Titel: | Bericht über die Untersuchung von Lampen auf der Internationalen Ausstellung von Apparaten für Beleuchtung u, Erwärmung in St. Petersburg. |
Autor: | v. Doepp |
Fundstelle: | Band 325, Jahrgang 1910, S. 743 |
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Bericht über die Untersuchung von Lampen auf der
Internationalen Ausstellung von Apparaten für Beleuchtung u, Erwärmung in St.
Petersburg.
Von Professor v. Doepp,
Petersburg.
(Fortsetzung von S. 731 d. Bd.)
Bericht über die Untersuchung von Lampen usw.
Gasolin- und Benzin-Glühlampen.
Von dieser Klasse waren nur folgende drei Lampen ausgestellt:
1. Benzinlampe „Petroleit“ der Gesellschaft Auerbrenner,
2. Benzinlampen und -Kerzen der Fabrik Kreingel,
3. Gasolinlampen der Fabrik Krementschutzky.
Einige Lampen von Kreingel arbeiten mit Druck, bei den
übrigen gelangt das Brennmaterial selbständig in den Brenner; Dochtlampen aus dieser
Klasse waren nicht vorhanden. Alle Lampen wurden einer photometrischen Untersuchung
im Laboratorium des Polytechnischen Instituts unterworfen.
1. Benzinlampe „Petroleit“
der Gesellschaft Auerbrenner.
Die Tischlampe „Petroleit“ enthält innerhalb des
zylindrischen Metallreservoirs A (Fig. 42) einen zweiten Zylinder B mit dem porösen Stein C, der mit Benzin getränkt
wird. Dieser Stein besitzt einen achsialen zylindrischen Kanal zur Unterbringung
des Bunsen-Rohrs D,
welches bis zum Boden des Reservoirs B reicht.
Dieses Rohr steckt in einem weiteren Rohr a a, das
oben an den Deckel des Reservoirs A angelötet ist.
Das untere, dünnere Ende des Rohres a legt sich
fest ans Rohr D an und ist mit Oeffnungen d versehen, entsprechend eben solchen am Rohr D. Das letztere kann mit Hilfe des Hebels D1 ungefähr
eine Vierteldrehung machen, wobei die Oeffnungen d
auf beiden Röhren mehr oder weniger zusammenfallen.
Textabbildung Bd. 325, S. 743
Fig. 42.
Der obere Teil des Bunsen-Rohres D tritt aus dem Reservoir A heraus und trägt den Kupferdeckel E mit
der Brennerkrone.
Am Brenner sind der Halter F für den Zylinder L (330 mm lang) und der Stift, der den Auerschen Glühstrumpf trägt, befestigt. Im Deckel
E sind Oeffnungen b
b zum Ansaugen der Luft angebracht, sowie eine in der Zeichnung nicht
dargestellte größere Oeffnung zum Anzünden der Lampe.
Die Lampe arbeitet folgendermaßen: Durch die Oeffnung im Deckel E wird mit einem Zündhölzchen die Mischung der
Benzindämpfe und der Luft entzündet. Der durch die Oeffnungen b angesaugte Luftstrom teilt sich: ein Teil der
Luft geht unmittelbar nach oben, zum Netze des Bunsen-Brenners, der andere durch die in den Rohren D und a befindlichen
Oeffnungen b1 strömt abwärts, Vermischt sich mit den Benzindämpfen und gelangt
durch die Oeffnungen d zum Brenner.
Es ist sehr wichtig für das Brennen der Lampe, wie weit die Oeffnungen b1 und d aufgemacht werden; beim Anzünden werden die
Oeffnungen durch den Hebel D1 nur ganz wenig aufgemacht, später wird
durch die Vergrößerung der Oeffnungen die Lichtstärke eingestellt; beim
Auslöschen der Lampen werden die Oeffnungen ganz geschlossen. Um den Stein C mit Benzin zu durchtränken, wird der Deckel E mit dem Rohr a
abgenommen, dann der Stein C, der eine
Metallfassung besitzt, herausgehoben und auf eine mit Benzin gefüllte Blechdose
geschraubt. Wendet man die Dose um, so daß der Stein nach unten zu liegen kommt,
so kann er ganz durchtränkt werden; dann wird er zurückgelegt, der Deckel E mit dem Rohr a fest
daraufgeschraubt und mit Hilfe des Hebels D1 werden die Oeffnungen b1 und d vollständig geschlossen, um die Dämpfe vom
Brenner abzusperren und dadurch die Verflüchtigung des Benzins zu
verhindern.
