Titel: | Ueber Labyrinthdichtungen für Wasser. |
Autor: | Karl Just |
Fundstelle: | Band 326, Jahrgang 1911, S. 55 |
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Ueber Labyrinthdichtungen für Wasser.
Von Karl Just.
(Fortsetzung von S. 37 d. Bd.)
Ueber Labyrinthdichtungen für Wasser.
Nach diesen Versuchen war beabsichtigt, die Wirbelungen zu untersuchen, die die
verschiedenen Bohrungen ergaben. Es sollten durch am Anfang des Versuchskanals
befindliche Löcher, die unter 45° geneigt waren und mit der Strömung liefen, in
Wasser schwimmendes Kaolin eingeführt und so die Wirbelungen sichtbar gemacht und
photographiert werden. Leider wurden hiermit keine brauchbaren Resultate erzielt.
Die Löcher verstopften sich stets.
Nachdem durch die Versuche entschieden war, daß Bohrungen von 1–4 mm und gut
abgerundeten Kanten den Druck richtig angeben, konnte zu den Versuchen mit ebenen Spalten und festen Wänden übergegangen werden. Der
Ingenieur steht hier vor der Aufgabe, die Spalte so auszubilden, daß bei gegebener
Spaltweite und Spaltlänge und bei gegebener Druckdifferenz vor und hinter dem Spalt
die durchfließende Wassermenge möglichst klein ausfällt. Zunächst soll die Aufgabe
rechnerisch betrachtet werden, und zwar für einen glatten Spalt (ohne Nuten).
Es ströme Wasser aus einem Gefäß A durch den Kanal
(Spalt) S nach dem Gefäß B
(Fig. 6). Der Kanal habe die Länge l, die konstante Breite b
und die Weite s und die Gefäße werden als sehr groß
angenommen. Die Druckhöhe über der Kanalsohle sei in A
= H, in B = h.
Es werden sich folgende Verluste einstellen:
a) zur Erzeugung der im Kanal vorhandenen Geschwindigkeit w ist eine Druckhöhe erforderlich, deren Größe
hw= w2/2 g ist.
b) Infolge des scharfkantigen Kanalanschlusses tritt beim
Einströmen des Wassers Kontraktion ein, so daß der Querschnitt a, wo die Geschwindigkeit w0 herrscht, nicht vollkommen
ausgefüllt ist. Das Wasser verlangsamt sich dann, füllt den Querschnitt aus und
seine Geschwindigkeit ist nun w.Das hierdurch
verloren gehende Gefälle ist nach Zeuner (a. a. O.
S. 33)
hc
= Ψ • w2/2 g.
c) Durch Reibung an der Kanalwand geht ein weiterer Teil des
Druckgefälles verloren. Er sei hρ.
d) Die am Ende des Spalts in Form von lebendiger Kraft
enthaltene Energie geht bei der plötzlichen Erweiterung im Querschnitt b durch Wirbelung vollkommen verloren. Es geschieht
keine Rückgewinnung in Druck. Daher ist w2/2 g, das am
Anfang des Kanals erzeugt wurde, verloren.
Man kann sich nun das zwischen beiden Gefäßen vorhandene Gefälle nach den
betreffenden Verlusten aufteilen. In Fig. 6 ist dies
graphisch dargestellt.
Hn =
hw + hc + hρ . . . . . 1)
Hn =
w2 • (1 + Ψ)/2 g + hρ.
Die Bestimmung von hρ
geschieht bei Geschwindigkeiten unterhalb der kritischen nach dem Poiseuilleschen Gesetz, über denselben läßt sich die
Formel für die Rohrreibung verwenden.
Nach dem Poiseuilleschen Gesetz gilt für einen
rechtwinkligen engen Spalt:
h_p=\frac{12\,.\,l\,.\,k\,.\,w}{s^2} . . . . .
