Titel: | Polytechnische Rundschau. |
Fundstelle: | Band 325, Jahrgang 1910, S. 414 |
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Polytechnische Rundschau.
Polytechnische Rundschau.
Drei-Zylinder-Lokomotive.
Die North Eastern Railway hat für die Beförderung von
Erz auf Hügelstrecken mit großen Steigungen eine starke 4/6 gekuppelte
Tenderlokomotive mit vorderem Drehgestell in den Dienst gestellt. Das
Reibungsgewicht beträgt 65,5, das Dienstgewicht 85 t, der ⌀ der drei Zylinder 457 mm
und der Hub 660 mm. Der Kessel hat 12 at Ueberdruck, 121 qm Heizfläche und 2,1 qm
Rostfläche. Die drei Dampfzylinder, von denen der eine innerhalb des Rahmens
angeordnet ist, besitzen Kolbenschieber. Die Schieberkästen liegen innerhalb des
Rahmens, zwei davon zwischen den Zylindern, einer über dem mittleren Zylinder. Das
Ganze bildet ein Gußstück. Zu- und Abdampfleitung ist für alle drei Zylinder
gemeinschaftlich. In der Rauchkammer befindet sich ein regulierbares Blasrohr, das
zugleich als Ascheejektor ausgebildet ist. Die Zylinder haben eine Neigung 1 : 26,
die beiden außenliegenden Zylinder treiben die zweite, der innen liegende Zylinder
treibt die erste Kuppelachse an. Im Dampfdom ist ein entlastetes Regulatorventil,
Patent Servo, eingebaut. [Engineering 1910, S. 56.]
W.
Elektrische Lokomotive mit Hilfsmotoren.
Lichty, Bern, hat vorgeschlagen, zur Verringerung der
Fahrdienstkosten auf Bergstrecken bei den Dampflokomotiven die Laufachsen der
Lokomotiven und die Tenderachsen mit elektrischen Motoren zu besetzen. In diesem
Falle wäre die Anordnung einer Oberleitung nur an bestimmten Stellen nötig. Der
Verfasser geht nun davon aus, daß auch bei elektrischen, insbesondere solchen zum
Schnellzugsdienst verwendeten Lokomotiven Laufachsen benutzt werden und er weist
derauf hin, daß durch Heranziehung auch dieser Achsen zum Antriebe das
Adhäsionsgewicht erst voll ausgenützt würde. Ein Antrieb dieser Achsen von den
Hauptmotoren kommt mit Rücksicht auf den abweichenden Laufraddurchmesser und
insbesondere wegen der Kurvenbeweglichkeit der Laufachsen nicht in Betracht. Es
müssen daher besondere Motoren verwendet werden, die als Zahnradmotoren, Achsmotoren
oder auch Gestellmotoren ausgebildet sein können. Wegen der in vielen Fällen
vorliegenden geringen Platzverhältnisse dürfte sich eine von der Westinghouse-Gesellschaft für Lokomotiven der New
York-, New Haven- und Hartfordbahn benutzte Anordnung empfehlen, bei der der Motor
über der angetriebenen Achse liegt und mittels eines Zahnradvorgeleges und einer
hohlen, die Triebachse konzentrisch umgebenden Welle die Laufräder antreibt.
Allerdings wird zugegeben, daß ein derartiges Besetzen der Laufräder mit Motoren den
ruhigen Gang der Lokomotiven keineswegs fördert. Immerhin macht es ihn nicht
unmöglich und auch elektrisch ist gegen das Zusammenarbeiten von Motoren
verschiedener Größe nichts einzuwenden. (Kummer.)
[Schweizerische Bauzeitung 1910, Bd. I, S. 31–33.]
Pr.
