Titel: | Beiträge zur Theorie des Reguliervorganges bei direkt wirkenden Regulatoren. |
Autor: | J. Magg |
Fundstelle: | Band 325, Jahrgang 1910, S. 81 |
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Beiträge zur Theorie des Reguliervorganges bei
direkt wirkenden Regulatoren.
Von Dr.-Ing. J. Magg,
Graz.
Beiträge zur Theorie des Reguliervorganges bei direkt wirkenden
Regulatoren.
Es besteht schon eine ziemlich umfangreiche Literatur über das Regulierproblem,
ohne daß jedoch die darin zutage geförderten Erkenntnisse in weite Kreise gedrungen
wären. Dies dürfte wohl hauptsächlich in den nicht unbeträchtlichen mathematischen
Schwierigkeiten begründet liegen, die sich der Behandlung dieses Problems
entgegenstellen, dann aber auch wohl darin, daß die meistens gewählte
Darstellungsweise so abstrakt ist, daß die Mühe, sich darin einzuarbeiten, viele
Leser abschrecken dürfte. Wenn aber irgendwo, so ist es hier notwendig, die
Darstellung auf konkreten, möglichst leicht verständlichen Grundbegriffen
aufzubauen, da es sonst recht schwierig, wenn nicht überhaupt unmöglich wird, die
Wirkungen gewisser Nebeneinflüsse, die den Verlauf des Reguliervorganges oft
wesentlich verändern, leicht faßlich zu erkennen und mathematisch zu beschreiben. –
Man kommt sonst leicht in die Lage, auf die sogenannten „vernünftigen
Ueberlegungen“ angewiesen zu sein, die aber gerade auf diesem Gebiet nur
allzuleicht Trugschlüsse ergeben.
Bezüglich der wichtigen Frage nach der Methode der Untersuchung scheint mir besonders
das Buch von Dr. Rülf bemerkenswert.Dr.-Ing. Benno
Rülf. Der Reguliervorgang bei Dampfmaschinen. Berlin 1902. S. auch
Z. d. V. d. I. 1902, S. 1307. Es ist dort für die Schilderung der
Vorgänge eine überaus anschauliche Darstellungsweise gewählt, die es auch ohne
weiteres ermöglicht, die Wirkungen der Nebeneinflüsse, wie Unempfindlichkeit,
Beharrungsmasse, Dämpfung usw. leicht zu erkennen und rechnungsmäßig
auszudrücken.
Diese Darstellungsweise soll daher in folgendem beibehalten werden; die
Voraussetzungen dagegen, auf denen sich die Betrachtung hier aufbauen soll, sind
andere. – Dr. Rülf verfolgt in seiner Broschüre den
Verlauf des Reguliervorganges an dem speziellen Beispiel einer Dampfmaschine von Hub
zu Hub. – Dadurch wird es aber unmöglich, für einen allgemeinen Fall gültige
Gleichungen aufzustellen, sondern die ziemlich langwierigen Rechnungen müssen für
jeden einzelnen Fall besonders durchgeführt werden – ganz abgesehen davon, daß zur
Erzielung leicht konstruierbarer Ausdrücke eine ganz bestimmte Einstellung der
Oelbremse am Regulator angenommen werden muß, eine Annahme, die bei einer
allgemeinen Behandlung natürlich fallen zu lassen ist.
Was die bei der Rechnung gemachten Voraussetzungen anbetrifft, so muß zur
Ermöglichung einer allgemeinen analytischen Behandlung die Annahme getroffen werden,
daß der Regler in jedem Moment den Zufluß des motorischen Agens beeinflusse und
nicht nur absatzweise. Diese Annahme, deren Berechtigung auf den ersten Blick
vielleicht als zweifelhaft erscheinen möchte, entspricht aber den tatsächlichen
Verhältnissen mehr, als man anfangs zu glauben geneigt ist. Es wird in nachfolgendem
bei der Behandlung des sog. idealen Regulierungsvorganges gezeigt werden, daß sich
an dem Verlauf auch dann, wenn man nur absatzweise Einwirkung des Regulators
annimmt, nichts wesentliches ändert, so daß diese – wie schon bemerkt, für die
Möglichkeit einer allgemeinen Behandlung notwendige – Annahme wohl auch bei
Berücksichtigung der Nebeneinflüsse als zulässig erscheint. – Um übrigens einen
Vergleich leichter zu ermöglichen, habe ich bei der Behandlung eines speziellen
Falles die von Dr. Rülf verwendeten Data größtenteils
beibehalten.
