Titel: | Mechanische Kohlentransport-, Lagerungs- und Umschlags-Einrichtungen. |
Autor: | Hubert Hermanns |
Fundstelle: | Band 325, Jahrgang 1910, S. 228 |
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Mechanische Kohlentransport-, Lagerungs- und
Umschlags-Einrichtungen.
Von Ingenieur Hubert Hermanns,
Aachen.
Mechanische Kohlentransport-, Lagerungs- und
Umschlags-Einrichtungen.
In dem Bestreben, die von Menschenhand ausgeführte Arbeit durch mechanische
Vorrichtungen zu ersetzen, ist auch unsere heimische Industrie den Amerikanern, die
deren großen wirtschaftlichen Wert schon lange eingesehen und dieser Erkenntnis
durch Schaffung von vielfach vorbildlichen Einrichtungen Ausdruck gegeben haben,
nachgefolgt. Allerdings darf nicht verkannt werden, daß sich drüben die
Notwendigkeit in weit fühlbarerer Weise und wesentlich früher geltend gemacht hat
als bei uns. Haben doch in Amerika die Löhne schon seit Jahren eine Höhe erreicht,
wie sie auch heute bei uns selbst in den bestlohnenden Industrien noch nicht
erreicht ist. Natürlich denke ich dabei an die für Qualitätsarbeit zu zahlenden
Löhne, die also nur von weißen Arbeitern verdient werden. Dadurch auch kommt es, daß
sich in Amerika kostspielige und komplizierte maschinelle Anlagen als wirtschaftlich
erweisen, bei denen unter Zugrundelegung unserer Verhältnisse von einer Rentabilität
noch keine Rede sein könnte. Ein einfaches Rechenexempel macht dies
augenscheinlich.
Eine Firma beschafft eine Maschine von beispielsweise 100000 M, durch welche zwölf
Handarbeiter ersetzt werden. Setzen wir den Durchschnittsverdienst eines
amerikanischen Qualitätsarbeiters mit 3000 M ein, das eines gleichwertigen deutschen
Arbeiters mit 1500 M, so würde demnach die amerikanische Fabrik eine Lohnersparnis
von 36000 M erzielen, dagegen die deutsche nur eine solche von 18000 M. Nehmen wir
nun eine 10 proz. Amortisation und eine 5 proz. Verzinsung an, was einem Betrage von
jährlich 15000 M entsprechen würde und setzen für Kraftverbrauch, Schmierung usw.
5000 M ein, so würde die deutsche Fabrik einen Verlust von 2000 M jährlich erleiden,
während sich für den amerikanischen Betrieb immer noch eine Ersparnis von jährlich
15000 M ergeben würde. Dieser Betrag verringert sich allerdings insofern etwas, als
für die Bedienung der Maschine ein höherer Lohnbetrag einzusetzen sein würde als für
die deutsche Maschine, ebenso ist auch die Tilgung der Maschine höher als bei uns.
Immerhin bleibt noch ein wesentlicher Nutzen.
Nun haben sich aber auch in Deutschland die Lohnverhältnisse in den letzten Jahren
derart entwickelt, daß man vielfach zum Ersatz der Arbeit von Menschenhand durch
Maschinenarbeit übergehen konnte, ja mußte, wollte man anders noch dem immer
schärfere Formen annehmenden Konkurrenzkampfe, besonders auf dem internationalen
Weltmarkte, die Spitze bieten können. In besonderer Weise hat sich diese Entwicklung
dort Bahn gebrochen, wo es sich um die Bewegung von großen Mengen von Massengütern
mit geringem Eigenwerte handelt, bei denen also die Kosten für Transport und
Umschlag bei der Preisbemessung der Fertigprodukte eine wesentliche und
ausschlaggebende Rolle zu spielen berufen ist. Zu solchen Massengütern muß auch die
Kohle gerechnet werden. Und so sehen wir sowohl bei den die Kohle produzierenden
Unternehmungen, also den Zechen, wie auch bei den konsumierenden Industrien
ausgedehnte und komplizierte Anlagen entstehen, um die Kosten für Transport,
Umschlag und Lagerung der Kohlen auf einem möglichst niedrigen Niveau zu
halten.s. D. p. J. 1908, Bd.
