Titel: | Polytechnische Rundschau. |
Fundstelle: | Band 325, Jahrgang 1910, S. 332 |
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Polytechnische Rundschau.
Polytechnische Rundschau.
Versuche mit einer Schulz-Turbine.
Die Schulz-Turbine ist eine teilweise beaufschlagte
Achsialdruckturbine mit mehreren in Geschwindigkeitsstufen unterteilten Druckstufen,
von der Curtis-Turbine nur durch die Veränderlichkeit
der Beaufschlagung in allen Stufen verschieden. Die untersuchte Turbine besitzt eine
Leistung von 650 PSe normal und 900 PSe maximal; sie hat 4 Druckstufen mit je 2
Geschwindigkeitsstufen, von denen die erste Druckstufe mit 15 einzeln mittelst
Ringschieber absperrbaren Düsen, die übrigen mit je 18 Düsen, von denen 12
absperrbar, ausgerüstet sind. Die Ringschieber zum Absperren einzelner Düsen in
jeder Stufe werden von einer gemeinsamen Spindel durch ein Zahngetriebe bewegt und
geben der Turbine in allen Stufen die für jede Belastung gerade notwendige
Beaufschlagung, so daß der Anfangsdruck und damit die Strömungsverhältnisse bei
Belastungsänderungen gleich bleiben. Dieser Zwischenregelung sind die
verhältnismäßig günstigen Resultate bei den Versuchen zuzuschreiben, jedenfalls
arbeitet die Turbine ungünstiger, wenn sie mit der gewöhnlichen Drosselregulierung
arbeitet. Die Verstellung der Ringschieber kann für Dynamoantrieb durch den
Regulator mit einem geeigneten Zwischengetriebe erfolgen, für Schiffsbetrieb wird
die Verstellung für verschiedene Tourenzahlen von Hand vorgenommen.
Bei den Versuchen war die Turbine mit einer Gleichstromdynamo direkt gekuppelt, deren
Wirkungsgrade für die verschiedenen Belastungen und Tourenzahlen bestimmt worden
waren. Druck und Temperatur des Dampfes in den einzelnen Stufen der Turbine konnte
gemessen werden. Bei einigen Versuchen mit überhitztem Dampf war der Dampf auch am
Austritt aus der Turbine noch überhitzt, so daß es möglich war, auf Grund der Druck-
und Temperaturmessungen die indizierte Turbinenarbeit zu bestimmen. Der Vergleich
mit der effektiven Leistung ergab einen Arbeitsverlust von 21 PS, wovon etwa 5,5 PS
auf die Lager, 1 PS auf die Stopfbuchsen, 2 PS auf die Regler und die Oelpumpen und
der Rest von 12,5 PS auf die Radreibung und Ventilationsarbeit entfallen.
Nachstehend ist ein Auszug aus den Versuchsergebnissen wiedergegeben, welche den
Vorteil der Zwischenregelung gegenüber der Drosselregelung deutlich ersehen
lassen. Namentlich bei kleinen Leistungen tritt der Unterschied stark hervor. Es ist
dies für den Schiffsbetrieb wichtig, wo oft längere Zeit mit verminderter Leistung
gefahren wird.
Textabbildung Bd. 325, S. 331
Fig. 1.
Nr. 1 bis 4 der nachstehenden Tabelle geben die Resultate bei abnehmender Leistung
mit Regelung der Beaufschlagung in jeder Stufe wieder, Nr. 5 und 6 die Regelung
durch Dampfdrosselung, Nr. 7 bis 9 die Regelung durch Düsenabsperrung in jeder Stufe
bei abnehmender Tourenzahl und etwa in der dritten Potenz dazu abnehmender Leistung,
wie es dem Schiffsbetrieb entspricht. Bei Nr. 10 sind nur die Düsen der ersten Stufe teilweise
abgeschaltet. Fig. 1, welche die Abhängigkeit des
Wärme Verbrauchs für 1 PSe/Std. von der Turbinenleistung darstellt, läßt
den Vorteil der Zwischenregelung deutlich erkennen. [Gutermuth, Zeitschrift des
Vereins deutscher Ingenieure 1910, S. 82–88.]
Nr.
