Titel: | Bemerkenswerte technische Neuerungen auf dem Gebiete der Zuckerindustrie im 2. Halbjahr 1909 u. 1. Halbjahr 1910. |
Autor: | A. Stift |
Fundstelle: | Band 326, Jahrgang 1911, S. 88 |
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Bemerkenswerte technische Neuerungen auf dem
Gebiete der Zuckerindustrie im 2. Halbjahr 1909 u. 1. Halbjahr 1910.
Von k. k. landw. techn. Konsulent A.
Stift,
Wien.
Bemerkenswerte technische Neuerungen auf dem Gebiete der
Zuckerindustrie im 2. Halbjahr 1909 u. 1. Halbjahr 1910.
Die Beseitigung der Steine, die bei schlecht oder mangelhaft geputzten Rüben in
der Rübenschwemme nicht entfernt werden und dann in die Rübenwaschmaschine gelangen,
ist eine Frage, die schon zur Konstruktion verschiedener Maschinen geführt hat, die
im Großen und Ganzen wohl ihrer Aufgabe nachkommen, immerhin aber doch unter
Umständen noch manches zu wünschen übrig lassen. Die Steine und andere
Verunreinigungen gelangen dann in die Schneidemaschinen, wo sie zur Beschädigung der
Rübenschneidmesser Veranlassung geben und in manchen Fällen sogar zu ernstlichen
Betriebsstörungen führen können. Es ist nun bis jetzt noch nicht gelungen, eine
Rübenwaschmaschine zu konstruieren, bei der die Entfernung von Steinen, Sand,
Eisenbestandteilen usw. zum allergrößten Teile, d.h. also so weit gewährleistet
wird, als eine ernstliche Beschädigung der Rübenschneidmesser nicht zu befürchten
ist. Diesen Mangel will nun O. HenclZeitschrift für Zuckerindustrie in Böhmen,
1910, S. 308. durch einen in Gemeinschaft mit Zapletal konstruierten Steinfänger abhelfen, der wo möglich sämtliche schweren, mit der Rübe
angeschwemmten Gegenstände auffangen sollte. Die Praxis hat gelehrt, daß dieser
Steinfänger tatsächlich bis zu 90 v. H. den Fremdkörper auffängt und dadurch
wesentlich zur Erleichterung der Arbeit beiträgt. Der Steinfänger kann überall an
der Rübenschwemme angebracht werden, hat aber seinen besten Platz vor der
Rübenwaschmaschine. Ist die Fabrik im Besitze einer langen Rübenschwemme, so
können auch zwei Steinfänger aufgestellt werden, was den Vorteil bildet, daß
dann der Steinfänger die Ablagerung von Sand und Lehm am Boden der Kanäle verhindert
und das lästige Reinigen der Kanäle während der Kampagne zuweil gänzlich erspart.
Wie aus Fig. 1 und
2 ersichtlich, ist
der Steinfänger ein Rad, dessen Durchmesser je nach der Tiefe des Schwemmkanals,
zwischen 2000–2500 mm schwankt, bei einer Breite von ungefähr 400 mm. In der
Innenseite des Rades sind, ähnlich wie beim Rübenhubrad, ungefähr 70 Taschen derart
angebracht, daß das Wasser abfließt, Steine, Sand usw. jedoch hinaufgehoben
werden.
