Titel: | Ueber Fahrwiderstände an Laufkranen. |
Autor: | Martin Pape |
Fundstelle: | Band 325, Jahrgang 1910, S. 148 |
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Ueber Fahrwiderstände an Laufkranen.
Von Dipl.-Ing. Martin Pape,
Berlin.
Ueber Fahrwiderstände an Laufkranen.
Einleitung.
Der Fahrwiderstand an Laufkranen wird bisher aus der Zapfenreibung und dem
Rollwiderstand der Laufräder berechnet. Es ist bekannt, daß jene Verlustquellen
nicht die einzigen sind, sondern daß der wirklich auftretende Fahrwiderstand noch
aus weiteren, zusätzlichen Reibungen besteht. Diesem Umstand trägt man
schätzungsweise dadurch Rechnung, daß man zu dem aus Rollwiderstand und
Zapfenreibung ermittelten Fahrwiderstand einen Zuschlag macht, der in seiner Größe
nicht unerheblich und zwar zwischen 30 und 100 v. H. schwankt. In der Literaturs. Ernst, Die
Hebezeuge, III. Auflage, Bd. 1, S. 305 ff. sind bisweilen noch
höhere Zuschläge angegeben. In einem von dem Verfasser nachgeprüften Fall betrugen
die zusätzlichen Reibungen eines elektrisch betriebenen Laufkranes sogar das
2,5fache der Zapfenreibung und des Rollwiderstandes. Dieser ausnahmsweis hohe
Fahrwiderstand veranlaßte den Verfasser zu einer eingehenden Nachforschung der
zusätzlichen Reibungswiderstände. Die Literatur streift nur an einer einzigen
StelleEbendaselbst. das Wesen dieser Nebenverluste, indessen werden
die nachfolgenden Untersuchungen zeigen, daß der dort gewiesene Weg zur
rechnerischen Ermittlung des daraus hervorgehenden Verlustmomentes, soweit die
Spurkranzreibung in Frage kommt, nicht der Wirklichkeit entspricht.
Der Zweck der vorliegenden Arbeit ist, die Kraftwirkungen klar zu legen, welche
im Beharrungszustand des fahrenden Laufkranes auftreten, und den gesamten
Fahrwiderstand, welcher bisher nur geschätzt wurde, durch sorgfältige Zergliederung
des gesamten Verlustmomentes zu ermitteln. Dabei ist es, um die Rechnung überhaupt
zu ermöglichen, mehrfach nötig, Annahmen zu machen. Gegenüber Zweifeln an der
Zulässigkeit einer dieser Annahmen sei bemerkt, daß es dem Verfasser zunächst daran
lag, eine Unterlage zu schaffen, auf Grund welcher einschlägige Versuche aufzubauen
sind, und weiter eine Erklärung zu geben für die außerordentlich hohen
Fahrwiderstände, welche mitunter an ausgeführten Kranen beobachtet wurden. Leitend
war ferner der Gedanke, aus der Kenntnis der einzelnen Verlustquellen die Mittel zu
bestimmen, welche zu einer Verringerung des Fahrwiderstandes führen.
Eine Vorstellung über die Größenordnung der einzelnen Reibungsquellen gibt ein
eingehend durchgerechnetes Beispiel. Die Ergebnisse der Unteruchung führen
schließlich zu einer einfachen, für die Praxis brauchbaren Formel zur Bestimmung des
Fahrmotors.
Die Anregung zu dieser Arbeit erhielt ich von meinem früheren Ober-Ingenieur, Herrn
R. P. Schröder in Saarbrücken. Ich möchte ihm an
dieser Stelle meinen Dank aussprechen.
Erster Abschnitt.
Die Fahrwiderstände vor Erreichung der größten Schräglage des
Kranes.
1. Die Zapfenreibung und der Rollwiderstand.
Bezeichnet in Fig. 1
Q das Gesamtgewicht des Kranes
einschließlich Last in kg,
R den Halbmesser des Laufrades
in m,
r den Halbmesser des Zapfens
in m,
μ die Reibungsziffer der
Gleitlager,
f den Hebelarm des
Rollwiderstandes in m,
Textabbildung Bd. 325, S. 148
Fig. 1.
so ist der durch Rollwiderstand und Zapfenreibung erzeugte
Fahrwiderstand
\frakfamily{W}^{\mbox{kg}}=\frac{Q}{R}\,(\mu\,r+f) . . .
