Titel: | Die neuen Hafenanlagen der Stadt Neuß am Rhein. |
Autor: | K. Drews |
Fundstelle: | Band 325, Jahrgang 1910, S. 113 |
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Die neuen Hafenanlagen der Stadt Neuß am
Rhein.
Von K. Drews, Ingenieur.
(Schluß von S. 101 d. Bd.)
Die neuen Hafenanlagen der Stadt Neuß am Rhein.
Die Hafenkrane.
Für den Umschlag der Güter stehen den Interessenten eine Anzahl von Kranen zur
Verfügung, deren Benutzung nach Kranstunden bezahlt wird. Die Interessenten haben
jedoch auch das Recht, eigene Krane aufzustellen, aber nur für den eigenen Bedarf;
sie dürfen sie nicht verleihen. Von diesem Recht haben indes nur wenige Anlieger
Gebrauch gemacht, so daß außer den unten aufgeführten Kranen der Hafenverwaltung nur
noch einige Dampfdrehkrane und kleinere Verladevorrichtungen vorhanden sind.
Die der Hafenverwaltung gehörigen Krane sind folgende:
im alten Hafen ein fahrbarer elektrischer Drehkran von 5 t
Tragkraft; vor dem Zollschuppen ein elektrischer fahrbarer Böschungsdrehkran von 5 t
und ein solcher von 1,5 t Tragkraft;
vor dem städtischen Lagerhaus zwei elektrische fahrbare
Böschungskrane von 5 t und ein solcher von 1,5 t Tragkraft;
auf dem Lagerplatz eine elektrische fahrbare Verladebrücke mit oben
laufendem Drehkran von 5 t Tragkraft.
Ein weiterer Böschungskran von 4 t Tragkraft im Zollhafen ist erst vor kurzem
aufgestellt worden.
Sämtliche Krane sind von der Duisburger Maschinenbau-A.-G.
vormals Bechern & Keetman geliefert
worden.
Für die Wahl der zuerst gebauten 5 t-Krane war das überwiegende Vorkommen von
Massengütern ausschlaggebend; sämtliche 5 t-Krane sind daher für
Selbstgreiferbetrieb eingerichtet. Mittels Selbstgreifer werden verladen: Salz,
Kohlen, Bleierz, Zinkerz, Phosphat, Getreide, Saat, Kies und Sand, Basaltkleinschlag
und kleine Oelkuchen; mittels halbzylindrischer Klappgefässe, die von Hand gefüllt
und vom Maschinisten geöffnet werden: Eisenerz, Oelkuchen, Pflastersteine,
Basaltschlag usw. Da beim Umschlag von Stückgütern die Tragfähigkeit der 5 t-Krane
bei weitem nicht ausgenutzt wird, diese also hierbei unwirtschaftlich arbeiten, so
hat die Hafenverwaltung für den Stückgüterumschlag nachträglich noch die beiden
1,5 t-Krane vor dem Lagerhaus und dem Zollschuppen aufgestellt.
Fig. 6 zeigt einen der 5 t-Böschungskrane für
Selbstgreiferbetrieb. Die Ausladung beträgt 14 m; die Höhe der Schnabelrolle über
der landseitigen Kranschiene 12,18 m. Die untere Kranschiene ruht am Fuße der
Böschung auf Betonpfeilern. Der Ausleger ist ein kräftiger Fachwerkbalken. Durch
Verlegung der Anschlußpunkte seines Untergurtes an die Dachkante des Führerhauses
hat man dem Führer ein freies, durch keine Konstruktionsglieder versperrtes
Gesichtsfeld gegeben; eine bemerkenswerte Anordnung, die die Erbauerin in letzter
Zeit sehr oft, z.B. in Posen und in Gent angewandt hat.
Textabbildung Bd. 325, S. 113
Fig. 6. Elektrisch betriebener 5 t-Böschungsdrehkran der Duisburger
Maschinenbau-A.-G. vorm. Bechem & Keetman.
Fig. 7 und
8
zeigen das Windenhaus mit dem Hub- und Drehwerk.