Die infolge der Drehung des Rades gehobenen Taschen schütten auf eine stark geneigte
Fläche die aufgefangenen Gegenstände aus, die in bereit gestellte Körbe, Karren oder
auf den Boden fallen. Ein Arbeiter sammelt die kleinen Rübenwurzeln und wirft sie in
das Rübenhubrad. Das Rad hat keine Achse, sondern dreht sich mittels eines an seiner
Außenseite angebrachten Zahnkranzes, der mittels eines Zahnrades durch eine
Riemenscheibe betrieben wird. Um dem Rade einen Halt zu geben, wird es mit einer
besonderen Radführung festgehalten. Das Hubrad muß in einer senkrechten Linie zur
Richtung des Kanals derart angebracht werden, daß der untere Teil desselben unter
dem Kanal durchgeht. Vor dem Rad, in einer Entfernung von ungefähr 1½–2 m, ist der
Kanalboden in Form einer steilen Senkung vertieft, die der Länge nach mit 50–60 mm
voneinanderstehenden Eisenstangen versehen ist. Die Rübe schwimmt im Kanalwasser oberhalb des
Eisengitters weiter, während Steine, Sand, Nägel usw., die sich am Boden des Kanals
bewegen, bis zum Gitter gelangen, hier durchfallen, von den Taschen aufgefangen und
in die Höhe transportiert werden. Eine ungefähr auf 4 mm verengte Röhre führt dem
Zahnkranz Wasser zu, das die demselben bedeckenden Verunreinigungen (Sand, Lehm)
abspült, wodurch eine größere Reibung des Zahnkranzes an dem Betriebszahnrad
vermieden wird. Die Wasserabspülung kann aber vermieden werden, wenn die Grube, in
der sich der Steinfänger dreht, stets reingehalten wird. Zu diesem Zwecke wird die
Grube verlängert, mit einem Gefälle versehen und mit Brettern zugedeckt. Von Zeit zu
Zeit werden die Verunreinigungen mittels eines geeigneten Löffels entfernt. Das Rad
macht in ungefähr zwei bis vier Minuten eine Umdrehung, weshalb bei dieser
langsamen, aber vollständig genügenden Umdrehung die Abnutzung der Zahnräder eine
sehr geringe ist. Es ist nicht absolut notwendig, den Steinfänger fortwährend in
Drehung zu erhalten, da es genügt, wenn er jede halbe Stunde nur fünf bis zehn
Minuten in Tätigkeit gesetzt wird.
In den letzten Jahren hat die zum Heben der Rüben
konstruierte Mammutpumpe infolge ihrer trefflichen und sicheren
Arbeitsweise eine große Verbreitung in der Zuckerindustrie gewonnen. Aber auch bei
dieser Konstruktion erwiesen sich die mitgerissenen Steine sehr lästig, so daß man
gezwungen war, verschiedene Steinfänger aufzustellen, die aber ihren Zweck insofern
nicht zufriedenstellend entsprachen, als es ihnen nicht möglich war, die
vorkommenden Steinmengen glatt zu bewältigen. Die Konstruktion des Steinfängers von Navrátil
über die TaucZeitschrift für Zuckerindustrie in Böhmen, 1910, S. 304.
berichtet, hat sich dagegen sehr bewährt, da sie eine enorme Menge von Steinen in
glatter Weise beseitigt und dadurch zu einem regelmäßigen Gange auf den
Diffusionsbetrieb beigetragen hat. Wie aus den Fig. 3 bis 5 ersichtlich, ist der
Steinfänger in die Eisenblechrinne B eingehängt, die
die Verbindung zwischen der Mammutpumpe und der Rübenwäsche vermittelt. Die Rinne
ist 90 cm hoch, 70 cm breit und in der Richtung zum geneigten Roste D auf 45 mm verengt. Der Boden der Rinne hat auf einen
Meter Länge einen Fall von 80 mm, ist im unteren Teil konusartig vertieft und hier
mit einem beweglichen Rost E versehen. Direkt
unter diesem Rost ist am Unterteil der Rinne B eine 8
mm starke Eisenblechzarge angenietet, die in einem gußeisernen Konus endigt und
durch das Ablaßventil T mittels des belasteten Hebels
U abgesperrt wird. Der bewegliche Rost E sitzt im Gelenke k, ruht
an dem inneren Schieber F und kommuniziert mit dem
Raume der gußeisernen, seitlichen Kammer K. Mit Hilfe
des belasteten Hebels H und der beiden inneren Hebel
H und G wird der
Schieber F gehoben, wodurch der Eintritt H in die Kammer dicht abgesperrt und der bewegliche
Rost E in seine wagerechte Lage gebracht wird. Mittels
des Handrades P am Bügel O
wird der äußere Schieber gelüftet und durch Niederdrücken des Hebels N und des damit verbundenen Hebels M gehoben.
Textabbildung Bd. 326, S. 88
Fig. 1. u. 2. Steinfänger von Hencl und Zapletal.