15 Perioden-Einphasenbahn.
Die erste in Amerika mit Wechselstrom von 15 Perioden betriebene Einphasenbahn führt
von Exeter in Californien nach Visalia und Lemon Cove. Die Strecke ist bis auf die
Bahnhöfe eingleisig, meist eben und weist nur in einem kleinen Teile Steigungen von
0,9 v. H. auf und die vorhandenen Kurven haben einen großen Halbmesser. Die
Gesamtstreckenlänge beträgt rund 35 km. Die Betriebsstrom wird von einer
Wasserkraftanlage als Drehstrom von 60 Perioden mit einer Spannung von 35000 Volt
Spannung geliefert. In einem mitten an der Strecke gelegenen Maschinenhause wird
dieser Strom mit Hilfe von sechs 150 KW mit Wasser gekühlten Oeltransformatoren auf
eine Spannung von 2200 Volt herabtransformiert und dann zwei Motorgeneratoren
zugeführt, die je aus einem 540 PS Synchronmotor sowie einem Induktionsmotor zum
Anlassen und einem 375 KW Drehfeld-Einphasen-Wechselstromerzeuger bestehen, der eine
Klemmenspannung von 11000 Volt liefert. Die gemeinsame Welle eines derartigen
Maschinensatzes läuft nur in zwei Lagern und trägt überdies fliegend einen 125 Volt
Gleichstromerzeuger, der den Erregerstrom liefert. Die Speisung der Fahrleitung
geschieht von dem Maschinenhause selbst aus über zwei 300 KW Transformatoren mit einer Spannung von
3300 Volt. Ferner sind je in 13 km Abstand von dem Maschinenhause zwei Unterwerke
errichtet, in denen je ein 300 KW Transformator, den mit 11000 Volt zugeführten
Speisestrom auf die Fahrleitungsspannung erniedrigt.
Die Oberleitung ist mit Hilfe eines Tragseiles an 11 m langen Masten aufgehängt, die
1,8 m tief einbetoniert sind. Die Mastentfernung beträgt hierbei 35,5 m.
Der Fahrpark besteht aus einer 47 t Baldwin-Westinghouse-Lokomotive, die mit vier 125 PS-Motoren ausgerüstet
ist; vier 40 t Triebwagen mit je vier 75 PS-Motoren und zwei 28 t Anhängewagen.
Sämtliche Fahrzeuge sind mit Zugsteuerung und selbsttätigen Luftbremsen versehen.
Ferner sind auch in den Anhängewagen Führerschalter und Führerbremsventile
eingebaut. Der mittels Scherenstromabnehmer von der Fahrleitung abgenommene Strom
wird durch Spartransformatoren auf die für die Motoren geeignete Spannung
erniedrigt. Diese Transformatoren sind auf dem Triebwagen in Oel gebettet, auf den
Lokomotiven dagegen, ebenso wie die Motoren mit Luftkühlung versehen.
Zur Bewältigung des Betriebes genügen für gewöhnlich einzelne Wagen, die mit einer
Geschwindigkeit von 72 km/Std. verkehren. Die bei Versuchen erreichte
Höchstgeschwindigkeit eines Motorwagens beträgt jedoch 100 km/Std. Die
elektrische Lokomotive hat in der Wagerechten bei 27 km/Std. Geschwindigkeit eine Zugkraft von
rd. 4000 kg, ihre größte Anfahrzugkraft beträgt 7700 kg. Es gelang mit ihr
gelegentlich einen Zug von 40 Güterwagen, von denen 28 beladen waren und der im
ganzen 1040 t wog, ohne Anstrengung zu rangieren.
Der Kraftverbrauch der Lokomotive während einer Beobachtungsdauer von 40 Tagen betrug
45 Wattstunden f. d. t/km. Ferner betrug die mittlere Stromlieferung des Kraftwerkes während 60
Tagen 43,6 Wattstunden f. d. t/km und während 30 Tagen bei günstigeren
Arbeitsverhältnissen 41,4 Wattstunden f. d. t/km. Die Energieaufnahme eines Motorwagens während
einer Versuchsdauer von 60 Tagen wurde mit 34,7 Wattstunden f. d. t/km ermittelt.
[Electric Railway Journal 1910, Bd. I, S. 101 – 102.]
Pr.
Die Warmwasser-Ueberstromheizung von Bolze.