323, S. 689 u. ff.
Es sind aber nicht allein die zu erzielenden Ersparnisse an Löhnen, welche diesen Weg
gewiesen haben; hinzu kommen noch eine Reihe von weiteren Gründen, auf deren
wichtigste ich nachstehend in Kürze eingehen möchte. Zunächst ist mit der
Verringerung der Arbeiterzahl naturgemäß auch eine Verminderung der Streikgefahr
verbunden. Nicht nur ist es dem Arbeitgeber möglich, die Arbeiter besser zu
überwachen und eine seinem Betriebe schädliche Agitation fernzuhalten oder
wenigstens zu erschweren; er vermag auch eine sorgfältigere Auslese unter seinem
Personal zu treffen und sich einen Stamm von treuen und zuverlässigen Arbeitern zu
sichern. Es ist ja eine durch die Erfahrung bestätigte Tatsache, daß gerade die
ungelernten Arbeiter zu willkürlichen Arbeitsniederlegungen in weit höherem Maße
neigen als die gelernten und intelligenten Leute, die, wenn sie schon zu dem Mittel
des Streiks greifen, dies doch erst nach reiflicher Ueberlegung und nach kühlem
Abwägen der in Betracht kommenden Umstände, besonders der Erfolgsaussichten, zu tun
pflegen.
Weiterhin möchte ich noch auf einen Umstand hinweisen, der mir auch von wesentlicher
Bedeutung zu sein scheint, als daß ich nicht wenigstens in Kürze darauf eingehen
sollte. Es ist eine bekannte Tatsache, daß die Qualität der Kohlen durch eine
Zerkleinerung minderwertiger wird. Ebenso bekannt ist aber auch, daß durch
mehrmaliges Umladen der Kohlen eine weitgehende Zerkleinerung derselben
unvermeidlich ist. Diesem Uebelstande ist in wirksamer Weise nur durch möglichste
Beschränkung der Umladestellen zu steuern. Es kann aber wohl keinem Zweifel
unterliegen, daß durch sorgfältig durchgearbeitete und den Bedürfnissen und
örtlichen Verhältnissen angepaßte Transportanlagen sich eine wesentliche
Verminderung der Anzahl der Umladestellen gegenüber der Anwendung der
Handbeförderung erreichen läßt, so daß sich auch in dieser Hinsicht der möglichst
weitgehende Ersatz der Handarbeit durch Einrichtung von maschinell arbeitenden
Anlagen empfiehlt. Rechnerisch wird sich der so erzielte Gewinn allerdings nur
schwer fixieren lassen. Indessen zeigt schon die einfache Ueberlegung, daß dieselbe nicht
allzugering zu veranschlagen sein wird.
Weiterhin sei dann noch auf die durch die Anwendung von mechanischen
Fördereinrichtungen mögliche Ersparnis beim Erwerb des benötigten Terrains
hingewiesen. Da dies nicht als ohne weiteres einleuchtend hingestellt werden kann,
so sei zur Begründung einiges angeführt. Das Aufspeichern von Kohlenvorräten sowohl
für die Zechen als auch für die verbrauchenden Industrien läßt sich nicht vermeiden.