Die mit der Bedienung des Steinfängers verbundene Arbeit ist sehr einfach und ohne
Anstrengung durchzuführen. Die Rübe, die mit dem mächtigen Wasserstrom der
Mammutpumpe herausgeworfen wird, fällt auf die geneigte Fläche a des unteren Bodens der Rinne B und wird mit dem ununterbrochenen Wasserstrome über den geneigten Rost
D in die Waschmaschine geworfen. Die Steine, die
spezifisch schwerer als die Rüben sind, fallen auf den Rost E und gleiten darüber in die gußeiserne Seitenkammer K, wogegen große Klumpen, Ziegel, Eisenstücke und
dergleichen längs der geneigten Fläche b bereits in den
Rinnenunterteil gefallen sind. Die Steine melden sich sehr deutlich hörbar im
Auswurfschlot A der Mammutpumpe und fallen mit Getöse
in den Rinnenunterteil. Der den Steinfänger bedienende Arbeiter greift nach den
belasteten Hebel J und hebt durch Niederdrücken
desselben den drehbaren Rost E, wodurch die Kammer K abgesperrt wird. Hierauf wird der Bügel O mit dem Handrad P
gelüftet, der Hebel N niedergedrückt und der Schieber
L geöffnet, so daß die Steine mit geringer
Rübenmenge aus der Seitenkammer K über den geneigten
Boden d zur Erde, auf den Rost der zementierten Grube
niederfallen. In der Zeit der Reinigung, die nicht länger als zwei Minuten dauert,
arbeitet die Mammutpumpe ununterbrochen weiter, wirft die Rüben in die Rinne B, von da zur Wäsche und läßt die Steine in dem
Rinnenunterteil am gehobenen Rost E zurück. Beim
Niederlassen des Schiebers L durch Niederdrücken des
Hebels N und Festziehen des Handrades P wird die Kammer K dicht
abgesperrt. Die
unterdessen am Rost E angesammelten Steine gleiten beim
Heben des Hebels J längs dem geneigten Boden d in die Kammer K und
werden bei der nächsten Reinigung von da wieder ausgeworfen. Der durch den Rost E in die Zarge R
mitgeführte Sand wird in je einer halben Stunde mit dem gleichzeitigen
Schmutzwasserstrom durch das Ventil T mittels des
Hebels U abgelassen. Damit jedoch bei der Reinigung das
im heftigen Strom abfließende Schmutzwasser nicht nach allen Seiten spritzen kann,
ist der Steinfänger allseitig mit Schmutzblechen versehen, so daß der Wasserabfluß
nur in die zementierte Grube unterhalb des Fängers erfolgt und dadurch bei der
Wartung des Steinfängers stets eine reine Arbeit erzielt wird. Das auf den Rost der
Grübe abfließende Schmutzwasser stömt sofort, den Sand mitreißend, in den
Abfallkanal. Steine und sonstige fremde Gegenstände, die mit den Rüben auf den Rost
fallen, werden herausgesucht, während die von den Rübenabfällen abgesonderten Rüben
in die Rübenwäsche oder in die Rübenschwemme zurückgeworfen werden. Der drehbare
Rost E kann bequem von der an der Rinne B angebrachten Tribüne aus gereinigt werden, und zwar
zweimal in jeder Schicht. Wird die Reinigung des Steinfängers in Zeiträumen von etwa
15 Minuten durchgeführt, so kommen überhaupt keine Steine mehr in die Rübenwäsche,
so daß dieselbe nunmehr einer ganz geringen Reinigung bedarf.
Textabbildung Bd. 326, S. 89
Steinfänger von Navratil.
