Titel: | Untersuchungen an Lamellensenksperrbremsen. |
Autor: | A. Bergmann |
Fundstelle: | Band 326, Jahrgang 1911, S. 230 |
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Untersuchungen an
Lamellensenksperrbremsen.
Von Dipl.-Ing. A. Bergmann.
(Fortsetzung von S. 194 d. Bd.)
Untersuchungen an Lamellensenksperrbremsen.
Versuchseinrichtung.
Die Versuchseinrichtung sollte den bei ausgeführten Hebezeugen vorkommenden
Verhältnissen entsprechen. Maßgebend sind:
I. Das Verhältnis der an der Bremse angreifenden Kraftmomente, nämlich das Verhältnis
des Lastmomentes zu dem Moment der Massenkräfte, die hervorgerufen werden durch das
Beschleunigen oder Verzögern der Last und der rotierenden Triebwerksteile, die
zwischen Brems- und Lasttrommel welle liegen (z.B. Lasttrommel, Vorgelege usw.).
Diese beiden Momente stehen im Gleichgewicht mit den Momenten an der Bremse und im
Gewinde der Bremsschraube.
II. Die Drehgeschwindigkeiten der Bremswelle.
Zwecks Bestimmung zahlenmäßiger Vergleichswerte sei angenommen, der 25 t-Kran
von F. Krupp, Zeitschrift des Vereins deutscher
Ingenieure 1903, S. 149 sei mit einer Senksperrbremse ausgerüstet; die Bremse sitze,
wie üblich, entweder auf der Motorwelle oder auf der Welle des I. Vorgeleges (vom
Motor aus gerechnet); die Last werde gesenkt und dabei in irgend einem Augenblick
durch das Bremsmoment um 1 cm./Sek.2 verzögert.
Aus den Angaben in der Zeitschrift d. V. d. I. ergibt sich:
I. Anordnung der Bremse auf der Motorwelle; (zwischen Brems- und Lasttrommelwelle
drei Vorgelege). x = Lasttrommelhalbmesser + ½
Seildicke =
\frac{71,6}{2}+\frac{3,4}{2}=37,5\mbox{ cm;}
Uebersetzung1 : n
(lose Rolle – 1 : 2,drei Vorgelege zwischen Brems- und
Last-trommelwelle – 1 : 153,5;
η = Wirkungsgrad des Getriebes
zwischen Last und Bremswelle = 0,65;
J = Trägheitsmoment der rotierenden
Teile, bezogen auf die Bremswelle = 31,3 kg Sek2 • cm;
a = Lastverzögerung = 1 cm/Sek2;
e = entsprechende Winkelverzögerung
der
Bremswelle =a\,.\,\frac{153,5\,.\,2}{37,5}=8,18\,\frac{1}{\mbox{Sek.}^2}
Lastkg
an der Bremse wirksames Moment der
Verhältnisdes
Last-momenteszumMoment derMassenkräfte
Last=\frac{L\,\eta\,x}{n}kgcm
Massenkraftder
Last=\frac{L}{g}\,.\,\eta\,.\,a\,\frac{x}{n}kgcm
Massen-kraft derrot. Teile= J •
ekgcm
SummederMassen-kräftekgcm
6000
477
0,48
256
256,5
1 : 0,538
12000
955
0,97
256
257,0
1 : 0,269
25000
2000
2,02
256
258,0
1 : 0,129
II. Anordnung der Bremse auf der Welle des I. Vorgeleges; (zwischen Brems- und
Lasttrommelwelle zwei Vorgelege).
