Titel: | Polytechnische Rundschau. |
Fundstelle: | Band 324, Jahrgang 1909, S. 780 |
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Polytechnische Rundschau.
Polytechnische Rundschau.
Kolbendampfmaschinen mit unmittelbarem Auspuff in
Niederdruck-Dampfturbinen.
Die Verwendung von Abdampf in Dampfturbinen ist schon viel verbreitet; die Turbinen
werden meist von einem Dampfsammler aus gespeist, in welchen unterbrochen arbeitende
Kolbendampfmaschinen ihren Dampf auspuffen. In Amerika wird vielfach auch der
Abdampf ständig laufender Auspuffmaschinen in Bahnzentralen direkt in Turbinen
verarbeitet; in vielen Fällen konnte dabei die Leistung des Kraftwerkes ohne
Erweiterung des Kesselhauses bedeutend erhöht werden gegenüber einem
Kondensationsbetrieb in Niederdruckkolbenmaschinen.
Bei einer mit Auspuff arbeitenden Anlage wurde durch Aufstellen einer Abdampfturbine
die Leistung der Anlage um das Doppelte gesteigert, wobei die Hilfsmaschinen für die
Kondensation etwa 15 v.H. verbrauchten. Es handelte sich hier um Einzylinder- und
Verbundmaschinen mit Auspuff. Bei Verbundmaschinen mit Kondensation ist der Gewinn
natürlich geringer, beträgt aber doch noch etwa 70 v.H.
In der Kraftstation der Philadelphia Rapid Transit
Co. werden von dem Abdampf von 4 je 1500 KW stehenden Kolbendampfmaschinen
2 je 800 KW Curtisturbinen gespeist. Durch die
Aufstellung der letzteren ging der Kohlenverbrauch für die KW/St, von 2,04 auf 1,85
kg zurück; die Anlage hat bei 2 v.H. geringerem Kohlenverbrauch eine Steigerung der
Leistung um 19,5 v.H. erreicht.
In einem Kraftwerk der New-Yorker Untergrundbahn wurde
zu je einer 5000 KW Kolbenmaschine eine 5000 KW-Curtis-Dampfturbine aufgestellt, welche nur mit dem Abdampf der ersteren
gespeist wird. Ohne Vergrößerung der Kessel erhielt man dabei fast die doppelte
Leistung. Im Ganzen sind in dem Kraftwerk 9 solcher Kolbenmaschinen mit Turbinen
aufgestellt. Bei den Kolbenmaschinen sind die Hochdruckzylinder liegend, die
Niederdruckzylinder stehend angeordnet; die Abdampfturbinen sind seitlich hinter den
Kolbendampfmaschinen in stehender Bauart über den Kondensatoren, welche ihnen als
Fundamentrahmen dienen, angeordnet. Dadurch entfällt der Platz für die
Kondensation.
Die schon oben genannte Rapid-Transit Co. in
Philadelphia hat eine ihrer Bahnzentralen mit 6000 KW Leistung in Kolbenmaschinen
durch Aufstellung einer Westinghouse-Abdampfturbine um
6000 KW erweitert. In dem Werk der „Nord-Westlichen“
Bahn in Chigago wurde zu 3 je 1200 PS Kolbenmaschinen eine 500 KW Rateau-Abdampfturbine aufgestellt, welche bei 1,1 Atm.
Anfangsdampfdruck und bei 90 v.H. Vakuum 19,6 kg Dampf für die PS und St.
verbraucht. Bei dieser Anlage kamen Kolbenmaschine und Abdampfturbine gleichzeitig
zur Aufstellung.
Auch in England macht die Anwendung von Abdampfturbinen große Fortschritte. Die Firma
Willems & Robinson gibt an, daß der Abdampf
einer Auspuff-Verbundmaschine von 500 KW zum Betriebe einer 375 KW Abdampfturbine
genügt. Bei einer Anlage mit Dreizylinder-Kolbenmaschinen mit überhitztem Dampf kann
der Gewinn immer noch etwa 300 KW betragen.
