Titel: | Die Beeinflussung des Reguliervorganges von seiten der durch die Wasserträgheit entstandenen Druckschwankungen. |
Autor: | R. Dubs, A. Utard |
Fundstelle: | Band 326, Jahrgang 1911, S. 135 |
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Die Beeinflussung des Reguliervorganges von
seiten der durch die Wasserträgheit entstandenen Druckschwankungen.
Von Dipl.-Ing. R. Dubs und Dr.-Ing. A.
Utard,
Zürich.
(Fortsetzung von S. 122 d. Bd.)
Die Beeinflussung des Reguliervorganges von seiten der durch die
Wasserträgheit entstandenen Druckschwankungen.
2. Die Bestimmung des
Schwungmomentes ohne Berücksichtigung der Druckschwankungen.
Soll in einem bestimmten Fall das zur Einhaltung eines vorgeschriebenen
Ungleichförmigkeitsgrades δ notwendige Schwungmoment
J ermittelt werden, so kann dies leicht mit Hilfe
der im vorigen Abschnitt abgeleiteten Gleichungen 7 bezw. 7' geschehen.
Es war:
n_m=n_a\,.\,+\frac{30\,M_1}{\pi\,.\,J}\,[a-b]^2\,.\,\frac{T}{2}
. . 7)
daraus:
J=\frac{30\,.\,M_1\,.\,[a-b]^2\,.\,T}{2\,.\,\pi\,.\,[n_m-n_a]}
Setzt man nun noch für
M_1=75\,.\,\frac{N_1}{\omega_1}=\frac{75\,.\,30\,.\,N_1}{\pi\,.\,n_1},
wo n1 = Drehzahl bei vollbelasteter Turbine, so folgt:
J=\frac{30^2\,.\,75\,.\,N_1\,[a-b]^2\,.\,T}{\pi^2\,.\,2\,.\,[n_m-n_a]\,.\,n_1}
. . 8)
Da die maximale Ungleichförmigkeit δm für Totalentlastung oder -Belastung auftritt, so
ergibt sich das maximal notwendige Schwungmoment Jm für a = 1, b = 0 oder a = 0 und b = 1 aus der obigen Beziehung 8 zu:
J_m=\frac{30^2\,.\,75\,.\,N_1\,.\,T}{2\,.\,\pi^2\,.\,{n_1}^2\,.\,\delta_m}
. . . . 9)
sofern man:
\frac{n_m-n_0}{n_1} bezw.
\frac{n_0-n_m}{n_1}=\delta_mn0 und n1 bedeuten nun die Drehzahlen zur Zeit t = 0 und t = T.
setzt.
Denkt man sich die totale Schwungmasse aller rotierenden Teile in einem Hohlzylinder
vom inneren Radius R1
und äußeren Radius R2
und dem Gewicht G konzentriert, so ist bekanntlich:
\left =\frac{G}{g}\,\left[\rho^2+\frac{1}{4}\,d^2\right]\mbox{
wo:}\right{{d=\frac{R_1-R_2}{2}}\atop{\rho=\frac{R_1+R_2}{2}}}
und g = 9,81 m/Sek.2
Man kann nun stets R1 und R2 so
wählen, daß \frac{1}{4}\,d^2 mit sehr guter Annäherung gegenüber
ρ2 vernachlässigt
werden darf; ebenso kann man dann
\rho=R=\frac{R_1+R_2}{2}= dem mittleren
Radius des Hohlzylinders annehmen und es folgt mit
R=\frac{D}{2} gesetzt:
J=\frac{G\,.\,D^2}{4\,.\,g} . . . . . 10)
Führt man nun diesen Ausdruck für J in Gleichung 9 ein,
so ergibt sich:
G\,.\,D^2=135000\,\frac{N_1\,.\,T}{{n_1}^2\,.\,\delta_m}Wenn man der Kürze halber Jm = J setzt, da nun keine Verwechslungen mehr zu
befürchten sind. . . 11)
welche Gleichung uns eine für die praktische Verwendung sehr
bequeme Beziehung zwischen dem maximal notwendigen Schwungmoment, der maximalen
Turbinenleistung N1,
der totalen Schließ- bezw. Oeffnungszeit T und dem
zugelassenen Ungleichförmigkeitsgrad δm darstellt.