Zur Vervollkommnung der Diffusionsarbeit sind bereits
verschiedene Typen von Saftwagen, die eine
gleichmäßige, vom Arbeiter, von der Füllung der Diffuseure und von dem Zuckergehalt
der Rübe unabhängige Auslaugung bezwecken, konstruiert worden und erfüllen die
meisten derselben ihren Zweck in zufriedenstellender Weise. Eine neue Type, die
noch verschiedene Vorteile bietet, liegt von der Maschinenbau-Aktiengesellschaft vormals Breitfeld, Danek & Comp. in Prag vor. Die Wage arbeitet selbsttätig in der
Weise, daß bei stärkeren Säften mehr, bei schwächeren Säften weniger Saft von der
Diffusionsbatterie abgezogen wird. Nach der Beschreibung von BöhmOesterreichisch-Ungarische Zeitschrift für Zuckerindustrie und
Landwirtschaft 1909, S. 742. besieht die Wage (Fig. 6 und 7) aus
einem Eisenblechreservoir A, auf dem ein Ständer C ruht. An diesem Ständer balanziert ein doppelarmiger
Hebel D, dessen längerer Arm auf einem Draht einen
kugelförmigen Schwimmer E trägt, der in den Saft
taucht. Das andere Ende des Hebels trägt einen zylinderförmigen Schwimmer F, der teilweise ins Wasser gesenkt ist, das sich in
einem kleinen, an das Saftreservoir angenieteten Behälter G befindet. Ist das Reservoir voll mit Saft gefüllt, dann nimmt das
Gewicht des Tauchers E um das Gewicht der von ihm
verdrängten Flüssigkeit ab; da nun jetzt der zylinderförmige Schwimmer E schwerer wird als der Taucher E, so fängt auch er an, ins Wasser zu sinken, wodurch er gleichfalls an
Gewicht verliert. Die Dimensionen des Tauchers E, des
Zylinders F und des Behälters G sind so gewählt, daß der Zeiger H, der von
dem doppelarmigen Hebel D getragen wird, die Dichte des
Saftes in dem Augenblicke anzeigt, wenn der Taucher E
mit dem Zylinder E ins Gleichgewicht kommt. Dies ist an
der Skala I ersichtlich, die weithin sichtbar ist und
deren untere Zahlen die Dichte des Saftes in Graden Balling, die oberen Zahlen die Menge des Saftes in Kilogrammen bei der
betreffenden Dichte anzeigen. An dem Ständer C befindet
sich parallel zum Hebel D ein zweiter Hebel K, dessen längerer Arm einen Schwimmer L trägt, der mittels eines Gegengewichtes M teilweise ausbalanziert ist. Dieser Hebel K ist mit einer Vorrichtung verbunden, durch die das
Safteinlaßventil P sofort und selbsttätig geschlossen
wird, sobald das an der Skala I angegebene Saftquantum
erreicht wurde. Der Saftablaß erfolgt durch das Ventil S, Die beiden Ventile P und S sind mit derartig konstruierten Hebeln versehen, daß
man das Einlaßventil nicht früher öffnen kann, als bis das Ablaßventil geschlossen
ist, wodurch also in der Handhabung der Ventile ein Irrtum vollständig
ausgeschlossen erscheint. Die Arbeitsweise der Wage geht in folgender Weise vor sich: Auf das Signal
von der Diffusionsbatterie, daß der letzte Diffuseur eingebrüht ist, wird der Hebel
p des Einlaßventils P
so weit niedergedrückt, bis die an dem Gegenarm r
angebrachte Schaltklinke den abgeflachten Bolzen betätigt. Dadurch wird das Ventil
P geöffnet und der Saft fließt in den Behälter ein.
Der zufließende Saft hebt zuerst den kugelförmigen Taucher B, somit auch den Hebel D, wodurch der an dem
Hebel angebrachte Zeiger H ebenfalls in Bewegung kommt
und erst dann ruhig stehen wird, bis sich der Taucher E
und der Zylinder F, der in den Wasserbehälter
eintaucht, Gleichgewicht halten.
Textabbildung Bd. 326, S. 90
Fig. 6.Saftwage der Maschinenbau-Aktiengesellsch. vorm. Breitfeld, Danek
& Comp.
Diejenige Zahl an der Skala I,
auf welcher der Zeiger H stehen bleibt, zeigt die
Dichte des Saftes in Graden Balling an. Inzwischen
steigt das Niveau des Saftes im Behälter, erreicht den Schwimmer L, hebt denselben und bringt dadurch auch den Hebel K in Bewegung. Der Hebel K
hat einen Zeiger H, der dieselbe Bewegung antritt wie
sie der Zeiger H getan hatte. Das Saftniveau ist von
der Dichte und dem Gewicht des abzuziehenden Saftes abhängig, und es muß daher in
dem Augenblick, wo das Niveau die gewisse Höhe erreicht hat, das Einlaßventil P geschlossen werden. Dies geschieht selbsttätig, und
zwar in dem Augenblick, wo der Zeiger H den zweiten
Zeiger H deckt da der Bolzen die Schaltklinke frei läßt
und das Ventil P durch die Wirkung des Gegengewichts am
Ventilgegenarm sofort geschlossen wird. Es erfolgt hierauf das Ablassen des
abgezogenen Saftes, von dem durch die Angabe der beiden Zeiger sowohl die Dichte als
auch die Gewichtsmenge bekannt sind. Während des Ablassens rückt die Schaltklinke,
resp. die ganze Ausschaltvorrichtung in die ursprüngliche Lage selbsttätig zurück.
