Titel: | Polytechnische Rundschau. |
Fundstelle: | Band 326, Jahrgang 1911, S. 157 |
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Polytechnische Rundschau.
Polytechnische Rundschau.
Ueber die Periodenzahl für
Einphasen-Wechselstrombahnen.
Mit Rücksicht auf die Kommutierung wurde bei den ersten Einphasenbahnen im Jahre
1902/1903 von solchen Konstrukteuren, die mit Widerstandsverbindungen zwischen der
Ankerwicklung und dem Kommutator auskommen wollten, die Periodenzahl 15–16 mit
Rücksicht auf das Bürstenfeuer gewählt. Für Motoren mit Querfeldkommutierung wurden
dagegen 25 Perioden verwendet, da entsprechende Kraftwerke auch Strom für andere
Verbraucher liefern können. Denn für diese Periodenzahl lassen sich auch
Motoren ohne Kommutator wirtschaftlich und mit brauchbarer Drehzahl bauen; ferner
ist die Beleuchtung mit Glühlampen von 40–50 Volt und für Außenbeleuchtung selbst
mit Bogenlampen ausführbar. Für eine niedrigere Periodenzahl liegen diese
Verhältnisse dagegen wesentlich ungünstiger.
Was den Bahnbetrieb selbst anbetrifft, so steht hier in erster Linie der Einfluß der
verschiedenen Periodenzahlen auf die Kommutierung. Für diese kommt in einem
Wechselstrommotor erstens die auch bei Gleichstrommotoren vorhandene Stromwende-EMK
in Betracht, die der zu kommutierenden Stromstärke proportional ist. Sie kann durch
eine verteilte Kompensations- und Arbeitswicklung sowie durch ein Wendefeld, welches
von einer Hauptstromspule erzeugt wird, vernichtet werden, ohne daß die Periodenzahl
des Wechselstromes hierauf einen Einfluß hat.
Zweitens ist die den Wechselstrom-Kommutatormotoren eigene Kurzschluß-EMK vorhanden,
die von dem seine Richtung stetig wechselnden Hauptfelde herrührt. Auch diese kann
durch ein Wendefeld vernichtet werden, welches jedoch gegenüber dem Erregerstrom des
Hauptfeldes phasenverschoben sein und überdies mit zunehmender Drehzahl in der
Stärke geringer werden muß. Der Verfasser untersucht zunächst im allgemeinen die
Verhältnisse bei Motoren mit über dem ganzen Anker ausgebreiteten Querfeld und
Anlegen einer Spannung sowohl an den Anker als auch an eine gleichachsige
Ständerwicklung, und gelangt zu dem Schluß, daß zu jedem Verhältnis dieser beiden
Spannungen eine Geschwindigkeit vorhanden ist, für die die Kurzschlußspannung Null
wird und bei der der Wechselstrom-Kommutatormotor genau so gut kommutiert wie eine
kompensierte Gleichstrommaschine.
Außer den Maschinen, bei denen sowohl dem Ständer als dem Läufer Arbeitsspannungen
zugeführt werden, müssen noch solche Motoren unterschieden werden, bei denen
entweder der Läufer allein oder der Ständer allein Arbeitsströme aufnimmt. Bei allen
diesen Maschinen kann die Erregung am Läufer oder Ständer oder auch an beiden Teilen
erfolgen, und es können die entsprechenden Wicklungen oder Ankerbürsten in Reihe, im
Nebenschluß zu den Arbeitswicklungen oder an eine Außenspannung gelegt werden. Das
bereits vorhandene oder bei den Motoren, deren Arbeitsstrom dem Läufer zugeführt
wird, besonders hervorgebrachte verteilte Querfeld, sowie das in allen Fällen
anwendbare örtlich begrenzte Querfeld gestatten eine Kompensation der Kurzschluß-EMK
und damit eine Beseitigung des Bürstenfeuers in weiten Grenzen. Diese Mittel
versagen jedoch bei geringen Drehzahlen. Dort wirken nur die eingangs erwähnten
Widerstandsverbindungen, die zwar nicht wie das Querfeld die Kurzschluß-EMK
aufheben, sondern nur die Stärke des entstehenden Kurzschlußstromes herabdrücken.
