Titel: | Schraubengetriebe mit selbsttätiger Druckregulierung. |
Autor: | Wilh. Rehfus |
Fundstelle: | Band 325, Jahrgang 1910, S. 313 |
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Schraubengetriebe mit selbsttätiger
Druckregulierung.
Von Dr. Wilh. Rehfus,
Kiel.
(Fortsetzung von S. 298 d. Bd.)
Schraubengetriebe mit selbsttätiger Druckregulierung.
IV. Schraubengetriebe ohne
Selbstsperrang.
Die im folgenden Abschnitt besprochenen Triebwerke sind Konstruktionsvorschläge des
Verfassers, welche an dieser Stelle zum ersten Mal öffentlich dargestellt werden.
Soweit in der Fachliteratur festgestellt werden konnte, sind derartige
Konstruktionen noch nicht vorhanden.
Sie beruhen auf dem Gedanken, welcher der Konstruktion der Westonschen Senksperrbremse zu Grunde liegt und unterscheiden sich
von dieser hauptsächlich dadurch, daß sie sich nicht selbsttätig sperren. Sie
erfüllen also nicht die Bedingung der selbsttätigen
Sperrung:
k > s
oder
μ4(R4+ r4) > d tg α + ρ,
sondern die Gewindesteigung, der Durchmesser der Spindel, die
Abmessungen der Reibfläche an der Kopfscheibe, die Materialien, von welchen
die Größe der Reibungskoeffizienten abhängt, sind derart gewählt, daß
k < s
wird.
Falls die Westonbremse unbeabsichtigt etwa durch unsachgemäße Schmierung in denselben
Zustand kommen sollte, welche Möglichkeit schon an einer früheren Stelle besprochen
wurde (s. S. 257), so läßt sie, sich selbst überlassen, die hochgewundene Last
wieder sinken und ist erst dann imstande, die Last in der Schwebe zu halten, wenn an
der Kopfscheibe ein Moment von der Größe
M_5=M_1\,\frac{k-s}{m+s}
oder, da jetzt
k < s,
M_5=-M_1\,\frac{s-k}{s+m}
wirksam wird und wie aus dem Vorzeichen schon hervorgeht, dem
Lastmoment entgegenwirkt.
Genau dieselben Eigenschaften besitzen auch die hier zu behandelnden
Schraubengetriebe ohne Selbstsperrung.
Sie sind imstande, ein äußeres Moment M1 aufzunehmen, wenn an der Kopfscheibe ein M1 entgegengesetzt
gerichtetes Moment von der Größe
M_5\,\geq\,M_1\,\frac{s-k}{s+m}
wirkt; denn dadurch entsteht in dem Getriebe ein mit Mr bezeichnetes
Gesamtreibungsmoment, dessen Größe durch
M_r=M_5\,\frac{s+m}{s-k}
bestimmt ist. Dieses Moment Mr ist, je nach dem Wert von M5, gleich oder größer als M1, wirkt diesem
entgegen und kann entweder, z.B. bei einer Bremse, zur Vernichtung von M! oder, bei
einer Kupplung, zur Fortleitung benutzt werden.
Mr ist immer größer als
M5, solange α < 90°, und kann bei einer entsprechenden
Ausführung des Getriebes einen vielfachen Betrag von M5 annehmen. Durch diese Art
von „Relais“ kann daher mit einfachen Mitteln aus einem kleinen Moment ein
vielfach größeres Reibungsmoment erzeugt werden, wobei die Größe des letzteren immer
direkt proportional dem kleinen erzeugenden Moment bleibt.
Textabbildung Bd. 325, S. 313
Fig. 27.
Als Beispiel eines Schraubengetriebes ohne Selbstsperrung sei zunächst die in Fig. 27 schematisch dargestellte Bremse etwas genauer
betrachtet.
Die einzelnen Teile stimmen genau überein mit den Bestandteilen der Westonschen Klemmbremse.
Ein Unterschied besteht nur darin, daß das Sperrrad, welches zur Aufnahme des
Bremsmomentes dient, im vorliegenden Fall feststeht, und daß die Kopfscheibe b einen seitlichen zylindrischen Ansatz hat, auf dem
der Bremsbacken e durch einen Fuß- oder Handhebel mit
der Kraft P angepreßt werden kann.
Das durch den Bremsbacken e erzeugte Moment ist dem
Lastmoment M1 entgegen
gerichtet und entspricht dem besprochenen Kopfmoment M5, mit dem die gesamte Bremskraft
reguliert werden kann.
