Titel: | Die Steuerungen der schwungradlosen Dampfpumpen. |
Autor: | Ernst Preger |
Fundstelle: | Band 325, Jahrgang 1910, S. 321 |
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Die Steuerungen der schwungradlosen
Dampfpumpen.
Von Dipl.-Ing. Ernst Preger,
Kiel.
Die Steuerungen der schwungradlosen Dampfpumpen.
Einleitung.
Allgemeines.
Die Wirkungsweise der sämtlichen in diesem Aufsatze beschriebenen Steuerungen
schwungradloser Pumpen läßt sich auf das in Fig. 1
skizzierte, sich selbst steuernde Kolbenpaar zurückführen. Beide Kolben sind durch
die eingedrehten Rillen A1, B1, A2 und B2, sowie durch die
Ausschnitte C1 und C2 zu
Verteilungsschiebern ausgebildet, und zwar hat der Kolben I Inneneinströmung, der Kolben II
Außeneinströmung. Beide Kolben steuern sich dann wie folgt:
Kolben I steht rechts (ge-zeichnete
Stellung) und wirddurch Frischdampf, der vomEinlaß I durch die Rille B2und den Kanal E1
kommt,nach links getrieben.
DerAbdampf geht durch denKanal D1 und den AusschnittC2 nach dem
Auslaß I.
Kolben II steht links (ge-zeichnete
Stellung) und wirddurch Frischdampf, welchervom Einlaß II durch denAusschnitt C1 und den KanalE2 kommt, in seiner
Lagegehalten. (Hubpause.)
Kolben I steht links undwird durch
den Frischdampf,welcher ihn nach links trieb,in seiner Lage
gehalten.(Hubpause.)
Kolben II steht links undwird durch
Frischdampf, wel-cher vom Einlaß II
durchden Ausschnitt C1 und denKanal D2 kommt, nach rechtsgetrieben. Der Abdampfgeht
durch den Kanal E2 unddie Rille B1 nach dem Aus-laß II.
Kolben I steht links undwird durch
Frischdampf, wel-cher vom Einlaß I durch
dieRille A2 und den Kanal D1kommt, nach rechts getrieben.Der Abdampf geht durch denKanal E1 und den
AusschnittC2 nach dem Auslaß I.
Kolben II steht rechts undwird durch
den Frischdampf,der ihn nach rechts trieb,in seiner Lage
gehalten,(Hubpause.)
Kolben I steht rechts undwird durch
den Frischdampf,der ihn nach rechts trieb,in seiner Lage
gehalten.(Hubpause.)
Kolben II steht rechts undwird durch
Frischdampf, wel-cher vom Einlaß II
durchden Ausschnitt C1 und denKanal E2 kommt, nach linksgetrieben, der Abdampf
ent-weicht durch den Kanal D2und die Rille A1 in den Aus-laß II.
Das Kolbenspiel wiederholt sich.
Kurz zusammengefaßt kann man sagen: Die Bewegung der Kolben erfolgt derart, daß
der Kolben I dem Kolben II
nacheilt, sobald dieser seinen Hub beendet hat, und daß der Kolben II mit dem Beginn eines neuen Hubes wartet, bis der
Kolben I ihm nachgefolgt ist.
In Wirklichkeit beginnt wegen der vorhandenen Breite der Dampfkanäle D und E die Bewegung des
einen Kolbens bereits schon, wenn der andere noch nicht am Ende seines Hubes
angelangt ist, wie es in Fig. 2 durch das Wegdiagramm der Kolben veranschaulicht ist.
Textabbildung Bd. 325, S. 321
Fig. 1. Sich selbst steuerndes Kolbenpaar.
Die Dampfkolben in Fig. 1 können nun entweder beide
durch je eine Kolbenstange mit je einem Pumpenkolben verbunden, also beide als Arbeitskolben ausgebildet sein, oder es kann nur der
eine Kolben als Arbeitskolben oder Hauptkolben
ausgebildet sein, während der andere nur als Hilfskolben, auch Steuerkolben, Stoßkolben
genannt, zum Umsteuern des Arbeitskolbens dient. Der Durchmesser und der Hub des
Hilfskolbens wird natürlich beträchtlich kleiner gemacht, als der des
Arbeitskolbens. Da der Steuerkolben fast keinen Widerstand zu überwinden hat und
sein Hub sehr kurz ist, so wird auch seine Umsteuerung so schnell vor sich gehen,
daß eine eigentliche Hubpause des Arbeitskolbens nicht eintritt, sondern derselbe
fast augenblicklich umkehrt, wie das Wegdiagramm der
Kolben in Fig. 3 zeigt.
