Titel: | Polytechnische Rundschau. |
Fundstelle: | Band 325, Jahrgang 1910, S. 686 |
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Polytechnische Rundschau.
Polytechnische Rundschau.
Elektromagnetischer Stoßbohrer für Beton.
Die Electro-Magnetic Tool Co. in Chicago baut elektrisch
betriebene Stoßbohrer, die besonders zum Bohren von Löchern in Beton dienen. Die
Figur stellt einen Schnitt durch den Bohrer dar; das Gehäuse besteht aus zwei
Stahlrohren a und b, die
durch Spannstangen d zusammengehalten werden, und dem
messingenen Mittelstück c. Der untere konische Teil f sowie der obere Handgriff g bestehen aus Aluminiumguß. Im unteren Teil des Gehäuses b befindet sich ein Solenoid h, das einen magnetischen Zug von 45 kg ausübt. In dem Solenoid gleitet
eine Stahlhülse j, die von dem kleinen Serienmotor K durch Kegelräder mn,
Schubstange e, eine hin- und hergehende Bewegung
erhält; in dieser Hülse endlich befindet sich das Hammerelement o, welches ungefähr 1,1 kg wiegt.
Textabbildung Bd. 325, S. 686
Sowie Strom durch die Windungen des Solenoides fließt, entsteht ein kräftiges
magnetisches Feld, dessen Wirkung auf das Hammerelement o durch die Stellung der Hülse j bestimmt
wird. Die Hülse wird durch den kleinen Motor schnell hin- und herbewegt, das
magnetische Feld wird in bezug auf o fortwährend
verschoben und das Hammerelement bemüht sich, dieser Verschiebung bezw. der Bewegung
der Hülse zu folgen. Bei der Vorwärtsbewegung übt es auf den Bohrer p einen kräftigen Hammerschlag aus; seine
Rückwärtsbewegung wird selbsttätig zur Ruhe gebracht durch die Wirkung des
magnetischen Feldes. Da das Hammerelement mit keinem Teile des Antriebes mechanisch
verbunden ist, so kann sich die Reaktion der Hammerschläge nicht auf die kleine
Kurbelwelle oder die Kegelräder übertragen und dort Schaden verursachen. Ein
besonderer Vorzug dieses Apparates ist, daß das magnetische Feld wie ein Polster auf
das Hammerelement wirkt, und die Erschütterungen auf ein Geringes zurückgeführt
sind. Der Stoßbohrer wird in Tätigkeit gesetzt durch einen am Handgriff g befindlichen Kontaktknopf; mit der anderen Hand
erfaßt der Arbeiter den unten am Bohrer sichtbaren Hebel, den er hin- und herdreht
und so dem Bohrer eine schwach rotierende Bewegung erteilt. Das Werkzeug kann an
jede Gleichstromlichtleitung angeschlossen werden und verbraucht so viel Strom
wie etwa sieben 16 kerzige Glühlampen. Es wiegt nur 15 kg und liefert ungefähr 1450
Schläge i. d. Min.; es wird empfohlen zum Bohren von Löchern von 6 bis 32 mm ⌀. Das
Bohren eines Loches von 22 mm ⌀ und 100 mm Tiefe in Beton erfordert 35–45 Sek.; an
einem Tage kann man 1000 Löcher von 14 mm ⌀ und 50 mm Tiefe damit bohren. [Iron Age
1910, II, S. 60.]
Renold.
Einrückvorrichtungen für Webstühle mit elektromotorischem
Antrieb.
Aus dem Bestreben heraus, überall da Verbesserungen anzubringen, wo eine Erhöhung
oder Verbesserung der Produktion auf diesem Wege erreicht werden kann, sind zwei
denselben Zweck verfolgende Einrichtungen ersonnen worden, die den
Einrückmechanismus bei Webstühlen mit Elektromotoren-Antrieb zum Gegenstand
haben.
Webstuhlantriebe müssen wegen der Eigenart des Webevorganges die Forderung erfüllen,
daß der Stuhl beim Einrücken möglichst schnell auf seine volle Tourenzahl gelangt.