Bei ersteren pflegen sich sowohl während der Dauer geschäftlicher Flauen als auch
während der Sommermonate größere Vorräte anzusammeln, die dann während der
Hochkonjunktur und der Zeiten vermehrten Verbrauchs den vergrößerten Verpflichtungen
nachzukommen gestatten, während die die Kohlen konsumierenden Industrien Vorräte für
den Fall aufspeichern müssen, daß die Kohlenlieferung seitens der Zechen aus irgend
einem Grunde für kürzere oder längere Zeit unterbunden werden würde. Bei der
Anwendung von Handförderung können diese Vorräte nur auf ausgedehnten Lagerplätzen
zu ebener Erde aufgestapelt werden, wofür naturgemäß größere Terrains benötigt
werden. Wird dagegen die Bewegung der Kohlen mit mechanisch arbeitenden
Fördermitteln bewerkstelligt, so können an die Stelle der Lagerplätze Hochbehälter
treten, welche das unter ihnen liegende Gelände freilassen, praktisch also keinen
Bodenraum beanspruchen. Mit der Anwendung von Hochbehältern ist dann noch der
weitere Vorteil verbunden, daß man die Kohlen aus den mit Ablaufschurren oder
Trichtern versehenen Hochbehältern durch Oeffnen eines einfachen Flachschiebers oder
einer aufziehbaren Verschlußklappe abziehen kann, während die zu ebener Erde
gelegenen Speicher ein Aufladen der Kohlen von Hand oder eine besondere
Hebevorrichtung erfordern, wodurch einerseits natürlich wieder wesentliche
Ladekosten entstehen, anderseits aber die Kohlen durch die Umladung wieder eine
schädliche Qualitätsverminderung erleiden.
Schließlich möge noch erwähnt sein, daß bei Anwendung von vielfach mit mechanischen
Transporteinrichtungen verbundenen Lagerschuppen insofern eine Wertverminderung des
Kohlenmaterials vermieden wird, als dasselbe sogleich nach der Ankunft den
Witterungseinflüssen entzogen wird. Ob allerdings die hierdurch erzielten Vorteile
die aufzubringende Amortisation und Verzinsung von immerhin ausgedehnten und
kostspieligen Lagerschuppen, die möglichst als Hochbunker auszubilden sein werden,
auszugleichen vermögen, kann natürlich nicht generell entschieden werden, muß
vielmehr im Einzelfall von einer auszuführenden Rentabilitätsberechnung abhängig
gemacht werden.
Vorstehende Ausführungen scheinen mir in überzeugender Weise darzutun, welche
eminenten wirtschaftlichen Vorteile mit der mechanischen Bewegung von großen
Kohlenmengen verbunden sind. Wenn es auch keinem Zweifel unterliegen kann, daß
einerseits unter besonderen Verhältnissen noch weitere Gründe für den Ersatz der
Menschenhand durch mechanische Einrichtungen bei der Bewegung von Kohlen sprechen
können, so ist andererseits auch noch zu beachten, daß alles sich schließlich nicht
für jeden schickt und daß unter gegebenen Verhältnissen rechnerisch der
Handtransport dem maschinellen Transport überlegen sein kann. Insbesondere wird dies
bei kleineren und kleinsten Transportmengen der Fall sein, wo eine maschinelle
Einrichtung nicht voll ausgenutzt werden kann und die erzielten Ersparnisse wieder
durch Tilgung und Verzinsung der Anlage aufgewogen werden. Wo indessen besonders
ungünstige Arbeiterverhältnisse vorherrschend sind, kann sich auch unter solchen
Umständen noch die Einrichtung von mechanischer Förderung empfehlen. Abgesehen
von den gegebenen Arbeiterverhältnissen werden in den meisten Fällen die für
Handarbeit durch ungelernte Arbeiter üblichen Löhne die ausschlaggebende Rolle
spielen. Es läßt sich auch nicht bestreiten, daß die von mir angeführten Gründe in
der Regel für den mechanischen Transport sprechen werden.
Im folgenden mögen einige Transport- und Umschlagsmittel etwas eingehender besprochen
werden, die, wenn auch vielfach schon bekannt, doch von allgemeinem Interesse sein
werden.
Allgemein gültige Richtlinien für den Transport, den Umschlag und die Lagerung von
Kohlen anzugeben, ist nicht angängig, da dieselben vor allen Dingen von den
gegebenen örtlichen Verhältnissen abhängig sind und sich diesen anzupassen haben.
