Titel: | Polytechnische Rundschau. |
Fundstelle: | Band 325, Jahrgang 1910, S. 92 |
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Polytechnische Rundschau.
Polytechnische Rundschau.
Apparat zur Messung magnetischer Kraftfelder.
Mit Hilfe der Wismut-Spirale können nur stärkere
magnetische Felder von etwa 1000 Gauß an auf verhältnismäßig einfache Weise gemessen
werden, während für schwächere Felder in erster Linie Magnetometer, Bifilar-Galvanometer u.a. in Betracht kommen, die mit
Rücksicht auf die Umständlichkeit der Spiegelablesung für die Praxis wenig geeignet
sind. Zwar kann man mittels einer Scheibe oder einem beliebig gewickelten Anker, die
in dem Kraftfelde gedreht werden, eine E. M. K. induzieren, die unter
Berücksichtigung der Drehzahl ein Maß für die Feldstärke bildet; es ist jedoch sehr
schwierig, die Drehzahl des Ankers, sowie die Kontaktverhältnisse zwischen den
Bürsten und der Scheibe oder dem Kollektor konstant zu halten. Das neue Instrument
von Voege in Hamburg beruht auf der Zurückführung
einer Magnetnadel, die das zu messende Feld aus ihrer Nullage abgelenkt hat, unter
Verwendung eines Hilfsfeldes, dessen Intensität aus der Stärke des Erregerstromes
bestimmt wird. Hierzu ist in einer flachen Dose von 5 cm ⌀ eine Drahtspule gelagert,
die eine kurze Magnetnadel umschließt. An die Magnetnadel greift eine kräftige
Spiralfeder an, welche die Nadel unabhängig von der Schwere und dem Erdmagnetismus
in Richtung der Spule festzuhalten bestrebt ist. Ein mit der Magnetnadel verbundener
Zeiger gibt diese Lage durch Einspielen auf den Nullpunkt einer Teilung an. Zur
Messung wird der auf einem passenden Stativ mit Kugelgelenk angebrachte Apparat so
in das zu messende Feld hineingebracht, daß dessen Kraftlinien die Windungsebene der
Spulen senkrecht durchsetzen. Alsdann wird aus einer Stromquelle unter
Zwischenschaltung eines Strommessers und eines Regulierwiderstandes ein Strom durch die Spule
geschickt und dieser Strom so abgeglichen, daß die durch das Feld aus der Nullage
abgelenkte Magnetnadel in die letztere wieder zurückkehrt. Die an dem Strommesser
abgelesene Stromstärke ergibt dann durch Multiplikation mit einer Konstanten die
Feldintensität. Auf die Messung hat die jeweilige Stärke des Magnetismus der Nadel
keinen Einfluß. Der Meßbereich des Instruments ist 1–100 Gauß. Die hierbei durch die
Spule zu schickenden Ströme betragen 0,002–0,3 Ampere. (Voege.) [Elektrotechnische Zeitschrift 1909, S. 871.]
Pr.
Elektrizitätszähler.
Als praktischer Hauszähler hat in England das Quecksilbervoltameter umfangreiche
Anwendung gefunden. Seine Bauart ist derartig, daß die Menge des ausgeschiedenen
Quecksilbers nicht durch Wägung ermittelt, sondern unmittelbar an einem mit Teilung
versehenen Standrohr abgelesen werden kann und besteht aus einer allseitig
geschlossenen Glaszelle. Das Instrument ist so zuverlässig, daß seine Angaben den
mit Hilfe eines Normalwiderstandes oder eines Weston-Elementes ermittelten Widerstands- und Spannungswerten an die Seite
gestellt werden können. Die wesentlichsten Teile sind eine Anode aus Quecksilber,
eine Kathode, die von Quecksilber nicht angegriffen wird und schließlich ein vor
einer Teilung befindliches Standrohr, in das das ausgeschiedene Quecksilber von der
Kathode herabrieselt. Vorschläge, derartige Voltameter zu konstruieren, rühren von
Mackenna, Anders und Köttgen (1892) her: eine brauchbare Quecksilbervoltameterzelle ist jedoch
erst im Jahre 1899 von Wright gebaut worden. Sie
besteht aus einem kleinen Glasgefäß von etwa 10–50 cbcm Fassungsraum, in welchem in
einer Glasrinne eine ringförmige Quecksilberanode sich befindet. Die Kathode besteht
aus Iridiumblech und als Elektrolyt wurde eine Lösung von Quecksilbernitrat in
verdünnter Salpetersäure verwendet. Unten an das Gefäß schließt sich das mit einer
Teilung versehene Standrohr an. Die Zelle wird unter Zwischenfügung eines
Vorschaltwiderstandes im Nebenschluß zu einem geringen Widerstande verwendet, der
für Ströme bis zu 10 Ampere etwa 0,1 Ohm besitzt. Da der Widerstand der Zelle mit
steigender Temperatur abnimmt, ist der Vorschaltwiderstand aus Nickeldraht
hergestellt, der sich bezüglich der Temperaturänderungen entgegengesetzt verhält, so
daß letztere den den Zähler durchfließenden Strom nicht beeinflussen. Bei den Wrightschen Zählern stellte es sich heraus, daß in der
Zelle eine langsame chemische Reaktion stattfand, deren Einwirkung auf die
Genauigkeit sich zwar erst nach Monaten zeigte, aber nach einigen Jahren den Zähler
unbrauchbar machte. Diese Nachteile werden neuerdings dadurch beseitigt, daß als
Elektrolyt eine Lösung von Jodquecksilber und Jodkalium in Wasser benutzt wird.
