Titel: | Neuere Patente aus dem Hebemaschinenbau. |
Autor: | Georg Schultheis |
Fundstelle: | Band 324, Jahrgang 1909, S. 779 |
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Neuere Patente aus dem
Hebemaschinenbau.
Dritter Vierteljahresbericht der Klasse 35b von
Dipl.-Ing. Georg
Schultheis-Berlin.
(Fortsetzung von S. 537 d. Bd.)
Neuere Patente aus dem Hebemaschinenbau.
1. Patent No. 212077 vom 27. Juni 1908 ab gütig.
E. Becker, Maschinenfabrik in
Berlin-Reinickendorf.
Steuerung für zwei durch einen gemeinsamen
Hebel bewegbare elektrische Steuerapparate mit Schraubenantrieb. (Fig. 1–3.)
Textabbildung Bd. 324, S. 779
Fig. 1.
Textabbildung Bd. 324, S. 779
Fig. 2.
Textabbildung Bd. 324, S. 779
Fig. 3.
Textabbildung Bd. 324, S. 779
Fig. 4.
Zwei Anlasser für verschiedene Motoren sind durch eine Universal-Gelenksteuerung
derart mit einander verbunden, daß durch Bewegung eines einzigen Handhebels nach
zwei zu einander senkrecht stehenden Richtungen jeder Motor für sich wahlweise durch
seinen zugehörigen Anlasserbetätigt wird. Diese Idee ist vor einigen Jahren zum
erstenmale von der damaligen Union-Elektrizitäts-Gesellschaft mit großem Erfolge in die Praxis
umgesetzt worden und stellt das vorliegende Patent nur eine andere rein konstruktive
Lösung dieser Idee dar. Während dort die Bewegung des Handhebels auf die
senkrechtstehenden Achsen der Anlasser lediglich durch Zahnräder bezw. Zahnsegmente
übertragen wurde, sind hier zwei senkrecht zu einander stehende Gabeln angeordnet,
deren Einsatzbolzen (gegen Verschiebung gesichert) sich in Schraubengängen bewegen,
welche in die nach oben verlängerten Achsen der Anlasser bezw. aufgesteckten Muffen
eingeschnitten sind. Der Handhebel sitzt mittelst Kreuzgelenk direkt auf der
Querachse der einen Gabel kI, so daß die Bewegungsrichtung I ein
Schwingen der Gabel kI
und damit eine Drehbewegung der Schaltwalze I
herbeiführt.
Die gelenkige Befestigung des Handhebels gestattet aber auch eine Bewegungsrichtung
II senkrecht zu I. Die
Uebertragung dieser Bewegung auf die Querachse der Gabel kII geschiebt durch ein bogenförmiges
Gußstück mit Längsschlitz für Freigabe der Bewegungsrichtung I. Die Schwingbewegung der Gabel kII wird dann durch dieselben Elemente in eine
Drehbewegung der Schaltwalze II umgesetzt.
Neu an dem Patent ist die konstruktive Anordnung, daß die Achsen zweier schwingenden,
an den Schraubengängen der Schaltwalzen angreifenden Gabeln senkrecht zu einander
stehen und der Handhebel an der einen mit seinem Drehpunkt, an der anderen dagegen
durch Vermittlung eines geschlitzten Bügels angreift. Die Ausführung zeigt keine
Vorteile gegenüber bekannten Konstruktionen sie löst zwar die Aufgabe, aber mit viel
komplizierteren Mitteln. Die Reibungsverhältnisse sind ungünstiger – daher der
Kraftverbrauch zur Betätigung der Hebel größer.
2. Patent No. 212712 vom 11. Januar 1908 ab giltig.
Märkische Maschinenbauanstalt Ludwig Stuckenholz A.-G.
in Wetter an der Ruhr.
Tragpratze für Krane und dergl. (Fig. 4.)
Die Tragpratze nach Patent 206168 bezw. 207364D. P.
J.S. 421/422 d. Bd. ist hier weiter entwickelt und
vervollkommnet, in dem die Tragarme der doppelseitigen Bügel auf einer Seite höher
angeordnet sind, als auf der anderen, so daß beim Unterfassen derselben unter zwei
benachbarte Materialstapel ein Stapel allein angehoben werden kann.
Textabbildung Bd. 324, S. 779
Fig. 5.
Textabbildung Bd. 324, S. 779
Fig. 6.
