Titel: | Polytechnische Rundschau. |
Fundstelle: | Band 325, Jahrgang 1910, S. 237 |
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Polytechnische Rundschau.
Polytechnische Rundschau.
Einschienenbahn.
Die Behauptung Scherls in seiner Reklameschrift (s. D.
p. J. 1909, S. 675) daß Brennan über eine
Versuchsausführung seines Einschienenwagens nicht herausgekommen wäre, und die
Vorführung des Scherlschen Wagens in Berlin haben Brennan veranlaßt, auch jetzt schon einem größeren
Kreise von Personen seinen Wagen zu zeigen, der eine Ladefähigkeit von 10–15 t
besitzt. Die Gesamtlänge dieses Wagens beträgt 12,2 m, die Breite 3,05 m und die
Gesamthöhe bis zum Dach des an einem Ende der Plattform angebrachten Führerstandes
3,95 m. Der Wagen wiegt 22 t, die beiden Kreisel zusammen 1,5 t bei einem
Durchmesser von 1,06 m. Die Kreisel laufen mit 3000 Umdrehungen i. d. Min. in einem
Vakuum von etwa 15 mm Quecksilber; zu ihrem Antrieb dienen Nebenschlußmotoren. Brennan beabsichtigt, die Umlaufzahl noch wesentlich zu
steigern. Die geringe Geschwindigkeit wurde auf den Rat der die Motoren liefernden
Firma gewählt, da diese Schwierigkeiten bei der Kommutierung befürchtete. Inzwischen
hat man jedoch so gute Erfahrungen mit Wendepolmotoren gemacht, daß der Steigerung
der Drehzahl nichts im Wege steht. Der Wagen läuft auf zwei Drehgestellen, in denen
je zwei Räder hintereinander angeordnet sind. Je ein Rad jedes Drehgestelles wird
durch einen 42 PS Siemens-Motor mittels Kurbel und
Kurbelstange unter Zwischenschaltung einer einfachen Zahnradübersetzung
angetrieben.
An Stelle von Elektrizität kann zum Antriebe des Fahrzeuges auch Dampf oder irgend
ein anderes Mittel benutzt werden; zum Antrieb der Kreisel ist dagegen Elektrizität
nötig. Die elektrische Energie wird von einer über dem Gleise angebrachten
Oberleitung oder einer neben dem Gleise verlegten Stromschiene in bekannter Weise
mittels eines Stromabnehmers abgenommen. Um zu zeigen, daß das Fahrzeug ohne
Zuführung elektrischer Energie von außen betrieben werden kann, sind auf dem
Fahrzeuge zwei Wolesley-Siemens-Maschinensätze,
bestehend je aus einem Petroleum-Motor und einem Stromerzeuger, angeordnet. Ein 20
PS-Motor genügt, um die Kreisel anzutreiben und das Fahrzeug mit geringer
Geschwindigkeit fortzubewegen; für den normalen Betrieb sind 80 PS nötig. Der
Versuchs wagen läuft auf einer 31,5 kg/m schweren Schiene, die auf 1,06 m langen
Holzschwellen verlegt ist. Der Wagen soll imstande sein, eine Steigung von 1 : 13
hinaufzufahren und bei Verdopplung der Kraft sogar eine Steigung von 1 : 6,5 zu
nehmen. Der fertiggestellte Wagen wird 70 Sitzplätze haben.
Ueber die Art der Erhaltung des Gleichgewichtes mit Hilfe der Kreisel sind keine
Einzelheiten angegeben. Es ist nur auf eine Patentschrift hingewiesen, gemäß der bei
einer Neigung des Wagens durch die Präzession der Kreisel eine Reibungskupplung
zwischen einer mit einem Kreisel umlaufenden Scheibe und einer Fläche am Wagen
hergestellt und hierdurch eine Bewegung der Kreisel hervorgerufen wird, die den
Wagen in die Gleichgewichtslage zurückführt. Ferner ist bemerkt, daß bei dem
vorliegenden Wagen im Gegensatz zu dem früher vorgeführten Modell an Stelle der
Reibungskupplung eine Druckluftsteuerung vorhanden ist. [The Electrician 1909 –
1910. S. 227 bis 229.]
Pr.
Heißdampflokomotiven.
