Titel: | Polytechnische Rundschau. |
Fundstelle: | Band 325, Jahrgang 1910, S. 253 |
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Polytechnische Rundschau.
Polytechnische Rundschau.
Neue Eindecker.
Von der Firma E. Rumpler, Luftfahrzeugbau, G. m. b. M.
sind auf der „Internationalen Motorboot- und Motoren-Aussellung“ zwei neue
Eindecker ausgestellt, die von ihr nach den Ideen von W.
Pegelow und von Eggers, Mainz, erbaut sind.
Der Eindecker von Pegelow, der in allen seinen
Hauptteilen aus Bambusrohr hergestellt ist, bildet unter den bisher bekannten und
erfolgreichen Eindecker-Systemen einen Typ für sich; in vielen Beziehungen stellt er
einen ganz erheblichen Fortschritt gegenüber den bisher bekannten Systemen dar. Die
Spannweite beträgt 8 m, die Gesamtlänge des Apparates ist 7,7 m, die Tragfläche
beträgt 21 qm, das Gesamtgewicht, betriebsbereit, jedoch ohne Führer, etwa 150 kg.
Der Tragkörper ist aus zwei oberen und einer unteren Bambusstange gebildet. Die
Querverbindung dieser drei Bambusstangen geschieht durch diagonal angeordnete,
dünnere Bambusstäbe, welche durch eigenartig ausgebildete Eckverbindungen mit den
Hauptbambusstangen verbunden werden. Diese Eckverbindungen sind aus autogen
zusammengeschweißten Rohrstücken hergestellt. Ihr Verband mit den Bambusrohren
geschieht durch ein neues System von selbsthemmend geknüpften Schnurumwicklungen.
Diese Art der Verbindung von Bambusrohren durch autogen geschweißte Eckstücke trägt
allen Ansprüchen, welche in bezug auf Festigkeit bei gleichzeitiger Elastizität
gestellt werden können, in weitgehendstem Maße Rechnung. Der durch diese
Konstruktion entstandene Körper besitzt ein ganz außerordentlich geringes Gewicht
bei größter Steifigkeit. Eine besondere Abfederung des Rumpfes ist bei dieser
Konstruktion vollständig im Interesse der Einfachheit unterdrückt. Es ist dies um so
berechtigter, als die das Traggestell bildenden Bambusstäbe an sich schon
außerordentlich elastisch sind.
Die Flugmaschine besitzt einen 25-PS Dreizylinder-Anzani-Motor „Traversée de la Manche“ mit direkt auf der
Kurbelwelle sitzenden Luftschraube der Firma Basse
& Selve.
Die Tragflächenform des Eindeckers ist besonders sorgfältig studiert und vereinigt in
sich alle flugtechnischen Erfahrungen der letzten Zeit. Die Seitenstabilisierung
wird durch Verwindung des äußeren hinteren Verlängerungsstückes der Tragflächen
herbeigeführt. Die hier angewendeten Grundsätze können vorläufig noch nicht näher
berührt werden, da die Patentanmeldungen noch nicht abgeschlossen sind. Am hinteren
Ende der Flugmaschine befinden sich Stabilisierungsflächen, welche in federnde
Spitzen endigen. Durch Heben und Senken dieser Spitzen wird die Höhensteuerung des
Flugfahrzeuges herbeigeführt. Das Seitensteuer ist ähnlich der Lathamschen Konstruktion.
Bei dem Eindecker von Eggers beträgt die Spannweite 12
m, die Gesamtlänge des Apparates 12 m, die Tragfläche 30 qm, das Gesamtgewicht
betriebsbereit (jedoch ohne Führer) etwa 250 kg. Der Rumpf des Eindeckers, welcher
zur Aufnahme bezw. Befestigung sämtlicher übrigen Teile dient ist nach einem
ganz neuartigen System angefertigt, welches in bezug auf Leichtigkeit und Festigkeit
den weitgehendsten Ansprüchen genügt. Jede einzelne Eckverbindung dieses
trapezförmigen Körpers ist auf das Sorgfältigste, unter Rücksichtnahme auf die
auftretenden Kräfte ausgebildet. Die Abfederung des Rumpfes, welche namentlich beim
Landen von größter Wichtigkeit ist, wird durch eine einzige zentral angeordnete,
sehr lange und daher sehr weiche Feder bewirkt. Sie wirkt auf das Laufgestell,
welches aus einem in sich abgeschlossenen dreieckigen Rahmen besteht, dessen
mittleres Rohr in zwei langen mit dem Rumpfe fest verbundenen Büchsen gleitet. Diese
lange Lagerung bezw. Führung schließt jedes Ecken des abgefederten Untergestelles
gegenüber dem Rumpfe aus und beseitigt dadurch in glücklichster Weise einen
Uebelstand, der bisher fast allen Fliegerkonstruktionen anhaftete.
