Titel: | Die Westinghouse-Leblanc-Luftpumpe. |
Autor: | Carl Züblin |
Fundstelle: | Band 325, Jahrgang 1910, S. 117 |
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Die Westinghouse-Leblanc-Luftpumpe.
Von Dipl.-Ing. Carl Züblin.
(Schluß von S. 103 d. Bd.)
Die Westinghouse-Leblanc-Luftpumpe.
Eingehende Versuche werden vom Elsässischen Verein von Dampfkesselbesitzern an
der Anlage des Schachtes der Internationalen
Kohlenwerks-Akt.-Ges. in Sankt-Avold gemacht. Die Anlage arbeitet mit
einem Kaminkühler, der ebenfalls von Balcke geliefert
wurde. Bemerkenswert sind die Versuche noch dadurch, daß Aufzeichnungen für geringe Belastungen
gemacht wurden und die Leistungsfähigkeit der Westinghouse-Leblanc-Pumpe auch in diesen Grenzen beurteilt werden
konnte.
Textabbildung Bd. 325, S. 118
Fig. 4. Kondensationsanlage der Myslowitzergrube, Mischkondensation für 50000
kg Dampf.
Datum
20. 7. 09
21. 7. 09.
21. 7. 09
21. 7. 09
Belastung
4/4
¾
2/4
¼
Dauer des Versuchs
Sek.
2369
1540
1688
1920
Leistung des Generators
KW.
556,1
407,8
265,5
138,9
Dampfspannung vor dem Ein- laßventil
at
13,1
12,6
12,6
11,9
Vakuum a. Auslaßstutz, cm Quecks.
70
70,6
71,1
71,2
Barometerstand
cm
73,7
73,5
73,5
73,5
Vakuum in Prozente
v. H.
95,2
96,1
96,7
96,9
Absoluter Druck im Stutzen cm
Hg
3,7
2,9
2,4
2,3
Sättigungstemperat, d. Dampfes im
Auslaßstutzen
° C
32,8
28,5
25,3
24,6
Temperatur des kalten Kühl- wassers
° C
28,8
26,7
24,6
23
Temperatur des warmen Kühl- wassers
° C
36,8
33,3
29,6
26,5
Erwärmung des Kühlwassers
° C
8
6,6
5
3,5
Der Turbo-Generator mit Bergmann-Turbine hat eine
Leistung von 500 KW., 3200 Volt, 50 Perioden. Bei dieser Vollast sollte 92 v. H.
Vakuum garantiert werden, unter Annahme eines Barometerstandes von 760 mm und einer
Luft temperatur von 10° C.
Die Versuche sind aus nachstehenden Gründen besonders bemerkenswert. Die
Sättigungstemperatur des Dampfes im Austrittsstutzen der Turbine entspricht nicht
der zugehörigen Warmwassertemperatur. Es kann dies nur damit erklärt werden, daß der
Auspuffdampf im Turbinenstutzen noch etwas überhitzt ist, es ist ferner nicht
ausgeschlossen, daß die Adjustierung des Barometers auf den Ortsbarometer nicht ganz
korrekt ausgefallen ist. Nachteilig auf den Betrieb ist dies insofern nicht, als
Verluste in der Kondensation nicht vorhanden sind. Die Zentrifugal-Kühlwasserpumpe
ist bei dieser Anlage zu groß, denn das Kühlwasser erwärmte sich nur auf 8 Grad,
während 13° C noch zulässig gewesen wären. Das um 3½ v. H. höhere Vakuum ist ja eine
Folge der niedrigen Temperatur, so daß die Kühlwassermenge erst bei geringeren
Belastungen als ½ vermindert zu werden braucht. Mit Rücksicht auf den besseren
Dampfverbrauch infolge des höheren Vakuums kann die reichliche Bemessung der
Zentrifugalpumpe nicht von vornherein getadelt werden.
