Titel: | Polytechnische Rundschau. |
Fundstelle: | Band 325, Jahrgang 1910, S. 542 |
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Polytechnische Rundschau.
Polytechnische Rundschau.
Die Abdampf-Turbogeneratoranlage auf Zeche „Fröhliche
Morgensonne“.
Die Anlage, von der Gutehoffnungshütte gebaut und Anfang
1908 in Betrieb genommen, wird von dem Abdampf von 13 größeren und kleineren
Kolbendampfmaschinen des Zechenbetriebs gespeist. Die Sammelleitung zur Turbine hat
einen Durchmesser von 1 m; in dieselbe münden die einzelnen Abdampfleitungen der
Maschinen, die eine Gesamtlänge von 500 m haben und sorgfältig isoliert sind. Vor
dem Eintritt in den Wärmespeicher „System Gutehoffnungshütte-Rateau“ durchströmt der Dampf ein
Sicherheitsventil zur Verhütung eines höheren Druckes als 0,2 at in der
Abdampfleitung und einen Oelabscheider. Die zwei Wärmespeicher haben einen
Durchmesser von 8 bezw. 3 m; der Abdampf strömt aus ihnen gleichmäßig der Turbine
zu. Diese ist eine Abdampfturbine von 1650 KW Leistung mit 1500 Umdrehungen i. d.
Min. Sie ist eine vielstufige Reaktionsturbine mit Dampfzuführung in der Mitte und
Abströmung nach beiden Seiten, so daß eine besondere Entlastung des Achsialschubes
unnötig wird. Das vordere Lager ist Traglager und Kammlager zugleich zur genauen
Einstellung des Rotors. Der hintere Lagerbock nimmt das zweite Turbinenlager, das
vordere Generatorlager und die elastische Kupplung auf. Die Lagerschalen mit
Weißmetallfutter besitzen durch ihre kugelige Stützung eine gewisse
Beweglichkeit.
Der Dampfzutritt zu der Turbine erfolgt durch Doppelsitzventile mit besonderen
Abschlußflächen, welche bei allen
Belastungsänderungen eine exakte Regulierung gestatten. Die Ventile werden durch
einen Druckölservemotor vom Regulator aus für jede Belastung eingestellt. Die
Geschwindigkeitsunterschiede bei Leerlauf und Vollbelastung betragen etwa 2 v. H.
Die Turbine besitzt Zentralschmierung mittels Drucköl, das bei seinem Kreislauf
gereinigt und gekühlt wird. Beim Versagen der Oelpumpe wird auch selbsttätig die
Steuerung der Maschine abgestellt und diese stillgesetzt, da für die Steuerung ein
bestimmter Oeldruck erforderlich ist. Der Abdampf der Turbine wird in einem
Gegenstromoberflächenkondensator von 1000 qm Kühlfläche niedergeschlagen. Hier- zu
gehört eine Kühlwasserzentrifugalpumpe von 1360 cbm stündlicher Leistung, die
von einem 100 PS-Elektromotor angetrieben wird. Die Luftpumpe hat 600 mm
Zylinderdurchmesser und 400 mm Hub und wird mittels Riemen von einem 45
PS-Elektromotor angetrieben. Die Kondensatpumpe wird von einem 6,5 PS-Elektromotor
angetrieben.
Der von dem Turbogenerator erzeugte Drehstrom dient hauptsächlich zum Betriebe einer
unterirdischen Wasserhaltung, die minutlich 8 cbm Wasser auf 525 m Höhe zu fördern
hat. [Zeitschrift f. d. gesamte Turbinenwesen 1910, S. 241.]
M.
Ueber Trockenelemente.
Auf der 16. Hauptversammlung der American Electrochemical
Society wurde eine Abhandlung von Charles F.
Burgess und Carl Hambuechen verlesen, in der
über die Eigenschaften der gebräuchlichen Trockenelemente und über die
Anforderungen, denen sie genügen sollen, ein sachgemäßes Urteil gefällt wird.
Man braucht Trockenelemente im Fernsprechwesen, zur elektrischen Zündung von
Explosionsmotoren, zum Betrieb elektrischer Klingeln usw.
