Titel: | Die Arbeitsmaschinen der Malztennen. |
Autor: | C. Guillery |
Fundstelle: | Band 325, Jahrgang 1910, S. 453 |
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Die Arbeitsmaschinen der Malztennen.
Von C. Guillery, königl. Baurat.
(Schluß von S. 438 d. Bd.)
Die Arbeitsmaschinen der Malztennen.
Textabbildung Bd. 325, S. 453
Fig. 8. Frei fahrbarer Tennengrünmalzwender D. R. P. der G. m. b. H.
Nürnberger mechanische Grünmalzwender-Anlagen.
Die G. m. b. M. Nürnberger mechanische
Grünmalzwender-Anlagen in Nürnberg benutzt zum gleichmäßigen Ausbreiten des
in der Mitte stärker wachsenden Haufens keimender Gerste eine besondere Einrichtung,
den aus zwei endlosen, mit Schaufeln besetzten, von der Mitte nach den Seiten zu
arbeitenden Ketten bestehenden „Keimbeetausbreiter“. Der äußerlich ähnlich
dem Maffeischen gebaute Grünmalzwender dieser Fabrik
läuft ebenfalls auf glatten Schienen, indessen werden zu seiner Fortbewegung
unterhalb der Laufschienen angeordnete Zahnstangen benutzt. Die aus bestem
verzinnten Stahlblech bestehenden Schaufeln, auf deren Ausführungsart gesetzlicher
Schutz besteht, greifen mit elastischen Zinken in das Keimgut ein. Zur Fortbewegung
des ganzen Wenders und zur Bewegung der
Wendeschaufeln dient ein Elektromotor von insgesamt 1½–2 PS Leistung. In 25 Minuten
wird eine Masse von 200 Zentner Gewicht gewendet. Im Leerlauf wird eine Strecke von
15 m Länge in einer Minute zurückgelegt. Die Ausschaltung am Ende der Bahn erfolgt
ebenfalls selbsttätig. Für die Rückfahrt werden die Schaufeln mittels eines
Handgriffs umgestellt und die Schaufelstangen Werden durch Drehen eines Handrades
nach der entgegengesetzten Seite gebracht.
Eine vollständige, aber schon bei längerer Benutzung in einer bayerischen
Malzfabrik bewährt gefundene Neuerung stellt fernerhin der frei laufende Tennen-Grünmalzwender (Fig.
8) desselben Werkes dar. In Prag und in Olmütz sind mittlerweile Wender
gleicher Bauart in Betrieb genommen worden. Die Vorrichtung kann sich mit
verschiedenen Geschwindigkeiten, von 1,2–3 m/Min., durch das Keimbeet hindurchbewegen, wobei
durch eine sorgfältige, in der Abbildung ersichtliche, bis auf den Boden reichende
Umhüllung der Laufräder, mit vorderen und hinteren keilförmigen Schneiden für jede
Fahrrichtung, einer Verletzung der Körner vorgebeugt ist. Der Antrieb der Schaufeln
ist so eingerichtet, daß dadurch die Bewegung einer Handschaufel möglichst genau
nachgeahmt wird. Nach der Ankunft des Wenders am Ende der Tenne wird die in einem
besonderen Gestell untergebrachte Schaufelvorrichtung nebst Antrieb um 180° gedreht
und der Wender fährt alsdann in entgegengesetzter Richtung zurück, wobei die
Schaufeln wieder in gleicher Weise wie früher betätigt werden, oder diese werden
mittels einer Auslösevorrichtung außer Tätigkeit gesetzt und der Wender wird im
Leerlauf mit einer Fahrgeschwindigkeit von etwa 7 m/Min, zum Anfang der Tenne
zurückgeführt. Für gewöhnlich wird der Leerlauf vermieden, bis die Arbeit beendet
ist. Zur Bedienung des Wenders genügt wieder ein Mann,
der auf einem rückwärtigen Tritt steht, von dem aus er das Arbeitsfeld gut übersehen
kann, und von hier aus den Wender nach Bedarf steuert. Die Breite des auf einmal
gewendeten Streifens beträgt 1,2 bis 2 m. Die Größe des Wurfes, und damit die Stärke
der Durchlüftung des Keimgutes, wird durch mehr oder weniger schnelle Bewegung der
Wendeschaufeln, entsprechend dem Grade des Fortschreitens der Keimentwicklung
geregelt. Die gesamte von einem Elektromotor gelieferte Betriebskraft beträgt nur ½
PS.