Die Abnahme-Versuche der Ueberlandzentrale Derenburg vom 14. Dezember 1909 zeigen
äußerst gute Leistungen der Westinghouse-Leblanc-Pumpe.
Es sollte dort bei Volllast, das ist 320 KW. und 15° C ein Vakuum von 95 v. H. am
Turbinenstutzen garantiert werden.
Textabbildung Bd. 325, S. 118
Fig. 5. Mischkondensation, Patent Westinghouse-Leblanc.
Belastungder
Turbo-dynamoKW.
Betriebsdampf
VakuumimTurbinengehäuse
Temperatur
Barometer-standmm
Quecks.
Kühlwasser
Kondensat° C
im Luft-pumpenrohr° C
mm
v. H.
Druckat
Temperatur° C
Eintritt° C
Austritt° C
260
11,3
245
739
98,5
3,5
13,5
9
11
753
220
11,5
255
746
99
3,5
12,3
10,5
12
753
68
–
–
748
99
3,5
9,0
7,0
9,5
753
100
11,1
248
748
99
3,5
9
5,8
9,8
753
150
12,0
263
745
99
3,5
10,5
7
11
754
260
742
98,3
3,5
13,5
11,5
12,5
755
240
12,2
260
742
98,3
3,5
13,5
9,5
12,5
755
180
745
98,3
3,5
10,5
5,5
12
755
Die letzten beiden Messungen wurden bei ¾ Last gemacht. Das erreichte Vakuum ist
allen Belastungen nahezu konstant und als vollkommen zu bezeichnen. Ferner ist zu
erwähnen, daß das Vakuum im Kondensator selbst bei allen Versuchen gleich gut wie im
Turbinengehäuse war, ein Druckabfall war also nicht zu beobachten. Die Temperatur
des Arbeitswassers für die Luftpumpe wurde zu 15° C gemessen. Der elektrische
Antrieb derselben beanspruchte einen Kraftaufwand von 12,5 Amp. bei 500 Volt.
Bezüglich des Arbeitswassers sei bemerkt, daß dasselbe keinen besonderen Ansprüchen
genügen muß, das zum Kühlen des Kondensators brauchbare Wasser eignet sich ohne
weiteres auch für den Betrieb der Leblanc-Pumpe. Wie
aus Fig. 1 ersichtlich ist, wird das Arbeitswasser
einem Bassin entnommen, in welches es wieder zurückbefördert wird. Für die Abkühlung
des Wassers dient die in der Fig. 1 rechts
angedeutete Leitung. Die Abkühlung in dem Bassin ist aber so stark, daß die Menge
dieses Zusatzwassers sehr gering ist. Bei der Anlage in Neuß geschah es, daß der
Zuflußhahn versehentlich mehrere Tage geschlossen geblieben war. Das Wasser im
Bassin erwärmte sich bis auf 35° C, ohne daß an der Leistung der Pumpe eine
Unregelmäßigkeit bemerkt worden wäre.
Textabbildung Bd. 325, S. 119
Fig. 6. Gemeinsamer Antrieb der Kühlwasser-, Luft- und
Kondenswasserpumpe.
a Dampfturbine. – b
Kühhvasserpumpe. – c Westinghouse-Leblanc-Pumpe. – d Kondensatpumpe.