Ein Trockenelement soll eine lange Lebensdauer, geringen inneren Widerstand, geringe
Polarisation haben und sich nach größerer Stromentnahme rasch erholen. Ferner muß
das Gefäß wasserdicht sein, der Widerstand soll mit sinkender Temperatur möglichst
wenig steigen, das Element soll sich in den Stromkreis leicht einschalten lassen und
schließlich soll es auch gefällig aussehen.
Trotzdem in den Vereinigten Staaten jährlich etwa 40 Millionen Trockenelemente
hergestellt werden, hat man doch bisher die chemischen und physikalischen
Eigenschaften der beim Aufbau von Trockenelementen gebrauchten Stoffe wenig
untersucht.
Etwa ⅘ aller in Amerika gefertigten Trockenelemente haben einen walzenförmigen
Zinkbehälter von 15 cm Höhe und 6 cm ⌀, der zugleich als Zinkpol dient. Der Kohlepol
ist ein Kohlenstab, der nicht ganz bis zum Boden reicht, oben mit Pech abgedichtet
ist und am Kopf eine Messingkappe oder -Schraube als Polklemme trägt. Die Füllung
der meisten Elemente hat durchschnittlich die Zusammensetzung: 5 kg Braunstein, 5 kg Retortenkohle
oder Graphit (oder auch beide zusammen), 1 kg Salmiak, ½ kg Chlorzink. Die
Wassermenge ist von der Trockenheit der genannten Stoffe, ihrer Feinheit und der Art
der Papierauskleidung usw. abhängig. Oft gibt man noch Stärke und andere Stoffe zu,
um die Füllung teigig zu machen und die Berührung mit dem Zink zu verbessern.
Der Braunstein (gekörnt oder gepulvert) soll mindestens 85 v. H. Mangandioxyd (Mn O2) und weniger
als 1 v. H. Eisen enthalten. Der Braunstein wird mit gepulverter oder gekörnter
Kohle gemischt (Retortenkohle, Koks, Petroleumkoks, gemahlene Bogenlichtkohlen).
Durch die Art der gewählten Kohle werden die Eigenschaften des Elements wesentlich
beeinflußt. Der Salmiak muß sehr rein, trocken und fein gemahlen sein, um sich innig
mit der Kohle und dem Braunstein zu mischen. Das Zinkchlorid soll ebenfalls sehr
rein und frei von Eisen sein; ebenso muß zum Zinkpol möglichst reines Zinkblech
genommen werden. Die Kohle wird mit einer Papierschicht umgeben, die mit einer
Lösung von Chlorzink und Salmiak getränkt ist.
Der Verbrauch an Zink ist immer größer, als der Stromentnahme entspricht, weil
Lokalströme nicht ganz zu vermeiden sind. Wenn etwas von dem Zinnlot ins Element
gerät, so schadet das lange nicht so viel, als wenn Kupfer hineingelangt, das sich
auf dem Zink niederschlägt und mit ihm eine galvanische Kette bildet. Eine kleine
Menge Kupfer kann ein neues Element in weniger als 24 Stunden verderben; das Zink
wird dabei so zerstört, als wenn das Element bis zur äußersten Erschöpfung hätte
arbeiten müssen. Deshalb muß man peinlich vermeiden, daß von oxydierten
Messingteilen etwas Kupfer in das Element gelangt. Eisen ist nicht so schädlich.
Bisweilen gerät etwas von den Füllstoffen, Braunstein und Kohle, an das Zink; jedes
solche Teilchen zerstört das Zink in seiner Nähe. Auch Ungleichmäßigkeiten im Zink,
die z.B. schon beim Zutritt von Luft sich bilden können, erregen Lokalströme.
Deshalb soll man der Luft den Zutritt ins Innere wehren. Bei einigen Elementen
berührt der Kohlestab direkt die Papierauskleidung am Boden; dadurch entsteht ein
Strom, der von der Kohle durch das Papier zum Zink, dann durch das Papier zum
Braunstein und zurück zur Kohle geht und nach einer Messung der Verfasser 0,18 Volt
Spannung hat.
Ob das Amalgamieren des Zinks besonderen Vorteil hat, ist fraglich; auch ob ein
geriffelter Kohlenstab große Vorzüge vor einem glatten Stab hat, bezweifeln die
Verfasser.