Eine ältere Kolbenmaschinenanlage mit Kondensation von 500 KW, welche 8,65 kg Dampf
für die KW/St, braucht, kann in Verbindung mit einer Abdampfturbine 800 KW
entwickeln bei einem Dampfverbrauch von 7 kg für die KW/St. In einem Falle arbeitete
eine 1000 PS Kolbenmaschine in einer Textilfabrik bei 5,9 kg/PS und St.
Dampfverbrauch. Nach der Zufügung einer Abdampfturbine leistete die
Kolbendampfmaschine im Auspuffbetrieb 850 PS und ihr Abdampf in der Turbine 500 PS,
wobei der Dampfverbrauch auf 4,78 kg für die PS und St. zurückging.
Es darf nicht unerwähnt bleiben, daß der Abdampf vor dem Eintritt in die Turbine
entölt werden muß. Oft macht auch die Wasserbeschaffung für das höhere Vakuum der
Turbine Schwierigkeiten. (Elektrische Kraftbetriebe und -bahnen, Jahrgang VII, Heft
25.)
M.
Mischkondensation System Westinghouse-Leblance.
Die Kondensation des Abdampfes in Bergwerken hat viel mit Schwierigkeiten zu kämpfen
in Anbetracht der wechselnden Maschinenkraft, der schlechten Beschaffenheit des
Speisewassers, bisweilen auch der geringen Menge, die davon nur zur Verfügung steht.
Die Westinghouse-Gesellschaft hat in den Gruben Lafoße,
einem Teil der Bergwerke von Anzin (Nordfrankreich) eine Mischkondensation
errichtet, die sich dort gut bewährt hat und in vielen Punkten bemerkenswert
ist.
Textabbildung Bd. 324, S. 781
Fig. 1.
Der Kondensator Westinghouse-Leblanc enthält natürlich
die übliche getrennte Abführung von Wasser und Luft, ist aber durch Abwesenheit
aller hin- und hergehenden Teile, so wieder Ventile und Klappen, gekennzeichnet. In
einem besonderen Gehäuse am Fuße des Kondensators, der nur wenig größeren
Querschnitt als das Dampfausströmungsrohr hat, sitzen auf gemeinsamer Welle 2
Kreiselräder, von denen eins zur Wasser–, das andre zur Luftabführung dient. Die
Wasserpumpe ist eine gewöhnliche Zentrifugalpumpe, der das Kondensationswasser unter
Druck zufließt, dagegen ist das Prinzip der Luftpumpen (Fig. 1) vollkommen neu.
In den feststehenden ringförmigen inneren Raum G der
Luftpumpe tritt Wasser ein, gelangt durch das Mundstück H in das Turbinenrad, welches es bei J mit
großer Gewalt nach unten herausschleudert. In den Rohrensatz K über J tritt ein Dampfluftgemisch aus dem
oberen Teil des Kondensators ein und wird durch das aus der Turbine strömende Wasser
sofort mitgerissen. Ein kontinuierlicher Fluß wird dadurch erreicht, daß infolge der
kleinen Schaufelteilung der Turbine geringe Wassermengen schnell hintereinander
austreten, deren jede eine kleine Menge Luft vor sich herdrängt. In der Düse unten
mischt sich dann wohl Wasser und Luft, doch sind die Geschwindigkeiten so bemessen,
daß nie Luft in den Kondensator zurücktreten kann. Unten am Austrittsrohr der
Luftpumpe, sieht man einen Hilfsdampfejektor L, der
beim Anlassen des Kondensators ein hinreichendes Vakuum erzeugt, um die Luftpumpe
voll Wasser zu saugen.
Die Pumpen werden durch eine Dampfturbine angetrieben, die unter gewöhnlichen
Bedingungen 2-3 v.H. der Gesamtmaschinenkraft erfordert. (Le Génie civil, 17. Juli
1909. S. 217–220).
Renold.
Eisenbetonpfahlgründung.