Es ist bei der Anwendung von Gleichung 11 jedoch stets zu beachten, daß dieselbe nur
bei verhältnismäßig kleinen Ungleichförmigkeitsgraden δm einigermaßen genaue Uebereinstimmung
mit der Wirklichkeit ergibt.
Zur Ermittlung der Schwungmassen bei größeren Ungleichförmigkeitsgraden sollte
deshalb stets Gleichung 7' benutzt werden.
Es war:
{n_m}^2={n_a}^2+\left(\frac{30}{\pi}\right)^2\,.\,\frac{150\,N_1}{J}\,[a-b]^2\,.\,\frac{T}{2}
. 7')
daraus:
J=\frac{30^2\,.\,150\,.\,N_1\,[a-b]^2\,.\,T}{\pi^2\,.\,2\,.\,[{n_m}^2-{n_a}^2]}
. . 12)
Rechnet man wiederum das größte Schwungmoment Jm für totale Be- oder Entlastung, so ergibt sich für
dasselbe:
J_m=\frac{30^2\,.\,150\,.\,N_1\,.\,T}{\pi^2\,.\,2\,.\,[{n_m}^2-{n_1}^2]}
. . 13)
oder indem man für Jm den äquivalenten Hohlzylinder einführt, kann die
obige Gleichung unter Benutzung der Relation 10) auch in der Form:
G\,.\,D^2=270000\,\frac{N_1\,.\,T}{{n_m}^2-{n_1}^2} . .
14)
geschrieben werden. Wie in Abschnitt 1 nachgewiesen wurde,
gibt Gleichung 14 selbst bei relativ großen Ungleichförmigkeitsgraden eine sehr gute
Uebereinstimmung mit der Wirklichkeit. Sie dürfte deshalb als allgemeine Grundlage
zur Berechnung von Schwungmomenten sehr geeignet sein.
Bei kleineren Ungleichförmigkeitsgraden δm kann man
\delta_m=\frac{n_m-n_1}{n_1} und
n_1=\frac{n_m+n_1}{2}
setzen.
Dann ist:
2 • δm
• n12 = nm2
– n12
und dies in Gleichung 14 eingesetzt, ergibt:
G\,.\,D^2=135000\,.\,\frac{N_1\,.\,T}{{n_1}^2\,.\,\delta_m}
d.h. genau dieselbe Beziehung wie unter 11. Die Berechnung der
Schwungmassen kann in diesem Falle durch Wegschaffung der großen Zahlenwerte
noch etwas vereinfacht werden, indem man sich, wie in Fig.
5 dargestellt, für eine Reihe von Drehzahlen die jeweiligen Quotienten
q=\frac{135000}{{n_1}^2} berechnet und in einem Diagramm als
Funktion von n1
aufträgt. Ist dann in einem bestimmten Fall eine Drehzahl gegeben, so kann man sich
aus dem Diagramm rasch den zugehörigen Wert des Quotienten q entnehmen, der mit N1 • T multipliziert und
durch δm (als Bruch)
dividiert, das notwendige Schwungmoment liefert.
3. Die bei der Turbinenregulierung
auftretenden Druckschwankungen.
Die in der einschlägigen Literatur mehrfach behandelte Frage über den Verlauf und die
Maximalhöhe dieser Druckschwankungen bildete ebenfalls den Gegenstand eingehender
Untersuchungen in früheren Arbeiten derselben Verfasser.Allièvi-Dubs:
Allgemeine Theorie über die veränderliche Bewegung des Wassers in
Rohrleitungen. Julius Springen Berlin, 1909.
Utard: Die bei der Turbinenregulierung
auftretenden sekundären Erscheinungen, bedingt durch die Massenträgheit des
zufließenden Arbeitswassers. Dinglers Journal, Heft 26–33, 1909. Ferner sei
hingewiesen auf Braun: Druckschwankungen. Wittwer, Stuttgart, 1909.
Auf die dort erhaltenen Resultate fußend, soll nun der Einfluß untersucht werden, den
diese als Sekundärerscheinungen des Reguliervorganges aufzufassenden
Druckschwankungen wieder rückwärts auf die Turbinenregulierung ausüben. Die
vorliegende Arbeit schließt sich infolgedessen direkt an die früheren an, und soll
die praktischen Konsequenzen jener theoretischen Untersuchungen ziehen.
