Titel: | Die Gewinnung: des Sisalhanfes. |
Autor: | P. Stephan |
Fundstelle: | Band 325, Jahrgang 1910, S. 212 |
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Die Gewinnung: des Sisalhanfes.
Von P. Stephan,
Dortmund.
Die Gewinnung des Sisalhanfes.
Textabbildung Bd. 325, S. 212
Fig. 1. Raspador von Fr. Haake.
Die bis zu 1,5 m langen und in der Mitte etwa 10 bis 12 cm breiten Blätter der
Sisalagave (Agave rigida sisalana) liefern in den der Länge nach parallel durch das
Blatt verlaufenden, sein Gerippe bildenden Fasern einen sehr festen und dauerhaften
Hanf, der neuerdings immer mehr Verwendung findet. Aus dem Grunde werden jetzt in
fast allen tropischen Ländern große Agavenpflanzungen angelegt, u.a. auch in
Deutsch-Ostafrika, das schon eine recht bedeutende Menge von Sisalhanf
exportiert.
Die Pflanze ist nach etwa dreijährigem Wachstum schnittreif, d.h. dann können
die untersten 10–15 Blätter entfernt werden und darauf etwa alle halbe Jahre wieder
8–10 Blätter, was je nach den Boden- und Witterungsverhältnissen 5–8 Jahre so
fortgeht, bis die Pflanze schließlich blüht und dann abstirbt. Da der Hanf kaum 2 v.
H. des ganzen Blattgewichtes ausmacht, so muß an Ort und Stelle – am besten in der
Mitte jeder Pflanzung – eine maschinelle Hanfgewinnungsanlage errichtet werden. Sie besteht aus den
Entfaserungsmaschinen, den Wasserbeschaffungseinrichtungen, der Spülanlage, den
Bürstmaschinen und der Presse, die den fertigen Hanf in große Ballen preßt.
Die einfachsten Hanfgewinnungsmaschinen sind sogenannte Raspadoren, Schlagmaschinen,
in denen die Blattmassen zwischen Schaufeln und einer Tischkante von dem Hanf
abgestreift wird. Fig. 1 zeigt eine solche Maschine
nach einer Ausführung der Maschinenfabrik Fr. Haake in
Berlin, und zwar sind, da jede Pflanzung doch mehrere, wenn nicht eine ganze Reihe
solcher Maschinen braucht, des einfacheren Antriebes wegen gleich zwei Raspadoren
auf dieselbe Welle gesetzt worden. Der Gesamtaufbau ist sichtlich von den an
Kolonialmaschinen gestellten Anforderungen beeinflußt, daß die Montage auch von
ungeübten Leuten gut und richtig ausgeführt werden kann und daß auf die gemeinhin
recht erheblichen Transportschwierigkeiten die weitestgehende Rücksicht genommen
wird. Der Rahmen besteht deshalb aus parallelen ⋃-Eisen, deren gegenseitige Lage
durch die senkrecht dazu verlaufenden, direkt auf dem Fundament liegenden
Paßschienen gesichert wird. Man erhält so geringe Einzelgewichte und Stücke, die
auch die bei dem mehrmaligen Umladen vorkommende rohe Behandlung ohne Schaden
vertragen. Aus demselben Grunde haben die Riemenscheiben von 60 cm ⌀ und 15 cm
Breite schmiedeisernen Kranz und Arme. Die auf dem ⋃-Eisenrahmen stehenden
Wellenlager besitzen Ringschmierung, so daß die Oelung keine Betriebsschwierigkeiten
bereiten kann.
Textabbildung Bd. 325, S. 213
Fig. 2 und 3. Hanfgewinnungsmaschine „Neu Corona“, Bauart Boeken, von
Fr. Krupp A.-G.
Auf der Flußeisenwelle sitzen die beiden gußeisernen Schlagräder von 1,03 m ⌀ und 0,3
m Breite, an deren Querrippen die 16 geraden Schlagmesser aus einer säurefesten
Bronze angeschraubt werden. Sie legen sich mit der Unterkante auf je zwei
Stellschrauben, die von der Innenseite des Rades aus eingestellt werden können, so
daß selbst bei ungleicher Abnutzung der Messer oder bei Ersatz einiger Stück durch
neue jedes denselben Abstand von dem vornebenfalls mit einem Phosphor- oder
Duranabronzevorstoß versehenen Schlagtisch erhält, was die wesentlichste Bedingung
für das saubere Arbeiten der Maschine ist.
