wurde der Uebersetzungsmechanismus eines
Plattenfedermanometers durch Schrauben angebracht, am Ende der anderen Muffe wurde
ein Faden ebenfalls vermittels einer Schraube befestigt, dessen freies Ende an dem
Manometermechanismus angriff. Gespannt wurde der Faden durch eine lange, schwache
Schraubenfeder, deren Zugkraft sich bei der geringen Verlängerung, die auftrat,
nicht nennenswert änderte.
Die so gemessenen Dehnungen des 1733 mm langen Seilstückes sind als Funktionen der
Seilbelastung Q in Fig.
4 aufgetragen, und zwar decken sich mehrere hintereinander festgestellte
Versuchsreihen mit großer Uebereinstimmung. Leider gestattete die Stärke der
eingeschalteten Zugstangen aus Flußeisen nicht, über Q
= 22 t hinauszugehen.
Textabbildung Bd. 324, S. 755
Fig. 3.
Wie man erkennt, sind die Dehnungen den Belastungen vollkommen proportional. Bei der
Entlastung stellt sich infolge der inneren Reibung des Seiles eine höher gelegene
Dehnungskurve ein, die mit der ersten parallel läuft. Bezeichnet man mit Fs die Summe der ganzen
Drahtquerschnitte, den Seilquerschnitt, und mit Es die Elastizitätsziffer des Seiles, so ergibt die
Gleichung \frac{\lambda}{l}=\frac{Q}{E_s \cdot F_s}, wenn für das
harte Stahlmaterial E = 2150000 gerechnet wird, Es = 0,773E, also wesentlich größer, als der von Hrabák allgemein für Spiralseile angegebene Wert
0,60E.
Der Unterschied der beiden Dehnungslinien der Fig. 4
gibt den doppelten Einfluß der in der Grundformel mit μ, behafteten Glieder an. Für
das untersuchte Seil, dessen erste und zweite Lage tg α ∾ 3,60, also α ∾ 74°30'
zeigen, während die äußerste dritte Lage tg α ∾ 2,80, also α ∾ 70°20' hat, liefert
die Gleichung
\frac{-\lambda_1}{l}=\frac{2\,\mu}{E\,F}\,\left(R_a+R_i\right)\,\left[1+\frac{2,6}{\mbox{tg}\,\alpha}+\frac{\zeta_1}{n}\,\left(1+\frac{2,6}{\mbox{tg}\,\alpha}\,\left(1+\frac{J_x}{J_y}\right)\right)\right]
mit dem Wert μ = 0,2,
für
die
Lage
3a
der
Formdrähte:
Ra =
0,
R_1\,\sim\,\frac{109}{1+\frac{1,89}{n}},
„
„
„
3b
„
Runddrähte:
Ra =
0,
R_i\,\sim\,\frac{111}{1+\frac{3,04}{n}},
für
die
Lage
2
„
(Runddrähte):
R_a=\frac{50,5}{1+\frac{1,89}{n}}+\frac{55,8}{1+\frac{3,04}{n}},
also
R_0+R_i\,\sim\,\frac{125}{1+\frac{3,17}{n}},
„
„
„
1
„
(Runddrähte):
ebenso:
R_a+R_i\,\sim\,\frac{125}{1+\frac{3,17}{n}}
Wie man bemerkt, steigt der auf die Drähte ausgeübte Druck nach innen zu nur wenig,
weil die inneren Lagen immer loser geschlagen werden als die äußersten.
Textabbildung Bd. 324, S. 755
Fig. 4.
