Titel: | Ueber Pumpwerke für Abwässerförderung. |
Autor: | Karl Beneke |
Fundstelle: | Band 325, Jahrgang 1910, S. 168 |
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Ueber Pumpwerke für
Abwässerförderung.
Von Ingenieur Karl Beneke.
Ueber Pumpwerke für Abwässerförderung.
In der Pumpstation einer mittelschlesischen Zuckerfabrik wurde Anfang der
diesjährigen Kampagne eine schnellaufende Dampfmaschine, direkt gekuppelt mit einer
Zentrifugalpumpe, dem Betriebe übergeben und soll im folgenden kurz darüber
berichtet werden.
Es handelte sich darum, die Abwässer der Zuckerfabrik, welche bislang in einen nahen
Bach geleitet wurden, zu klären und wieder zu verwenden; ein Teil der Abwässer wird
ungereinigt für den Betrieb der Rübenschwemmen wieder benutzt.
Textabbildung Bd. 325, S. 167
Fig. 1. D Pumpenhaus; E Abflußkanal; F Schwemme; G Endstück mit
Verschlußklappe; H Einstelgschächte.
Die Klärung des Wassers erfolgt in neu angelegten Rieselfeldern, auf welche der Teil
der Abwässer, welcher nicht für die Schwemmen benutzt wird, durch das Pumpwerk
gedrückt werden muß. Die gesamte zu bewegende Wassermenge beträgt etwa 5 cbm f. d.
Min., bei voller Ausnutzung der Pumpstation. Zur Zeit werden aber im Maximum nur
etwa 3 cbm zu fördern sein. Genaue Messungen konnten nicht vorgenommen werden. Auf
diesen Umstand mußte beim Entwurf der Anlage Rücksicht genommen werden. Ferner wird,
wie bereits erwähnt, nicht die gesamte Wassermenge auf die Rieselfelder gedrückt,
sondern der größere Teil gelangt in die Rübenschwemmen. Der Ausguß der
Pumpendruckleitung in den Rieselfeldern liegt etwa 2 m höher als der der Schwemmen.
Das von den Schwemmen kommende Wasser wird von einem Hubrade, welches ebenfalls im
Pumpenhause aufgestellt ist, in Schlammteiche gefördert und gelangt, nachdem es
diese passiert hat, in die Saugekammer des Pumpwerkes. Die Disposition der Anlage
geht aus Fig. 1 hervor.
Die geodätischen Förderhöhen betragen bei der Mündung der Rohrleitung in die
Rieselfelder (Punkt C
Fig. 1) etwa 6 m, in der Rübenschwemme (Punkt F
Fig. 1) etwa 4 m. Die genauen Widerstandshöhen
konnten beim Entwurf nicht festgelegt werden und mußte man sich mit Annahmen
begnügen, welche um so schwieriger zu treffen waren, als es sich um einen
hochökonomischen Maschinensatz handeln sollte, weil die Kesselanlage bereits voll
beansprucht ist. Die für die Rübenschwemme benötigte Wassermenge wird durch einen
Regulierschieber (Punkt B
Fig. 1) genau eingestellt. Dadurch, daß nun der
Schieber je nach dem Wasserbedarf in den Schwemmen mehr oder weniger geschlossen
ist, wechselt auch, infolge der durch den Schieber hervorgerufenen Drosselung, die
Gesamtwiderstandshöhe. Berücksichtigt man noch, daß das zu fördernde Wasser grobe
Verunreinigungen absetzt und leicht dazu neigt, sogen. Wasserstein abzusetzen, so
kann man erkennen, daß das Pumpwerk unter den denkbar ungünstigsten Verhältnissen
arbeitet.
Zur Verfügung stand im Pumpenhause nur ein Raum von etwa 20 qm. Es galt nun, in
diesem Raume ein Pumpwerk von der angegebenen Leistung unterzubringen, wobei zu
berücksichtigen war, daß sich quer durch diesen Raum der Kanal zieht, welcher dem
Hubrade das Abwasser der Schwemmen zuführt. Fig. 2
zeigt die Aufstellung des von der Firma Främbs &
Freudenberg in Schweidnitz gelieferten, vom Verfasser entworfenen und
berechneten Pumpenaggregates. Fig. 2a stellt ein
anderes Projekt dar, mit liegender, langsam laufender Dampfmaschine und vermittels
Riemens angetriebener Zentrifugalpumpe. Dieses Projekt ist hier nur wiedergegeben,
um einen Vergleich mit der von Främbs & Freudenberg
gelieferten Maschine zu ermöglichen. Die Anlage mit Riemenübersetzung nimmt den
ganzen Raum ein, während bei der direkt gekuppelten Maschine noch genügend Raum
vorhanden ist, um einen zweiten Pumpensatz von der gleichen Leistungsfähigkeit im
Bedarfsfalle aufstellen zu können.