Fließt ein Strom durch das Instrument, so scheidet sich Quecksilber elektrolytisch
an der Iridiumkathode aus, gleitet von der letzteren ab und fällt in das Standrohr,
wo an der Teilung die Messung der Quecksilbermenge und damit der Amperestunden
vorgenommen werden kann.
Ist das Meßrohr mit Quecksilber nahezu gefüllt, so kann durch einfaches Kippen des
Apparates das ausgeschiedene Quecksilber wieder in den Anodenraum zurückbefördert
werden. Um einen größeren Meßbereich zu erhalten, hat Wright bereits einen selbst entleerenden Heber verwendet, in den das
Quecksilber von der Kathode abfließt Dieses Heberrohr ist so bemessen, daß es bis zu
100 Raumteile Quecksilber aufnehmen kann, wobei geringere Mengen an einer Teilung
abgelesen werden können. Ist das Rohr gefüllt, so entleert es sich selbsttätig in
ein unteres Gefäß, wo an einer zweiten Teilung die Anzahl der Füllungen des
Heberrohres abgelesen wird. Für die Benutzung der elektrischen Straßenbahnwagen ist
eine besondere Ausführungsform vorgesehen, bei der ein Ueberschleudern des
Quecksilbers aus dem Anodenraum in den Meßraum auch bei starken Erschütterungen
ausgeschlossen ist. Für diesen Verwendungszweck ist von besonderem Vorteil, daß
Erschütterungen weder auf die Genauigkeit noch auf die Lebensdauer irgendwelche
Wirkung ausüben. In Deutschland werden derartige Zähler von der Firma Schott u. Gen. in Jena gebaut und unter dem Namen
„Stiazähler“ in den Handel gebracht. (Hatfield.) [Elektrotechnische Zeitschrift 1909, S. 784–786.]
Pr.
Abstufbare Selbstinduktionsnormale.
Regelbare Selbstinduktionen sind zuerst von Ayrton und
Perry angegeben und beispielsweise von Nalder Bros. hergestellt worden und zwar bestanden
diese aus zwei in Reihe geschalteten konzentrischen Spulen, deren Windungsebenen
durch Drehung der inneren Spule um eine senkrechte Achse in beliebige Winkel
zueinander gebracht werden konnten. Die Firma Dr. Edelmann in München verwendet gleichfalls zwei konzentrische Solenoide,
die jedoch in der Achsrichtung gegeneinander verschoben und mit Hilfe eines
Umschalters so geschaltet werden können, daß ihre Felder beide in derselben oder in
entgegengesetzter Richtung verlaufen.