Wenn D den Durchmesser der Bremsscheibe, und μ den Reibungskoeffizienten zwischen Bremsbacken und
Bremsscheibe bedeutet, so ist das Kopfmoment
M_5=P\,.\,\mu\,\frac{D}{2},
und daher das ganze Bremsmoment
M_r=P\,.\,\mu\,\frac{D}{2}\,.\,\frac{s+m}{s-k}.
Beim Aufwinden öffnet sich die Bremse vollständig, bis der Anschlag f der Mutterscheibennabe sich an einen Ansatz g der Welle anlegt; alsdann kann, beispielsweise zum
Anhalten des leerlaufenden Triebwerkes eines Krans, nur noch das Kopfmoment allein
wirksam sein.
Die Abmessungen der Bremse müssen natürlich derart gewählt werden, daß eine
selbsttätige Sperrung auf keinen Fall eintreten kann. Es muß also vor allen Dingen
dafür gesorgt sein, daß stets s größer bleibt als k; denn sowie z.B. s und
k sich gleich werden würden, so nähme das
Reibungsmoment Mr der
Bremse schon beim kleinsten positiven Wert von P einen
unendlich großen Wert an, und die Bremse würde mit einem Ruck plötzlich
festsitzen.
Das Eintreten eines solchen gefahrvollen Zustandes kann jedoch vermieden werden, wenn
man d und α möglichst
groß, dagegen R4 und
r4 hinreichend
klein ausführt und μ4
niedrig hält oder evtl. durch Einbau von Kugellagern nahezu Null werden läßt.
Hierdurch wird auch die Forderung erfüllt, daß die geschlossene Bremse, nachdem der
Bremsbacken e abgehoben ist, sich von selbst wieder
öffnet, damit auch eine gewünschte Abnahme der Bremskraft durch ein entsprechendes
Nachlassen des Druckes P auf den Bremshaken reguliert
werden kann.
Ebenso wie in den früheren Fällen können auch hier evtl. Schwankungen der
Reibungskoeffizienten durch Vergrößern des Mutterreibmoments M2 mittels einer in die Mutterscheibe
eingesetzten Konus- oder Lamellenbremse unschädlich gemacht werden.
Der Einfluß der Abmessungen der Bremse und besonders die Größe von m, also des Mutterreibmomentes M2, auf den Betrag von
\frac{M_5}{M_r} kann aus der Lage der Geraden im unteren
rechten Quadranten des Achsenkreuzes in Fig. 7
entnommen werden.
Nach diesen Angaben lassen sich für die Schraubengetriebe ohne Selbstsperrung
folgende Konstruktionsregeln aufstellen:
1. Der Durchmesser der Gewindespindel und die Gewindesteigung sind reichlich groß zu
halten. Die Gewindegänge sind gut zu schmieren, damit sich die Bremse leicht
selbsttätig lüftet.
2. Der Durchmesser der Mutterscheibe b ist möglichst
groß zu wählen oder ihr Reibmoment evtl. durch Einbau einer Konus- oder
Lamellenbremse zu erhöhen. Die Reibflächen sind mäßig zu schmieren.
3. Der Durchmesser der seitlichen Reibfläche an der Kopfscheibe soll möglichst klein
sein und die Reibfläche reichlich geschmiert werden.
Statt dessen kann auch vorteilhaft ein Kugellager zwischen Kopf- und
Sperrscheibe eingesetzt werden.
Auf diese Weise ist es möglich eine Bremse herzustellen, welche von Hand oder Fuß
leicht bedient werden kann und imstande ist, bei gedrängtem Bau außerordentlich
große Bremsmomente aufzunehmen, ohne viele Uebersetzungshebel und Gestänge nötig zu
machen.
Das Kopfmoment M5 kann
anstatt durch Handdruck auf Bremsbacken auch durch die Fliehkraft von Schwungmassen,
welche sich mit der Lastwelle drehen, erzeugt werden, wodurch man zu der
Konstruktion einer Zentrifugalbremse gelangt (Fig.
28).
Textabbildung Bd. 325, S. 314
Fig. 28.
a, b, c, d sind wieder die bekannten Bestandteile der
Bremse. Neu hinzukommt das Schwunggewicht e, welches
von einem Hebel gehalten an einem mit der Welle verbundenen Arm drehbar befestigt
ist. Der Hebel ist über den Drehpunkt hinaus verlängert und mit der Kopfscheibe d verbunden; auf der anderen Seite des Drehpunktes
wirkt eine Zugfeder auf den Hebel und zieht das Gewicht zurück.