Sind beide Kolben Arbeitskolben, so heißt die Pumpe Duplexpumpe, ist nur ein Kolben Arbeitskolben, so heißt die Pumpe Simplexpumpe.
Textabbildung Bd. 325, S. 322
Fig. 2.
Textabbildung Bd. 325, S. 322
Fig. 3.
Die Kolben in Fig. 1 steuern sich natürlich ebenso
gut gegenseitig in der angeführten Weise, wenn sie nicht selbst als Schieber
ausgebildet sind, sondern durch irgend welche Gestänge besondere
Dampfverteilungsschieber bewegen. Die Duplexpumpen sind dann meistens so
eingerichtet, daß jeder Kolben einen Schieber – Flach-, Kolben-, Dreh- oder
Rundschieber – antreibt, welcher den anderen Kolben in der oben angegebenen Weise
steuert. Bei den Simplexpumpen treibt meist nur der Arbeitskolben einen besonderen
Schieber, den Hilfsschieber an, während der Hilfskolben
selbst den Schieber bildet oder doch wenigstens den Hauptschieber direkt ohne Anwendung irgend eines Gestänges umfaßt. Nach
diesen Erklärungen werden Fig. 4 und 5 ohne weiteres verständlich sein, von denen die
erstere das Schema einer Duplexpumpensteuerung, die letztere das Schema einer
Simplexpumpensteuerung darstellt. Aus Fig. 4 ersieht
man, daß bei gleicher Endstellung der Kolben die Schieber sich in entgegengesetzter
Endstellung befinden müssen, damit gemäß dem nach Fig.
1 entwickelten Steuerungsprinzip der eine Kolben in seiner Stellung
gehalten wird und der andere seinen Hub beginnt. Daraus ergibt sich dann bei
Anordnung eines Schwinghebels zum Antrieb der Schieber für die eine Pumpenhälfte ein
einarmiger, für die andere ein zweiarmiger Hebel.
Das Spiel der beiden Steine auf den Schieberstangen, welche die Flachschieber
mitnehmen, bezweckt einmal eine beträchtliche Verkleinerung des Schieberweges
gegenüber dem Kolbenweg ohne allzu große Hebelübersetzung, und außerdem kommt bei
dieser Anordnung der Schieber erst bedeutend später in diejenige Stellung, bei
welcher er den anderen Kolben umzusteuern beginnt. Die Hubpausen der Kolben werden
also mehr ausgeprägt, und es wird diejenige Periode, in welcher beide Kolben, der
eine verzögert, der andere beschleunigt, in Bewegung sind, sehr kurz. Die in den
Figuren erkennbaren doppelten Dampfkanäle werden im nächsten Abschnitt behandelt
werden.
Hubbegrenzung.
Im Gegensatz zu den Kurbelpumpen, bei denen sich die Begrenzung des Hubes ganz von
selbst durch die Totlagen der Kurbel ergibt, erfordert die Hubbegrenzung der
Kolben bei den schwungradlosen Pumpen besondere Vorkehrungen. Man kann nicht, wie es
in Fig. 1 der Fall sein würde, den Kolben mit voller
Geschwindigkeit gegen den Zylinderdeckel schlagen lassen, weil dann die Pumpe sofort
zerstört würde. Die Kolben müssen vielmehr allmählich zur Ruhe kommen, was auf
folgende Arten bewirkt werden kann:
1. Man läßt den Abdampf nicht vollständig aus den Zylinder
entweichen. Dann wird derselbe am Ende des Hubes vom Kolben komprimiert und
bildet so ein Dampfkissen, welches den Kolben sanft aufhält.
2. Man schneidet die Zufuhr des Frischdampfes vor Ende des
Hubes ab. Der noch im Zylinder befindliche Dampf expandiert dann unter
allmählicher Abnahme seiner Spannung. Sein Druck reicht dann zur Ueberwindung
des Wasserdruckes nicht mehr aus, und der Kolben kommt zur Ruhe.
3. Man bringt die beiden vorstehenden Arten vereint zur
Anwendung.
Am sichersten und deswegen am gebräuchlichsten ist die Hubbegrenzung der Kolben durch
Kompression des Abdampfes, welche unter 1 aufgeführt wurde.