2. Benzinlampe der Fabrik Kreingel
in Wilna.
Es gibt zwei Arten von diesen Lampen: entweder arbeiten die Lampen mit Druck,
oder das Benzin wird selbsttätig dem Brenner zugeführt. Zur ersten Gattung
gehören die Lampen und Kerzen „Tschudo“, die nur der Größe nach
verschieden sind; zur zweiten Kategorie gehört eine Hängelampe.
a) Die Lampen „Tschudo“ haben Brenner des
Systems „Universal“, die den Brennern der bereits früher beschriebenen
Petroleumlampen dieser Fabrik sehr ähnlich sind, nur daß sie mit einem weniger
massiven Verdampfer versehen sind, weil Benzin leichter als Petroleum
verdampft.
Textabbildung Bd. 325, S. 743
Fig. 43.
Die Kerzen „Tschudo“ haben den Brenner „Liliput“, der folgende
Konstruktion zeigt: Der Verdampfer besteht aus dem Rohr C (Fig. 43), dessen unteres Ende mit
einem Docht B aus Baumwollenfäden gefüllt ist und
in das Reservoir A hineinführt. In das obere Ende
des Verdampfers wird ein Nippel D eingeschraubt,
außerdem schließen sich zwei Drähte G1 an, die sich oben vereinigen und den
Halter des Glühstrumpfes tragen. E stellt den
Mischraum und F die Brennerkrone vor.
Die Stäbe G1
erhitzen sich sehr stark während der Brenndauer und leiten die Wärme zum oberen
Teil des Rohres C, das auch erwärmt wird, und hier
findet die Benzinverdampfung statt. Damit sich nicht die Wärme
Tabelle 1. Ergebnisse der Laboratoriumsversuche.
Textabbildung Bd. 325, S. 744
Lichtstärke in Hefnerkerzen;
Verbrauch von Brennmaterial (in g) f. d. Hefnerkerze u. Std.; Bezeichnung
der Lampe oder Laterne; Art der Lampe oder Laterne; Mittlere horizontale
Lichtstärke; Mittlere sphärische Lichtstärke; Mittlere halbsphärische
Lichtstärke; Firma; 1. Exempl.; 2. Exempl.; 3. Exempl; Mittl.; Für d. mittl.
horizont; Für d. mittl. sphär; Für d. mittl. halbsphär.; Krsheminsky &
Co.; Tischlampe; Petroleum-Glühlicht-Dochtlampe; Gesellschaft Swet; do.
Woinow & Co; Aktiengesellschaft Lux ; Swet; Für Leuchttürme; Washington;
J3; CXE3; DH2; Aktiengesellschaft Lux; Jochim & Co.; J. Baranow; E
Tillmans; T. Kreingel; CL2 und JL3; Solnze; Sowerschenstwo; Rossija; Meteor;
Petrol.-Glühl. Lanterne mit Druckservoir am Lanternengestell; E. Tillmans;
Gesellschaft Swet; Krsheminsky & Co; Meenen; Gesellschaft Swet; Simplex;
Samoswet; Triplex; Lyra; Sekulär; Saloswet; Petroleum-Glühlichtlaternen ohne
Druck; Krementschuzky; T. Kreingel; Gesellsch. Auerbrenner; Hängelampe;
Tschudo; Petroleit; Gasolin-Glühlampe; Benzin-Glühl. mit Druck;
Benzin-Glühl. ohne Druck; Rochat; Hugo Schneider; Eckel & Glinike;
Schwintzer & Gräff; B. Krinsky; Delamotte; HS; HS kl. Modell; Albino;
Albinet; Elektrusion; Spiritus-Glühlampen ohne Druck; Eckel & Glinike;
Meenen; Schwintzer & Gräff; Sinumbra; Sekulär; Alba.