Die Klemmenspannung des offenen Elements beträgt 1,56 Volt; bei Stromentnahme sinkt
sie und zwar umso steiler, je mehr Strom entnommen wird. Durch Kurzschluß wird das
Element schon in einer Stunde erschöpft; es leistet dabei durchschnittlich 10
Amperestunden; bei angsamerer Stromentnahme kann es 30 Amperestunden oder mehr bei
(im Mittel) etwa 1 Volt, d.h. 30 Wattstunden liefern.
Während des Gebrauchs steigt der innere Widerstand, weil
das Mangandioxyd teilweise reduziert wird, unlösliche Verunreinigungen des Zinks und
basische Zinksalze sich auf der Zinkfläche ansammeln, in das Papier eindringen und
den Elektrolyten verdrängen. In verbrauchten Elementen findet man gewöhnlich eine
mehrere Millimeter dicke harte Kruste an der Innenseite des Papiers.
Indem man als Salz allein Salmiak verwendet, kann man die Bildung unlöslicher
Doppelchloride vermindern und mehr Amperestunden entnehmen; aber das Element hat,
wenn kein Chlorzink zugegeben wurde, bei offenem Stromkreis geringere
Lebensdauer.
In den letzten zwei Jahren sind die Trockenelemente merklich besser geworden; es
bleibt indessen hier noch viel zu tun. Besonderer Wert ist auf eine sachgemäße
Prüfung zu legen, für welche Normalmethoden zu vereinbaren wären. [Electrochemical
and metallurgical Industry, Jahrg. 7, S. 523.]
A.
Aufnahme der Querkraft im Eisenbetonbalken.
Wenn auch bezüglich der Abmessungen der Eiseneinlagen zur Entlastung der
Schubspannungen vereinfachende Annahmen zur Gewinnung von Formeln am Platze sind, so
sind doch unzulässige Annahmen zu vermeiden. Als solche bezeichnet Hotopp die amtliche Bestimmung, daß dem Beton nur die
zulässige Schubspannung zugewiesen wird, während das Eisen die über dies zulässige
Maß hinausgehenden Schubspannungen aufzunehmen hat.
Da die Eisen unter einem Winkel von 45° gegen die Balkenmitte abfallend eingelegt
bezw. von der Zugzone aus in die Höhe gebogen werden, so haben diese schrägen Eisen
die mit den Schubspannungen gleichzeitig auftretenden Hauptzugspannungen in der
durch die oben gekennzeichneten Annahmen bedingten Größe aufzunehmen. Der
Querschnitt derselben wird aus der zugelassenen Zugspannung σe berechnet. Bei dieser Berechnungsweise
ist die Stärke der Eiseneinlage ohne jeden Einfluß auf die Verteilung des
Schubwiderstandes zwischen Beton und Eisen.
Aus dem verschiedenen elastischen Verhalten des Betons und des Eisens gegen Zug- und
Druck leitet Hotopp Formeln für die Größe der
Schubspannung τ0, der
Hauptzug- und Druckspannungen σbz und σbd in der Höhe der Nullinie und den Einfluß schräger
Zugeiseneinlagen mit dem Querschnitt Fez auf die Größe dieser Spannungen ab, die nicht nur
den Zusammenhang der genannten Größen untereinander klar erkennen lassen, sondern
auch für die praktische Berechnung der erforderlichen Eiseneinlagen dienen
können.
Hotopp schlägt vor, schräge Zugeiseneinlagen zu
verwenden, wenn die Schubspannung τ0 ohne Eiseneinlagen 3 kg/qcm überschreitet. Diese Eiseneinlagen
sind so zu bemessen, daß bei Vernachlässigung der Betonzugspannungen das Maß von
1000 kg/qcm
Eisenzugspannung nicht überschritten wird. Außerdem sollen die bei dem
Zusammenwirken von Beton und Eisen entstehenden schrägen Betonzugspannungen den
dritten Teil der Betonzugfestigkeit oder den zwanzigsten Teil der
Betondruckfestigkeit nicht überschreiten. Sonst ist der Querschnitt der schrägen
Zugeiseneinlagen entsprechend zu verstärken.