Daher mußte man überall da, wo der Motor starr mit dem Webstuhl gekuppelt wurde,
ersteren wegen der auszuübenden großen Anzugsarbeit wesentlich stärker wählen, als
zum Betriebe des einmal im Gange befindlichen Stuhles erforderlich war. Die
unvermeidliche Folge hiervon war, daß der Motor während des größten Teiles der
Betriebszeit nur mit einem Teil seiner vollen Leistungsfähigkeit, also unvollkommen,
ausgenutzt wurde. Durch die beiden im nachstehenden beschriebenen Einrichtungen soll
unter Innehaltung der Forderung bezüglich schnellen Ingangkommens des Webstuhles ein
überflüssig starker Motor vermieden werden dadurch, daß zwischen Motor und Webstuhl
eine Kupplung angeordnet und daß diese Kupplung selbsttätig so lange gesperrt wird,
bis der vorher eingeschaltete Motor mit voller Tourenzahl und daher bester
Ausnutzung läuft.
Die eine Vorrichtung stammt von den Felten-Guilleaume-Lahmeyer-Werken. Mit dem üblichen Einrückhebel für den
Webstuhl drehbar verbunden ist ein zweiarmiger Hebel, dessen einer Arm als Handgriff
ausgebildet ist und sich, ähnlich den Sperrhebeln bei Bremsen, dicht neben dem
Handgriff des Einrückhebels befindet, während der andere Arm einen Ansatz trägt, der
durch Federkraft gegen eine am Webstuhlgestell angebrachte, schräg nach unten
laufende Gleitbahn gedrückt wird. Wenn der Webstuhl nicht in Betrieb ist, legt sich
der erwähnte Ansatz gegen eine Stoßfläche der Gleitbahn. Der den Ansatz tragende
Hebelarm ist ferner durch geeignete Verbindung mit dem Schalter für den Motor
verbunden. Bevor demnach der eigentliche Einrückhebel, der die Kupplung zwischen
Webstuhl und Motor betätigen soll, bewegt werden kann, muß der Verriegelungshebel
aus der Stoßfläche herausgedrückt werden, wodurch das Einschalten des Motors bewirkt wird. Der
Ansatz des Verriegelungshebels bleibt dann während der Bewegung und der
Einrückstellung des Einrückhebels an der Gleitbahn anliegen, beim Ausrücken des
Webstuhles wird er durch die erwähnte Feder stets wieder rückwärts vor die
Stoßfläche gebracht.
Die zweite, den gleichen Zweck verfolgende Einrichtung ist von der A. E. G. angegeben worden. An dem unteren Teil des
üblichen Webstuhl-Einrückhebels und sich gegen denselben anlegend ist mit ihrem
einen Ende eine Blattfeder befestigt. Das obere Ende der Feder trägt einen Bolzen,
der bei Bewegung des Einrückers im Sinne der Einschaltung des Antriebes gegen den
einen Arm eines zweiarmigen, an einer Konsole drehbar angeordneten Hebels stößt,
dessen anderer Arm durch ein Gewicht beschwert ist. Das obere Federende kann
infolgedessen an der Bewegung des Einrückhebels so lange nicht teilnehmen, als seine
Federkraft dem Gewicht des gegendruckenden Gewichtshebels nicht gewachsen ist.
Während dieses Zeitraumes wird von dem allein sich bewegenden Einrückhebel aus die
Einschaltung des Motors bewirkt. Ist nach einer bestimmten, vom Einrückhebel
zurückgelegten Strecke die Federkraft der Blattfeder so weit gestiegen, daß der
Widerstand des Gewichtshebels überwunden wird, so wird das obere Ende der Blattfeder
plötzlich dem Einrückhebel nachschnellen. Diese Bewegung wird benutzt, um durch
Vermittlung einer geeigneten Verbindung die Kupplung einzurücken und damit den
Webstuhl in Gang zu bringen. Beim Ausrücken des Stuhles kann die Feder sofort die
rückwärtsgehende Bewegung des Einrückhebels mitmachen und die Kupplung lösen, weil
ihrer Bewegung in diesem Sinne kein Widerstand entgegensteht.