x = Lasttrommelhalbmesser + ½
Seildicke =37,5 cm;
Uebersetzung1 : n
(lose Rolle = 1 : 2;zwei Vorgelege zwischen Brems- und
Last-trommelwelle = 1 : 30,7;
η = Wirkungsgrad des Getriebes
zwischen Last und Bremswelle
=\frac{0,65}{0,9}=0,72;
J = Trägheitsmoment der rotierenden
Teile bezogen auf die Bremswelle = 72,8 kg Sek.2/cm;
a = Lastverzögerung = 1 cm/sek.2;
e = entsprechende Winkelverzögerung
der Bremswelle
=a\,.\,\frac{30,7\,.\,2}{37,5}=1,63\,\frac{1}{\mbox{Sek}.^2}
Lastkg
an der Bremse wirksames Moment der
Verhältnisdes
Last-momenteszumMoment derMassenkräfte
Last=\frac{L\,\eta\,x}{n}kgcm
Massenkraftder
Last=\frac{L}{g}\,\eta\,.\,a\,.\,\frac{x}{n}kgcm
Massen-kraft derrot. Teile= J •
ekgcm
SummederMassen-kräftekgcm
6000
2650
2,7
118,8
121,5
1 : 0,0458
12000
5300
5,4
118,8
124,2
1 : 0,0234
25000
11000
11,25
118,8
130,0
1 : 0,0119
Es verhält sich also das Lastmoment zum Moment der Massenkräfte:
I. bei Anordnung der Bremse auf der Motorwelle wie
1 : 0,538 bis 1 : 0,129;
II. bei Anordnung der Bremse auf der Welle des ersten Vorgeleges
wie
1 : 0,0458 bis 1 : 0,0119,
vorausgesetzt, daß man wenigstens ¼ der Tragkraft
ausnutzt.
Der zweite Vergleichspunkt sind die Drehgeschwindigkeiten der Brems welle. Der bei
dem 25 t-Laufkran verwendete Hubmotor arbeitet normal beim Heben der Volllast mit
400 Umdr. i. d. Min. und entwickelt dabei 27 PS. Nach einem Katalog der A. E. G., Berlin, für Hebezeugmotoren steigert ein
derartiger Motor (Type W. D. 23,5; 500 Volt; normal 26,7 PS bei 400 Umdr. i. d.
Min.) bei der größten zulässigen Entlastung bis auf 10 v. H. des normalen
Drehmoments seine Umdrehungszahl auf 852 Umdr. i. d. Min. Die Bremswelle des 25
t-Kran würde also machen
I. bei Anordnung der Bremse auf der Motorwelle 400–852 Umdr. i.
d. Min.;
II. bei Anordnung der Bremse auf der Welle des ersten
Vorgeleges (Zwischenvorgelege 1 : 5) 80–170 Umdrehungen i. d. Min.
Schließlich ist zu entscheiden, ob man der Konstruktion des Versuchsapparates die
unter I. – Anordnung der Bremse auf der Motorwelle – oder die unter II. – Anordnung
der Bremse auf der Welle des ersten Vorgeleges – angegebenen Vergleichswerte
zugrunde legen soll. Gewählt wurde die Anordnung der Bremse auf der Welle des ersten
Vorgeleges, da die geringeren Drehgeschwindigkeiten dieser Bauart bei der kleinen
zur Verfügung stehenden Senkhöhe eine bessere Beobachtung des Senkvorganges
ermöglichten.
Textabbildung Bd. 326, S. 231
Fig. 7.
Die konstruktive Durchbildung des Versuchsapparates (Fig.
7) zeigt Fig. 8–10. Hierbei schiebt sich abweichend von der Konstruktion (Fig. 1–2) beim Lüften
und Schließen der Bremse die Welle W seitlich hin und
her, nicht wie bei Fig. 1–2 das Lastritzel. Die Hin- und Herbewegung erfolgte nämlich schnell, und
da bei der Versuchsanordnung das Ritzel als Lasttrommel diente, so würde sich ein
schiefer Seilzug ergeben haben, der seine seitliche Richtung rasch wechselte und
dadurch Anpressungsdruck und Bremsmoment beeinflußte. Ganz ließ sich der schiefe
Seilzug zwar nicht vermeiden, da das Seil von der Trommel aus über eine fixe Rolle
lief. Diese Ablenkung ging aber ganz allmählich vor sich, betrug höchstens ± 0,5°
und war daher ohne merkbaren Einfluß auf die Bremse.
