Titel: | Beiträge zur Theorie des Reguliervorganges bei direkt wirkenden Regulatoren. |
Autor: | J. Magg |
Fundstelle: | Band 325, Jahrgang 1910, S. 135 |
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Beiträge zur Theorie des Reguliervorganges bei
direkt wirkenden Regulatoren.
Von Dr.-Ing. J. Magg,
Graz.
(Schluß von S. 124 d. Bd.)
Beiträge zur Theorie des Reguliervorganges bei direkt wirkenden
Regulatoren.
Zusammenfassung.
Wenn wir die Ergebnisse obiger Untersuchungen nochmals zusammenfassend überblicken,
so sehen wir in erster Linie, daß der Beharrungszustand einer Maschine, deren
Regulator keinerlei Dämpfung – im weiteren Sinne des Wortes – besitzt, labil
ist.
Diese Labilität, als deren Maß der Exponent p in
Gleichung (9) angesehen werden kann, kann durch verschiedene Mittel, die man
allgemein unter dem Namen „Dämpfungen“ zusammenfaßt, beseitigt werden. Es ist
nun leicht einzusehen, daß die Dämpfungen umso kleiner zu sein brauchen, je kleiner
p ist. Um ein kleines p zu erhalten, ist nach Gleichung (10) erforderlich, daß in erster Linie auch β klein, d.h. also, daß die Durchgangszeit der Maschine
groß sei. Dieser Bedingung läßt sich durch großen Ungleichförmigkeitsgrad des
Regulators, hohe Tourenzahl der Maschine und schweres Schwungrad gerecht werden. Da
die beiden ersten Annahmen wohl nur selten zur freien Verfügung des Konstrukteurs
stehen, ergibt sich als erste Forderung für gute Regulierung die Anwendung schwerer
Schwungräder.
Auch eine Verkleinerung des α bewirkt – bei konstantem
Td – eine, wenn
auch nicht bedeutende Verkleinerung von p, wodurch die
Forderung nach Regulatoren mit großer Eigenschwingungsdauer ausgesprochen erscheint.
Prinzipiell wären also Regulatoren mit großen Massen vorzuziehen, sofern dem nicht
die Forderung nach großer Energie des Regulators gegenüberstände, die meist nur
durch Federregulatoren zu erreichen ist. Anßerdem sind gegen die Verwendung von
Massenregulatoren noch einige andere Einwände geltend zu machen, die weiter unten
näher erörtert werden sollen.
Weiteres ist auszusprechen, daß eine Beharrungsmasse die Neigung zu Schwingungen
während des Reguliervorganges vermindert, ohne sie aber beseitigen zu können.
Von den zur Erzielung einer stabilen Regulierung notwendigen dämpfenden Einflüssen
kommen wesentlich nur die Unempfindlichkeit, die Dämpfung durch eine Oelbremse und
das periodische Festhalten des Regulators in Betracht. Wie aus den vorhergehenden
Ableitungen zu ersehen ist, ist die Unempfindlichkeit allerdings imstande, die
Regulierschwingungen zu dämpfen, jedoch nur außerhalb des Bezirks, der in unserer
Darstellung durch den Raum ± r von der Beharrungslage
bestimmt ist. (Grenzbezirk). Innerhalb des Grenzbezirks ist dagegen die
Geschwindigkeit der Maschine nicht definiert; der Regulator führt innerhalb des
Grenzbezirks auch bei konstanter Belastung der Maschine stets Schwingungen aus, da
deren Erregung durch äußere Zufälle (Erschütterungen usw.) nicht verhindert werden
kann. Innerhalb des Grenzbezirks wirkt also die Ungleichförmigkeit ungünstig. Wie
groß der Ungleichförmigkeitsgrad sein muß, um schwingungsdämpfend zu wirken, läßt
sich mathematisch allgemein wegen der Verwickeltheit der Beziehungen nicht angeben.
Beachtung verdient noch Gleichung (27), die aussagt, daß die Größe des Grenzbezirks
dem Ungleichförmigkeitsgrad des Regulators verkehrt proportional ist, d.h. also, daß
sich die unerwünschten Wirkungen der Unempfindlichkeit bei stark statischen
Regulatoren viel weniger bemerkbar machen als bei astatischen. Da nun die beiden
anderen Mittel zur Dämpfung der Schwingungen viel rascher zum Ziele führen, so daß
bei feineren Regulierungen die Unempfindlichkeit zur Schwingungsdämpfung nicht
erforderlich ist, wird ihr Einfluß wegen der innerhalb des Grenzbezirks auftretenden
Schwingungen als störend empfunden. Man sucht sie daher möglichst klein zu halten
und verwendet deshalb oft auch Federregler, weil sich bei diesen durch entsprechende
Gestaltung des Regulatorgetriebes der Unempfindlichkeitsgrad meist kleiner halten
läßt, als bei den Massenregulatoren.
