Titel: | Polytechnische Rundschau. |
Fundstelle: | Band 325, Jahrgang 1910, S. 527 |
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Polytechnische Rundschau.
Polytechnische Rundschau.
Versuche an einem Wirbelstrom-Ueberhitzer.
An einem Wirbelstrom-Ueberhitzer von Kopplin, über
welchen in D. p. J. 1907, Heft 23 berichtet worden ist, sind kürzlich einige
Versuche ausgeführt worden. Der Ueberhitzer hatte eine äußere Heizfläche von 5,84 qm
und war hinter dem Unterkessel eines kombinierten Flammrohrröhrenkessels von 60 qm
eingebaut. Nachstehend sind die Versuchsergebnisse zusammengestellt. Danach lieferte
der Ueberhitzer, dessen Heizfläche nur etwa 10 v. H. der Kesselheizfläche betrug,
eine Ueberhitzungstemperatur von nahezu 300° C. Die Kesselbelastung war bei den
Versuchen von 530–700 kg Dampf in der Stunde verändert worden.
I
II
III
Mittlerer abs. Druck vor dem Ueberhitzer at
8,65
8,30
8,10
Mittlere Temperat. hinter d. Ueberhitzer ° C
296,4
291,3
296,8
Temperatur des gesättigt. Kesseldampfes „
172
171
170
Gastemperatur vor dem Ueberhitzer „
709
718,5
741
„ hinter
„ „ „
515
528
563
Stündliche Speisewassermenge kg
528
569
704
„ „ auf 1 qm
Heizfl.
8,80
9,48
11,74
Gesamtwärme d. überhitzt. Dampfes WE
730
727,8
731
Mittlere Dampfgeschwind, im Ueberhitzer m
3,44
4,05
5,25
Wärmedurchgang für 1 qm Ueberhitzer- fläche und
Stunde WE
5910
6230
8130
(E. Lewicki.) [Zeitschrift f. d.
gesamte Turbinenwesen 1910, Heft 7.]
M.
Rohrbruchventil.
Textabbildung Bd. 325, S. 527
Fig. 1.
Das in Fig. 1 dargestellte Rohrbruchventil von Pongracz & Bock in
Wien hat eine Anzahl neuartiger Eigenschaften. In der der ganzen Länge nach
durchbohrten und mit Hilfe der in dem Handrad a
angeordneten Gewindemutter b in der bekannten Weise
verstellbaren Spindel c des Absperrventils d ist eine zweite Spindel e geführt, welche an ihrem unteren Ende ein kleines Turbinenrad f und das Selbstschlußventil g trägt. Diese Spindel wird in der Ruhelage durch eine Feder h an ihrem oberen Ende nach abwärts gedrückt. Tritt nun
infolge eines Rohrbruches oder dergl. eine zu starke Steigerung der
Dampfgeschwindigkeit ein, so wird das Ventil g durch
den Dampf wie bei jedem anderen Selbstschlußventil angehoben, wobei die Federkraft
h überwunden wird. Das Ventil schlägt aber nicht
auf den Sitz auf, sondern wird in seiner Aufwärtsbewegung dadurch zunächst gehemmt,
daß das obere kegelige Ende der Spindel e in eine
entsprechende Kegelöffnung der Gewindespindel i
eintritt. Durch die auf diese Weise stark verengte Oeffnung des Ventils strömt nun
der Dampf noch weiter aus, trifft aber hierbei auch das Turbinenrad f und leitet so eine Drehung des Ganzen ein, wobei das
Ventil g langsam auf den Sitz aufgedrückt wird.
Schließt man das Absperrventil, so öffnet sich das Selbstschlußventil wieder von
selbst. Damit die Drehung des Selbstschlußventils erst nach dem ersten Anheben
eintritt, wird es in der Ruhelage durch eine Kupplung auf der Spindel k festgehalten.
Die Konstruktion hat somit zunächst den Vorteil, daß das Selbstschlußventil nicht
stark auf seinen Sitz aufschlägt und diesen beschädigt. Ferner schließt es sich
nicht vollständig, wenn es z.B. durch unvorsichtiges Handhaben des Absperrventils
zur Wirkung kommt, sondern es kehrt sofort wieder in seine Ruhelage zurück, wenn der
Druckunterschied, der seine Bewegung veranlaßt hat, aufhört, infolgedessen wird eine
Betriebsstörung, die sonst bei ungewollter Tätigkeit des Selbstschlußventils
eintreten würde, vermieden. Das Ventil eignet sich also besonders für solche
Anlagen, bei denen man bisher wegen der stoßweisen Dampfentnahme Rohrbruchventile
nicht anwenden konnte.
H.
Einschienenbahn.
