Titel: | Die Internationale Luftschiffahrt-Ausstellung in Frankfurt a. Main 1909. |
Autor: | August Bauschlicher |
Fundstelle: | Band 325, Jahrgang 1910, S. 24 |
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Die Internationale Luftschiffahrt-Ausstellung in
Frankfurt a. Main 1909.
Von August Bauschlicher, Zivilingenieur,
Frankfurt a. Main.
(Fortsetzung von S. 11 d. Bd.)
Die Internationale Luftschiffahrt-Ausstellung in Frankfurt a. Main
1909.
2. Dynamische
Flugapparate.
Leider ist dieser Zweig des Flugfahrzeugbaues ungenügend beschickt. Obwohl Dr. Fritz Huth, Nolte, Grade, Jatho und einige
Flugtechniker mit ausgeführten, flugfähigen Apparaten erscheinen wollten, sind als
solche nur ein Wright- Flieger und ein nach den
Konstruktionen von Voisin von Aug. Euler in Deutschland erbauter Apparat ausgestellt.Auf die ausführliche Beschreibung der
ausgestellten Flugapparate von Aug. Euler und
Wright kann verzichtet werden, da Ausbert Vorreiter in den Heften 9–16 diese
Apparate bereits ausgiebig besprochen hat. Im übrigen ist man auf
die Besichtigung zahlreicher Modelle von nicht immer einwandfreier Konstruktion
angewiesen. Die große Menge der ausgestellten Modelle von oft recht phantastischer
Form, schafft jedenfalls keinerlei Klarheit, ob Schraubenflieger,
Schwingenflieger usw. ebenso brauchbar sein können, wie die erfolgreichen
Gleitflugapparate. Ein interessantes Modell ist der Planetenschraubenflieger von J. B. Barnickel, Thurmsdorf, Bayern, bei dem 4
Flügelpaare sich drehen und gleichzeitig die Schraubenachsen ebenfalls eine
kreisende Bewegung machen. Unter einigen interessanten Gleitflugapparaten ohne
Motor sei erwähnt der Lilienthalsche Apparat, den man
an den Schultern befestigte, ferner ein großes Schwingenfliegermodell von Schälke, das rotierende vierteilige Flügel besitzt. Ein
Versuchsapparat, bei dem die rotierenden Flügel auf einem Gestell befestigt sind und
durch einen Elektromotor angetrieben werden, gibt Aufschluß über die Wirkung
derartiger Flügel. Leider machen derartige Modelle, auch das Gleitfliegermodell von
Dr. Ganz-Fabrize noch einen recht problematischen
Eindruck. Dies gilt auch von dem Schraubenflieger des technischen Bureaus Emil Neyen in Berlin infolge der etwa zwölf zur
Anwendung gebrachten Luftschrauben. Schraubenflieger haben jedenfalls zu viele
bewegte Maschinenteile, sie erfordern z.B. mindestens zwei senkrecht stehende
Luftschrauben für den Auftrieb und eine wagerecht angeordnete Luftschraube für den
Vortrieb, während Ruderflugapparate komplizierter Hubmechanismen für verschieden
großen Hub bei gleichzeitiger Drehung der Flügel bedürfen.
Ferner sind sowohl Ruderflugapparate, als auch Schraubenfliegerapparate noch aus dem
Grunde gefährlich, weil nur kleine bewegte Flächen den Apparat in der Luft halten.
Beim Versagen des Motors fehlt dann die bremsende Wirkung langer Gleitflächen, so
daß Schraubenflieger oder Ruderflieger senkrecht zur Erde fallen, während
Gleitflieger auch beim Versagen des Motores noch nicht unmittelbar herunterstürzten,
sondern schräg zur Erde gleiten. Der Führer hat meist noch in der Hand, irgend einen
ihm zur Landung des Fahrzeuges passenden Punkt zu erreichen, falls er in sehr große
Höhen gegangen ist. Auch jene Apparate, bei denen eine wagerechte Schraube zum
Vortrieb dient und Hilfsgleitflächen zur Verminderung der Sturzgefahr angeordnet
sind, stellen keinen Fortschritt in der Lösung stabiler und betriebssicherer
Flugapparate dar.
Auf dem Gebiet der reinen Gleitflugapparatmodelle sind keine neuen aussichtsvollen
Ideen verkörpert. Viele Konstrukteure haben recht viele Decke und allerlei kuriose
Flächenformen geschaffen.