Das neue Regierungsgebäude in Düsseldorf liegt auf dem Gelände der früheren
Maschinenhallen der Industrie-, Gewerbe- und Kunstausstellung, das, früher im
Stromgebiet des Rheines gelegen, durch allmählige Anschwemmung, Schuttanfuhr und
Aufbringen einer lockeren 3 bis 4 m starken Baggerkiesschicht nach und nach auf die
hochwasserfreie Höhe von + 9 m des Düsseldorfer Pegels gebracht ist. Die alten
Betonfundamente der Maschinenhalle sind gesprengt, aber nicht entfernt. Die gute
tragfähige Kiesschicht liegt 6 bis um unter der jetzigen Oberfläche. Wegen des
wechselnden Grundwasserstandes war eine Holzpfahlgründung ausgeschlossen. Eine unter
das ganze Gebäude weglaufende Eisenbetonplatte hätte noch 3 m weit über die
aufgehenden Mauern ausladen müssen, da ein Bodendruck von 1 kg/qcm sich als zu hoch
erwies. Da auch wegen der verschiedenartigen Beschaffenheit des Bodens innerhalb der
Baustelle infolge ungleichen Setzens des Gebäudes ein Bruch der Fundamentplatte zu
befürchten war, so wurde von ihrer Ausführung abgesehen. Zur Ausführung kam eine
Gründung mit Eisenbetonpfählen und einer Betonbankettplatte. Es wurden fünfeckige
Pfähle mit 30,5 cm Seitenlänge und 1600 qcm Querschnitt und einer rechnungsmäßig
zulässigen Tragfähigkeit von 55 t verwendet.
Entsprechend dieser Belastung wurden die Pfähle über dem Gebäudegrundriß derart
verteilt, daß je zwei oder mehrere, in einer Neigung 1 : 12 gegeneinander gerammt,
feste Böcke bilden, zwischen denen sich die Bankette spannen.
Bei zu weiter Entfernung dieser Böcke wurden noch Einzelpfähle in den Zwischenräumen
eingeschlagen. Im ganzen wurden 1164 je 7 bis 12 m lange Pfähle eingerammt, die 1 m
tief in den tragfähigen Kies und 0,25 m hoch in das Bankett hineinragen. In jedem
Pfahl sind fünf Rundeisen von 18 mm eingebettet. Bei der fünfeckigen Form
des Pfahles konnte eine besonders dichte Diagonalverschnürung nach Art des
Pentagrammes, in Abständen von 6 bis 9 cm nach unten enger werdend, hergestellt
werden. In der Pfahlspitze sind die fünf Rundeisen in einem eisernen Schuh
vereinigt. Nachdem das Eisengerippe als ganzes in die liegende Holzform eingelegt
war, wurde diese mit plastisch feuchtem Beton in einer Mischung 1 : 3 in schrägen
Schichten beim Pfahlkopf beginnend ausgestampft. Die Pfähle waren nach einer
Erhärtungszeit von vier Wochen gebrauchsfähig.
Bei dem Einrammen war die Standsicherheit nach der Brixschen Formel erreicht, wenn bei einem Bärgewicht von 4 t und einer
Fallhöhe von 1,20 m bei der letzten Hitze von 10 Schlägen ein durchschnittliches
Ziehen von höchstens 10 mm beobachtet wurde. Das letzte Anziehen war jedoch in der
Regel geringer. Zum Schutz gegen die Rammstöße erhielten die Pfähle eine Haube, die
durch seitliche Schrauben fest an den Pfahlkopf angepreßt war und ein elastisches
Futter zur Aufnahme der Schläge besaß. Von den 1164 Pfählen wurde beim Einrammen nur
ein Pfahl zerstört. Nach dem Einrammen wurden die Pfahlköpfe des Betons und der
Quereinlagen so weit entkleidet, daß der Pfahlkopf unversehrt noch 25 cm hoch in den
Raum des Banketts hineinragte. Die freien Enden der Längseisen wurden umgebogen und
bilden einen Teil der Eiseneinlagen der Bankette, die in einer Betonmischung 1 : 3 :
6 hergestellt sind.
Die Pfähle kosten 25,70 M. für 1 m Länge, also bei einer Gesamtlänge aller Pfähle von
10810 m rund 278000 M. Der cbm des 0,8 m hohen Bankettes kostete 43.10 M. Das Rammen
eines Pfahles dauerte durchschnittlich 25 Minuten bei 250 Schlägen. (Voß). [Zentralblatt, der Bauverwaltung 1909, S.