Die Bremse ist beim Stillstand der Welle vollständig geöffnet. Kommt sie in Rotation,
so wird mit wachsender Tourenzahl die Zentrifugalkraft der Gewichte e schließlich die Spannung der Federn h überwinden und durch Drehung der Kopfscheibe d diese und die Mutterscheibe b an ihre Bremsflächen anlegen. Der bei noch weiterer Zunahme der
Tourenzahl erfolgende Zuwachs der Zentrifugalkraft erzeugt in der Kopfscheibe d ein Drehmoment, welches dem Kopfmoment M5 entspricht.
Bei Ausführung dieser Konstruktionen sind für die Wahl der Verhältnisse wieder
dieselben Regeln maßgebend, welche für die vorhergehende Bremse Geltung haben.
Die Konstruktion der Zentrifugalbremse erfährt eine bedeutende Verbesserung, wenn die
beiden Klemmscheiben in das Innere eines dichtabgeschlossenen feststehenden Gehäuses
verlegt werden. Analog der Senksperrbremse von Mohr &
Federhaff, Mannheim, Fig. 24, sind die
gemeinsamen Berührungsflächen beider Scheiben schraubenartig ausgebildet und
bewirken bei einer relativen Drehung ein Anpressen der Scheiben an die Innenseite
des sie umgebenden Gehäuses (vergl. Fig. 29).
Die Mutterscheibe ist auf der Welle aufgekeilt, die Kopfscheibe sitzt lose auf ihr
und hält an einem Zapfen einen Fliehkörper, welcher während der Rotation der Scheibe
durch die Zentrifugalkraft an die zylindrische Wandung des Gehäuses gepreßt wird und
dort das Kopfmoment M5
hervorruft.
Diesem Moment ist bekanntlich die gesamte Bremskraft stets proportional, wobei M5 sich mit dem Quadrat
der Tourenzahl der Bremse ändert.
Der geschlossene Bau der Bremse gestattet eine reichliche Schmierung der
Bremsflächen, wodurch störende Schwankungen der Reibungskoeffizienten ausgeschlossen
werden.
Textabbildung Bd. 325, S. 314
Fig. 29.
Ferner hat diese Art von Schleuderbremsen den Vorzug, daß die Innenseite des Gehäuses
sehr gut als Bremsfläche ausgenutzt wird und die dabei sich entwickelnde Wärme
leicht ausstrahlen kann.
Statt durch die Fliehkraft kann das Kopfmoment M5 auch durch eine in achsialer Richtung wirkende
Federkraft direkt an der Reibfläche der von der Feder gedrückten Kopfscheibe erzeugt
werden. Man wird hierdurch auf die Konstruktion einer Kupplung geführt, deren
einfachste Ausführung in Fig. 30 schematisch gezeigt
ist.
b und d stellen die
bekannten Klemmscheiben dar, welche mit der Welle a
verbunden sind. Diese Scheiben gehören zu dem einen getriebenen Teil der Kupplung,
welcher mit dem anderen, dem treibenden, nämlich der Scheibe c durch Reibungsschluß in Verbindung gebracht werden kann.
Textabbildung Bd. 325, S. 314
Fig. 30.
Die Feder f drückt mit der Kraft P in achsialer Richtung auf die Kopfscheibe d
und erzeugt an deren Reibfläche ein Moment von der Größe
M_5=P\,.\,\mu_4\,\frac{R_4+r_4}{2}=P\,\frac{k}{2}.
Unter der Wirkung dieses Momentes entsteht ein Gesamtreibungsmoment Mr in der Kupplung von
der Größe
M_r=P\,\frac{k}{2}\,.\,\frac{s+m}{s-k}+P\,.\,\frac{m}{2}.
Der zweite Summand der rechten Seite stellt das Moment dar, welches durch die
Reaktionskraft der Federspannung P noch an der
Mutterscheibe b entsteht.
Das Ausrücken der Kupplung geschieht durch Zurückziehen der Feder f mittels der Klaue e,
wodurch die Kopfscheibe entlastet und die Kupplung geöffnet wird.
Die Reaktionskraft der Feder auf die Welle und die Mutterscheibe kann durch ein
Stützlager, oder auch durch die gleich große Reaktion der Zugkraft an der Klaue e aufgenommen werden.
Im Innern der Klaue ist noch eine kleinere Feder g
angeordnet, welche beim Einrücken der Kupplung zuerst zusammengedrückt sein muß,
bevor der Druck der großen Feder f auf der Kopfscheibe
lasten kann. Die Belastung der Kopfscheibe und damit auch das Reibungsmoment der
Kupplung wird auf diese Weise mit dem Verschieben der Klaue allmählich bis zu ihrem
vollen Betrag gesteigert.