Man ist aber auch noch gezwungen, über den Zusammenhang der einzelnen Größen, die den
Reguliervorgang bestimmen, gewisse Annahmen zu machen. Es sind dies – allgemein
gesprochen – die Zusammenhänge:
1. Der augenblicklichen Geschwindigkeit der Maschine, der
Stellung des Regulators und der dadurch bedingten Stellkraft.
2. Der Stellung des Regulators und der Geschwindigkeit, der
diese als Gleichgewichtslage entspricht.
3. Der Stellung des Regulators und dem dadurch bedingten
Drehmoment an der Maschinenwelle.
Die Gesetze dieser Zusammenhänge sollen als linear angenommen werden. – Dies ist die
Anwendung einer Methode die J. E. Routh in seiner
Dynamik der starren Körper in der Theorie der kleinen Schwingungen zuerst
wissenschaftlich gefaßt hat.Routh. A treatise on the dynamics of a system
of rigid bo dies. Sixth edition, London 1897. Ch. IX. Dabei wird
vorausgesetzt, daß die Veränderungen der Variabeln, die den Ausschlag des
schwingenden Systems – und um ein solches handelt es sich beim Reguliervorgang –
bestimmt, so klein bleiben, daß ihre höheren Potenzen vernachlässigt werden können.
– Diese Annahme, die übrigens bei fast allen bisherigen Behandlungen des
Regulierproblems auch schon gemacht wurde, ermöglicht erst die Darstellung des
Vorganges in der Form von linearen Differentialgleichungen, deren Integration in
geschlossener Form leicht durchzuführen ist. – Die an ausgeführten Anlagen
gewonnenen Versuchsresultate zeigen mit diesen Annahmen so gute Uebereinstimmung,
daß mit Rücksicht auf die durch die rechnungsmäßig ohnedies unkontrollierbaren
Einflüsse bedingte Genauigkeit der Untersuchung diese Voraussetzungen als wohl
zulässig erscheinen.Vergl. auch die
lesenswerte Schrift: Ch. Compère. Étude sur les
régulateurs de vitesse. Paris 1893. (Extrait des mémoires de la société des
ingénieurs civils de France.)
Um nun die Bewegung des Regulators zu beschreiben, benutzen wir einen Punkt der
Regulatormuffe, den wir den Regulatorpunkt nennen, und
dessen Abstand von der Ebene, die senkrecht zu seiner Bewegungsrichtung in der
Ausgangslage der Muffe (Tourenzahl = 0) gelegt werden kann, mit h bezeichnet werde.
Den Punkt, den der Regulatorpunkt einnehmen sollte, wenn seine Stellung der
augenblicklichen Tourenzahl der Maschine entspräche – was während des
Reguliervorganges natürlich im allgemeinen nicht der Fall ist – wollen wir den Motorpunkt nennen, und seinen Abstand von derselben
Ebene, von der wir die h messen, mit hm bezeichnen. – Anders
ausgedrückt ist der Motorpunkt das von der momentanen Tourenzahl der Maschine
bestimmte Anziehungszentrum, dem der Regulatorpunkt zustrebt. Im Beharrungszustande
fallen natürlich Regulator- und Motorpunkt zusammen und trennen sich erst, wenn die
Stellung des Regulators der augenblicklich herrschenden Maschinengeschwindigkeit
nicht mehr entspricht.
Mit Hilfe dieser Definitionen lassen sich nun unter Beachtung der früher gemachten
Voraussetzungen die obenerwähnten Zusammenhänge durch Gleichungen ausdrücken wie
folgt:
P = c1(hm– h) . . . . . (1)
für die Stellkraft P, die auf den
Regulator einwirkt.
ω = ωu + c2
hm . . . . .
(2)
als Zusammenhang zwischen der Tourenzahl der Maschine und der
zugehörigen (hm!) Regulatorstellung. Dabeiseien ω0 und ωu die
Winkelgeschwindigkeiten für oberste und unterste, ω für
eine beliebige Regulatorstellung.