. 1)
und das entsprechende Antriebsmoment
\frakfamily{M}^{\mbox{mkg}}=Q\,(\mu\,r+f) .
. . . 2)
2. Die Quergleitung.
Solange die lotrechten Mittelebenen sämtlicher Räder mit der Schienenrichtung
zusammenfallen, können an den Rädern nennenswerte Wagerechtkräfte quer zur
Schienenrichtung nicht auftreten. Dieser Bedingung ist jedoch nur im
Ausnahmefall entsprochen; denn im allgemeinen werden die Räder und der Kranwagen
eine gewisse Schräglage zur Schienenrichtung einnehmen. Die Gründe hierfür und
die Größe der zu erwartenden Schrägstellung sollen zunächst im folgenden
erörtert werden, ehe auf das Wesen der Quergleitung selbst näher eingegangen
wird.
Textabbildung Bd. 325, S. 148
Fig. 2.
Man erkennt, daß der geringste Unterschied im Durchmesser der zwangläufig
verbundenen Antriebsräder eine Schrägstellung des Kranwagens hervorruft. Nimmt
man selbst an, daß eine sehr sorgfältige Werkstättenarbeit diesen Fehler
ausschließt, so wird dennoch mit der Zeit durch ungleiche Abnutzung der Räder
ein Unterschied ihrer Durchmesser eintreten. Das hat zur Folge, daß der Kranwagen einen während der Kranfahrt
veränderlichen Winkel, er werde mit α1 bezeichnet, mit der Schienennormalen bildet.
Der Winkel α1 ist
für alle Räder von gleicher Größe und Vorzeichen. Der Grenzwert, auf welchen α1 anwachsen kann,
läßt sich ohne weiteres ermitteln. Bezeichnet in Fig.
2 und 3
b1 die Breite der Schiene,
b2
die Breite des Radprofils im Grunde,
a den Radstand,
so wird im Höchstfall mit genügender Genauigkeit
\mbox{tg}\,\alpha_1=\frac{b_2-b_1}{a} . . .
. . 3)
Textabbildung Bd. 325, S. 148
Fig. 3.
Um von der Größe des Winkels α1 eine Vorstellung zu geben, sei bemerkt, daß
bei normalen Ausführungen das Spiel b2
– b1 der geführten
Räder auf der Schiene 0,4 bis 1,0 cm und der Radstand etwa 225 bis 375 cm
betragen, so daß
\mbox{tg}\,\alpha_{1\mbox{
max}}=\frac{1}{225}=\sim\,\alpha_{1\,\mbox{max}}
wird.
Auf die Schrägstellung der Räder zur
Schienenrichtung haben jedoch gleichzeitig noch andere Umstände einen Einfluß,
welcher für jedes einzelne Rad von verschiedener Größe sein kann. Die Ursachen
hierfür sind dadurch gekennzeichnet, daß
1. die Achse nicht mathematisch genau winkelrecht im
Kopfträger befestigt sein wird;
2. die Kopf träger selbst nicht mathematisch genau parallel
sein werden.
Man sieht also, daß jedes Rad schon durch die Unmöglichkeit absolut genauer
Werkstättenarbeit unter einem gewissen Winkel, er werde mit α2 bezeichnet, zur
Schienenrichtung gestellt ist. Der Fehlerwinkel α2 ist lediglich von der Güte der
Werkstättenarbeit abhängig und läßt sich nicht vorausbestimmen. Sein Einfluß auf
die Querleitung kann nur geschätzt werden. Zur Vereinfachung der Rechnung ist
die Größe von α2
für alle Räder als gleich angenommen und im Mittel gesetzt worden:
\mbox{tg}\,\alpha_2=\frac{1}{200}=\sim\,\alpha_2.
Der gesamte Schrägstellungswinkel α eines Rades wird
demnach bedingt:
1. Durch die Schräglage des Kranwagens (α1), die
während der Fahrt allmählich zunimmt und den Wert α für alle Räder nach Größe und Vorzeichen gleichmäßig
beeinflußt;
2. durch den Fehlerwinkel α2, dessen Wert für alle Räder gleich groß
und unveränderlich angenommen ist, dessen Vorzeichen aber für jedes Rad
verschieden sein kann (Fig. 4).