Durch das Arbeitswasser wird nicht etwa Dampf aus dem Kondensator mitgerissen und im
Düsenrohr kondensiert. Wäre dies der Fall, dann müßte die Wassermenge im Bassin
stark zunehmen. Es dürfte dann der Dampfverbrauch der Anlage nicht aus der Menge des
Kondensats aus dem Kondensator bestimmt werden. Jede Luftpumpe saugt ja etwas
Wasserdampf weg, dazu kommt aber noch der Teil, der in Dunstform mehr oder weniger
der ausgeschiedenen Luft stets beigemengt ist und mit dem eigentlich zu
kondensierenden Dampf nichts zu tun hat. Um den Betrag des von der Luftpumpe
kondensierten Dampfes zu messen, wurde die Zunahme des Arbeitswassers im Bassin
genau beobachtet. Auf dem Elektrizitätswerk in Neuß betrug dieser nur 0,3 v. H. des
Dampfverbrauches der Turbine, obwohl die Turbine um Vs überlastet war. Der in der
Luft vorhandene Wasserdampf wird vor Eintritt in die Düse kondensiert, es wird
dadurch die Menge der abzusaugenden Gase bedeutend vermindert. Aus diesem Grunde muß
die Temperatur des Arbeitswassers auf alle Fälle niedriger sein als diejenige des
austretenden warmen Kühlwassers.
Die Verwendung der Westinghouse-Leblanc-Pumpe ist
auch bei der Einspritzkondensation mit denselben Vorteilen verknüpft. Eine solche
Anlage für 50000 kg Dampf in der Stunde wurde auf der Myslowitzergrube der Kattowitzer Akt.-Ges. für Bergbau und
Eisenhüttenbetrieb aufgestellt. Die Pumpen, eine Westinghouse-Leblanc- und eine Kühlwasserpumpe werden von einer stehenden
Dampfmaschine direkt angetrieben. Die ganze Gruppe steht unter dem
Gegenstrom-Mischkondensator (s. Fig. 4). Für
gewöhnlich arbeitet diese bei 250 Umdrehungen. An diese Zentrale sind eine große
Anzahl Maschinen angeschlossen, so daß die ganze Vakuumleitung etwa 1000 m lang ist.
Es mußte bei Vollast und 27° C Kaltwassertemperatur ein Vakuum von 91 v. H.
garantiert werden. Die Abnahmeversuche ergaben 93½ v. H. Vakuum und zwar bei einer
Kaltwassertemperatur von 31,5° C. Die Anlage kondensierte zur Zeit 45000 kg
Dampf.
Die Abnahmeversuche vom 6. Dez. 09 der Anlage der Continental-Caoutchouc- und Guttapercha Comp. sind hier nachfolgend
angeführt. Die Betriebsmaschine, eine Sulzer-Maschine,
arbeitete mit einer Mischkondensation in Verbindung mit einem Kaminkühler. Es mußte
89 v. H. Vakuum im Kondensator bei 10° C Außenlufttemperatur garantiert werden.
Dabei war der Dampfverbrauch pro Stunde zu 5500 kg angesetzt, oder bei 88 v. H.
Vakuum zu 6000 kg. Der Kraftverbrauch der Kondensation durfte bei direkter Förderung
in das Kühlwerk mehr als 37 PS nicht betragen.
Die Belastung der Maschine wurde bei 228 Volt Gleichstromspannung gemessen. Die
Gesamtleistung derselben ergibt sich zu 950 PS. Es stellt sich dann der
Gesamtdampfverbrauch bei 6 kg pro PS zu 5700 kg pro Stunde. Für die Warmwasser- und
Luftpumpe kommt ein Betrag von 140 Amp. in Anrechnung. Bei 225 Volt ergibt dies
einen Kraftbedarf von 36,4 PS. Die Tourenzahl der Westinghouse-Leblanc-Pumpe war 1020 i. d. Min. Eine Mischkondensation
Patent Westinghouse-Leblanc mit rotierender Luftpumpe
und Wasserschleuderpumpe Patent Balcke zeigt ferner
auch Fig. 5.
Wie aus den Fig. 1 bis 3 hervorgeht, geschieht der Antrieb dieser Pumpen gewöhnlich durch
Elektromotoren oder andere schnell rotierende Motoren; Dampfmaschinen eignen sich
wegen der geringen Tourenzahl nur für große Anlagen, wie z.B. für die Myslowitzer
Anlage (Fig. 4). Es sind aus diesem Grunde zwei
Pumpenmodelle entstanden. Das eine, das langsamlaufende, für Elektromotorenbetrieb,
das andere, das schnellaufende, für Dampfturbinenantrieb. Letzteres wird gewöhnlich
für 2500 Umdrehungen ausgeführt und zwar in allen Größen, während das
langsamlaufende Modell sich den Umdrehungen der normalen Drehstrommotoren anpaßt.