Wieder andere ersinnen neue Steuervorrichtungen und versuchen alle Steuerbewegungen
durch Schrauben zu vollführen. Auch auf dem Stand der deutschen Flugtechniker sind
wenig Modelle ausgestellt, die irgend einen besonderen Originalitätswert besitzen.
Beachtung verdienen drei Schwingenfliegermodelle von Ludwig
Jahreis, Frankfurt a. M., da sie flugfähig hergestellt sind. Als sehr gut
durchgearbeitet ist ein Eindecker, gebaut und entworfen von dem Maschinentechniker
Firtzlaff zu bezeichnen, der in dem Stand der Frankfurter Automobiltechnischen Gesellschaft als
flugfähiges Modell ausgestellt ist. Er kennzeichnet sich dadurch, daß an einem
langgestreckten Rahmen seitlich zwei Tragflügel, vorn an der Rahmenspitze eine
Schraube und hinten am Schwanz des Apparates ein Seitensteuer und ein Höhensteuer
angebracht ist. Auf Grund des ausgestellten hübschen Modells fand sich ein
westfälischer Industrieller, der mit dem Herrn Firtzlaff zusammen unter der Firma Firtzlaff
& Timmermann eine Werkstätte zum Bau von
Flugapparaten errichtet. Es scheint nunmehr durch die Erfolge eines Latham, Bleriot, Santos Dumont sicher zu stehen, daß
der Eindecker das rationellste und schnellste Fahrzeug ist, trotz der guten
Resultate der Wrights mit ihrem fraglos gut
durchstudierten Zweidecker. Allein der Wright-Flieger
muß heute bereits als überholt gelten, da ihm besondere Laufräder fehlen und der
Abflug seines Apparates von einem Abfluggestell abhängig ist Die Zweidecker von Voisin & Ferber wurden
von Anfang an mit Laufrädern versehen, und wenn auch durchschlagende Erfolge durch
die eingetretene Gewichtsvergrößerung etwas hinausgezogen wurden, so ist dies mehr
der geringeren Flugkunst der französischen Luftschiffer gegenüber der der
beiden Amerikaner zuzumessen. Der allgemein anerkannte Grundsatz im Maschinenbau,
daß jene Maschine am besten ist, die am wenigsten bewegte Maschinenteile enthält,
trifft auch im Flugmaschinenbau zu.
Der Gleitflieger, insbesondere der Eindecker mit seinen starren Gleitflächen und
seinen mit dem Motor direkt gekuppelten Schrauben ist, maschinentechnisch
betrachtet, sehr einfach, viel einfacher wie das Automobil, so daß die
Schraubenflieger und Schwingenflieger gar nicht dagegen aufkommen. Es dürfte sich
vielleicht in kurzer Zeit folgende Standardtype aus den bestehenden Konstruktionen
herausschälen.
Monoplan mit 30–40 qm Tragflächen, vielleicht teilweise zusammenklappbar
eingerichtet. Motoren mit 30–50 PS, Gesamtgewicht des Apparates 200–300 kg,
langgestreckter Rahmen zur Aufnahme des Motores, von zwei Mann Besatzung, der
Laufräder und der Steuerorgane, bestehend in einem Seitensteuer und Höhensteuer, am
Schwanzende angebracht, einem Kippsteuer oder Quersteuer durch Verdrehen seitlicher
Zusatzflächen, sowie der Stabilisierflossen zur Erhaltung der Lage. Als
Konstruktionsmaterial für die Gestellteile einer Flugmaschine scheint Stahl sich
durchzusetzen. Holz und Aluminiumgestelle werden aber nicht ganz verschwinden, da
z.B. die Holzschrauben von Chauvière & Wright sich als recht gut gezeigt haben. Am wenigsten
geklärt ist die Stabilitätsfrage und in dieser Richtung bringen auch die in der
„IIa“ ausgestellten Modelle keine Lösung. Die Stabilität in bezug auf das
seitliche Kippen des Apparates ist bekanntlich sehr wichtig. An der Lösung dieser
Frage hat nur der Ing. Weisenburger aus Offenbach a. M.
gearbeitet, der ein Zweideckermodell baute, bei dem die maschinellen Organe und der
Personensitz an dem Oberdeck pendelnd aufgehängt sind, derart, daß die
Pendelbewegungen auf zwei Schrauben übertragen werden. Die Schraubenachsen werden in
ihrer Winkelstellung derart geändert, daß die Schraube dem Kippen des Apparates, je
nachdem er nach der einen oder anderen Seite abgelenkt wird, selbsttätig
entgegenwirkt.