Sie besitzen überdies den Nachteil, daß sie auch den Arbeitsstrom führen und daher
zu dauernden Verlusten Anlaß geben. Ein weiteres Mittel zur Verringerung der
Kurzschluß-EMK im Anlauf besteht darin, daß das Feld um 30–40 v. H. geschwächt wird.
Dies Mittel ist betriebssicherer als die Widerstandsverbindungen, hat jedoch
anderseits eine Verringerung des Anzugsmomentes zur Folge.
Es werden nun ein 15- und ein 25-Periodenmotor, die den gleichen Betriebsbedingungen
genügen sollen, miteinander verglichen. Der Motor für 15 Perioden muß mit 12 Polen,
der für 25 Perioden mit 20 Polen ausgeführt werden. Die Eisengewichte beider Motoren
sind ungefähr gleich; das Wicklungskupfer des ersteren ist größer und der zugehörige
Kommutator kleiner. Nutzeffekt, Erwärmung, Leistungsfaktor sind bei beiden gleich,
es bleiben als einziger wesentlicher Unterschied die größere Kommutatoroberfläche
und die erhöhte Bürstenzahl der 25-Periodenmaschine.
Bei den Stromerzeugern des Kraftwerkes ist zu berücksichtigen, daß bei niedrigeren
Periodenzahlen die die Wicklungen der Maschinen beanspruchenden Kurzschlüsse
heftiger werden, daß die geringere Polzahl und die dementsprechend größere
Polteilung die Maschinen gegen Stöße empfindlicher macht; auch Streuung und
Ankerrückwirkung und im selben Maße der Leistungsfaktor werden ungünstiger. Die
15-Perioden-Stromerzeuger werden daher um 30–20 v. H. schwerer als die für 25
Perioden; auch müssen in vielen Fällen die zu den ersteren gehörigen Dampfturbinen
mit kleineren Drehzahlen und dementsprechend schwerer und teurer gebaut werden.
Schließlich werden bei 15 Perioden die Transformatoren um 30–35 v. H. teurer
werden.
Ersparnisse können dagegen durch die Verringerung der Periodenzahl in der
Leitungsanlage erzielt werden. (Eichberg)
[Elektrotechnische Zeitschrift 1910, S. 623 bis 626.]
Pr.
Lokomotiv-Sandstreuer.
Sandstreuer, die durch Dampfejektoren betätigt werden, haben den Nachteil, daß die
Rohre durch Sand, der durch kondensierten Dampf angefeuchtet ist, verstopft werden.
Bei der Bauart Patent Kerr soll dies vermieden sein.
Bei diesem einfach gebauten Dampfejektor mündet das Dampfrohr senkrecht in das
Ausflußrohr des Sandbehälters ein. Der Dampfstrahl tritt aber durch eine kleine
Oeffnung in der Längsachse der Sandleitung aus. Im Dampfejektor ist ein
Entwässerungsventil eingebaut, durch das das Kondenswasser abfließen kann. Wenn der
Sandstreuer in Tätigkeit ist, wird dieses Ventil durch die Dampfspannung geschlossen
gehalten. Der Dampfejektor ist in ein ⊤-Stück der
Sandleitung eingeschraubt und besitzt ein sehr geringes Gewicht von etwa 1 kg, ist
als um 50 v. H. leichter als andere Bauarten. Dieser Sandstreuer kann auch mit
Druckluft arbeiten. Die Great Eastern Railway hat seit
18 Monaten viele solche Sandstreuer in Gebrauch und diese haben sich auch bei
ungünstiger Witterung und für starke Steigungen bestens bewährt. [Engineering 1910,
II, S. 30.]
W.
Elektro-Turbo-Lokomotive.