Meistens machen dann die größeren Pumpen 580, die mittleren 720 und die kleinen 960
Touren. Um die Luftpumpe gemeinsam mit der Kondensatpumpe betreiben zu können,
werden
Belastungder AnlageAmp.
Trans-missionskraftetwaPS
Vakuum
Temperatur
Barometermm
in v. H.
im Konden-satormm
a. d. Luft-pumpemm
des Kühlwassers
i. Luftpump.-Saugerohr° C
der Luftim Freien° C
Eintritt° C
Austritt° C
1600
400
92,6
676
676
21,8
35,3
24,5
6
730
1650
400
92,5
675
675
22
35,5
25
6
730
1650
400
92,5
675
675
22,2
35,7
25,5
6,5
730
1680
450
92,2
673
673
22,5
36
26,3
6,5
730
1700
450
91,8
670
670
23
39
28
7,0
730
1650
450
91,5
668
668
23,5
41
34
7,5
730
letztere ebenfalls für die angegebenen Tourenzahlen eingerichtet. Der Antrieb
geschieht durch eine kleine Dampfturbine. Wird außer diesen beiden Pumpen auch noch
die Kühlwasserpumpe gemeinsam angetrieben, wie dies in Fig. 6 der Fall ist, so müssen die Tourenzahlen bei großen Pumpen auf
2000, bei kleineren auf 1400 Umdrehungen vermindert werden. Es ist dies der
Zentrifugalpumpen wegen notwendig, weil diese bei 2500 Touren und den großen
Wassermengen einen schlechten Wirkungsgrad ergeben.
Bis anhin haben die in den verschiedenen Abbildungen gezeigten Beispiele eine
liegende Anordnung. Erheischen es die Umstände, so kann die Anordnung auch in
senkrechter Richtung geschehen. Eine solche mit gemeinsamen Antrieb aller
zusammengehörigen Pumpen zeigt Fig. 7. Die
Dampfturbine ist oben, darunter die Luftpumpe und unter dieser die Kondensatpumpe.
Der Anschluß an den Kondensator erfolgt bei A. Das
Arbeitswasser tritt durch B auf beide Seiten der
Luftpumpe ein. Der ganze Pumpensatz ist für eine Stundenleistung von 80000 kg Dampf
bestimmt. Er wiegt einschließlich der Dampfturbine nur 1700 kg.
Im Schiffsbetriebe haben die Westinghouse-Leblanc-Pumpen
zuerst auf den französischen Torpedojägern Eingang gefunden. Nach den
eingehenden Versuchen auf dem Torpedojäger Voltigeur
sind die neuen Turbinenboote Fourche u. Faulx Cimeterre, Dague u. Boutefeu alle mit Leblanc-Luftpumpen
ausgestattet worden.
Die deutsche Marine beschäftigt sich bereits mit ähnlichen Projekten, in Amerika hat
die Westinghouse Machine Co. in Pittsburg die
Ausführung dieser Pumpen übernommen. Ebenso hat die italienische Regierung Leblanc-Luftpumpen bestellt.
Textabbildung Bd. 325, S. 120
Fig. 7. A Anschluß nach dem Kondensator. – B Wassereintritt nach der
Westinghouse-Leblanc-Pumpe. – C Wasseraustritt. – D Saugstutzen der
Kondensatpumpe, Patent Balcke. – E Druckstutzen derselben.
Im Landmaschinenbau sind bereits über 500 Anlagen mit Westinghouse-Leblanc-Pumpen zur Aufstellung gekommen und zwar in den
verschiedensten Teilen des Kontinents.