Zunächst ist von prinzipieller Bedeutung, ob die Kohlen auf dem Wasserwege oder in
Eisenbahnwagen auf dem Landwege herangebracht werden. Im ersteren Falle wird die
Entladung der Schiffe, wenn es sich um große Kohlenmengen handelt, meistens durch
Drehkrane mit angehängten Selbstgreifern durchgeführt, welche das Material sodann in
Eisenbahnwagen entladen oder an ein anderes Transportmittel abgeben, welches den
Weitertransport und die Verteilung desselben übernimmt. Die
Kohlenentladevorrichtungen der Badischen Anilin- und
Sodafabrik in Ludwigshafen, von mir in der Zeitschrift für angewandte
Chemie, Heft 1, 1910, beschrieben, arbeiten in der Weise, daß an die Entladekrane,
welche mit neigbaren Auslegern versehen sind, eine Seilhängebahn angeschlossen ist,
wobei die Hängebahnwagen vom Auslegerkran unter Zwischenschaltung eines
Schüttrichters direkt beschickt werden und die Kohlen nach dem Lagerplatz
transportieren. Andererseits kann die Kohle jedoch auch von dem Greiferkran auf ein
zu ebener Erde gelegenes Lager entladen werden, wo dieselbe von einer Verladebrücke
wieder aufgenommen wird, um in Hochbehälter entleert zu werden, aus denen die Kohle
sodann in andere Transportgefäße abgezogen und der Verbrauchsstelle zugeführt werden
kann, eine Ausführungsart, die besonders dann in Frage kommen wird, wenn der
Lagerplatz in unmittelbarer Nähe des Wassers, auf dem die beladenen Fahrzeuge
ankommen und entleert werden, liegt. Prinzipiell muß jedoch diese Ausführung
insofern als nachteilig bezeichnet werden, als eine Zwischenentladung notwendig ist,
wodurch die Wertminderung eine weitere Steigerung erfährt.
Textabbildung Bd. 325, S. 228
Fig. 1. Rangier-Seilförderanlage im Gaswerk Straßburg i. E.
Geschieht nun die Anfuhr der Kohlen in Eisenbahnwagen, so handelt es sich zunächst
darum, die Wagen möglichst nahe an die Verbrauchsstelle heranzuschaffen, was bei großen Mengen
zweckmäßig durch Lokomotiven mit elektrischem oder Dampfantrieb durchgeführt wird.
Sind die Mengen nicht so groß, als daß eine Lokomotive volle Besetzung findet, so
gestaltet sich der Lokomotivbetrieb zu teuer, und es kann an dessen Stelle
Spillbetrieb treten. Der Antrieb desselben erfolgt vom Elektromotor aus durch ein
Schneckenvorgelege, das auf die senkrechte Achse der Spilltrommel wirkt. Das ganze
Triebwerk pflegt, um es gegen Nässe oder sonstige Beschädigungen zu schützen, in ein
geschlossenes Gehäuse eingebaut zu sein. Eine ausgedehnte, von der Berlin-Anhaltischen Maschinenbau- A. G. in Verbindung
mit der Gesellschaft für Förderanlagen Ernst Heckel
gebaute Rangieranlage ist in Fig. 1 abgebildet. Es
ist dies die für das Gaswerk der Stadt Straßburg von diesen Firmen gelieferte
Rangiereinrichtung.
Textabbildung Bd. 325, S. 229
Fig. 2. Schiebebühne, Bauart Heckel.
Beschränkte Raumverhältnisse bedingen manchmal die Anwendung einer Schiebebühne.
Dabei ist Voraussetzung, daß die Entladegleise entweder parallel den Ankunftsgleisen
oder senkrecht zu ihnen verlegt sind. Eine Schiebebühne mit Seilantrieb, Bauart Heckel, die gewöhnlich in Verbindung mit
Seilrangieranlagen zur Ausführung kommt und gegenüber den Schiebebühnen mit
elektrischem Einzelantrieb billiger in der Anschaffung sowohl als auch im Betrieb
sich stellt, zeigt Fig. 2. Hier wird das Seil in
einem Kanal zwischen den Laufschienen der Schiebebühne geführt, während auf der
Schiebebühnenplattform zwei Seilgreifer zum Festklemmen des Zugseiles angeordnet
sind. Eine Schiebebühne mit elektrischem Antrieb von 60 t Tragkraft besitzt das neue
Gaswerk der Stadt München in Moosach.