Der gesamte Schrägstellungswinkel α eines Rades
beträgt somit:
α = α2 ± α1.
Da das Vorzeichen von α1 mit der Fahrtrichtung wechselt, so kann sich der Wert α bei der Kranbewegung zwischen α = ∾ 0 und α = α2 + α1 ändern. Berücksichtigt man ferner, daß nach
der obigen Annahme α1 < α2 ist, so erkennt man daraus, daß der gesamte
Schrägstellungswinkel α des Rades bald kleiner bald größer α2 ist, daß also α =
1/200 einen Mittelwert darstellt. Dementsprechend ist in die folgende Rechnung,
welche bezweckt, die Größe des aus der Querleitung hervorgehenden
Verlustmomentes zu bestimmen, der mittlere Schrägstellungswinkel
αmittel = 1/200
als gleicher Festwert für alle Räder eingeführt. In
Wirklichkeit ist der Wert von α für sämtliche Räder
verschieden groß; man darf daher nicht außer acht lassen, daß das im folgenden gewonnene
Ergebnis nur einen Mittelwert angibt.
Es stellt in Fig. 5
A B die Richtung der Schiene, B C die Richtung der lotrechten Mittelebene des
Rades, ∡ A B C den Winkel α = 1/200 dar.
Textabbildung Bd. 325, S. 149
Fig. 4. A Schienenrichtung.
Ein freies Rad, welches sich mit der augenblicklichen Winkelgeschwindigkeit ω dreht, würde in der Richtung B C mit der Geschwindigkeit R . ω rollen. Da das Rad gezwungen wird, sich längs der
Schienenrichtung A B zu bewegen, so wird der
Mittelpunkt des Rades in Richtung der Schiene nur mit der Geschwindigkeit R . ω cos α
fortschreiten, während zu gleicher Zeit das Rad mit der Geschwindigkeit R . ω . sin α quer zur
Schienenrichtung gleiten muß. Versteht man unter:
Q1 den lotrechten Raddruck in kg,
μ1 die Reibungsziffer zwischen Rad und Schiene,
ω die Winkelgeschwindigkeit
des Rades in 1/Sek.,
so ist das Mittel des durch die Quergleitung eines Rades
hervorgerufenen Leistungsverlustes
G_1^{\mbox{mkg/sec}}=Q_1\,\mu_1\,.\,\omega\,.\,R\,.\,\mbox{sin}\,\alpha=Q_1\,\mu_1\,.\,\omega\,.\,R\,.\,\frac{1}{200}.
Textabbildung Bd. 325, S. 149
Fig. 5.
Hieraus bestimmt sich das mittlere Verlustmoment der
Quergleitung aller Räder zu
\frakfamily{M}_g=\frac{Q\,\mu_1\,R}{200} . .
. . . 4)
\frakfamily{M}_g kann nach den obigen
Darlegungen zeitweise größer, zeitweise kleiner ausfallen.
Wie sich aus der späteren Zusammenstellung der einzelnen Reibungsmomente ergibt,
nimmt die Quergleitung nur einen geringen Anteil, etwa 3 v. H. an dem gesamten
Fahrwiderstand. Es liegt daher kein Bedürfnis vor, die Verhältnisse, welche für
die Quergleitung in der Tat viel verwickelter sind, als in dem Vorhergehenden
angenommen, näher zu ergründen.
3. Die Spurkranzreibung und der Hebelarm ihres
Reibungsmomentes,
Die Kranfahrwerke weisen bezüglich ihrer konstruktiven Ausbildung gewisse
Unterschiede auf. Es ist deshalb für die Untersuchung diejenige herausgegriffen,
welche als eine der verbreitetsten angesprochen werden darf, und später der
Einfluß ermittelt, welchen einzelne konstruktive Abänderungen auf das Ergebnis
ausüben können. Für den vorliegenden Abschnitt genügt es festzustellen, daß
sämtliche Räder des Kranes doppelte Spurkränze besitzen und auf festgehaltener
Achse lose laufend gelagert sind. (Fig. 6.) Zur
Führung der Fahrbühne ist den Rädern auf der einen Kranseite enges Profil
gegeben, welches die Schiene mit geringem Spiel umschließt; auf der anderen
Kranseite dagegen ist das Radprofil bedeutend weiter angenommen, um etwaige
Ungenauigkeiten in der Spurweite schadlos zu machen.
