Titel: | Die Internationale Luftschiffahrt-Ausstellung in Frankfurt a. Main 1909. |
Autor: | August Bauschlicher |
Fundstelle: | Band 325, Jahrgang 1910, S. 57 |
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Die Internationale Luftschiffahrt-Ausstellung in
Frankfurt a. Main 1909.
Von August Bauschlicher, Zivilingenieur,
Frankfurt a. Main.
(Schluß von S. 43 d. Bd.)
Die internationale Luftschiffahrt-Ausstellung in Frankfurt a. Main
1909.
Von erheblichem Interesse für die Triebwerke des Flugmaschinenbaues sind auch
besonders leichte Kugellager, da fraglos beim Motor durch Anwendung der Kugellager
dessen Betriebssicherheit gewinnt, da Kugellager nicht fressen, wie auch deren
Reibungsarbeit geringer ist als bei Gleitlager. Ich habe für die Zwecke des
Flugmaschinenbaues zwei leichte Spezialkugellager geschaffen (nach Fig. 11 und 12),
wovon sich das eine nach Fig. 11 dadurch
kennzeichnet, daß der äußere Laufring aus Gußstahlblech ist, vier Löcher zum
Anflanschen besitzt, wie auch der innere Laufring soweit wie möglich ausgespart ist.
Fig. 12 stellt ein stärkeres Kugellager für
höhere Belastungen dar. Dasselbe unterscheidet sich insofern von dem ersteren nach
Fig. 11, als der äußere Laufring mehr eine
⊤förmige Form erhält. Es sind zwar auch wieder vier Löcher zum Anflanschen
vorgesehen, und der Befestigungsflansch ist sehr dünn gehalten, aber die Rippen
vermögen auch seitliche Beanspruchungen besser aufzunehmen. Diese Flanschenlager
gestatten einen einfachen Einbau in das Motorengehäuse, ohne daß besondere Gehäuse
oder Befestigungsdeckel notwendig wären.
Textabbildung Bd. 325, S. 57
Fig. 11. Maßstab 1 : 3.
Eine sehr wichtige Rolle im Flugschiffbau spielen auch die Zahnräder. Die Gleitzähne
üben bekanntlich unter sich eine beträchtliche Zahnreibung aus, außerdem hat man bei
hochbeanspruchten sehr leichten Maschinenteilen mit fortwährenden Vibrationen zu
rechnen. Die Zahndrücke verursachen allerlei Durchbiegungen und von einer
Zahnauflage längs einer Linie ist bei breiten Gleitzähnen kaum die Rede. Der
Verfasser dieser Zeilen hat deshalb eine neue Art von Verzahnungen geschaffen, bei
der ein kugelig ausgebildeter Zahn drehbar zwischen zwei Scheiben lagert und mit
einem relativ schmalen Gleitzahnrad zusammenarbeitet. Es tritt hierdurch an der
Zahndruckstelle keine Gleitreibung, sondern eine rollende Reibung auf. Außerdem
berührt der kugelige Zapfen das Gegenrad nur an Punkten und diese Punktberührung
gestattet, daß sich die Eingriffslage der Räder etwas ändern, d.h., daß sich die
Welle auch stark durchbiegen kann, ohne daß dadurch der Eingriff merkbar darunter
leiden würde.
Bei kugeligen Zahnrädern nach Fig. 13 tritt in jeder
Stellung des Zahnrades eine Punktberührung auf, und auf diese Weise ist ein
Universalrad geschaffen, das sowohl für Kegelräderantriebe als auch für
Stirnräderantriebe angewendet werden kann. Für beide Antriebsarten kann dieselbe
Kugelzapfenform samt der zugehörigen Gleitzahnform bestehen bleiben. Es ist noch
anzumerken, daß die Kugelzapfen in eigentümlicher Weise gelagert sind, derart,
daß die kugeligen Zapfenenden einerseits in der Zahnscheibe an Punkten
auflaufen, und daß sie andererseits in der zylindrischen Bohrung linear aufliegen.
Diese Zapfenlagerung ist aus dem Grunde gewählt, damit bei etwaigen
Arbeitsungenauigkeiten in der Herstellung der beiden Zahnscheiben und bei
Durchbiegung der Zapfen stets eine gleichmäßige Zapfenanlage stattfindet und ein
Ecken der Zapfen ausgeschlossen ist.
Textabbildung Bd. 325, S. 57
Fig. 12. Maßstab 1 : 3.