Neuerdings ist man, durch das gute Arbeiten des Pumpwerks veranlaßt, dem Vorschlage
näher getreten, ein zweites Aggregat aufzustellen, welches das von den Schwemmen
kommende Schmutzwasser in die Schlammteiche drückt. Das unrationell arbeitende
Hubrad soll dann beseitigt werden. Auch hierdurch wird wieder der Vorteil des direkt
gekuppelten Aggregates gekennzeichnet, da im Falle der Ausführung des
Konkurrenzprojektes dieser letztere Vorschlag unausführbar, bezw. nur unter sehr
ungünstigen Verhältnissen auszuführen wäre. Es hat sich nämlich herausgestellt, daß
die Pumpensaugekammer zu eng ist. Allerdings konnte sie jetzt durch die örtlichen
Verhältnisse nicht anders geschaffen werden. Es besteht daher die Absicht, bei
Anschaffung des zweiten Pumpenaggregates den jetzt vom Hubrade eingenommenen Raum
zur Pumpensaugekammer zu verwenden. Dieses große Saugbassin wird in der Mitte durch
eine Scheidewand getrennt, um für jede Pumpe, wie erforderlich, einen besonderen
Saugsumpf zu erhalten.
Textabbildung Bd. 325, S. 168
Fig. 2.
Textabbildung Bd. 325, S. 168
Fig. 2a.
Die Dampfmaschine ist eine ganz geschlossene, stehende Einzylinderdampfmaschine mit
hoher Umlaufzahl. Die normale Leistung beträgt etwa 20–22 Nutzpferdestärken, bei 660
minutlichen Umdrehungen und einem Admissionsüberdruck von 7 at, sowie ½ at
Gegendampfspannung. Die Dampftemperatur am Einlaßventil der Maschine soll 250°
C betragen. Im Betriebe ist aber nur etwa 210° C erreicht. Die Tourenzahl kann durch
eine Tourenverstellvorrichtung während des Ganges um ± 10 v. H. verändert
werden.
Die Abmessungen der Maschine betragen:
Zylinder ⌀
200 mm.
Kolbenhub
125 mm
Die mittlere Kolbengeschwindigkeit beträgt somit cm = 2,75 m/Sek.
Im allgemeinen Aufbau ähnelt die Maschine den englischen Maschinen gleichen Typs,
doch verraten die kräftigen Formen schwerere und stabilere Konstruktion, als man
sonst von Maschinen dieses Typs gewohnt ist.
Fig. 3 zeigt die photographische Aufnahme des
Maschinenaggregates von der Rückseite.
Ganz besonderer Wert ist auf die Schmierung gelegt.
Textabbildung Bd. 325, S. 168
Fig. 3.
Das abspritzende Oel sammelt sich im Gestelltiefsten an und wird von einer, durch
Zahnradübersetzung von der Schwungradwelle angetriebenen Oelpreßpumpe nach den
Schmierstellen der Maschine gepreßt. Ein Oeldruckmanometer zeigt die jeweilig in der
Leitung herrschende Pressung an. Unter normalen Verhältnissen beträgt dieselbe etwa
2,5–3 at. Ein am Ende der Oelsaugeleitung befindliches Sieb aus sehr feinmaschiger
Gaze verhindert das Eindringen von Schmutz in die Oelleitungen. Innerhalb der Kapsel
befindet sich ein Oelverteilungsstück, von welchem die einzelnen Oelleitungen
abzweigen. Vermittels Hähne kann man die, jeder Schmierstelle zuzuführende Oelmenge
genau regulieren. Vor dem Oelfilter ist ein Sicherheitsventil angeordnet, welches
ein unzulässiges Wachsen der Spannung in der Oelleitung verhindert. Etwa durch das
Sicherheitsventil austretendes Oel wird wieder in das Oelsaugebassin im
Maschinengestell, wo der Sauger der Oelpreßpumpe liegt, zurückgeleitet.