M = Mu– c3h . . . . . (3)
als Ausdruck für das durch die momentane (h!) Regulatorstellung bestimmte
Drehmoment an der Maschinenwelle, wobei Mu und M0 die Drehmomente für die unterste und oberste, M das für eine beliebige Regulatorstellung bedeuten,
c1, c2 und c3 sind Konstante,
deren Werte sich aus den Dimensionen der Maschine und des Regulators leicht
bestimmen lassen.
Der ideale Fall des Reguliervorganges.
Bei der Behandlung dieses Falles werde zuvörderst vom Einfluß der Unempfindlichkeit,
einer Schwingungsdämpfung (Oelbremse) sowie von etwaigen Wirkungen einer
Beharrungsmasse oder des Rückdruckes der Steuerung abgesehen.
Die Maschine befinde sich im Beharrungszustande, entsprechend einer Stellung des
Regulator- (und Motor-) punktes in h1, entsprechend der Tourenzahl ω1 und dem Drehmoment
M1. Zur Zeit t = 0 werde die Maschine nun soweit entlastet, daß der
neuen Belastung die Größen h1, ω1 und M1 im Beharrungszustand
entsprächen.
Nach Verlauf der Zeit t sei das Drehmoment M, die Winkelgeschwindigkeit ω, die Lage des Regulatorpunktes h, jene des
Motorpunktes hm. Da
nach Gleichung (3)
M = Mu– c3h,
während zur Ueberwindung der Belastung nur
M1 =
Mu
– c3
h1
notwendig ist, bleibt zur Beschleunigung (positiv oder
negativ) der Massen ein Moment
Mb = M –
M1
= c3
(h1
– h)
übrig. Dividieren wir nun Mb durch das als konstant zu betrachtende
Trägheitsmoment J der bewegten Teile, auf die
Maschinenwelle reduziert, so erhalten wir die durch Mb verursachte Winkelbeschleunigung
\frac{d\,\omega}{d\,t}=\frac{M_b}{J}=\frac{c_3}{J}\,(h_1-h)
und daraus
d\,\omega=\frac{c_3}{J}\,(h_1-h)\,d\,t.
Zur Zeit t hat sich die Winkelgeschwindigkeit um
\int\limits_0^t\,d\,\omega=\omega-\omega_1
verändert; demnach ist
\omega-\omega_1=\int\limits_0^t\,\frac{c_3}{J}\,(h_1-h)\,d\,t.
Dem entspricht eine Lage des Motorpunktes in hm. Nach Gleichung (2) ist nun
ω = ωu + c2
hm,
oder für den Moment der Entlastung angewendet, für den hm = h1 ist
ω1 =
ωu + c2
h1.
Durch Subtraktion bekommen wir:
\omega-\omega_1=c_2\,(h_m-h_1)=\int\limits_0^t\,\frac{c_3}{J}\,(h_1-h)\,d\,t
und daraus
h_m=h_1+\frac{c_3}{c_2\,J}\,\int\limits_0^t\,(h_1-h)\,d\,t.
Subtrahieren wir nun beiderseits h, und multiplizieren
wir links und rechts mit c1, bekommen wir:
c_1\,(h_m-h)=c_1\,h_1-c_1\,h+\frac{c_1\,c_3}{c_2\,J}\,\int\limits_0^t\,(h_1-h)\,d\,t.
Dies ist aber nach Gleichung (1) der Ausdruck für die auf den
Regulator einwirkende Stellkraft P. Diese wird nun (bei
Annahme des idealen Falles) ganz zur Beschleunigung der Regulatormasse verwendet,
die wir (an die Muffe reduziert) als konstant annehmen können. Sie sei mit m bezeichnet. Es ist dann
m\,\frac{d^2\,h}{d\,t^2}=P=c_1\,(h_m-h)=c_1\,h_1-c_1\,h+\frac{c_1\,c_3}{c_2\,J}\,\int\limits_0^t\,(h_1-h)\,d\,t
. (4)
Setzen wir nun zur Vereinfachung
\frac{c_1}{m}=\alpha . . . . . (5)
\frac{c_1\,c_3}{c_2\,m\,J}=\beta . . . . .
