Titel: | Polytechnische Rundschau. |
Fundstelle: | Band 325, Jahrgang 1910, S. 812 |
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Polytechnische Rundschau.
Polytechnische Rundschau.
Neuere Konstruktionen von Dampfturbinen.
In Amerika werden kleinere Dampfturbinen wie Kolbendampfmaschinen für bestimmt
abgegrenzte Zwecke als Massenartikel hergestellt; sie zeigen eine sehr einfache
Bauart. Auf guten Dampfverbrauch wird dabei weniger Wert gelegt. So wird von der Sturtevant Co., Hyde Park, Mass., eine Turbine mit
taschenförmigen Schaufeln ähnlich der Riedler-Stumpfturbine auf den Markt gebracht und für Leistungen bis zu
mehreren Hundert PS namentlich für den direkten Antrieb von Ventilatoren ausgeführt.
Die Räder werden radial oder achsial beaufschlagt: in letzterem Fall von beiden
Seiten, so daß ein einseitiger Achsdruck vermieden ist. Bis zu 200 PS werden die
Turbinen mit einer Druckstufe, darüber mit zwei bis vier Stufen ausgeführt.
Aehnlich ist die Turbine der Terry Steam-Turbine Co.,
Hartford, Conn. Sie besitzt ebenfalls eingefaßte Taschen als Schaufeln; der Dampf
wird aber in einer Rückschaufel umgelenkt und zum zweitenmal auf das Rad geführt.
Die Turbine der Dake American Steam-Turbine Comp.,
Grand Rapids, Mich, besitzt ebenfalls eingefräste Taschen bei ihrer Beschaufelung.
Die Ringe, in welche die Schaufeln eingefräst sind, sind zu beiden Seiten des
Radkranzes angeschraubt, dazwischen befindet sich der Düsenkörper und die
Umkehrschaufeln. Die Turbine wird in ein- und mehrstufiger Bauart ausgeführt. Eine
Schaufelung ähnlich derjenigen eines Peltonrades besitzt die Turbine der Ken Turbine Co., Wellsville. N.Y. Auch diese Turbine
wird vielstufig ausgeführt mit zunehmender Größe und Anzahl der Düsen jeder
folgenden Stufe.
Die Turbine von Bliss hat ebenfalls peltonartige Taschen
und Umführkammern, die an der einen Seite offen sind. Eine eigentliche Führung
des Dampfes ist nicht vorgesehen, vielmehr sollen sich die einzelnen Dampfstrahlen
selbst gegenseitig abgrenzen und führen und nach mehrmaliger Beaufschlagung des
Rades an der offenen Seite der Kammer in den Kondensator austreten. Ob dies wirklich
so eintritt, ist zweifelhaft. Die Turbine soll in Einheiten von 75–1000 KW
ausgeführt werden.
Die amerikanische Curtis-Turbine wird meist in stehender
Bauart ausgeführt. Vielfach wendet man eine Regulierung durch Abschaltung von Düsen
an. Bei größeren Ausführungen werden die Laufradscheiben wie bei der Rateau-Turbine aus zwei Blechtafeln gebildet die an den
Naben vernietet werden. Die Abdichtung der Welle beim Durchgang durch die
Trennungswände der einzelnen Stufen erfolgt durch radial bewegliche Dichtungsringe.
Dem Spurlager der Turbine wird zentral Druckwasser von 18–20 at bei Turbinen bis
1500 PS, 26 bis 30 at bis 4000 PS und 35–40 at bei höheren Leistungen zugeführt;
hierdurch findet zugleich die Abdichtung des Abdampfraumes nach außen und die
Schmierung des Spurzapfens statt. Das obere Halslager ist mit Pockholz oder
Weißmetall ausgefüttert und wird mit Oel geschmiert. Die Abdichtung der Welle an
dieser Stelle erfolgt durch Kohleringe, welche mittels Federn leicht gegen die Welle
gepreßt werden.