Das periodische Festhalten des Regulators führt die Maschine in rascher Weise in den
neuen Beharrungszustand über dadurch, daß die Energie der Regulatorverstellbewegung
periodisch vernichtet wird. Für den Fall, daß das periodische Festhalten durch ein
Hemmwerk bewirkt wird, wird sich in jedem einzelnen Falle eine Einstellung der Dauer
des Freiseins experimentell feststellen lassen, für die die Zeit, die der Regulator
braucht, um mit seinen Schwingungsamplituden unter einen gewissen Mindestbetrag zu
sinken, ein Minimum wird. In unserem speziellen Fall dürften wir dieser günstigsten
Einstellung im Falle Fig. 6 nahe gekommen sein.
Was den gemeinschaftlichen Einfluß von Unempfindlichkeit und Regulatorfesthalten
anbetrifft, so dürfte sich an dem durch Fig. 4–6 dargestellten Vorgange außerhalb des Grenzbezirks
nur wenig ändern, da sich der Motorpunkt während der Periode des Festgehaltenseins
in der Regel genügend weit vom Regulatorpunkt entfernt hat, um die Reibung zu
überwinden. Innerhalb des Grenzbezirks ist dies zwar nicht mehr der Fall, doch
dürfte auch da das periodische Festhalten insofern günstig wirken, als es leicht
möglich ist, daß der Regulator ganz in der Nähe der anzustrebenden
Beharrungsstellung festgehalten wird, wonach sich dann die Maschinengeschwindigkeit
nur mehr ganz wenig ändert. Daran allerdings, daß innerhalb des Grenzbezirks die
Maschinengeschwindigkeit nicht definiert ist, vermag auch das periodische Festhalten
nichts zu ändern.
Textabbildung Bd. 325, S. 136
Fig. 13.
Das Mittel, welches am meisten angewendet wird, um ein Ueberregulieren zu verhindern,
ist die Verwendung einer Oelbremse. Diese wird oft auch dort angebracht, wo die
Steuerungsrückwirkung allein genügen würde, einen befriedigenden Verlauf des
Reguliervorganges hervorzubringen, um dann, wenn es sich bei dieser nicht um passive
Reibungswiderstände, sondern um aktive Kräfte auf der Betätigung der Steuerorgane
handelt, das unschöne Zucken des Regulators mit dem dadurch verursachten raschen
Verschleiß der bewegten Teile zu verhindern.
Ganz beseitigen kann die Oelbremse das Ueberregulieren nur dann, wenn die Maschine
schwere Schwungmassen besitzt und gleichzeitig die Eigenschwingungsdauer des
Regulators klein ist, wie dies bei Federregulatoren meistens zutrifft.
Ist die Beziehung, die durch Gleichung (43) ausgesprochen wird, nicht erfüllt, so
treten bei jedem Reguliervorgang Schwingungen auf. Es gibt nun auch da für jeden
Fall eine Einstellung der Oelbremse, die den besten Verlauf bedingt, doch läßt sich
auch hierfür wegen der Kompliziertheit der Zusammenhänge keine allgemeine Formel
angeben. In unserm speziellen Fall dürfte dieser günstigste Verlauf etwa bei der
Annahme x = 13 erreicht sein. Löst man Gleichung (39),
in der das Verhältnis α zu ß derart sei, daß zwei Wurzeln komplex sind, für verschiedene Werte das
x auf und trägt die Werte von u1, r und s als Funktionen von
x auf, so ergibt sich ein Bild wie Fig. 13, die den Zusammenhang der
Größen in unserm speziellen Beispiel darstellt. Wie daraus zu ersehen ist, nimmt bei
steigendem x das u1 rasch ab, die Werte des s sinken allmählich und nähern sich dem Grenzwert Null, wogegen die Kurve
der r ein deutliches Minimum besitzt, von dem ab sie
sich der Nullinie auch langsam nähert. Bei steigendem x
verschwindet also der Einfluß des ersten Gliedes der Integralgleichung immer
rascher, dagegen werden die Schwingungen immer langsamer und zugleich von einer
gewissen Grenze ab schwächer gedämpft. Gleichzeitig wachsen jedoch auch die
Konstanten der hm-Kurve
stark an, so daß ein zu starkes Anziehen der Oelbremse stärkere Schwankungen in der
Maschinengeschwindigkeit hervorruft, den Reguliervorgang also verschlechtert (vergl.