EffektiveLeistungPS
Umdre-hungszahli. d. Min.
Offene Düsenin Stufe
Dampfdruck-Temperaturvor der I.
Stufe
Dampfdruckim Abdampf-raumkg/qcm
abs.
Temperaturim
Abdampf-raum°C
Dampf-verbrauchfür 1 PSe/Std.kg
Effektiver(thermischer)Wirkungs-grad
1
II-IV
kg/qcm abs.
°C
1
535
2200
9
16
13,33
298
0,097
45,5
6,0
0,53
2
279
2200
5
10
13,3
295
0,097
50
6,35
0,50
3
148
2200
3
6
13,6
292
0,099
45
7,52
0,43
4
91
2180
2
6
13,74
294
0,10
56
8,23
0,39
5
278
2200
9
16
8,0
291
0,10
58
7,0
0,46
6
167
2200
9
18
5,6
286
0,099
53
8,35
0,385
7
405
1974
7
14
13,5
301
0,096
55
6,24
0,51
8
266
1750
5
10
13,7
297
0,093
67
6,67
0,465
9
71
1089
2
6
13,8
295
0,093
61
10,42
0,31
10
62
1103
2
18
13,8
293
0,10
82
12,40
0,26
M.
Ein Meßwagen für Luftschrauben.
Nach den Plänen von Professor Prandtl wurde ein Wagen
gebaut für technische Messungen an Luftschrauben während der Fahrt und vom Magistrat
der Stadt Frankfurt a. M. eine neue Gleisstrecke von 2½ km Länge für die Versuche
überlassen.
Textabbildung Bd. 325, S. 332
Fig. 1.
Wie Fig. 1 zeigt, ist die Welle, deren Flansch zur
Befestigung der Schrauben dienen soll, als obere Seite einer, auf hohem eisernen
Gestühl, in Form eines Rechtecks aufgestellten Vierzylinderkette, in der Richtung
ihrer Achse nachgiebig, und der Schraubenschub wird durch die als Winkelhebel
ausgebildete eine senkrechte Seite des Rechtecks auf den Kolben eines mit Glyzerin
gefüllten Preßzylinders M1 übertragen, von wo eine Rohrleitung zu einem aufschreibenden Manometer
führt. Die Welle liegt 2,6 m über der Plattform des Wagens und wird von dem dort
stehenden Motor D angetrieben durch untere
festgelagerte Kegelräder H mittels einer senkrecht
aufwärtsgeführten nach jeder Seite hin nachgiebigen Kardanwelle J und obere beweglich gelagerte Kegelräder K Die letzteren werden von einem Gehäuse gehalten, das
um die Schraubenwelle auf Kugellagern drehbar ist, aber an der so infolge des auf
die Schraube zu übertragenden Drehmomentes gewollten Bewegung dadurch gehindert
wird, daß es sich mit einem Hebel gegen den Kolben des Preßzylinders M2 stützt. Dieser Druck
wird ebenfalls von einem Manometer aufgezeichnet, und zwar mit dem Schraubenschub
auf einem und demselben Papierstreifen, der überdies noch von einer Uhr mittels
elektrischen Kontaktes alle zehn Sekunden ein Schreibzeichen empfängt.
Auf einem anderen Papierstreifen werden von derselben Uhr die dazwischen liegenden
neun Sekunden verzeichnet und gleichzeitig die Tourenzahl des Motors, aus der die
der Schraube zu errechnen ist, und dazu die Tourenzahl einer Achse des Wagens und
diejenige des Anemometers A, aus der sich die
Geschwindigkeit zwischen Schraube und durchfahrener Luftmasse bestimmen läßt.
Später braucht man dann nur die beiden Papierstreifen so nebeneinander zu legen, daß
das Zeitzeichen des Manometerstreifens auf die Zeitlücke des Streifens mit den
Geschwindigkeitsaufzeichnungen zu liegen kommt; dann sind die einzelnen Messungen
sämtlich nach ihrer Zusammengehörigkeit geordnet. Das Schalenkreuz des Anemometers
und die Windfahne B an dem schrägen Mäste vor dem Wagen
sind 10 m von der Luftschraube entfernt, und dabei wirkt letztere nicht mehr auf das
Anemometer ein, da dieses außerdem gerade in gleicher Höhe mit der Schraubenachse
liegt.
