Titel: | Der Reguliervorgang beim direkt gesteuerten hydrostatischen Turbinenregulator mit nachgiebiger Rückführung (Isodromregulator). |
Autor: | Heinrich Haake |
Fundstelle: | Band 325, Jahrgang 1910, S. 72 |
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Der Reguliervorgang beim direkt gesteuerten
hydrostatischen Turbinenregulator mit nachgiebiger Rückführung
(Isodromregulator).
Von Dipl.-Ing. Heinrich Haake, Preußisch
Oldendorf.
(Schluß von S. 56 d. Bd.)
Der Reguliervorgang beim direkt gesteuerten hydrostatischen
Turbinenregulator usw.
Ergebnis der theoretischen Untersuchung.
Die Konstruktionskonstanten des direkt gesteuerten hydrostatischen Regulators mit
starrer und nachgiebiger Rückführung lassen sich zusammenfassen zu zwei Größen,
deren Verhältnis zueinander allein bestimmend ist für die Art der Reguliervorgänge,
und die in gleicher Weise abhängen von dem Widerstandskoeffizienten der
Arbeitsflüssigkeit im veränderlichen Querschnitt des Steuerventils und von der für
die Erzeugung von Geschwindigkeit in diesem Querschnitt zur Verfügung stehenden
Druckhöhe. Zeichnet man ein Koordinatensystem, welches diese beiden Größen als
Achsen hat, so kann man darin jede Regulierung der angegebenen Art durch eine gerade
Linie darstellen und mit Hilfe von deren Richtung und Endpunkten die Eigenart der
Reguliervorgänge kennzeichnen, d.h. die Grenzzustände bestimmen, zwischen denen die
gesamten Vorgänge liegen.
Andere Isodromvorrichtungen.
Bisher hatten wir für die Isodromvorrichtung das Schema der Fig. 1, also Reibscheibe und Schraube vorausgesetzt. Es soll nun gezeigt
werden, daß die abgeleiteten Formeln auch auf andere konstruktive Ausführungen des
nachgiebigen Gliedes angewendet werden können. Fig.
11, 12 und 13 stellen die nun zu betrachtenden Anordnungen dar.
Fig. 11 zeigt einen Oelkatarakt, welcher durch Federn
in seiner Mittellage gehalten wird. Die Stange S und
der Punkt 0 entsprechen der Fig. 1. Der kleine
Kolben des Kataraktes ist durch die Stange 5 starr verbunden mit dem Kolben des
Arbeitszylinders. Wir greifen einen beliebigen Moment während eines
Reguliervorganges heraus und nehmen an, daß der Kolben sich mit der Geschwindigkeit
\frac{d\,k}{d\,t} und Punkt O mit \frac{d\,z}{d\,t} bewegen, dann muß die
Relativgeschwindigkeit des Kataraktkolbens
\frac{d\,s}{d\,t}=\frac{d\,k}{d\,t}=\frac{d\,z}{d\,t}
sein; damit haben wir die Gleichung 5.
Textabbildung Bd. 325, S. 71
Fig. 11.
Textabbildung Bd. 325, S. 71
Fig. 12.
Textabbildung Bd. 325, S. 71
Fig. 13.
Die Drücke, welche die beiden Federn auf den Katarakt ausüben, heben sich in der
Mittellage gegenseitig auf; aber bei einer Verschiebung des Kataraktes werden sie ungleich und
suchen denselben in die Mittellage zurückzubringen. Die dabei auftretende Federkraft
ist direkt proportional dem Abstande von der Mittellage, welcher durch die Größe z gemessen werden kann. Ist also a die Federkonstante der Vorrichtung, so ergibt sich
stets eine Kraft: P1
= α . z. Innerhalb des Kataraktes herrscht auf beiden
Seiten des Kolbens der gleiche Druck, so lange die relative Geschwindigkeit
\frac{d\,s}{d\,t}=0 ist. Beide Zylinderenden seien durch eine
röhrenartige Umführung vom Querschnitt f miteinander
verbunden; es tritt also, wenn F1 die Fläche des Kolbens darstellt und der
Querschnitt der Kolbenstange vernachlässigt wird, in der Umführung die
Geschwindigkeit auf:
w'=\frac{d\,s}{d\,t}\,.\,\frac{F^1}{f^1}.