Naturgemäß nutzt sich der Vorstoß in der Mitte am stärksten ab und muß deshalb von
Zeit zu Zeit wieder gerade gefeilt werden unter genauer Kontrolle durch ein Lineal,
wozu die Rückseite eines Schlagmessers benutzt werden kann. Die Nachstellung des
Schlagtisches erfolgt durch zwei Schraubenspindeln, die mit Hilfe einer
Schneckenradübersetzung gleichzeitig und gleichmäßig vorwärts bewegt werden. Während
des Betriebes ist diese Spindel und der vordere Teil des Tisches durch ein starkes
Blech abgedeckt, das die Hand des Arbeiters vor Beschädigungen schützt. Der Mann
faßt das Blatt etwa bei einem Drittel der Länge und steckt das längere Ende in
den von einem kräftigen Gußeisenstück umrahmten Einführungsschlitz der Schutzhaube,
die ihn gegen das Abspritzen der mitgerissenen Abgangsteile schützt. Die mit einer
Geschwindigkeit von 17–22 m/Sek. umlaufenden Schlagmesser streifen dann die
grüne, stark säurehaltige Blattmasse von der vorderen Hälfte völlig ab, die von dem
Mann mehrmals hin und herbewegt wird. Darauf wird das Blatt umgedreht, und die
Hanffäden sind frei, wenn Schlagmesser und Tisch richtig zueinander eingestellt
waren, d.h. nur einen Spielraum von Faserstärke lassen, der etwa der Dicke eines
starken Briefbogens entspricht. Sind nämlich Tisch und Schlagmesser abgenutzt, so
daß sie in der Mitte eine viel weitere Oeffnung bilden, so bleiben Teile der
Blattmasse am Hanf sitzen und müssen nachträglich durch Klopfen davon entfernt
werden, eine Arbeit, die viel Zeit wegnimmt und auch erhebliche Kosten verursacht.
Richtiger ist es, die Maschine sogleich aus dem Betrieb zu nehmen, sowie sie die
Faser nicht mehr ganz sauber liefert, und die verschlissenen Teile nachzuarbeiten.
Als Material der dem Verschleiß unterworfenen Stücke empfiehlt sich trotz des etwas
höheren Preises statt der noch zu weichen Phosphorbronze eine harte Qualität des
Duranametalls.
Die beschriebene Doppelmaschine hat ein Gesamtgewicht von 1700 kg und braucht zum
Antrieb etwa 5 bis 6 PS. Ihr prinzipieller Mangel ist, daß die Breite der Maschine
durch das viel schmalere Blatt nur zum Teil ausgenutzt wird und daß sie leer läuft,
solange der Arbeiter sich umwendet, um den Hanf abzulegen und ein neues Blatt
aufzunehmen.
Man hat deshalb versucht, die Blätter der Schlagtrommel gleichmäßig und stetig
zuzuführen, was selbstverständlich nur möglich ist, wenn sie in Richtung der
Radachse kommend zwischen Tisch und Schlagmesser durchgeschoben werden. Die beiden
Raspadorenräder stehen dann hintereinander versetzt derart, daß das erste die eine
Blatthälfte und das zweite die andere bearbeitet.
Bei den ersten amerikanischen Maschinen dieser Bauart werden die Blätter auf einer
schmalen, mit Längsnuten versehenen Phosphorbronze-Unterlage von einer ebenfalls aus
Phosphorbronze bestehenden Gelenkkette mit unten entsprechend der Unterlage
genuteten Druckflächen durch Reibung mitgenommen. Damit die Reibung groß genug
ausfällt, werden die Kettenglieder von oben durch eine Batterie von federnd
gelagerten Druckrollen gegen die Gleitbahn der Blätter gepresst. Die Hanffasern
erfahren so mindestens auf der schon von der Blattmasse befreiten Hälfte eine nicht
unbedeutende Reibung in der Querrichtung; außerdem sind die Nuten, in die sich die
Blätter eindrücken sollen, zu flach und klein, um letztere mit Sicherheit
festzuhalten, und wieder zu grob, um alle Hanffasern vor dem zweiten Schlagrad gegen
die große davon ausgeübte Kraft zurückzuhalten. Abgesehen davon wird die Maschine durch die
Herstellung der ganzen Transportvorrichtung einschließlich der Gleitbahn aus
Phosphorbronze ziemlich teuer.