Textabbildung Bd. 325, S. 453
Fig. 9. Selbsttätig arbeitender Wender für Darrmalz, D. R. P., von Miller
& Hetzel, G. m. b. H.
Eine den vorerwähnten verwandte, ganz selbsttätig arbeitende, auf der Ausstellung im
Betriebe vorgeführte Einrichtung von Miller & Hetzel G.
m. b. H. in München, zum Wenden des Malzes auf der
Darre, zeigt Fig. 9. Der Antrieb des
Wenders erfolgt hier mittels einer Kette, unter Zuhilfenahme einer Zahnstange für
die Fortbewegung. In den Endlagen bewirkt der Wender nach erfolgter Umsteuerung der
Bewegungsrichtung mehrere Drehungen auf der Stelle, bevor die rückläufige Bewegung
eingeleitet wird. Es wird hierdurch erreicht, daß das Malz auch an den
äußersten Enden des Darrbodens ohne jede Nachhilfe von Hand vollständig gewendet
wird. Alle Lager innerhalb der Darren sind mit Graphitschmierung versehen, um jede
Verunreinigung des Malzes zu vermeiden.
Textabbildung Bd. 325, S. 454
Fig. 10. Wendeapparat von Topf.
Textabbildung Bd. 325, S. 454
Fig. 11.
A Malzsilos. – B Dampfkessel mit
Rostbeschicker „Katapult“. – C Wendeapparat. – D Quellstöcke. – E
Kühlturm. – F Keimkasten. – G Schiebebühne für den Wendeapparat. – H
Dampfmaschine. – J Ventilatoren. – K Pumpe. – L Grünmalzelevator.
Der Grünmalzwender von J. A. Topf & Söhne in Erfurt, Patent Gabsch (Fig. 10 u. 11) arbeitet mit Ober -und Unterstich, d.h. mit zwei
verschiedenartig gestalteten, an schwingenden Rahmen befestigten Schaufelsystemen.
Die kleineren Schaufeln auf der rückwärtigen Seite des schwingenden Rahmens stechen
das Gut von dem Haufen ab und befördern es nach unten und vorwärts, während die auf
der vorderen Seite befindliche eigentliche Arbeitsschaufel das Gut zerstreuend in
die Höhe wirft. Die Schaufeln erhalten, wie aus Fig.
10 zu ersehen ist, eine eigenartige Bewegung mittels eines durch einen
Schneckentrieb von einem Elektromotor aus angetriebenen Exzenters mit zwei kurzen,
in einem Körper vereinigten Exzenterstangen. Der obere
Rahmenteil schwingt um den an dem Maschinengestell befestigten Drehzapfen c. Außer durch die beiden kurzen Exzenterstangen ist
der Schaufelhalter mit dem oberen Rahmen noch durch die Gelenkstange e f verbunden.
Die Haupt- oder Exzenterwelle a, sowie die Stützwelle
c sind festgelagert. Erstere wird durch den Motor
mittels des Schneckenvorgeleges b angetrieben und macht
etwa 60 Umdrehungen i. d. Min. Die Bolzen d, e, f, g
sind beweglich und bilden die Ecken eines Parallelogramms, welches sich bei der
Bewegung der Schaufel stetig verschiebt. In der in Fig.
10 punktiert angegebenen Stellung der Schaufel beginnt der Einstich in das
Wendegut. Die ganze Maschine ist in einen Rahmen aus Formeisen eingebaut. Die
Transportwelle k, auf welcher die Räder i sitzen, wird während des Wendens durch das
Kegelräderpaar l, die Zwischenwelle m und das Schneckenrad n
nebst Schnecke betätigt. Beim Leerlauf des Wenders wird dieses Getriebe
ausgeschaltet und die Transportwelle k wird alsdann
durch die Kettentriebe o und p bewegt. Damit die Schaufel beim Leergang des Wenders das bereits
gewendete Grünmalz nicht streift, wird die Verschraubung q alsdann gelöst und die Arbeitsschaufel in eine entsprechend angeordnete
Aufhängevorrichtung eingehängt.
Für die Arbeitsweise mit Ober- und Unterstich wird besondere Genauigkeit in Anspruch
genommen, indem die Schichtung der bearbeiteten Keimgutmasse dadurch umgekehrt wird.