Diese von der Zentralheizungswerke A.-G. in
Hannover-Hainholz ausgeführte Heizung fällt in das Gebiet der Warmwasserheizungen
mit Schnellumlauf, doch wird bei ihr der Wasserumlauf nicht durch dem Heizwasser
beigemischten Dampf herbeigeführt, wie dies bei den Heizungen von Recke oder Brückner
geschieht, sondern durch Pumpen künstlich erzeugt. Da die zur Verwendung gelangenden
Pumpen einfach und zuverlässig sein müssen, so kommen hierfür entweder mit Dampf von
0,15 bis 0,2 at arbeitende geräuschlose Pulsometer oder elektrisch betriebene
Kreiselpumpen in Betracht. Die verschiedenen möglichen Anordnungen dieser Heizung
werden durch die Fig. 1–3 veranschaulicht. Die treibende Wassersäule h der Heizung wird durch die beiden übereinander angeordneten offenen
Gefäße A und B auf dem
höchsten Punkt der Heizanlage bestimmt. Von diesen beiden Gefäßen steht das
Ueberstromgefäß A immer mit dem Vorlauf in Verbindung,
während in das zweite, das Rückstromgefäß 5, der Rücklauf einmündet. Die
Wasserhebevorrichtung hat das Wasser von B nach A zu fördern und dadurch die treibende Wassersäule h zu erzeugen. Während bei gewöhnlichen Heizanlagen
diese Wassersäule kaum 0,1 m beträgt, kann man sie bei Anwendung von Pumpen je nach
der Ausdehnung der Anlage auf 1 bis 5 m bemessen, und erreicht dadurch, daß die
Rohr- und Ventilquerschnitte nur etwa ¼–⅓ so groß werden wie bei den
gewöhnlichen Heizanlagen und daß man in der Anordnung der Heizkörper gegenüber dem
Heizkessel vollkommen unabhängig wird.
Textabbildung Bd. 325, S. 414
Fig. 1.
Textabbildung Bd. 325, S. 414
Fig. 2.
Textabbildung Bd. 325, S. 414
Fig. 3.
Bei der Anlage nach Fig. 1 ist der Kessel in den
Vorlauf e eingebaut und die Pumpe fördert das Wasser
aus dem Behälter B oder dem Rücklauf g nach dem Behälter A. Das
Wasser fließt sodann aus dem Behälter A durch die
Leitung e und den Kessel k
nach den Heizkörpern und über g nach B zurück. Wird mehr Wasser gefördert als durch die
Heizanlage strömen kann, so fließt der Ueberschuß durch das Ueberlaufrohr m nach B zurück, so daß
die treibende Wassersäule die festgesetzte Größe niemals übersteigen kann. Bei der
Anlage nach Fig. 2 ist hingegen der Kessel k in den Rücklauf g
eingefügt, während Fig. 3 zeigt, daß die Pumpe an
jeder beliebigen Stelle der Umlaufleitung, z.B. in dem Rücklauf neben dem Kessel
angebracht werden kann. In diesem Falle ist als Pumpe eine Kreiselpumpe angenommen,
die das Wasser in der Richtung der Pfeile bewegt. Für kleinere Anlagen sind diese
Pumpen besser geeignet als Pulsometer, für deren Betrieb man Niederdruckdampf in
einem besonderen Kessel erzeugen muß. Dieser kann allerdings auch den Dampf zum
Anwärmen des Heizwassers liefern. [Hildebrandts Zentralbl. der Pumpen-Industrie
1910, S. 89–90.]
H.
Betonzerstörung durch Schwefelwasserstoffgas.
Stephan untersuchte die zerstörten Proben des Putzes der
Betondecke eines Klärbassins, das in ihm eingeschlossene Klärwasser und die
Atmosphäre im Behälter, um die Ursache der Zerstörung festzustellen. Es zeigte sich,
daß die vorwiegend kohlensäurehaltigen Gase keinen oder nur geringen Einfluß auf die
Zerstörung der Putzdecke haben, während das stark schwefelwasserstoffhaltige
Klärwasser die Zerstörung bewirkt hat.
Alle Zerstörungserscheinungen an zementhaltigen Massen sind besonders in chemischen
Umsetzungen der Kalkverbindungen zu suchen. Ist Schwefelwasserstoff der angreifende
Stoff, so ist die Zersetzung des Betons in folgender Weise anzunehmen:
Kalziumhydrat und Schwefelwasserstoff zersetzt sich in Wasser und
Kalziumsulfid,
oder kohlensaurer Kalk und Schwefelwasserstoff zersetzt sich in
Kohlensäure, Kalziumsulfid und Wasser.