Um größere Werte des Selbstinduktionskoeffizienten zu erzielen, verwendet der
Verfasser zwei scheibenförmige Spulen von etwa 20 cm ⌀, von denen eine auf einem
hölzernen Zylinder parallel zur anderen verschoben werden kann. Zweckmäßig werden
die Spulen in achsialer Richtung möglichst gering bemessen. Bei dem ersten Apparat
wurde hierauf keine Rücksicht genommen und die achsiale Länge des Wickelraumes
betrug 2,16 cm, die radiale Tiefe 1,86 cm, die Windungszahl für jede Spule 1024. Der
zu den Spulen verwendete Draht hat nackt 0,5 mm und doppelt mit Seide umsponnen 0,56
mm Querschnitt und bei 20° einen Gesamtwiderstand von 116 Ohm. Hiermit werden als Grenzwerte beim Abstand Null 0,2265 und 1,1015 Henri, bei 60 cm Abstand 0,6625 und 0,6655 Henri erhalten, je nachdem die Felder beider Spulen
gleich oder entgegengesetzt gerichtet sind. Zur Erweiterung des Meßbereiches nach
unten ist jede Spule in 16 Doppellagen von je 64 Windungen zerlegt und die Enden
dieser Doppellagen sind an zwei Stöpselschalter gelegt, mit deren Hilfe sämtliche
Windungen hintereinander in verschiedenen Vereinigungen teils parallel und teils
hintereinander und schließlich sämtliche Gruppen parallel geschaltet, wodurch der
Selbstinduktionskoeffizient bis auf 1/256 vermindert werden kann.
Ein zweiter zur Ergänzung des ersten gebauter Apparat von grundsätzlich gleicher
Bauart besitzt zwei Spulen, deren mittlerer Durchmesser gleichfalls 20 cm beträgt.
Der Wickelraum ist jedoch nur 1 cm breit und in radialer Richtung 4,15 cm tief.
Infolge dieser Abänderung ist der Höchstwert 9,5 mal so groß wie der geringste
erzielbare Wert und zwar beträgt ersterer 5,61, letzterer 0,580 Henri. Die bewegliche Spule dieses Apparates ist auf
einer Hartgummisäule befestigt; sie kann um 15 cm verschoben und ferner um ihren
senkrechten Durchmesser um 90° gedreht werden. Die Windungszahl jeder Spule beträgt
2345, der Widerstand 342 Ohm bei 0,3 mm ⌀ des blanken
Drahtes. (Kollert.) [Elektrotechnische Zeitschrift
1909, S. 560–561.]
Pr.
Elektrische Lampe für Petroleumbohrtürme.
Bisher war eine Nachtarbeit in den Petroleumgruben infolge der ständigen Gefahr, daß
die aus den Bohrlöchern emporsteigenden und den Bohrturm erfüllenden Gase durch die verwandte
Beleuchtungsart in Brand geraten könnten, nicht möglich. Dieser Uebelstand wird
durch die von den österreichischen Siemens-Schuckertwerken konstruierte Lampe beseitigt. Während bei den
bisher hierzu benutzten elektrischen, mit Schutzglas und Drahtgewebe geschützten
Glühbirnen das Dichtungsmittel, der Kautschuk, vom Oelgas gelöst wurde, entspricht
die neue elektrische Lampe allen Anforderungen des Bohrbetriebes. Sie besteht aus
wenigen Teilen von kräftiger Bauart und ermöglicht einen leichten Einbau in die
hölzernen Bohrturmwände. Die Lampe selbst befindet sich im weißemaillierten Inneren
eines 20 cm langen, eisernen Halses mit schirmförmiger Verbreiterung, die an drei
Lappen mittels Schrauben an der Innenwand des Bohrturmes befestigt wird. Wie bei
mitunter überfluteten Beleuchtungskörpern auf Schiffen erfolgt der Abschluß nach
vorn, gegen das Bohrturminnere durch eine aufgeschliffene, dickwandige Glasschale,
über der sich ein kräftiger mittels dreier Schrauben gehaltener Befestigungsring
befindet. Die Abdichtung des Lampeninnern wird durch einen Asbeststreifen bewirkt.
Die Glühlampe selbst sitzt unter Verwendung einer gestielten Spezialfassung am
rückwärtigen Verschlußdeckel, der ebenfalls unter Zwischenlage eines Asbestringes
mittels zweier umklappbarer Schrauben mit Flügelmuttern angepreßt wird. Da die
Erneuerung einer ausgebrannten oder gesprungenen Glühlampe nur von außen erfolgt,
und jede Verbindung zwischen Bohrraum und Lampeninnern vermieden wird, besteht bei
Verwendung dieser Lampe keine Gefahr einer Gasentzündung. (H. Urban.) [Organ des Vereins der Bohrtechniker 1909, S. 159.]