Einen wesentlichen Fortschritt bildet der von Hubert
Boeken angegebene Ersatz des Schleiftransportes durch eine rotierende
Bewegung der fest gefaßten Blätter. Seine jetzt von Fried.
Krupp A.-G. Grusonwerk in Magdeburg-Buckau gebaute und unter dem Namen
„Neu-Corona“ in den Handel gebrachte Maschine ist durch Fig. 2 und 3 in einer
Seiten- und einer Vorderansicht dargestellt.
Textabbildung Bd. 325, S. 214
Fig. 4. Hanfgewinnungsmaschine „Hansa“ von Fr. Haake.
Um einen gut zusammenpassenden Aufbau der eine große Anzahl von Wellen und Lagern
enthaltenden Maschine zu erzielen, steht sie nicht auf einzelnen Fundamentleisten,
sondern auf einer durchgehenden gußeisernen Grundplatte, die jedoch zur möglichsten
Erleichterung des Transportes aus zwei größeren und zwei kleineren aneinander
geschraubten und in den Fugen genau zusammenpassenden Teilen besteht. Auf ihr
erheben sich vier gußeiserne, unten weit auseinander gespreizte Ständer, die zu je
zweien durch Schraubstücke verbunden sind und zwischen welchen sich die auf
angegossenen Konsolen in Ringschmierlagern laufenden Schlagräder bewegen. Der
Antrieb eines jeden Schlagrades, dessen winkelförmige, mit drei Schrauben befestigte
Schlagleisten aus einer säurefesten Bronze eine Umfangsgeschwindigkeit von 20 m/Sek. und darüber
haben, erfolgt durch eine fliegend gelagerte Riemenscheibe von einem Deckenvorgelege
aus. Damit die Blätter glatt von der Seite her in die Raspadoren einlaufen, sind die
Schlagmesser nach den ankommenden Blättern hin etwas abgeschrägt. Ferner werden
letztere nicht blos über eine Kante gelegt, wie bei den Handraspadoren mit radialer
Einführung, sondern über eine etwa einen fünftel Kreisbogen umfassende Bronzeplatte
unter den Schlagmessern hinweggezogen.
Zugeführt werden die Blätter der Maschine von einem langen Aufgebetisch, der aus
einem verhältnismäßig leichten Winkeleisengestell besteht, über das zwei Gummigurte
laufen, deren Antrieb von den der Hauptmaschine vorgelagerten Rollen aus stattfindet
und zwar vermittels eines Schneckengetriebes und einer Riemenübertragung, deren
erste kleine Scheibe seitlich neben der Riemenscheibe des vordersten Schlagrades
sitzt. Die Blätterbündel werden auf einen davor stehenden Holztisch geworfen und von
zwei Arbeitern auf die Gummigurte geschoben, vor welchen zu beiden Seiten noch
einige Leute stehen, die dafür sorgen, daß nicht mehrere Blätter aufeinander zu
liegen kommen und alle senkrecht zur Längsachse in die Maschine einlaufen.
Sie werden am Ende des Bandtransporteurs von einem Seil aufgenommen, das um die
erste, zwischen den Gurten befindliche Seilscheibe herumgeht, und dann sofort von
der darüber hängend angeordneten dreirilligen Scheibe erfaßt, in deren mittlere
Rille sich das untere Seil einlegt, während in den Aussenrillen die beiden Seile
liegen, die von der in der Mitte der Maschine oben sichtbaren Antriebsseilscheibe
aus über die unten direkt vor dem vordersten Schlagrad stehende Scheibe gehen. Das
erstgenannte, die Blätter von den Gummigurten abhebende Seil läuft um die unterhalb
der Antriebsscheibe fest gelagerte kleinere Endseilscheibe herum. Sämtliche
Transportscheiben sind so angeordnet, daß die Blätter von der einen auf die andere
abgegeben werden, ohne daß das geringste Gleiten stattfindet.
Damit der zweite Raspador die Hanffasern völlig frei schlägt, müssen die Blätter
jetzt ein Stück neben der ersten Angriffstelle, die noch grün ist, gefaßt werden.