Daß die Zugkraft einer Luftschraube auch für andere Sportsfahrzeuge von Bedeutung
sein kann, beweist ein ausgestellter Motorschlitten von Etrich, Wien, mit einer an der Rückseite des Schlittens angeordneten
Schraube.
3. Motoren für
Luftschiffe.
Es ist bekannt, daß Flugapparate und Luftschiffe erst dann befriedigende Leistungen
entwickelten, nachdem der Automobilbau den Weg im Bau leichter Motore gezeigt hatte.
Ein gewerblicher Gasmotor mit etwa 300 kg Gewicht f. d. PS kam als Ballonmotor nie
in Frage; erst als die Motorgewichte auf etwa 5 kg f. d. PS sanken (ein normaler
Automobilmotor wiegt 8–10 kg f. d. PS), konnten genügend starke Motoren in
Lenkballons eingebaut werden. Für Flugapparate ist aber auch ein Motorgewicht von 5
kg f. d. PS noch zu schwer und Levavasseur in Paris war
der erste, der vor etwa 4 Jahren das Gewicht eines 100 pferdigen Benzinmotors auf 1
kg f. d. PS herabdrückte. Inzwischen hat man aber eingesehen, daß die zu leichte
Bauart die Betriebssicherheit eines Motors gefährdet, und man geht neuerdings nicht
unter 1,5 kg f. d. PS und läßt für Ballonmotore sogar 3–4 kg zu, obwohl kein Grund
vorliegt für Flugapparate und Lenkballons Unterschiede zu machen und nicht auf der
Basis von 1,5–2 kg f. d. PS genügend betriebssichere Motoren für beide
Fahrzeuggattungen zu schaffen.
Die in der Tab. 2 gegebenen Abmessungen einiger bekannten leichten Motoren zeigen
jedenfalls, daß man bestrebt ist, vielzylindrige, schnellaufende Maschinen zu bauen.
In Frankreich befassen sich hiermit bereits einige Sonderfabriken, wie die Société Antoinette, Levavasseur, Farcot, Esnault-Pelterie,
Anzani usw., weniger stark die Automobilfabriken. Nur die französischen
Automobilfabriken Clement-Bayard und Gobron Brillié sind mit leichten Motoren
hervorgetreten. In Deutschland war das Interesse der Automobilfabriken für leichte
Motoren größer. Werke, wie die Fahrzeugfabrik Eisenach,
Daimler Motorengesellschaft, Untertürkheim, Neue
Automobilgesellschaft, Berlin, Süddeutsche
Automobilfabrik Gaggenau, Automobilwerke Dürrkopp, Bielefeld, Adlerwerke vorm. Heinrich
Kleyer, Frankfurt a. M., haben den Bau leichter Motoren aufgenommen. Die
Adlerwerke hatten zwei Motoren, einen Vierzylinder
und einen Sechszylindermotor, ausgestellt, und ein Sechszylindermotor befindet sich
im Betrieb. Er war mit einer Lichtdynamo gekuppelt und sei in folgendem etwas näher
beschrieben.
Textabbildung Bd. 325, S. 26
Fig. 5.
Ein besonders bemerkenswertes Konstruktionselement des Adlermotores bildet zunächst
der Zylinder. Wie aus Fig. 5 ersichtlich, ist der
Zylinder samt Zylinderkopf und Ventilkammern B–B aus
geschmiedetem Stahl hergestellt. Durch zweckmäßige Ventilanordnung ist diese
Ausbildung aus einem Stück möglich geworden.
Tabelle 2.
Erbauer
PSnominell
AnzahlderZylinder
Zylind.-Durchm.in mm
Hubmm
Umdreh.i. d. Min.