2)
k bedeutet darin den Zähigkeitskoeffizient, die
Drücke sind in kg, die Längen in m ausgedrückt. In der Poiseuilleschen Formel ist k ursprünglich im
absoluten Maßsystem angegeben.
Nach den Versuchen von O. E. Meyer ist k für Wasser:
beigleich
10,1° C157 • 10 – 6
15,5° C136 • 10 –
6
17,9° C129 • 10 –
6
21,6° C118 • 10 –
6
\frac{\mbox{kg∣Sek}.}{\mbox{qm}}
nach Umrechnung auf das technische Maßsystem.
Die Formel für die Rohrreibung lautet:
h_p=\zeta'\,.\,\frac{U}{F}\,.\,l\,\frac{w^2}{2\,g},
wo U = Umfang, F = Querschnitt, l = Länge
des Kanals und ξ' der Rohrreibungskoeffizient ist. Bei
einem rechteckigen niederen Kanal kann man setzen:
h_p=\zeta'\,.\,\frac{2\,l}{s}\,.\,\frac{w^2}{2\,g} . . . . .
3)
Textabbildung Bd. 326, S. 55
Fig. 6.Glatter Spalt. Gefälleaufteilung.
Betrachtet man nun obige Gleichung mit den für hρ eingesetzten Werfen, so ist bei w größer als die kritische Geschwindigkeit
H_n=\frac{w^2}{2\,g}\,\left(1+\Psi+\zeta'\,.\,\frac{2\,l}{s}\right)
w=\sqrt{\frac{2\,g\,H_n}{1+\Psi+\zeta'\,.\,\frac{2\,l}{s}}}.
Hiernach läßt sich also, wenn das Gefälle und die Koeffizienten Ψ und ξ' bekannt sind, die
durch den Kanal fließende Wassermenge berechnen.
Auch für Geschwindigkeiten kleiner als die kritische Geschwindigkeit läßt die im
Kanal vorhandene Geschwindigkeit sich nach der Gefälleaufteilung bestimmen.
Es ist
H_n=\frac{w^2}{2\,g}\,.\,(1+\Psi)+\frac{12\,.\,l\,.\,k}{s^2}\,.\,w
w=\frac{g}{1+\Psi}\,.\,\left(-\frac{12\,l\,.\,k}{s^2}+\sqrt{\frac{144\,l^2\,k^2}{s^4}+\frac{2\,(1+\Psi)\,.\,H_n}{g}}\right)
Auch hier müssen außer dem Gefälle und den Kanaldimensionen die Koeffizienten
Ψ und k bekannt
sein.
Aus der Gleichung für die Gefälleaufteilung (1) erkennt man, daß man bei gegebenem
Gefälle, um w möglichst klein zu erhalten, die
Summanden w2 (1 + Ψ)/2 g und hρ möglichst groß
machen muß.
Ueber die Größe des Koeffizienten ψ sind zahlreiche
Versuche gemacht, und Zeuner (Vorlesungen über die
Theorie der Turbinen S. 35) gibt hierfür als Mittelwert Ψ
= 0,505. Aus diesen Gründen wurde zunächst von einer experimentellen
Bestimmung von ψ abgesehen Erst bei den Versuchen mit
dem dritten Versuchsapparat wurde hierauf zurückgegriffen.
Der zweite Summand in obiger Gleichung, hρ, wurde dagegen einer genaueren Untersuchung
unterworfen. An vier Versuchsspalten wurde sowohl das Poiseuillesche Gesetz, als auch das für die Rohrreibung nachgeprüft.
Der ebene Spalt mit glatten Wänden.
Textabbildung Bd. 326, S. 56
Fig. 7.Glatter Spalt. s = 0,66 mm.