Um möglichst schnellen und darum leichten Lauf des Wagens, der lediglich durch den
Schub der Luftschraube bewegt wird, zu erreichen, ist das normalspurige Gestell sehr
leicht gebaut, für die Achsen Kugellagerung verwandt und der Stirnwiderstand überall
so klein wie möglich gemacht. Der wassergekühlte Automobilmotor D kann 90–100 PS leisten bei 1800 bezw. 2000 Umdreh. i.
d. Min. Die zwischen ihm und der Schraube einsetzbaren verschiedenen Getriebe
ergeben dabei an der Schraubenwelle wenigstens noch 70 PS bei Tourenzahlen der
Schraube zwischen 200 und 1200 i. d. Min.
Vom Sitz des Versuchsausführenden aus befinden sich links der Drossel- und
Zündungshebel zur Regulierung des Motors und der Fußhebel für die Wagenbremsen an
den vier Rädern; rechts die Hebel für Ein- und Ausrücken des Getriebes der
Luftschraube und einer zum Einschalten eines Kettengetriebes F für Rückwärtsgang des Wagens. Vor dem Sitz sind bei C Zeigerapparate angebracht und zwar ein
Resonanztachometer für die Tourenzahl des Motors, ein Pendeltachometer für diejenige
einer Wagenachse, und je ein Manometer für Schraubenschub und Drehmoment. Diese
Zeigermanometer können doppelt so hohen Druck aushalten wie die Registriermanometer,
so daß man mit ihnen auch bei den stärksten Schrauben, die auf dem Wagen während der
Fahrt geprüft werden sollen, die nicht unbeträchtlich größeren Schub- und Drehkräfte
derselben, wie sie bei der ortsfesten Prüfung auf festgebremsten Wagen zu beobachten
sind, messen kann.
Die Versuche werden nun in folgender Weise ausgeführt: Bei festgebremstem Wagen wird
der Motor angedreht und mittels der Klauenkupplung G
das Getriebe der Luftschraube eingerückt, und dann mit dem Fußhebel die
Reibungskupplung E langsam eingeschaltet. Nachdem so
die Luftschraube auf volle Tourenzahl gekommen ist, wird die Bremse gelöst, und nun
erreicht der Wagen äußerst schnell seine volle Geschwindigkeit. Ist dann hinreichend guter
Beharrungszustand an Tourenzeigern und Manometern erkennbar, so werden durch
Schnurzüge sämtliche Registrierapparate gleichzeitig eingerückt, während der
Wagenführer nunmehr die Geschwindigkeit des Wagens durch Benutzung der Bremse und
Regelung des Motors konstant zu erhalten sucht. So werden zwei oder drei
Aufzeichnungen hintereinander gemacht und dann der Wagen gebremst und zum Stillstand
gebracht.
Sämtliche Schrauben werden, vor dieser Prüfung auf Nutzeffekt, einer Festigkeitsprobe
unterworfen, in einem allseitig geschlossenen Raum, bei um etwa 20 v. H. höherer als
ihrer Betriebstourenzahl. Dieser Versuchsraum umfängt die Schrauben mit einer
achteckförmigen doppelten Verschalung aus starken Balken und Bohlen mit dazwischen
liegender 0,5 m dicker Sandschicht. Die Stirnflächen vor und hinter der Schraube
sind doppeldielig ausgeführt, und die eine ist aufklappbar nach oben hin, um die
Schraube hineinbringen zu können und hat in passender Höhe eine Durchbohrung zum
Durchlassen der Antriebswelle. (Béjeuhr.) [III. aeron.
Mitteilungen 1909, S. 941–945.]
Erich Schneckenberg.
Elektromagnetische Schützenbewegung.