Tabelle 2. Ergebnisse der Untersuchungen der Glühlaternen auf
dem Marsfelde.
Textabbildung Bd. 325, S. 745
Firma; Name der Laterne; Art
der Laterne; Verbrauch von Brennmaterial i. d. Std. in g;
Durchschnittlicher; Geringster; Zeitaufwand in Minuten für; das Zurichten;
das Anzünden; Wie viele mal eine größere Reinigung vorgenomm. wurde; Anzahl
der gewechselten Bestandteile; Anzahl der gewechselten Glühstrümpfe; Wie oft
die Laterne während der Brennzeit heruntergelassen wurde; Wie oft die
Laternen beim Anzünden versagten; Zeit in v. H. der Brenndauer, während
welcher die Laterne befriedigend; unbefriedigend brannte; Eibfluß des
Windes; Gesellschaft Swet; do.; Woinow & Co.; Aktiengesellschaft Lux;
Wahington; Eisenbahnlaterne; do. mit CO2; Straßenlaterne; Petroleum laternen
mit Druck und besonderem Reservoir; Th. Jochim; J. Baranow; E Tillmans;
Solnze; Sowerschenstwo; Rossija; Petroleum laternen mit Druck und einem
Reservoir an der Laterne selbt; E. Krsheminsky; Meenen; Simplex; Samoswet;
Triplex; Lyra; Sekulär; Petroleumlaternen ohne Druck; Schwintzer &
Gräff; Alba; Spirituslaternen ohne Druck.
durch das Rohr C dem Reservoir mitteilt, ist
dieses Rohr größtenteils in ein massives Rohr C1 aus Messingblech eingeschlossen, das
mit dem Behälter A verschraubt wird. Letzterer wird
zu etwa ⅔ durch die Oeffnung a mit Benzin
angefüllt; durch dieselbe Oeffnung, welche mit einer Ventilklappe versehen ist,
wird mit Hilfe der Gummibirne b Luft eingepumpt.
Unter diesem Druck steigt das Benzin zum Verdampfer.
Um diese Kerzen anzuzünden, tränkt man einen Asbest-Tampon mit Spiritus und
erwärmt damit so lange den Verdampfer C beim
Nippel, bis die Benzindämpfe sich über dem Drahtnetz des Brenners entzünden.
Um die Kerze auszulöschen, genügt es, die Luft durch das Ventil c entwelchen zu lassen. Die Lichtstärke steht in
direktem Verhältnis zum Luftdruck im Reservoir, der sehr schnell sinkt, da das
Reservoir nicht groß ist.
Bei längerer Brenndauer muß öfters Luft zugepumpt werden, wobei aber
Lichtschwankungen entstehen. Daher war eine normale Photometrierung
ausgeschlossen. Die Lampen brannten nur 79 Stunden, da die Nippel sich häufig
verstopften und der Luftdruck schwankte.
Die Kerzen „Tschudo“ brannten nur 9½ Stunden und ergaben folgende
Resultate:
Mittlere Lichtstärke in Hefner-Kerzen f. d. Std.
Horiz. 6,4, sphär. 5,1, halbsphär. 7,3.
Bezinverbrauch f. d. Hefner-Kerze f. d. Std.,
Mittl. horiz.
3,76
g,
mittl. sphär
4,72
g,
mittl. halbsphär.
3,30
g.
b) Von Lampen, in denen der Brennstoff dem Brenner direkt zufließt, war nur eine
Hängelampe vorhanden.
Textabbildung Bd. 325, S. 746
Fig. 44.
Bei ihr fließt der Spiritus aus dem Behälter durch den rohrförmig ausgebildeten
Lampenträger dem Verdampfer (Fig. 44) über einen
Hahn bei E zu. Fig.
