Titel: | Kondensations-Einrichtungen auf der Weltausstellung in Brüssel 1910. |
Autor: | Fritz L. Richter |
Fundstelle: | Band 325, Jahrgang 1910, S. 753 |
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Kondensations-Einrichtungen auf der
Weltausstellung in Brüssel 1910.
Von Dipl.-Ing. Fritz L. Richter in
Chemnitz.
(Fortsetzung von S. 740 d. Bd.)
Kondensations-Einrichtungen auf der Weltausstellung in Brüssel
1910.
Armaturen.
Textabbildung Bd. 325, S. 753
Fig. 25. Auspuff verschlossen durch selbsttätiges Ventil.
Textabbildung Bd. 325, S. 753
Fig. 26.
Pur das Wechseln von Kondensation auf Auspuffbetrieb wird ein selbsttätiges
Rückschlagventil in der Auspuffleitung und ein Absperrschieber zum Kondensator
bevorzugt. Dieser Absperrschieber in Verbindung mit einer verengerten Auspuffleitung
kann vor allem auch mit einer sehr kurzen Bauhöhe verwirklicht werden. Dies ist bei
Dampfturbinen mit unmittelbar darunter liegendem Oberflächenkondensator sehr
wichtig. Fig. 25 zeigt eine Ausführung in
unmittelbarer Verbindung mit der bereits erwähnten Wasserstopfbüchse. Die
selbsttätigen Auspuffventile haben die Neigung, zu pendeln und dabei mit starkem
Geräusch in kurzen Abständen auf den Sitz zu schlagen, vor allem bei der stoßweisen
Abdampflieferung von Dampfmaschinen. Um dies zu vermeiden, werden sie meist mit
einer Dampfbremse ausgerüstet. In dem Kolben der letzteren befindet sich ein kleines
Rückschlagventil in solcher Weise angeordnet, daß nur der Schluß, nicht das Oeffnen
des Hauptventiles gebremst wird. Fig. 26 zeigt die
Ausführung der Gesellschaft für Hochdruckrohrleitungen G. m.
b. H. in Berlin. Die anfängliche Schlußkraft wird durch das Geweht des
Ventiles gebildet. Der Bremskolben ist unten gelegen. Dadurch wird als
Bremsflüssigkeit nicht Dampf, sondern sich bildendes Kondenswasser benutzt, welches
kräftiger wirkt. Am Ventil ist ein Ringraum als Wasserverschluß vorgesehen. Durch
das unten angeordnete Handrad kann das Ventil dauernd offen gehalten werden. Fig. 27 zeigt die Ausführung von I. Hoppkinson & Co.
Ltd. Huddersfield in England für horizontale Leitungen. Die
anfängliche Schlußkraft wird ebenfalls durch das Gewicht gebildet. Das Eigengewicht
des Ventiles ist teilweise unter Benutzung eines außen liegenden Hebels
ausgeglichen. Hierdurch kann die Betriebsbereitschaft des Ventiles von außen geprüft
und das Ventil dauernd offen gehalten werden. Der Bremskolben liegt wieder unten und
arbeitet mit Kondenswasser als Bremsflüssigkeit. Er wirkt nur bei Abwärtsbewegung
des Ventiles; bei Aufwärtsbewegung öffnet sich das in der Mitte liegende kleine
Ventil und hebt die Bremswirkung auf. Beim Hauptventil ist der vorgesehene
Wasserverschluß deutlich sichtbar. Fig. 28 und 29 zeigen die Ausführung derselben Firma für
senkrechte Leitungen mit außen liegendem Bremszylinder.
Textabbildung Bd. 325, S. 753
Fig. 27.
Textabbildung Bd. 325, S. 753
Fig. 28.
Textabbildung Bd. 325, S. 753
Fig. 29.