Falls die Temperatur der abzuziehenden Säfte sich gegen jene Temperatur, für welche
die Wage eingestellt wurde, ändert, so wird die Wage durch ein Korrekturgewicht am
Hebel D und eine Regulierschraube an dem Lineal R richtig gestellt. Ein Bild über die Arbeitsweise
dieser Wage in der Zuckerfabrik Wischau geben die nachfolgenden Zahlen. In
Wischau ist die Rohsaftwage für eine Diffusionsbatterie von 16 Gefäßen für je 90 hl
Inhalt konstruiert worden. Angenommene Füllung der Diffuseure 52 v. H = 4680 kg
Schnitzel. Normaler Abzug 110 v.H. Saft von 17° Bg = 5140 kg, bei einer
Safttemperatur von 30° C. Für diesen Fall werden die beiden Skalen, d.h. die
saccharometrische und die Kilogrammskala so gegeneinander verschoben, daß 5140 kg
mit 17°Bg korrespondieren. Die für diesen Abzug eingestellte Wage zieht dann bei
dünnerem oder dickerem Saft, entsprechend einer kleineren oder größeren Füllung, bei
schlechterer oder besserer Qualität der Rübe selbsttätig verhältnismäßig weniger
oder mehr ab. Aendert sich während der Arbeit die Füllung, so ist dann entsprechend
der Gewichtsabzug in Prozenten umzurechnen. Sollte aber bei dieser Einstellung der
Wage der Abzug für die Auslaugung der Schnitzel zu klein sein, muß dieser erhöht
werden, z.B. um 100 kg, d. i. also bei 17°Bg auf 5240 kg, so geschieht dies durch
Verschiebung des Korrektionslineals R auf 5240 kg,
wobei die Kilogrammskala gegen die saccharometrische Skala gleichzeitig so
eingestellt wird, daß die 5240 kg mit 17° Bg korrespondieren. Auf diese Weise kann
der Abzug innerhalb der Grenzen von 300 kg reguliert werden. Weiter steht der Hebel
K direkt mit einem Registrierapparat in Verbindung,
welcher die einzelnen Abzüge, deren Dichte und Größe, sowie auch die Zeitdauer genau
registriert, so daß durch eine einfache Umrechnung das Gewicht der in den Betrieb
gekommenen Trockensubstanz und jenes des Zuckers ermittelt werden kann. Zur
Kontrolle der Rohsaftwage auf ihre Richtigkeit und Verläßlichkeit hat Böhm Parallelmessungen des Saftes in der Weise
ausgeführt, daß er den Saft von der Saftwage in genau ausgemessene Meßgefäße
ablaufen ließ. Die Resultate waren geradezu ausgezeichnete, da die beobachteten
Differenzen nur ganz geringe waren und 0,8 Volumprozente niemals überschritten;
gewöhnlich hielten sie sich innerhalb der Grenzen von 0,1–0,3 Volumprozenten.
Textabbildung Bd. 326, S. 90
Fig. 7.Saftwage der Maschinenbau-Aktiengesellschaft vormals Breitfeld,
Danek & Comp.
Diese Resultate bieten die Gewähr, daß man einerseits stets
vor Zuckerverlusten in den ausgelaugten Schnitzeln, andererseits vor unnützer
Verdünnung des Saftes und damit vor der so kostspieligen überflüssigen
Wasserverdampfung in den Verdampfapparaten geschützt ist. Einen weiteren, ganz
besonderen Vorteil bietet die Rohsaftwage auch dadurch, daß die Diffusionsarbeit
selbst durch den Zeiger, der die Saftdichte anzeigt, einer strengen Kontrolle
unterworfen ist; Sieht man z.B., daß bei stets halbwegs gleichmäßigen Säften auf
einmal ein Saft um 1–2° Bg schwächer ist, so weiß man sofort, daß in der Batterie
durch schlechte Ventilstellung oder nicht genügendes Dichten der Ventile eine
Störung eingetreten ist.