Die Regelung großer Curtis-Turbinen geschieht durch Zu-
und Abschalten von Düsen mit Hilfe eines Druckölservomotors; bei einigen
Ausführungen werden auch die Abschlußventile der Düsenkammern wie bei der bekannten
Parsons-Regulierung abwechselnd gehoben und gesenkt
und die Zeit, während welcher die Düsenventile gehoben sind, verändert. Bei Curtis-Schiffsturbinen beabsichtigt man neuerdings eine
Regelung des Dampfzutritts zu den einzelnen Druckstufen mittels Schieber vor dem
ersten Leitradkranz
jeder Druckstufe. Größere Curtis-Turbinen haben fünf
Druckstufen mit je zwei Geschwindigkeitsstufen; Abdampfturbinen erhalten nur eine Druckstufe und Drosselregulierung; bei gemischtem
Dampf wird eine Hoch- und eine Niederdruckstufe vorgesehen; erstere mit
selbsttätiger Düsenregulierung.
Die Turbine von Beluzzo, gebaut von der Maschinenfabrik Gadda & Cie. in Mailand, arbeitet ebenfalls mit Geschwindigkeitsabstufung. Um bei
geringerer Umdrehungszahl mit gleicher Oekonomie zu arbeiten wie höherer Umlaufzahl,
wird im ersteren Fall eine weitere Druckstufe zugeschaltet, bestehend aus einem
vierkränzigen Laufrad mit doppeltgekrümmten Schaufeln, so daß diese Stufe auch für
den Rückwärtsgang der Turbine benutzt Werden kann. Große Turbinen erhalten einen
Hochdruckteil mit Druck- und Geschwindigkeitsstufen, einen Mitteldruckteil mit
reinen Druckstufen- und einen Niederdruckteil, der als Ueberdruckturbine ausgebildet
ist. Der dabei notwendige Entlastungskolben für den Achsialschub sitzt vor dem
Hochdruckteil. Die Labyrinthrillen der Wellendichtung haben nach außen zunehmende
Durchmesser, so daß die eindringende Luft der Fliehkraft entgegenströmen muß. Bei
den Leitschaufeln ist besonders für gute Dampfführung und mäßige Umlenkung der
Dampfstrahlen gesorgt. Eine 2000 PS-Turbine dieser Art wurde für die Stadt Neapel
ausgeführt.
Die Firma Willans & Robinson führt für größere Leistungen reine Parsons-Turbinen aus mit der bekannten Fullagarentlastung. Bei Einheiten
bis zu 2000 KW besteht die Welle am Hochdruckende mit der Trommel aus einem Stück,
am Niederdruckende wie auch bei großen Leistungen am Hochdruckende sind auf die
Wellen besondere Rosetten aufgepreßt, die mit der Trommel verschraubt werden. Die
Schaufeln werden in Grundringen testgehalten, die ihrerseits in Nuten der Trommel
durch eine Beilage festgeklemmt werden. Nach außen sind die Schaufelkanäle durch
∪-förmige Ringe begrenzt, die eine Art Labyrinthdichtung bilden. Die Abdichtung der
Welle findet am Hochdruckende durch radiale, am Niederdruckende wegen der
Längenausdehnung der Trommel durch eine achsiale Labyrinthdichtung statt. Der
Kondensator ist mit der Turbine starr verbunden, aber er ruht auf Federn und kann so
bei Formänderungen leicht nachgeben.
Die Bruhs Electrical Engineering Co. in Loughborough
baut ebenfalls Parsons-Turbinen mit einigen
bemerkenswerten Eigenheiten. Es sind vier Stufengruppen angeordnet mit vier
Entlastungskolben. Die Wellenstümpfe besitzen starke Flanschen, mit denen sie mit
den Trommelenden verbunden sind. Diese Flanschen tragen im Hochdruckteil zugleich
die Entlastungsscheiben. Die Stopfbuchsen der Wellen arbeiten nicht mit Dampf,
sondern mit Wasser, das durch seine Fliehkraft einen luftdichten Abschluß gewährt.