(6)
so läßt sich Gleichung (4) nach nochmaliger Differenzierung
nach der Zeit geordnet auch so anschreiben:
\frac{d^3\,h}{d\,t^3}+\alpha\,\frac{d\,h}{d\,t}+\beta\,h-\beta\,h_t=0.
Führen wir nun noch statt h den Abstand x von der anzustrebenden Beharrungslage in hl ein, derart, daß
\left{{x=h_1-h,\ \
\frac{d\,x}{d\,t}=-\frac{d\,h}{d\,t}}\atop{\frac{d^2\,x}{d\,t^2}=-\frac{d^2\,h}{d\,t^2},\
\ \frac{d^3\,x}{d\,t^3}=-\frac{d^3\,h}{d\,t^3}}}\right\}\ .\ .\ (7)
so bekommen wir
\frac{d^3\,x}{d\,t^3}+a\,\frac{d\,x}{d\,t}+\beta\,x=0 . . .
. . (8)
Das allgemeine Integral von Gleichung 8 ist bekannt:
x=C_1\,e^{w_1\,t}+K_2\,e^{w_2\,t}+K_3\,^{w_3\,t}
wobei w1, w2 und w3 die Wurzeln der
Gleichung
w3+ α w + ß = 0
darstellen.
Da nun, wie aus den Gleichungen (1), (2), (3), (5) und (6) leicht zu ersehen ist, α und ß immer reelle,
positive Größen sein müssen, ergibt die Gleichung für w
nur einen reellen und zwei konjugiert komplexe Wurzeln
w2,3 = p ± q i,
weshalb sich die Integralgleichung besser in der Form
x=C_1\,e^{w_1\,t}+e^{p\,t}\,(C_2\,\mbox{cos}\,q\,t+C_3\,\mbox{sin}\,q\,t)
. (9)
anschreiben läßt.
Dabei ist nach den Cardanischen Gleichungen
w_1=\sqrt[3]{-\frac{\beta}{2}+\sqrt{\left(\frac{\beta}{2}\right)^2+\left(\frac{\alpha}{3}\right)^3}}+\sqrt[3]{-\frac{\beta}{2}-\sqrt{\left(\frac{\beta}{2}\right)^2+\left(\frac{\alpha}{3}\right)^3}}
p=-\frac{w_1}{2}
q=\frac{\sqrt{3}}{2}\,\left[\sqrt[3]{-\frac{\beta}{2}+\sqrt{\left(\frac{\beta}{2}\right)^2+\left(\frac{\alpha}{3}\right)^3}}-\sqrt[3]{-\frac{\beta}{2}-\sqrt{\left(\frac{\beta}{2}\right)^2+\left(\frac{\alpha}{3}\right)^3}}\right]
(10)
C1, C2 und C3 sind die
Integrationskonstanten, die sich aus den Anfangsbedingungen ergeben. Es ist nämlich
für t = 0
x=h_l-h_1=x_1
\frac{d\,x}{d\,t}=0
\frac{d^2\,x}{d\,t^2}=0
(11)
Bildet man nun aus Gleichung (9) die Werte für
\frac{d\,x}{d\,t} und
\frac{d^2\,x}{d\,t^2}
und setzt darein die Werte aus Gleichung (11) ein, so ergeben
sich drei Gleichungen, aus denen C1, C2 und C3 bestimmt werden können. Es ergibt sich
C_1=\frac{p^2+q^2}{9\,p^2+q^2}\,.\,x_1
C_2=\frac{8\,p^2}{9\,p^2+q^2}\,.\,x_1
C_3=\frac{2\,q^2-6\,p^2}{9\,p^2+q^2}\,.\,\frac{p}{q}\,.\,x_1
(12)
Dadurch ist die Bewegung des Regulatorpunktes
beschrieben.
Fragen wir uns nun nach den Geschwindigkeitsschwankungen der Maschine während der
Dauer des Reguliervorganges, so gibt darüber das Bewegungsgesetz für den Motorpunkt Auskunft.
Nach Gleichung (1) ist
P=c_1\,(h_m-h)=m\,\frac{d^2\,h}{d\,t^2}.