HoffmeisterZeitschrift für Zuckerindustrie in Böhmen, 1910, S. 467.
berichtet über die Arbeit des in der ungarischen Zuckerfabrik Sarvár aufgestellten
Rübenschnitte-Dampftrocken-Apparates
„Imperial“, der durchwegs zufriedenstellende Resultate geliefert
hat. Der Apparat (Fig. 8), besteht aus einer
feststehenden, verdeckten mit Dampf geheizten Wanne und einem rotierenden
Heizsystem, daß in einen Vor- und einen Nachtrocknungsraum geteilt ist, in der
Weise, daß auf jener Seite, wo die Rübenschnitzel in den Apparat eintreten, keine
Heizrohre liegen, sondern das Heizsystem sich in der zweiten Hälfte des Rohrbündels
befindet. In den Vortrockenraum wird heiße Luft zwecks Entfeuchtung der
Rübenschnitzel eingeführt, während in der Nachtrocknung die Schnitzel durch den
Dampf fertig getrocknet werden. Der Trockenapparat ist in den Hauptteilen nicht aus
Eisenblech, sondern aus Gußeisen hergestellt, da dieses Material eine größere
Widerstandsfähigkeit gegen Druck und etwa vorhandene Säuren besitzt und daher eine
wesentlich längere Lebensdauer des Apparates gewährleistet Die Heizflächen sind
derart angeordnet, daß sie fortwährend von dem zu trocknenden Material neu bedeckt
werden. Durch die Einteilung des Apparates in den Vor- und Fertigtrocknungsraum wird
ein Verkleben der Heizfläche bei regelmäßigem Betriebe verhindert, indem die in den
Fertigtrocknungsraum eintretenden Schnitzel durch heiße Luft bis auf eine
Trockensubstanz von 40–45 v. H. vorgetrocknet werden. Neben der vorteilhaften
Bewegung des Trockengutes ist besonders auf eine günstige Dampfführung Rücksicht
genommen. Alle vom Dampf bestrichenen Flächen werden im Innern des Apparates vom
Trockengut berührt und außerhalb von der zur Trocknung erforderlichen Luft zwecks
Erwärmung bestrichen. Der Dampf tritt durch den rückwärtigen Hohlzapfen des
Rohrbündels in das Rohrsystem ein, geht durch starke, gußeiserne Rippenrohre, auf
denen die Transportschaufeln angebracht sind, in die zweite Stirnkammer des
Rohrbündels über, von wo er durch den zweiten Hohlzapfen samt Kondenswasser in die
hohlen, gußeisernen Wannenteile eingeleitet wird. Aus den gußeisernen Wannenteilen,
die untereinander durch Rohre verbunden sind, tritt der Dampf samt dem Kondenswasser
in die unter dem Apparat befindlichen Rippenheizrohre, aus denen das Kondenswasser
über einen Schwimmerkasten entweder in den Zentralautomaten oder durch einen
Kondenswasser-Rückleitungsapparat direkt in die Kessel gelangt. Die axiale
Einführung des Dampfes in das Heizsystem und der parallele Weg desselben mit der
Achse des Rohrbündels verursacht eine axiale Ausdehnung des Bündels, was namentlich
für den Kraftverbrauch von großer Wichtigkeit ist, da kein Spreitzen der Zapfen in
den Lagern vorkommen kann. Als zweites Trockenmedium wirkt heiße Luft und zwar
dadurch, daß infolge des durch den Holzschlot verursachten Zuges die Außenluft unter
den Apparat eintritt, sich an den Rippenheizröhren und an der äußeren Fläche der
gußeisernen Wannen anwärmt, so angewärmt durch drei geschloßene Kanäle in den
Vortrockenraum des Apparates strömt und mit Wasser gesättigt, durch den Holzschlot
ins Freie entweicht. Die Rübenschnitzel werden dem Apparat durch eine besondere
Aufgabevorrichtung, die von der Hauptwelle des Apparates mittels Ewartketten
angetrieben wird, zugeführt.
Textabbildung Bd. 326, S. 91
Fig. 8.Rübenschnitte-Dampftrocken-Apparat Imperial.
Die Umdrehungszahl der Aufgabevorrichtung kann durch Auswechseln der Kettenräder bei
ständiger Umdrehungszahl des Apparates derart geregelt werden, daß ein Ueberfüllen
ausgeschlossen erscheint und die Gleichmäßigkeit des Trockengutes gesichert ist. Von
der Aufgabevorrichtung in den Vortrockenraum gelangt, werden die Rübenschnitzel
durch stetes Heben mittels Schaufeln in einer innigen Berührung mit der heißen Luft
erhalten. Durch fortwährenden Nachschub und mittels Transportschaufeln nach vorne
getrieben, gelangen die Rübenschnitzel in den Fertigtrocknungsraum, werden von den
Transportschaufeln wieder erfaßt, gehoben, mehrmals an die Heizfläche geworfen und
schließlich zum Trockengutausfall befördert. Der Wasserdampf wird durch den
Holzschlot beseitigt, der zwecks Regulierung mit einer Drosselklappe versehen ist.