Die Kompression des Abdampfes ist hier aber nicht immer wie bei Dampfmaschinen auf
die Weise zu erreichen, daß der Schieber im gegebenen Augenblick den Abdampfkanal
schließt. Denn der Schieber, welcher den Kolben steuert, steht während dessen Hub
still, wie an Hand der Fig. 2 und 3 erläutert wurde. Es bleibt somit meist nur der Weg
übrig, die Abdampfkanäle nicht am äußersten Ende des Zylinders wie bei den
Dampfmaschinen, sondern um dasjenige Maß vom Ende entfernt einmünden zu lassen, um
welches der Abdampf komprimiert werden soll. Der nach dem Ueberlaufen dieses Kanales
durch den Kolben noch im Zylinder befindliche Abdampf hält den Kolben durch seine
Kompression sanft auf.
Textabbildung Bd. 325, S. 322
Fig. 4. Schema einer Simplexpumpensteuerung.
Um den Kolben dann wieder in entgegengesetztem Sinne anzutreiben, muß Frischdampf am
äußersten Zylinderende eintreten können.
Das Absperren des Abdampfes vor dem Ende des Hubes und der Eintritt des Frischdampfes
am äußersten Zylinderende werden durch folgende drei verschiedene Konstruktionen
erfüllt.
I. Durch Drosselung des Abdampfes am Ende des
Hubes, Fig. 6. Die Dampfkanäle münden etwas vom
Zylinderende entfernt ein, haben aber je eine feine schmale Nut A, welche nach dem Zylinderende zu allmählich verläuft.
Wenn der Kolben, wie auf der linken Seite der Fig.
6, den eigentlichen Kanal abgesperrt hat, so kann der Abdampf nur durch die
sehr enge Nut A entweichen und wird stark gedrosselt,
also der Kolben sanft aufgehalten. Beim Beginn des neuen Hubes tritt der Frischdampf
– allerdings auch zunächst stark gedrosselt – durch die Nut A hinter den Kolben und bewirkt ein sanftes Angehen des Kolbens. Diese Art
der Hubbegrenzung wird für Arbeitskolben nur vereinzelt, hingegen für Hilfskolben
häufiger angewendet.
Textabbildung Bd. 325, S. 323
Fig. 5. Schema einer Simplexpumpensteuerung.
II. Durch Anwendung von Bremsventilen,
Fig. 7. Diese sind kleine Rückschlagventile, welche
zwischen die eigentlichen Dampfkanäle A, die etwas vom
Ende entfernt einmünden, und die kurzen Hilfskanäle B,
die ganz am Zylinderende einmünden, eingeschaltet sind. Die Bremsventile gestatten
zwar dem Frischdampf den Zutritt zu dem Zylinderende, aber nicht dem Abdampfe den
Austritt durch die Kanäle B. Nach dem Ueberlaufen der
Kanäle A durch den Kolben wird demnach der Abdampf
komprimiert. Die Bremsventile werden hauptsächlich zur Hubbegrenzung größerer
Arbeitskolben benutzt.
III. Durch Anwendung doppelter Dampfkanäle,
Fig. 8 und 9. Die
beiden Kanäle B münden am Ende des Zylinders und haben
demnach die Aufgabe, Frischdampf zu Beginn des Hubes hinter den Kolben zu leiten.
Die beiden Kanäle A münden etwas vom Zylinderende
entfernt ein und sollen den Abdampf bis auf den zu komprimierenden Rest ableiten.
Der Schieber ist in Fig. 8 so eingerichtet, daß A nur für den Abdampf, B
nur für den Frischdampf geöffnet wird.
Bei der Anordnung nach Fig. 9 münden die Kanäle A und B in gleicher gegenseitiger Entfernung nebeneinander auf dem
Schieberspiegel. Jedoch liegt der Auspuffkanal nur zwischen den Kanälen A und die Höhlung des Schiebers hat nur die Breite der
Kanäle A. Durch diese Anordnung wird erreicht, daß zwar
der Abdampf nur durch die Kanäle A entweichen, hingegen der Frischdampf durch beide Kanäle hinter den Kolben treten kann. Der Kanal
B kann dann oft als dünne Bohrung ausgeführt
werden und der durch B strömende Dampf hat nur den
Kolben in Bewegung zu setzen. Hat der Kolben den Kanal A freigegeben, so tritt der Frischdampf hauptsächlich durch diesen ein und
treibt den Kolben mit großer Kraft vorwärts. Die Konstruktion nach Fig. 9 bewirkt demnach ein besonders sanftes Angehen
des Kolbens.