Beide Vorrichtungen machen es also durch die Einschaltung der Kupplung zwischen Motor
und Webstuhl und die selbsttätige Sperrung derselben für die Zeit, in der der Motor
eingeschaltet wird, unmöglich, daß der Webstuhl gleichzeitig mit dem Motor
eingerückt werden kann. Beide Vorrichtungen ermöglichen wegen Wegfallens der oben
erwähnten großen Anzugsleistung die Anwendung schwächerer, besser ausgenutzter und
daher billigerer Motoren. Sie erfüllen ihre Aufgabe in einfacher,
zweckentsprechender, betriebssicherer Weise. [Leipz. Monatschrift f. Textilindustrie
1910, Nr. 5, S. 141, Nr. 7, S. 196.]
Hg.
Herstellung von größeren Gegenständen aus Quarzglas.s. D. p. J. 1910, S. 367.
Die Deutsche Quarzgesellschaft in Beuel am Rhein genutzt für die Herstellung größerer
Quarzgegenstände einen elektrischen Widerstandsofen, der aus einem Kohlenzylinder
von 20 cm ⌀ und einem konzentrischen Kohlenstab besteht; der Stab wird durch
Kohlenscheiben mit dem Zylinder leitend verbunden. Der Zylinder wird um den Stab
herum mit weißem Sande beschickt. Der durchgeschickte Strom steigert die Temperatur
der Kohle bis auf etwa 2500°. Der entstandene Quarzbarren wiegt bis zu 50 kg; er
wird mit Zangen aus dem Ofen genommen, in seine Höhlung ein nasses Stück Holz oder
Kartoffel oder Kalk (oder ein anderer Körper, der in der Hitze viel Gase entwickelt)
hineingeworfen, beide Enden des Quarzbarrens mit Zangen schnell zusammengekniffen
und eine Metallene Hohlform herumgelegt. Die sich im Innern entwickelnden Gase
treiben den noch weichen Quarz auf und pressen ihn in die Form. Nach diesem von dem
Leiter der Gesellschaft, Dr. Voelker, erfundenen
Verfahren werden Abdampf schalen, Muffenrohre, Muffeln, Tiegel usw.
angefertigt.
Soll ein Rohr hergestellt werden, so wird ein dünnes Holzreis in den Quarzbarren
hineingelegt und der Barren auf einer Ziehbank schnell in die Länge gezogen. So
entsteht ein kreisrundes, bis zu 20 m langes Rohr, das je nach der Schnelligkeit des
Ziehens enger oder weiter ausfällt.
Zur Fertigstellung der Quarzgeräte werden Sandstrahlgebläse, Karborundum- und
Diamantsägen und Knallgasgebläse verwendet.
Die Gesellschaft stellt silberweißes „Quarzgut“ und durchsichtiges
„Quarzglas“ (z.B. Lampenzylinder) aus weißem Sande her. Aus dünnen
Quarzröhrchen mit eingelegten Metalldrähten werden in Beuel Heizkörper für elektrische Heizapparate gefertigt. [Zeitschrift für
angewandte Chemie 1910, S. 1377.]
A.
Wasserkraft-Elektrizitätswerke in Asien.
Das schon längere Zeit bekannte Kraftwerk am Ihelum-Fluß in Kaschmir ist vor kurzem
fertiggestellt worden. Von der für 20000 PS bemessenen Leistung sind vorläufig etwa
⅓ verfügbar, wobei aber die Wasserbauten für die Gesamtleistung ausgebaut sind. Das
Wasser wird etwa 10,5 km oberhalb des Kraftwerkes in einen Regulierbehälter
eingeleitet, der mit zehn in zwei Reihen übereinander angeordneten, für die
Wasserentnahme bei Hoch- und Niedrigwasser bestimmten Hauptschiebern versehen ist.