Um auf möglichst einfache Weise Spalte zu erhalten, deren Dimensionen leicht gemessen
und deren Weite mit einfachen Mitteln geändert werden konnte, wurden ebene Spalten
untersucht. Pumpen- oder Turbinenräder mit kleinerem Durchmesser als 200 mm kommen
wohl nur selten vor, und schon hier ist die Krümmung im Vergleich zur Spaltenweite
so gering, daß sie einen Einfluß auf die Durchströmverhältnisse wohl nicht ausüben
kann. Als Apparat wurde eine zweite Grundplatte verwendet, die genau wie die
beschaffen war, die zur Untersuchung der verschiedenen Bohrungen diente.
Ursprünglich war beabsichtigt, die erste Platte auch hierfür zu verwenden. Da sich
aber die Versuchsbohrungen nicht so verschließen ließen, daß die Oberfläche der
Platte vollkommen eben war, wurde hierfür eine zweite genommen. Auf diese Platte
wurden dann die Zwischenbleche gelegt und hierauf die Deckplatte. Durch je 3 über
der Deckplatte und unter der Grundplatte quergelegte Flacheisen, die durch
Ankerschrauben zusammengezogen wurden, wurde so ein Spaltkanal hergestellt, der
auf seiner ganzen Länge gleichen Querschnitt besaß. Die Breite des Spalts war durch
die Entfernung der Innenkanten der Zwischenbleche gegeben, seine Weite durch deren
Stärke. Der so gebildete Spaltkanal hat den Vorteil, daß seine Wände bei
verschiedener Spaltweite dieselben sind. Die durch die Versuche erhaltenen
Ergebnisse können daher ohne weiteres verglichen werden. Nimmt man dagegen für jeden
Spalt einen neuen Apparat oder auch nur eine andere Wand, so ändern sich die
Reibungsverhältnisse, da diese von der Oberflächenbeschaffenheit in hohem Grade
abhänig sind. Da der Dichtung wegen die Zwischenbleche zwischen Grund- und
Deckplatte etwas eingeölt wurden, war es notwendig, die Spaltweiten nochmals genau
nachzuprüfen; auch mußte untersucht werden, ob die Deckplatte auf ihrer ganzen Länge
statt auf den Zwischenblechen aufliegt und die Spaltweite auch auf der ganzen Länge
des Spalts konstant ist. Dies wurde dadurch bestimmt, daß auf die Grundplatte in
Abständen von 40 mm (in der Längsachse gemessen), in der Mitte und zu beiden Seiten
der Spaltachse 1 cm lange Bleidrähte gelegt wurden, die etwas stärker waren als der
betreffende Spalt. Hierauf wurde die Deckplatte aufgelegt und das Ganze mittels der
Flacheisenschienen zusammengespannt. Dies wurde mit jedem Spalt mehrere Male
gemacht. Die Stärke der so zusammengedrückten Bleidrähte konnte dann mittels einer
Mikrometerschraube gemessen werden. Es ergaben sich dabei Differenzen bis zu 3/100 mm. Im
Mittel ergaben sich folgende Spaltweiten:
s = 0,66 mm
s = 1,08 mm
s = 1,71 mm
s = 2,59 mm
Textabbildung Bd. 326, S. 56
Fig. 8.Glatter Spalt. s = 1,08 mm.
Es wurde nun dazu übergegangen, den Druckverlust in seinem Verlauf längs des Kanals
zu untersuchen. Zu diesem Zwecke wurden in der Platte in 8 Querschnitten Bohrungen
von 2 mm Durchmesser mit gut abgerundeten Kanten angebracht, und zwar waren die Bohrungen, wie
in Fig. 7, 8, 9 und 10 angegeben,
verteilt. Die Länge des Versuchsspalts war im Ganzen 185 mm, seine Breite 100 mm;
seine Weite wie oben angegeben. In den einzelnen Querschnitten waren je 2 oder 3
Bohrungen vorgesehen, damit, falls ein Röhrchen sich verstopfen sollte, die Messung
nicht falsch werde. An die Bohrungen waren wie früher Röhrchen von 2 mm 1. W. und 4
mm Außendurchmesser angelötet. Die Röhrchen desselben Querschnitts wurden dann
mittels kleiner Schläuche an ein einziges Rohr geschlossen (Fig. 9a). So erhielt man, falls sich über einen
Querschnitt Unregelmäßigkeiten ergeben sollten, doch einen richtigen Druck als
Mittelwert.