Bei vielen Maschinen hat es sich als zweckmäßig erwiesen, die Maschinen selbst
mit Auspuff arbeiten zu lassen und ihren Abdampf getrennt in einer Abdampfturbine
weitergehend auszunutzen. Da die Belastungen der beiden Maschinengruppen gegenseitig
nicht so über: einstimmen können, daß sie stets
übereinstimmende Dampfmengen verbrauchen, wird als Ausgleicher ein Abdampfspeicher
eingeschaltet. Dieser hat stets nur begrenzte Ausgleichsfähigkeit. Kann die
Abdampfturbine den Abdampf der Maschinen nicht verwerten, so muß der überschüssige
Dampf in die Luft entwelchen können.
Textabbildung Bd. 325, S. 754
Fig. 30.
Textabbildung Bd. 325, S. 754
Fig. 31.
Diesem Zwecke dient das selbsttätige Druckbegrenzungsventil, welches von der Gesellschaft für Hochdruck-Rohrleitungen gezeigt wird.
Dasselbe ist in Fig. 30 dargestellt. Der
Ventilteller ist durch einen Kolben größtenteils entlastet. Hierdurch wird die
erforderliche Schlußkraft wesentlich eingeschränkt und die Anwendung von
Gewichtsbelastung ermöglicht. Letztere kann von außen verändert werden, so daß der
Ueberdruck, bei dem das Ventil den Auspuff öffnet, eingestellt werden kann. Das
Ventil ist mit einer unten gelegenen Bremse verbunden. Diese ist wichtig, da das
Ventil stets den stoßweise von den Dampfmaschinen kommenden Dampf ins Freie
entwelchen lassen muß. Es besteht eine Umführungsleitung zu dem Bremskolben, die für
die eine Fließrichtung durch eine Kugel geschlossen wird.. Das Ventil wird hierdurch
nur in der Schlußbewegung gebremst. Als selbsttätiges Auspuffventil wäre dieses
Ventil unbrauchbar, da hier durch den Entlastungskolben unzulässig viel Luft in die
Vakuumräume eindringen würde.
Fig. 31 zeigt ein dem gleichen Zwecke dienendes
Ventil der Firma I. C. Eckard in Stuttgart-Cannstatt.
Der Auspuff wird durch einen Kolbenschieber d
freigegeben. Derselbe wird durch zwei Federn in der Schwebe gehalten und durch den
Kraftüberschuß der oberen Feder gegenüber einem gewissen Spannungsüberschuß
geschlossen gehalten. Er steht durch die Stange K mit
einem unteren Kolben von gleichem Querschnitt in Verbindung. Dieser wirkt zufolge
einer kleinen in ihm enthaltenen Bohrung c als
Dampfbremse. Die Bremsung besteht für beiderseitige Ventilbewegung. Da eine
Entlastung der Stirnseite des Oeffnungskolbens nicht vorliegt, ist Federbelastung
vorzuziehen. Diese Belastungen sind durch Verstellung der Vorspannung der
Federn mittels der Schraube S einstellbar. Die
Federbelastung ergibt schleichende Oeffnung des Auspuffventiles, so daß bei starkem
Abdampfüberschuß eine Drosselung des Auspuffes vorliegt. Gewichtsbelastung ergibt
übereinstimmende Kraftwirkung für die verschiedenen Ventilstellungen, so daß solches
Ventil unter Mitwirkung der Reibung absatzweise öffnet, ohne einen Drosselanstieg
hervorzurufen.
Die beschriebenen Ventile sind überall ausreichend, wo der Abdampf der
Kolbenmaschinen in der Niederdruckturbine nicht vollkommen verwertet wird. Ist
indessen die Niederdruckturbine so hoch belastet, daß sie den gesamten Abdampf
benutzt, so tritt auch der entgegengesetzte Fall ein. Die Turbine benötigt mehr
Dampf als von den Kolbenmaschinen zufließt. Wenn hierbei der Druck im Aufnehmer zu
tief sinkt, so muß Frischdampf vom Kessel zugesetzt werden. Dieser Zusatzdampf wird
von Kesselspannung bis auf atmosphärische Spannung gedrosselt und folglich sehr
unwirtschaftlich ausgenutzt. Es darf sich dabei nur um einen geringen Regelbedarf
handeln.