Die Regulierung der Turbine ist wie bei Parsons; das
Absperrventil wird von einem Sicherheitsregler unter der Wirkung des Dampfdruckes,
nicht durch die Kraft einer Feder beim Ueberschreiten einer höchsten Tourenzahl
geschlossen.
Reine Ueberdruckturbinen in der ursprünglichen
Ausführung von Parsons werden heute noch selten
ausgeführt. An ihre Stelle ist die kombinierte Bauart mit einem Aktionsrad im
Hochdruckteil und mit einer Reaktionsturbine im Mittel- und Niederdruckteil
getreten. Der Hochdruckteil wird dabei viel kürzer, die Abdichtung und Entlastung
der Welle vom Achsialschub wird einfacher, Druck und Temperatur im Turbinengehäuse
werden geringer, auch werden die Schaufeln im Mitteldruckteil länger, weil der Dampf
im Hochdruckteil tiefer herunterexpandiert; es können also auch die Spielräume ohne
Nachteil für die Dampfökonomie größer genommen werden.
Bei der Ausführung der Westinghouse Mfg. Co. in
Pittsburg ist zur Entlastung der Welle vom Achsialschub der Niederdruckteil getrennt
ausgeführt; der Dampf strömt nach entgegengesetzten Seiten ab, das Hochdruckrad mit
zwei Schaufelkränzen befindet sich dazwischen. Der Dampf wird zur Beaufschlagung der
letzteren nicht in erweiterte Düsen zugeführt, sondern in Düsen mit paralleler
Begrenzung, so daß der Dampf im Hochdruckteil etwa auf den halben Anfangsdruck
expandiert. Die Trommel ist aus mehreren Stahlgußstücken zusammengesetzt und an dem
einen Ende auf einer Bronzebuchse verschiebbar angeordnet, so daß sie den
Wärmedehnungen nachgeben kann. Die Schaufeln haben einen Stahlkern mit Kupferüberzug
und zeigen hohe Festigkeit bei geringer Abnutzung. Sie werden in Nuten der Trommel
durch Verstemmen befestigt und erhalten zur Versteifung einen Drahtring, der in der
Nähe des Schaufelendes durch sämtliche Schaufeln hindurchgezogen ist. Die Welle wird
durch eine Wasserstopfbuchse abgedichtet, der Wasser von etwa ⅓ at Druck zugeführt
wird. Durch die Drehung des in der Stopfbuchse befindlichen Schaufelrades wird ein
Wasserdruck von annähernd gleicher Größe erzeugt, so daß ein unnötiges Nachfließen
von Dichtungswasser vermieden wird. Die Regulierung erfolgt durch Drosselung mit
Hilfe eines schwingenden Drosselventils wie bei der bekannten Ausführung Parsons.
Auch Brown, Boveri & Co. führen die kombinierte Bauart bei ihren Turbinen aus, abgesehen bei
sehr großen Turbinen und bei solchen, welche Abdampf verarbeiten. Bei der Ausführung
von Brown-Boveri trägt die Trommel an den Enden
eingesetzte Wellenzapfen und auf der Hochdruckseite das zweikränzige Laufrad. Für
größere Leistungen und bei Umdrehungszahlen unter 1500 i. d. Min. erhalten die Lager
Weißmetallschalen mit Kugelunterstützung; für höhere Umdrehungszahlen werden die Parsonsschen Mehrbuchsenlager ausgeführt. Die frühere
Dampfsteuerung Parsons ist durch eine Oelsteuerung
ersetzt. Das Drucköl wird von einer Kreiselpumpe, die auf der Regulatorspindel
sitzt, geliefert. Bei großen Einheiten und bei Schiffsturbinen wird eine weitere
Pumpe zum Anlassen der Maschine durch eine besondere kleine Dampfturbine
angetrieben. Die Beaufschlagung des Aktionsrades der Hochdruckstufe wird durch ein
Zusatzventil vom Regulator verändert, um zu starke Dampfdrosselung zu vermeiden.