HM ist der Hubmotor; er leistet 43 PS bei n = 650. Mittels zweier Stirnradvorgelege, wovon das
Motorvorgelege in einem Oelkasten läuft, treibt der Motor die Hubtrommel H an. Der Selbstgreifer hängt an zwei Drahtseilen; die
Trommel besteht daher aus zwei Hälften mit gegenläufigen Rillen. Jener ist ein
Zweiseilgreifer, dessen Anordnung Fig. 9 und 10 zeigen.
Die Schaufeln sind um die Zapfen c drehbar im Rahmen
a gelagert und durch die beiden Zugstangen d mit einem beweglichen Querstück e verbunden. In diesem sind die Rollen g gelagert, die mit den Rollen f im festen Querstück b einen Flaschenzug für
die beiden Hubketten m bilden; außerhalb des Greifers
gehen die Ketten in Drahtseile über. n ist das am
Rahmen a angreifende Entleerungsseil. Durch Anziehen
oder Nachlassen der Hubseile wird der Greifer geschlossen bezw. geöffnet. Die Duisburger Maschinenbau-A.-G. vormals Bechern & Keetman hat bisher zwei Greifer dieser Art und zwar
einen für Getreide und einen für Kohlen und Erz an die Stadt Neuß geliefert, nachdem
dort mit Greifern verschiedener Systeme Versuche angestellt worden waren. Der
Flaschenzug des Greifers ist in ähnlicher Weise angeordnet wie bei dem System Jäger (D. p. J. 1903 S. 292), jedoch wird durch die
eckige Schaufelform und einige andere kleinere, aber wesentliche
Konstruktionsänderungen eine bedeutend günstigere Wirkung erzielt als bei den
älteren Ausführungen, so daß in Neuß die Greifer der D. M. A.-G. als
die besten unter den ausprobierten bezeichnet wurden.
Textabbildung Bd. 325, S. 114
Fig. 7 und 8. Windenhaus des 5 t-Böschungsdrehkranes für
Selbstgreiferbetrieb.
A Hubkontroller. – B
Schwenkkontroller. – C Fahrkontroller.
Besonders bemerkenswert ist die in Fig. 9 sichtbare
Verbindung zwischen den Hubseilen und den Greiferketten, die in der Hauptsache aus
dem der D. M. A.-G. patentierten Schloß o und der Stahlgußkausche p besteht. Durch diese Verbindung und ein entsprechendes Rillenprofil
der Leitrolle am Auslegerkopf ist es möglich, die Greiferkette über diese
wegzuführen und den Greifer bis an die Rolle zu heben, während man früher für
denselben Hub die Auslegerhöhe um den Greiferschließhub, der nach der Greifergröße
etwa 3 bis 6 m beträgt, vergrößern mußte. Ein weiterer Vorteil der vorliegenden
Konstruktion liegt in der leichten Lösbarkeit des Kettenschlosses. Hierdurch ist es
möglich, den Greifer in wenigen Minuten gegen einen Klappkasten oder ein
Hakengeschirr für Stückgüter auszuwechseln.
In den Fig.
7 und 8 bedeutet H die Hubtrommel, E die Entleerungstrommel. Die Bewegungen beider müssen
zwecks Betätigung des Greifers in gegenseitige Abhängigkeit gebracht werden.
Das Arbeiten mit dem Selbstgreifer geht nun in folgender Weise vor sich. Der Greifer
liegt geöffnet auf dem Fördergut, Hub- und Entleerungsseile sind schlaff. Nach dem
Anlassen des Hubmotors dreht sich zunächst nur die Hubtrommel H und schließt durch Aufwickeln der Hubseile den
Greifer. Beim weiteren Heben des geschlossenen Greifers muß dann auch das im übrigen
schlaff bleibende Entleerungsseil aufgewickelt werden; d.h. die Entleerungstrommel
E muß sich mitdrehen. Diese ist auf ihre Welle
aufgekeilt, Wie nun Fig. 8 zeigt, ist
letztere an dem einen Ende mit Gewinde versehen; das zugehörige Muttergewinde ist in
die Nabe des Stirnrades a eingeschnitten. Die einander
zugekehrten Stirnseiten der Trommel E und des
Stirnrades a sind als Kupplungshälften ausgebildet. Bei
geöffnetem Greifer befindet sich letzteres außer Eingriff mit der Trommel an dem
Bund e. Während der ersten Umdrehungen der Trommel H in Hubrichtung, bis der Greifer geschlossen ist,
schraubt sich Rad a durch den Antrieb des gleich großen
Rades b gegen die Entleerungstrommel und nimmt diese im
gegebenen Augenblick durch einen kräftig abgefederten Anschlag mit. Da beide
Trommeln gleiche Durchmesser haben, so ist auch die Seilgeschwindigkeit auf beiden
die gleiche.