Gewichtkg
Gaggenau
200
8
165
160
12/1400
–
Körung
72
8
116
126
1400
200
Antoinette
40/50
8
105
105
1500
280
Farcot
8/10
2
80
90
1500
25
Farcot
8/15
2
105
120
1400
32
Farcot
30
8
80
90
1500
65
Clement-Bayard
180
6
155
185
–
–
Adler
100
6
115
135
12/1400
220
Palous & Beuse
301
4
100
130
1500
60
Durch die Anordnung beider Ventile in dem Zylinderkopf wird jegliche Zerklüftung und
Unterteilung des Explosionsraumes vermieden, wodurch die Leistung der Maschine eine
entsprechende Steigerung erfährt. Der Stahlzylinder ist mit dem Kühlmantel C aus Kupferblech umgeben, der in der Mitte
Ausgleichwellen gegen Wärmeausdehnungen besitzt. Das Wasser umspült den ganzen
oberen Teil des Zylinders und die beiden in dem Zylinderkopf befindlichen
Ventilkammern B–B. Der Wassereintritt erfolgt unten am
Kühlmantel, während der Austritt an der höchsten Stelle des Zylinderbodens liegt,
wodurch jede schädliche Dampfbildung innerhalb des Wasserraumes vermieden wird. Die
Anschlußstutzen D sind zugleich als Lagerböcke für eine
über die ganze Zylinderreihe sich erstreckende Welle E
ausgebildet, auf der die Balanzierhebel F zur
Betätigung der Ventile G schwingen. Beide Ventile
sitzen in besonderen Ventilkörben H, die durch die
Mutter J verschraubt sind. Durch Abnahme der Mutter J kann das Ventil samt Ventilkorb herausgenommen und
ausgetauscht werden; diese Ventilauswechslung ist deshalb in sehr kurzer Zeit
möglich. Der Zylinder ist so gestaltet, daß bei einem eventuellen Ventilbruch das
Bruchstück nicht in den Zylinder fallen kann. Die Bewegung sämtlicher Ventile
erfolgt von der Nockenwelle K aus, und zwar wird die
Bewegung auf Stössel L, Stange M und Balancier J übertragen; der
doppelarmige Balancierhebel wirkt auf das Ventil G. Um
den Ventilkorb mit Ventil herausnehmen zu können, wird der Balancier im Scharnier
von der Stoßstange M gelöst und nach Abnahme eines
federnden Stahlringes, der den Balancierhebel auf der Welle achsial sichert, zur
Seite geschoben. Das Motorengehäuse besteht aus dem Oberteil N und dem Unterteil O: das Oberteil bildet
den eigentlichen Tragkörper und trägt die Hauptlager P
für die Kurbelwelle; sie ist siebenfach gelagert. Im Vorderteil sind in einem
Räderkasten die Antriebsräder untergebracht. Die Kurbelwelle überträgt durch
Zahnräder die Bewegung auf die Steuerwelle, mit der die Wasserpumpe direkt gekuppelt
ist. Eine von der Steuerwelle ebenfalls angetriebene Parallelwelle dient zum Antrieb
des Magnetapparates. Der Räderkasten ist nach vorn durch einen Deckel abgeschlossen,
an dem die Wasserpumpe Q montiert ist. Sämtliche Räder
sind eingekapselt und arbeiten ständig in einem Oelbad, was einen ruhigen Gang und
geringsten Verschleiß zur Folge hat.
Zur Zündung dient ein Bosch-Magnetapparat, Type HD für Sechszylindermotoren, der mit ¾ Umdrehungszahl
der Kurbelwelle
läuft. Der für Luftschiffzwecke besonders leicht gebaute Apparat ist mit dem
Verteiler R versehen; dieser Verteiler ist mit der
Oelpumpe S auf gemeinsamer Welle montiert und wird
durch Schraubenräder von der Steuerwelle aus getrieben. Die Zündleitung ist
übersichtlich verlegt, alle Anschlußklemmen sind isoliert; auch die Zündkerzen sind
mit Schutzkapseln umgeben, um jede Funkenbildung zu vermeiden. Es kommt die von den
Adler-Automobilmotoren übernommene patentierte
Zirkulationsschmierung zur Anwendung. Das Motorgehäuseunterteil ist in der bekannten
Weise als Oelbehälter ausgebildet. Das untere Räderpaar der Doppelpumpe S entnimmt das Oel dem Siebraum des Motorunterteiles
und preßt es nach einem Verteilerrohr, von wo aus es den einzelnen Schmierstellen
des Motors unter Druck zugeführt wird. Von dem oberen kleineren Zahnradpaar fließt
das Oel nach dem Schauglas, wo sein Stand jederzeit das richtige Funktionieren der
Schmierung anzeigt. Sobald der Oelspiegel unter das Niveau der oberen Oelpumpe
gesunken ist, bleibt der Oelstrahl im Schauglas aus und zeigt damit den Zeitpunkt
zur Nachfüllung an.