Zur Ermittlung des Verlaufes der Druckkurve während der Dauer der
Leitschaufelverstellung kommen in der Hauptsache zwei Methoden in Frage,Rateau:„Traité des turbo machines“ Paris, Dunod 1900. Prof. Rateaus Methode wurde von Prof. Pfarr bezw. vom Comte
de Sparre weiter ausgebildet und wird im folgenden kurz als Methode
von Pfarr bezeichnet werden. nämlich
die von Prof. A. PfarrPfarr: Die
Turbinen für Wasserkraftbetrieb, Kap. 21. Berlin 1907. bezw. vom
Comte de SpaneVier
Aufsätze in der Zeitschrift: La houille blanche-Grenoble. Sept. 1904, Mai
1905, Juli 1905, Sept. u. Dez. 1907. und ferner die von Ing. M. L. Allièvi.Bereits vorstehend angeführt.
Rateau, Pfarr und de Spane
lassen die Elastizität der Rohrwandungen und die Kompressibilität des Wassers
unbeachtet; nach ihrer Methode erhält man demzufolge gleichmäßig verlaufende Kurven,
die auch für verschiedene Anfangsbeaufschlagungen unter sich ähnlichen Charakter
haben.
Es sei:
C1
= maximale Durchflußgeschwindigkeit des Wassers in der Rohrleitung; diese tritt auf
bei der Beaufschlagung β = 1;
T = totale Schließ- bezw.
Oeffnungszeit;
L = totale Länge des
Zuleitungsrohres;
H0
= Gefällhöhe;
h = Druckhöhe beim Leitapparat,
berechnet ohne Berücksichtigung der Elastizitäten.
Dann ergibt sich nach der Methode von Pfarr und de Sparre das Maximum oder Minimum der
Druckschwankungen aus der Gleichung:
h_{max}=z\,.\,H_0=H_0\,\left[1+\frac{m^2}{2}\,\mp\,\sqrt{1+\frac{m^2}{4}}\right]s. a. Allièvi-Dubs
„Allgemeine Theorie usw.“ III. Kap. § 11 Gleichung 40 und § 11 bis,
sowie Anhang. . 15)
worin z=\frac{h}{H_0}=
verhältnismäßige Druckänderungen und
m=\frac{C_1\,.\,L}{g\,.\,H_0\,.\,T} ein Ausdruck, der alle
Betriebsdaten enthält.
Die Methode von Allièvi welche, mit Ausnahme der
Reibung, alle in Betracht kommenden Faktoren berücksichtigt, ergibt nach
vollständigem Oeffnen oder Schließen einen oszillatorischen Verlauf des Druckes. In
speziellen Fällen „siehe Allièvi-Dubs III. Kap. § 11
bis“ treten diese Oszillationen schon während des Verstellvorganges auf. Die
Periode der Oszillation ist 2 L/i, wo i die Fortpflanzungsgeschwindigkeit des Druckes in der
Rohrleitung bedeutet und aus der Beziehung:
\frac{1}{i^2}=\frac{\gamma}{g}\,\left[\frac{1}{\varepsilon}+\frac{1}{E}\,.\,\frac{d}{D}\right]
. . . . 16)
zu berechnen ist.
Hierin bezeichnet:
ε = Kompressibilitäts-Koeffizient
des Wassers.
E = Elastizitätsmoduls des
Rohrmaterials.
d = Wandstärke des
Zuleitungsrohres.
D = Durchmesser des
Zuleitungsrohres.
Wie in den früheren ArbeitenDa im folgenden des
öfteren auf die Gleichungen hingewiesen werden muß, die in den bereits
früher angegebenen Arbeiten der Verfasser abgeleitet wurden, so sollen im
folgenden der Kürze halber diese Arbeiten kurzweg mit
„Druckschwankungen“ (Utard) und
„Allgemeine Theorie“ (Allièvi-Dubs)
bezeichnet werden. der Verfasser abgeleitet wurde, beträgt das
äußerste Maximum der unter Berücksichtigung der Elastizitäten berechneten Druckhöhe
H (vergl. Druckschwankungen Gleichung 76) und
„Allgemeine Theorie“, 2. Teil, I. Kap. § 1, Gleichung XVIII).