Der Ausleger wird nun herumgeschwenkt und darauf der Greifer auf Entleerungshöhe
gesenkt, wobei sich wieder beide Trommeln mit gleicher Geschwindigkeit drehen. Zum Oeffnen des
Greifers wird die Welle der Entleerungstrommel und damit diese selbst mittels der
Schlingbandbremse d festgehalten, während sich die
Hubtrommel weiter dreht. Dadurch spannt sich das Entleerungsseil und hält den sich
öffnenden Greifer in seiner jeweiligen Höhenlage fest. Gleichzeitig wird das
Stirnrad a von der Trommel E entkuppelt und schraubt sich wieder gegen den Bund e zurück.
Das Festziehen der Entleerungsbremse d geschieht durch
den Handhebel f und das aus den Figuren ersichtliche
Bremsgestänge. In der Schwebe wird die Last durch die von dem Elektromagneten g betätigte Hubwerksbremse h gehalten.
Das Regeln der Lastsenkgeschwindigkeit geschieht durch Senkbremsschaltung des Motors,
indem dieser unter dem Rücktrieb der Last als Dynamo auf vorgeschaltete Widerstände
arbeitet (D. p. J. 1908, S. 356). Diese Senkmethode kann heute als durchaus
zuverlässig angesehen werden; mit ihr ist ein sehr gleichmäßiges und sicheres
Herablassen der Last mit in weiten Grenzen regelbarer Geschwindigkeit möglich. Man
wendet die elektrische Bremsung deshalb immer mehr auch dort an, wo der Führer in
der Nähe der Winde steht, also die Last auf rein mechanischem Wege durch Betätigung
der Haltebremse mittels eines Gestänges von Hand leicht senken kann, wie dies bei
Drehkranen sonst die Regel war. Die elektrische Bremsung vereinfacht die Bedienung
ganz wesentlich, denn der Führer hat beim Senken wie beim Heben der Last einzig und
allein den Kontrollerhebel zu betätigen.
Das ist besonders bei Selbstgreiferbetrieb wichtig. Dort findet man nicht selten
außer den drei Kontrollern für Heben, Drehen und Fahren, drei Bremshebel für das
Abbremsen derselben Bewegungen und ferner zwei Hebel für die Entleerungsbremse und
für die Betätigung einer ausrückbaren Motorkupplung; also insgesamt acht
Bedienungselemente. Wenn nun auch zwei von den Kontrollern durch einen und denselben
Hebel (Universalsteuerung) bedient werden können, so bleiben immer noch sieben
Bedienungselemente übrig.
Da bei den Neußer Greiferkranen, das Abbremsen der Dreh- und Fahrbewegungen ebenfalls
durch Ankerkurzschluß geschieht, so sind dort auch nur vier Bedienungselemente,
nämlich die drei Kontroller und der Hebel für die Entleerungsbremse vorhanden; sie
könnten sogar auf drei vermindert werden, wenn Hub- und Drehkontroller durch
Universalsteuerung vereinigt würden.