Die französische Südbahn besitzt für den Güterzugsverkehr auf Strecken mit sehr
starken Steigerungen 4/5 gekuppelte Vierzylinderverbund-Naßdampflokomotiven. Die
Zugleistungen dieser Lokomotiven haben vollkommen entsprochen. Dagegen
verursachen die Kessel dieser Gebirgslokomotiven große Unterhaltungskosten, die
durch die starke Forcierung und durch den hohen Kesseldruck bedingt sind. Aus diesem
Grunde sollen diese Lokomotiven durch 5/5 gekuppelte Heißdampflokomotiven ersetzt
werden, die bei kleinem Kesseldruck mindestens dieselbe Zugkraft leisten sollen, als
diese Naßdampflokomotiven. In folgender Zusammenstellung sind die Hauptabmessungen
der beiden Lokomotivgattungen zusammengestellt.
4/5 gekupp.
Vier-zylinder-Verbund-Naßdampflok.
5/5 gekupp. Heiß-dampflok.
Kesselüberdruck
a
15
12
Zylinderdurchmesser
mm
390/600
630
Kolbenleib
„
650
660
Treibraddurchmesser
„
1400
1350
Rostfläche
qm
2,81
2,73
Gesamtheizfläche
„
256,2
186,0
Leergewicht
kg
64700
66500
Reibungsgewicht
„
64600
85600
Dienstgewicht
„
71600
85600
Größte Zugkraft
„
–
16300
Ueberheizfläche
qm
–
44,2
Auf Grund der in D. p. J. S. 221 d. Bd. erwähnten Versuchsfahrten gab die
französische Südbahn 5 Stück dieser Heißdampflokomotiven der Berliner Maschinenbau A.-G. Schwartzkopff in Auftrag, ebenso die Paris-Orléans-Eisenbahngesellschaft.
Die kupferne Feuerbuchse dieser Lokomotiven enthält ein Chamotte-Gewölbe. Die
Stehbolzen bestehen hauptsächlich aus Manganbronze, die Südbahn-Lokomotiven haben
außerdem auch kupferne Rauchkammer-Rohrwände. Die Feuertüre öffnet sich nach innen,
dem französischen Gesetze entsprechend. Der Ueberhitzer ist nach dem Patent Schmidt in den Rauchröhren eingebaut. Die
Umsteuerungsschraube der hier verwendeten Heusinger-Steuerung liegt an der linken Führerhausseite. Ein Manometer und ein
Pyrometer zeigen dem Führer ständig den Druck und die Temperatur des Heißdampfes in
den Schieberkästen an. Die Zylinder, Schieberkästen und Dampfzuführungsrohre sind
durch Asbesthüllen gegen Abkühlung geschützt.
Die Lokomotiven haben außerdem eine neue Gegendampfeinrichtung erhalten. Ein Dampf
und Wassergemisch wird zum Teil in die Zylinder eingesaugt und kühlt sie ab, während
der übrige Teil durch das Blasrohr hinausströmt, so daß Rauchkammergase nicht in den
Zylinder gesaugt werden können. Bei dieser Einrichtung steigt aber die Temperatur im
Zylinder auf 400°. Man hat deshalb noch eine Wassereinspritzung hinzugefügt. Mit
dieser Einrichtung kann man mit 300 t Wagengewicht Gefälle von 1 : 30 durchfahren,
ohne die Bremsen zu benutzen, was für die Radreifen sehr vorteilhaft ist.
Bei den Versuchsfahrten trat einmal Schleudern ein, wobei die Fahrgeschwindigkeit im
Augenblick zu 0 wurde. Man konnte aber mit 80 v. H. Füllung der Zylinder den Zug mit
Steigung von 1 : 30 anstandslos wieder anfahren lassen. Auf Steigungen erreicht man
eine mittlere Geschwindigkeit von 13 km/Std, die Zylinderfüllung schwankte dabei zwischen 48
und 52 v. H.
Um für eine gleiche Arbeitsleistung den Kohlen- und Wasserverbrauch der
Heißdampflokomotive (Nr. 5005) und der Vierzylinder-Verbundlokomotive (Nr. 4008)
vergleichen zu können, wurden Versuchsfahrten mit 190 t Wagengewicht ausgeführt. Wie
die nachfolgende Zahlentafel ergibt, hat die Heißdampflokomotive 8,4 v. H. weniger
Kohle und 18,6 v. H. weniger Wasser als die Naßdampflokomotive verbraucht.
Lokomotive
Zu-gunstenvon 5005v. H.
