Titel: | Gurtförderer für kontinuierliche Förderung von Stückgut. |
Autor: | W. Lehrmann |
Fundstelle: | Band 326, Jahrgang 1911, S. 118 |
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Gurtförderer für kontinuierliche Förderung von
Stückgut.
Von W. Lehrmann, Ingenieur,
Philadelphia, U. S. A.
Gurtförderer für kontinuierliche Förderung von
Stückgut.
Soll Stückgut zwischen mehreren an einer geraden Strecke liegenden Punkten
maschinell hin- und hergefördert werden, was z.B. in Speichern, in den
Versandabteilungen großer Warenhäuser usw. vorkommt, in denen Säcke, Pakete und
dergl. von und nach den verschiedenen Abteilungen ganz unregelmäßig hin- und
herzutransportieren sind, so handelt es sich darum, eine kontinuierlich arbeitende
Fördereinrichtung herzustellen, welche diese einzelnen Abteilungen miteinander
verbindet und bei denen das für betr. Abteilung bestimmte Gut jedesmal abgenommen
und zu förderndes aufgegeben wird.
Eine solche Förderung stellte man bisher durch zwei nebeneinanderliegende und in
entgegengesetzten Richtungen laufende Gurtförderer her, welche derart angeordnet
waren, daß das Fördergut an den Enden mittels Schurren von dem einen auf den anderen
Förderer aufgegeben wurde und somit eine kontinuierliche Förderung entstand.
Bei langen Förderstrecken werden solche Anlagen jedoch wegen der zwei erforderlichen
Gurtförderer recht teuer.
Diesem abzuhelfen hat nun die Jeffrey Mfg. Co. in
Columbus, Ohio, kürzlich einen Gurtförderer konstruiert, bei dem beide, also der
hin- sowohl als auch der zurücklaufende Gurt, in einer gemeinsamen wagerechten Ebene
liegen, und bei dem daher unter vorhin genannten Verhältnissen der zweite Förderer
durch den rücklaufenden Gurt des ersten ersetzt wird.
Die Bedingungen, welche beim Bau der nachfolgend beschriebenen Anlage zu erfüllen
waren, sind folgende:
In dem neuen, riesigen Warenspeicher der Firma Montgomery,
Ward & Co. in Chicago sollten Pakete und
Säcke mit kleinen Paketen (ähnlich den Postsäcken) von verschiedenen, in mehreren
Stockwerken gelegenen Abteilungen nach den in einem Stockwerk gelegenen
verschiedenen Versandabteilungen gefördert werden. Die Situation ist aus Fig. 1, welche schematisch die Gesamtanordnung
andeutet, zu erkennen.
An den Stationen 1 bis 5
der einzelnen Versandabteilungen soll das für die betr. Abteilungen bestimmte Gut
durch den an einer jeden Station befindlichen Bedienungsmann von Hand abgenommen,
eventl. anderes aufgegeben werden. Es ist z.B. bei a
ankommendes Gut nach 5, oder bei e ankommendes nach 1 oder
nach einer anderen Station zu fördern.
Wie schon aus Fig. 1 ersichtlich, werden die Pakete
von den einzelnen Stockwerken aus dem Gurtförderer mittels Spiralschurren zugeführt.
Diese Spiralschurren sind gewöhnlicher Konstruktion und in jedem Geschoß in
geeigneter Höhe offen, um Pakete usw. bequem einwerfen zu können.
Nachdem das Gut auf dem Gurt angekommen ist, wird es von diesem ununterbrochen
gefördert, bis es schließlich an seiner Bestimmungsstation abgenommen wird.
Das Band läuft natürlich entsprechend langsam, um das Fördergut übersehen zu können,
es dem Arbeiter also zu ermöglichen, die für eine Abteilung bestimmten Pakete usw.
erkennen und abnehmen zu können. Uebersieht er ein für ihn bestimmtes Stück, so
würde dieses weitergefördert werden, bis es schließlich dieselbe Station wieder
erreicht usw.
Textabbildung Bd. 326, S. 118
Fig. 1.
Soll Gut zwischen zwei Stationen des Stockwerkes, in welchem der Gurtförderer
arbeitet, also z.B. von 1 nach 5 oder von 4 nach 2 oder ähnlich gefördert werden, so wird es einfach von dem Arbeiter auf
den Förderer geworfen, und zwar der Einfachheit halber auf den in entsprechender
Richtung arbeitenden, um es nicht unnötig herumlaufen zu lassen. An der
Bestimmungsstation würde es wie die übrigen Pakete abgenommen.