Derartige Kupplungen bieten die Möglichkeit mit einer geringen Achsialkraft
verhältnismäßig große Drehmomente zu übertragen. Die Achsialkraft kann um so kleiner
sein, je größer das Reibmoment der Mutterscheibe gegenüber dem der Kopfscheibe ist,
wobei dieser Unterschied auch hier durch den Einbau einer Konus- oder Lamellenbremse
in die Mutterscheibe zur gewünschten Höhe gebracht werden kann.
Eine etwas spezialisierte Anwendung findet diese Kupplung in der durch Fig. 31 angedeuteten Konstruktion, einer sogen.
Bremskupplung, bei welcher der abgekuppelte vorher getriebene Teil sofort durch eine
Bremse zum Stillstand gebracht werden kann.
Textabbildung Bd. 325, S. 315
Fig. 31.
Zwischen den beiden Klemmscheiben b und d sitzt lose gelagert die treibende Riemenscheibe c und wird durch Schließen der Kupplung in der oben
beschriebenen Weise mit der Welle a verbunden.
Das Ausrücken der Kupplung wird im vorliegenden Fall durch eine hin- und
herschiebbare Klammer e besorgt. Beim Verschieben nach
innen legt sich diese Klammer an eine kegelförmige Fläche der Kopfscheibe d und erzeugt an der Berührungsfläche ein
Reibungsmoment, welches dem durch die Wirkung der Feder f entstandenen Kopfmoment entgegenwirkt.
Unter steter Zunahme überwindet es schließlich das letztere Moment und öffnet dadurch
die Kupplung. Die Kopfscheibe d schraubt sich dann
zurück und legt sich an die feste Rückwand g. Durch die
Wirkung der Kraft Q auf die Klammer entsteht jetzt an
der zweiten rückwärtigen Reibungsfläche ein Bremsmoment, welches die abgekuppelte
Welle rasch zum Stillstand bringt.
Wird zum Zwecke des Einkuppelns die Klammer langsam zurückgezogen, so schraubt sich
die Scheibe d unter der Wirkung der Federkraft wieder
vor und legt sich an die Riemenscheibe c an.
Die Druckkraft der Feder, welche vorher von der Klammer allein aufgenommen
worden war, geht jetzt wieder auf die Reibfläche der Kopfscheibe d über und in demselben Maße, in welchen die Belastung
durch die Feder an dieser Stelle zu, und an der Klammer abnimmt, wächst das
Kupplungsmoment, bis zuletzt bei vollständig abgehobener Klammer die Kupplung mit
ihrer maximalen Kraft die Riemenscheibe c festhält.
Die Bremskupplung wird in vorteilhafter Weise derart konstruiert, daß diese maximale
Schließkraft das normale Maß nicht viel übersteigt, damit bei einem etwaigen
plötzlichen Wegziehen der Klammer die Kupplung nicht mit einem unzulässig starken
Stoß faßt. Vielmehr soll unter ständiger Uebertragung des maximalen Momentes die
Kupplung so lange gleiten, bis die mit Welle a
verbundenen getriebenen Maschinenteile die Umdrehungszahl der treibenden
Riemenscheibe erhalten haben.
V. Schraubengetriebe zur Uebertragung
von Kräften zwischen zwei nebeneinander gelagerten Wellen.
Im folgenden Abschnitt sind einige Reibungsgetriebe behandelt, welche zur
Uebertragung von Kräften zwischen zwei nebeneinander gelagerten Wellen dienen. Die
Uebertragung geschieht an der gemeinsamen Berührungsstelle durch Reibung, und der
Druck, welcher dort die Reibung erzeugt, wird proportional dem zu übertragenden
Drehmoment selbsttätig von diesem geregelt, so daß er stets die Größe hat, welche
nötig ist, um ein Gleiten an der Berührungsstelle zu vermeiden.
Die nachstehenden, diese Art von Getrieben mit selbsttätiger Druckregulierung
betreffenden Beispiele sind Konstruktionsvorschläge des Verfassers und werden,
ebenso wie die Beispiele im Teil IV, hier zum ersten Mal veröffentlicht. Eine
Ausnahme macht das am Schluß angeführte Beispiel einer Riemenrolle, welche von der
Firma Vierordt & Cie.,
Kehl a. Rhein für den Antrieb von Motorrädern in den Handel gebracht wird (vergl. D.
R. P. Nr. 184830).
Textabbildung Bd. 325, S. 315
Fig. 32.
Mit Ausnahme des an erster Stelle angeführten Getriebes besitzen die Konstruktionen
noch den eigentümlichen Vorzug, eine beliebige Aenderung des
Uebersetzungsverhältnisses zwischen den Wellen in bestimmten Grenzen zu
ermöglichen.