Die North British Locomotive Company, Glasgow, hat für
die Caledonian and North British Railway einen
eigenartigen Triebwagen gebaut, der durch eine Turbo-Dynamo angetrieben wird. Der
Dampfkessel befindet sich an dem einen, der Kondensator an dem anderen Ende des
Triebwagens. Der Wagen ruht auf zwei Doppeldrehgestellen mit je vier Achsen, von
denen zwei Treibachsen sind. Die Dampfturbine macht 3000 Umdrehungen i. d. Min. und
ist mit einer Dynamo direkt gekuppelt, die Spannung wird dabei je nach Bedarf von 0
bis 600 Volt reguliert und versorgt vier Serienmotoren mit Strom. Der Abdampf der
Dampfturbine geht in einen Strahlkondensator. Das Kondensat wird durch
Zentrifugalpumpen, welche durch Dampfturbinen angetrieben werden, in einen Kühler
gefördert, der sich an der Stirnseite des Wagens befindet. Durch den Kühler geht
somit ein starker Luftzug. Vom Kühler fließt das Wasser in die Vorratsbehälter
zurück. Der Luftstrom, der im Kühler vorgewärmt wird, wird mittels eines kleinen
Ventilators unter den Rost der Feuerbüchse geführt,
Die vier Elektromotoren können in Serie, in Serien-Parallelschaltung und in
Parallelschaltung entsprechend der verlangten Zugkraft den Motorwagen antreiben.
[Engineering 1910, II, S. 54.]
W.
Der Dampfmotorwagen von Sheppee.
Die Sheppee Motor Company in York baut Dampfmotorwagen,
die in technischer Hinsicht bemerkenswerte Einzelheiten aufweisen. Alle sich
bewegenden Teile, wie Differentialwelle, Luftpumpe usw., sind gut eingekapselt. Der
Rahmen des Untergestells besteht aus ∪-Eisen und hat
folgende Abmessungen: Länge des Rahmens 5 m, Breite 1,80 m, Radstand 3,40 m,
Spurweite 1,60 m, Höhe des untersten Gestellteiles über Erdboden 0,45 m.
In der Mitte des Untergestells ist der Motor angeordnet, er hat zwei liegende
doppeltwirkende Zylinder von 77 mm Bohrung und 120 mm Hub. Die Steuerung wird für
jeden Zylinder durch vier Ventile bewirkt. Die Kurbelwelle besteht aus
Chromvanadiumstahl; die Kurbelwellen- und Zapfenlager werden mit Druck geschmiert.
Von der Kurbelwelle aus wird mittels Stirnradübersetzung die Differentialwelle
angetrieben, von der aus durch zwei Seitenketten die Hinterräder betätigt werden.
Fig. 1 zeigt einen Schnitt durch die
Differentialwelle; das Differentialkreuz läuft auf einer in dem Kurbelkasten des
Motors gelagerten Welle; das eine große Kegelrad des Differentials ist mit dieser
Welle verkeilt, das andere sitzt fest auf einer Hülse, die auf der Welle läuft.
Welle und Hülse sind auf Kugeln gelagert, die Kraftübertragung von dieser mittleren
Welle zu den beiden seitlichen Kettenradwellen geschieht durch zwei Hülsen, welche
an beiden Enden innen verzahnt sind und in entsprechende Verzahnungen in
Kettenradwelle und Differentialwelle greifen. Die Kettenradwellen laufen ebenfalls
in Kugellagern; auf ihnen sind die Bremstrommeln befestigt.
Textabbildung Bd. 326, S. 158
Fig. 1.
Der Dampferzeuger (Fig. 2) ist ein sogen.
Blitzkessel, dessen untere vier Spiralen mit Draht umwickelt sind zur Versteifung
und zum Schütze gegen die Einwirkung der Flammen. Die Erbauerin schreibt diese
Kesseltype folgende Vorzüge zu:
1. Jede Art Speisewasser kann ohne Schaden für den Kessel verwendet werden.
2. Ein Gehalt von Oel im Speisewasser wirkt nicht schädlich, so daß das kondensierte
Wasser wieder zum Speisen benutzt werden kann; ein großer Vorteil in wasserarmen
Ländern.
3. Der Kessel kann nicht im gewöhnlichen Sinne explodieren; wenn die Röhren bei
Versuchen zu starkem Druck ausgesetzt werden, so platzen sie an einer Stelle und der
Dampf strömt aus der Bruchstelle aus, ohne daß weiterer Schaden entsteht.