Die an der Antriebswelle im Vortrockenraum befindlichen Schlagkreuze haben die
Aufgabe, eine eventuelle Anhäufung der Rübenschnitzel zwischen den Schaufeln zu
verhindern. Der Apparat arbeitet kontinuierlich und seine Bedienung, die sich
eigentlich nur auf die Schmierung beschränkt, erfordert keinen besonders geübten
Arbeiter. Alle Apparatteile sind übersichtlich angeordnet und leicht zugänglich, ein
Umstand, der namentlich für die im Innern befindlichen Schrauben usw. von
Wichtigkeit ist. Der Trocknungsvorgang läßt sich während des Betriebes beobachten.
Die Ansprüche für die Aufstellung des Apparates sind sehr einfache, da ein fester
Fußboden oder zwei seichte Fundamentsockeln unter die Apparatfüße vollkommen
genügen. Die Leistungsfähigkeit des Apparates beträgt in 24 Stunden ungefähr
5000–5600 kg Trockenschnitzel mit ungefähr 10 v. H. Wassergehalt, was einer
täglichen Rübenverarbeitung von ungefähr 850–900 Meterzentner entspricht. Die
Hauptdimensionen des Apparates, der sich auch zur Trocknung von Rübensamen
vorzüglich eignet, sind: Länge ohne Aufgabevorrichtung 6750 mm, Breite 2450 mm, Höhe
3300 mm. Bei der Probearbeit in der Zuckerfabrik Sawár haben sich folgende Resultate
ergeben: Die von der Diffusionsbatterie kommenden nassen Schnitzel zeigten bei einer
Temperatur von 15,7° C eine durchschnittliche Trockensubstanz von 7,5 v. H. Diese
Schnitzel wurden hierauf nach der ersten Abpressung zerkleinert und mit einer
Trockensubstanz von 18,27 v. H. bei einer Temperatur von 63,4° C in den
Trockenapparat eingeführt. Beim Verlassen des Apparates zeigten die Trockenschnitzel
eine durchschnittliche Trockensubstanz von 89,56 v. H. und eine Temperatur von 80,3°
C. Die Leistung des Apparates betrug 5600 kg Trockenschnitzel in 24 Stunden, 600 kg
mehr als garantiert wurde. Auf 100 kg Trockenschnitzel mit einem Wassergehalt von
10,44 v. H. verbrauchte der Apparat 487,23 kg Dampf von 6 at Ueberdruck, wobei jene
Kalorienmenge, die das Kondenswasser in den Kesseln abgegeben und um die sich
der Dampfverbrauch niedriger stellen würde, nicht berücksichtigt wurde. Während der
Abpressung wurden die Schnitzel durch direkten Dampf von 6 at Ueberdruck angewärmt.
Der Dampf verbrauch in den Pressen betrug für 100 kg Trockenschnitzel 67,5 kg. Diese
Dampfmenge kann jedoch teilweise oder zur Gänze durch Einführung von heißem
Brüdenwasser in die Pressen erspart werden. Die Kondensationsverluste in der
Heizdampfleitung wurden mit 1,75 kg auf 100 kg Trockenschnitzel festgestellt. Durch
vorgenommene Indizierung der Betriebsmaschine wurde ermittelt, daß der
Trockenapparat, die Schnitzelpresse, die Zerkleinerungsmaschine für die
Rübenschnitzel, sowie die zu einem Apparat gehörigen Transportvorrichtungen zu ihrem
Antriebe ungefähr 20 PS erfordern. Unter der Voraussetzung, daß eine indizierte
Pferdestärke in der Stunde 15 kg Dampf verbrauchte, daß 20 v. H. davon in der
Maschine selbst, 80 v. H. als Rückdampf zu Kochzwecken in der Zuckerfabrik
ausgenutzt wurden, seilte sich in dem vorliegenden Falle der Dampfverbrauch für den
Antrieb auf 26 kg für 100 kg Trockenschnitzel. Der Gesamtdampfverbrauch,
einschließlich Pressen, Antrieb und Kondensverluste in der Heizdampfleitung, betrug
ungefähr 585 kg für 100 kg Trockenschnitzel.
(Fortsetzung folgt.)