Sehr große Turbinen werden zweigehäusig und als reine Parsons-Turbinen ausgeführt; bei Abdampfturbinen wird der Dampfstrom
geteilt, um ein möglichst hohes Vakuum gut auszunutzen. Der Rotor der Parsons-Turbinen von Allis
Chalmers besitzt eine hohle Spindel, auf welche die aus Schmiedestahl
gefrästen Trommelringe und der Entlastungskolben aufgeschoben sind. (K. Körner und F. Löset)
[Zeitschrift d. Vereins deutscher Ingenieure 1910, S. 740–747, 832–837, 1484 bis
1490.]
M.
Ein neues Verfahren zum Prüfen der Schneidfähigkeit von
Feilen.
Bei der Versammlung der Engineering Lection der British
Assosiation zu Sheffield hielt Professor W.
Ripper einen Vortrag über ein neues Verfahren zum Prüfen der
Schneidfähigkeit von Feilen, dem wir folgendes entnehmen.
Vor einigen Jahren hat Mr. E. G. Herbert, Manchester,
die Konstruktion einer einfachen Feilenprüfmaschine angegeben, bei der die zu
prüfende Feile auf einem hin- und hergehenden Tisch fest zwischen zwei Haltern
eingespannt war. Wenn die Feile ihren Vorwärtshub vollzog, wurde eine Versuchsstange
von 25 mm im Quadrat durch ein Gewicht von 13,6 kg gegen die Schneidfläche der Feile
gepreßt; der Feilenhub betrug 150 mm und die abgefeilte Länge der Stange sowie die
Zahl der Hube wurde selbsttätig aufgezeichnet. Während des Rückwärtshubes der Feile
wurde die Versuchsstange von der Feile abgehalten, so daß das Schneiden also nur
während des Vorwärtshubes geschieht. Versuche mit dieser Maschine hatten keine
befriedigenden Ergebnisse, denn die Schneidewirkung der hin- und hergehenden Feile
unterschied sich zu sehr von der Wirkung des Handfeilens, indem die Feile von der
Maschine stets in derselben Weise über das Arbeitsstück geführt wurde und die Zähne
der Feile bei jedem Hube stets in derselben Nut weiter arbeiteten, während beim
Handfeilen kein Hub dem anderen gleicht.
Textabbildung Bd. 325, S. 814
Fig. 1.
Textabbildung Bd. 325, S. 814
Fig. 2.
Prof. Ripper konstruierte nun eine ergänzende
Vorrichtung zu obiger Maschine, welche die Schneidewirkung der Feile mehr dem
Handfeilen nähert. Um diese Bewegung zu erhalten, wurde die Feile mit dem Griffende
in einem einfachen Kugelgelenk (s. Fig. 1 u. 2) gelagert und mit dem anderen Ende, dem Feilenkopf
in einem Kugelgelenk, das in einer Exzenterscheibe seinen Sitz hatte. Die
Exzenterscheibe mit dem Feilenkopf, erhielt während jedes Vorwärtshubes der Feile
eine kleine Vorwärtsdrehung, durch ein Wurmgetriebe, dessen Bewegung von der hin-
und hergehenden Bewegung der Maschine abgeleitet wurde. Auf der Schneckenradspindel
war eine Fahrradfreilaufnabe mit einem Kettenrade befestigt, das mit einer zwischen
Stützen befestigten Kette in Eingriff stand. Beim Vorwärtshube der Feile lief das
Kettenrad leer, während es beim Rückwärtshube den Wurm und die Exzenterscheibe etwas
dreht und so die relative Stellung der Feile zur Endfläche des Probestabes ändert.
Die Achse der Feile beschreibt dann einen engen Kegel um ihre Hubachse, so daß bei
jedem folgenden Hube die Feilenzähne in frisches Metall fassen. Mit dieser
verbesserten Maschine wurden eine Anzahl Versuche angestellt; dabei machte jede
Feile bis 4000& Hube unter einer Gewichtsbelastung von 13,6–22,6 kg.
[Engineering 1910, II, S. 356–359.]
Renold.
Die Turbinen der Wasserkraftanlage in Grand Falls,
Neufundland.