In London ist im vergangenen Mai ein neuer Einschienenzug, bei dem Kreisel zur
Aufrechterhaltung des Gleichgewichts dienen, vorgeführt worden. Der Entwurf dazu
stammt vom Gouverneur von Kostroma an der Wolga, P.
Schilowsky, her. Die Kreisel sind bei diesem Zug auf besonderen kleinen
Wagen aufgestellt, von denen einer zwischen zwei Wagen ohne Kreisel in den Zug
eingestellt wird. Gezogen wird der Zug von einer einschienigen Dampflokomotive,
deren Kessel auch die kleinen einzylindrigen Dampfmaschinen zum Antrieb der Kreisel
mit Dampf versorgt. Die Kreisel drehen sich um eine senkrechte Achse, während die
Scherlschen und Brennanschen sich um die wagerechten Achsen drehen, wodurch die
selbsttätige Schmierung der Lager erleichtert wird. Die senkrechte Drehachse ist in
einem Rahmen gelagert, der sich seinerseits um eine wagerechte, quer zum Gleis
stehende Achse drehen kann.
Auf den Gleichgewichtswagen ist außer dem Kreisel ein schweres Pendel aufgehängt, das
bei Kippbewegungen des Wagens seitlich ausschwingt. Dieses Pendel greift dabei in
einen Zahnbogen ein, der wiederum auf eine ständig von der Dampfmaschine in Drehung
versetzte Achse einwirkt. Eine Verbindungsstange zwischen der Achse und der
Kreiselachse bringt dabei die letztere aus ihrer Gleichgewichtslage, wodurch der
Kreisel veranlaßt wird, das Gleichgewicht des ganzen Wagens wieder herzustellen.
Nach übereinstimmenden Berichten verschiedener Zeitungen scheint übrigens Aussicht zu
bestehen, daß in Alaska in nächster Zeit eine größere Einschienenbahn von etwa 180
km Länge nach dem System Brennan erbaut wird. [Zeitung
des Vereins deutscher Eisenbahnverwaltungen 1910, S. 969.]
Die Talsperre und das Ueberland-Kraftwerk bei
Straschin-Prangschin, Kreis Danziger Höhe.
Die von dem Kreis Danziger Höhe als Bauherrn ausgeführte Anlage ist in erster Linie
dazu bestimmt, das Mitführen von Sand durch die Radaune, wodurch bisher in den
Zeiten des Hochwassers große Ueberschwemmungen verursacht wurden, dauernd zu
verhindern, also als Sandfang zu dienen. Um eine bessere Verzinsung der Anlage zu erreichen, wurde
die Ausnutzung der durch den Stau gewonnenen Wasserkräfte in Betracht gezogen. Die
Talsperre selbst befindet sich in einem natürlichen Talkessel der Radaune. Sie wird
durch einen 18 m hohen und an der Sohle 80 m breiten Erddamm gebildet, dessen aus
Geschiebemergel bestehender, am Fuß 24 m breiter Kern auf dem tragenden Untergrund,
einem tonhaltigen grauen Geschiebemergel, aufruht. Durch diesen Damm wird ein Becken
von 70 ha Wasserfläche und 4 km Länge angestaut, dessen Inhalt etwa 3,4 Millionen
cbm beträgt. Die Radaune wird dadurch um 14,5 m angestaut, wobei das überschüssige
Wasser selbsttätig durch einen mittels Ueberfallwehres zugängliches Umflutkanal
abgeleitet wird. Im Inneren des Dammes ist ferner ein bis zu 20 cbm i. d. Sek.
ableitender Grundablaß, bestehend aus einem an beiden Enden mit Absperrschiebern
versehenen eisernen Rohr von 1500 mm 1. W. eingebettet, welcher von oben her auch
bei gestautem Wasserspiegel zugänglich ist.
Bei der Größe der in Betracht kommenden Wassermengen ist es allerdings nicht möglich,
die Talsperre, neben ihrer eigentlichen und durchaus erfüllten Bestimmung als
Sandfang, in nennenswertem Maße auch als Hochwasserschutz zu benutzen. Die
Hochwassermengen, welche bis zu 22 cbm i. d. Sek. betragen, müssen in der Hauptsache
ungenutzt abfließen, wofür hauptsächlich der Umflutkanal angelegt worden ist.