4008
5005
Entfernung
km
15,2
15,2
Zahl der 100 Tonnenkilometer
28,88
28,88
Gesamtwasserverbrauch
l
6700
5650
Wasserverbrauch auf 1 km.
„
447,3
371,7
„ „ 100 t km
„
232,0
195,6
– 18,6
Kohlenverbrauch, gesamt.
kg
750
690
„ auf 1 km.
„
49,3
45,4
„ auf 100 t km
„
25,9
23,9
– 8,4
Verdampfung auf 1 kg Kohle
l
8,93
8,18
[Zeitschr. d. Ver. deutsch. Ing. 1909, S. 1962–1967.]
W.
Bremsdruck bei Lokomotiven.
Bei den immer größer werdenden Lokomotivgeschwindigkeiten ist eine gute
Bremsvorrichtung von großer Bedeutung. Die Wirkung derselben hängt in erster Linie
vom Bremsdruck ab. Bei den englischen Bahnen sind hauptsächlich zwei
Bremsblockanordnungen in Gebrauch. Nach Anordnung Fig.
1 bestimmt sich der Bremsdruck zu
P'=P\,\frac{b}{a}
Zwischen den Punkten m und n muß eine kleine Zugfeder eingeschaltet werden, damit
der Bremsschuh im geöffneten Zustande sich nicht um M
dreht und so mit seinem oberen Teil beständig auf dem Radumfange schleift.
Textabbildung Bd. 325, S. 238
Fig. 1.
Textabbildung Bd. 325, S. 238
Fig. 2.
Textabbildung Bd. 325, S. 238
Fig. 3.
Textabbildung Bd. 325, S. 238
Fig. 4.
Textabbildung Bd. 325, S. 238
Fig. 5.
Die Feder kann durch Anordnung Fig. 2 zum Wegfall
kommen. Der Bremsschuh erhält bei S einen Stützpunkt am
Bremshebel und wird so am Drehen verhindert. Bei dieser Anordnung kann aber der
Bremsdruck nicht mehr mit Sicherheit bestimmt werden. Bei der Berechnung wird als
Hebellänge mit a, a + c
und a + c/2 abwechselnd gerechnet. Wird die Gestängekraft P so bemessen, daß a als
Hebelarm 80 v. H. des Lokomotivgewichtes als Bremskraft ausgenutzt wird, so würde
bei a + c als Hebelarm nur
64 v. H. und mit a + c/2 gerechnet 71 v. H. ausgenutzt (für a = 340 mm und c = 75 mm).
Der Unterschied ist so groß, daß es unmöglich ist, Bremskräfte bei Lokomotiven mit
einander zu vergleichen, wenn sie nicht auf dieselbe Art berechnet worden sind.
Folgende Betrachtung zeigt, wie die wirksame Hebellänge bestimmt werden kann. Wird
nach Fig. 3 die Bremse angezogen, so dreht sich die
Bremse um einen kleinen Winkel Θ, im Bogenmaß gemessen.
Die Bewegung des Punktes A auf dem Bremsklotz ist dann
C A . Θ rechtwinklig zu C
A.
Senkrecht zum Radumfang kommt dann die Strecke in Betracht
\Theta\,C\,A\,\mbox{cos}\,\left(C\,A\,O-\frac{\pi}{2}\right)=\Theta\,C\,A\,\mbox{sin}\,C\,A\,O,
für den Punkt B ist diese
Strecke
Θ C B sin C B
O.
Es ist nun:
CD = CA sin CAO
und
CE = CB sin CBO
CD und CE sind die Senkrechten von C auf AO und BO folglich
ist:
\frac{\mbox{Normaldruck in }A}{\mbox{Normaldruck in
}B}=\frac{\Theta\,.\,C\,A\,\mbox{sin}\,C\,A\,O}{\Theta\,.\,C\,B\,\mbox{sin}\,C\,B\,O}=\frac{C\,D}{C\,E}
Für den Druckverlauf innerhalb der Punkte A und B des Bremsschuhes läßt sich Fig. 4 zeichnen, wobei l die Länge des
Bremsschuhes ist. a und b
sind proportional dem Bremsdruck in A und B bezw. proportional zu CE
und CD. Der Schwerpunkt dieser Fläche von der
Grundlinie a ist um
l/2-l/6\,\left(\frac{a-b}{a+b}\right)
entfernt.