482–484].
Dr.-Ing. Weiske.
Der Kautschuk und seine Verarbeitung.
Im Hinblick auf die neuen Grundsätze, welche der Verband deutscher Elektrotechniker
für den zur Isolierung von Leitungen dienenden Kautschuk aufgestellt hat, bespricht
Richard Apt die Gewinnung, die Beimengungen und die
Beurteilung des Kautschuks.
Textabbildung Bd. 324, S. 782
Fig. 1.
Bekanntlich wird der Kautschuk aus dem Milchsaft von allerlei Pflanzen gewonnen. Die
wichtigsten Kautschuklieferer sind Brasilien, dessen beste aus Hevea Brasiliensis
gewonnene Sorte nach dem Ausfuhrhafen Parakautschuk
heißt, Kamerun, der Kongostaat, Mozambique, Benguela, Madagaskar und andere
Tropenländer. Größte Sorgfalt beim Abzapfen und Gerinnenlassen des Milchsaftes
sind auf die Güte des Kautschuks von wesentlichem Einfluß. Deshalb verdient der
rationell gewonnene Plantagenkautschuk im allgemeinen den Vorzug.
Harzreicher (bis 12 v.H. und mehr) Kautschuk ist minderwertig. Der Harzgehalt besten
Paragummis liegt zwischen 4 und 1,5 v.H. Bei der Reinigung auf der Waschwalze
verliert der rohe Kautschuk 5–50 v.H. seines Gewichtes an Verunreinigungen. Der
sorgfältig getrocknete und geknetete Gummi wird mit Schwefel, Füllstoffen
(Bleiglätte, Magnesia, Schwerspat, Talkum, Kreide, Faktis) und mit Farbstoffen innig
gemengt. Beim Erhitzen (Vulkanisieren) wird ein Teil des Schwefels vom Kautschuk
chemisch gebunden; hierbei ist nicht nur die Menge des zugesetzten Schwefels, die
Temperatur (125–145°) und die Zeitdauer des Erhitzens, sondern auch die
Beschaffenheit der Füllstoffe von Einfluß, da diese die Vulkanisierung teils
verzögern, teils beschleunigen. Ein häufiger Füllstoff ist FaktisVon gomme factice,
künstlicher Gummi., welche durch Kochen von Oelen mit Schwefel
als elastische Masse erhalten wird und wegen ihres geringen spezifischen Gewichtes
bei den sog. schwimmenden Mischungen bevorzugt wird. Eine mäßige Zugabe von Faktis
schadet nichtDiese Angaben von
Apt gelten natürlich nicht ohne weiteres
für alle Verwendungen des Gummi., verbilligt aber das Produkt
erheblich. Dagegen ist der Zusatz von „regeneriertem“ Gummi, d.h. wieder
bildsam gemachtem, altem Gummi nicht zu empfehlen, da er die Isolierfähigkeit des
Kautschuks vermindert.
Nach der Vorschrift des Verbandes deutscher Elektrotechniker soll die Gummimischung
für Normalleitungen sein: 33,3 v.H. Kautschuk, der nicht mehr als 4 v.H. Harz
enthalten soll, 66,7 v.H. Zusatzstoffe einschließlich Schwefel. Von
nichtmineralischen Füllstoffen ist nur Zeresin bis zu 3 v.H. gestattet. Das spez.
Gewicht des Adergummis soll mindestens 1,5 betragen. Zeresin oder gleichwertige
Paraffine werden gestattet, weil dieser Zusatz das Verarbeiten des Gummi auf den
Umhüllungsmaschinen erleichtert; andere organische Zusätze sind verboten, weil sie
die genaue chemische Analyse des Gummi hindern.