Trotzdem wird der Wert des Doppelstichs nach eigener Angabe der Fabrik verschieden beurteilt.
Bei den neuen Tennenanlagen der Malzfabrik Kalscheuren
bei Köln hat sich indessen ein Wender dieser Bauart so gut bewährt, daß eine
Nachbestellung erfolgt ist. Der Wender arbeitet entweder mit „Wanderhaufen“
oder mit Einzelhaufen. Im ersten Falle wird das Keimgut an einem Ende des
langgestreckten Keimkastens aufgegeben und wandert in diesem unter der wiederholten,
stets in derselben Richtung erfolgenden Tätigkeit des Wenders nach dem anderen Ende,
an dem es am achten oder neunten Tage als fertiges Grünmalz ankommt und dann mittels
Saugluft auf den Darrboden befördert wird.
Bei der Arbeit mit Einzelhaufen betätigt sich der Wender nacheinander in beiden
Richtungen und ist zu diesem Zwecke mit einer Vorrichtung zur Umstellung der
Schaufeln versehen. Die Keimgutmasse wird in diesem Falle hin und her bewegt und
verbleibt schließlich im großen und ganzen an ihrem ursprünglichen Platze, nur mit
veränderter Schichtung. Diese Einrichtung kommt nur für Großbetriebe in Frage, bei
denen täglich ein ganzer Kasten gefüllt und wieder entleert werden kann. Zur
Fortbewegung des Wenders dient ein Zahnstangentrieb, die Stromabnahme erfolgt
ähnlich wie bei Straßenbahnwagen von einer an der Decke entlang geführten Leitung
aus. Die erforderliche Betriebskraft zur Fortbewegung des Wenders und zur Betätigung
der Schaufeln beträgt 1 PS auf 1 m Tennenbreite. Das Getriebe zur Fortbewegung des
Wenders kann auf ein Vorrücken von 1–4 cm für jeden Wurf der Schaufeln eingestellt
werden. Die Bewegungseinrichtung für die Schaufeln ist, wie auch sonst üblich, so
getroffen, daß die einzelnen Schaufeln in gleichmäßigen Zeitabschnitten nacheinander
in Wirksamkeit treten, so daß Druckausgleich stattfindet.
Die Wendemaschinen sind alle noch verhältnismäßig neu und in steter
Vervollkommnung begriffen, so daß sich heute über die Bewährung aller Einzelheiten
noch kein Urteil fällen läßt, nur ist es sicher, daß die Anlagekosten bei
einigermaßen bedeutenden Betrieben bald gedeckt werden. Die Bedienung der Wender ist
einfach, die Betriebskosten sind gering, das Keimgut wird geschont, es wird nichts
zertreten, es brauchen keine Gänge freigehalten zu werden und die Schüttung kann
höher erfolgen, so daß die Tennenräume weit besser ausgenutzt werden und schließlich
erfolgt die Wendearbeit dadurch weit gleichmäßiger und zuverlässiger als von
Hand.
Eine namentlich für mittlere und kleinere Betriebe bei Neuanlagen oder Vergrößerungen
unter beschränkten Raumverhältnissen viel versprechende, aber auch in den größten
Betrieben infolge der großen Raumersparnis anscheinend mit Nutzen zu verwendende
Neuerung ist die Grünmalz-Keimmaschine Bauart Plischke des Metallwerks J.
Göggl de Sohn in München, Die Einrichtung
besteht in einem mit der ausgeweichten Gerste zu beladenden breiten Bande aus
Drahtnetz, das sich in geschlossenem Kreislauf langsam von oben nach unten durch
verschiedene Höhenlagen hindurch bewegt. An den Wendepunkten stürzt das Keimgut auf
den zunächst unteren Teil des endlosen Bandes ab, bewegt sich hier weiter, stürzt
wieder ab und wird schließlich durch ein Becherwerk in die Höhe geschafft. Die
Einrichtung hat sich schon in mehrmonatlichem Betriebe in einer Münchener
Großbrauerei als durchaus brauchbar erwiesen, indessen ist das letzte Wort in der
Vervollkommnung der Einzelheiten noch nicht gesprochen und sind deshalb Zeichnungen
und Abbildungen zurzeit noch nicht erhältlich.
Die Brauerei-Ausstellung konnte keinen Zweifel darüber lassen, daß der von
leistungsfähigen Werken getragene mechanische Betrieb der Tennenarbeit sich
durchsetzt.