Die Hubbegrenzung durch doppelte Kanäle ist die gebräuchlichste Art, weil sie am
einfachsten auszuführen ist.
Textabbildung Bd. 325, S. 323
Fig. 6. Hubbegrenzung durch Drosselung des Dampfes.
Textabbildung Bd. 325, S. 323
Fig. 7. Hubbegrenzung durch Kompression des Dampfes mittelst
Bremsventile.
Textabbildung Bd. 325, S. 323
Fig. 8. Hubbegrenzung durch Kompression des Dampfes mittelst doppelter
Kanäle.
Eine bei großen Pumpen viel gebrauchte Konstruktion, welche eine gleichzeitige
Anwendung der Hubbegrenzung durch doppelte Kanäle und durch Drosselung darstellt,
ist die von Drosselventilen oder Kompressionsventilen (Fig.
10). Sind diese Drosselventile vollständig geschlossen, so wird aller
Dampf, welcher sich nach dem Ueberlaufen der Kanäle A
durch den Kolben noch im Zylinder befindet, komprimiert. Wird das Drosselventil
etwas geöffnet, so kann trotzdem der Kanal A überlaufen
ist, noch ein Teil des Dampfes von B nach A hinübertreten, und es wird das Dampfkissen zur
Hubbegrenzung kleiner. Solche
Drosselventile sind für solche Pumpen am Platze, deren Hubzahl stark wechselt, z.B.
Speisepumpen bei wechselndem Dampfverbrauch, Luftpumpen für Schiffsmaschinen, welche
bald mit großer bald mit kleiner Fahrt laufen usw. Das Dampfkissen, welches den
Kolben aufhält, muß nämlich umso größer sein, je höher die Hubzahl, also das
durch die Kompression aufzuzehrende Arbeitsvermögen des Kolbens ist. Große
Maschinen, deren Kompression nach der höchsten Hubzahl eingerichtet ist, – das ist
die Regel – machen bei langsamem Gang einen kürzeren Hub, wenn kein verstellbares
Drosselventil vorgesehen ist, weil der Kolben bei geringerer Geschwindigkeit auch
schon bei einer kleineren Kompression zur Ruhe kommt. Die schädlichen Räume werden
dann größer und der Dampfverbrauch entsprechend ungünstiger.
Textabbildung Bd. 325, S. 324
Fig. 9.
Für kleine Pumpen sind Einrichtungen zum Verstellen der Kompression weniger notwendig
und deswegen auch nur vereinzelt im Gebrauch.
Die Konstruktion des Kolbenschiebers (Fig. 11 und
12) bezweckt eine Regelung der Hubpausen. Die äußeren Kanten der Schieber sind nach einer
rechtsgängigen und einer linksgängigen Schraubenlinie geformt, und man kann durch
entsprechende Drehung des Schiebers im Sinne des gezeichneten Pfeiles die äußere
Ueberdeckung vergrößern. Das hat zur Folge, daß die äußeren Dampfkanäle B erst geöffnet werden, wenn der Schieber weiter aus
seiner Mittellage entfernt ist, d.h. wenn der Dampfkolben auf der anderen
Pumpenseite näher an seinen Totpunkt gekommen ist. Die Hubpause des durch den
Schieber gesteuerten Kolbens wird also durch die geschilderte Verstellung größer.
Die eben beschriebene Konstruktion wird übrigens sehr selten angewendet. Sie
bezweckt im Grunde genommen genau dasselbe, was man auch durch Vergrößerung des in
Fig. 4 und 5
erkennbaren Spieles zwischen dem auf der Schieberstange sitzenden Stein und dem
Flachschieber erreicht.
Dampfverteilung, Dampfverbrauch, Verbundwirkung.
Bei den schwungradlosen Pumpen muß mit Ausnahme der Schiffsluftpumpen, welche später
besprochen werden sollen, der auf den Kolben treibend wirkende Druck während des
ganzen Hubes gleich groß sein, weil der zu überwindende Wasserdruck, ausgenommen bei
den Luftpumpen, während des Hubes gleich bleibt.
Die weitaus am häufigsten angewendete Art einengleichbleibenden Druck auf den
Arbeitskolben zu erzielen, ist die Maschine mit voller Füllung arbeiten zu lassen.