4. Es kann praktisch jede Dampfpressung und jeder Grad von Ueberhitzung erhalten
werden, so daß ein Wechselgetriebe mit zwei Gängen, wie es oft bei Dampf wagen
angewandt wird, nicht nötig ist.
5. Der Kessel ist bei Brüchen usw. leicht zu reparieren, da die Kesselröhren geteilt
und auswechselbar sind.
Textabbildung Bd. 326, S. 158
Fig. 2.
Der Brenner ist vielflammig, der flüssige Brennstoff wird vorher in gasförmigem
Zustand übergeführt. Das Speisewasser wird dem Kessel durch eine besondere
doppeltwirkende Dampfspeisepumpe zugeführt, welche das Wasser gegen jeden Druck bis
70 at und bei jeder Temperatur bis 600° C fördert. Sie wird vom Führersitz aus durch
ein Drosselventil in Gang gesetzt und ist an der Außenseite des Untergestells
befestigt, wo sie leicht zugänglich ist.
In Anbetracht des hochüberhitzten Dampfes mußte der Schmierung besondere
Aufmerksamkeit zugewandt werden; hier wird die Schmierung bewirkt durch zwei
Oelpumpen, deren eine Oel für die Kurbelzapfen und Kurbelwellenlager liefert,
während die andere Oel zum Dampfdrosselventil führt, wo es sich direkt mit dem Dampf
mischt. Jede Oelpumpe hat zwei Plunger und gesteuerte Saugventile; beide Oelpumpen
erhalten ihren Antrieb von der Speisewasserpumpe. Zur Kondensation des Abdampfes
sind drei Kondensatoren vorgesehen, zwei am rückwärtigen Ende des Wagens und einer
ganz am Vorderende: der letztere ist gelenkig am Rahmen aufgehängt, so daß eine
geringe relative Bewegung ermöglicht ist. Wenn man Blitzkessel und sehr hoch
überhitzten Dampf verwendet, so ist es sehr wichtig die Dampftemperatur möglichst
konstant zu halten. Zu diesem Zwecke ist am Kessel ein langes dünnes ∪-Rohr einseitig befestigt; beim Durchströmen des Dampfes
wird das Rohr ausgedehnt und das freie Ende bewegt sich. Diese Bewegung wird durch
Hebelübersetzung auf den Zeiger eines am Führersitz angebrachten Zifferblattes
übertragen, so daß der Führer mit einem Blick die Dampftemperatur beurteilen und
Abhilfe schaffen kann.
Zum Vorwärmen des Speisewassers sind zwei Vorwärmer angeordnet; als Brennstoff dient
gewöhnliches Paraffin, das dem Brenner unter einem Druck von 3 bis 4 at zugeführt
wird. Der hierzu benötigte Luftdruck im Brennstoffbehälter wird erzeugt durch eine
kleine, von der Kurbelwelle angetriebene Luftpumpe, deren Gang vom Führersitz aus zu
regeln ist.
Der Wagen wurde für die Regierung in Natal (Südafrika) gebaut; er wurde mit zwei
auswechselbaren Wagenkasten geliefert, einer Plattform für Lastenbeförderung und
einer Char à Banc-Karosserie mit Sitzen für 18–20 Personen. Die Bereifung der
Stahlräder ist auswechselbar und normal Vollgummi, außerdem ist für sandige weiche
Wege eine Bereifung aus breiten Holzblöcken vorgesehen. [Engineering 1910, II, S.
762–764.]
Renold.
Die elektrische Stromversorgung in und um Portland,
Maine.
Durch die Uebernahme der gesamten Stromlieferung für das ganze Gebiet der 60000
Einwohner zählenden Stadt Portland, Maine, durch die Portland Electric Company, welche aus einer Vereinigung zweier früheren
Stromlieferungs-Gesellschaften hervorgegangen ist, hat die Versorgung dieser Stadt
und der benachbarten Städte Sanford und Springvale, Maine, eine bedeutende
Verbesserung erfahren. Der neuen Gesellschaft stehen ein Aushilfs-Dampfkraftwerk im
Inneren der Stadt sowie zwei an dieses durch doppelte Leitungen angeschlossene
Wasserkraft-Elektrizitätswerke außerhalb der Stadt zur Verfügung, deren Leistung bei
dem weit ausgedehnten Versorgungsgebiet wesentlich wirtschaftlicher ausgenutzt
werden kann als früher.