Das geschieht dadurch, daß sie mittlerweile noch auf ein zweites, etwas seitlich
neben dem ersten Unterseil liegendes Tragseil gekommen sind, dessen Endscheibe von
dem großen Tragrad vor dem vorderen Schlagrad fast ganz verdeckt ist. Dagegen ist
seine andere Umführungsscheibe, vor der der fertige Hanf durch einen dort stehenden
Arbeiter vom Seil abgenommen wird, am Ende der Maschine deutlich sichtbar. Man
erkennt ferner, daß der zweite Teil der Maschine das genaue Spiegelbild des ersten
ist. Die Antriebsscheiben beider Transportvorrichtungen sitzen auf derselben Welle,
die Vermittels einer eingekapselten Schneckenradübersetzung ebenfalls von dem
Deckenvorgelege aus bewegt wird.
Je nach der Menge und Stärke der gefaßten Blätter müssen die Seile mehr oder weniger
nachgeben. Bei den ersten Ausführungen waren nun die Endseilscheiben fest gelagert,
und die Seile wurden aus Gummi hergestellt. Leider wird ja auch der beste Gummi bei
Lagerung in heißer und trockener Luft sehr schnell brüchig und verliert dann einen
großen Teil seiner Elastizität, so daß manche etwas abgelagerte Seile schon nach
wenigen Arbeitsstunden wieder verschlissen waren. Deshalb werden jetzt alle
Endseilscheiben verschiebbar gelagert und durch kräftige Federn gehalten, so daß die
erforderliche, selbsttätige Aenderung der Seillänge durch die Verschiebung der
Endscheiben erreicht wird. Dadurch kann man jetzt auch Stahldrahtseile benutzen, die
eine ziemlich hohe Lebensdauer haben, wenn sie mit richtiger Anfangsspannung
aufgelegt werden. Die Drahtseile werden gleich in der passenden Länge endlos
zusammengespleist mit- bezw. nachgeliefert, was allerdings den Nachteil hat, daß zum
Auflegen die Endscheiben gänzlich abmontiert werden müssen. Vorteilhafter wäre es,
wenn die Seile offen mit einem kurzen, aber sicheren Seilschloß geliefert würden,
wodurch das Einziehen eines neuen in kürzester Frist ohne jede Schwierigkeit
erfolgen könnte. Statt der Stahldrahtseile würde sich noch wegen des Laufens in der
säurehaltigen Blattmasse die Verwendung von Seilen aus mittelharten
Duranabronzedrähten oder dergl. empfehlen.
Besonderes Interesse bieten die Schutzvorrichtungen der Maschine. Selbstverständlich
sind die Schlagräder eingekapselt, und die oberen Schutzhauben können zu
Reinigungszwecken durch Lösung einiger Schrauben schnell abgehoben werden. Um auch
während einer kurzen Betriebspause eine oberflächliche Säuberung vornehmen zu
können, befindet sich noch eine schnell zu öffnende Klappe darin. Sämtliche Seilscheiben, die
mit Hanfteilchen in Berührung kommen könnten, sind so durch Blechhauben abgedeckt,
daß nur die Staufferbuchsen zur Schmierung ihrer Achsen frei sind, so daß Hanffäden
gar nicht in das Getriebe geraten können. Auch die Endseilscheibe, vor der der Hanf
vom Förderseil abgestreift wird, ist eingekapselt, und unter dem Seil befindet sich
ein derart ausgebildetes sattelförmiges Blech, daß der Mann, der den Hanf,
gewöhnlich von oben mit gespreizten Fingern über das Seil fassend, abhebt, gar nicht
mit der Hand zwischen Seil und Scheibe kommen kann, eine durchaus notwendige
Vorsichtsmaßregel, die bei den ersten Boekenschen
Ausführungen außer acht gelassen war.
Textabbildung Bd. 325, S. 215
Fig. 5. Waschanlage von Fr. Krupp A.-G.