Die Bremswelle trägt an einem Ende eine leicht auswechselbare Feder F, die das Bestimmen des Anpressungsdruckes und des
Reibungsmomentes der Bremsscheiben ermöglichen und zugleich dazu dienen soll, die
Wirkungsweise elastisch abgestützter Bremsen zu untersuchen. Die Feder F stützt sich auf der einen Seite gegen die mit dem
Flansch E1 verbundene
Riemenscheibe H, auf der anderen gegen die auf der
Welle sitzende Mutter M mit Gegenmutter, so daß der
Anpressungsdruck des gesamten, zwischen Lasttrommel und Feder liegenden
Scheibensystems von der Federspannung abhängig ist und gemessen werden kann. Ein
geringer Spannungsverlust entsteht allerdings dadurch, daß die Feder F die Welle in seitlicher Richtung mitbewegen und dabei
Reibungswiderstände in dem Lager Q und in der Bohrung
der Riemenscheibe H überwinden muß. Bei guter
Schmierung sind
diese Reibungen so klein, daß sie bei der Größe der übrigen Kräfte vernachlässigt
werden können.
Für die Feder F kamen drei verschieden starke Federn zur
Verwendung.
1. Feder Nr. 1; eine Längenänderung von 1 cm entspricht einer Spannungsänderung von
32,9 kg; die Feder drückt sich von Anfang an vollkommen gleichmäßig zusammen.
2. Feder Nr. 2; von 10 kg Belastung an erfolgt die Spannungsänderung nahezu, von etwa
20 kg an ganz regelmäßig; es ist zu rechnen: die ersten 0,425 cm = 22,58 kg; von da
an 1 cm = 61,6 kg.
3. Feder Nr. 3; von 10 kg Belastung an erfolgt die Spannungsänderung nahezu, von 15
kg an ganz regelmäßig; es ist zu rechnen; die ersten 0,25 cm = 17,15 kg; von da an 1
cm = 105,9 kg.
Die mit dem Abschleifen der letzten Federwindung verbundene Querschnittsverringerung
war die Ursache des anfangs schneller erfolgenden Zusammendrückens der Federn;
sobald die abgeschliffenen Windungen sich an die benachbarten ungeschwächten
angelegt hatten, blieb die Spannungsänderung proportional zur Längenänderung.
Ein mit der Welle W verbundenes Schreibzeug trägt die
jeweilige Federspannung auf eine durch ein Uhrwerkbetriebene Trommel fortlaufend
auf.
Der Versuchsapparat soll normal mit zwei Sperrscheiben S1 und S2 und der Lamellenscheibe E3 arbeiten. Alle drei Scheiben sitzen bei
freier Längsverschiebbarkeit auf der verlängerten Lasttrommel. Die beiden
Sperrscheiben sind zudem frei drehbar, während die Scheibe E3 durch Feder und Nut mit der Lasttrommel
auf Drehung gekuppelt ist. Damit die Sperrklinke sich stets einlegen kann,
verhindert ein Mitnehmerstift N ein gegenseitiges
Versetzen der beiden zweizähnigen Sperrscheiben. Der Stift N ist in die Scheibe S2 eingeschraubt und greift mit Spiel in ein Loch der
Scheibe S1 ein, so daß
sich die Sperrscheiben beim Festhalten und Senken der Last ohne Vermittlung des
Mitnehmerstiftes N auf die Sperrklinke stützen.
Will man mit einer Sperrscheibe arbeiten, so nimmt man
die Scheiben S2 und E3 heraus, schiebt die
Lasttrommel gegen den Flansch E1 vor und füllt den Raum zwischen Lasttrommel und
Stellring T mit Zwischenstücken aus.