Das Kalziumsulfid verbindet sich mit Wasser und zerlegt sich in Kalziumhydrosulfid
und Kalziumhydrat, während anderseits Kalziumsulfid beim Zutritt von Sauerstoff sich
in Gips verwandelt. Durch diese chemischen Prozesse entstehen im Wasser leicht
lösliche Kalk-Schwefelverbindungen, die den Beton oder den Deckenputz aufweichen und
mürbe machen.
Diese Tatsache, daß die beschriebene Zerstörung durch Schwefelwasserstoff
verursacht ist, widerspricht der Erfahrung, nach der sich der Zement-Verputz in
Abort- und Jauchegruben gut hält. In diesen Gruben hat jedoch meist die frische Luft
womöglich noch infolge von Ventilation Zutritt, so daß sich der leicht spaltbare
Schwefelwasserstoff und der Sauerstoff der Luft in Wasser und Schwefel zerlegen.
Letzterer ist für Zementmörtel ungefährlich, da eine Weiteroxydation des Schwefels
in Gegenwart verwesender Stoffe unmöglich ist.
Ist aber wie in dem hier beschriebenen Falle bei einem gut abgedeckten Bassin der
Luftzutritt nur ungenügend, so bilden sich über den verwesenden Stoffen Gase
(Kohlensäure), die einen Oxydationsprozeß bei dem sich bildenden Schwefelwasserstoff
nicht zulassen, so daß die oben angegebenen chemischen Verbindungen zwischen dem
Schwefelwasserstoff und den Kalkverbindungen des Mörtels oder Betons entstehen, die
allmählich den Beton zerstören.
Als Schutz gegen diese Vorgänge empfahl Stephan einen
Anstrich des Betons mit Teer. Die beschädigte Decke wurde gründlich von den
Zersetzungsprodukten durch Abkratzen gereinigt und von neuem mit einer fetten
Mischung verputzt. Nach dem vollständigen Trocknen des Putzes wurde der Teeranstrich
aufgebracht, dessen vollständiges Eintrocknen abgewartet werden muß, bevor der
geschützte Beton schädlichen Einflüssen der Fäkalwässer ausgesetzt werden darf. (Stephan.) [Beton u. Eisen 1910, S. 24.]
Dr.-Ing. Weiske.
Elektrische Ventilator-Anlage auf Luftschacht Rheinelbe
I/II.
Die Gelsenkirchener Bergwerks-Aktiengesellschaft hat auf
ihrer Grube Rheinelbe I/II einen elektrisch betriebenen Ventilator aufgestellt, bei
welchem die Firma Brown, Boveri & Cie. ihr Verfahren zur verlustfreien
Geschwindigkeitsregulierung von Wechselstrom-Induktionsmotoren zur Anwendung
gebracht hat.
Die in Fig. 1 dargestellte Anlage besteht aus einem
Ventilator V für 8200 cbm minutliche Förderung bei 470
mm Wassersäule Unterdruck, welcher bei 363 Umdrehungen i. d. Min. erreicht wird. Da
diese Leistung erst in einigen Jahren erforderlich sein wird, so wird der Ventilator
zunächst nur mit 268 Umdrehungen i. d. Min. betrieben, wobei er 255 mm Unterdruck
erzeugt und minutlich 5500 cbm absaugt, während mit fortschreitendem Ausbau der
Grube Umdrehungszahlen und Unterdrucke allmählich gesteigert werden sollen, um
dementsprechend zunehmende Saugleistungen zu ermöglichen.
Um diese Geschwindigkeitsregulierung mit möglichst geringem Stromverlust durchführen
zu können, wird folgende nach dem Verfahren von Brown,
Boveri-Scherbius entworfene Antriebsanordnung verwendet: Der mit dem
Ventilator unmittelbar gekuppelte, an das vorhandene Drehstromnetz von 5000 Volt
Spannung und 50 Perioden i. d. Sek. angeschlossene Dreiphasen-Induktionsmotor M von 1000 PS Leistung wird in seiner Umdrehungszahl
von einer Regulier-Umformergruppe U beeinflußt, welche
aus einem Dreiphasen-Kollektormotor K von 200 KVA und
einem Asynchrongenerator G von 85 KW besteht und auf
folgende Art wirkt: Der Motor K ist mit dem Anker des
Hauptmotors M in Kaskade geschaltet; er nimmt dessen
Schlüpfenergie auf und treibt den auf das Netz arbeitenden und wie ein gewöhnlicher
Dreiphasen-Induktionsmotor ausgebildeten Asynchrongenerator G an. Durch die Maschine G wird andererseits
die Umformergruppe mit Hilfe des Anlassers A auf die
volle Geschwindigkeit gebracht.