Die verschiedenen Versandabteilungen, nach denen zu fördern ist, liegen an einer
Strecke von etwa 200 m Länge, weshalb zwei lange und somit teure Gurtförderer
erforderlich gewesen wären, wenn nicht, wie schon eingangs erwähnt, diese Aufgabe
durch Konstruktion eines einzigen, kontinuierlich fördernden Bandes gelöst worden
wäre.
Die Umführung des Gurtes an den beiden Enden der Strecke ist aus Fig. 2 zu ersehen.
Der Gurt 1 wird zunächst über die Gurtscheiben 2, 3 und
4 geleitet, deren Achsen sämtlich parallel denen
der Tragrollen
sind, dann aber erfolgt durch Stellung der Scheibe 5
unter 90° eine Verdrehung des Gurtes und Ableitung in senkrechter Richtung zur
bisherigen. In der Längsachse des rücklaufenden Förderers ist Gurtscheibe 6 ganz analog der Scheibe 5 aufgestellt und die Scheibe 7 wieder
parallel den Tragrollen entsprechend 4 angeordnet.
Durch Weiterführen des Gurtes 1 über diese Scheiben 6 und 7 ist ersterer nun
schließlich in die richtige Lage und Richtung des rücklaufenden Förderers gebracht
worden, welcher in zweckentsprechender Entfernung neben dem ankommenden liegt.
Gurtscheibe 4 dient als Antriebscheibe und wird mittels
zweier Stirnrädervorgelege von einem 3 PS-Motor angetrieben. Die Gurtgeschwindigkeit
beträgt nur etwa 47 m i. d. Min., um das Fördergut noch sortieren zu können. Die
Gurttrommeln 5 und 6 sind
zum Nachspannen des Gurtes in Lagern mit 600 mm langen Spindelspannvorrichtungen
gelagert.
Das Fördergut wird bei Scheibe 2 auf die Schurre 8 und von dieser bei 7
wieder auf den Gurt gegeben und nun in entgegengesetzter Förderrichtung weiter
transportiert. Am anderen Ende des Förderers geschieht die Umführung des Gurtes und
Uebernahme des Gutes genau in derselben eben beschriebenen Weise. Auch sind dort
dieselben Spannvorrichtungen und ein gleicher Antrieb eingebaut. Durch den
beiderseitigen Antrieb werden die hohen Spannungen, die beim einfachen Antrieb bei
dieser Konstruktion mit doppelter Förderrichtung im Gurt auftreten würden,
vermieden. Natürlich ist bei der Ausführung auf genau gleiche Tourenzahl der Motore
und gleiche Durchmesser der Gurtscheiben zu achten.
Auf den Strecken wird der Gurt alle 1,2 m von Tragrollen aus gezogenem Rohr von etwa
52 mm gestützt.
Als Fördergurt ist Balatagurt von etwa 700 mm Breite verwendet worden, welcher, um
das Abfallen von Paketen usw. zu verhüten, zwischen zwei Holzverkleidungen von etwa
250 mm Höhe läuft. An den Aufgabestellen unter den Spiralschurren sind besonders
hohe Holzverkleidungen angebracht, um ein sicheres Aufgeben des Gutes zu
gewährleisten. An den Stationen, an denen von Hand abgenommen werden soll, sind
zwischen den beiden Förderern Plattformen aus Holzkonstruktion vorgesehen; auf
diesen steht der betr. Arbeiter zur Bedienung beider Gurte, die er bequem übersehen
kann. Bei starkem Betriebe bedient er nur einen dieser Gurte, was ohne weiteres
angängig, da das Gut bei der kontinuierlichen Förderung jede Stelle passieren
muß.
Die Länge der Förderstrecke beträgt, wie bereits erwähnt, etwa 200 m in jeder
Richtung, demnach insgesamt etwa 400 m.
Textabbildung Bd. 326, S. 119
Fig. 2.
Zum Antrieb des 700 mm breiten Gurtes dienen zwei 3 PS-Motore.
Mittels der Spannvorrichtungen können Längenunterschiede des Bandes bis zu 2,4 m
ausgeglichen werden.
Die Anordnung, durch welche die kontinuierliche Förderung erreicht wird, hat die Jeffrey Mfg. Co. zum Patent angemeldet.
Die beschriebene Anlage ist bereits längere Zeit im Betriebe, und zwar zur
Zufriedenheit des Bestellers.
Irgend welche schädlichen Einwirkungen auf den Gurt, durch das Verdrehen desselben
hervorgerufen, haben sich bis jetzt nicht gezeigt.