Sie scheinen vorwiegend zur Uebertragung geringer Kräfte mit hoher Geschwindigkeit
geeignet zu sein und ihre Zahl dürfte besonders für etwas mehr spezialisierte
Verwendungszwecke noch leicht vergrößert werden können.
Als einfachstes Beispiel sei zuerst ein Friktionsgetriebe mit konischen Rädern
betrachtet, wie es in Fig. 32 schematisch
dargestellt ist.
Das eine der beiden konischen Räder ist nicht, wie üblich, auf der Welle
festgekeilt, sondern sitzt lose auf ihr und wird bei einer relativen Drehung
gegenüber der Welle achsial verschoben. Die Verschiebung kann entweder durch ein
Gewinde zwischen Rad und Welle oder auch, wie hier angenommen wurde, durch eine an
einem Stift der Welle anliegende schraubenförmig gewundene Stirnfläche der Radnabe
hervorgerufen werden. Diese letztere Art bietet außer der größeren Einfachheit in
der Ausführung und besseren Lagerung des losen Rades noch den weiteren Vorzug, daß
zwei Schraubenflächen für rechts- und für linksdrehenden Sinn der Welle angeordnet
werden können, während das Gewinde nur für einen immer gleichbleibenden Drehsinn
gebraucht werden kann. Um über die Größe des Steigungswinkels der Schraubenflächen
einige Angaben machen zu können, seien folgende Bezeichnungen eingeführt:
M Drehmoment der Welle, auf
welcher das lose Rad sitzt;
R der wirksame Halbmesser des
losen Rades;
d der mittlere Durchmesser der
Schraubenfläche;
α Steigungswinkel der
Schraubenfläche;
ρ Reibungswinkel für die
Schraubenfläche;
δ Winkel an der Spitze des
Radkegels;
N Druck des losen Rades in
achsialer Richtung;
P Normaldruck an der
Berührungsstelle beider Räder;
u Reibungskoeffizient an der
Berührungsstelle beider Räder.
Durch die Wirkung von M an der Schraubenfläche entsteht
in dem losen Rad ein achsial gerichteter Druck von der Größe
N=\frac{2\,M}{d\,\mbox{tg}\,(\alpha+\rho)}
und daher an der Berührungsstelle beider Räder ein
Normaldruck
P=\frac{N}{\mbox{sin}\,\delta}=\frac{2\,M}{d\,\mbox{sin}\,\delta\,\mbox{tg},(\alpha+\rho)}.
Damit an der Berührungsstelle die Räder nicht gleiten,
muß'
p\,>\,\frac{M}{\mu\,.\,R}
oder
\frac{2\,M}{d\,.\,\mbox{sin}\,\delta\,\mbox{tg}\,(\alpha+\rho)}\,\geq\,\frac{M}{\mu\,.\,R},
mithin
tg\,(\alpha+\rho)\,\leq\,\frac{2\,.\,\mu\,R}{d\,.\,\mbox{sin}\,\delta}
Da M bei der Größenbestimmung von α nicht in Betracht kommt, kann M jeden beliebigen Wert annehmen, ohne ein Gleiten der Räder verursachen
zu können, vorausgesetzt, daß α die in der obigen
Formel ausgedrückte Bedingung erfüllt.
Textabbildung Bd. 325, S. 316
Fig. 33.
Die Reibung in der Lagerung des losen Rades auf der Welle blieb unberücksichtigt,
weil sie, infolge der durch den Betrieb erzeugten Vibration, wahrscheinlich doch
nicht die Einstellung des Druckes beeinträchtigen wird.
Läßt man den Druck des losen Rades auf ein zylindrisches parallel zur Seite des
Radkegels verschiebbares Rad wirken, so erhält man ein Reibungsgetriebe mit
veränderlichen Geschwindigkeitsverhältnissen. Fig.
33 stellt ein solches Getriebe dar. Die Bezeichnungen können aus dem
vorhergehenden Beispiel ohne Aenderung übernommen werden und die Bedingung dafür,
daß an der gemeinsamen Berührungsstelle beider Räder kein Gleiten stattfindet, ist
die gleiche wie in jenem Beispiel:
\mbox{tg}\,(\alpha+\rho)\,<\,\frac{2\,.\,\mu\,.\,R}{d\,.\,\mbox{sin}\,\delta}
Hierbei bleibt zu beachten, daß tg (α + ρ) von dem
veränderlichen Radius R abhängig ist und daher dessen
kleinster vorkommender Weit für die Bestimmung von α
eingesetzt werden muß.
(Schluß folgt.)