Das von der Firma Amme, Giesecke & Konegen A.-G in Braunschweig gebaute Kraftwerk der Anglo-Neufoundland Development Company dient zum Teil
zum unmittelbaren Antrieb von Holzschleifern, teils zur Erzeugung von elektrischem
Strom für den Betrieb der nahegelegenen Papierfabrik. Das Werk wird aus zwei
stählernen Druckleitungen von 655 m Länge und 4572 mm Weite gespeist, welche bei dem
Turbinenhause durch ein 3048 mm weites Querrohr verbunden sind, und von denen eines,
sich auf 3048 mm Weite verjüngend, zu den Stromerzeugerturbinen, das andere, in zwei
Aeste von je 3272 mm Weite gegabelt, zu den Holzschleiferturbinen führt. Die
Wassergeschwindigkeit in den Leitungen ist auf 2,5 m i. d. Sek. bemessen.
Textabbildung Bd. 325, S. 814
Fig. 1.
Textabbildung Bd. 325, S. 814
Fig. 2.
Textabbildung Bd. 325, S. 814
Fig. 3.
Die Kraftanlage besteht aus insgesamt sieben Turbinen, von denen vier mit je 4000 PS
bei 225 Umdr. i. d. Min. je sechs Holzschleifer und drei mit je 2500 PS bei 375
Umdr. i. d. Min. die Stromerzeuger antreiben. Die 4000-pferdigen Turbinen sind als
Doppelturbinen mit doppeltem Spiraleinlauf ausgeführt und in der Richtung des
Wasserauslaufes paarweise hintereinander angeordnet, so daß die Saugkanäle mit
doppelt gekrümmter Mittellinie aneinander vorübergehen. In ihrer Bauart kennzeichnen
sie sich hauptsächlich dadurch, daß die Abläufe als einfache Bogenrohre ausgebildet
und erst unterhalb des Fußbodens vereinigt sind, wodurch Raum für ein drittes,
freiliegendes Lager für die 7,454 m lange Welle gewonnen wird. Der Regulator ist
insofern bemerkenswert, als bei ihm kein pendelnder Schwinghebel angewendet ist. Wie
Fig. 1 zeigt, wird durch die dünnen Stangen a ein Vorsteuerkolben b
verstellt, dessen Bewegung der eigentliche Steuerkolben c des Servomotors folgt und hierbei die Steuerkanäle d und e freilegt, derart,
daß z.B. beim Aufwärtsgang der Regulatormuffe der Kanal d mit dem Druckraum f und der Kanal e mit dem Auslaß g
verbunden wird. Hierdurch werden die Kolben des Hauptservomotors so verstellt, daß
die Leitkanäle der Turbine geschlossen werden, und die Rückführung wird dadurch
erzielt, daß die Büchse A, welche die Steuerkanäle enthält, in entgegengesetztem
Sinne zu der vorhergehenden Bewegung des Kolbens c
durch die Gestängebewegung verschoben, im vorliegenden Falle also gehoben wird, bis
die Kanäle d und e wieder
geschlossen sind. Bei der vorliegenden Ausführung wird z.B. diese Rückführung von
der die Hauptservomotorkolben verbindenden Stange abgenommen, welche zu diesem
Zwecke eine schräge Arbeitsfläche hat, auf der eine mit der Büchse h verbundene Rolle geführt ist. Durch diese Ausbildung wird dem
Regulator eine sehr gedrängte Bauart gegeben. Sie ermöglicht ferner, wenn man die
Entfernung zwischen Buchse und Kolbenführung veränderlich macht, in einfacher Weise
eine Aenderung der Umdrehungszahl der Turbine während des Betriebes, vorausgesetzt,
daß genügender Hub der Regulatormuffe zur Verfügung steht.
Die 2500-pferdigen Turbinen, welche mit Drehstromerzeugern von 600 Volt und 1800 Amp.