Hmax =
H0 • zmax = H0 [ 1 + 2 m] . . 17)
Dieser maximale Druck tritt dann auf, wenn der Schließvorgang bei der Teilfüllung
\beta=\frac{2\,L}{i\,.\,T} beginnt und mit einer als konstant
anzunehmenden Schließgeschwindigkeit bei β = 0, d.h.
erst nach völligem Schluß endet.
Die gleichen Füllungen \left(\beta=\frac{2\,L}{i\,.\,T}\right)
ergeben auch das schnellste Ansteigen des Ueberdruckes bei fortwährend mit dem
Zeitabstand \frac{2\,L}{i} sich ablösenden Oeffnungs- und
Schließvorgängen. Es kann alsdann für jeglichen Wert von
m=\frac{L\,C_1}{g\,.\,H_0\,.\,T} bei genügend zahlreicher
Aufeinanderfolge solcher ungünstigster Verstellvorgänge die Druckhöhe 2 H0, d.h. ein Ueberdruck
gleich dem normalen Gefälle H0, erreicht werden. In diesem Falle gibt uns
nur das Maß der Wahrscheinlichkeit für das Eintreffen solcher aufeinanderfolgender
Oeffnungs- und Schließvorgänge einen Anhaltspunkt zur Bestimmung der Größe des bei
Berechnung der Rohrwandungen zu berücksichtigenden Maximaldruckes.
II. Die Berücksichtigung der
Druckschwankungen beim Reguliervorgange.
4. Der Einfluß der
Druckschwankungen auf nmax, d.h. auf die Schwankungen in der Tourenzahl.
Sobald wir den rückwärtigen Einfluß dieser Trägheitserscheinungen (d.h. der
Druckschwankungen) ins Auge fassen, so interessiert uns weniger der Verlauf der
Druckkurve als vielmehr die hierdurch bedingte Modifikation der
Leistungskurve.
Die nach den Methoden von Pfarr und Allièvi aus der Druckkurve entwickelte
Leistungskurve weicht ganz wesentlich von ihrer ideellen Form ab, welch
letztere bei konstanter Druckhöhe und linear variierendem Austrittsquerschnitt
(s. die früheren Voraussetzungen) ebenfalls linear verläuft. Infolge der
Massenwirkung des hinzufließenden Arbeitswassers nimmt nämlich die ausgeleitete
Arbeitsmenge keineswegs proportional zur Aenderung des Austrittsquerschnittes
ab, sie kann sogar in ungünstigen Fällen (lange Zuleitungsrohre und große
Rohrgeschwindigkeit) in den ersten Augenblicken des Schließens zunehmen, so daß
in diesen Zeitintervallen durch das Schließen eine der angestrebten gerade
entgegengesetzte Wirkung eintritt.s
„Allgemeine Theorie“, II. Kap., § 6.
Wir können somit die in den meisten theoretischen Untersuchungen über
Reguliervorgänge getroffene Annahme einer gleichmäßigen, d.h. proportionalen Ab-
und Zunahme der Arbeitsleistung oder der Drehmomente während der Dauer der
Leitschaufelverstellung, wie sie auch Gleichung 7 bezw. 7' zugrunde liegt, nicht
mehr beibehalten; wir müssen vielmehr für jeden Augenblick die Größe der
Arbeitsleistung resp. des von der Turbine entwickelten Drehmomentes aus
Kurvenaufzeichnungen entnehmen. Es ist daher nicht mehr möglich, die am meisten
interessierenden Größen nmax und tmax (das ist die Zeit, welche vom Beginn der Entlastung bis zur
größten Geschwindigkeit nmax verstreicht) auf rein analytischem Wege zu bestimmen und müssen
uns daher mit anderen Methoden zu behelfen suchen.
Der nächstliegendste Weg ist wohl der, daß man von der verhältnismäßig leicht zu
ermittelnden Leistungskurve der Turbine ausgeht, indem man die bereits im ersten
Abschnitt besprochene Annahme trifft, daß in der Nähe der normalen Tourenzahl
die Leistung mit veränderlicher Tourenzahl konstant bleibt.