Textabbildung Bd. 326, S. 57
Fig. 9. Glatter Spalt. s = 1,71 m.Fig. 10. Glatter Spalt. s = 2,59
mm.
Von diesem Verbindungsröhrchen aus gingen dann die Schläuche nach den
Quecksilbermanometern.
Textabbildung Bd. 326, S. 57
Fig. 9a.
Auch hier wurden, nachdem mittels des Einlaufschiebers eine bestimmte
Wassergeschwindigkeit eingestellt war, zunächst die Druckhöhen im offenen Schenkel
der Quecksilbermanometer durch die Schieber markiert, dann die Steighöhe im Meßtank
in einer bestimmten Zeit gemessen, hierauf der Einlaufschieber etwas gedrosselt und
schließlich die Druckhöhen notiert. Vor Beginn des Versuchs wurden sämtliche
Schläuche von den Manometern abgenommen, um die Luft vollkommen zu entfernen. An der
höchsten Stelle der Schläuche zeigten Schlauchtüllen aus Glas stets an, ob die
Schläuche luftleer waren. Bei verschiedenen Geschwindigkeiten wurden die Drücke an
den angegebenen 8 Querschnitten gemessen. Mittels der Eichkurve für die einzelnen
Manometer wurden die Drücke in Metern Wassersäule ausgedrückt. Die Ergebnisse dieser
Messungen sind in Fig. 7 bis 10 dargestellt. Als
Abszisse ist die Spaltlänge, als Ordinaten sind die Drücke genommen.
Man erkennt, daß der Druck für alle vier Spaltenweiten bei allen Geschwindigkeiten
linear abnimmt; und außerdem, daß der Druck O bei allen
Spaltenweiten an derselben Stelle liegt. Diese Stelle liegt kurz hinter dem
Spaltende in dem sich erweiternden Uebergangsstück. Da dieser Querschnitt wesentlich
größer war als der Spaltquerschnitt, ist es einleuchtend, daß hier schon
Atmosphärendruck vorhanden ist. Dies zeigte sich auch dadurch, daß der konische
Auslaufstutzen in seiner oberen Hälfte stets leer war. Die Drucklinien liefern somit
den Beweis, daß die Druckangabe der hier verwendeten Lochformen richtig ist, da die
Drucklinien dort tatsächlich den Druck null angeben, wo Atmosphärendruck vorhanden
ist. Der schöne gerade Verlauf der Drucklinien vom ersten Querschnitt an zeigt, daß
die Einlaufverhältnisse gut sind und auch die vor dem ersten Querschnitt liegende
Beruhigungsstrecke von 28 mm genügt.
Textabbildung Bd. 326, S. 57
Fig. 11.Bestimmung von K.
In Fig. 7 bis 10 sind auch die zu
jeder Druckkurve gehörigen Geschwindigkeiten als Abszissen eingetragen. Als Ordinate
ist der Druck im ersten Querschnitt gewählt.
An Hand dieser Versuche soll nun nachgeprüft werden, ob das Gesetz für die
Rohrreibung für die vorliegenden Spalten gültig ist.
h_p=\zeta\,.\,\frac{2\,l}{s}\,.\,\frac{w^k}{2\,g}.
Zunächst sei vorausgesetzt, daß \zeta\,.\,\frac{2\,l}{s\,.\,2\,g}
konstant ist, und es soll nun die Potenz von w bestimmt
werden; denn daß der Exponent K von w nicht gleich 2 ist, gibt schon Poiseuille an. In der Praxis nimmt man der einfachen
Rechnung halber trotzdem 2 dafür an und läßt dafür ξ'
veränderlich mit w werden. Zeuner gibt (a. a. O. S. 50) für ξ'-Werte an,
bezogen auf verschiedene Geschwindigkeiten.