Textabbildung Bd. 325, S. 27
Fig. 6.
Die Zirkulation des Wassers wird durch die am vorderen Gehäusedeckel angebrachte
Zentrifugalpumpe Q bewirkt. Der Kühler ist auch hier
nach der Konstruktion der Adler-Automobilkühler
ausgebildet und besteht aus flachen, vertikalen Rohren von sehr geringer Wandstärke,
die durch Querrippen versteift werden. Die Kühlung wird durch einen kräftigen
Ventilator, der von der Kurbelwelle aus mittels eines Flachriemens angetrieben wird,
unterstützt. Durch exzentrische Lagerung des Ventilators ist der Ventilatorriemen
nachstellbar. An den Auspuffstutzen ist der Auspufftopf direkt mit kurzen
Anschlußrohren angebracht. Er ist mit einem Kühlmantel versehen, so daß keine
schädliche Erhitzung des Auspufftopfes entstehen kann. Der Vergaser ist als
Zentralvergaser ausgebildet und direkt an das Saugrohr angehängt (s. Fig. 6). Die Zuführung der Hauptluft und der
Zusatzluft erfolgt zentral, so daß infolge der geringen Saugwiderstände eine gute
Motorleistung erzielt wird. Die Regulierung des ganzen Motors wird von einem
Regulatorbock aus bewirkt, an dem sich die verschiedenen Regulierorgane befinden und
zwar die Hebel zur Einstellung der Vergaserdrossel, zur Verstellung der Zusatzluft
und zur Verstellung der Zündung. An der Säule des Regulierbockes ist außerdem das
Schauglas zur Oelkontrolle angebracht.
Nicht allein Automobilfabriken, sondern auch einige andere deutsche Firmen befassen
sich mit dem Bau von leichten Luftschiffmotoren, so Ing. Schneeweis, Frankfurt, Ing. Bucherer, Köln,
Palous & Beuse,
Berlin, ferner stellte auch die belgische Firma, Pipewerke
Brüssel, einen leichten Motor aus. Man kann im großen und ganzen sagen, daß
sich die deutschen Konstrukteure bei dem Bau leichter Motoren vor Entgleisungen
hüteten. Sogenannte Sternmotoren, wie sie E. Rumpler in
D. p. J. 1909, Bd. 324 S. 7 beschrieb, sind auf der „IIa“ nicht ausgestellt.
Es soll davon abgesehen werden, alle auf der „IIa“ ausgestellten Motoren zu
beschreiben, besonders weil die Motoren einander sehr ähnlich sehen; nur die
Leitsätze sollen kurz bezeichnet werden, die von unseren deutschen Konstrukteuren im
Bau von Flugschiffmotoren befolgt wurden. Die auf der „IIa“ ausgestellten
deutschen Luftschiffmotoren unterscheiden sich meist dadurch von Automobilmotoren,
daß man die Umlaufzahlen gesteigert hat. Umdrehungen von 14–1800 i. d. Min. und
Kolbengeschwindigkeiten bis zu 6 und 7 m i. d. Sek. gelten als zulässig. Es werden
viele kleinere Zylinder an Stelle eines oder mehrerer großer Zylinder angewendet
(vielfach acht Zylinder statt vier Zylinder) und bei Körting-Motoren je vier Zylinder einander gegenübergesetzt. Durch
entsprechende Zündungsreihenfolge erhält man z.B. bei acht Zylindermotoren ein
konstantes Drehmoment und ein schweres Schwungrad wird entbehrlich. Die
Luftschiffmotoren sind gewöhnlich mit den Luftschrauben starr gekuppelt, und der
Motor ist gewöhnlich voll belastet, im Gegensatz zum Automobilmotor, der
vorübergehend beim Bergfahren gänzlich entlastet arbeitet.