Bei der Inbetriebsetzung wird zunächst die Maschine G des Regulier-Umformers U an das Netz
angeschlossen und durch allmähliches Kurzschließen des Anlassers auf volle
Geschwindigkeit gebracht. Hierauf wird der Hauptmotor M
mit seinem Anlasser F angelassen und dann durch den
Schalter S mit seinen Schleifringen auf den
Regulier-Umformer geschaltet. Die Umlegung des Schalters erfolgt selbsttätig, so daß
von dem Maschinenwärter nur die beiden Anlasser nacheinander bedient zu werden
brauchen. Sobald sich der Schalter umgelegt hat, kann man die Regelung der
Umdrehungszahl des Hauptmotors in ebenso einfacher Weise wie bei einer
Gleichstrom-Nebenschlußmaschine vornehmen. Zu diesem Zweck dient ein durch einen
Handschalter zu betätigender Erregertransformator, welcher die Erregung des mit
annähernd gleichbleibender Geschwindigkeit umlaufenden Kollektormotors K beeinflußt und eine Veränderung der Umdrehungszahl
des Hauptmotors M zwischen 363 und 268 Umdrehungen i.
d. Min. in 20 gleich großen Stufen ermöglicht.
Textabbildung Bd. 325, S. 415
Fig. 1.
Bei jeder Schalterstellung sind die Umlaufzahlen des Hauptmotors für alle Belastungen
nahezu unveränderlich; zwischen Leerlauf und Vollbelastung liegt eine
Geschwindigkeitsänderung von nur etwa 2 v. H. Man kann mit dieser Einrichtung somit
beliebige Leerlaufgeschwindigkeiten einstellen, was bei Widerstandsregulierung nicht
ohne weiteres möglich ist.
Die bei wenig schwankendem Betriebe vorgenommenen Messungen an dieser Anlage haben
folgende Mittelwerte ergeben:
Geschwindigkeit d. Haupt- motors
268,5
303,5
337,5
363
Umdreh.i. d. Min.
Leistung des Hauptmotors
370
550
760
950
PS
Wirkungsgrad der Anlage
82,5
86,0
88,5
–
v. H.
Zum Vergleich hiermit Wirk- ungsgrad bei
Wider- standsregulierung
67,0
76,0
84,5
–
v. H.
Eine erhebliche Verbesserung des ohnehin bereits sehr günstigen Wirkungsrades erzielt
man bei höheren Geschwindigkeiten und Leistungen dadurch, daß man den Motor von
Dreieck- auf Sternschaltung umschaltet. Dadurch kann man auch den Kollektor klein
halten.
H.
Die stärksten bis jetzt gebauten Wasserturbinen
Die Great Western Power Company hat in ihrem
Wasserkraftwerk am Feather-Fluß vier Turbinen von je 18000 PS Leistung aufgestellt,
die als die stärksten bis jetzt ausgeführten Turbinen besondere Beachtung verdienen.
Diese Turbinen übertreffen nicht nur die bis dahin größten 13500pferdigen Turbinen
des Werkes der Toronto Power Company an den
Niagarafällen um etwa 33 v. H., sondern sie benutzen nur je ein Laufrad, während die
13500pferdigen Turbinen als Doppelturbinen gebaut sind, in einem Laufrade also nur
6750 PS leisten. Die mit senkrechter Welle angeordneten Turbinen der Great Western Power Company sind als Francis-Turbinen mit innerer Beaufschlagung ausgeführt
und mit den Regulatoren von der J. P. Morris Company in
Philadelphia, Pa, entworfen, die auch die obenerwähnten 13500 pferdigen Turbinen
gebaut hat. Sie arbeiten mit 400 Umdr. i. d. Min. bei 157 m Gefälle und gehen auch
in bezug auf das Gefälle weit über die Grenzen hinaus, welche bis jetzt für Francis-Turbinen gegolten hatten. Die Laufräder dieser
Turbinen sind aus Spezialbronze hergestellt und werden von einem Spiralgehäuse aus
Gußstahl umschlossen, das für einen Druck von etwa 15,5 kg/qcm berechnet ist. Groß wie diejenigen
der Turbinen sind auch die Abmessungen der Leitschaufeln und der
Oeldruckregulatoren. Ueber alle Turbinen liegen jetzt die Ergebnisse der
Abnahmeversuche vor, bei welchen mit Belastungen, die nahe an die Vollast
heranreichten, Wirkungsgrade bis zu 89 v. H. erzielt worden sind. [American
Machinist 1910, S. 289 -292.]