Dauerbelastung gekuppelt sind, sind ebenfalls Doppelturbinen, haben aber nur
einfache Spiralgehäuse mit Ablaufröhren an beiden Seiten. Ihre Anschlußleitungen
sind ebenso wie diejenigen der großen Turbinen mit Drosselklappen absperrbar, die so
betätigt werden, daß ungleiche Belastungen der beiden auf einer Welle sitzenden
Laufräder verhindert werden.
Mit der Anlage verbunden ist ferner eine aus vier Dreizylinder-Kolbenpumpen und zwei
Windkesseln bestehende Druckölanlage, die wegen der eigenartigen Konstruktion der
Pumpen Erwähnung verdient. Diese ist in Fig. 2 und
3 wiedergegeben. Sie zeichnet sich nicht nur
durch die gedrängte und völlig geschlossene Bauart, sondern auch durch den
geräuschloseren Gang der Ventile aus, von denen das Saugventil im Pumpenkolben b und das Druckventil im Deckel des Pumpenzylinders a untergebracht ist. Beide Ventile werden zu diesem
Zweck durch Kataraktwirkung so gesteuert, daß sie sich nur langsam auf ihre Sitze
auflegen können. In der mit dem Kolben b verbundenen
und mit Oeffnungen f versehenen hohlen Stange c, die unten geschlossen ist, ist ein Kolben d mittels des Handrädchens e verstellbar, so daß er die Oeffnungen f
abschließen kann. Mit dieser Stange c ist ferner ein
Kataraktkolben g verbunden, dessen Gehänge h samt dem das Saugventil bildenden Deckel i sich an der Stange c um
ein dem Ventilhube s entsprechendes Stück verschieben
kann. Das hierbei verdrängte Oel kann durch Bohrungen k
in die Stange c eintreten, soweit der Umlauf nicht
durch die Oeffnungen f gehemmt wird. Damit wird eine
Bremsung der Bewegung des mit dem Gehäuse h identischen
Saugventils gegen seinen Sitz g erreicht. Bei dem
Druckventil steht der Ventilteller l unter der Wirkung
einer einstellbaren Feder m und in seinem Innern ist
ein Kolben n, der beim Niedergang des Ventils nach
Maßgabe der Oeffnungen q Oel aus dem Gehäuse o des Ventilsitzes p
herausdrücken muß. Durch Drosseln der Oeffnungen q kann
man also hier den Gang des Ventils regeln. Die Pumpe macht 178 Umdr. i. d. Min. und
fördert bei 10 at Betriebsdruck 360 l i. d. Min. Die Geschwindigkeit kann aber auch
auf 200 Umdr. gesteigert werden. (Gelpke.) [Zeitschrift
d. Vereins deutscher Ingenieure 1910, S. 1841–1849.]
H.
Die Ursachen von Unfällen im Kraftmaschinenbetriebe
Für den Konstrukteur von Kraftmaschinen werden die Angaben des Revisionsingenieurs
einer englischen Versicherungsgesellschaft über die besonderen Ursachen von Unfällen
im Kraftmaschinenbetriebe von Interesse sein, weil sich daraus leicht Schlüsse über
etwaige Verbesserungen bei Neukonstruktionen ziehen lassen. So gibt Tab. 1 den
Prozentsatz von Brüchen aller Art an Teilen von Dampfmaschinen während der Jahre
1908 und 1909 zugleich mit einem durchschnittlichen Prozentsatz für 25 Jahre vor
1908
Aus dieser Tabelle ersieht man, daß die Brüche an Steuerung und Steuerungsantrieb
weit zahlreicher in den Jahren 1908/09 als in dem vorhergehenden langen Zeitraum
waren, wogegen sich die Brüche an Stirnrädern,
Tabelle 1. Dampfmaschinen.
Bezeichnung der Teile,deren Bruch
die erste Ursache desUnfalles war
Durchschnittder Unfällefür 25
Jahrevor 1908
Unfälle währenddes Jahres
1908
1909
in v. H.
in v. H
in v. H.