Das eine von den Wasserkraftwerken liegt bei Great Falls am Presumpscott River
und ist mit vier 500 KW Drehstromdynamos für 10000 Volt ausgerüstet, welche von je
zwei wagerechten, mit einem Gefälle von 12 m arbeitenden Wasserturbinen angetrieben
werden. Das Betriebswasser wird durch stählerne Druckleitungen zugeführt, deren
obere Mündungen in einem etwas weiter flußaufwärts gelegenen Staudamm liegen und mit
getrennten Absperrschützen versehen sind. Der Damm dient hauptsächlich zum
Aufspeichern des aus dem 11 km weiter oberhalb gelegenen Sebago Lake abfließenden,
der Sebago Power Company gehörigen Wassers. Die
Abflußmenge beträgt etwa 26 cbm i. d. Sek. Die doppelte Fernleitung durch die Stadt
Portland ist etwa 24 km lang und wird unmittelbar mit dem erzeugten Strom
gespeist.
Das zweite Wasserkraftwerk liegt am Saco River in der Nähe von West-Buxton. Hier ist
ein annähernd 90 m langer Staudamm angelegt, durch welchen ein mittleres Gefälle von
8,53 m gewonnen wird. Die mittlere Jahreswassermenge an dieser Stelle reicht für die
Erzeugung von 5741 PS aus, schwankt aber zwischen 1440 und 15967 PS, obgleich
bereits eine große Anzahl von Seen oberhalb zu Stauzwecken herangezogen sind. Die
Maschinenanlage des Werkes umfaßt vier Gruppen von je 750 KW. Die für 2300 Volt
gewickelten Stromerzeuger werden unmittelbar von wagerechten Morgan Smith-Doppelturbinen mit 1219 mm Laufraddurchmesser und gemeinsamen
Ablaufkrümmern angetrieben. Durch sechs 500 KW Transformatoren wird die Spannung auf
22000 Volt erhöht, und mit dieser Spannung wird der Strom 28 km weit nach der Grenze
von Portland übertragen, wo ebenso wie bei dem anderen Wasserkraftwerk die Spannung
auf 2500 Volt ermäßigt wird. Die im Inneren der Stadt gelegene Hauptverteilstelle
erhält somit nur verhältnismäßig niedrig gespannten Strom. Das Dampfkraftwerk
enthält insgesamt Maschinen für 2470 KW Leistung. [Electrical World 1910, II S. 1288
bis 1289.]
H.
Wasserdichtung des Betons.
Eine chemische Analyse der gangbarsten Dichtungsstoffe ergab bei den meisten als
wirksamen Hauptbestandteil Kaliseife (Schmierseife). Zielinski in Budapest prüfte den Einfluß der Kaliseife auf die
Wasserdichtigkeit an einer 9 cm starken Betonplatte aus feinkörnigem Stampfbeton mit
400 kg Zement auf 1 cbm Beton und 120 l Wasserzusatz, die noch mit einer 1 cm
starken Zementmörtelschicht 1 : 3 verputzt war. Das verwendete Wasser enthielt
Kaliseife in einer Menge von 3–4 kg für 1 cbm Beton. Die Betonplatte erwies sich bei
eingetretenem Hochwasser als vollständig wasserdicht. Dieser Versuch wird durch
einen anderen der Firma Fodor és Reisinger bestätigt,
die ein im Wasser schwimmendes Hohlgefäß aus Seifenbeton herstellte. Bei geglätteter
Oberfläche betrug die Eindringungstiefe des Wassers nur 1–2 cm, bei durch
Meißelschläge aufgerauter Oberfläche etwa 1 cm. Im übrigen war der Beton vollständig
dicht und lufttrocken. (Schick.) [Beton und Eisen 1911,
S. 15.]
Weiske.