Ueber die Welterzeugung an Kautschuk in den Jahren 1900-1907 gibt folgende
Zusammenstellung Auskunft:
Jahr
Tonnen
1899–1900
53348
1900–1901
52864
1901–1902
53887
1902–1903
55603
1903–1904
61759
1904–1905
68879
1905–1906
67999
Wie sehr der Preis des Kautschuks im letzten Jahrzehnt geschwankt hat, zeigt die
Kurventafel Fig. 1. (Apt) [Elektrotechnische Zeitschrift 1909, S. 900–902].
A.
Starkstrom-Kondensatoren.
Der Kondensator, eine der ältesten elektrotechnischen Erfindungen, wird außer zu
Meßzwecken dienend, in der Praxis kaum angetroffen, da seiner Herstellung
hauptsächlich zwei Umstände hindernd entgegenstehen. Einmal ist ein geeignetes
Dielektrikum schwer zu beschaffen und ferner bietet der konstruktive Aufbau
Schwierigkeiten. Es kommt überdies hinzu, daß längs der Ränder des
Isolationsmaterials sehr leicht Entladungenauftreten. Als Isolationsmittel sind
bisher Glimmer,
Glas, Hartgummi, Papier und Paraffin verwendet worden. Nun ist Glimmer an sich
teuer und Glas und Hartgummi lassen sich nur schwer in der erforderlichen geringen
Schichtdicke herstellen. Die letztere ist jedoch von großer Bedeutung, da die
Kapazität und somit die Leistung eines Kondensators proportional der
Dielektrizitätskonstanten und umgekehrt proportional der Schichtdicke ist. Die
ersten drei Stoffe können daher nur zum Bau von Kondensatoren für Meßzwecke oder für
hohe Spannungen verwendet werden. Für mittlere und kleinere Spannungen ist Papier am
günstigsten, das allerdings von seinen hygroskopischen Eigenschaften befreit sein
muß. Zu letzterem Zweck hat man sich in der Schwachstromtechnik des Paraffins
bedient. Für die Starkstromtechnik ist dieser Stoff jedoch nicht verwendbar, da er
keine Erwärmung verträgt, die letztere jedoch in Kauf genommen werden muß, da
andernfalls unwirtschaftliche Abmessungen erhalten werden würden.
Der Firma Meirowsky & Co. ist es gelungen, als
vollkommeneres Ersatzmittel des Paraffins geeignete Harze herauszufinden. Ein mit
diesen präparierter, auf eine Rolle gewickelter Papierstreifen wird zur Herstellung
eines Kondensators entgegen einer Bremskraft ab- und auf einen Wickeldorn
aufgewickelt. Hierbei wird das Papier über erhitzte Platten geführt; außerdem legen
lieh zwei geheizte Walzen mit starkem Druck an den Wickeldorn an. Während der
Bewegung über die erhitzte Platte werden auf das präparierte Papier Zinnblätter von
passender Größe aufgelegt und zusammen mit dem Papier auf den Dorn aufgewickelt. Die
Länge der Zinnblätter entspricht etwa dem Umfange des Wickeldornes und ihre Breite
ist so bemessen, daß ein im Verhältnis zur Betriebsspannung genügend breiter Rand
bestehen bleibt. Zur elektrischen Verbindung der Zinnblätter untereinander und mit
den Kondensatorklemmen besitzen die ersteren seitliche Verlängerungen, die
abwechselnd nach rechts und links herausstehen und nach dem Erkalten des
Kondensators vereinigt und mit Klemmen versehen werden. Der auf diese Weise
erhaltene röhrenförmige Kondensator kann gegen Randentladungen leicht geschützt
werden; außerdem ist das Eindringen von Luft unmöglich gemacht. Verzichtet man auf
die innere Kühlfläche, so können die Röhren auch zu Platten gepreßt werden.
Der Vorzug dieser Kondensatorbauweise besteht darin, daß sich leicht Elemente für
verschiedene Spannungen herstellen lassen, weil die Zahl der aufeinanderfolgenden
und damit zwischen je zwei Zinnblättern befindlichen Papierschichten beliebig
gewählt werden kann. Erwärmungs- und Kapazitätskurven, sowie die Zahlenergebnisse
einiger Versuche sind beigefügt. (Fischer.)
(Elektrotechnische Zeitschrift 1909, S. 601–603).
Pr.