Diese Schieber aus Eisenkonstruktion haben je 2,43 m Höhe und 2,74 m Breite und sind
durch schwere eiserne Rechen geschützt. An dieses Becken schließt sich ein
Oberwassergraben, von welchem 2,53 km gemauert und 7,52 km als Holzgerinne
ausgeführt sind. Der gemauerte Kanal hat rechteckigen Querschnitt von 3,35 m Breite
und 2,74 m Mindesthöhe und ist auf 972 m Länge mit einem Gewölbe überdeckt. Im Zuge
dieses Kanals befindet sich, 1240 m vom Einlauf entfernt, ein Sandfang, der mit
einer schwimmenden, durch Lokomobilen betriebenen Sandbagger-Anlage versehen werden
soll. Das hölzerne Gerinne ist an Ort und Stelle mit Hilfe einer eingeführten
Hobelwerksanlage hergestellt worden und aus Planken mit Nut und Feder
zusammengebaut. Der Oberwassergraben führt 14000 l i. d. Sek. wenn er voll ist, mit
einer Geschwindigkeit von etwa 2,43 m i. d. Sek. An dem Ende des Oberwassergrabens,
auf der Hochebene von Mohora, unmittelbar über dem Kraftwerk, befindet sich das
Wasserschloß, von welchem vorläufig vier je 213 m lange Druckleitungen von 915–762
mm Weite und 5–8 mm Wandstärke abzweigen. Das Wasserschloß ist außerdem mit vier
weiteren Rohranschlüssen versehen, welche für den späteren Ausbau mit größeren
Turbinen bestimmt sind. Für die Anlage des Kraftwerkes war bestimmend, daß alle
Teile auf einer 320 km langen, bis zu 2100 m über dem Meeresspiegel erreichenden
Gebirgsstraße mit Ochsen zugeführt werden mußten. Dadurch wurde die Größe der
Maschine und das Höchstgewicht einer Ladung beschränkt. Im ersten Ausbau sind daher
nur Maschinen von je 1000 KW aufgestellt worden, doch ist beabsichtigt, später
größere Maschinen zu verwenden. Die gegenwärtige Ausrüstung umfaßt vier
Hauptturbined (Pelton-Turbinen von je 1765 PS bei 124 m
Gefälle und 500 Umdrehungen i. d. Min.), vier Hauptstromerzeuger von je 1000 KW,
2300 Volt und 60 Perioden i. d. Sek., sechs einphasige Transformatoren in
Dreieckschaltung für 30000, 50000 und 60000 Volt und zwei Erregerdynamos von je 150
KW, angetrieben durch Pelton-Turbinen von je 275 PS und
500 Umdrehungen i. d. Min. Der erzeugte Strom wird durch eine doppelte, 33,8 km
lange Leitung nach
Baramulla und von dort durch eine vorläufig einfache Leitung 53,2 km weit nach
Srinagar übertragen.
Eine andere große Wasserkraftanlage nutzt im Staat Mysore, ebenfalls in Britisch
Ost-Indien, die Wasserkraft der Cauvry-Fälle aus. Ein 1,26 m hoher, 108 m langer
Damm aus Granitmauerwerk leitet das ganze Wasser des Flusses dem Oberwasserkanal zu,
der in seiner ganzen, 5,4 km betragenden Länge zweiteilig ausgeführt ist und in
einem Becken mit zwei Abteilen endigt. Von diesem führen drei Druckleitungen von je
276 m Länge mit etwa 115 m nutzbarem Gefälle zu dem Maschinenhaus. Die Leitungen,
deren Durchmesser von 1219 auf 1067 mm ab- und deren Wandstärke von 5 mm auf 8 mm
zunimmt, speisen je zwei 1250 pferdige, für einen Wasserverbrauch von 37,5 cbm
i. d. Sek. bemessene Turbinen, die mit Gleichstromdynamos von 2173 Volt bei 300
Umdrehungen i. d. Min. gekuppelt sind. Außerdem führen drei kleinere Leitungen für
die Erregerturbinen zum Kraftwerk. Das Werk ist insbesondere für die Versorgung der
Goldfelder von Colar bestimmt, welche 148 km entfernt sind und durch drei getrennte
Fernleitungen gespeist werden. Der gegenwärtige Ausbau umfaßt im ganzen 13000 PS,
wobei etwa 9000 PS in Colar verbraucht werden. [Zeitschrift für das gesamte
Turbinenwesen 1910, S. 305–308, 325–327 und 341–343; Elektrische Kraftbetriebe und
Bahnen 1910, S. 449-452.]
H.