Nach Versuchen von Camerer ist
der Fließwidersand von Oel in Röhren direkt proportional der Geschwindigkeit,
solange diese eine gewisse kritische Grenze nicht überschreitet (Zeitschr. f. d.
ges. Turbinenwesen 1907). Den Ueberdruck auf einer Seite des Kolbens können wir also
direkt proportional w' setzen. Nennen wir p' den gesamten Kataraktdruck für w' = 1 m/sec, so ergibt sich der tatsächliche Druck
P_2=w'\,p'=p'\,\frac{F_1}{f_1}\,\frac{d\,s}{d\,t}
Damit Gleichgewicht herrscht, müssen Federdruck und Oeldruck
sich gleich sein, also P1 = P2,
d.h.
a\,.\,z=p'\,\frac{F^1}{f^1}\,.\,\frac{d\,s}{d\,t}.
das führt wieder auf eine Gleichung von der Form;
\frac{d\,s}{d\,t}=\Psi\,.\,z,
so daß also diese Anordnung auf das frühere Schema
zurückgeführt ist.
Fig. 12 stellt eine von der Lombard Governor Comp. ausgeführte Bauart des nachgiebigen Gliedes dar.
Die Wirkungsweise ist genau die gleiche wie bei der eben beschriebenen
Isodromvorrichtung, nur wird die Rückführung durch Verdrehen der durch
Schraubengewinde mit dem Tachometergestänge verbundenen Ventilspindel bewirkt. Hier
aber ist die der Verschiebung widerstehende Federkraft in der Mittellage des
Kataraktes nicht = 0, sondern der Anfangsspannung der Feder gleich. Bezeichnen wir
diese mit α0, so
erhalten wir für den Gleichgewichtszustand die Gleichung:
a_0+a\,z=p'\,\frac{F^1}{f^1}\,.\,\frac{d\,s}{d\,s}
und daraus
\frac{d\,s}{d\,t}=\Psi\,z+a_0\,\frac{p'\,.\,f^1}{F^1}
Es kommt also ein konstantes Glied hinzu. Solange
\frac{d\,s}{d\,t} kleiner ist als dieses, findet eine
Bewegung des Punktes O nicht statt, wir haben dann
keine Rückführung. Nun müssen wir aber bedenken, daß wir die Reibungen des Kolbens
und der Kolbenstange im Oelkatarakt ganz vernachlässigt haben. Die Feder soll
bewirken, daß dieser Widerstand überwunden und der Katarakt sicher in die Mittellage
zurückgebracht wird; es wird also zu diesem Zweck genügen, wenn ihre Kraft in der
Mittellage gerade die Reibungswiderstände überwindet. Es ist dann mit sehr
großer Genauigkeit zu schreiben:
\frac{d\,s}{d\,t}=\Psi\,.\,z.
Somit stimmt bei der angegebenen Anfangsspannung der Feder dieser Regulator noch
genauer mit dem früheren Schema überein, als die zuvor besprochene Anordnung. Die
Gleichung
\frac{d\,k}{d\,t}=\frac{d\,z}{d\,t}+\frac{d\,s}{d\,t}
gilt auch hier, wie die Figur erkennen läßt.
Textabbildung Bd. 325, S. 72
Fig. 14. Tachogramme eines von der Firma Briegleb, Hansen & Comp. für das
Elektrizitätswerk der Stadt Eschwege ausgeführten Isodromregulators.
Interessant ist noch die Isodromvorrichtung, welche von der Sturgess Governor Comp. gebaut wird und in Fig.
13 schematisch dargestellt ist. Hier wird der Punkt O dadurch zurückgebracht, daß der Oelkatarakt mit einem
kleinen Steuerschieber versehen ist, der nur in der Mittellage, beide Seiten des
Zylinders von der Druckleitung absperrt. Stellt f1
= x . b den veränderlichen Durchlassquerschnitt dar und
ist die Geschwindigkeit in diesem Querschnitt = w', so
ergibt mit den Bezeichnungen der Fig. 13 für die
Relativgeschwindigkeit des Kolbens:
F^1\,\frac{d\,s}{d\,t}=f^1\,.\,w'=x\,.\,b\,.\,w'
und daraus, weil Punkt A fest und
deshalb
x=z\,.\,\frac{b_1+b_2}{b_2}
ist,
\frac{d\,s}{d\,t}=\frac{b_1+b_2}{b_2}\,.\,\frac{b\,.\,w'}{F^1}\,.\,z.