Ab und zu hört man von Versuchen, welche die Absicht verfolgen, die bislang übliche
Art der Schützenbewegung für Webstühle, bei der der Schützen durch Schlagarme bewegt
oder vielmehr geschleudert wird, durch eine bessere Methode zu ersetzen. Die
Nachteile der Schützenbewegung durch Schlag liegen hauptsächlich in den starken
Erschütterungen, denen der Stuhl bei jedem Schlag ausgesetzt ist, ferner in dem mehr
oder weniger unregelmäßigen Gange des Stuhles infolge des plötzlich anwachsenden
Kraftbedarfes beim Schlage, ein Uebelstand, dem zwar durch zweckmäßige Anordnung von
Schwungmassen nach Möglichkeit gesteuert wird, der sich aber doch mitunter sehr
störend bemerkbar macht. Nicht außer Acht zu lassen ist endlich auch die Möglichkeit
des Herausfliegens des Schützens und die damit verbundene Gefahr für die Arbeiter.
Alle diese Nachteile sollen durch die Bewegung des Schützens auf elektromagnetischem
Wege vermieden werden. Bei dieser Art des Schützentriebes hat der Stuhl für die
Schützenbewegung keine besondere Kraft zu liefern, die schädliche Beeinflussung des
Webstuhles und seines Ganges fällt damit fort. Vor allem aber befindet sich der
Schützen während seines ganzen Weges durch das Fach in steter Abhängigkeit von dem
Magneten, er wird geführt, nicht geschleudert, wie bei dem üblichen Schützenschlag.
Herausspringen des Schützens ist daher gänzlich unmöglich.
Eine vor kurzem bekannt gewordene Konstruktion einer derartigen Schützenbewegung
bedient sich folgender Einrichtung.
Unterhalb der Lade läuft in vertikaler Ebene eine um drei Punkte durch Rollen
geführte Kette gleichmäßig in einer Richtung um. In der Länge der Ladenbahn läuft
die Kette parallel und dicht unterhalb derselben. Zwischen der Kette und der
Ladenbahn ist ferner ein um zwei je am Ende der Lade angebrachte Rollen in
horizontaler Ebene beweglicher, endloser Riemen angeordnet, der seinerseits eine
Magnetbatterie trägt. Die Rollenkette trägt in Abständen, welche in einem bestimmten
Verhältnis zur Schützenbewegung stehen, Mitnehmerbolzen, die abwechselnd nach vorn
und nach hinten abgebogen sind. Der Riemen trägt ebenfalls zwei Bolzen, die um die
Entfernung des Schützenweges von einander abstehen und im Bereich der
Mitnehmerbolzen der Rollenkette stehen. Beim Umlauf der Rollenkette wird daher der
Riemen und mithin auch der Magnet um die Strecke des Schützenweges abwechselnd
von links nach rechts und umgekehrt bewegt werden. Auf dem Magneten, von diesem nur
durch die Fadenlage des Unterfaches getrennt, liegt der Schützen und macht die
Bewegungen des Magneten mit. Damit beim Auswechseln der Spulen o. ä. der Magnet
durch Abheben bezw. Abreißen des Schützens nicht geschwächt wird, ist die Anordnung
getroffen, daß der Schützen an seiner unteren Fläche eine entsprechend geformte
Stahlplatte trägt, von der er bequem abgehoben werden kann. Die Stahlplatte bleibt
dann auf dem Magneten haften, während der Schützen bei Bedarf abgehoben werden kann.
[Leipz. Monatsschrift f. Textilindustrie 1909, S. 238.]
Hg.
Neue Farbeffekte auf Textilstoffen.
Zum Hervorbringen von Farbwirkungen auf Papier sind neuerdings Verfahren bekannt
geworden, welche besondere Eigenart des Farbeffektes dadurch erreichen, daß die
Zuführung der Farben während der Bildung der Papierbahn erfolgt. Auf diese Weise ist
man imstande Papiere zu erzeugen, die in verschiedenster Weise meliert oder
marmoriert sind oder reliefartige Farbwirkungen zeigen, wie sie bisher in solcher
Vollkommenheit nicht erzielt werden konnten. Nachdem diese Musterung in der
Buntpapierindustrie große Erfolge gehabt hat, ging das Bestreben der Fachkreise
dahin, diese neuartigen Farbwirkungen auch für die Textilindustrie nutzbar zu
machen. Den Farbwerken vorm. Meister Lucius &
Brüning in Höchst ist die Lösung dieser Aufgabe ebenfalls gelungen.