Es sei ASa das
Arbeitsvermögen aller rotierenden Massen (Schwungrad, Turbinenlaufrad,
Transmissionsteile eventl. Arbeitsmaschine oder Rotor des Generators) vor dem
Wechsel an Kraftbedarf. Nun trete eine plötzliche Entlastung der Turbine von der
Leistungsentnahme a • L1 auf die Leistungsentnahme b • L1 ein (L1 = maximale Turbinenleistung in mkg/Sek. für
β = 1). Das Arbeitsvermögen der rotierenden
Massen wird sich dann nach Ablauf einer gewissen Zeit t auf einen gewissen Betrag AS geändert haben. Wir können alsdann für den
Schließvorgang folgende Ueberlegung anstellen:
In jedem Augenblick muß die Zunahme der lebendigen Kraft der Schwungmassen gleich
sein dem momentanen Betrag des infolge der plötzlichen Entlastung von der
Leistungsentnahme a • L1 auf b
• L1 überflüssig
gewordenen Arbeitsvermögens der Turbine. Dieses überschüssige Arbeitsvermögen
ist nun gleich der Differenz zwischen der vom Augenblick des Beginns der
Schließbewegung aus verrichteten Turbinenarbeit und der durch die
Belastungsmaschine gleichmäßig verbrauchten Arbeit b • L1 •
t. Während dieser letztere Ausdruck nach
Voraussetzung konstant, d.h. nur mit t variabel
ist, verändert sich der Wert des augenblicklichen Arbeitsvermögens der Turbine
andauernd, jedoch nicht mehr linear wie beim ideellen Reguliervorgang; da, wie
bereits umstehend erwähnt, bei der Ermittlung der L1-Kurve die veränderliche Druckhöhe
berücksichtigt werden muß.
Sobald nun diese Druckkurve bestimmt worden ist, läßt sich in jedem Moment die
betr. Turbinenleistung leicht berechnen.
Es ist:s.
„Druckschwankungen“, Gleichung 76. s. „Allgemeine
Theorie“, II. Kap., § 6, Gleichung 23.
L=\eta\,\frac{\gamma\,.\,q\,.\,C^2}{2\,g}=\frac{f\,.\,\gamma\,.\,C^3}{2\,g}\,\eta=q\,.\,\lambda\,.\,h\,.\,\eta
wo:
q = sekundl. ausfließende
Wassermenge in m3/Sek.,
C = Geschwindigkeit, welche der
totalen Druckhöhe beim Leitapparat entspricht,
f = Austrittsquerschnitt des
Leitapparates und
η = mech. Nutzeffekt der Turbine.
Es soll derselbe für alle Beaufschlagungen konstant angenommen werden,
entsprechend unseren Voraussetzungen.
Nach den Grundsätzen der Infinitesimalrechnung darf nun für jedes unendlich
kleine Zeitteilchen dt die aus dem Leitapparat
ausgeleitete Leistung konstant angenommen werden, und es wird somit in den
ersten t-Sekunden nach Beginn des Schließvorganges
vom Leitapparat ein Arbeitsvermögen von
\int\limits_0^t\,L\,.\,dt auf das Turbinenrad übertragen.
Während der gleichen Zeit wird durch die Arbeitsmaschinen ein Arbeitsvermögen
von \int\limits_0^t\,b\,.\,L_1\,.\,d\,t=b\,.\,L_1\,.\,t
verbraucht.
Nach unseren früheren Darlegungen gilt dann die Beziehung;
A_S-A_{S_a}=\int\limits_0^t\,L\,.\,d\,t-b\,.\,L_1\,.\,t
. . 18)
Hierin bedeutet \int\limits:0^t\,L\,.\,d\,t den Inhalt der
Fläche zwischen dem entsprechenden Stück der L-Kurve und der Abszissenachse.
Wenn ω die Winkelgeschwindigkeit aller rotierender
Schwungmassen ist, wobei angenommen wird, daß alle Teile und speziell auch der
Regulator im selben Augenblick dieselbe Winkelgeschwindigkeit besitzen, so läßt
sich die linke Seite von Gleichung 18 auch in anderer Weise schreiben. Es
ist:
A_S-A_{S_a}=J\,.\,\frac{\omega^2}{2}-J\,\frac{{\omega_a}^2}{2}
wo: ωa und ω bezw. na und n die Winkelgeschwindigkeiten bezw. Tourenzahlen
zurzeit t = 0 und t =
t bedeuten.