Bei der von Levavasseur mit Erfolg angewendeten
Bauweise, vier Zylinder einander gegenüber anzuordnen, ergeben sich kleine
Kurbelgehäuseabmessungen. Die Steuerung der Saugventile und Auspuffventile wird
hierbei meist durch eine einzige Welle bewirkt, und bei manchen Motoren (von Farcot, Esnault-Pelterie) wird sogar das Auspuff- und
Saugventil eines jeden Zylinders von einem gemeinsamen Stössel gesteuert. Man
beansprucht alle Motorenorgane etwas höher als bei Automobilmotoren und verwendet
Baustoffe, die diesen höheren Beanspruchungen gewachsen sind. Pleuelstangen,
Kurbelwellen, Steuerwellen, Zahnräder, Ventile und Stoßstangen sind gewöhnlich aus
einem hochwertigen Chromnickelstahl, wie er von mehreren Stahlwerken, insbesondere
von der Bismarckhütte in Oberschlesien, erzeugt wird.
Bei leichten Motoren sieht man möglichst von Gußteilen ab und fertigt tunlichst alle
Teile aus dem Vollen. Die etwas teuere Bearbeitung, wie Ausbohren von Kurbelwellen
und Erleichterungslöcher an Pleuelstangen usw., wird dabei in Kauf genommen, soweit
man dadurch in der Lage ist, mit Sicherheit dünnwandige Werkstücke zu erzeugen. An
Stelle gegossener Zylinder verwendet man vielfach einen oben geschlossenen Zylinder,
den man innen und außen bearbeitet, und setzt besondere Kühlmäntel aus Kupferblech
auf (s. Adler-Motor). An Stelle der Gleitlager mit
ihrer hohen Reibungsarbeit treten möglichst Kugellager, die nicht allein den
mechanischen Wirkungsgrad verbessern, sondern auch weniger Schmiermittel bedürfen
und nicht warm laufen. Vielfach wird der Zylinder nicht durch Wasser, sondern auch durch
Luft gekühlt, wodurch sich besondere Kühlapparate erübrigen, obwohl im allgemeinen
die Wasserkühlung besser ist. Die Betriebsbedingungen bei Flugschiffmotoren sind
etwas anders als bei Automobilmotoren, da die Flugschiffmotoren mit starr
gekuppelten Schrauben stark belastet sind und ferner die Leistung der Motore
schwankt. In einer Höhe von 5000 m leistet z.B. ein 33 PS-Motor nur noch die Hälfte,
außerdem herrscht in großen Höhen eine starke Kälte und das Wasser in
wassergekühlten Motoren sowie das Oel in den Oelleitungen kann leicht gefrieren. Ein
Luftschiffmotor muß so gebaut sein, daß er auch in stark geneigter Lage noch
arbeitet. Die Militär-Luftschiffabteilung schreibt vor, daß der Motor bei 20°
Neigung noch tadellos arbeitet, weshalb das Untergehäuse eines Motors entsprechend
auszubilden ist. Wenn das Oel durch Pumpen unten abgepumpt, in eine tiefer gelegene
Sammelschale geleitet und von da wieder in den Zylinderraum geführt wird, kann es
bei geneigter Lage des Gehäuses nicht den einen oder anderen Zylinder überschwemmen.
Die Konstruktion von leichten Flugschiffmotoren kann noch nicht als
abgeschlossen gelten, da einerseits durch hochwertige und doch leichte Baustoffe,
wie Aluminium-Magnesiumlegierungen, durch explosionskräftigere Brennstoffe,
vielleicht auch durch Verbesserungen der Triebwerke noch mancher Fortschritt zu
erhoffen ist.
Im allgemeinen hat man keine Neigung, den Viertaktmotor zu verlassen und den
Zweitaktmotor zu pflegen, und auch von Gasturbinen kann zurzeit noch nichts erwartet
werden. Es ist aber nicht ausgeschlossen, daß man den Wirkungsgrad der leichten
Viertaktmotoren, bei denen heute 22 v. H. der Kalorien, die bei Anwendung von
Leuchtbenzin von 680–700 spez. Gewicht gewonnen werden, weiter verbessert. Es gehen
heute etwa 78 v. H. (38 v. H. durch die Auspuffgase und 38 v. H. durch die
Wasserkühlung) verloren. Es ist wohl noch möglich, die Kühlungsverluste zu
reduzieren und durch gute Zündapparate und verbesserte Vergaser eine bessere
Verbrennung der flüssigen Brennstoffe zu erzielen.
(Fortsetzung folgt.)