Die Schlagmesser müssen natürlich von Zeit zu Zeit mit der Feile nachgearbeitet
werden. Dagegen ist es nicht so einfach, die bogenförmigen Auflagerplatten unter dem
Schlagrad, die durch den an den Blättern haftenden Sand und die Blattmasse selbst
allmählich ausgearbeitet werden, ohne Hilfsmittel wiederherzustellen. Krupp hat deshalb eine Abdrehvorrichtung konstruiert,
die aus einem Drehstahl besteht, der auf einer Schraubspindel langsam weiterbewegt
werden kann, und das Ganze wird an Stelle eines Schlagmessers an den Radkranz
geschraubt, nachdem der Tisch durch Blechunterlagen soweit vorgeschoben ist, wie er
abgedreht werden muß. Dann wird die Maschine, natürlich mit abgenommenen
Schutzhauben langsam in Umdrehungen gesetzt; die Bewegung der Schraubspindel erfolgt
in üblicher Weise selbsttätig vermittels eines darauf sitzenden Anschlagkreuzes.
Die Maschine wird neuerdings in zwei Größen geliefert für Blätter bis zu 1,5 m Länge
und solche bis zu 1,9 m Länge. Der gesamte von ihr eingenommene Raum
einschließlich des von dem Bandförderer beanspruchten Platzes beträgt 6,8 × 3,2
bezw. 8,0 × 3,4 cm, ihr Nettogewicht 5600 bezw. 7300 kg. Der Gesamtenergieverbrauch
beläuft sich auf 30 bezw. 40 PS. Sie ist imstande, in einer Arbeitsschicht von 8–10
Stunden rund 140000 Blätter zu verarbeiten, die etwa 2 t getrockneten Hanf ergeben,
so daß eine solche Maschine für eine mittelgroße Pflanzung völlig ausreicht.
Eine auf demselben Prinzip beruhende Anordnung, die von Fr.
Haake in Berlin konstruierte „Hansa“, zeigt die Skizze Fig. 4. Der Auflegetisch wird hier von drei
Gelenkketten a mit Tempergußgliedern gebildet, die
durch Querstäbe verbunden sind. Von ihm gleiten die Blätter unter dem Einfluß ihres
Gewichtes auf eine Bronze-Gelenkkette b eigener
Konstruktion, die durch Riemen- und Schneckengetriebe längs der Mittelachse der
Maschine bewegt wird. Von unten legt sich diese Kette mit Druck gegen ein großes,
die Drehbewegung der Blätter hervorrufendes Rad c; ihr
äußeres Lager ist in senkrechter Richtung beweglich, um je nach der Menge und Dicke
der Blätter Raum zu geben, und wird von federnden Pendelstützen d getragen. Eine zweite, im übrigen symmetrisch zur
ersten angeordnete Gelenkkette liegt etwas seitwärts und führt die Blätter am
nächsten Schlagrad vorbei. Der Antrieb der beiden, der leichteren Bewegung halber in
Kugellagern laufenden Schlagräder geschieht durch Riemen von einem Deckenvorgelege
aus. Der Hanf fällt von der zweiten Kette beim Uebergang über die Umführungsscheibe
ab oder wird durch eine Abstreichvorrichtung davon abgehoben. Die Maschine
unterscheidet sich von der „Neu-Corona“ noch dadurch, daß das Gestell aus
Profileisen zusammengeschraubt ist, also nicht eine so sorgfältige Verpackung
erfordert wie die Gußeisenständer der letzteren.
Textabbildung Bd. 325, S. 215
Fig. 6. Ballenpresse mit zwei fahrbaren Preßkasten von Fr. Krupp A.-G.
Das Chlorophyll der Blattmasse färbt die eigentlich weißen Hanffasern grün; außerdem
hängen noch immer kleine Blattteilchen daran. Der Hanf wird deshalb in zementierten
Gruben, denen gleichmäßig frisches Ersatzwasser durch eine Pumpanlage zugeführt
wird, sorgfältig gewaschen. Die Pumpe liefert ferner noch das Spülwasser, das
gebraucht wird, um die abgeschlagene Blattmasse unter den Schlagrädern
wegzuschlämmen.
Fig. 5 gibt eine Ansicht einer Waschanlage nach
einer von Fr. Krupp A.-G. überlassenen Photographie.
Die Neger pflegen sich zum Schutz gegen Spritzwasser – dagegen sind sie sehr
empfindlich – gern ein dickes Kissen aus Hanf um den Leib zu schnüren, wie das auf
der Abbildung erkennbar ist.
Textabbildung Bd. 325, S. 216
Fig. 7. Ballenpresse von Fr. Haake.