Um das Verhältnis des Lastmoments zum Moment der Massenkräfte verändern zu können,
lassen sich auf die Lasttrommel zwei Arme aufsetzen und auf diesen Schwunggewichte
in verschiedenen Stellungen anbringen; die Größe der Last kann dann unverändert
bleiben. Bei einer Senkverzögerung von 1 cm/Sek2
wird für die Versuchsbremse:
x = Lasttrommelhalbmesser + ½
Seildicke = \frac{6,5}{2}+\frac{0,3}{2}=3,4\mbox{ cm;}
1 : n = Uebersetzung; lose Rolle = 1 :
2;
η = Wirkungsgrad = 0,91 (aus Versuchen
bestimmt);
J = Trägheitsmoment der rotierenden
Teile, bezogen auf die Bremswelle, je nach der Stellung der Schwunggewichte = 0,163
bis 5,74 kg/Sek2/cm;
a = Lastverzögerung = 1 cm/Sek.2;
e = entsprechende Winkelverzögerung
der Bremswelle
=a\,.\,\frac{2}{3,4}=0,59\,\frac{1}{\mbox{Sek}.^2}
Demnach ist bei der Versuchseinrichtung – verglichen mit dem genannten 25 t-Kran
– die untere Grenze mit 1 : 0,00216 bedeutend überschritten und die obere mit 1 :
0,0447 gerade erreicht.
Textabbildung Bd. 326, S. 232
Fig. 8.
Lastkg
an der Bremse wirksames Moment der
Verhältnisdes
Last-momenteszumMoment derMassenkräfte
Last=\frac{L\,\eta\,x}{n}kgcm
Massenkraftder
Last=\frac{L}{g}\,.\,\eta\,.\,a\,.\,\frac{x}{n}kgcm
Massen-kraft derrot. Teile= J •
ekgcm
SummederMassen-kräftekgcm
50
77,5
0,079
0,096bis3,38
0,17bis3,46
1 : 0,00226bis1 : 0,0447
Der Antrieb erfolgt beim Anheben an der auf die Welle aufsetzbaren Handkurbel, beim
Senken entweder an der Handkurbel oder, nachdem diese abgenommen, von der
Vorgelegewelle des Motors aus, der die Arbeitsmaschinen des Laboratoriums für
mechanische Technologie der technischen Hochschule Aachen, wo die Versuche
ausgeführt wurden, antreibt. Die Motorbewegung wird mittels eines 6 m langen
Baumwolltreibriemens auf die mit einer Ausrückvorrichtung versehene vierstufige
Rolle U und von dort durch einen gekreuzten Lederriemen
auf die Riemenscheibe H übertragen. Die Welle W ist mit langer Führung durch diese durchgesteckt und
bei freier Längsverschiebbarkeit durch Feder und Nut mit ihr auf Drehung gekuppelt.
Für die Bremswelle waren vier verschiedene Geschwindigkeiten vorgesehen und diese im
Entwurf zu 75, 100, 130 und 190 Umdr. i. d. Min. angenommen; bei späteren Messungen
unmittelbar an der Bremswelle ergaben sich 76, 107, 139 und 196 Umdr. i. d. Min.
Dies entspricht wieder den Umdrehungszahlen der Bremswelle des 25 t-Kranes, die bei Einbau einer
Bremse auf der Welle des ersten Vorgeleges 80–170 Umdr. i. d. Min. betragen
würden.
Textabbildung Bd. 326, S. 233
Fig. 9.
Textabbildung Bd. 326, S. 233
Fig. 10.
Das Ganze ist zu ebener Erde auf ein kräftiges Holzgerüst montiert. Das Lastseil ist
mit einem Ende an der j Decke des Versuchsraumes befestigt und über eine lose,
die Last tragende und eine an der Decke aufgehängte zweite Rolle zur
Lasttrommel geführt.
Die Untersuchung zerfällt in zwei Hauptabschnitte: Anheben der Last und nachfolgendes
Festhalten und Senken der Last und nachfolgendes Festhalten.
(Fortsetzung folgt.)