Die Entladung der Kohlenwagen muß zumal bei großen Entlademengen mit dem möglichst
geringsten Aufwände an Zeit und Geld geschehen, einerseits um die Ausdehnung des zur
Aufstellung der Wagen benötigten Terrains soweit als möglich zu beschränken,
andererseits um keine Zeitverluste zu erleiden und die Entstehung von
Wagenstandgeld nach Möglichkeit zu verhindern. Das Entladen kann nun auf
mannigfaltige Weise geschehen. Bei nicht zu großen Kohlenmengen wird sich vielfach
die Handentladung vorteilhaft verwenden lassen, wobei jedoch nach Möglichkeit zu
erstreben ist, diese Arbeit Spezialarbeitern zu übertragen, die sich bald bei
geeigneter Gesamtdisposition der Lagerplatzanlage eine weitgehende Geschicklichkeit
und Arbeitsgeschwindigkeit aneignen werden. Durch Anwendung des Akkordlohnsystems
für diese Arbeit erreicht man sodann einerseits noch fest umgrenzte Entladekosten
und es kann andererseits die Beaufsichtigung dieses Personals auf ein Minimum
beschränkt werden. Die Entladung der Waggons durch Greiferkrane ist insofern wenig
vorteilhaft, als es nicht möglich ist, eine vollständige Entleerung der Wagen zu
erreichen, so daß die letzten Reste doch von Hand entfernt werden müssen. Die
Anwendung von Kübeln bei Wechselbetrieb, d.h. abwechselndem Aus- und Einhängen eines
leeren und eines beladenen Kübels, ist hier vorzuziehen. Hierbei ist jedoch
Bedingung, daß die Beladung desselben so schnell vonstatten geht, daß der Kran nicht
zu warten braucht, da sonst die Leistungsfähigkeit des letzteren nur zum Teil
ausgenutzt werden kann und sich so die Amortisationskosten sehr steigern.
Sofern es möglich ist, die Gleise über Geländeniveau zu verlegen, stellt sich die
Anwendung von Selbstentladewagen am billigsten, die je nach der getroffenen
Anordnung des Lagerplatzes entweder als Seiten- oder als Bodenentleerer ausgeführt
werden können. Fig. 3 veranschaulicht die
Kohlenzufuhr für ein Kesselhaus mittels Selbstentladern, wobei das Material ohne
Zwischenladung unmittelbar in das Kesselhaus gleitet. Natürlich wird sich eine
solche Anordnung nicht überall durchführen lassen. Vielmehr ist diese Lösung nur als
ein Spezialfall zu betrachten.
Ueber die mit Selbstentladewagen zu erzielenden wirtschaftlichen Vorteile wird
von der Waggonfabrik Talbot in Aachen folgende
Rentabilitätsberechnung mitgeteilt. Bezieht sich diese Berechnung auch nicht auf den
Transport von Kohlen, so läßt sie sich sinngemäß auch auf diesen anwenden, und es
gehen die mit der Anwendung der Selbstentladungen beim Kohlentransport zu
erreichenden Ersparnisse zweifelsfrei daraus hervor.
Textabbildung Bd. 325, S. 230
Fig. 3. Kohlenzufuhr zum Kesselhaus.
Von einer benachbarten Erzgrube sollen täglich 60 Ladungen Erze ä 15 t zum
Hochofenwerk befördert werden.