Um nun den Druckmittelpunkt zu erhalten, fällt man vom Punkt C Senkrechte auf OA und OB. Die Längen dieser Senkrechten seien b und a. Die Entfernung
x findet man dann wie oben zu
x=l/2-l/6\,\left(\frac{a-b}{a+b}\right)
Die Senkrechte c in Fig.
5 gibt dann die „wirksame Hebellänge“. Versuche, die bei den
größeren englischen Eisenbahngesellschaften ausgeführt wurden mit über 1000
Lokomotiven mit Tender ergab für x = 0,37 bis 0,40 l. Es kann in den meisten Fällen mit x = 0,38 l gerechnet
werden.
Die Lokomotivbremsen werden meist mit Dampf oder Luftdruck betätigt. Bei den
Luftdruckbremsen hat man Preßluftbremsen (Westinghouse)
und Vakuumbremsen (Hardy). Bei den Dampfbremsen ist der
Dampfdruck im Bremszylinder kleiner als der Kesseldruck etwa 90 v. H. Bei der Westinghousebremse, ist der Druck im Bremszylinder
3,5–5 at. Für Vakuumbremsen kann ein Vakuum von 85 v. H. angenommen werden, wenn
sich die Bremseinrichtung in gutem Zustande befindet. [The Engineer 1909, S. 26 –
27.]
W.
Verfahren zur Berechnung von Dampfturbinen.
Anwendung auf eine Abdampfturbine von 800 PS, Bestimmung des mechanischen
Wärmeäquivalents auf Grund von Bremsversuchen. Die Verluste bei Dampfturbinen rühren
einerseits her von den Strömungswiderständen und Störungen beim Durchgang durch die
Schaufeln und andererseits von der Rad- und Wellenreibung und der Undichtigkeit
infolge der notwendigen Spielräume. Die ersteren stellen die hauptsächlichsten
Verluste dar und drücken sich in einer Abnahme der relativen Dampfgeschwindigkeit
beim Durchgang durch die Schaufeln aus. Diese Abnahme der Geschwindigkeit, der
Verlustkoeffizient, ist von Rateau an einem besonderen
Versuchsapparat bestimmt worden, welcher die Anwendung verschieden gestalteter
Schaufeln ermöglichte; es wurde bei diesen Versuchen der Druck, den ein Dampfstrahl
auf die Schaufeln ausübte, mit Hilfe einer Wage bestimmt. Die Versuche wurden einmal
mit, das andere Mal ohne zwischengeschaltetes Schaufelsegment durchgeführt. Der
Unterschied der abgewogenen Schubkräfte in beiden Fällen ergibt offenbar die Größe
des Verlustes in dem zwischengeschalteten Schaufelsegment d.h. den
Verlustkoeffizient dieses Schaufelsegmentes. Je nach der Form, Größe und Teilung der
Schaufelung schwankt der Koeffizient zwischen 0,65 und 0,80, während er für dieselbe
Schaufel bei verschiedenen Dampfgeschwindigkeiten annähernd konstant bleibt und nur
wenig mit der Geschwindigkeit zunimmt. Nach diesen Versuchen muß man bei
Aktions-Turbinen im allgemeinen mit einem Geschwindigkeitsverlust von 20 bis 25 v.
H. rechnen; nur bei sorgfältig ausgeführten Schaufeln wird der Verlust etwas
geringer sein, aber auch nur für den Anfang, solange die Schaufeln noch unversehrt
und durch die Wasserteilchen im Dampf noch nicht rauh geworden sind.
Der Wirkungsgrad der Strömung durch die Räder einer Turbine läßt sich nun mit Hilfe
bekannter Verlustkoeffizienten an Hand des Geschwindigkeitsplanes für die Schaufeln
bestimmen. Es ist bei mehrkränzigen Turbinen zu berücksichtigen, ob die
Austrittsgeschwindigkeit aus den Schaufeln im nächsten Rad ausgenutzt wird oder
nicht. Man erhält so den inneren Wirkungsgrad der Turbine und hat noch die äußeren
Verluste zu bestimmen, um den tatsächlichen Wirkungsgrad der Maschine kennen zu
lernen. Die Radreibungsverluste setzt Rateau = C . γ . R5
n3, worin C ein Koeffizient ist, abhängig von der
Oberflächenbeschaffenheit des Rades, von der Höhe und Stellung der Laufschaufeln und
von der Form des Gehäuses, welches das Rad umschließt, γ das spez. Gewicht des Dampfes im Gehäuse in kg/cbm, R den
Radhalbmesser in m und n
die Umdrehungen des Rades i. d. Sekunde bedeutet. Die Lässigkeitsverluste durch die
Spielräume zwischen feststehenden und rotierenden Teilen können nicht genau
angegeben werden, weil sie zu sehr von der Ausführung abhängig sind. Die Verluste in
den Wellenlagern können nach Formeln annähernd berechnet werden; sie sind übrigens
ziemlich gering.