Das ist wiederum ein Ausdruck von der Form
\frac{d\,s}{d\,t}=\Psi\,z.
Hier auf die Veränderlichkeit des Durchflusskoeffizienten Rücksicht zu nehmen, hat
keinen praktischen Zweck.
\frac{d\,k}{d\,t}=\frac{d\,z}{d\,t}+\frac{d\,s}{d\,t}
braucht auch hier nicht besonders abgeleitet zu werden. Beim
Sturgess Regulator wirkt die Rückführung nicht
direkt auf das Steuerventil ein, sondern verstellt von Punkt B aus die Antriebsriemenscheibe des Tachometers in ihrem Durchmesser und
gewinnt so Einfluss auf die Muffenverschiebung und damit das Steuerventil. Da B stets in seine Ruhelage zurückgeführt wird, kehrt
auch die Umdrehungszahl für den Beharrungszustand zu der ursprünglichen zurück. Die
Beziehungen zwischen den Verschiebungen des Punktes B
der Umdrehungszahl des Tachometers und der Muffenbewegung sind linear, somit gelten
dafür die Gleichungen, welche früher abgeleitet worden sind. Diese Hinweise mögen
hier genügen, ausführliche Beschreibung von modernen Turbinenregulatoren sind
zusammengestellt worden von A. Budau (Zeitschr. f.
Elektrotechnik und Maschinenbau, Wien 1908, Heft 1 und 2. In dem gleichen Jahrgange
dieser Zeitschrift, Heft 11 u. 12, findet sich eine von R.
Löwy verfaßte Abhandlung über den Reguliervorgang bei modernen indirekt
wirkenden hydraulischen Turbinen-Regulatoren, welcher die sogenannte konstante
Schlußzeit zu Grunde liegt).
Tachogramme eines ausgeführten Isodromregulators.
Zum Schluß wollen wir einige Tachogramme betrachten, die an einem von der Firma Briegleb, Hansen
& Comp. für das Elektrizitätswerk der Stadt
Eschwege gelieferten Regulator mit mechanischer Tourenrückführung aufgenommen worden
sind (Fig. 14). Das Original war von Herrn Geheimrat
Pfarr für die Zwecke dieser Arbeit dem Verfasser
zur Verfügung gestellt worden. Der Gedanke liegt nahe, einmal nachzusehen, ob denn
diese Tachogramme die Eigenarten zeigen, welche in den vorangehenden theoretischen
Untersuchungen besprochen worden sind. Vergleichen wir zunächst die Reguliervorgänge
bei verschiedener Belastung untereinander, so fällt sofort auf, daß die Zeitdauer
und das charakteristische Bild in allen vier Fällen gleich bleiben, unabhängig von
der Größe der Entlastung, während die Ausschläge selbst den Belastungsänderungen
proportional sind. Die Schwingungen treten als Oberschwingungen auf, der Regulator
gehört also in das Feld mit kleinem w1 der Fig. 4,
Besonders ist zu beachten, daß die Nebenschwingungen verhältnismäßig am größten sind
bei kleinen Belastungsänderungen, bei denen natürlicherweise die Kurve der
Ventileröffnungen flach verlaufen muß und demgemäß die Querschnitte selbst klein
bleiben. Dadurch ist ein großer Widerstandskoeffizient bedingt, und es erklären sich
nach unseren früheren Darlegungen die lebhafteren Schwingungen. Würde man die
Tourenrückführung schneller arbeiten lassen, so müßte der neue Beharrungszustand der
Umdrehungszahl schneller erreicht werden, aber, wie die Art der aufgenommenen Kurven
zeigt, es müßten dann Schwingungen um die Lage des neuen Beharrungszustandes
eintreten, die wir früher mit Hauptschwingungen bezeichnet haben.
Somit erkennen wir, daß die theoretischen Erörterungen uns in den Stand setzen, die
vorliegenden Tachogramme zu verstehen und einen Rückschluß auf die Anordnung des
Reguliergetriebes zu machen. Das gesamte Bild stimmt außerdem mit demjenigen
überein, welches nach der Theorie sich ergeben muß. Wie nun die Einzelheiten des
Regulators am günstigsten auszubilden sind und in welcher Weise aus den
theoretischen Betrachtungen praktischer Nutzen zu ziehen ist, das bleibt dem
Konstrukteur vorbehalten.