Die gewaschenen Fasern werden über Holzgestelle oder ausgespannte Schnüre gehängt und
so 1 – 1½ Tage in der Sonne getrocknet und gebleicht. Dann werden sie von den etwa
trotz des Waschens hängen gebliebenen Blattteilchen und sonstigem Schmutz durch
Bürsten gereinigt. Die Bürstmaschinen sind dieselben Raspadoren, die oben
beschrieben worden sind, nur sitzen statt der Schlagmesser scharfe Kratzbürsten auf
dem Radumfang, wie sie auch bei der Behandlung der wollenen Webstoffe Verwendung
finden. Durch das Bürsten werden zu kurze oder nicht genügend glatte Fasern aus dem
Bündel entfernt und die übrigen gut geglättet, so daß sie einen seidenähnlichen
Glanz erhalten. Eine flott arbeitende Entfaserungsmaschine erfordert mindestens
drei Bürstmaschinen mit je zwei Arbeitstrommeln.
Die hydraulische Preßanlage, in der die Ballen hergestellt werden, wird in größeren
Pflanzungen oder solchen, die eine spätere Vergrößerung des Betriebes erwarten
lassen, von vornherein nach Fig. 6 eingerichtet, die
eine Kruppsche Ausführung darstellt. Während der eine
fahrbare Packkasten sich noch in der Presse befindet, wird der andere schon zum Teil
gefüllt, so daß die Arbeiter dauernd beschäftigt sind. Die Preßkasten von gewöhnlich
1,1 × 0,8 qm Grundfläche bestehen aus starken Winkeleisenrahmen mit innerer
Holzverschalung und sind bequem und leicht aufklappbar. Der Raum, in dem die Presse
steht, bekommt zweckmäßiger Weise mindestens eine Länge von 8 m; es empfiehlt sich
ferner, die Hochdruckpumpe in demselben Raum unterzubringen, da sie dort am
wenigsten unter Staub und Schmutz zu leiden hat; jedenfalls sollte sie nicht im
Bürstraum stehen, wo sich immer recht viel Staub entwickelt, obwohl man schon
gewöhnlich eine, oft auch zwei Seitenwände nicht abschließt. Die Presse selbst
arbeitet mit einer Druckkraft von 100 t und hat einen Hub von 1,5 m, so daß sie die
Herstellung von ½ m hohen Ballen gestattet, die in üblicher Weise mit Bandeisen
umwickelt werden, wozu die Deck- und Bodenbretter entsprechende Aussparungen
besitzen.
Eine einfachere Presse für kleinere Pflanzungen gibt Fig.
7 nach einer Ausführung von Fr. Haake wieder.
Der Rahmen der Maschine besteht der Einfachheit halber aus starken U- und
Winkeleisen. Der Preßkolben hat einen Durchmesser von 20 cm, so daß der größte Druck
bei 270 at Wasserpressung rund 85 t beträgt. Beim Einlegen der Fasern in den mit der
Presse fest verbundenen Kasten steht die Stirnwand schräg und wird erst vor dem
eigentlichen Pressen des Ballens durch Kniehebel in die senkrechte Lage gedrückt.
Die jedesmal etwa 50 kg betragende Füllung wird dann in den Oberkasten befördert, wo
sie durch selbsttätige Klinken festgehalten wird, wenn der Kolben wieder
heruntergeht, um die nächste Füllung aufzunehmen.
Die verschiedenen Abbildungen zeigen, daß Haake im
Gegensatz zu Krupp, der die in Deutschland üblichen
Modelle auch für die Kolonien verwendet, möglichst alles aus Profileisen aufbaut. Es
entspricht das den englischen Anschauungen über Kolonialmaschinen, denen zufolge man
dort sogar das Gestell der für Uebersee bestimmten Dampfmaschinen aus U-Eisen
zusammensetzt. Die dadurch erzielten Vorteile bestehen in bequemerem Transport, der
Sicherheit gegen grobe, nicht wieder auszubessernde Beschädigungen auf dem
Transport, der Möglichkeit einer Reparatur auch mit den allereinfachsten
Hilfsmitteln, und schließlich im geringen Preis. Der Nachteil dieser Bauweise liegt
darin, daß der Aufbau nie ein so genauer und in allen Teilen tadellos
zusammenpassender sein kann wie der einer Maschine mit gußeisernem Gestell, ist aber
bei einfacheren Maschinen nicht von ausschlaggebender Bedeutung.