Die Flugmaschine besitzt einen 50 PS Rumpler-Motor,
welcher in dem Vorderteil der Flugmaschine angeordnet ist Auf dem vorderen
verlängerten Konus der Kurbelwelle sitzt eine 2,4 m-Schraube System Basse & Selve. Dieser
Motor ist ein Achtzylindermotor mit ∨-förmig angeordneten Zylindern. Sein
Gesamtgewicht beträgt etwa 105 kg einschließlich sämtlicher Armaturteile, wie
Wasserpumpe, Oelpumpe, Magnetapparat usw. Seine Vorzüge bestehen unter anderem
darin, daß keiner der Teile eine Ueberanspruchung hat, und daß das geringe Gewicht
nicht durch geringe Bemessung der einzelnen Konstruktionsteile herbeigeführt wurde,
sondern durch die außerordentliche Einfachheit der ganzen Konstruktion. Die Zylinder
z.B. sind an ihrem oberen Ende halbkugelförmig ausgebildet und die Ventile sitzen
direkt im Zylinderkopf, so daß durch Fortfall des bei anderen Motoren üblichen
Ausbaues eine ganz bedeutende Ersparung an Konstruktionsgewicht erzielt wird. Es
soll nur noch kurz erwähnt werden, daß die Kurbelwelle hohl ausgeführt ist, so daß
deren Gewicht nur 6,6 kg beträgt.s. D. p. J.
S. 43 d. Bd.
Die Tragflächenform des Eindeckers ist nach ganz neuartigen, eine außerordentlich
gute Tragwirkung sichernden Grundsätzen ausgebildet. Näheres hierüber zu bringen,
ist aus patentrechtlichen Gründen vorläufig leider noch nicht möglich.
Der schlanke Körper der ganzen Flugmaschine endet in einer Stabilisierungsfläche, deren hintere Verlängerung unter Umgehung eines
Scharnieres direkt in einem Höhensteuer endigt. Diese Anordnung gibt dem ganzen
Apparat in der Höhenrichtung außerordentliche Stabilität und ein Schwanken dieser
Flugmaschine wird daher vollständig ausgeschlossen.
Das Seitensteuer wird in bekannter Art durch zwei,
oberhalb und unterhalb des Höhensteuers symmetrisch angeordnete Flächen
gebildet.
Mit beiden Eindeckern sollen nach Beendigung der Ausstellung Flugversuche angestellt
werden.
ε.
Ein interessantes Blechwalzwerk.
Textabbildung Bd. 325, S. 253
Fig. 1.
William L. Jones in Newark hat ein Walzwerk konstruiert,
welches Platten von 3 mm an herstellt und wobei die gebräuchlichen zylindrischen
Walzen durch Stahlkugeln ersetzt sind. Die mit einer Versuchsmaschine erzielten
Ergebnisse sind sehr ermutigend, denn das so erzeugte Blech hatte bedeutend größere
Festigkeit und gleichmäßigeres Gefüge als gewöhnliches Kesselblech und läßt sich
auch gut flanschen und biegen, weshalb es besonders für Dampfkessel usw. geeignet
erscheint. Wie der Erbauer angibt, können diese Walzwerke für Platten bis 4 m Breite
hergestellt werden, und sollen die Herstellungs- und Betriebskosten billiger als bei
gewöhnlichen Walzwerken sein. Die Abbildung Fig. 1
ist leicht verständlich. Die konzentrisch in Reihen angeordneten Kugeln befinden
sich in einem Käfig an der Platte a, die mittels des
oben sichtbaren hydraulischen Kolbens nach Bedarf gehoben oder niedergepreßt werden
kann. Der Walztisch b, der das Arbeitsstück aufnimmt,
wird von der Welle c aus mittels Kegelrädern
angetrieben. Der Tisch b dreht sich auf einem
gleitenden Rahmen d und wird von einem mittleren Zapfen
geführt und einem ringförmigen Kugellager getragen. Der Rahmen d bewegt sich hin und her auf zwei geraden Reihen von
Kugeln (punktiert gez.), die auf der Plattform e ruhen,
und nimmt bei seiner Bewegung die Welle c mittels des
Lagers f mit. Die hin- und hergehende Bewegung erhält
Rahmen d von der Welle c
aus mittels Zahn- bezw. Wurmradübersetzung, Wellen i
und h sowie Exzenter mit Schubstange g. Damit die Platte a
nicht an der Rotation teilnimmt, wird sie an den beiden Säulen geführt. Sie kann so
hoch gehoben werden, daß ein glühender Eisenblock, wie er aus dem Puddelofen kommt,
daruntergebracht und in einer Hitze ausgewalzt werden kann. Dies ist ein großer
Vorzug, da bei dem gewöhnlichen Walzverfahren außer dem größeren Arbeitsaufwand auch
das Gefüge des Eisens durch das mehrmalige Erhitzen nachteilig beeinflußt wird.