Hierzu sind erforderlich: Entweder
M
M
a)
60 Kastenwagen zu 15 t à 2300 MAnschaffungskosten
138000
Einmalige Entleerung des Kasten-wagens pro Tag à 1,25 M
gerechnet,ergibt an Entladekosten pro Jahr60 × 300 × 1,25
22500
oder:
b)
20 Talbot-Selbstentlader zu 30 t
à4700 M Anschaffungskosten
94000
Angenommen, der Wagen würde aneinem Tage zweimal, am
nächstenTage einmal, also durchschnittlich1½ mal entleert, so
belaufen sich diejährlichen Entladekosten (zu 10 Pf.f. d. Wagen,
also 15 Pf. f. d. Tagund Wagen gerechnet) auf 20 × 300×
0,15
900
––––––––––––––
44000
21600
Differenz zu Gunsten der Selbstentlader.
Es würden also in diesem Falle durch die Anwendung der Selbstentladewagen an
Anschaffungskosten 44000 M und an jährlichen Betriebsunkosten 21600 M gespart
werden.
In den letzten Jahren haben die Waggonkipper eine vielfältige Anwendung gefunden. Man
kann dieselben einteilen in solche, die unter Flur entladen, wo also der Kipper über
das Terrainniveau sich nicht erhebt und solche, die mit einer Hebevorrichtung für
den zu entleerenden Wagen ausgerüstet sind, so daß also die Entleerung über Flur
geschieht. Waggonkipper mit Unter-Flur-Entladung, die in ihrer Konstruktion am
einfachsten sind und deren Anschaffungskosten sich am billigsten stellen, haben den
Nachteil, daß sie zur Aufnahme des Ladegutes tiefer und ausgedehnter Fundamente
bedürfen, und daß das ausgekippte Material meistens wieder gehoben werden muß.
Ueber Flur entleerende Kipper können mit einer senkrecht aufsteigenden
Hebevorrichtung ausgebildet oder aber mit einer schrägen Bahn ausgerüstet werden,
auf welcher die Eisenbahnwagen durch eine Winde hinaufgezogen werden. Einen Kipper
nach ersterer Bauart, welcher von der B. A. M. A. G.
für die Gewerkschaft Deutscher Kaiser in Bruckhausen
geliefert wurde, zeigt Fig. 4. Die Entleerung
erfolgt in einen mit dem Kipper verbundenen eisernen Kohlenbunker, der unten mit
einem verschließbaren Auslauf versehen ist. Bei der Ausführung mit schräger Bahn
erübrigt sich ein eigentlicher Kippmechanismus, indem der auf der schiefen Ebene
stehende Wagen durch Oeffnen der Stirnklappen seinen Inhalt abgibt, der von einem
Füllrumpf aufgenommen wird, aus welchem das Material an dessen unterem Auslauf in
andere Fördergefäße abgezogen und weiter transportiert werden kann. Sind auch die
Anlagekosten von über Flur entladenden Kippern naturgemäß höher als die der unter
Flur entleerenden, so stellen dieselben doch eine wesentlich rationeller arbeitende
Methode dar, deren Leistungsfähigkeit außerordentlich gesteigert werden kann. Auch
ist in bezug auf den zu erwartenden Kraftverbrauch noch darauf hinzuweisen, daß das
Material nach der Entladung aus dem Wagen nicht mehr gehoben zu werden braucht, so
daß sich die Gesamtkraftverbrauchsziffern, vorausgesetzt, daß das unter Flur
entladene Material ebenfalls maschinell gehoben wird, höchstens nur ganz
unwesentlich höher stellen dürften. Ein Kipper mit schräger Aufzugsbahn wurde für
die Zentrale des Rheinisch-Westfälischen
Elektrizitätswerkes zu Düsseldorf-Reisholz von J.
Pohlig Akt.-Ges. geliefert, (s. Zeitschrift „Elektrotechnik und
Maschinenbau“ 1910, Heft 7.)
Textabbildung Bd. 325, S. 230
Fig. 4. Bahnwagenaufzug und -Kipper in Bruckhausen. Gewerkschaft Deutscher
Kaiser, ausgeführt von der Berlin-Anhaltischen Maschinenbau-A.-G.
(Fortsetzung folgt.)