Das Regeln der Senkgeschwindigkeit auf mechanischem Wege durch Betätigung der
Haltebremse von Hand verursacht natürlich einen mehr oder minder starken Verschleiß
des Bremsbandes je nach der Inanspruchnahme des Kranes. Bei elektrischer Bremsung,
wo die Bandbremse außer dem Halten der Last nur einen geringen Rest des
Arbeitsvermögens der bewegten Massen zu vernichten hat, unterliegt das Bremsband
fast gar keinem Verschleiß. Bechem & Keetman haben
die elektrische Bremsung schon oft bei ihren Hafenkranen, z.B. bei 15 Portalkranen
in Amsterdam, ferner auch bei ihrem 150 t-Hammerwippkran für Tsingtau (D. p. J.
1908, S. 316) mit bestem Erfolge verwandt.
Die Gefahr einer unzulässig hohen Umlaufzahl des Motors, wenn bei der Bremsung
zuviel Widerstand vorgeschaltet wird, ist bei sachgemäßer Bedienung, und diese muß
man doch voraussetzen, kaum vorhanden. Will man hierin besonders vorsichtig sein, so
baut man an der Ankerwelle eine Zentrifugalklingel ein, die ertönt, wenn die höchste
zulässige Umlaufzahl erreicht ist, oder läßt sogar durch einen Schalter in diesem
Augenblick selbsttätig den Strom unterbrechen.
Hub- und Drehwerk sind auf einem schweren gußeisernen Rahmen montiert; alle laufenden
Teile sind leicht zugänglich.
Der drehbare Oberwagen ruht mittels vier Laufrollen auf einer Kreisschiene von 3,8 m
Durchmesser. Die Zentrierung geschieht durch eine im Untergestell befestigte
Königssäule i, und zwar so, daß bei Ueberlastung in
dieser keine Biegungs- sondern nur Zugspannungen auftreten können. Wird der König,
etwa bei Ueberlastung oder bei scharfem Abbremsen und bei schnellem Anheben mit zur
Aufnahme des Kippmomentes herangezogen, so legt sich die von der Eisenkonstruktion
des Oberwagens erfaßte Traverse k gegen die auf den
König geschraubte Mutter l. Da die Kraftübertragung vom
Oberwagen auf die Traverse durch halbzylindrische Auflager bewirkt wird, so treten
in dem König nicht Biegungs- sondern nur Zugspannungen auf. Zwischen Traverse und
Mutter befindet sich ein Kugellager, so daß sich der Kran selbst bei abgehobenen
hinteren Laufrollen leicht drehen läßt.
Textabbildung Bd. 325, S. 115
Fig. 9. und 10. Selbstgreifer der Duisburger Maschinenbau-A.-G.
Auf dem oberen verlängerten Ende des Königs sitzt der Schleifringzylinder m, an den das Stromzuleitungskabel durch den
durchbohrten König geführt ist. Die Konstruktion des Schleifringzylinders m ist dieselbe wie in D. p. J. 1908, S. 264, nur daß
bei den Neußer Kranen anstatt der Stabilitringe Porzellanisolatoren verwandt worden
sind. Die Lage oberhalb des Fußbodens macht die Schleifringe leicht zugänglich; ein
Blechkasten schützt die stromführenden Teile vor zufälliger Berührung.
DM ist der Drehmotor; er leistet 7 PS bei n = 620. Der Antrieb wird durch das Schneckengetriebe
s auf das Stahlritzel n (Fig. 4) übertragen. Motor- und
Schneckenwelle sind durch eine elastische Kupplung, Fig.
11, gekuppelt.
Um das Drehwerk vor Ueberlastung, z.B. durch scharfes Abbremsen der sich drehenden
Massen zu schützen, ist in das Schneckenrad eine Rutschkupplung eingebaut worden.
Wie Fig. 12 zeigt, läuft das Schneckenrad lose auf
seiner Welle; es bildet mit der durch Feder und Nut mit der Welle verbundenen Muffe
eine feste Reibkupplung. Den Kupplungsschluß bewirkt eine nachstellbare
Plattenfeder. Ueberschreitet das Drehmoment an der Schneckenradwelle das Reibungsmoment der
Kupplung, so gleiten beide Kupplungshälften gegen einander.