Setzt man in obiger Gleichung
\frac{\zeta\,.\,2\,l}{s\,.\,2\,g}=1/C, so ist
h_p=\frac{1}{C}\,.\,w^k und man kann logarithmieren log hρ = – log C + K • log w.
Dieser Ausdruck stellt eine Gerade dar, deren Tangente gegen die Abszissenachse K ist und die auf der negativen Ordinatenachse
das Stück log C abschneidet. Trägt man also (nach Reynolds) als Abszissen die Logarithmen von w, als Ordinaten die Logarithmen von hρ auf, so erhält man
als jeweilige Tangente an diese Kurve den Koeffizienten K.
In Fig. 11 sind die Logarithmen der Drucke am Anfang
des 185 mm langen Spalts und die der Geschwindigkeiten graphisch aufgetragen, und
zwar für alle vier Spalte. Zunächst ist zu erkennen, daß die Punkte alle recht gut
auf einer Geraden liegen; ein Beweis, daß für den ganzen Verlauf der Kurve K eine Konstante ist. (Bei dem 0,6 mm weiten Spalt gilt
dies nur bis zu dem Knick in der Geschwindigkeitskurve.)
Die Tangente und damit K ist für
s = 0,66s =
1,08s = 1,71s = 2,59
::::
K = 1,92K =
1,91K = 1,93K = 1,92
K mittel = 1,92
Für log C findet man auf der negativen Ordinatenachse
nach Figur 11 für
s = 0,66
:
log C = 0,415
und
C = 2,600
s = 1,08
:
log C = 0,706
und
C = 5,082
s = 1,71
:
log C = 0,933
und
C = 8,570
s = 2,59
:
log C = 1,212
und
C = 13,22
Nach der Gleichung \zeta=\frac{g\,.\,s}{l\,.\,C} erhält man
hiernach die folgenden Werte für
s = 0,66
: ζ
= 0,0135
s = 1,08
:
= 0,0113
s = 1,71
:
= 0,0106
s = 2,59
:
= 0,0104
Diese Werte sind in Fig.
12 als Ordinaten über der zugehörigen Spaltweite als Abszisse aufgetragen.
Nach dieser Darstellung ist ξ wesentlich von der
Spaltweite abhängig. Mit zunehmender Spaltweite nimmt ξ
ab und nähert sich asymptotisch einem Werte, der nicht sehr viel kleiner als 0,0104
ist. Bei größeren Spalten ist also ξ in dieser Art
dargestellt so gut wie konstant.
K war bei dieser Betrachtung zu 1,92 angenommen. Dies
ist aber nicht gebräuchlich in der Praxis. Daher sei auch untersucht, wie sich ξ' verhält wenn K = 2
gesetzt wird. Man hat zur Bestimmung dann die Gleichung
ξ' = hρ • s • g/t • w2.
In Tab. 1 sind nun die Werte für ξ' bei w = 4, 5, 6, 7 und 8 m/Sek. eingetragen, die zu den
verschiedenen Spaltweiten gehören. Die zusammengehörigen hρ und w sind
hierzu aus den Darstellungen Fig. 7 bis 10 entnommen.
Tabelle 1. Werte für ζ'
w m/Sek.