Textabbildung Bd. 325, S. 754
Fig. 32.
I. C. Eckardt in Stuttgart-Cannstatt verbinden deshalb
ihr Ueberdruck-Auspuffventil mit einem selbsttätigen Frischdampfventil (s. Fig. 32). Letzteres ist hierbei in einem besonderen
Gehäuse untergebracht, um es leicht nachträglich dem Auspuffventil zuschalten zu
können. Das Frischdampfventil ist durch einen Kolben entlastet. Durch eine Bohrung
innerhalb der Spindel ist der Raum oberhalb des Kolbens mit dem Raum unterhalb des
Ventiles verbunden. Durch Federbelastung, die durch die Schraube s einstellbar ist, wird das Ventil mit einer geringen
Kraftwirkung geschlossen gehalten. Ein düsenartiges Mundstück unterhalb des Ventiles
läßt den Frischdampf in der Fließrichtung in den Auspuffdampf eintreten. Unter
Vermittlung eines zweiarmigen Hebels wird das Frischdampfventil durch den
Auspuffkolben d gesteuert. Nachdem letzterer bei seiner
Abwärtsbewegung die Abschlußkante um eine gewisse Strecke überlaufen hat, drückt er
auf die Schneide des doppelarmigen Hebels und öffnet damit das Frischdampfventil.
Durch Verlegung des Hebelfestpunktes mittels der Schraubvorrichtung N kann die unwirksame Ueberlaufstrecke des
Auspuffschiebers verändert und damit das Spannungsgebiet eingestellt werden, in dem
beide Ventile geschlossen sind.
Die beschriebenen Apparate finden unverändert Anwendung, wenn der Abdampf nicht in
besonderer Maschine, sondern zu Heizzwecken verwertet wird, auch dann, wenn die
Heizung durch Zwischendampfentnahme versorgt wird.
Textabbildung Bd. 325, S. 755
Fig. 33.
Im Zusammenhang verdient ein neuartiges Absperrorgan Erwähnung, welches von I. Hopkinson & Co.
Ltd. in Huddersfield gezeigt wird. Dasselbe ist hauptsächlich für
überhitzten und hochgespannten Dampf bestimmt, kann aber in entsprechend billigerer
Ausführung auch für andere Flüssigkeiten benutzt werden. Fig. 33 veranschaulicht die Ausführung. Das Organ ist als ein
doppelseitiger Schieber ausgeführt, h ganz geöffneter Stellung fügt sich ein
Führungsring in den Schieberspalt ein, so daß eine völlig glatte Leitung gebildet
wird. Hierdurch sollen die Strömungsverhältnisse gegenüber einem gewöhnlichen
Schieber derart begünstigt werden, daß der Querschnitt auf etwa den halben
Durchmesser der normalen Leitung düsenartig eingezogen werden kann, ohne auf den
Spannungsabfall zu kommen, den ein gewöhnlicher Schieber hervorruft. Es dürfte
dieses indessen von der Geschwindigkeit abhängen, mit der die Leitung belastet ist,
erscheint aber für normale Verhältnisse glaubhaft. Durch diese Maßnahme wird das
Absperrorgan wesentlich verkleinert und verbilligt. Im geschlossenen Zustande wirkt
die eine Seite des aus zwei Teilen bestehenden Schiebers als normales
Rückschlagventil und läßt auf solche Weise eine für die Abdichtung erforderliche
Belastung der Sitzflächen eintreten.
Durch nachfolgende Tabelle wird eine Zusammenstellung der gebräuchlichen Legierungen
von Kondensatorrohren gegeben, von denen Heckmann in
Duisburg Proben ausgestellt hat.
Angegebene Legierungen der von Heckmann in Duisburg gezeigten Proben von Kondensatorrohren.
ProbeNr.
Kupferv. H.
Zinkv. H.
Bleiv. H.
Zinnv. H
1234
60707098,5
393029–
1–––
––11,5
Die Rohrproben sind sämt- lich flach zusammen- gedrückt,
ohne daß Auf- platzen eingetreten ist.
(Schluß folgt.)