Der feste Zahnkranz, mit dem das Ritzel kämmt, besitzt nicht wie sonst üblich
gegossene Zähne, sondern Triebstöcke aus Stahl; wie Fig. 7 erkennen läßt,
sind diese als Bolzen in die Flanschen eines kreisförmig gebogenen ⊏-Eisens
eingepaßt. Diese Konstruktion hat den Vorzug größerer Festigkeit und leichteren
Ersatzes etwa verschlissener Zähne. Die vier Laufrollen sind aus Stahlguß
hergestellt und laufen mit ausgebuchster Nabe lose auf ihren Achsen.
Textabbildung Bd. 325, S. 116
Fig. 11. Elastische Kupplung der Duisburger Maschinenbau-A.-G.
Der Kranfahrmotor FM, der 14 PS bei n = 650 leistet, steht auf der Plattform des
Unterwagens. Er treibt mittels Stirn- und Kegelrädervorgelege je ein Laufrad am
wasserseitigen und landseitigen Portalfuß an. Die Kegelräderpaare sind durch
gußeiserne geteilte Gehäuse O vor Beschädigungen
geschützt; mit diesen Gehäusen sind auch die Lager zusammengegossen. Alle Räder des
Fahrwerkes sind aus Stahlguß, die Ritzel aus geschmiedetem Stahl hergestellt; die
Laufräder, ebenfalls aus Stahlguß, laufen lose auf ihren Achsen.
Textabbildung Bd. 325, S. 116
Fig. 12. Rutschkupplung der Duisburger Maschinenbau-A.-G.
Die Stromzuführung geschieht bei allen Kranen nach Fig. 7 durch zwei
blanke Kupferdrähte, die in einem abgedeckten Kanal an Isolatoren aufgehängt sind.
In diesen Kanal greift durch einen etwa 75 mm weiten Längsschlitz der Stromabnehmer
hinein; er trägt auf Porzellanisolatoren zwei Rotgußrollen, die sich von unten gegen
die Leitungsdrähte legen. Der nötige Anpressungsdruck wird durch kräftige
Blattfedern bewirkt.
Bequeme Leitern mit Geländern erleichtern das Besteigen des Kranes und des
Auslegers.
Beim Fördern mittels Klappgefäße werden diese von Arbeitern gefüllt; das Oeffnen an
der Entleerungsstelle wird indes in ähnlicher Weise wie beim Selbstgreifer bewirkt.
Sollen Stückgüter gefördert werden, so wird, um die Entleerungstrommel E nicht unnütz mitzunehmen, mittels des Handrades p die Kupplung q gelöst,
die das Stirnrad mit der Hubtrommelwelle kuppelt.
Fig. 13 zeigt die Verladebrücke auf dem Lagerplatz.
Die Spannweite zwischen den Kranlaufschienen beträgt 20 m, die wasserseitige
Ausladung 9 m, die landseitige 7 m, die lichte Höhe über Schienenoberkante 5 m. Die
Ausladung des oben laufenden Drehkranes beträgt 13 m; in seinen äußersten Stellungen
wird an der Wasserseite eine Ausladung von 17,44 m von Kaikante, an der Landseite 17
m von Mitte Kranlaufschiene erreicht. Die Brücke ruht auf acht Laufrädern, je zwei
in einem Radkasten.
Der Fahrmotor, 43 PS bei n = 650, steht in der Mitte der
Brücke auf dem Wagerechtverband ihrer Untergurte. Er treibt zunächst mittels
Stirnräder eine Längswelle an, von der die Bewegung durch Kegelräder und schräge
Wellen auf die Laufräder in je einem Radkasten an beiden Brückenstützen übertragen
wird. Leitern mit Geländer und Gangstege auf der Brücke erleichtern das Besteigen
dieser und die Wartung der Triebwerkteile.
Textabbildung Bd. 325, S. 116
Fig. 13. Fahrbare elektrische Verladebrücke von 5 t Tragkraft der Duisburger
Maschinenbau-A.-G. vormals Bechern & Keetman.