Die Zulässigkeit des Verfahrens, die Turbinenberechnung auf Grund eines bekannten
Verlustkoeffizenten durchzuführen, bestätigte sich bei einem Versuch an einer 800 PS
Abdampfturbine, die so eingerichtet war, daß bei fehlendem oder nicht genügendem
Abdampf auch Frischdampf zugeführt werden konnte. Mit Rücksicht darauf bestand die
Turbine aus zwei Rädergruppen. Eine Gruppe von vier Rädern verarbeitete den Abdampf
in vier reinen Druckstufen. Im gleichen Gehäuse ist die zweite Gruppe von drei
Rädern auf derselben Welle für die Ausnutzung von Frischdampf untergebracht. Nachdem
der Frischdampf in diesen Rädern gearbeitet hat, mischt er sich mit dem Abdampf und
beaufschlagt mit diesem die Niederdruckgruppe. Wenn die Turbine nur mit Abdampf
arbeitet, laufen die drei Räder der Hochdruckgruppe leer mit. Das Zuströmen von
Frischdampf wird im Bedarfsfalle selbsttätig durch einen eigenartigen
Regulierapparat bewirkt. Die Schaufeln der einzelnen Räder sind genau nach dem
Geschwindigkeitsplan hergestellt. Nach der Berechnung sollte die Turbine bei einer
Leistung an der Welle von 800 PS, bei 3800–4000 Umdreh./Min, bei einer abs.
Frischdampfspannung von 6,5 kg/qcm und einem Gegendruck von 0,1 kg/qcm 6,8 kg
Dampf für die PS und Stunde verbrauchen, bei Abdampfbetrieb mit 1,0 kg/qcm
Anfangsspannung 11,0 kg Dampf. Bei halber Leistung betragen die Zahlen 7,6 bezw.
12,5 kg.
Die Messung der effektiven Turbinenleistung erfolgte mit Hilfe einer
hydraulischen Bremse. Mit der Turbinenwelle war direkt eine doppelseitige
Zentrifugalpumpe halb elastisch gekuppelt, welche so eingerichtet war, daß das
Wasser aus der Druckleitung immer wieder dem Saugraum der Pumpe zugeführt wurde.
Durch zwischengeschaltete Schieber konnte der Widerstand und damit die Pumpenarbeit
beliebig verändert werden. Damit das Betriebswasser nicht zu heiß wurde, lief
fortwährend eine kleine Menge Frischwasser zu. Das Gehäuse der Pumpe, in welchem das
Schleuderrad läuft, ist drehbar und in Kugellagern gegenüber den feststehenden
Teilen gestützt. Der Widerstand kann so mit Hilfe eines Hebelarmes, der am drehbaren
Gehäuse befestigt ist, wie beim Pronyschen Zaum auf
eine Wage übertragen und gemessen werden; daraus ergibt sich, wenn noch die Reibung
in den Stopfbüchsen, welche die Welle gegen das drehbare Gehäuse abdichtet, in
Rechnung gezogen wird, die Leistung bei einer bestimmten Umdrehungszahl in einfacher
Weise. Der Dampfverbrauch der Turbine wurde durch Messung des niedergeschlagenen
Abdampfes bestimmt. Die gewonnenen Resultate sind nachstehend zusammengestellt.
Die mittlere Umlaufzahl betrug bei allen Belastungen ∾ 4050 i. d. Min. Der Dampf
besaß bei den Hochdruckversuchen etwa 2 v. H. Feuchtigkeit, bei den
Niederdruckversuchen war er infolge der Drosselung ein wenig überhitzt.
Betrieb mitHochdruck
Betrieb mitNiederdruck
Dampfdruck b. Hochdruck- eintritt kg/qcm
abs.
3,25
4,71
6,42
–
–
Dampfdruck b. Niederdruck- eintritt kg/qcm
abs.
0,29
0,40
0,54
0,66
1,10
Dampfdruck beim Aus- puff kg/qcm
abs.
0,086
0,076
0,088
0,116
0,175
Leistung in PS
326,1
563,8
809,3
407,5
706,8
Dampfverbrauch in. kg/Std.