Da nun
\frac{c_1}{m}=a,\ h=h_l-x und
\frac{d^2\,h}{d\,t^2}=-\frac{d^2\,x}{d\,t^2},
so bekommen wir
h_m=h_l-x-\frac{1}{a}\,.\,\frac{d^2\,x}{d\,t^2}
. . . (13)
Setzen wir nun darein x und seine zweite Ableitung
aus Gleichung (9) ein, so bekommen wir nach einigen Zusammenziehungen
h_m=h_l-[\frakfamily{A}_1\,e^{w_1\,t}+e^{p\,t}\,(\frakfamily{A}_2\mbox{
cos }q\,t+\frakfamily{A}_3\mbox{ sin }q\,t)] . (14)
wobei \frakfamily{A}_1,
\frakfamily{A}_2 und \frakfamily{A}_3 die
Bedeutung haben:
\frakfamily{A}_1=C_1\,(1+\frac{4\,p^2}{\alpha})
\frakfamily{A}_2=C_2+\frac{1}{\alpha}\,[C_2\,(p^2-q^2)+2\,p\,q\,C_3]
\frakfamily{A}_3=C_3+\frac{1}{\alpha}\,[C_3\,(p^2-q^2)+2\,p\,q\,C_2]
(15)
Das Gesetz, nach dem sich hm verändert, ist genau so gebaut wie das der Veränderung von h, da der Ausdruck in [] dem von x Gleichung (9) analog gebaut und nach Gleichung (7)
h = h1 – x ist.
Wir wollen nun noch die durch Gleichungen (5) und (6) bestimmten Konstanten α und ß mit anderen
Maschinenkonstanten in Beziehung bringen.
Drehen wir den Regulator bei abgekuppeltem Stellzeug mit konstanter Tourenzahl, so
entspricht dem eine Gleichgewichtslage des Systems, die durch die Lage hλ des Regulatorpunktes
bestimmt sei. Bringen wir nun die Muffe aus dieser Gleichgewichtslage heraus, etwa
nach h, so strebt sie ihr wieder zu mit einer Kraft,
die nach Gleichung 1 gleich ist:
P=c_1\,(h_{\lambda}-h)=-m\,\frac{d^2\,(h_{\lambda}-h)}{d\,t^2}.
Das negative Vorzeichen rührt daher, daß P den Abstand hλ
– h zu verkleinern trachtet. Diese Beziehung führt aber
integriert bekanntlich auf die Gleichung einer Sinusschwingung
h_{\lambda}-h=A\mbox{ sin }(B+\sqrt{\frac{c_1}{m}}\,t),
wobei A und B die aus den Anfangsbedingungen zu ermittelnden
Integrationskonstanten sind. Die Dauer einer (Hin- und Rück-) Schwingung Tr ergibt sich nun aus
der Bedingung, daß
\sqrt{\frac{c_1}{m}}\,.\,T_1=2\,\pi
mit
T_r=2\,\pi\,\sqrt{\frac{m}{c_1}}
wofür aber, da \frac{c_1}{m}=\alpha gesetzt
wurde, geschrieben werden kann:
T_r=2\,\pi\sqrt{\frac{1}{\alpha}} oder
\alpha=\frac{4\,\pi^2}{{T_r}^2} . . . (16)
Ferner hatten wir
\beta=\frac{c_1\,c_3}{c_2\,m\,J}=\frac{c_3}{c_2\,J}\,.\,\alpha.
Der Ausdruck \frac{c_3}{c_2\,J} läßt sich
aber noch anders darstellen.
Angenommen, der ganze Hub der Muffe – oder, was dasselbe sagt, die höchste Stellung
des Regulatorpunktes – sei H, so ergibt Gleichung (2)
für diesen Fall angewendet:
ω0 =
ωu
= c2
H.
da ω0 und H einander entsprechen. Daraus ist
c_2=\frac{\omega_0-\omega_u}{H}.
Für diese Stellung läßt sich aber auch Gleichung (3) anschreiben, wenn wir
annehmen, daß dem H ein Drehmoment M0 = 0 entspreche,
mit
0 = Mu
– c3
H,
woraus
c_3=\frac{M_u}{H}.