Die störende Wirkung der Zentrifugalkraft bei Fräsern mit
hoher Tourenzahl.
Die Fabrikanten von Holzbearbeitungsmaschinen haben gefunden, daß die Wirkung der
Zentrifugalkraft der Fräser ein sehr störender Faktor bei erstklassigen
Holzhobelmaschinen ist. Es hat sich als praktisch unmöglich herausgestellt, einen
Planfräserkopf zu bauen, der so gut ausbalanciert ist, daß er bei 4000 Umdrehungen
i.d. Minute nicht schlägt, also keine ausgesprochenen Schnittmale im Holz
hinterläßt. Die geringe Excentrizität, die sich bei unvollkommener Ausbalanzierung
zeigt, läßt das eine Messer tiefer schneiden, als die anderen; das Ergebnis ist dann
eine unebene Schnittfläche, wodurch das Erzeugnis z.B. für feine Fournierung
unbrauchbar ist.
Die S.A. Woods Machine Co in Boston hat hierüber
Versuche angestellt, welche ergaben, daß die Wirkung der Zentrifugalkraft viel
größer ist, als gewöhnlich vermutet wird. ½ kg Metall, das sich in einem Kreise von
15 cm mit 4000 Umdrehungen in der Minute dreht, entfaltet eine radiale Kraft
von etwa 850 kg. Hiernach würde ein siebenzölliger Fräskopf, der etwa 28 g außer
Balanze ist, einer Beanspruchung von 60 kg ausgesetzt sein, die dahin strebt, eine
Messerkante aus der Konzentrizität mit den andern Messern herauszuschleudern. So
folgt denn, daß die Fräsköpfe, wenn auch nach der Anfertigung vollkommen
ausbalanciert, doch nicht so bleiben werden; wegen kleiner Ungleichheiten, die durch
Schleifen oder Abnutzung entstehen; und es ergibt sich die praktische Notwendigkeit,
diesen Fehler bei laufendem Fräser zu korrigieren. Obige Fabrik wendet hierzu einen
Schmirgelstock in passender Fassung an, der längs des Fräsers an einer geraden
Stange hin. und hergeführt wird, wobei der Fräser mit voller Tourenzahl läuft. Dann
wird eine geringe Menge Metall von dem vorstehenden Messer abgeschliffen und das
Gleichgewicht wieder hergestellt. (Machinery, März 1909. Seite 531).
Renold.
Fluatieren des Portlandzementmörtels.
Durch das Fluatieren des Mörtels wird seine Druckfestigkeit erhöht.
Diese Steigerung der Druckfestigkeit nimmt mit der Magerkeit der Mischung zu und
erfolgt bei der Erhärtung an der Luft stärker als bei der Erhärtung im Wasser. Bei
den meisten Versuchen wuchs die Steigerung der Druckfestigkeit im Anfang der
Erhärtungszeit schneller als am Ende derselben. Jedoch sind die Unterschiede nicht
sehr erheblich. Die folgenden Angaben sind Durchschnittswerte aus mehreren
Versuchsreihen.
Erhärtungsdauer 7 bis 28 Tage.
Erhärtungs-
Beton-mischung
Druckfestigkeit kg/qcm
Steige-rung
derDruck-festig-keit inv.H.
Art
Dauer
ohne Fluatieren
mit Fluatieren
anderLuft
7bis28Tage
1 : 11 : 21 : 31 : 4
138119 62 30
148134118 55
8139084
unterWasser
1 : 11 : 21 : 31 : 4
173136 84 49
235172122 80
36274563
[Zement und Beton 1909, No. 39, S. 604].
Dr.-Ing. Weiske.
Stauwehr mit verkürzter Krone.
Der United States Reclamation Service hat im Zuge des
Keno-Kanales bei Klamath Falls, Oregon, ein Stauwehr aus Eisenbeton errichtet,
welches dazu bestimmt ist, etwa 17 cbm in der Sekunde für Kraftzwecke abzuleiten.