Die zulässige Druckbeanspruchung des Stampfbetons.
Nach einem Runderlaß des Preuß. Ministers der öffentlichen Arbeiten vom 8. Dezember
1910 ist die zulässige Druckbeanspruchung des Stampfbetons für ruhende Last
höchstens zu ⅕ der Druckfestigkeit nach 28tägiger Erhärtung anzunehmen. Bei Stützen
und Pfeilern ist diese Beanspruchung mit zunehmendem Verhältnis von Höhe zur
kleinsten Dicke zu vermindern nach folgender Zusammenstellung:
h/l
1 : 1
5 : 1
10 : 1
k
⅕
1/10
1/20
der Druckfestigkeit.
Zwischen werte sind geradlinig einzuschalten. Zugspannungen im Beton sind bei der
Berechnung der größten Kantenpressungen unberücksichtigt zu lassen, [Beton u. Eisen
1911, S. 1.]
Weiske.
Herstellung von dehnbarem Wolfram.
Läßt man ein feinverteiltes Gemisch von Wolfram und
Nickel zusammensintern, so erhält man eine Wolfram-Nickellegierung, welche sich walzen und zu feinen Drähten ausziehen
läßt. Die Legierung von 90 v. H. Wolfram und 10 v. H.
Nickel ist besonders brauchbar, zumal wenn sie bis 1510° in einer
Wasserstoffatmosphäre erhitzt ist.Nickel
schmilzt bei 1485°. Den Legierungen mit wenig Nickel kann dieses
durch genügend hohes Erhitzen im Vakuum wieder entzogen werden. Die Temperatur, bei
der das Nickel wegdampft, liegt unterhalb des Schmelzpunktes der Legierung, so daß
man auf diesem Umwege Fäden aus Wolfram für Glühlampen
durch Ziehen herstellen kann.Auch ohne solchen
Umweg läßt sich Wolfram zu Fäden ziehen, sofern
es nur vollkommen chemisch rein ist.
[Nach D. R.-P.-Anmeldung, S. 25336, Kl. 40 b.]
K. A.
Verwendung von Nickelstahl im Brückenbau.
Vor etwa 20 Jahren hat sich der Uebergang vom Schweißeisen zum Flußeisen vollzogen;
heute ist man bemüht, für Brücken großer Spannweite ein dem Flußeisen noch
überlegenes Konstruktionsmaterial zu schaffen. Dies kann geschehen durch Zusatz von
Nickel, Vanadin usw. oder durch allgemeine Verwendung von Siemens-Martin-Stahl höherer Festigkeit, auch Elektrostahl, für Formeisen,
Stabeisen, Bleche usw. In Amerika machte man bereits im Jahre 1903 solche Versuche,
in Deutschland gebührt das Verdienst, zuerst Nickelstahl als Konstruktionsmaterial
für ganze Brücken vorgeschlagen zu haben, der Gutehoffnungshütte. Für ihre ersten Versuche im Jahre 1908 gewann sie
sofort die Unterstützung der Behörden, so des Eisenbahnbauamtes in Essen, das ihr
den Bau einer kleinen Eisenbahnbrücke von 31,5 m Stützweite nächst Oberhausen als
erstes Bauwerk übertrug. Diese Brücke ist nicht nur die erste Brücke, sondern wohl
überhaupt das erste Bauwerk in Deutschland, das ganz aus Nickelstahl besteht. Dieses
Material wurde von demselben Werk auch bei dem Bau der großen Schwebefähre über die
Hafeneinfahrt der Kaiserl. Werft in Kiel und bei der Hüttenbahnbrücke über den
Rhein-Herne-Kanal in der Nähe von Oberhausen verwendet. Der von der Gutehoffnungshütte hergestellte Nickelstahl enthält
2–2,5 v. H. Nickel und hat 56–65 kg/qmm Festigkeit. Von den Behörden ist für dieses
Material eine um 60 v. H. höhere Beanspruchung als für gewöhnliches Flußeisen
gestattet worden.