Die im folgenden zu lösende Aufgabe besteht zunächst darin, den auf den
Radspurkranz wirkenden Normaldruck zu ermitteln, wenn das fortschreitende Rad in
lotrechter Richtung durch eine Kraft Q1 belastet und außerdem von dem Kranwagen auf
die Nabenstirn des Rades eine Wagerechtkraft K
ausgeübt wird.
In den Figuren 6–9 bezeichnet:
m die Höhe des
Spurkranzes,
t die Größe seiner
Abschrägung,
γ den Steigungswinkel des
Spurkranzes [tg γ = t/m],
R den Halbmesser des
Laufrades,
ρ den Abrundungshalbmesser der
Schiene.
Textabbildung Bd. 325, S. 149
Fig. 6.
Textabbildung Bd. 325, S. 149
Fig. 7.
Textabbildung Bd. 325, S. 149
Fig. 8.
Bei den geführten Rädern wird das Bestreben derselben, aus der vorgeschriebenen
Bahn herauszurollen, durch den Spurkranz verhindert. Der jeweilige
Berührungspunkt zwischen Spurkranz und Schiene ist in Fig. 7 bis 9 mit J bezeichnet. Verändert sich der
Schrägstellungswinkel des Rades zur Schiene, so ändert sich damit auch die Lage
des Punktes J auf dem Spurkranz. Der Punkt J (Fig. 7 und 8) fällt mit dem Punkt B zusammen, wenn die lotrechte Mittelebene des Rades genau parallel
zur Schienenrichtung ist. Der Punkt A der Fig. 7 bedeutet die Projektion der
augenblicklichen Drehachse des Rades.
Textabbildung Bd. 325, S. 150
Fig. 9.
Betrachtet man zunächst ein einzelnes Rad (Fig.
8), so muß Gleichgewicht bestehen zwischen den Oberflächenkräften in den
Punkten O, A und J und
einem Kräftepaar \frakfamily{M}_x mit wagerechter Achse quer
zur Schienenrichtung zur Ueberwindung der Spurkranzreibung. Im Punkte O hat man die drei Komponenten Q1, K und Y1, im Punkte A die
Komponenten X2, Y2, Z2, im Punkte J die Reibungskraft S1 unter dem Winkel δ gegen J H, entgegen
der Geschwindigkeit des Anlaufpunktes J und den
zugehörigen Normaldruck \frac{S_1}{\mu_1}. Die Ebene, in
welcher S1 liegt,
schließt (Fig. 9) mit der lotrechten Ebene den
Winkel γ ein. Da in der Fahrt – d. i. in der Y-Richtung die Kraft Y2 nur gering ist, so ist es zulässig,
X2 durch Z2
μ1 zu ersetzen. Die
Gleichgewichtsbedingungen liefern:
In der X-Richtung:
\frac{S_1}{\mu_1}\,\mbox{cos}\,\gamma-K-Z_2\,\mu_1-S_1\,\mbox{cos}\,\delta\,.\,\mbox{sin}\,\gamma=0
1)
in der Y-Richtung:
S1
sin δ – Y1 + Y2 = 0 . . . .
II)
in der Z-Richtung:
Z_2+S_1\,.\,\mbox{cos}\,\gamma\,.\,\mbox{cos
}\delta+\frac{S_1}{\mu_1}\mbox{ sin }\gamma-Q_1=O III)
Aus den vorstehenden Gleichungen folgt:
S_1=\frac{K+Q_1\,\mu_1}{\frac{\mbox{cos}\,\gamma}{\mu_1}-\mbox{cos}\,\delta\,.\,\mbox{sin}\,\gamma+\mbox{cos}\,\delta\,.\,\mbox{cos}\gamma\,.\,\mu_1+\mbox{sin}\,\gamma}
Da γ stets klein ist, so kann
hierfür geschrieben werden:
S1
= ∾ (K + Q1
μ1) μ1 . . . . 5)
Textabbildung Bd. 325, S. 150
Fig. 10.