Auf der gemeinsamen durchgehenden Achse b sind wie nach
Zusatzpatent 207364 eine Anzahl Tragbügel getrennt von einander angeordnet, so daß
die eine Bügelreihe
als Abstreifer für die auf der anderen liegende Last dient Die Tragarme der
einen Bügelreihe a liegen aber hier höher als die
Tragarme a1 der
anderen, so daß derjenige Stapel allein angehoben und transportiert werden kann, der
von den höher gelegenen Tragarmen zuerst erfaßt wird.
Die Konstruktion gestattet allerdings ein Anheben des einen Stapels allein um ein
geringes Maß, der Transport des Stapels aber ist nur durch allmähliches seitliches
Herausziehen des leeren Tragarmes, verbunden mit langsamem Anheben möglich, und
gestaltet sich daher zeitraubend und schwierig.
Textabbildung Bd. 324, S. 780
Fig. 7.
Textabbildung Bd. 324, S. 780
Fig. 8.
3. Patent No. 212848 vom 10. März 1908 ab giltig.
Adolf Bleichert & Co. in Leipzig-Gohlis.
Verfahrbarer Laufkatzenkran mit
einziehbarem Ausleger (Fig. 5 u. 6).
Verladebrücken mit Laufkatzenbetrieb erhalten meist hochklappbare oder nach Patent
No. 193294D. P. J.S. 456 d.
Bd. einschiebbare Ausleger, um an der Takelage von Schiffen
vorbeizukommen. Seitliche Schwenkbarkeit des Auslegers ist aus demselben Grunde
meist unmöglich, würde aber den großen Vorteil besitzen, die Last überall innerhalb
der vom Ausleger bestrichenen Fläche absetzen zu können, ohne den ganzen Kran
verfahren zu müssen.
Bei dem vorliegenden Patent sind die Vorteile beider Bauarten dadurch vereinigt,
daß ein einziehbarer Ausleger a von einem in bezug auf
das feste Stützgerüst c seitlich beweglichen Rahmen b getragen wird. Der drehbare Rahmen b stützt sich auf das Krangerüst einerseits durch den
Zapfen d, anderseits durch Laufrollen e. Der verschiebbare Ausleger kann leicht durch einen
hochklappbaren Ausleger ersetzt werden, während die übrige Konstruktion genau
dieselbe bleibt.
Die Vereinigung beider Systeme kann unter gewissen Umständen Vorteile bringen, führt
aber zu komplizierten Konstruktionen. In der hier skizzierten Form läßt sich die
Drehbarkeit ebenso gut ersetzen durch Verschieben des ganzen Kranes, da die
Drehbewegung nur unvollkommen ausgenutzt ist. Würde man den Träger b auf eine volle Drehscheibe legen, so könnte man, ohne
das Bockgerüst c zu versetzen, einen großen Teil des
Lagerplatzes bestreichen.
4. Patent No. 212986 vom 19. Mai 1907 ab giltig.
Maschinenfabrik Augsburg-Nürnberg A.-G. in
Nürnberg.
Wippkran mit doppelarmigem Ausleger
(Fig. 7 u 8).
Zum Heben und Transportieren von Lasten aller Art, die unter oder hinter dem
Traggerüst eines Kranes gelagert sind und auf eine Höhe
gehoben wer den sollen, die die Höhe des Krangerüstes selbst erheblich
übersteigt, ist oben genannter Firma ein Patent erteilt worden auf einen
Kran mit schwingbarem doppelarmigen Ausleger. Konstruktionen dieser Art sind bereits
bekannt beispielsweise Hulett-Auslader und
Hebemaschinen für Feuerlöschwesen, wesentlich und charakteristisch bei der neuen
Konstruktion ist aber, daß die Laufkatze unterhalb der Wippe durch das portalartig
gestaltete Krangerüst hindurch von dem einen Ende bis zum anderen fahrbar ist.
Ferner ist dieser Krantypus sehr geeignet zum Einsetzen hoher Masten auf Schiffen
oder zur Uebernahme von Ausrüstungsgegenständen aller Art an Bord. Das Krangerüst
kann aus zwei vollständig von einander getrennten Ständern bestehen, um ganz freies
Durchfahrtprofil zu gewinnen, ebenso kann das Längenverhältnis der beiden
Auslegerarme jeweils zweckentsprechend geändert werden.