Vereinigter Geschwindigkeits- und Druckmesser für Gase.
Die Notwendigkeit, die in einer Leitung oder durch einen Raum strömenden Gas- oder
Luftmengen fortlaufend genau zu bestimmen, also jederzeit ihre Geschwindigkeit und
ihren Druck ablesen zu können, hat sich bereits in den verschiedensten Arten von
technischen Betrieben fühlbar gemacht. So hat man z.B. bei den Bergwerken erkannt,
daß weder der Unterdruck noch die Geschwindigkeit allein genügen, um die Vorgänge zu
beurteilen, welche sich im Wetterkanal und im Hauptwetterschachte abspielen, sondern
daß erst beide Angaben gleichzeitig ermöglichen, jede Veränderung in den
Wetterverhältnissen einer Grube sofort zu erkennen. Während also unter normalen
Verhältnissen der Unterdruck auf der durch die Weite der Kanäle bedingten Höhe
verbleiben und auch die gelieferten Wettermengen möglichst unverändert bleiben
sollen, wird, sobald etwa ein Teil der Hauptwetterstrecke zu Bruche geht und der
Wetterquerschnitt sich verengt, der Unterdruck erhöht, die dadurch bedingte
Aenderung der gelieferten Wettermengen also an der Druckmessung sofort ersichtlich.
Andererseits kann es bei Schächten, die gleichzeitig als ausziehende und als
Wetterschächte dienen, vorkommen, daß bei ungeänderter Wettermenge sehr viel falsche
Luft angesaugt wird. Auch dies ist an dem Fallen des Unterdruckes zu erkennen, aber
nur dann, wenn zugleich die Wettergeschwindigkeit beobachtet wird.
Aehnliche Verhältnisse liegen bei Dampfkesselfeuerungen, bei Hüttenwerken, bei
Heizungsanlagen usw. vor, wo neben der Bestimmung der Geschwindigkeiten immer auch
noch diejenige des Druckes wesentlich ist, damit die Arbeitsweise der Anlage richtig
beurteilt werden kann. Bei Bergwerken ist diese Notwendigkeit durch den Entwurf der
neuen Bergpolizeiverordnung für den Oberbergamtsbezirk Dortmund insofern bereits
anerkannt, als für Hauptschachtventilatoren Vorrichtungen gefordert werden,
welche den Unterdruck und die Wettermengen selbsttätig fortlaufend
aufzeichnen.
Textabbildung Bd. 325, S. 94
Fig. 1.
Textabbildung Bd. 325, S. 94
Fig. 2.
Eine Vorrichtung, welche geeignet ist, diesen Zweck in zuverlässiger Weise zu
erfüllen, ist der vereinigte Geschwindigkeits- und Druckmesser, Bauart Schultze-Dosch, der von der Fabrik technischer
Meßinstrumente und Apparatebaugesellschaft G. A.
Schultze, Berlin-Charlottenburg, hergestellt wird (s. Fig. 1 und 2). Die
Wirkungsweise dieser Vorrichtung beruht auf der gleichzeitigen Messung des
statischen Druckes und des von dem strömenden Gase ausgeübten Geschwindigkeits- oder
dynamischen Druckes. An der Meßstelle werden in die Rohrleitung r zwei Röhrchen eingeführt, von denen das eine an
seinem Ende in die Richtung des ankommenden Gas- oder Luftstromes abgebogen ist. Die
Enden der Röhrchen tragen Stauscheiben s und s1, die miteinander so
gekuppelt sind, daß die eine senkrecht zum Gasstrome stehen muß, wenn die andere
parallel dazu gerichtet ist. Auf die Oeffnung der zum Gasstrom senkrechten
Stauscheibe s wird dann außer dem statischen Druck, der
in der ganzen Leitung vorhanden ist, ein dynamischer Druck ausgeübt, der, wenn man
mit
p diesen Druck in kg/qcm,
v die Geschwindigkeit des
Gasstromes in m i. d. Sekunde,
γ das spezifische Gewicht des
Gases und
g die Erdbeschleunigung
bezeichnet,
durch die Beziehung
p=\frac{v^2}{2\,g}\,.\,\gamma
ausgedrückt wird, hieraus ergibt sich die
Gasgeschwindigkeit
v=\sqrt{\frac{2\,p\,.\,g}{\gamma}}.