Hiernach werden folgende Formeln angewendet:
1. \tau_0=\frac{Q\,.\,S_0}{b_0\,J}
2. Für τ0 > 3 kg/qcm . . . .
.
ist der Eisenquerschnitt der schrägen Eisen:
F_{ez}=\frac{A\,.\,Q\,.\,S_0}{\sqrt2\,.\,\sigma_e\,.\,J}.
3. Zum Nachweis dsr Hauptzugspannungen ist:
\sigma_{bz}=\frac{t\,.\,Q\,.\,S_0}{J\,.\,[b_0\,.\,t+\sqrt{2}\,.\,F_{ez}\,(r_1-1)]}.
4. Wird der zulässige Wert von σbz überschritten, so ist der erforderliche
Eisenquerschnitt mit Berücksichtigung einer zulässigen Spannung σbz:
F_{ez}=\frac{t}{\sqrt2\,(r_1-1)}\,\left[\frac{Q\,.\,S_0}{J\,.\,\sigma_{bz}}-b_0\right].
Der größere der beiden Werte Fez nach Gleichung 2 oder 4 ist zu wählen.
In diesen Formeln bedeutet: Q die größte Querkraft, S0 das statische Moment
einer Querschnittshälfte, J das Trägheitsmoment des
ganzen Querschnitts in bezug auf die Nullinie, also J/S den Hebelarm der inneren Kräfte, b0 die
Querschnittsbreite, t die Teilung der schrägen
Eiseneinlagen, r1
= Ee/Ez das Verhältnis der
Elastizitätsmodulen von Eisen und Beton auf Zug.
Für einen gegebenen Querschnitt der schrägen Eiseneinlagen Fez erhält man aus Gleichung 4 den
zulässigen Abstand der Eiseneinlagen:
5. t=\frac{\sigma_e\,F_{ez}\,.\,\sqrt{2}\,\,J}{Q\,.\,S}.
Diese Formel entspricht genau den Formeln, die bei der Berechnung von Dübeln in
verdübelten Balken und von Nietteilungen in Blechträgern üblich sind. (Hotopp.) [Beton und Eisen 1910, S. 187–190.]
Dr.-Ing. Weiske.
Schwimmende Fahrzeuge in Eisenbeton.
Die Unterhaltung eiserner Pontons bei Flußbadeanstalten ist wegen der erforderlichen
Erneuerung der Anstriche teuer. Wegen des schnellen Durchrostens ist eine
vollständige Erneuerung des Pontons schon in verhältnismäßig kurzer Zeit nötig. Bei
den Flußbadeanstalten der Stadt Mannheim mußte ein 26,68 m langes, 1 m hohes und
1,48 m breites eisernes Ponton erneuert werden. Statt dessen wurden zwei
Eisenbetonpontons von 12,14 und 10,29 m Länge ausgeführt. Die Teilung wurde wegen
der starken Beanspruchung bei dem Stapellauf und bei dem Vorbeifahren größerer
Schiffe infolge des Wellenschlages erforderlich. In jedem Ponton wurden sieben
wasserdichte Schotten ausgeführt. Die Trennungswände dienten zur Aussteifung der
Seitenwände, des Fußbodens und der Decke des Pontons. Die Decke jeder Schotte
erhielt ein Mannloch zum Einsteigen, dessen Deckel ebenfalls in Eisenbeton
hergestellt wurde.
Die Betonmischung, die wasserdicht und leicht sein sollte, bestand aus 1 R.-T.
Zement, 3 R.-T. Rheinsand, 3 R.-T. Bimskies mit 90 kg/qcm Druckfestigkeit und 1700 kg/qcm
Eigengewicht. Die Eiseneinlagen beständen aus senkrechten und wagerechten
Rundeisenstäben, die miteinander zu einem Netz verflochten sind. Dem inneren und
äußeren Putzmörtel wurde beim Anmachen 10 v. H. Ceresit zugesetzt, um den Putz
wasserdicht zu erhalten. Die Abmessungen des Pontons sind im Querschnitt: untere
Breite 1,5 m, obere Breite 1,55 m, Höhe von Bodenunterkante bis Deckenoberkante 1,27
m. Die Wandstärke beträgt nur 45 mm und ist am Rande zwischen Boden und Seitenwänden
bezw. Decke und am Anschluß der Scheidewände voutenartig verstärkt.