Es folgt:
A_S-A_{S_a}=\frac{J}{2}\,.\,\left(\frac{\pi\,.\,n}{30}\right)^2-\frac{J}{2}\,.\,\left(\frac{\pi\,.\,n_a}{30}\right)^2
oder:
A_S-A_{S_a}=\frac{J\,.\,\pi^2}{1800}\,[n^2-{n_a}^2] . .
19)
Damit geht Gleichung 18 über in:
n^2={n_a}^2+\frac{1800}{J\,.\,\pi^2}\,\left[\int\limits_0^t\,L\,.\,d\,t-b\,.\,L_1\,.\,t\right]
. 20)
oder, wenn man in der Klammer durch L1 dividiert,
folgt:
n^2={n_a}^2+\frac{1890\,.\,L_1}{J\,.\,\pi^2}\,\left[\int\limits_0^t\,\frac{L}{L_1}\,d\,t-b\,.\,t\right]
. 21)
Der Klammerausdruck bedeutet den Inhalt der ganz schraffierten Fläche in Fig. 6 (s. S. 122), während beim ideellen
Reguliervorgange, d.h. bei steter Proportionalität zwischen Turbinenleistung und
Oeffnung, nur das doppelt schraffierte Stück in Betracht kommen würde.
Für Fig. 6 sowie für sämtliche übrige Figuren
gilt das in dem früheren Aufsatz über Druckschwankungen unter Kap. II, 2 und 3
Gesagte (s. D. p. J. S. 418). Es ist speziell zu beachten, daß die Werte der
momentanen Turbinenleistung L und des
Wasserquantums q ebenso wie die augenblicklichen
Eröffnungen f des Leitapparates, nämlich f = β • f1, von der
Abszissenachse aus nach unten abgetragen sind. Hierdurch ergeben sich also
Schlußlinien, die von links unten nach rechts oben ansteigen, und
dementsprechend nach links abfallende Oeffnungslinien.
Diese Methode der Kurvenaufzeichnung hat den Vorzug, daß sie sich an die
Auftragsweise anschließt, die bei der Untersuchung von Regulierverhältnissen
allgemein im Gebrauch ist. Da nämlich beim indirekt wirkenden Regulator der
völligen Eröffnung der Leitschaufeln, also der Maximalleistung L1 der Turbine, bei
nicht kompensierter Rückführung die kleinste normale Geschwindigkeit entspricht
und umgekehrt dem Leerlauf die größte, so müssen die Werte der Leistungen und
die der Momente und der Füllungen nach unten hin aufgetragen werden, damit sie
in Einklang stehen mit einer im positiven Sinn aufgezeichneten n-Kurve.
Die Kurven der Druckhöhen und Austrittsgeschwindigkeiten des Arbeitswassers haben
jedoch die Zählrichtung von unten nach oben, d.h. in gewöhnlichem Sinne, wobei
allerdings die Abszissenachse um das den Größen L1 resp. f1 und q1 entsprechende Stück nach unten
verschoben ist, also bis zu der untersten wagerechten Linie in Fig. 6.
In vorstehender Fig. 6 ist die nach der Methode
von Pfarr ermittelte L-Kurve eingezeichnet. Die L-Kurve nach Allièvi hat mit der Pfarrschen die Eigenschaft gemein, daß sie in demselben Sinne von der
Schlußlinie abweicht. Zur Angabe ihres Verlaufes, welcher in jedem einzelnen
Falle verschieden ist, ist die Kenntnis der Größen m und L (L =
Rohrleitungslänge) sowie der Anfangsbeaufschlagung a und der Druckfortpflanzungsgeschwindigkeit i erforderlich. Im folgenden soll dann noch näher auf die Frage
eingegangen werden, welche Unterschiede bezüglich der L-Kurven und der Geschwindigkeitsschwankungen sich bei Anwendung
dieser zwei verschiedenen Methoden ergeben und welche von beiden in den
einzelnen Fällen am praktischsten anzuwenden ist.
(Fortsetzung folgt.)