Daneben wird auf die Stauscheiben s und s1 auch noch der
statische Druck der Leitung ausgeübt, während ein dynamischer Druck auf die Scheibe
s1 nicht zur
Wirkung gelangt, weil sie genau in die Richtung des Gasstromes gestellt wird.
Diese beiden Drücke werden nun durch die in Fig.
2 dargestellte Einrichtung in folgender Weise gemessen: Das nach außen hin
gasdicht verschlossene Gehäuse a enthält zwei
Gasglocken g und g1, die sich in den mit einer nicht verdunstenden
Flüssigkeit gefüllten Gefäßen f und f1 unabhängig
voneinander bewegen können. Hierbei stehen der Hohlraum unter der Glocke g mit dem Raum hinter der Stauscheibe s, der Hohlraum unter der Glocke g1 mit der äußeren Luft
und das Innere des Gehäuses a mit dem Raum hinter der
Stauscheibe s1 in
Verbindung. Die Einstellung der Glocke g1 wird demnach durch das Verhältnis zwischen dem
äußeren Luftdruck und dem statischen Druck in der Gasleitung bestimmt, kann also als
Maß für den statischen Druck dienen. Unter der Glocke g
hingegen herrscht ein Druck, der der Summe aus dem statischen und dem dynamischen
Druck entspricht, und da außerhalb dieser Glocke der statische Druck der Rohrleitung
herrscht, so wird die Einstellung dieser Glocke nur durch den dynamischen Druck,
demnach durch die Gasgeschwindigkeit in der Rohrleitung bestimmt. Die Bewegungen der
Glocken werden durch ein geeignet ausgebildetes Hebelwerk entweder auf ein
Zeigerpaar oder auf zwei Schreibstifte übertragen, welche den Verlauf des Druckes
und der Geschwindigkeit der Gase auf einem gemeinsamen, von einem Uhrwerk
fortlaufend bewegten Papierstreifen untereinander aufzeichnen. Die Größe der Glocken
muß den vorliegenden Verhältnissen von Druck und Geschwindigkeit angepaßt
werden.
H.
Prüfung der Maschinenarbeit.
Je mehr die Massenfabrikation in unseren Fabriken heimisch wird, um so wichtiger wird
die Beantwortung der Frage: Wo und wie kann mit den geringsten Kosten eine wirksame
Kontrolle der Fabrikate durchgeführt werden, und wer soll die Kontrolle ausüben? Man
trifft eine ganze Reihe von Systemen in den verschiedenen Werken, von denen jedes
neben seinen Vorzügen auch Mängel aufweist, und von denen das eine in diesem, das
andere in jenem Falle je nach den besonderen Verhältnissen des betreffenden Werkes
sich als das geeignetste erweisen dürfte. Von diesen seien die folgenden
genannt:
1. Der Werkmeister einer Abteilung prüft die fertigen Maschinen bezw. Maschinenteile
und ist für deren gute Ausführung verantwortlich. Dieses älteste Verfahren dürfte
bei Massenfabrikation selbst für kleine Werke ungeeignet sein, da der Meister sich
unbedingt auf Stichproben beschränken muß, also es nicht ausgeschlossen ist, daß
fehlerhafte Stücke erst beim Zusammensetzen der Maschine oder gar erst bei dem
Probelauf gefunden werden, wodurch dann nicht nur der unmittelbare Verlust durch das
fehlerhafte Stück entsteht, sondern der viel bedeutendere mittelbare durch dessen
Auswechseln.
2. Jeder Abteilung sind ein oder mehrere Kontrolleure beigegeben, die die von den
Arbeitern abgelieferten Teile prüfen und für deren tadellose Ausführung
verantwortlich sind. Wenn hier auch das Durchschlüpfen von Fehlern weniger leicht
und häufig vorkommen wird, so ist es doch keineswegs ausgeschlossen; vor allem aber
liegt die Gefahr vor, daß eine derartige Steigerung der Beamtenzahl und damit der
Ausgaben entsteht, daß erst recht wirtschaftliche Nachteile eintreten.