Durch die eigenartige spiralförmige Bewegung der Kugeln und ihre große Zahl wird das
Walzstück ganz anders durchgearbeitet, während jede schädliche streckende oder
ziehende Wirkung des Walzwerkzeuges auf die Oberfläche des Arbeitsstückes wegfällt.
Die Fasern des fertiggewalzten Bleches erstrecken sich hierbei nicht nach einer
Richtung, sondern gewissermaßen kreisförmig nach allen Richtungen, und hiervon rührt
zum Teil die große Festigkeit des erzeugten Bleches her. [The Iron Age, 09, S.
1232–34.]
Renold.
Temperatur-Regler für Wollwaschmaschinen.
Bei diesem Arbeitsvorgang ist es von großer Wichtigkeit, daß gewisse Temperaturen
nicht überschritten werden, weil bekanntlich die Wollfaser auch von schwachen
alkalischen Waschlösungen bei höherer Temperatur leicht angegriffen wird. Bleibt die
Temperaturkontrolle während des Waschens dem betreffenden Arbeiter überlassen, so
sind Unregelmäßigkeiten unvermeidlich. Die neue Erfindung will diesem Uebelstande
abhelfen, sie regelt selbsttätig ständig die Temperatur der Waschflotte,
Ueberschreitung der oberen Temperaturgrenze ist, solange der Apparat funktioniert,
nicht mehr möglich. Ueber der am Boden des Gefäßes wagerecht angeordneten zur
Erwärmung der Flotte dienenden Dampfheizschlande ist ein Thermostat eingebaut,
dessen eines Ende an der Bottichwand befestigt ist, während das andere in der
gegenüberliegenden Wand in einer Stopfbüchse beweglich geführt ist. Durch eine
Hebelübertragung steht das bewegliche Ende des Thermostaten mit einem Regulierventil
für den Dampfeintritt in Verbindung. Beim Ausdehnen bezw. Zusammenziehen des
Thermostaten findet infolgedessen eine entsprechende Beeinflussung des
Dampfeintrittsventils und somit auch der Temperatur der Flotte statt. Die ganze
Einrichtung ist einfach und zweckentsprechend; sie dürfte auch an bereits
vorhandenen Waschbottichen nachträglich angebracht werden können, wenn der Raum
zwischen Dampfschlange und Einlageboden die Anbringung des Thermostaten gestattet.
[Deutsche Wollengewerbe 1909. Nr. 74.]
Hg.
Torsionsbalkenwage.