Demnach ist nun:
\frac{c_3}{c_2\,J}=\frac{\frac{M_u}{H}}{J\,.\,\frac{\omega_o-\omega_u}{H}}=\frac{M_u}{J\,(\omega_o-\omega_u)}.
Dieser Ausdruck stellt aber den reziproken Wert der Zeit dar, die die mit vollem
Drehmoment arbeitende Maschine braucht, um sich von ωu auf ω0, d.h. innerhalb des
Regulatorungleichförmigkeitsgrades von der untersten auf die oberste Tourenzahl zu
beschleunigen. Wir wollen diese Zeit mit Td bezeichnen und die Durchgangszeit der Maschine
nennen. Wie leicht einzusehen, besteht zwischen der Durchgangs- und der sogen.
Anlaufzeit, d.h. der, welche die mit vollem Drehmoment arbeitende Maschine –
theoretisch – nötig hat, um von ω = 0 auf ω = ω0 zu kommen, die
Beziehung, daß Td = δr . T, wenn δr der Ungleichförmigkeitsgrad des Regulators und T die Anlaufzeit ist.Ist für h = H, M = M0 ⋛ 0, so tritt im Ausdruck für
\frac{c_3}{c_2\,J} noch der Faktor
\frac{M_u}{M_u-M_o} im Nenner hinzu. Dann bleibt
natürlich die obenerwähnte Beziehung zwischen T
und Td nicht
mehr bestehen.
Wir haben also:
\frac{c_3}{c_2\,J}=\frac{I}{T_d} . . . . . .
(17)
oder
\beta=\frac{\alpha}{T_d}=\frac{4\,\pi^2}{T_r\,T_d} . . . . .
. (18)
Tatsächlich bestimmen nun die Werte von Tr und Td den Verlauf des Reguliervorganges in seiner
idealen Form vollständig. Es erscheint daher gerechtfertigt sie als
„charakteristische Zeiten der Maschine“ zu bezeichnen, Ihre wesentliche
Bedeutung wird allerdings erst bei der Behandlung der durch eine Oelbremse
gedämpften Schwingungen ganz klar werden.
Was nun Gleichung (9) anbelangt so stellt sie das Bewegungsgesetz einer Schwingung
dar, deren Amplituden sich verändern. Wie aus Gleichung (10) ersichtlich, muß w1 immer negativ
herauskommen, da α und ß
immer reell und positiv sind, in der Gleichung für w1 daher die erste ∛, positiv, die zweite aber
negativ und dem absoluten Betrag nach größer als die erste ist; daher ist w1 immer negativ und
p immer positiv.
Während also in Gleichung (9) das erste Glied C_1\,e^{w_1\,t} bei
wachsendem t bald sehr klein wird, wächst ept d.h. die
Schwingungen des Regulators nehmen rasch zu, desgleichen die Schwankungen der
Tourenzahl der Maschine, wie aus Gleichung (14) erhellt, da ω und hm
zueinander in linearer Beziehung stehen.
Da in den Ausdrücken für w1, p und q das
x1, d.h. die Größe,
die die Entlastung bestimmt, nicht vorkommt, die Integrationskonstanten ihr jedoch
proportional sind, so folgert, daß die Diagramme der Reguliervorgänge für
verschiedene Entlastungsstufen einander ähnlich sind, d.h. also mit anderen Worten,
mit Rücksicht auf das soeben Gesagte: sowie die Maschine in ihrem Beharrungszustand
durch eine noch so kleine Zufälligkeit gestört wird, gerät das ganze System in
Schwingungen, die sich fortwährend verstärken.
Der Beharrungszustand ist also – wenigstens im idealen Falle – labil, die Regulierung
unbrauchbar.
Zum Vergleich sollen nunmehr auch noch die Gleichungen entwickelt werden, die den
Verlauf des Reguliervorganges für den Fall darstellen, daß die Einwirkung des
Regulators nur absatzweise stattfindet.
Wir nehmen an, die Stellung des Regulators zu Hubbeginn sei nunmehr für das während
des ganzen Hubes ausgeübte Drehmoment maßgebend. Dadurch läßt sich der Verlauf des
Vorgangs natürlich nur von Hub zu Hub verfolgen; eine Darstellung des gesamten
Vorgangs muß der Behandlung eines speziellen Beispiels vorbehalten bleiben.