Dagegen eignet sich die Talsperre sehr wohl als Ausgleichsbecken für ein
Wasserkraftwerk, welches für die etwa 4–5 cbm i. d. Sek. betragende mittlere
Abflußmenge bemessen ist, und dessen Leistung dauernd aufrecht erhalten werden kann,
trotzdem die Abflußmenge im Sommer auch auf 2,15 cbm i. d. Sek. sinkt. Das an den
Staudamm unmittelbar angebaute Wasserkraftwerk arbeitet mit einem durchschnittlichen
Gefälle von 13,7 m. Es wird aus zwei durch den Damm hindurchführenden, 1800 mm
weiten Rohren aus Eisenbeton gespeist, an deren vorderen Enden sich hinter den 3,5 m
breiten Einlaufrechen eiserne Schützen von je 3,5 m lichter Durchflußweite befinden,
und an deren hinteren Enden schmiedeiserne, mit einem Freilaufabzweig von 800 mm 1.
W. versehene Rohre anschließen. Die Turbinen sind als wagerechte Zwillings-Francis-Turbinen mit Blechgehäusen ausgeführt und für
eine größte Wassermenge von je 5,19 cbm i. d. Sek. bei 13,7 m Gefälle bemessen. Sie
liefern bei
voller
Beaufschlagung
740
PS
und
78
v. H.
Wirkungsgrad
,
0,77
„
592
„
„
81
„
„
,
0,60
„
444
„
„
78
„
„
.
Bei dem kleinsten in Betracht kommenden Gefälle von 10 m leistet jede Turbine mit
0,89 Beaufschlagung noch immer 375 PS bei 300 Umdrehungen i. d. Min. und erzielt
dabei 76 v. H. Wirkungsgrad.
Die Turbinen sind mit Drehschaufelregulierung versehen, die von einem von der
Turbinenwelle angetriebenen, auf elektrischem Wege in der Umlaufzahl veränderlichen
Regulator beeinflußt wird, und sind, ebenso wie die Schützen des Einlaufbauwerkes
mit Rechen usw. von J. M. Voith in Heidenheim
gebaut.
Die elektrische Ausrüstung des Werkes umfaßt außer zwei Drehstromerzeugern für 8000
Volt bei 300 Umdrehungen i. d. Min, mit Magneträdern von 2000 mm ⌀ und damit
verbundenen Erregermaschinen von je 8,8 KW Leistung eine umfangreiche
Fernleitungsanlage, die in einem Teile mit 15000 Volt, sonst nur mit 8000 Volt
Spannung betrieben wird. Die Gesamtlänge der Fernleitungen beträgt jetzt etwa 105
km. An das Netz sind 18 Ortschaften mit 214 Stromabnehmern, 17 Gutsbezirke, zwei
einzelne Gehöfte und zwei Schöpfwerke mit insgesamt 648,7 KW Gesamt-Anschlußwert
angeschlossen. (Behrendt, Bökenkamp & Rößler.) [Zeitschr. d. Vereins deutsch. Ingenieure
1910, S. 1079–1094.]
H.
Einfluß der Verzinkung auf die Festigkeit von Drähten.
Nach Versuchen von Winter und Speer schädigt die heiße Verzinkung häufig die Festigkeitseigenschaften
der Drähte und besonders ihre Verwendungsfähigkeit. Winter führt diese Erscheinung auf Grund chemischer und metallographischer
Untersuchungen darauf zurück, daß im heißen Zinkbade das Gefüge des Drahtmaterials
sich ändert und zwischen dem Eisen und dem Zinküberzug eine spröde
Eisenzinklegierung sich bildet. Bei Verarbeitung solcher Drähte zu Förderseilen
leidet die Sicherheit des Betriebes. Um diesem Mangel vorzubeugen, muß die
Verzinkung innerhalb des engbegrenzten, günstigen Temperaturgebietes vor sich gehen,
bei dem die feste Verbindung des Zinks mit dem Eisen und die gewünschte Dicke der
Zinkschicht erreicht wird, aber Gefügeänderungen des Drahtmaterials nicht eintreten.
Größere Sicherheit bietet die elektrolytische Verzinkung, bei der das Zink auch gut
am Eisen haftet und eine gleichmäßigere Zinkschicht erzielt wird, ohne daß die bei
dem Prozeß herrschende Temperatur von etwa 30° C Gefügeänderungen im Gefolge hat.
Dazu kommt, daß der bei elektrolytischer Verzinkung erzielte Ueberzug größeren
Widerstand gegen mechanische und atmospärische Einflüsse besitzt, der bei der
Feuerverzinkung durch die unvermeidlichen Verunreinigungen des Zinkes beeinträchtigt
ist.s. D. p. J. 1905,
Bd. 320, S. 746. Szirmay,
„Vergleichsversuche mit Eisen- und Stahlwaren auf heißem und
elektrolytischem Wege verzinkt“.
(Winter.) [Vortrag auf dem V. Internationalen Kongreß
für Bergbau, Hüttenwesen, angewandte Mechanik und praktische Geologie zu Düsseldorf
1910.]
ε