Die direkte Färbung der Gewebe während der Herstellung, wie bei Papier, ist natürlich
nicht möglich, weil hierfür die nötige Vorbedingung – Verschiebbarkeit der
Materialteilchen –, die diese Färbeweise überhaupt ermöglicht, fehlt. Das Verfahren
kann bei Geweben daher nur auf indirektem Wege zur Anwendung gebracht werden. Es
geschieht dies in der Weise, daß eine in Bildung begriffene Papierbahn in der
gewünschten Weise gefärbt bezw. präpariert und die hervorgebrachte Musterung d.h.
Färbung dann durch vorübergehende Vereinigung mit dem zu färbenden Gewebe
(Anpressen) auf letzteres übertragen wird. Es hat sich gezeigt, daß die oben
geschilderten, eigenartigen Farbeffekte auf den verschiedenen Textilstoffen
hervorgebracht werden können. Das Verfahren hat im Prinzip gewisse Aehnlichkeit mit
dem Gewebedruck; die in der beschriebenen Weise gefärbte Papierbahn nimmt die Stelle
der Druckplatte bezw. Druckwalze ein. Durch die Papierbahn können nicht nur direkt
die Farben, sondern auch Beizen, Aetzen, Reserven oder anderes auf die eventl.
entsprechend präparierten Gewebe übertragen werden, so daß bezüglich der
eigentlichen Färbung fast alle Möglichkeiten der üblichen Gewebefärberei angewendet
werden können.
Die Musterung der Papierbahn kann in verschiedener Weise erfolgen; folgende Beispiele
mögen angeführt sein. Auf eine in Bildung begriffene Papierbahn wird durch eine
Schöpfvorrichtung andersfarbiger Papierstoff aufgeworfen, wodurch eine beliebige,
flockige Marmorierung hervorgebracht werden kann. Gleichmäßiger erscheinende
Marmorierung wird erzeugt, wenn zwei verschiedenfarbige Papierbahnen im
Entstehungszustand zusammengeführt werden. Auch können bereits im Holländer
verschieden gefärbte Fasern vermischt werden, die in der Papierbahn entstehende
Melierung wird dann, die Verwendung übertragbarer Farbstoffe vorausgesetzt, auf dem
Textilstoff ebenfalls eine entsprechende Melierung hervorbringen. Eine andere
Musterung entsteht, wenn man auf einer in Bildung begriffenen Papierbahn Filzstücke
schleifen läßt, die mit Lösungen von Farbstoff, mit Aetzen oder Beizen getränkt
sind. Hierbei werden nur die an der Oberfläche liegenden Fasern gefärbt bezw. getränkt. Reliefartige
Musterung wird erzeugt, wenn die Farbe usw. durch Düsen im spitzen Winkel auf die
Papierbahn aufgespritzt wird. Diese Wirkung kann noch verstärkt werden und in
beliebigen Figuren erfolgen, wenn in die noch feuchte Papierbahn vor dem Aufdüsen
der Farbe gravierte Walzen oder Geflechte usw. eingepreßt werden. Die auf solche
Weise hergestellten und auf Textilstoffe übertragenen Muster sind von so
eigenartiger plastischer Wirkung, wie sie auf dem Wege des Drückens bisher nicht
annähernd erreicht werden konnte.
Das Uebertragen der Farbe o. a. von der Papierbahn auf das Gewebe kann in
mannigfacher Weise erfolgen und richtet sich nach den verwendeten Substanzen. Meist
wird es genügen, wenn das zu färbende Gewebe unmittelbar nach dem Anfärben der
Papierbahn zusammen mit letzterer durch mehrere Quetschwalzen geführt wird. Oder
aber das Papier wird zunächst fertig gemacht und dann erst angefeuchtet mit dem
Stoff vereinigt, was durch schichtenweise Lagerung oder Aufrollen auf festen bezw.
perforierten Walzen geschehen kann. Durch das Maß des Anfeuchtens, sowie Anwendung
von Wärme oder Dampf kann die Farbenübertragung modifiziert werden. Nach
Uebertragung der Färbung wird diese in entsprechender Weise wie bei der gewöhnlichen
Gewebefärberei fixiert. [Spinner & Weber 1909. Nr. 32.]
Hg.