Damit sind die Kräfte S1 und \frac{S_1}{\mu_1}, welche in dem Anlaufspunkt
J wirken, bestimmt (ihre Größe ist von
Interesse, weil dadurch das Spurkranzreibungsmoment bedingt wird). Die Kenntnis
dieser Kräfte ermöglicht an die Lösung der folgenden Aufgabe, d. i. die
Berechnung des Spurkranzreibungsmomentes, heranzutreten. Zu diesem Zweck sind in
Fig. 10 sämtliche Kräfte auf die Y Z-Ebene projiziert. Die obigen
Gleichgewichtsbedingungen lassen erkennen, daß zur Ermittlung von Y1 und Y2 nur eine
Gleichung (II) zur Verfügung steht. Hieran wird auch nichts geändert, wenn man
als vierte Gleichgewichtsbedingung die Momentengleichung in bezug auf eine
Parallele zur X-Achse aufstellt; denn es tritt
damit zu| gleich als neue Unbekannte das Antriebsmoment
\frakfamily{M}_x auf. Die Aufgabe ist demnach für die
Kräfte in der Y-Richtung statisch unbestimmt. Die
Momentengleichung bezüglich des Punktes 0 lautet:
Y_2\,R-\frac{S_1}{\mu_1}\,\mbox{sin}\,\gamma\,.\,y_i-S_1\,\sqrt{\mbox{sin}^2\,\delta+\mbox{cos}^2\,\delta\,.\,\mbox{cos}^2\,\gamma}\,(R\,\mbox{sin}\,\delta+A\,J)+\frakfamily{M}_x=0
. . 6)
Hierin kann der Wurzelwert gleich 1 gesetzt werden, da γ stets ein kleiner Winkel ist (tg γ < ⅕). Bezeichnet man die Mittelkraft aus
S1, und \frac{S_1}{\mu_1}\,\mbox{sin}\,\gamma mit P1 und mit λ den Winkel zwischen
S_1\,.\,\frac{\mbox{sin} \gamma}{\mu_1} und P1, so wird
P_1=S_1\,\sqrt{1+\frac{sin^2\,\gamma}{{\mu_1}^2}+\frac{2\,\mbox{sin}\,\gamma\,.\,\mbox{cos
}\delta}{\mu_1}}
und
\mbox{sin}\,\lambda=\frac{S_1}{P_1}\,.\,\mbox{sin}\,\lambda.
Setzt man zur Abkürzung die Wurzel
\sqrt{1+\frac{\mbox{sin}^2\,\gamma}{{\mu_1}^2}+\frac{2\,\mbox{sin}\,\gamma\,.\,\mbox{cos}\,\delta}{\mu_1}}=w
. 7)
so läßt sich schreiben:
\frakfamily{M}_x=S_1\,.\,w\,(R\,\mbox{sin}\,\lambda+A\,J)-Y_2\,.\,R.
Da die in Fig. 10 befindlichen Kräfte mit
\frakfamily{M}_x ein Gleichgewichtssystem bilden, so
müssen die Kräfte in den Punkten A und O eine Mittelkraft gleich P1 liefern (in der Fig. 10 gestrichelt), welche zu der im Punkte J wirksamen Kraft P1 parallel und entgegengesetzt ist. Da aber von
Y1 und Y2 nur ihre Summe
und nicht ihre Einzelbeträge bekannt sind, so ist auch die Lage der
Mittelkraft
P1
≡ (Q1, Z2, Y1, Y2)
unbestimmt. Fig. 10 läßt
jedoch erkennen, daß bei gegebenem γ das Kräftepaar
P1 . l am größten wird für Y2 = 0; denn in diesem Fall geht die
gestrichelte Kraft P1 durch O und es wird
\frakfamily{M}_{x\
max}=P_1\,.\,l_{max}=S_1\,.\,w\,(R-\,\mbox{sin}\,\lambda+A\,J).
Ist dagegen Y1
= O, so ergibt sich
\frakfamily{M}_{x\ min}=P_1\,.\,l_{min}=S_1\,.\,w\,.\,A\,J.
Bezüglich der Größe des durch die Spurkranzreibung
erzeugten Verlustmomentes kann daher nur ausgesagt werden, daß es zwischen
\frakfamily{M}_{x\ max} und \frakfamily{M}_{x\
min} liegt.