Die weniger und meist nur bei ganz großen Pumpen angewendete Art besteht darin, daß
die Pumpe mit Dampfexpansion arbeitet, und der Arbeitsüberschuß im Anfang des Hubes,
wo der Dampfdruck höher als der Wasserdruck ist, durch besondere Kraftausgleicher vorläufig aufgenommen und von diesen
im zweiten Teil des Hubes, wo der Dampfdruck geringer ist als der Wasserdruck,
wieder zur Ergänzung der Dampfarbeit abgegeben wird. Die genannten
Kraftausgleicher wirken also ähnlich wie ein Schwungrad. In diesem Aufsatz soll aber
auf dieselben nicht näher eingegangen werden.
Einen geringen Ausgleich führen übrigens schon die Massen der Dampf- und Pumpenkolben
selbst insofern herbei, als sie bei Beginn des Hubes einen Teil der vom Dampf
geleisteten Arbeit für ihre Beschleunigung verbrauchen, den sie dann am Ende des
Hubes bei ihrer Verzögerung wieder zur Ergänzung der Dampfarbeit abgeben. Die Maschinenfabrik Odesse benutzt, wie wir später sehen
werden, diesen Ausgleich sehr oft auch bei kleineren Pumpen, d.h. sie läßt diese mit
einer allerdings geringen Expansion des Dampfes laufen, wodurch eine nicht
unwesentliche Dampfersparnis und ein ruhiger Gang der Pumpe erzielt wird. Es ist die
eben genannte Konstruktion, ein Fall, der oben unter 2 angeführten Art der
Hubbegrenzung.
Durch die Notwendigkeit, die Maschinen meist mit Vollfüllung arbeiten zu lassen, ist
ein sehr hoher Dampfverbrauch der Pumpe bedingt. Der Dampfverbrauch wird noch erhöht
durch die relativ sehr großen schädlichen Dampfräume, welchen die doppelten Kanäle
und der für die oben erläuterten Dampfkisten benötigte Raum bilden, sowie durch den
Kondensationsverlust während der Hubpausen der Duplexpumpen und den Dampf, welchen
der Steuerkolben der Simplexpumpen für sich verbraucht.
Textabbildung Bd. 325, S. 324
Fig. 10. Drosselventil.
Der Dampfverbrauch beträgt bei den gewöhnlichen Duplex- oder Simplexpumpen bis
ungefähr 30 PS Leistung je nach Größe und Ausführung 25–50 kg f. d. effektive
Pferdeleistung und Stunde.
Dieser hohe Verbrauch wird erklärlich, wenn man nach Fig.
13 erkennt, daß von der durch die Fläche A B C
D dargestellten Arbeit, welche der Dampf bei vollkommener Expansion leisten
könnte, nur der dem schraffierten Rechteck A B E D
entsprechende Teil – im gezeichneten Beispiel 48,5 v. H. – zur Arbeitsleistung in
der Pumpe ausgenutzt wird.
Textabbildung Bd. 325, S. 324
Fig. 11.
Textabbildung Bd. 325, S. 324
Fig. 12.
Wenn man die Wärme des Abdampfes zum Vorwärmen von Kesselspeisewasser verwenden kann,
so hat der hohe Dampfverbrauch nichts zu bedeuten, weil ja alle Wärme, welche nicht
im Dampfzylinder in mechanische Arbeit umgesetzt wird oder durch Kondensations- und
Strahlungsverluste verloren geht, dem Kessel wieder zurückgeführt wird. Wegen des
hohen mechanischen Wirkungsgrades der schwungradlosen Pumpen ist dann sogar der wirkliche
Verbrauch an Wärmeeinheiten, also an Kohle geringer als bei Schwungradpumpen.
Aber auch wenn der Kohlenverbrauch der schwungradlosen Pumpen ein höherer ist, so
werden diese in vielen Fällen doch vorzuziehen sein wegen ihrer einfachen
Konstruktion, ihrem geringen Platzbedarf, ihrer geringeren Anschaffungs- und
Fundament-Kosten und hauptsächlich wegen der Möglichkeit, die Pumpe mit jeder
Hubzahl von der allergeringsten bis zur Höchstzahl laufen zu lassen. Eine
Schwungradpumpe bleibt bekanntlich stehen, wenn ihre Umlaufzahl so niedrig wird, daß
das Schwungrad die Maschine nicht über den toten Punkt bringen kann.
Textabbildung Bd. 325, S. 325
Fig. 13.
Textabbildung Bd. 325, S. 325
Fig. 14.