Verhütung der Bildung von Kohlenstaub.
Um die Berieselung, die mancherlei Unannehmlichkeiten für die Bergleute mit sich
bringt und außerdem zeitraubend ist, zu vermeiden, kann man in den geeigneten Flözen
ein von dem Geh. Oberbergrat Meißner angegebenes
Verfahren anwenden, welches darin besteht, daß man das unter hohem Druck stehende
Wasser der Berieselungsleitung in den durch ein tiefes Bohrloch erschlossenen
Kohlenstoß einführt, das Loch abdichtet und den Druck auf die Kohle solange wirken
läßt, bis das Wasser aus den Rissen der Kohle herausdringt. Der Kohlenstoß ist dann
nicht nur durch und durch feucht, sondern auch gelockert. Das Loch wird mit vier
Bohrern von verschiedener Länge und verschiedenen Durchmessern derart hergestellt,
daß es sich in vier je 75 cm langen Absätzen von 75 auf 30 mm Weite verengt. Zur
Einführung des Druckwassers dient dann ein 3 m langes Eisenrohr von 20 mm Weite, das
vorne und in 150 mm Abstand vom vorderen Ende mit je einem Kegelansatz sowie hinten
mit einem Kopf versehen ist. Dieses Rohr wird mit einigen wuchtigen Schlägen in das
Loch eingetrieben, wobei die beiden Kegelansätze gegen die entsprechenden Absätze
des Bohrloches abdichten und dadurch das Druckwasser auf eine weite Strecke in die
Kohle hineindrängen. Nach 5–10 Minuten ist, wie die Versuche mit dem Verfahren auf
der Zeche Scharnhorst der Harpener
Bergbau-Aktien-Gesellschaft bewiesen haben, der Kohlenstoß durchtränkt,
wobei das Wasser bei einem Druck von 18–25 kg/qcm bis auf 2 m Entfernung vom Bohrloch verteilt
wird, und zwar derart, daß eine Berieselung überflüssig gemacht wird. Auch in den
Strecken bildet sich kein Staub mehr. Ferner wird der Kohlenstoß von dem Druckwasser
so erheblich aufgelockert, daß die Kohle leicht mit der Keilhaue gelöst werden kann,
während sie früher nur mit Schießarbeit zu gewinnen war. Auf anderen Strecken hat
sich das Verfahren in bezug auf die Staubverhütung ebenfalls bewährt, während die
Auflockerung der Kohle nicht genügt hat. Daraus ergibt sich, daß nicht in allen
Flözen sämtliche Vorteile des Verfahrens zur Geltung kommen werden. (Dobbelstein.) [Glückauf, 1909, S. 1641–1643.
H.
Die Shoshone-Talsperre.
Eine der bedeutendsten Talsperren wird von dem United States Reclamation Service im
Tale des Shoshone-Flusses nahe bei dem Orte Cody im Staate Wyoming in Nordamerika
errichtet. Es handelt sich hierbei um den Abschluß eines tief eingeschnittenen
Tales, das bei normalem Wasserstande in der Höhe des Wasserspiegels 21 m und in 90 m
Höhe über dem Flußbette auch nur 60 m breit ist, sich also zur Anlage einer
Staumauer ausgezeichnet eignet, ganz abgesehen davon, daß auch der Untergrund, der
aus Granit besteht, an Sicherheit für ein solches Bauwerk nichts zu wünschen übrig
läßt. Die Staumauer wird unmittelbar unterhalb des Zusammenflusses der beiden Arme
des Shoshoneflusses angelegt und vollständig aus Stampfbeton hergestellt. Die
Gründung befindet sich 25,9 m unter dem Flußbett, wo das Mauerwerk eine bis zum
Flußbett reichende Sohlenbreite von 33 m erhält. Von hier nimmt die Dicke nach der
Krone hin symmetrisch auf beiden Seiten geradlinig bis auf 3,05 m ab. Die Gesamthöhe
einschließlich des unter dem Flußbette liegenden Teiles beträgt ziemlich genau 100
m, die Länge an der Krone nur 54,86 m. Der Damm ist gegenwärtig bis zu 77 m Höhe
über der tiefsten Stelle fertig gestellt.