Die Anordnung und Konstruktion der Hub-, Dreh- und Fahrwerke des auf der Brücke
laufenden Drehkranes sowie dessen elektrische Ausrüstung ist genau dieselbe wie bei
den oben beschriebenen 5 t-Böschungskranen. Da der Drehkran gerade an den Enden
seiner Laufbahn oft zu arbeiten hat, so sind gegen Ueberfahren der Endstellungen und
Abstürzen des Kranes mehrere Sicherheitsvorrichtungen angeordnet. Zunächst ertönt
ein Klingelzeichen, das den Führer warnt. Wird dieses Zeichen überhört, so
unterbricht ein Endausschalter selbständig den Motorstromkreis, wobei gleichzeitig
eine nach beiden Richtungen wirkende kräftige Bandbremse zur Wirksamkeit kommt.
Versagt auch der Endausschalter, so stoßen die in Fig.
13 an den Seiten des Unterwagens sichtbaren Puffer gegen die an den Enden
der Brücke befestigten Prellböcke. An den äußersten Enden der Fahrbahn befinden
sich, wie aus Fig. 13 ersichtlich, schließlich noch
schiefe Ebenen, auf die für den Fall des Ueberfahrens der Puffer entsprechende am
Unterwagen befestigte Stücke auflaufen, wodurch der Kran unbedingt zum Stehen
kommt.
Die Verladebrücke arbeitet sowohl mit Selbstgreifer wie mit halbzylindrischen
Klappgefäßen; sie fördert aber auch Stückgüter. Ein solches Klappgefäß bemerkt man
im Vordergrunde der Fig. 13.
Die Arbeitsgeschwindigkeiten sind bei allen 5 t-Kranen einschl. der Verladebrücke
dieselben. Sie betragen:
Heben
5 t
mit
v = 30 m/Min.
Drehen
5 t
1½ Umdrehung in 1 Minute
Fahren
5 t
mit
v = 50 m/Min.
Außerdem:
Fahren der Verladebrücke . v = 34 m/Min.
Die Leistungsfähigkeit jedes Kranes beträgt bei normalem Betriebe (bei angestrengtem
Betriebe ist sie wesentlich höher):
Mit
Klappgefäßen
bei
Eisenerz.
600 t
in
10
Std.
„
Selbstgreifer
„
Bleierz
600 t
„
10
„
„
„
„
Hafer
200 t
„
10
„
„
„
„
Mais u. Gerste
400 t
„
10
„
„
„
„
Nußkohle
500 t
„
10
„
„
„
„
Grieskohle
400 t
„
10
„
„
„
„
Kies
700 t
„
10
„
Stromverbrauchsversuche sind in Neuß nicht vorgenommen worden. Man dürfte indes hier
zu denselben Ergebnissen kommen wie bei zwei den obigen gleichen Drehkranen im Hafen
von Duisburg. Diese Krane dienen zum Umschlag von Eisenerz mittels Klappkästen aus
dem Schiff in Waggons. Die folgenden Angaben sind mir von der Firma Bechern & Keetman
freundlichst überlassen worden.
Textabbildung Bd. 325, S. 117
Fig. 14. Windenhaus des 1,5 t-Böschungskranes für Stückgüter der Duisburger
Maschinenbau-A.-G.
A Hubkontroller. – B
Schwenkkontroller. – C Fahrkontroller.
Die beiden Duisburger Krane schlugen im Jahre 1906 insgesamt 316000 t um. Wegen des
zeitweilig schlechten Wasserstandes, Eisganges u. dergl. konnten sie nicht dauernd
beschäftigt werden; außerdem mußten sie noch Rangierdienste leisten. Die
zehnstündige Tagesleistung betrug demnach bei 300 Arbeitstagen für jeden Kran etwa
525 t. Es wurden verbraucht 34000 KW/Std.; mithin durchschnittlich täglich 56,5 KW/Std. für jeden
Kran. Es kommen also auf 1 t umgeschlagenes Gut ungefähr 0,108 KW/Std. Bei einem
Preise von 10 Pf. f. d. KW/Std. betragen die Stromkosten für 1 t umgeschlagenes
Gut rund 1 Pf. Hierbei ist zu berücksichtigen, daß die Krane, wie oben erwähnt, noch
Rangierdienste tun mußten, und daß bei jedem Hube die Klappkästen als tote Last
(etwa 15 bis 20 v. H. der Gesamtlast) zu bewegen sind. Die Hubhöhe betrug in
Duisburg 8 m.