Eine gleich große Bedeutung für den Flugmaschinenbau haben auch vorzügliche
Kettenkonstruktionen. Man verwendet Ketten sowohl zur Uebertragung der motorischen
Kraft auf die Schrauben, als auch zum Antrieb der Steuervorrichtungen, Ventilatoren,
Magnetapparaten, Oelpumpen eines Motors. Im allgemeinen kann man sagen, daß die
bestehenden Ketten, insbesondere die Rollenketten, ihren Zweck ganz gut erfüllen. Es
seien hier besonders die Renoldschen Ketten für
schnellaufende Getriebe erwähnt.s. D. p. J.
1903, Bd. 318, S. 441 u. 1907, Bd. 322, S. 699. Immerhin sind
diese Ketten sehr schwer, und die einzelnen Glieder zeigen im Laufe der Jahre in den
Gliedern einen starken Verschleiß. Die Kette streckt sich, und eine gestreckte Kette
arbeitet sehr geräuschvoll. Die Riemenübertragung scheidet für die Zwecke des
Flugschiffbaues vollkommen aus, da sich ein Riemen durch den Einfluß der Nässe und
durch die abwechselnde Sonnenwärme in der Länge fortwährend ändert. Auch im
Automobilbau hat man ungünstige Erfahrungen mit dem Riemen gemacht. Auch dort ist er
durch Ketten oder Gelenkwellenantriebe ersetzt worden.
Textabbildung Bd. 325, S. 57
Fig. 13. Maßstab 1 : 2.
Wohl hat man durch den Stahlbandantrieb von Eloesser die
Mängel der Lederriemen oder Gummiriemen, das ist das Strecken derselben, beseitigt.
Der Stahlbandantrieb befriedigt auch in allen jenen Fällen, wo starke
Temperatureinflüsse zu fürchten sind. Graf von Zeppelin
verwendet ja ebenfalls Stahlband als Kraftübertragungsmittel. Es ist aber immerhin
noch eine starke Zugspannung zur Erzielung für die zur Uebertragung der Arbeit
erforderliche Reibung notwendig. Um nun diese Reibung wegzuschaffen, habe ich eine
gliederlose Bandkette nach Fig. 14 konstruiert. Die
Konstruktion dieser Kette ist dadurch gekennzeichnet, daß in Stahlstreifen von 0,3–1
mm Stärke und entsprechender Breite ovale Schlitze gestanzt werden und daß in diese
Schlitze parabolisch gestaltete, gehärtete Stiftenfortsätze, welche in die
Riemenscheiben eingeschlagen sind, eingreifen und somit diese Stifte das gelochte
Stahlband positiv antreiben. Man kann also das Stahlband spannungslos um die
Scheiben legen, da die Stifte die Ketten mitnehmen. Gleichzeitig überträgt auch das
Band einen Teil der Kraft durch Reibung. Zur Uebertragung kleiner Kräfte sind
breitere Bänder und zwei Stiften- reihen vorgesehen.
Textabbildung Bd. 325, S. 58
Fig. 14.
Es sei nebenbei bemerkt, daß die im Stand der Automobiltechnischen Gesellschaft auf der „IIa“ ausgestellten
Bandketten während der Ausstellung auf einer Exzenterpresse mit selbsttätigem
Materialvorschub im Stande der Firma L. Schuler in
Göppingen i. Württemberg erzeugt wurden.
Nächst dem Motor sind heute die Schrauben das wichtigste mechanische Organ eines
Flugschiffes. Es ist bemerkenswert, daß sich die zweiflügige Schraube fast allgemein
durchsetzt und bei Flugapparaten möglichst nur immer eine Schraube zur Anwendung
gelangt, während bei Lenkballons meist 2–4 Schrauben verwendet werden. Ferner ist es
eigentümlich, daß Stahlschrauben vielfach durch Holzschrauben ersetzt werden.
Textabbildung Bd. 325, S. 58
Fig. 15.
Chauvière-Paris baut bekanntlich Holzschrauben, die aus
mehreren Stücken zusammengesetzt sind und die, wie die Versuche ergeben, recht fest
sind. Auf der „IIa“ war eine Holzschraube von Chauvière ausgestellt.
Wenn auch die Blechschraube gegenwärtig noch nicht so gut als die Holzschraube
erscheint, so ist Holz als ein unter Witterungseinflüssen stark leidender Baustoff
für Schrauben doch nicht das Richtige. Wenn Stahlblechschrauben brechen, so liegt
das nur an der ungenügenden Befestigung der Flügel.