Steuerung und
SteuerungsantriebStirnradgetriebeLuftpumpenantriebLuftpumpenkolben
und VentileTragsäulen, Wandlager, Bettplatten,
Lager- böckeZylinder, Schieberkasten u. deren
DeckelGewöhnliche
BolzenGeradführungenKurbelwellenKolben, ihre Deckel, Ringe u.
SchraubenRegulator und RegulatorantriebPleuelstangen mit
BolzenKreuzköpfeSchwungräderLuftpumpen und
KondensatorenKolbenstangenKurbelzapfenKurbelarmeBalanziers
und dgl.Zapfen der BalanziersHaupttriebseile und
RiemenZerstörung der ganzen Maschine, Ursache nicht
ergründetVorgelegewellenTurbinenrotoren
21,4 14,6 10,4 7,2 6,9 5,3 4,5 4,5 4,3 3,3 2,6 2,4 2,3 2,0 1,9 1,8 1,3 1,1 0,9 0,8 0,2 0,2 0,1 0,0
34,8 8,1 5,2 6,2 5,2 6,2 0,9 1,9 2,9 5,7 3,3 2,9 0,9 4,8 4,8 3,3 1,4 0,5 0,0 0,0 0,5 0,0 0,5 0,0
34,1 8,7 4,6 10,7 5,6 5,6 1,0 2,0 2,6 4,6 1,0 3,1 3,1 2,6 2,0 2,6 0,5 1,5 0,9 0,5 0,5 0,0 1,6 1,5
100,0
100,0
100,0
Tabelle 2. Gas- und Oelmaschinen.
Bezeichnung der Teile,deren Bruch
die erste Ursache desUnfalles war
Durchschnittder Unfällefür 25
Jahrevor 1908
Unfälle währenddes Jahres
1908
1909
in v. H.
in v. H
in v. H.
Steuerung und SteuerungsantriebZylinder und
ZylinderkopfKolbenKolbenstange und
BolzenKurbelwelleRegulator und AntriebAuspuffrohr und
SchalldämpferSchwungräderKupplungenRahmen und
LagerböckeGewöhnliche BolzenZerstörung der ganzen Maschine,
Ursache nicht ergründetHaupttriebseile und
RiemenVerschiedenesGasgeneratoranlage
34,3 16,1 10,2 10,7 5,0 4,9 3,9 4,4 2,9 3,0 2,4 0,8 0,0 0,9 0,5
31,3 19,4 4,8 10,8 9,1 4,8 2,4 5,4 0,0 1,2 2,4 0,0 0,0 5,4 3,0
29,615,4 2,7 9,4 13,4 5,4 1,3 0,7 0,0 1,3 2,0 0,0 0,0 7,4 11,4
100,0
100,01
100,0
Luftpumpenantrieb sehr gemindert haben. Man kann die Ursachen
der Brüche folgendermaßen einteilen: 41 v. H. rühren her von alten Fehlern oder
Abnutzung, 18 v. H. von zu geringer Stärke des Teiles, schlechter Konstruktion,
schlechter Ausführung und Material, 14 v. H. Nachlässigkeit des Wärters oder
Besitzers, 27 v. H. nicht genügend erklärt. Der Prozentsatz der Brüche aus Abnutzung
der Teile ist
höher als in früheren Jahren, niedriger dagegen die Zahl der von mangelhafter
Konstruktion herrührenden Brüche. In ähnlicher Weise sind in Tab. 2 die Brüche an
Teilen von Gas- und Oelmaschinen aufgeführt.
Am meisten haben sich in neuerer Zeit die Unfälle an Kolben gemindert, aber Brüche an
Kurbelwellen haben trotz besseren Materials stark zugenommen, ebenso Unfälle an
Gasgeneratoren. Von allen diesen Brüchen sind 19 v. H. auf alte Fehler, Abnutzung
u.s.f., 23 v. H. auf zu schwache Konstruktion, mangelhaftes Material schlechte
Arbeit, 24 v. H. auf Nachlässigkeit der Wärter zurückzuführen, während 34 v. H.
unerklärt bleiben. [Engineering 1910, II, S. 338–339.]
Renold.