44. Letzterer enthält in seinem unteren massiven Teil E drei zylindrische Kammern H, die durch die Kanäle G untereinander
verbunden sind; außerdem steht eine der Kammern durch den Kanal G mit dem Rohr E in
Verbindung, von welchem sie durch die Ventilspindel E abgeschlossen werden kann. In die Kammern H münden Nippel, über welchen Mischrohre L zur Kammer M führen. Letztere ist am
Stift E2
aufgehängt.
Beim Anzünden der Lampe wird der Zuflußhahn etwas geöffnet und der Spiritus in
der Anheizschale, die sich auf dem Rohr E befindet,
angezündet; der Apparat E1 wird dadurch erwärmt und das Benzin
verdampft. Hierauf öffnet man den Hahn F und zündet
die brennende Mischung am Glühstrumpf an. Die Verdampfung findet dank der
Erwärmung des Stiftes E2 statt. Der Glühstrumpf wird durch
einen Zylinder geschützt, der auch den Luftzug vergrößert.
Einer photometrischen Untersuchung wurde diese Lampe nicht unterworfen, da sie
nur ein Versuchsexemplar war.
3. Gasolinlampen der Fabrik
Krementschutzky in Odessa.
Sie unterscheiden sich wenig von den Lampen nach Fig.
44, nur werden die Kammern H im
Verdampfer durch mehrere gewundene Kanäle ersetzt. Das im Laboratorium geprüfte
Exemplar ergab folgende Resultate:
Mittlere Lichtstärke in Hefner-Kerzen
Horizont.
33,3
Sphärisch
26,0
halbsphärisch.
29,1
Gasolinverbrauch f. d. Hefner-Kerzen
Mittl. horiz.
1,89 g f. d. Std. (oben)1,66 „ „ (unten)
„ sphär.
2,45 „ „
„ halbsphär.
2,00 „ „
Die Hauptergebnisse der Untersuchungen der vorbeschriebenen Lampen und Laternen
sind in den vorstehenden Tabellen zusammengestellt. Tabelle 1 (S. 744) bezieht
sich auf die Laboratoriumsversuche, Tabelle 2 (S. 745) auf die Versuche auf dem
Marsfelde.
Bemerkungen zu der Tabelle.
1. Mit1) ist die Laterne
CL3, mit2) die Laterne JL3
bezeichnet.
2. Für Lampe JL3 betrug die
mittlere halbsphärische Lichtstärke oben 288, unten 553.
Der Petroleumverbrauch betrug in g f. d. Std.:
mittl.horiz.
mittl.sphär.
mittl. halbsphär. Einh.
Lampe JL3
0,30
0,58
0,87
0,43
Lampe CL3
0,316
0,805
0,453
3. Bei einigen Spirituslaternen bedeutet die obere Zahl den
mittleren Spiritusverbrauch f. d. mittlere wagerechte Lichtstärke, wie sie
sich bei der zuerst ausgeführten Bestimmung ergab, die zweite Zahl auf die
mittlere wagerechte Lichtstärke während des ganzen Versuchs.
4. Wo zwei Ziffern angegeben sind, bezieht sich die obere
auf die mittlere halbsphärische Lichtstärke der oberen Halbkugel, die untere
auf den entsprechenden Wert der unteren Halbkugel.
Bei den Beobachtungen auf dem Marsfelde wurden bei Bestimmung der befriedigenden
Brenndauer die Eigenthümlichkeiten der Laternen berücksichtigt. Z B. brannte die
Laterne beständig mit einem gewissen Flimmern; als unbefriedigend galt das Licht
daher nur dann, wenn sich zu dem Flimmern noch andere Fehler gesellten, etwa zu
schwache Lichtstärke, dunkle Flecken auf dem Glühstrumpf und dergl. In der
letzten Rubrik bezeichnet 3 die völlige Unempfindlichkeit der Laterne dem
Einfluß des Windes gegenüber.
(Schluß folgt.)