Das zwischen dem Kanal und dem Link River, in den das Wasser zurückfließt,
verfügbare Gefälle beträgt 14,63 m auf einer Strecke von annähernd 52 m Länge. Die
Lage des Kanales, der an dieser Stelle an einem sehr steilen Abhang verläuft, machte
es unmöglich, die bei der Regulierung des Kraftwerkes auftretenden Wasserüberschüsse
in dem Kanal selbst fortzuleiten, und es war deshalb erforderlich, dem Stauwehr eine
solche Kronenlänge zu geben, daß selbst bei vollständigem Stillstand der Turbinen
der Wasserspiegel im Kanal möglichst wenig beeinflußt wurde. Um die hierfür
benötigte Länge des Ueberfalles von 61 m in Einklang zu bringen mit der
verhältnismäßig geringen Breite des Oberwasserkanales, hat man dem Stauwehr keinen
durchlaufenden dreieckigen Querschnitt gegeben, sondern in gleichmäßigen Abständen
nach hinten trapezartig verjüngte Säulen hineingebaut, derart, daß die genannte
Ueberfallänge auf einer Krone von etwa 18 m Länge untergebracht werden konnte. Das
Wehr macht im Grundriß den Eindruck einer Zahnstange, wobei sowohl die Kronen als
auch die Flanken der Zähne Ueberfallkanten darstellen. An das Wehr schließt sich
unmittelbar ein aus 3,6 m langen, 2,4 m breiten Eisenbeton-Trögen zusammengesetztes
Freigerinne, das im obersten Teil verbreitert und wegen der großen
Wassergeschwindigkeit entsprechend verstärkt ist. (Murphy.) (Engineering News 1909 II, S. 278 bis 279.)
H.
Kraftübertragung durch Stahlbänder.
Der Stahlbandantrieb unterscheidet sich von einem gewöhnlichen Riemenantrieb zunächst
durch die Verwendung eines besonderen Korbbelages, mit dem die Riemenscheiben
überzogen werden. Hierdurch wird eine besonders gute Adhäsion an der Scheibe und
damit auch ein besonders hoher Wirkungsgrad (99,5 v.H.) erzielt. Da das Stahlband
einen außerordentlich geringen Schlupf auf der Scheibe hat (etwa 0,1 v.H.), scheuert
sich der Belag nicht ab. Die Vorteile des Stahlbandantriebes bestehen zunächst im
Fortfall des unangenehmen Nachspannens. Sodann ist das Aufziehen auf die
Scheiben sehr einfach, da eine Spannvorrichtung nicht erforderlich ist. Das fertige
Band wird seitlich auf die Riemenscheibe aufgedreht. Ferner kommt die geringe Breite
der Stahlbänder gegenüber den Lederriemen in Betracht, die bei größeren Antrieben
oft nur ein Fünftel der letzteren beträgt. Mit der Breite des Antriebs verringert
sich aber auch die Breite und somit das Gewicht der Riemenscheiben. Der
Stahlbandantrieb bewahrt ferner auch bei geringstem Achsenabstand seine volle
Wirksamkeit, wodurch erheblich an Raum gespart werden kann. Während bei Riemen der
Gleitverlust (Schlupf) ungefähr 2 v.H. beträgt, macht er bei Stahlbändern nur
höchstens 0,15 v.H. aus. Den Arbeitsverlust bei Riemen rechnet man zu 6 v.H., bei
Stahlbändern nur zu 0,5 v.H. Ganz besonders eignet sich der Stahlbandantrieb für
große Geschwindigkeiten. Solche von 100 m pro Sekunde sind ohne Störungen erreicht
worden, 50 m/Sek. sind als eine durchaus normale Zahl zu betrachten. Es können also
auch äußerst schnellaufende Maschinen, wie Dampfturbinen, unmittelbar mit andern
Maschinen durch Kraftbandantrieb verbunden werden. Zu Versuchszwecken wurden an der
Technischen Hochschule zu Charlottenburg 146 PS mit einem Stahlbande von 10 mm
Breite und 0,5 mm Dicke bei einer Geschwindigkeit von 61,5 m/Sek. und einer
Gesamtanspannung (Achsdruck) von 200 kg mit Erfolg übertragen. (Kali, 1909. S.
341.)
J.