Bei Klappkastenbetrieb sind stets Mannschaften im Schiff erforderlich, die die Kästen
mit Hilfe von Schaufeln füllen. Mit sehr viel weniger Arbeitern kommt man
natürlich aus, wenn man mit Selbstgreifern arbeitet. Dies geschieht auch, wenn nur
irgend möglich in Neuß.
Die tote Last steigt dann allerdings bis auf 50 v. H. der Gesamtlast; trotzem
arbeitet man mit Selbstgreifer billiger, da die Mehrkosten an Strom weit geringer
sind als die Ersparnisse an Arbeiterlöhnen. Der Selbstgreiferbetrieb findet deshalb
auch bei Eisenbahnverwaltungen immer mehr Eingang. Die Tendenz des modernen Kranbaus
geht ja dahin, Bedienungsmannschaften außer dem Kranführer möglichst entbehrlich zu
machen; das ist aber nur durch Spezialisierung möglich. Das prägnanteste Beispiel
für solche weitgehende Spezialisierung bieten wohl die Sonderhebezeuge für den
Stahlwerksbetrieb. Andere Industriezweige gehen nur zögernd daran, für ihre
Sonderzwecke sich auch Sonderhebevorrichtungen zu schaffen, vielfach scheuen sie die
Ausgaben für solche allerdings oft recht kostspieligen Maschinen. Zu diesen, man
könnte fast sagen rückständigen Industrien gehört noch die Holzindustrie. Hier ist
der Transport des Holzes durch Arbeiter vom Schiff zum Waggon noch weit verbreitet.
In letzter Zeit sind indes auch für das Ausladen von Hölzern eine Anzahl
leistungsfähiger mechanischer Verladevorrichtungen entstanden. So hat z.B. die Firma
Bechem & Keetman erst vor kurzem 15 Portalkrane
für den Hafen von Gent geliefert, die vornehmlich dem Holzgeschäft dienen sollen.
Ferner befinden sich von derselben Firma sowohl im Hafen Duisburg-Ruhrort wie im
neuen Krefelder Hafen bemerkenswerte Holzverladeanlagen im Betrieb.
Von den beiden 1,5 t-Böschungskranen für den Umschlag von Stückgütern im Neußer Hafen
sei nur der Grundriß des Maschinenhauses, Fig. 14,
mit den Windwerken dargestellt, da der ganze Gerüstaufbau genau derselbe ist wie bei
den obigen 5 t-Selbstgreiferkranen.
Der Hubmotor HM (17,5 PS bei n = 600) treibt mittels nur eines in Oel laufenden Vorgeleges die
Seiltrommel an. Die Haltebremse b mit doppelter
Umschlingung sitzt auf der Motorwelle. Die eine Hälfte der elastischen Kupplung
(Fig. 11) dient als Bremsscheibe. Beim Heben und
Senken wird die Bremse durch den Elektromagneten m
gelüftet gehalten. Das Regulieren der Senkgeschwindigkeit sowie die Abkürzung des
Nachlaufweges geschieht durch Senkbremsschaltung des Motors.
DM ist der Schwenkmotor (3,2 PS bei n = 730); er treibt mit einem Schneckengetriebe als
Uebersetzungsmittel ein Ritzel an, das ebenso wie bei den 5 t-Kranen in einen festen
Triebstockkranz eingreift.
Das Fahrwerk ist in derselben Weise wie bei den Selbstgreiferkranen angeordnet. Der
Fahrmotor leistet 7 PS bei n = 730. Die
Arbeitsgeschwindigkeiten dieser beiden Krane betragen:
Heben der Höchstlast
v = 40 m/Min.
Schwenken
2 Umdrehungen in 1 Minute
Fahren
v = 40 m/Min.
Der Betriebsstrom ist Gleichstrom von 440 Volt Spannung.