Der Dampfzylinder ist durch eine Laterne mit dem Maschinengestell verbunden. Man kann
also bequem zur Kolbenstangenstopfbüchse gelangen. Die Kreuzkopfgeradführung ist
eine Rundführung. Auch diese wird vermittels Preßöl geschmiert, außerdem aber
außerordentlich ausgiebig durch das innerhalb der Kapsel von der Kurbelbewegung
herumgeschleuderte Oel. Pleuelstange und Kurbelwelle sind auf ihrer ganzen Länge
durchbohrt. Das zur Schmierung des Kurbelzapfens dienende Oel wird in ein
Kurbellager gepreßt, gelangt von diesem in die Bohrung der Kurbelwelle und aus
dieser auf den Kurbelzapfen und in die Pleuelstange, endlich durch diese weiter zum
Kreuzkopfzapfen, ferner läuft ein Teil des in die Kurbelwelle gepreßten Oeles durch
den anderen Schenkel der Kurbelwelle zum zweiten Kurbellager. Versuche haben
ergeben, daß die Schmierung tadellos funktioniert und auch bei geringerem Oeldruck
die Maschine noch ausreichend schmiert,
Die Dampfverteilung erfolgt durch einen vollkommen entlasteten Kolbenschieber mit
mehrfacher Eröffnung. Der Gang der Maschine ist auch bei höheren Tourenzahlen als
der normalen durchaus gleichmäßig und ruhig. Die Maschine zeigte bei 700 minutlichen
Umdrehungen keinerlei Erschütterungen oder Stöße. Das Gestänge ist ausreichend
ausbalanciert. Der Dampfkolben ist ein sogen. Marinekolben mit selbstspannenden
Federringen. Der Kolben selbst besteht aus Stahlguß, die Ringe aus besonders
legiertem Gußeisen.
Die von der Firma Otto Schwade & Co. in Erfurt gelieferte Zentrifugalpumpe gehört zu der
von dieser Firma als Spezialität gebauten Type E. Diese
Pumpen zeichnen sich, trotzdem sie ohne Leitapparat durchgebildet sind, dennoch
durch einen verhältnismäßig hohen Nutzeffekt aus, da die allmähliche Umwandlung der
Wassergeschwindigkeit in Druck in einem regelrecht durchgebildeten Diffusor erfolgt
und alle wasserführenden Querschnitte, sowie das zweiseitig saugende Schaufelrad
streng theoretisch durchgebildet sind. Diese Pumpen sind für Wassermengen von
0,1–100 cbm und für Widerstandshöhen bis 20 m für die kleineren, bis 25 m für die
mittleren, und bis 30 m für die größten Pumpen konstruiert.
Das Gehäuse ist vollkommen symmetrisch gebaut und trägt beiderseitig getrennt von den
Wasserräumen zwei zentrisch sitzende Ringschmierlager mit auswechselbaren
Schalen. Großer Wert wurde bei Durchbildung auf die leichte Zugänglichkeit aller
Teile gelegt, Nach Abnahme eines der Deckel, wobei die Rohrleitungen an der Pumpe
bleiben können, liegt das innere frei. Die Pumpe besteht nur aus 8 Hauptteilen, sie
ist einfach und leicht und zeigt recht gefällige Formen. Der Anschluß der
Rohrleitungen läßt sich leicht bewerkstelligen; infolge Anordnung der Stutzen,
Saugstutzen in der Horizontalebene, Druckstutzen vertikal nach oben. Der
Wassereintritt in das Schaufelrad erfolgt zweiseitig, so daß Achsialdrücke, welche
besonders wieder aufgefangen werden müßten, nicht auftreten können. Gegen die Deckel
ist das Schaufelrad zur Vermeidung von Spaltverlusten, wie solche durch Rücktritt
der Flüssigkeit vom Druckraum zum Saugraum entstehen können, sorgfältig durch
besondere, eigenartig ausgebildete Ringe abgedichtet. Der Wirkungsgrad muß daher,
soweit er durch Verluste beeinträchtigt werden könnte, dauernd gut bleiben. Die
Dichtungsringe sind leicht und schnell durch neue zu ersetzen, sofern sie nach
längerer Betriebszeit verschlissen sein sollten.
Die Welle besteht aus bestem Stahl; sie ist nach dem Drehen geschliffen und läuft in
kräftig gehaltenen, am Gehäuse zentrisch sitzenden Ringschmierlagern mit
auswechselbaren Lagerschalen. In den Stopfbuchsen wird die Welle noch zur Vermeidung
des Lufteinsaugens außer durch lange Packung noch durch Druckwasser abgedichtet;
Stellringe sichern die Welle gegen Längs Verschiebungen.
(Schluß folgt.)