H.
Wasserkraftanlage des Bewässerungswerkes am Snake
River.
In Verbindung mit den umfangreichen Bewässerungsanlagen, welche von dem United States Reclamation Service im Minidoka-Gebiete
des Staates Idaho errichtet werden, wird ein Wasserkraft-Elektrizitätswerk von 6000
KW-Normalleistung angelegt, welchem in erster Linie die Stromlieferung für zwei mit
Kreiselpumpen ausgerüstete Pumpwerke zufallen soll, derart, daß es fünf Monate des
Jahres mit voller Belastung, also mit einer Belastungsziffer = 1 laufen wird,
während in der übrigen Zeit Strom für andere Zwecke abgegeben werden kann. Aus dem
Snake River, dessen Wassermenge während der Schneeschmelze bis auf 1133 cbm i.
d. Sek. steigt, sonst aber sich annähernd gleichmäßig auf der Höhe von etwa 170 cbm
i. d. Sek. hält, wird das Wasser durch einen Erd- und Steindamm von 25,9 m größter
Höhe, 7,62 m Kronenbreite und etwa 200 m Gesamtlänge, der an den Ufern durch
Beton-Kernmauern gegen Unterspülungen gesichert ist, in einen Kanal abgeleitet, an
dessen Ende sich die Verteilschützen der Bewässerungsanlage befinden. An dem
entgegengesetzten Ende des Dammes ist als ein Teil des Maschinenhauses eine 61 m
lange, 18 m hohe Staumauer aus Beton angelegt, die mit fünf Flutschützen von 2,4 ×
3,6 m Weite versehen ist und in welcher zehn Oeffnungen für den Anschluß der
Turbinendruckrohre ausgespart sind. Diese Oeffnungen lassen sich mit elektrisch
angetriebenen Schützen verschließen und vom Schaltbrett des Werkes einstellen, wobei
zur Verminderung des Wasserdruckes die Druckrohre vorher mit Hilfe von kleinen
Schiebern gefüllt werden können.
In dem Turbinenhause sind vorläufig fünf große und zwei Erregergruppen aufgestellt.
Die großen Einheiten bestehen aus senkrechten Francis-Turbinen, welche bei 13,72 m Nutzgefälle bis zu 2000 PS leisten können
und deren einfache Laufräder 1333,5 mm Durchmesser haben. Die Turbinen sind mit
Leitschaufelregulierung versehen und ihre in das Unterwasser hinabreichenden
Saugrohre sind so eingerichtet, daß sie verhältnismäßig leicht abgenommen und
gegebenenfalls aus dem Bereich des durch die unmittelbar unter ihnen befindlichen
Flutschützen mit großer Geschwindigkeit hindurchströmenden Wassers gebracht werden
können. Mit jeder Turbine ist ein Drehstromerzeuger von 2300 Volt und 1200 KW
unmittelbar gekuppelt. Die beiden Erregergruppen sind ähnlich gebaut, haben je 120
KW Leistung und sind ebenso wie die großen Maschinengruppen mit Druckölregulatoren
versehen. Bemerkenswert bei den großen Maschinen ist noch, daß das annähernd 20000
kg betragende Gewicht der umlaufenden Teile von einem einzigen aus zwei gußeisernen
Platten mit Schmiernuten bestehenden Halslager ohne jede Druckölschmierung getragen
wird, umsomehr, als die Maschinen, wie oben erwähnt, unter hoher Dauerbelastung zu
laufen haben.
Die Fernleitung, mit welcher der auf 33000 Volt gebrachte Strom nach zwei Pumpwerken
übertragen wird, ist vorläufig nur 33,6 km lang. An der Verbrauchstelle wird die
Spannung auf 2000 Volt herabgesetzt. [The Engineering Record 1910, I, S. 45–48.]
H.