Die durch diese Talsperre aufstaubare Wassermenge beträgt etwa 567000000 cbm, etwa
die Hälfte der aus einem Niederschlagsgebiete von 3550 qkm Fläche kommenden
Gesamtabflußmenge während eines Jahres, und die Aufgabe der Talsperre wird in erster
Linie darin bestehen, während eines Teiles des Jahres große Wassermengen für
Bewässerungszwecke bereitzuhalten. Der Abfluß des überschüssigen Wassers wird durch
einen in den Felsabhang getriebenen Stollen von 6 × 6 qm Querschnitt und 150 m Länge
bewirkt, während für die Entnahme von Wasser zu Bewässerungszwecken ein anderer
Stollen von 3 × 3 qm Querschnitt und 150 m Länge angelegt wird, dessen Auslaßöffnung
drei Schützen von 0,9 qm Breite und 2,1 m Höhe regulieren. Die Spindeln dieser
Schützen erhalten Druckölantrieb, wobei die Pumpe elektrisch von einer kleinen
Benzinmotorkraftanlage aus angetrieben wird. Ein weiterer Abflußstollen von 7,43 qm
Querschnitt wird ferner so angelegt, daß seine ganze Länge in 35 m über der
Flußsohle liegt; dieser soll zur Abführung von Hochwasser, dann aber auch zur
Entnahme von Wasser für Kraftzwecke dienen.
Durch das Mauerwerk der Talsperre selbst sind zwei Auslaßrohre von je 1067 mm ⌀ aus
Gußeisen gelegt, deren Enden durch Schieber abgeschlossen wird und die ebenfalls für
Kraftzwecke in Betracht kommen dürfen. [Engineering News 1909 II., S. 627–628.]
H.
Wasserkraftanlagen der Butte Electric & Power
Company.
Die Butte Electric and Power Company betreibt
gegenwärtig eine Anzahl von Wasserkraft-Elektrizitätswerken, von denen das
bedeutendste das Madisonkraftwerk ist. Dieses umfaßt
eigentlich selbst zwei Anlagen, jedoch wird die eine davon nur in den Zeiten der
größten Belastung betrieben. Das Madison-Werk im
Madison River Canon, 96 km südwestlich von Butte, wird aus einer durch einen
Betondamm hergestellten Talsperre gespeist, die einen Stausee von 9,6 km Länge und
3,2 km Breite bildet. Das Wasser der Talsperre fließt in zwei hölzerne
Druckleitungen von 3,05 und 3,66 m ⌀, die an dem Abhang des Tales verlegt und gegen
die hier häufig vorkommenden Bergstürze durch Gitter aus kräftigen Balken geschützt
wird. Die Leitungen münden oberhalb des neueren Kraftwerkes Nr. 2 in ein unter Druck
stehendes Wasserschloß, von welchem vier stählerne Druckleitungen zu diesem Werk führen. Das
bereits elf Jahre im Betrieb befindliche Werk Nr. 1 wird aus der 3,66 weiten
Holzleitung durch eine Leitung von 2,44 m Weite gespeist und enthält zwei 1000
KW-Einheiten mit Leffel-Turbinen für 18,3 m Gefälle. Es
wird, wie erwähnt, nur bei großem Strombedarf betrieben und läuft dann parallel mit
dem neuen Wasserkraftwerk Nr. 2, in welchem vier Einheiten von je 2400 KW mit Leffel-Hochdruckturbinen für 33,53 m Gefälle betrieben
werden. Von dem Kraftwerk führen Fernleitungen für 60000 Volt Hochspannung nach
verschiedenen Richtungen, hauptsächlich aber nach dem 96 km entfernten Butte,
wo der Strom nicht nur für Beleuchtungs- und Kraftzwecke im allgemeinen, sondern in
großem Maßstabe auch in den Kupferbergwerken verwendet wird. Auch die bekannten
Anlagen in Anaconda beziehen etwa 5000 KW aus dieser Fernleitung. Zu erwähnen ist
noch, daß eine für eine Endleistung von 100000 PS bemessene Anlage der Butte Electric and Power Company sich bei Great Falls
im Bau befindet. [Electrical World 1909, II, S. 1517–1518.]
H.