Bei der Herstellung von Glühlampen ist die Wägung sehr geringer Stoffmengen
erforderlich, für die sich wegen der umständlichen Handhabung die chemischen Wagen
der üblichen Bauart nicht eignen. Daher hat die Firma Hartmann & Braun zu diesem Zweck eine neue Wage hergestellt, die als
Torsionsbalkenwage gebaut ist. Die Abmessungen sind gering, da alle Teile in einer
Messingkapsel von 190 mm Durchmesser und 75 mm Dicke Platz finden, die mittels einer
Säule auf einen mit Stellschrauben versehenen Dreifuß befestigt ist. Der Wagebalken
ist wagerecht auf einer in Saphiren gelagerten Achse zusammen mit einer
Aluminiumscheibe befestigt, die sich im Felde eines permanenten Magneten bewegt und
hierdurch die Schwingungen des Wagebalkens aperiodisch dämpft. In der Verlängerung
der Achse ist der mit einem Zeiger versehene Torsionskopf gelagert, der mit der
Wagebalkenachse durch eine Torsionsfeder verbunden ist. Auch an der Wagebalkenachse
ist ein Zeiger befestigt und die Torsionsfeder muß vor der Messung so eingestellt
werden, daß dieser Zeiger auf seine Marke einspielt und der am Torsionskopf
angebrachte Zeiger auf den Nullpunkt der Teilung weist. Wird die Wage belastet, so
sinkt der Wagebalkenzeiger. Die Torsionsfeder wird alsdann durch Drehen des
Torsionskopfes solange gespannt, bis der Zeiger seine frühere Stellung wieder
einnimmt. Der mit dem Torsionskopf verbundene Zeiger gibt dann an der Teilung
unmittelbar das Gewicht an. Der Meßbereieh der Wage ist je nach der Stärke der
Torsionsfeder verschieden und zwar wird die Wage für Höchstgewichte im Betrage von
12, 20, 30 oder 60 mmg geliefert. [La lumieré électrique 1909 IV, S. 283–284.]
Pr.
Regelung der Senkgeschwindigkeit von Lasten.
In der Sitzung des Berliner Bezirksvereins des Vereines deutscher Ingenieure am 6.
April berichtete Ingenieur E. Becker,
Maschinenfabrikant, Berlin-Reinickendorf, über ein neues Verfahren zum Regeln der
Senkgeschwindigkeit von Lasten. Wie der Vortragende ausführte, ist es für den
Menschen, der die bewußte Naturkraft verkörpert, von großer Bedeutung, wie weit er
die Gefahren der unbewußten Kräfte zu beherrschen vermag. Bei den Hebezeugen treten
diese Kräfte in der Grundform der allgemeinen Schwere auf. Ursprünglich machte man
das Hubwerk selbsthemmend. Wurde es durch Menschenkraft betrieben, so mußten etwa ⅔
der höheren Kraftform geopfert werden, um für den Rest die Sicherheit vor
Unglücksfällen zu erkaufen. Durch die vor drei Jahrzehnten geschaffene Beckersche Lastdruckbremse und die aus ihrem
Grundgedanken, das Triebwerk nur gegen Rücklauf selbsthemmend zu machen,
abgeleiteten Konstruktionen wurde zwar der Wirkungsgrad beim Heben verdoppelt, so
daß ein Mann das leisten konnte, was früher zwei geleistet hatten. Es blieb aber der
Uebelstand bestehen, daß man zum Senken der Last Triebkraft aufwenden mußte und daß
man die Senkgeschwindigkeit nur durch Aendern der Geschwindigkeit der Triebkraft
regeln konnte, was als unwirtschaftlich zu bezeichnen ist.
Viele neuere Versuche, für nicht selbsthemmende Triebwerke Bremsen zu schaffen,
die die sinkende Last ohne Zuführung von Betriebskraft vollständig zu beherrschen
vermögen, haben zu sehr beachtenswerten Lösungen geführt. Alle Forderungen der
Sicherheit, Regelbarkeit und des genauen Anhaltens sind jedoch nicht vollkommen
erfüllt worden. Der Firma E. Becker ist es nun
gelungen, die Mittel des Maschinenbaues und der Elektrotechnik zu vereinigen und das
zu schaffen, was auf jedem der beiden Gebiete allein nicht vollkommen geleistet
werden konnte. Die Fliehkörper der Beckerschen
Fliehkraftbremse werden unter elektromagnetischen Einfluß gestellt. So entsteht ein
Regler, der die Sicherheit gibt, daß die zulässige Geschwindigkeit nicht
überschritten wird. Er verbindet damit die Regelfähigkeit der elektrischen
Steuerkraft und gestattet, die Senkgeschwindigkeit in praktisch wünschenswerten
Grenzen abzustufen. Gleichzeitig wird ein sanftes und stoßfreies Anhalten an einem
bestimmten Punkt erreicht. Das neue Bremsverfahren dürfte ermöglichen, schneller und
sicherer zu arbeiten als mit allen bisherigen Lastbremsen.
Der Vortrag wurde durch viele Lichtbilder und Geschwindigkeitsdiagramme von
ausgeführten Senkbewegungen anschaulich gemacht.