Das Gewicht des größeren Pontons beträgt rund 8000 kg. Sein Tiefgang im unbelasteten
Zustande beträgt 0,55 bis 0,60 m, bei voller Belastung 1,05–1,07 m. Die
Deckenoberkante liegt dann noch 20 bis 25 cm über der Wasserlinie. Die Herstellung
der Pontons dauerte 24 Tage. Sofort nach dem Ausschalen wurde mit dem Verputz
begonnen. Die Außenwände wurden, soweit sie mit Wasser in Berührung kommen, noch mit
Goudron angestrichen.
39 bezw. 28 Tage nach Fertigstellung wurden beide Pontons vom Stapel gelassen. Die
beiden Fahrzeuge erwiesen sich als vollständig wasserdicht. (Perrey-Mannheim.) [Zementbeilage der Deutschen Bauzeitung 1910, S.
49–51.]
Dr.-Ing. Weiske.
Das neue Wolffsche Reguliersystem für hydroelektrische
Kraftanlagen.
Die neue Form der Bremsregulierung, deren Aufgabe darin besteht, die Belastung der
Turbine bei allen vorkommenden Betriebsschwankungen hydraulischer oder elektrischer
Art unveränderlich zu erhalten, benutzt einen Wasserwiderstand. Durch die Bewegung
der Muffe eines von der Wasserkraftmaschine unmittelbar oder mittelbar angetriebenen
Flachkraftreglers wird ein Flüssigkeitswiderstand gesteuert, welcher in den
Stromkreis der Dynamomaschine eingeschaltet ist und bewirkt, daß in dem Maße, als
die Geschwindigkeit der Turbine die Entladung des Stromnetzes steigen würde,
zusätzlicher Widerstand vorgeschaltet wird, und umgekehrt. Die Turbine arbeitet also
stets mit der Höchstleistung ohne Regulator und wird bei Verminderung der Belastung
des Stromnetzes durch den wachsenden Flüssigkeitswiderstand gebremst, so daß sie
nicht durchgehen kann. Das Verfahren ist überaus einfach und gestattet, bei
Belastungsänderungen von 100 v. H. als Grenzen für die Spannungsänderungen 4 v. H.
einzuhalten. Es ist aber nur für kleine Anlagen brauchbar, weil bei großen die
Wasserverschwendung, die damit verbunden ist, zu unwirtschaftlich wäre. (Simmerding) [Elektrot. u. Maschinenb. Wien 1910, S.
500 – 503.]
H.
Neues Wasserkraftwerk in Schweden.
Die Stora Kopparbergs Bergslags Aktiebolag, eine der
größten industriellen Unternehmungen Schwedens, hat ihren bereits im Betriebe
befindlichen Wasserkraftanlagen eine neue bei Bullerfors hinzugefügt, welche nach
ihrem vollständigen Ausbau 24000 PS elektrische Leistung entwickeln soll. Das Werk
nutzt die in der Nähe befindlichen Wasserfälle des Dal-Flusses aus, deren Höhe
allerdings nur 13 m beträgt, und deren Wassermenge außerordentlich schwankend ist.
In den wasserarmen Zeiten sinkt die Wassermenge bisweilen auf 60 cbm i. d. Sek.,
während sie im Frühjahr bis zu einem Höchstwert von 2000 cbm i. d. Sek. ansteigt.