Die Firma Rudolf Chillingworth in Nürnberg fertigte
daher hohle Schrauben aus Blech an, die, wie die Proben bewiesen haben, recht stabil
sind. Die Firma baut die Schrauben in mehreren Ausführungsformen und hat besonders
auf den guten Verband der Flügelwurzel mit der Nabe geachtet. Da sich einfaches
Blech an der Wurzel biegt, wurde, wie Fig. 15 zeigt,
ein einzelner Flügel aus zwei Blechen gebildet, die an den Paßstellen, wo sie
aneinander anschlagen, autogen geschweißt sind. Die Flügel kennzeichnen sich
daher durch günstige geschlossene Hohlquerschnitte und scheinen ein ausreichendes
Widerstandsmoment zu haben.
Nächst der Schraube interessieren uns auch die Zubehörapparate für den Motor,
insbesondere die magnetischen Zündapparate, Vergaser usw. Kühlapparate und Vergaser
wurden von verschiedenen Seiten ausgestellt, und es ist besonders zu erwähnen, daß
für Luftschiffmotore Hochspannungszündung vorherrschend ist, bei der durch einen
Magnetapparat indizierte Ströme erzeugt werden, die in den bekannten Zündkerzen im
Zylinder in Form von sehr heißen Funken überspringen. Derartige Apparate werden oft
vielfach noch in Verbindung mit einer Akkumulatorenbatterie benutzt und zu Anfang
beim Anlassen des Motores Batteriestrom verwendet; nachdem der Motor auf richtige
Tourenzahl gekommen ist und der Magnetapparat eine genügende Ankergeschwindigkeit
besitzt, wird auf Magnetzündung umgeschaltet.
Es hatten die führenden Firmen wie Robert Bosch in
Stuttgart, Ernst Eisemann & Co. in Stuttgart, Mea
Zündapparate-Gesellschaft in Stuttgart, Taunus-Zünderfabrik, G. m. b. H., Frankfurt a. M., leichte Magnetapparate
ausgestellt, die 6–7 kg wiegen und dabei für die Zündung von sechs- und
achtzylindrigen Motoren geeignet sind.
Auf die Detailkonstruktion der Zündapparate näher einzugehen, soll verzichtet werden,
da deren Konstruktion bereits zur Genüge bekannt ist. Bis auf einige
Gewichtserleichterungen hat man auch an den Konstruktionen für die Zwecke des
Flugschiffbaues nichts geändert.
Das Gleiche gilt auch von den Vergasern. Nur wäre hier hervorzuheben, daß an
verschiedenen Stellen versucht wird, Vergaser ohne Schwimmerregulierung des Benzins
zu bauen und dieselben für verschiedene Brennstoffe, auch für schwer zu vergasende
Benzole brauchbar zu machen.
Diesen Forderungen scheint der von Ingenieur Fritz Dürr
in Frankfurt a. M. geschaffene Vergaser sehr zu entsprechen, auf deren
Detailkonstruktion aber wegen der vielerlei Fragen, die dabei zu erörtern wären,
ebenfalls nicht näher eingegangen werden soll. Bemerkt sei noch, daß bei
verschiedenen Motoren von einem Vergaser überhaupt abgesehen wird, und daß vielfach
Benzin durch Nadelventile in die Saugrohre eingelassen wird, wie es Levavasseur bei dem Antoinette-Motor macht. Wohl ist diese Vorrichtung einfach, aber die
Regulierung der Brennstoffzufuhr ist nicht ganz zuverlässig. Der besondere Vergaser
ist als betriebssicherer anzusehen.
Textabbildung Bd. 325, S. 58
Fig. 16.
Neue Gedanken entwickelte man auch im Bau von Kühlapparaten, und es seien
insbesondere die Kühlapparate der Firma Basse & Selve in Altena in Westfalen erwähnt, die statt aus
Messing aus Aluminium bestehen. Das Leitungsvermögen von Aluminium ist besser als
das von Messing. Setzt man letzteres gleich 100, so beträgt es für Kupfer 300 und
für Aluminium 180. Außerdem ist das Gewicht des Aluminiumkühlers nur fast ein
Drittel von dem eines Messingkühlers.