Weiter kommt als hochwertiges Material für den Brückenbau in erster Linie Siemens-Martin-Stahl höherer Festigkeit sowie
Elektrostahl in Betracht. Chromstähle werden für Brücken schon seit langen Jahren
benutzt, so bei den Bogengurten der alten, in den Jahren 1870–74 erbauten
Mississippibrücke in St. Louis, deren Material rund 70 kg Festigkeit hat. Heute
ersetzt man in den Konstruktionsstählen das Nickel teilweise durch das etwas
billigere Chrom. Vanadiumstähle sind sehr teuer, da 1 kg Vanadin 46–50 M kostet, und
finden daher nur für Sonderzwecke, wie Panzerbleche, Anwendung. Für Brückenglieder ist eine
Legierung notwendig, die neben Nickel und Chrom nur ganz geringe Mengen Vanadin
enthält; aber trotzdem ist das Material noch etwa doppelt so teuer als Nickelstahl.
Im Brückenbau sind jedoch solche Stähle ebenso wie Stähle mit Zusatz von Titan,
Kobalt und Kupfer bisher noch nicht zur Verwendung gelangt. (F. Bohny.) [Chem. Zeitg. 1910, S. 1359.]
Dr. S.
Die Wirkung des Staubes geteerter Straßen auf das Auge.
In der letzten Zeit sind von Automobilisten häufig Klagen erhoben worden, daß der
Staub geteerter Straßen stärker reizend auf die Augen wirkt als der nichtgeteerter
Straßen. Mangels zuverlässiger Angaben hierüber in der Literatur haben die Verfasser
vergleichende Tierversuche mit dem Staub nicht geteerter und mehr oder weniger
geteerter Straßen angestellt. Diese Versuche, über die die Verfasser vor der „Académie des sciences“ berichteten, hatten
folgendes Ergebnis: Der Staub nichtgeteerter Stadtstraßen, der auf dem Boden oder
aus der Atmosphäre gesammelt war, hatte bei Kaninchen keinerlei nachteilige Wirkung.
Bei geteerten Straßen ist die Wirkung des Staubes abhängig von dem Alter der Teerung
und dem Zustand der Teerdecke. Auch die Dämpfe, die aus frischen Teerdecken
entweichen, kommen hierbei in Betracht, besonders bei Automobilrennen auf frisch
geteerter Bahn und bei heißer Jahreszeit. Der Staub solcher Straßen, die vor
längerer Zeit geteert worden waren und deren Teerschicht schon mehr oder weniger
verschwunden war, erregte nur eine leichte Entzündung der Augenliderbindehaut. Wenn
aber die Teerdecke der Straßen noch gut erhalten war, erzeugte der Staub viel
schwerere Verletzungen. In noch höherem Maße war dies der Fall, wenn der Staub
künstlich durch Pulverisieren der Straßendecke von früher geteerten Straßen
hergestellt war. Es zeigte sich dabei deutlich, daß die schädliche Wirkung um so
größer war, je reicher an Teer das Staubgemisch war. Bei den Versuchen mit reinem
Steinkohlenteer waren die Verletzungen weniger schwer als bei Anwendung von
teerreichem Staub, weil hier die mechanische Reizung des Auges durch die
Staubpartikelchen und die Infektion durch die in ihm enthaltenen Mikroorganismen
ausgeschlossen war. Als dritter und wichtigster Faktor bei der Entstehung von
Augenentzündungen durch den Staub geteerter Straßen kommt noch die chemische Wirkung
der Teerbestandteile auf das Auge, und zwar eine kaustische und eine toxische, in
Betracht. Die Infektion durch die Mikroorganismen wird natürlich durch die
vorhergehende chemische und mechanische Reizung noch begünstigt. Da indessen die
Straßenteerung andererseits wesentlich zur Vernichtung der Bakterien beiträgt, da
ferner die hier experimentelll hervorgerufenen Augenerkrankungen beim Menschen nur
selten beobachtet werden konnten, ist gegen die Straßenteerung, wenn sie technisch
richtig ausgeführt wird, von diesem Standpunkt aus nichts einzuwenden. (Truc und Fleig.) [Comptes rendus t. 151, 1910, S.
593–596.]
Dr. S.