Ernst hat in seinem Werke „Die Hebezeuge“,
dritte Auflage, Bd. 1 S. 305 ff. das Moment \frakfamily{M}_x
ebenfalls durch Rechnung ermittelt. Mit den vorhergehenden Bezeichnungen würde
sein Ansatz lauten:
\frakfamily{M}_x=S_1\,.\,A\,J.
Darin ist die Kraft
\frac{S_1\,.\,\mbox{sin}\,\gamma}{\mu_1} ganz
unberücksichtigt geblieben und außerdem ist von den unendlich vielen Hebelarmen
l der kleinste eingeführt, welcher überhaupt
möglich ist. Würde man nach seinem Ansatz das Spurkranzreibungsmoment berechnen,
so würde das Ergebnis günstiger ausfallen, als in Wirklichkeit (was auch aus dem
an ders. Stelle angeführten Beispiel ersichtlich ist).
Die Momente \frakfamily{M}_{x\ max} und
\frakfamily{M}_{x\ min} sind durch die vorstehenden
Gleichungen noch nicht auf unmittelbar gegebene Größen zurückgeführt. Dazu ist
weiter erforderlich, die Strecke A J und den Winkel
δ zu bestimmen. Zu diesem Ziel führt uns die im
folgenden angestellte geometrische Betrachtung.
Ist die Drehachse des Rades genau winkelrecht zur Schienenrichtung, so
liegt, wie bereits vorher angedeutet, der Berührungspunkt zwischen Spurkranz und
Schiene in B (Fig.
7). Dabei ist die lotrechte Entfernung des Punktes B von A: ρ (1 – sin
γ) (Fig. 9).
Tritt eine Schrägstellung des Rades ein, so verweilt, wie sich leicht berechnen
läßt, der Berührungspunkt zwischen Rad und Schiene mit sehr großer Annäherung in
der durch B gelegten Wagerechtebene. In diesem Fall
ist der geometrische Ort für die Berührungspunkte J
auf dem Spurkranz eine Hyperbel; denn die Rotationsfläche E H (Fig. 6) bildet
einen Kegelmantel, dessen Achse mit der des Rades zusammenfällt.Bei der vorliegenden Art des Abwälzens
zwischen Kegel und Zylinder ist die Berührungskurve beider nicht
wagerecht. Berücksichtigt man jedoch, daß in diesem Falle der Winkel a, um welchen die Achse des Rades schwenkt,
< 1° ist, so liefert bereits die Anschauung, daß die Abweichungen
des Berührungspunktes von der durch B gelegten Wagerechtebene nur gering
sein können. In der Tat ist bei einem Rade mit:R = 30 cm, b2 = 6,0
cm, ρ = 0,4 cm, tg γ = 1/10die Abweichung des Berührungspunktes aus der Wagerechtebene bei einer
Schwenkung des Rades um 1° kleiner als 1/1000 cm. Mit
zunehmender Schrägstellung werden von B entferntere
Punkte der Hyperbel zum Anliegen mit der Schiene gelangen. Da der Punkt C' (Fig. 11) der
Hyperbel, ferner ihre Halbachse
Textabbildung Bd. 325, S. 151
Fig. 11. Wagerechtschnitt durch den Spurkranz.
a = [R +
ρ (1 – sin γ)] tg γ
bekannt sind, so läßt sich aus der Scheitelgleichung
der Hyperbel
y^2=p\,\left[\frac{x^2}{a}+2\,x\right]
die noch unbekannte Halbachse b bestimmen. Hierin bedeutet p=\frac{b^2}{a} die
Ordinate im Brennpunkt.
In bezug auf das durch den Scheitel B (Fig. 11) gelegte, rechtwinklige Achsenkreuz sind
die Koordinaten des Punktes C':
y_c=\sqrt{[R+m]^2-[R+\rho\,(1-\mbox{sin}\,\gamma)]^2},
x_c=t\,\left(1-\frac{\rho\,(1-\mbox{sin}\,\gamma)}{m}\right);
denn es verhält sich:
\frac{t}{m}=\frac{x_c}{m-\rho\,(1-\mbox{sin}\,\gamma)}.
(Fortsetzung folgt.)