Die Firma Basse & Selve wendet eine originelle Detailkonstruktion für die Verbindung der
Kühlrohre mit den Stirnwänden des Kühlers an, indem sie Aluminiumrohre von 10 mm
lichter Weite und 0,2 mm Wandstärke durch Dorne fest in die etwa 2 mm starken
Stirnwände einpreßt. Der Dichtungsdruck wird durch einen schlanken konischen Dorn
erzeugt (s. Fig. 16). Fig.
17 zeigt einen nach dieser Konstruktion gebauten Kühler für das Großsche Militärluftschiff, der bei einem Eigengewicht
von 50 kg für einen Motor von 150 PS ausreichen soll. Neuerdings stellt die Firma
auch Versuche mit gelöteten Aluminiumrohren an, die bereits gute Erfolge zeitigen
sollen.
Textabbildung Bd. 325, S. 59
Fig. 17. Kühlapparat aus Aluminium von Basse & Selve.
Textabbildung Bd. 325, S. 59
Fig. 18. Luftventil für den Parsevalballon aus Aluminium.
Interessant ist auch das aus Aluminium bestehende Ventil für den Parseval-Ballon nach Fig.
18. Bekanntlich pumpt beim Parseval-Ballon
ein Ventilator Luft abwechselnd in die im Ballon angeordneten beiden Luftsäcke. Das
Luftventil wird je nach Art der Ballonlage umgesteuert, derart, daß Drosselklappen
die eine oder die andere Leitung freigeben und in einen Luftsack Luft eingepumpt
wird, während aus dem anderen Luftsack Luft entweicht.
Textabbildung Bd. 325, S. 59
Fig. 19 u. 20. Ventil und Schutzhaube geöffnet.
Ein wichtiges Maschinenelement des unstarren Ballons und auch des Freiballons ist
auch das Ballonventil nach Fig. 19, wie es die
Ballonfabrik August Riedinger in Augsburg schon seit
Jahren mit Erfolg ausführt. Das eigentliche Ventil trägt bei c einen eingelassenen Dichtungsring. Das Ventil b wird durch Drahtseile, die sich um federnde Rollen wickeln, an den
Ventilrahmen e gezogen. Fig. 19 und 20 zeigen
das geöffnete Ventil und die obere geöffnete Schneeschutzhaube, während Fig. 21 das geschlossene Ventil und die geschlossene
Schneeschutzhaube darstellt. Fig. 22 zeigt die
Scharnierausbildung der Schutzhaubengitter und die sie niederziehende Feder.
Die Vereinigten Gummiwarenfabriken, Harburg-Wien haben
ein anderes Ballonventil geschaffen, das sich dadurch kennzeichnet, daß die
Ventilklappe nicht durch Drahtseile, sondern durch vier Nürnberger Scheren geführt
wird, wie dies in Fig. 23 zu ersehen ist.
Die übrigen Ballonzubehörteile wie viereckige Gondeln aus Weidengeflecht, Gondelringe
für Freiballons, Kabel und Seile zum Befestigen der Gondeln möchte ich, weil zu
bekannt, nicht besprechen, zumal diese Teile auch durch die gänzlich veränderte
Gondelkonstruktion der Lenkballons an technischem Interesse verlieren. Höchstens
wäre eine von Ingenieur Rodeck gebaute dreieckige
Gondel zu erwähnen, die, weil an drei Punkten aufgehängt, statisch besser bestimmt
ist als die an vier Punkten aufgehängte Gondel.
Textabbildung Bd. 325, S. 59
Fig. 21. Ventil und Schutzhaube geschlossen.
Dagegen sollen im folgenden noch einige wichtige Elemente der Flugapparate
beschrieben werden. Zunächst seien hier Laufradnaben für die Laufräder der
Flugapparate erwähnt, die sich im allgemeinen mit der Konstruktion der Fahrradnaben
decken. Der Verfasser hat eine vereinfachte Form von Laufradnaben konstruiert, bei
der die Laufradnabe nur aus dem den Kugellauf enhaltenden Nabenkörper, den
Tragkugeln und einer Achse besteht, in die ebenfalls die Kugellaufrillen
eingestochen sind (s. Fig. 24). Für diese Nabe und
die Achse ist
Nickelchromstahl N. C. 4 der Bismarckhütte verwendet
worden. Die Achse ist zur Verminderung des Gewichts ausgebohrt und zur Aufnahme von
Schmiermitteln eingerichtet. Die vordere Verschlußschraube dient zum Verschluß des
Erleichterungsloches.
Textabbildung Bd. 325, S. 60
Fig. 22.