2511,8
4048,2
5434,3
5801,7
9381,5
Dampfverbrauch in kg f. d. PS/Std.
7,7
7,2
6,7
14,2
13,3
Das Resultat stimmt mit der Berechnung des Dampfverbrauches und des Wirkungsgrades,
welcher der Konstruktion der Turbine zu Grunde gelegt war, ziemlich gut überein (bis
auf 2 v. H.), bei voller Belastung war die Uebereinstimmung sehr groß. Das ist
beachtenswert in Anbetracht des Umstandes, daß die nach dem eingangs erwähnten
Rechnungsverfahren berechnete Turbine eine Neukonstuktion darstellte, die von den
früheren Ausführungen erheblich abwich.
Die oben beschriebene Bremse wurde auch noch zur Bestimmung des mechanischen
Wärmeäquivalents benutzt, indem die Menge und Temperatur des Bremswassers genau
gemessen wurde. Es ergaben die einzelnen Messungen bei den verschiedenen Belastungen
zwar nicht unbedeutende Unterschiede, der Mittelwert aus der großen Zahl von
Messungen kommt aber dem heute nach den neuesten Messungen der Physiker als sicher
geltenden Wert 427 bei 15° C bis auf weniger als 1/1000 nahe. (Rateau) [Zeitschrift f. d. gesamte Turbinenmessen 1909, Heft 32, 34 und
35.]
M.
Quecksilber-Amperemeter.
Die Leads- und Northrup Company baut ein
Normalinstrument für große Ströme, welches sowohl für Wechselstrom als auch für
Gleichstrom verwendbar ist, und in erster Linie zur Eichung von
Schalttafelinstrumenten und zur Bestimmung des Uebersetzungsverhältnisses von
Serientransformatoren benutzt werden soll. Bei dem vorliegenden Instrument erstreckt
sich die Skala von 200 bis 500 Amp. und ist etwa 600 mm lang. Sie ist quadratisch und die
Genauigkeit einer Ablesung beträgt im Mittel 0,2 v. H.; drei Viertel der Skala
ergeben eine Genauigkeit von 0,1 v. H. Geringe Temperaturänderungen beeinflussen die
Ergebnisse nicht. Die Prüfung erfolgte bei Gleichstrom mittels eines Potentiometers,
bei Wechselstrom mittels der Kelvinschen Wage. Das
Instrument wurde besonders daraufhin untersucht, ob starke Ströme in benachbarten
Leitern seine Angaben beeinflussen. Hierbei ergab ein unmittelbar unter der
Grundplatte des Instrumentes angebrachter Leiter, der einen 2000 Amp. starken Strom
führte, eine Aenderung des Ausschlages um 0,3 v. H. Wurde die Entfernung zwischen
Leiter und Instrument vergrößert, so sank der Einfluß rasch.
Die Wirkungsweise des Instrumentes beruht darauf, daß Leiter, die von gleichen
Strömen durchflössen werden, sich anziehen und das Bestreben haben, sich einander zu
nähern. Als Leiter wird in dem Instrument Quecksilber verwendet, welches sich in
zwei nebeneinanderliegenden Reihen von scheibenförmigen untereinander angeordneten
Hohlräumen befindet. Die Hohlräume stehen miteinander durch Bohrungen in
Verbindung, die jeweilig von dem Umfange der einen Scheibe zur Mitte der nächsten
Scheibe führen. Der Hohlraum über der letzten Quecksilberscheibe ist mit einer
gefärbten Flüssigkeit gefüllt, die je nach der Stärke des durchfließenden Stromes
unter verschiedenem Druck steht. Dieser Druck wird mittels eines an den Hohlraum
anschließenden Standrohres an der Teilung abgelesen.
Die Richtung, in der der Strom das Amperemeter durchfließt, ist gleichgültig. Der
Energieverbrauch des Instrumentes beträgt etwa 0,4 Watt für jeden Zentimeter Länge
der Teilung. Letztere ist abhängig von der Anzahl und dem Durchmesser der Scheiben,
von dem spezifischen Gewichte der als Indikator verwendeten Flüssigkeit und der
Schwerkraft. Da ferner nur die Höhe der Flüssigkeit eine Wirkung ausübt, so sind
Ungenauigkeiten in der Kalibrierung des Standrohres ohne jeden Belag. [Electrical
Review und Western Electrician 1909, II, S. 128–129.]
Pr.