Zum Ausgleich dieser schwankenden Abflüsse hat man einen 200 m langen, hauptsächlich
auf gewachsenem Felsen ruhenden Staudamm errichtet, dessen Bauart insofern für
schwedische Verhältnisse neuartig ist, als hier zum ersten Male von einer in Amerika
erprobten Konstruktion Gebrauch gemacht worden ist. Der Damm ist als hohles Bauwerk
aus Stampfbeton hergestellt und in seinem Inneren liegt ein Stollen, welcher als
Zugang zu den Schleusen und als Verbindung zwischen den beiden Flußufern benutzt
werden kann. Die Ersparnis an Baustoffen, welche man auf diese Weise gegenüber einem
vollen Staudamm erzielt hat, wird auf 60 v. H. beziffert. Der Stollen hat ferner bei
der unter vollem Wasserdruck vorgenommenen Prüfung des Staudammes gestattet, das
Mauerwerk in bezug auf seine Wasserdichtheit zu beobachten. Die Sohlenbreite des
Dammes beträgt 15–20 m. Das angestaute Wasser wird durch elektrisch angetriebene
Schützen unmittelbar der Maschinenanlage zugeleitet, welche sechs 1000pferdige
Turbinen von 180 Umdrehungen i. d. Min. und zwei Erregerturbinen umfaßt. Die großen
Turbinen treiben vollkommen eingekapselte Drehstromerzeuger von etwa 4 m größtem
Durchmesser, welche Strom von 7000 Volt Spannung liefern. Der Strom wird
hauptsächlich in den elektrischen Eisenschmelzöfen des Hochofenwerkes Domnarfvet ausgenutzt, dient aber auch zur
Unterstützung der Kraftanlage der Papierfabrik Kyarnsveden; beide Werke sind Eigentum der oben genannten Gesellschaft.
[Engineering 1910, S. 755.]
H.
Wehr- und Wasserkraftanlage bei Bremen.
In Verbindung mit der geplanten Vertiefung der Wesermündung bei Bremen und der
bereits durchgeführten Korrektion der Unterweser wird von der Stadt Bremen 5 km
oberhalb der großen Weserbrücke eine Wehr- und Wasserkraftanlage ausgeführt, die
hauptsächlich den Zweck hat, die Wasserstände des oberen Wesergebietes wieder auf
den Stand zu erhöhen, den sie vor der Durchführung der Regulierungsarbeiten hatten
und dadurch die bereits beobachteten Schädigungen der Bodenkultur zu beseitigen. Die
Anlagen, welche eine Schleuse, ein Wehr und ein Wasserkraftwerk umfassen, sind zum
Teil schon in Betrieb und weisen in technischer Beziehung eine große Anzahl von
bemerkenswerten Einzelheiten auf. Die bereits im Betriebe befindliche Schleuse,
bestehend aus einer Schleppzugschleuse von 350 m und einer Kammerschleuse von 70 m
Nutzlänge ist z.B. mit einer elektrisch betriebenen Lokomotive zum Verholen der
Schiffe ausgerüstet, welche in der Form eines Portalkranes ausgeführt ist.
Das Stauwehr, welches als selbsttätiges Segmentwehr nach dem Muster der in Lockport,
Ontario, im Betriebe stehenden Anlage gebaut wird, besteht aus einem festen
Unterteil von 1,7 m Höhe über der Flußsohle und aus einem beweglichen Wehr von
4,5 m, das in zwei Oeffnungen von je 54 m Weite hergestellt wird. Dieser Teil wird
durch den Ueberdruck des Oberwassers bewegt, indem man das Wasser aus der Kammer
unter dem Wehr austreten läßt, oder Druckwasser in diese Kammer hineintreibt. Die
Steuerung wird durch einen Rohrschieber bewirkt, dessen elektrischer Antrieb unter
den Einfluß eines vom Wasserstand abhängigen Schwimmers gestellt ist, so daß sich
das Wehr selbsttätig auf einen vorgeschriebenen Wasserstand hält.
Das durch das Wehr erzeugte Gefälle soll in einem Turbinenkraftwerk ausgenutzt
werden, welches nach dem vollen Ausbau 16 Turbinen mit 12000–13000 PS Gesamtleistung
erhalten soll. Die Turbinen werden teils mit 740 PS Leistung bei 40 Umdrehungen i.
d. Min. für Gefälle bis zu 3,12 m, teils mit 1000 PS Leistung bei 50 Umdrehungen i.
d. Min. für Gefälle bis zu 4,4 m Höhe ausgeführt und erhalten senkrechte Wellen mit
je zwei Laufrädern und einer Dynamomaschine. Zunächst werden nur fünf Turbinen von
je 750 PS aufgestellt. (Oeltjen.) [Deutsche Bauzeitung
1910, S. 376–380.]
H.