Jetzt wollen wir nur die allgemeinen Gleichungen für einen Hub verfolgen.
Zu diesem Ende bezeichne:
hra und hre
die Höhen des Regulatorpunktes zu Hubanfang und -Ende.
hma und hme
die Höhen des Motorpunktes zu Hubanfang und -Ende.
vra und vre
die Geschwindigkeiten des Regulatorpunktes zu Hubanfang und -Ende.
Th
die Hubdauer.
vm
die (wie nachher gezeigt wird, während des ganzen Hubes konstante) Geschwindigkeit
des Motorpunktes.
Wir hatten früher für das beschleunigende Moment den Ausdruck gefunden:
M
b
= c
3
(h
1
– h),
wofür wir nunmehr, da nach unserer Voraussetzung hra für das während des
ganzen Hubes ausgeübte Drehmoment maßgebend ist, schreiben können:
Mb =
c3
(h1
– hra).
Die Winkelbeschleunigung der Maschine ist daher
\frac{d\,\omega}{d\,t}=\frac{M_b}{J}=\frac{c_3}{J}\,(h_l-h_{ra}).
Nun hatten wir aber nach Gleichung (2)
ω = ωu
+ c2
hm,
oder, nach der Zeit differenziert
\frac{d\,\omega}{d\,t}=c_2\,\frac{d\,h_m}{d\,t}=c_2\,v_m,
nach obiger Bezeichnung. Daraus ist nun
c_2\,v_m=\frac{c_3}{J}\,(h_l-h_{ra})
oder
v_m=\frac{c_3}{c_2\,J}\,(h_l-h_{ra})
oder mit Benutzung von Gleichung (17)
v_m=\frac{l}{T_d}\,(h_l-h_{ra}) konstant
für den ganzen Hub.
Fangen wir bei Hubbeginn immer die Zeit mit t = 0 neu zu
zählen an, so ist
hm= hma + vm
t.
Ferner war:
P=m\,\frac{d^2\,h}{d\,t^2}=c_1\,(h_m-h)
oder
m\,.\,\frac{d^2\,h}{d\,t^2}=c_1\,(h_{ma}+v_m\,t-h)
oder geordnet
\frac{d^2\,t}{d\,t^2}+\frac{c_1}{m}\,-\frac{c_1\,v_m}{m}\,t-\frac{c_1}{m}\,h_{ma}=0.
Das allgemeine Integral dieser Differentialgleichung lautet:
h=A\mbox{ sin
}\left(B+\sqrt{\frac{c_1}{m}}\,t\right)+h_{ma}+v_m\,t. (19)
A und B sind die aus den
Anfangsbedingungen zu ermittelnden Integrationskonstanten. Aus Gleichung (19) ergibt
sich durch Differentation nach der Zeit:
\frac{d\,h}{d\,t}=\sqrt{\frac{c_1}{m}}\,A\mbox{ cos
}\left(B+\sqrt{\frac{c_1}{m}}\,t\right)+v_m . (20)
Zur Zeit t = 0 ist
h = hra und
\frac{d\,h}{d\,t}=v_{ra},
daher
hra =
A sin B + hma
v_{ra}=\sqrt{\frac{c_1}{m}}\,A\mbox{ cos }B+v_m.
Daraus ist dann
\left{{A=\sqrt{(h_{ra}-h_{ma})^2+\frac{m}{c_1}\,(v_{ra}-v_m)^2}}\atop{tg\,B=\frac{h_{ra}-h_{ma}}{v_{ra}-v_m}\,.\,\sqrt{\frac{c_1}{m}}}\
\ \ \ \ \ \ \ \ \ \ \ \ \ \ \ \ \ \ \ \ \ \ \ \ \ \ }\right\}\ .\ (21)
Die Lagen und Geschwindigkeiten von Regulator- und Motorpunkt am Ende des Hubes
findet man, wenn man in die entsprechenden Gleichungen für t die Hubzeit Th einsetzt.
Diese Größen bestimmen dann den nächsten Hub, für den wir wieder mit t = 0 die Zeit neu zu zählen beginnen usw.
(Fortsetzung folgt.)