3. Alle fertigen Maschinenteile oder ganze Maschinen werden in ein Fertigmagazin
abgeliefert, wo sie beim Empfang geprüft werden und wo auch über die Ablieferung dem
Arbeiter Quittung erteilt wird. Hier ist gegenüber dem zweiten System zwar der
Vorteil, daß beim Zusammenströmen der zu prüfenden Teile aus allen Abteilungen an
eine Stelle die Arbeit auf die einzelnen Kontrollbeamten sich besser verteilen
läßt, also deren Zahl beschränkt werden kann, aber ein erheblicher Nachteil besteht
darin, daß die Werkstücke erst in ganz fertigem Zustande in die Hände des
Kontrolleurs gelangen, also auf fehlerhafte Stücke gegebenenfalls eine Summe von
Löhnen verwandt und damit verloren sind, die bei sofortiger Prüfung nach jedem
Arbeitsvorgange hätten gespart werden können.
4. Jeder Bearbeitungsabteilung ist ein Fertigmagazin angegliedert, in das die Teile
nach den in dieser Abteilung ausgeführten Arbeiten abgeliefert werden und in denen
auch die Kontrolle über ihre richtige Ausführung ausgeübt wird. Allen
offensichtlichen Vorteilen dieses Systems steht der große Nachteil des erheblichen
Raumbedarfs gegenüber, der in vielen Fällen eine Durchführung einfach unmöglich
machen wird. Auch ist bedenklich, daß gegebenenfalls erst dann ein Fehler entdeckt
wird, wenn bereits hunderte von Teilen in der falschen Art fertiggestellt sind.
Ein ideales Kontrollsystem müßte es ermöglichen sämtliche Teile an der Stelle ihres
Entstehens so zu prüfen, daß Fehler sofort entdeckt werden. Sehr beachtenswert ist
in dieser Beziehung der Vorschlag Fred. W. Taylors in
seinem Werke „Shop management“, die heute
übliche Art der Meisterstellungen in der Weise zu ändern, daß man die verschiedenen
Tätigkeiten des Meisters je einem besondern Beamten überträgt, dessen Tätigkeit sich
dann nicht mehr auf eine einzelne Abteilung beschränkt, sondern sich über das ganze
Werk erstreckt. Einer dieser Beamten, der Prüfmeister, ist dann also einzig und
allein für richtige und genaue Ausführung der angefertigten Teile verantwortlich und
hat diese während und nach
der Bearbeitung zu prüfen. Allerdings muß zugegeben werden, daß ein Durchschlüpfen
fehlerhafter Stücke hierdurch keineswegs gänzlich
unmöglich gemacht ist, da der Prüfmeister namentlich bei Massenfabrikation
nicht imstande sein wird, jedes einzelne Stück zu kontrollieren.
Neben den angegebenen Maßregeln suche man aber vor allem das
Verantwortlichkeitsgefühl der Arbeiter zu wecken, sei es durch Strafen für schlechte
oder besser durch Belohnungen für musterhafte Arbeit, sei es durch persönlichen
Einfluß des Betriebsleiters, der nicht unterschätzt werden darf.
In vielen Fällen, namentlich bei der Herstellung von Massenartikeln, läßt sich aber
auch eine gewissermaßen selbsttätige Prüfung einführen. Man hat nämlich nur die
Einspannvorrichtungen, Bohrlehren usw. so zu gestalten, daß sie die Verwendung
mangelhaft hergestellter oder schlecht vorgearbeiteter Teile überhaupt nicht
zulassen. So wird man z.B. für Gegenstände, die auf bestimmte Länge abgeschnitten
sein müssen und nachher erst gefräst, dann gebohrt werden, eine Fräslehre
anfertigen, in die zu lange Stücke nicht hineingehen, und eine Rohrlehre, die das
Einlegen zu kurzer Teile nicht zuläßt. Wieder andere Bohrlehren wird man so
herstellen, daß angedrehte Zapfen auf die Lage ihrer Mittellinie und ihren
Durchmesser kontrolliert werden, daß falsch gegossene Stücke sich nicht in die Lehre
einlegen lassen oder bei gewaltsamen Einpressen zerbrochen werden und dergleichen
mehr. Im einzelnen läßt sich dies wichtige Hilfsmittel der Prüfung nur für jeden
besonderen Fall näher beschreiben. Hervorgehoben muß aber werden, daß dieser
Gesichtspunkt bisher bei der Durchbildung von Hilfsvorrichtungen und Lehren
verhältnismäßig wenig Beachtung gefunden hat. (H. G.)
[Zeitschrift für Werkzeugmaschinen und Werkzeuge 1909, S. 409–411 und S. 486 und
487).
F. Mbg.