Eine wesentliche Ersparnis im Dampfverbrauch erzielt man durch Anwendung von Verbundpumpen mit einem Hoch- und einem
Niederdruckzylinder. Das Wesen der Verbundwirkung wird als bekannt vorausgesetzt. Es
sei nur erwähnt, daß auch hier meistens beide Zylinder mit voller Füllung arbeiten.
Fig. 14 zeigt, daß hier ein wesentlich größerer
Teil der der Fläche A B C D entsprechenden Dampfarbeit,
nämlich die Rechtecke A B F E und E G H D im Dampfzylinder ausgenutzt werden. Im
gezeichneten Falle beträgt die wirklich ausgenutzte Arbeit 67,5 v. H. der
theoretisch möglichen. In der Tat verbrauchen die Verbundpumpen nur 12–30 kg f. d.
effektive Pferdeleistung und Stunde. Daß auch die Kondensationsverluste in den
Zylindern wegen der Teilung des Temperaturgefälles bei Verbundanordnung geringer
ausfallen, ist ja allgemein bekannt. Ganz große Pumpen führt man auch als
Dreifach-Verbundmaschinen aus und erhält dadurch noch bessere
Dampverbrauchsziffern.
Da Hoch- und Niederdruckkolben starr mit einander verbunden sind, so braucht
eigentlich nur einer der Zylinder, – am besten der Hochdruckzylinder – Kompression
zur Hubbegrenzung zu erhalten. Ebenso oft findet man allerdings beide Zylinder mit
solcher, um die Wirkung der schädlichen Räume zu verringern oder um für einfache und
Verbundpumpen dieselben Zylindermodelle verwenden zu können.
Vergleiche zwischen Duplex- und Simplexpumpen.
Duplexpumpen.
Simplexpumpen.
Wegen der Hubpausen istder Schluß der Pumpen-ventile
besonders präzise.
Wegen der fast augen-blicklichen Umkehr des Kol-bens ist der
Ventilschluß sehroft nicht zufriedenstellend,besonders bei hoher
Hubzahl.
Aller Dampf wird zurArbeitsleistung in der
Pumpebenutzt.
Ein kleiner Teil desDampfes wird zum Um-steuern des
Hilfskolbens be-nutzt und ist für die eigent-liche Arbeitsleistung
ver-loren.
Während der Hubpausenkondensiert Dampf in denKanälen.
Die Steuerung ist für beideZylinder gleich und meistauch
sehr einfach und ver-ständlich.
Die Steuerung ist manch-mal sehr verwickelt und fürden
Maschinisten schwer ver-ständlich.
Der Platzbedarf ist relativgroß, weil zwei Pumpen- undzwei
Dampfzylinder (bei Ver-bundpumpen vier Dampf-zylinder) vorhanden
sind.
Der Platzbedarf und oftauch die Kosten sind gering,weil nur
ein (bei Verbund-pumpen zwei) Dampf- undein Pumpenzylinder
vorhan-den sind.
Konstruktive Anforderungen.
Folgende Anforderungen müssen unbedingt an jede
Steuerung schwungradloser Pumpen gestellt werden:
1. Die Pumpe muß von jeder beliebigen Kolbenstellung aus
angehen.
2. Die Pumpe darf auch bei starker Drosselung des Dampfes, d.h.
auch bei ganz langsamem Lauf nicht stehen bleiben.
3. Der Hub der Pumpe muß bei jeder Hubzahl möglichst
vollständig bis zum Ende ausgeführt werden.
4. Die Steuerungsteile, vor allem der Hilfskolben der
Simplexpumpen dürfen sich durch die Dampfwärme nicht verziehen oder gar
festklemmen.
5. Die Steuerungsteile, vor allem der Hilfskolben der
Simplexpumpen dürfen sich nicht durch Erschütterungen oder andere Ursachen von
selbst verstellen.
Außerdem ist noch die Erfüllung folgender Anforderungen erwünscht:
6. Die Steuerung soll übersichtlich, leicht verständlich,
leicht auseinander zu nehmen und zusammenzusetzen sein.
7. Wesentliche Abnutzungen sollen vermieden werden.
8. Die Wartung und Schmierung der Pumpe soll möglichst wenig
Aufmerksamkeit des Maschinisten erfordern.
9. Die Steuerung soll sich auch für überhitzten Dampf
eignen.
In den folgenden Kapiteln sollen nur die Steuerungen der in Deutschland gefertigten
Pumpen und der wichtigsten vom Ausland auf den deutschen Markt gebrachten Pumpen
erläutert werden.
(Fortsetzung folgt.)