4
5
6
7
8
Mittel
für s = 0,66
0,01130
0,01140
0,01180
–
–
0,0115
für s = 1,08
0,00928
0,00938
0,00940
0,00934
0,009281
0,00934
für s = 1,71
0,00890
0,00876
0,00877
0,00874
0,008781
0,00879
für s = 2,59
0,00644
0,00658
0,00668
0,00672
0,00674
0,00663
Bei s = 0,66 und s = 2,59
nimmt ξ' mit zunehmender Geschwindigkeit zu. Bei den
beiden andern Spalten ist dies nicht der Fall. Aus diesen Beobachtungen läßt sich
daher kein Gesetz ableiten. Jedenfalls sieht man aber aus den Mittelwerten, daß ξ' wesentlich von der Spaltweite abhängig ist. In Fig. 13 ist ξ' dargestellt als Ordinate, über den Spalt weiten als
Abszissen. Man erkennt, daß ξ' abnimmt mit zunehmendem
Spalt. Dies ist auch zu erwarten; denn im Grenzfalle muß ξ' den Wert ergebender für weite Rohre zutrifft. Für diese gibt Pfarr an:
ξ' = Ψ/γ • 2g =
0,2627 2 g/γ =
0,00523.
Ein Vergleich mit den Werten, die Becker bei seinen
Versuchen mit dem treppenförmig abgestuften Kolben fand, zeigt, daß das dort
gefundene ξ' = 0,0194 für Spalte von (in Mittel) 0,16
mm in die in Fig. 13
dargestellte Kurve gut paßt. Die Kurve nähert sich asymptotisch dem Wert 0,00523 für
Rohre. Die andern von Becker gefundenen Werte sind im
Vergleich zu den hier gefundenen kleiner. Es liegt dies daran, daß bei seinen
anderen Versuchen geschliffene Spalte verwendet wurden, während bei den hier
vorliegenden Versuchen die Wände nur glatt gehobelt waren. Es läßt dies erkennen,
wie sehr ξ' von der Oberfläche abhängig ist. Da für die
Praxis bei Spaltverlusten fast stets nur größere Geschwindigkeiten als 2 m/Sek. vorkommen,
so wurden diese Versuche nicht auf ganz: kleine Geschwindigkeiten ausgedehnt. In
Fig. 7 sind jedoch Versuche bei w = 1,6 m/Sek. und w = 2,3 m/Sek.
dargestellt. Diese Punkte liegen nicht auf der Parabel der übrigen
Geschwindigkeiten; ein Zeichen, daß hier obiges Gesetz nicht mehr gilt.
Textabbildung Bd. 326, S. 58
Fig. 12. Darstellung von ξ.Fig. 13. Darstellung von ξ'. Spaltweite in
mm.
Hieran wurde nun das Poiseuillesche Gesetz geprüft hρ = 12 • l • k w/s2. Da alle Größen
bis auf k bekannt sind, wurde dieses bestimmt.
hρ und w sind der Geraden Fig.
7 entnommen zu hρ = 2,060 m Wassersäule = 2,06 • 103
kg/qm,
w = 2,31 m/Sek.
Es ergibt sich hiernach k zu 185 • 10 – 6 kg-Sek./qm.
Die Temperatur des Wassers war etwa 8° C. Dieser Wert schließt sich gut an die von
O. E. Meyer angegebenen an. Nach Fig. 7 liegt für den 0,66 mm weiten Spalt die
kritische Geschwindigkeit etwa bei 2,5 m. Bei Spalten weiter als dieser liegt sie
noch tiefer. Mittels des Werts k = 185 × 10 – 6 wurde, da für so kleine Geschwindigkeiten
keine Versuche hier gemacht wurden, die Geschwindigkeitsgerade errechnet und in Fig. 8 bis 10 gestrichelt
eingezeichnet.
Es ist hρ/w = C/s2. Hiernach ergaben sich für die Tangenten der
Geschwindigkeitsgeraden bei
s = 1,08
:
hρ/w = 0,334
s = 1,71
:
hρ/w = 0,133
s = 2,59
:
hρ/w = 0,0579
Die kritischen Geschwindigkeiten würden dann den Kurven nach etwa liegen für
s = 1,08
:
wcr = 2
m/Sek.
s = 1,71
:
wcr = 1,5
m/Sek.
s = 2,59
:
wcr = 1,0
m/Sek.
(Fortsetzung folgt.)