Fig. 10 und 12).
Zu erwähnen ist noch, daß der Wert des Dämpfungsfaktors, bei dem die besten
Wirkungen der Oelbremse erreicht werden, gar nicht hoch liegt. In unserm speziellen
Fall beträgt dieser Wert (entsprechend x = ∾ 13) nur
etwa 49 kg/m/sek.
Für den Fall der vereinigten Wirkungen von Oelbremse und Unempfindlichkeit ist
auszusprechen, daß die Oelbremse die Schwingungen rasch in den Grenzbezirk einengt,
da sich bei ihrer Verwendung der Regulatorpunkt in der Regel nicht weit vom
Motorpunkt entfernt. Innerhalb des Grenzbezirkes ist die Einwirkung der Oelbremse
unerwünscht, da sie das Entstehen und Andauern von Schwingungen nicht verhindern
kann, sondern diese nur verlangsamt, andererseits aber infolge ihrer Eigenreibung
die Unempfindlichkeit und damit die Weite des Grenzbezirkes nicht unerheblich
vergrößert. Der Verlangsamung der Schwingungen entsprechen dann auch wieder größere
Schwankungen der Maschinengeschwindigkeit, als ohne Anwendung einer Oelbremse
auftreten würden.
Im Falle, daß ein periodisches Festhalten des Regulators – ausgenommen den Fall
aktiven Steuerungsrückdrucks – den Verlauf des Reguliervorganges beeinflußt, ist die
Anwendung einer Oelbremse nur schädlich, da sie den Verlauf des ganzen Vorganges nur
verlangsamt und den Grenzbezirk vergrößert.
Dies sind auch die Gründe, warum bei Steuerungen mit der Wirkung des periodischen
Festhaltens und Massenregulatoren von der Verwendung einer Oelbremse oft Abstand
genommen werden kann, während man ihrer bei rückdruckfreien Ventilsteuerungen
und sehr empfindlichen Reglern nicht entbehren kann.
Für die Beurteilung des Reguliervorganges können nun die Ergebnisse der vorstehenden
Untersuchungen in folgende Sätze zusammengefaßt werden:
1. Beim Entwurf der Maschine ist der Ungleichförmigkeitsgrad des Regulators so groß
anzunehmen, als es mit den Bedingungen des Betriebes irgendwie vereinbar ist, da
durch großen Regulatorungleichförmigkeitsgrad der Reguliervorgang in jedem Falle
verbessert wird, in dem bei Verwendung einer Oelbremse leichter aperiodischer
Verlauf erreicht werden kann und die Unempfindlichkeit des Regulators weniger
störend auftritt.
2. Die wichtigste Bedingung für die Erzielung eines guten Regulierverlaufes ist die
Anwesenheit möglichst großer Schwungmassen in der Maschine.
3. Beharrungsmassen im Regulator verbessern den Verlauf des Reguliervorganges.
4. Die einseitige Bevorzugung der Feder- gegenüber den Gewichtsregulatoren erscheint
nur dann gerechtfertigt, wenn bei Verwendung einer Oelbremse gleichzeitig ein so
schweres Schwungrad vorhanden ist, daß der Regulator die Maschine aperiodisch in den
neuen Beharrungszustand überführen kann. Für solche Regulierungen, wo ohne
Verwendung einer Oelbremse nur durch die Steuerungsrückwirkung die Dämpfung der
Regulierschwingungen erzielt wird, ist bei sachgemäßer Ausführung mit geringem
Unempfindlichkeitsgrad (Kugellager in den stärker belasteten Gelenken) der
Massenregler dem Federregler in bezug auf den zu erzielenden Verlauf des
Reguliervorganges mindestens gleichwertig, zumal wenn die Maschine nur kleine
Schwungmassen besitzt.
5. Der Widerstand, auf den die Oelbremse eingestellt werden muß, um den günstigsten
Verlauf des Reguliervorganges zu ergeben, liegt im allgemeinen gar nicht hoch. Zu
starkes Anziehen der Oelbremse macht sich durch beträchtlich vergrößerte
Schwankungen der Maschinengeschwindigkeit (nicht Schwingungen des Regulators) sowie
durch beträchtliche Vergrößerung der Dauer bis zur Ueberführung in den neuen
Beharrungszustand unliebsam bemerkbar.