Hiermit läßt sich der Faktor m bestimmen, der angibt,
den wievielten Teil der Gesamtlast ein Draht trägt. Man erhält aus der
Hauptgleichung:
für
die
Lage
3a:
m\,\left(0,133+\frac{170}{Q}\right)=5,07\,\left(1+\frac{12,3}{n}\right)
„
„
„
3b:
m\,\left(0,133+\frac{169}{Q}\right)=5,15\,\left(1+\frac{21,0}{n}\right)
„
„
„
2:
m\,\left(0,133+\frac{177}{Q}\right)=4,75\,\left(1+\frac{14,7}{n}\right)
„
„
„
1:
m\,\left(0,133+\frac{177}{Q}\right)=4,75\,\left(1+\frac{7,35}{n}\right)
Textabbildung Bd. 324, S. 755
Fig. 5.
Der innerste Draht o, der gerade ist, wird bis über die Streckgrenze des Materials
beansprucht. Man wählte dazu früher stets ein besonders weiches und dehnbares
Material, für das in der vorliegenden Rechnung σs ∾
2900 kg/qcm angenommen ist. Damit gilt für die Lage 0: m = 1,77 . 10– 3 . Q. Jetzt wird vielfach für den Kerndraht dieselbe harte
Qualität genommen wie für die äußeren Drähte. Dadurch kommt auf ihn leicht die
doppelte und bisweilen noch höhere Belastung, als in der Folge errechnet wird. Für
die Herstellung der Seile ist eid Gleichartigheit des Materials entschieden sehr
bequem, jedoch ist die ältere Ausführung für die Verteilung der Belastung
vorteilhafter.
Noch ist die Zahl n unbekannt, die am einfachsten aus
dem Zusammenhang ermittelt wird, daß die Gesamtbelastung
aller Drähte gleich der Seilbelastung ist:
\Sigma\,\frac{Q}{m}=Q, oder nach Hebung von Q, mit den zutreffenden Drahtzahlen:
\frac{10}{m_{3a}}+\frac{10}{m_{3b}}+\frac{12}{m_2}+\frac{6}{m_1}+\frac{1}{m_0}=1.
Die Rechnung liefert, wie zu erwarten war, n abhängig
von der Belastung Q, denn mit steigender Belastung
legen sich die einzelnen „Spiralen“ fester aufeinander und der Beitrag des
Biegungs- und des Verdrehungsmomentes zur Seilverlängerung wird immer geringer. Man
erhält für
Q = 10
12,5
15 t.
n ∾ 62,4
70,0
88,1.
Zeichnerisch ist der Verlauf von n in Fig. 5 aufgetragen, und zwar ist die Achse auf die
Ordinate 50 verschoben worden, damit die Figur nicht so große Höhe erhält.
Nun ergeben sich für die einzelnen Drähte die folgenden Werte von m:
Seilbelastung Q:
10
12,5
15 t
Lage
3a
(Formdrähte):
40,3(41,0)
40,6(41,4)
40,0(40,7)
„
3b
(Runddrähte):
45,8
45,6
44,1
„
2
„
38,8
39,0
38,2
„
1
„
35,2
35,6
35,5
„
0
(gerader Draht):
17,7
22,1
26,6
Die Zusammenstellung zeigt, daß die Belastung der Drähte durchaus nicht gleichmäßig
ist, sondern von innen nach außen abnimmt. Da die Querschnitte der Form- und
Runddrähte in Lage 3 sich verhalten wie 0,200 : 0,1964, so ist die Belastung der
ersteren auf denselben Querschnitt bezogen, den die übrigen Drähte haben, durch die
in der zweiten Zeile stehenden eingeklammerten Zahlen ausgedrückt. Wie man sieht,
kommt auf die Formdrähte etwas mehr von der Last, als auf die dazwischenliegenden
Runddrähte, und zwar ungefähr 10 v.H.
Erwähnt sei noch, daß das Drahtmaterial des Seiles eine Zerreißfestigkeit von ∾ 11500
kg/qcm besaß. Je größer die Festigkeit der Drähte ist, desto fester wird auch das
Seil bei der Herstellung geschlagen, was sich im vorliegenden Fall durch den hohen
Wert der Zahl n bemerklich macht.
(Fortsetzung folgt.)