Ein wichtiges Maschinenglied für Flugapparate sind auch geeignete Verbindungen, und
es sei eine Klemmverbindung zum Verbinden von Stahlrohren event. auch Bambusrohren
(Baurat Rudolf Chillingworth) nach Fig. 25 gezeigt. Auf die genaue Beschreibung der
Detailkonstruktion soll verzichtet werden und es sei hier nur erwähnt, daß die
Verbindung ungeteilter Rohre immer etwas umständliche Verbindungsglieder erfordert.
Geschnittene Hölzer, die durch Zapfung verbunden werden und bei denen die
Verbindungsstellen durch Eckwinkel oder Beschläge verstärkt werden, sind vielfach
vorzuziehen.
Textabbildung Bd. 325, S. 60
Fig. 23. Ballonventil der Vereinigten Gummifabriken Harburg-Wien.
Zivilingenieur Oskar Ursinus, Frankfurt a. M., hatte
ebenfalls Kreuzverbindungen für Bambusrohre ausgestellt. Man kommt aber stets zu
verwickelten Konstruktionen, wie man auch die Klemmverbindungen ausbilden mag.
Textabbildung Bd. 325, S. 60
Fig. 24.
Da auch die Frage einer leichten Karosserie und eines bequemen Sitzes bei
Flugapparaten in Erwägung gezogen werden muß, hatte ich einen leichten Sitz nach
einem neuen Hohlbausystem ausgestellt, der bei gleicher Festigkeit wesentlich
leichter als die bisherigen Automobilsitze ist. Der Sitz nach der Fig. 26 besteht aus einem durchlaufenden Holzrahmen,
der vollkommen hohl ist. Die Rahmenhölzer sind aus zwei Teilen. Sie werden gebogen,
ausgehöhlt und dann miteinander verleimt. An abgesetzte Innen- und Außenseiten des
Holzrahmens nach Fig. 27 werden dünne
Aluminiumbleche von etwa 0,5 mm Stärke angeschlagen, wodurch der Oberrahmen mit dem
Unterrahmen versteift wird, ohne daß besondere Stützleisten notwendig wären.
Der Sitzrahmen besteht ebenfalls aus ausgehöhlten zweiteiligen Leisten, und es
schließen an eine vordere Querleiste zweiteilige hohle Holzstreben radial an. Die
beiden Aluminiumbleche sind derart in den Rahmen eingelassen, daß noch innere
Holzflächen zum Annageln des Polstermaterials und noch äußere Zierleisten übrig
bleiben. Bei reinen Blechsitzen bereitet die Anbringung von Polstermaterial
Schwierigkeiten, die durch diese Konstruktionen behoben sind. Es sei noch bemerkt,
daß zwischen den zwei Blechen ein Luftraum besteht, der die Wärme schlecht
weiterleitet. Das Gewicht dieses Sitzes beträgt 5,8 kg und ist um die Hälfte
geringer wie ein Automobilsitz mit gleichen Abmessungen. Bei Verwendung von
Aluminium-Magnesium-Blechen mit einem spez. Gewicht von 1,8 wäre noch eine weitere
Gewichtserleichterung möglich. Der ausgestellte Sitz wurde von den Karosseriewerken Georg Kruck in Frankfurt a. M.
ausgeführt.
Textabbildung Bd. 325, S. 60
Fig. 25.
Textabbildung Bd. 325, S. 60
Fig. 26.
Textabbildung Bd. 325, S. 60
Fig. 27.
Daß Holz als Konstruktionsmaterial ganz vorzüglich sein kann, zeigen verschiedene
Gitterelemente des Ingenieur Gustav le Bell in Essen.
Es werden sowohl Säulen und Träger, als auch eigentliche Gestelle für Tragflächen
aus dünnen Holzstäbchen quadratischen oder rechteckigen Querschnitts
zusammengesetzt. Die enorme Tragkraft solcher Holzgitterträger geht daraus hervor,
daß ein Träger mit einer Sprengweite von 2 m, einer Gitterhöhe von 200 mm, einer
Gitterbreite von etwa 80 mm und einer Stärke von 5 mm der einzelnen Trägerglieder
eine gleichmäßige Belastung von sechs nebeneinander aufgehängten Gewichten von 150
kg aushielt, ohne zu brechen. Eine Durchbiegung der Holzträger fand allerdings
statt, die aber durchaus natürlich erschien. Gerade für Flugmaschinen sind federnde
Glieder durchaus erwünscht und ganz starren Konstruktionen vorzuziehen.